Antiheld

Tekst
Autor:
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Antiheld
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Antiheld

Inhalt

Impressum

Widmung

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Absinth hat einen Traum …

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Epilog

Epi-Epilog

Impressum neobooks

Impressum

ANTIHELD

I. Tame

Copyright: © 2015 I. Tame

Bildnutzung: Panther Media GmbH (feedough), (balaikin)

Alle Rechte sind vorbehalten. Dieses Buch ist ausschließlich für den Käufer lizensiert. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe in jeder Form ist illegal und stellt eine Verletzung des Internationalen Copyright-Rechtes dar. Somit werden diese Tatbestände strafrechtlich verfolgt und bei Verurteilung mit Geld- und/oder Haftstrafen geahndet. Dieses eBook darf nicht illegal verliehen oder an andere weitergegeben werden. Kein Teil dieses Werkes darf ohne die ausdrückliche Genehmigung des Autors Dritten zugänglich gemacht oder reproduziert werden.

Dies ist eine frei erfundene Geschichte. Namen, Figuren, Plätze und Vorfälle obliegen der Fantasie des Autors bzw. sind reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Ereignissen oder Schauplätzen sind vollkommen zufällig.

Die Abbildung auf dem Innentitel und der 1. Umschlagseite dient nur darstellerischen Zwecken. Die abgebildete Person ist ein Model.

Einem meiner Besten gewidmet.

17 Jahre

Du fehlst mir so!

Voyage, voyage … et jamais ne reviens

Hilflos deine Zähne nagen

Lauter Dinge sinnlos sagen

Und auf dich fallen voller Gier.

In deinem Körper zu versinken

Deine Lippen leer zu trinken

Und dann verdursten wie ein Tier.

Du … ich liebe dich

(Aus ‚Ich liebe dich‘ von Stephan Sulke)

Luca ist müde. Suchend schweift sein Blick über die Landschaft. Schön ist es hier. Sanfte grüne Hügel, hier und da ein Waldstück. Dazwischen die obligatorischen Rapsfelder. Da drüben lugt die Spitze eines kleinen Kirchturmes zwischen bunten Dächern hervor. Schwarze und rote Dachpfannen wechseln sich ab. Der noch sanfte Sonnenschein des Frühjahres taucht alles in unwirklichen Frieden. Ja, die Umgebung gefällt Luca. Hier könnte er sich eine Weile verkriechen.

Spontan hatte er die Ausfahrt auf der Autobahn angesteuert. Sein Bauchgefühl schien ihn mal wieder nicht getrogen zu haben. Jetzt nähert er sich einem Ortsschild: Loewenherz. Der Name gefällt ihm. Er lächelt, als er ein kleines Industriegebiet passiert und vor dem Ortskern einen großen Kreisverkehr überquert.

Hier seh‘ ich mich mal um, denkt er zufrieden. Ja, ein friedliches Städtchen. Hier findet mich Joey nicht. Der denkt doch, ich könnte ohne ihn keinen Schritt mehr tun. Wenn der wüsste, wie sehr ich die Arbeit mit ihm momentan hasse!

Mit leicht zitternden Händen streicht sich Luca einige lange Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er ist wirklich total erschöpft und unterzuckert. Ich muss dringend was essen, sonst klapp‘ ich zusammen. Wie auf Befehl parkt vor ihm ein Auto aus und Luca nimmt den Parkplatz für sich in Anspruch. Hier beginnt die übersichtliche Innenstadt von Loewenherz. Dreißig Meter weiter erspäht er das Werbeschild eines Cafés: Eine fliegende Kaffeebohne. Wunderbar. Sein Magen knurrt rebellisch, während er seinen komfortablen Volvo abschließt. Ein ‚Quiek-Quiek‘ ertönt, als er ihn per Funk verriegelt. Inzwischen ist ihm dieses Geräusch peinlich. Wie in einem billigen amerikanischen Actionfilm. Ist noch gar nicht lange her, da fand er sowas cool. Und er musste ja nur einen Piep von sich geben, dann rannte Joey los und kümmerte sich um alles.

Das hat vorerst ein Ende, denkt Luca entschlossen, als er mit einer automatischen Geste nach seinem Zopf im Nacken greift, um das Gummiband festzuziehen. Die dunklen dicken Haare verdankt er seinen italienischen Vorfahren. Meistens bändigt er sie als locker sitzenden Zopf im Nacken.

In der Familie seiner deutschen Mutter sind alle recht hochgewachsen. Gott sei Dank hat Luca daher die durchschnittliche Statur eines deutschen Mannes: Einsachtzig. Wäre er ausschließlich nach der Familie seines Vaters geraten, hätte das bedeutet: Einssiebzig und drunter. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm vor.

 

Seine italienische Verwandtschaft rief ihn als Kind oft ‚Angelo‘. Denn er war einfach ein Engel. Und das, obwohl er weder blonde Haare hat, geschweige denn blaue Augen. Im Gegenteil. Lucas Augenfarbe ist dermaßen dunkel, dass sie im richtigen Licht fast schwarz erscheint. Seine schmalen Gesichtszüge zeichnen sich durch hohe Wangenknochen und sanft geschwungene Lippen aus. Dazu die dichten dunklen Wimpern … und schon steht da ein kleiner Engel. Na ja, jetzt steht da natürlich ein großer Engel. Und momentan wohl eher ein müder Engel mit dunklen Ringen unter den Augen. Seine Gesamterscheinung zieht unter normalen Umständen sofort viele Blicke auf sich. Ein Begleitumstand, der Joey von Anfang an gefiel. Es war nicht das Wichtigste im Geschäft, aber natürlich sehr förderlich.

Seine Jacke schmeißt Luca gähnend auf die Rückbank. Es ist angenehm, lediglich in Jeans und Shirt herumzuspazieren. Ein kontrollierender Griff an seine Gesäßtasche. Portemonnaie dabei; alles klar.

‚Café Bohne‘. Luca lächelt. Nett!

Jetzt dürfte es ungefähr 10:00 Uhr sein. Das Café ist gut besucht, doch Luca ergattert einen gemütlichen Platz an der vorderen Fensterfront. Der Korbstuhl knirscht als er sich ziemlich fertig fallen lässt. Helle fröhliche Farben und gemütliche Sitzgruppen machen den Charme des Cafés aus. Die Wände verzieren Original-Zeichnungen aus Buntstift, Aquarell und Öl. Das Thema Kaffee steht natürlich immer im Mittelpunkt. Ein strubbeliger Blondschopf nähert sich freundlich lächelnd.

„Hallo und herzlich willkommen. Gefallen dir die Bilder? Die hat ein Freund gemalt. Sind alle zu verkaufen.“

Luca lächelt. „Sie gefallen mir wirklich sehr gut, doch eigentlich möchte ich lieber ein Frühstück.“

„Na klar! Was darf’s denn sein?“

Luca sieht zu ihm empor. „Tja, ich weiß nicht … Kaffee und … viel … von allem!“

Der junge Typ lacht. Sein fröhliches Wesen scheint die Stimmung der Gäste automatisch anzustecken.

„Verstehe!“, grinst er schließlich. „Wir stellen was Schönes für dich zusammen.“

In diesem Moment antwortet Lucas Magen für ihn. Ein langgezogenes tiefes Knurren ertönt. Beide Männer lachen.

„Ich geh‘ ja schon“, flachst der Blonde, während er sich bereits abwendet. „Uschi!“, ruft er in den hinteren Bereich des Cafés. „Ein großes Frühstück, bitte! Und beeil dich! Hier sitzt ein knurrendes Raubtier am Fenster.“

Lachend lehnt sich Luca zurück und schließt die Augen. Schön, vormittags einfach mal irgendwo in einem Café zu sitzen. Keine Termine, kein Leid anderer, kein Joey, der ihn vor sich her schubst. Inzwischen verbindet Luca allein Joeys Stimme mit Hetzerei, Gedrängel und Stress. Wahrscheinlich ist das ein wenig ungerecht. Doch der sich im Sonnenschein entspannende Mann am Fenster dieses kleinen gemütlichen Cafés bringt seinen Manager momentan nur noch mit unangenehmen Dingen in Verbindung.

„So, hier ist schon mal dein Kaffee. Du siehst echt fertig aus.“ Ganz selbstverständlich duzt ihn der Kellner. Das fällt Luca erst jetzt auf; doch es gefällt ihm. Dadurch fühlt er sich ein wenig zu Hause. Leise klimpernd wird eine kleine Kanne, die Tasse sowie Milch und Zucker vor Luca aufgebaut.

„Ich bin ziemlich lange gefahren.“ Das stimmt zwar nicht ganz, aber Luca hat nicht vor, seine Lebensgeschichte zu erzählen.

„Hast du noch eine weite Fahrt vor dir? Dann kann ich dir was für unterwegs vorbereiten lassen. Uschi macht tolle Baguettes.“

Luca lächelt. „Nein, danke. Eigentlich überlege ich, eine Weile zu bleiben. Gibt’s hier ein nettes kleines Hotel oder eine Pension?“

Der Kellner nickt. „Klar, gibt’s hier auch. Aber wenn du etwas länger bleiben möchtest hätte ich eine andere Idee, die für dich viel preiswerter wäre. Ein Kumpel hat gerade ein Zimmer zur Untermiete frei. Schöne Wohnung in einem Altbau. Da hättest du dein eigenes Zimmer; zwar nicht riesig, aber für eine kurze Zeit ideal. Soll ich mal nachfragen, ob das noch frei ist?“

Luca nickt glücklich. „Super Idee.“

„Mika! Raubtierfutter ist fertig!“, ruft eine Frauenstimme aus dem Hintergrund.

„Komme!“, lacht er.

Eine halbe Stunde später hat Luca alles verputzt was an Essbarem vor ihm aufgebaut wurde. So üppig hat er schon lange nicht mehr gefrühstückt. Üblicherweise isst er morgens lediglich eine Banane oder einen Apfel. Na ja, oft fehlt ihm einfach die Zeit; außerdem verputzt er Obst mit Leidenschaft. Egal! Das Frühstück gerade war echt super.

Befriedigt lässt er sich in die Polster seines Stuhles zurücksinken, während er genüsslich immer mal wieder an seinem Kaffee nippt.

„Wie ich sehe, hat es dir geschmeckt“, wird er von der Seite angesprochen. Mika steht grinsend neben ihm, ein Handy in der Hand.

„Darf ich?“, fragt er höflich, während er auf den gegenüberliegenden Stuhl deutet.

„Natürlich“, antwortet Luca schnell und setzt sich gerade hin.

Während er sich niederlässt, wählt der Kellner bereits. Einen Moment lang lauscht er. Dann zieht ein breites Grinsen über sein Gesicht.

„Ich bin’s … Mika. Hi, Jackson. Hab‘ ich dich geweckt?“

Gemurmel auf der anderen Seite. Mika verzieht feixend das Gesicht.

„Du fauler Sack. Wir haben fast Mittag und du liegst immer noch in den Federn … ach so … die Muse hat dich gestern Nacht geküsst. So so, besagte Muse würde ich gerne mal kennenlernen. War wahrscheinlich wohl eher Abs, der dich geküsst hat.“, ärgert er die Stimme am anderen Ende und lacht fröhlich.

„Hör‘ mal“, unterbricht der den lautstarken Protest, der auch für Luca gut zu hören ist. „Ist dein Zimmer noch frei? Ich hab‘ hier jemanden, der Interesse hätte, es zu mieten … Ja? … Super!“

Er zeigt Luca einen erhobenen Daumen.

„Wieviel willst du dafür? … Wie, ist mir egal?! Du musst doch eine Vorstellung davon haben, was du an Miete haben willst.“

Jetzt nickt Mika ergeben und verzieht dabei den Mund. „Ja, ja, ist ja schon gut. Ich weiß, du MUSST überhaupt nichts. Dann solltest du vielleicht besser direkt mit …“

Jetzt blickt er fragend über den Tisch.

„Luca“, souffliert dieser leise.

„… ihm reden; Luca heißt er. Er kommt gleich mal vorbei, okay? Gut. Nichts zu danken. Ciao.“

Immer noch lachend drückt der Blonde das Gespräch weg. „Ich schreibe dir die Adresse auf. Ist aber leicht zu finden. Zwei Querstraßen weiter. Das Haus liegt in einer ruhigen Seitenstraße. Wenn du ein paar Meter an der Hausnummer vorbei fährst, siehst du einen kleinen Parkplatz. Da ist meistens was frei.“

Zufrieden lehnt sich Luca zurück. „Das hört sich toll an, Mika. Und entschuldige, dass ich mich bei dir noch nicht richtig vorgestellt habe. Luca Denero.“ Er hält Mika seine rechte Hand entgegen.

„Mika Sundberg“, erwidert dieser, während er sie ihm lächelnd schüttelt.

Nachdem er gezahlt hat, verlässt Luca leise summend das Café. Er hat ein wirklich gutes Gefühl bei der Sache. Loewenherz wird vorerst sein neuer Unterschlupf. Gemächlich schlendert er zu seinem Auto.

Mika blickt ihm eine Weile hinterher, während er gedankenverloren mit dem Daumen seiner linken Hand über die rechte Handinnenfläche reibt. Es kribbelt ihn da irgendwie.

Die Adresse war wirklich leicht zu finden. Luca steht vor dem Eingang eines wunderschönen Altbaus. Die hellblaue Fassade lässt das Gebäude aus den angrenzenden Häusern hervorstechen. Dazu die weiß abgesetzten Mauersteine mit verspielten Steinornamenten um die großen halbrunden Fenster … wirklich sehr schön.

„So, jetzt bei Green klingeln. Hier! Jackson Green!“, murmelt er gedankenverloren.

Entschlossen drückt Luca auf den Knopf. Außer dem Namen Green befinden sich noch zwei weitere Namensschilder an der Klingelanlage. Und schon surrt der Türöffner.

Luca drückt die schwere hölzerne Eingangstüre auf und steht in einem für Altbauten typischen großzügig bemessenen Treppenhaus. Mosaike verzieren den Boden und eine breite dunkle Holztreppe führt am Ende des Eingangsflures in die erste Etage.

Doch bevor der Suchende überlegen muss, ob er nun die Treppe erklimmen soll oder nicht, bemerkt er die geöffnete Eingangstüre der Erdgeschosswohnung.

Vorsichtig nähert sich Luca.

„Komm rein!“, ruft jemand aus dem Hintergrund. „Nur keine Scheu. Ich zieh‘ mich gerade an.“

Folgsam überschreitet Luca die Schwelle und schließt die Wohnungstüre hinter sich.

Neugierig schweift sein Blick umher. Er liebt die hohen Decken; das Flair, das so ein Altbau ausstrahlt. Der knarzende Dielenboden gehört natürlich auch dazu. Doch so schön die Wohnung auch ist, sie scheint recht minimalistisch eingerichtet zu sein. Das karge Interieur wird ihr irgendwie nicht gerecht. Zu kahl, zu lieblos. Im Flur hängt lediglich ein riesiger Spiegel mit schwarz lackiertem Holzrahmen. Luca kann es nicht beschwören, doch das Teil sieht antik aus. Ebenso der unglaublich riesige Leuchter an der Decke. Außer einigen verzierten Garderobenhaken aus Messing und einem Schlüsselboard nah am Eingang ist der Flur jedoch leer. Jetzt tut sich was in einem der abzweigenden Zimmer.

„So!! Sorry, dass du warten musstest. Ich bin auf dem Sprung und musste mich noch anziehen!“

Jetzt erscheint die zur Stimme gehörende Person. Lucas Augen weiten sich kurz, kaum merklich. Jemanden mit einem solch exotischen Äußeren sieht er selten.

Vor ihm steht ein Typ, den Luca auf Mitte Zwanzig schätzt. Er ist so groß wie er selbst, doch damit erschöpfen sich auch schon die Gemeinsamkeiten. Er ist sehr hellhäutig und hat breite Wangenknochen; viel herbere Gesichtszüge als Luca. Volle Lippen pressen sich momentan verbissen aufeinander. Und er hat … blaue Haare. Dunkelblaue Haare, um genau zu sein. Sie strubbeln um seinen Kopf herum als hätte er nach dem Aufstehen noch keine Zeit gehabt, sich zu kämmen. Wenn das gewollt ist, hat er seinen Out-Of-Bed-Look gut hinbekommen. Doch instinktiv ist sich Luca sicher: das ist dem Typen scheißegal. Er trägt eine enge Lederhose und ein Shirt. Jetzt hüpft er gerade auf einem Bein herum, weil er mit einem klobigen Motorradstiefel kämpft. Endlich – an einem unterdrückten Ächzen zu erkennen – scheint sein Fuß den Kampf gegen das enge Leder gewonnen zu haben. Tief atmend stampft er noch einmal mit dem Fuß auf und stemmt dann die Hände in die Hüften. Im diffusen Licht und dem Flair dieser Altbauwohnung wirkt seine Erscheinung sehr fremdartig.

„Hi! Ich bin Jackson. Und du bist Luca …?“

„Luca Denero! Hallo!“, ergänzt der Besucher.

„Schön!“, erwidert Jackson und wirkt dabei ein wenig abgelenkt. „Und du willst das Zimmer? Sieh‘s dir an. Ist direkt neben meinem.“

Er deutet auf die übernächste Türe. Zurückhaltend geht Luca in die angedeutete Richtung. Ein Blick in den Raum und er ist mehr als zufrieden. Groß, hell, luftig. Ein schönes Einssechziger Bett mit Metallrahmen, ein gemütlicher Sessel in einer Ecke, ein kleiner Tisch, eine Kommode und ein schmaler Schrank. Trotzdem bleibt genügend Platz, um sich zu bewegen.

„Toll“, kommentiert er strahlend. „Ich würde es sofort nehmen.“

„Wieso ‚würde‘?“, fragt sein Vermieter, während er Reißverschlüsse und Schnallen seines schweren Schuhwerks schließt.

„Ääh …“ Luca weiß nicht so recht was er antworten soll. Jetzt tritt Jackson zu ihm in das Zimmer.

„Du willst es doch, oder?“, fragt er nach.

„Mhmm!“, bestätigt Luca.

Jackson grinst breit. „Na, dann ist ja alles klar.“

Endlich sehen sie sich in die Augen und Luca kann es nicht verhindern. Er starrt Jackson an. Fast bleibt ihm der Mund offen stehen. Was ist das denn? Faszinierend.

Sein zukünftiger Mitbewohner scheint davon nichts mitzubekommen. Er schaut sich noch einmal im Zimmer um. „Prima … Luca! Dann ist alles klar, oder?“, wiederholt er sich. Ist er nervös? Seine Finger zupfen ständig an seinem Shirt herum.

Luca nickt.

„Okay! Dann auf gutes Zusammenwohnen oder wie sagt man? Wegen der Kohle sprechen wir später, ja? Ich muss jetzt weg.“

„Oh, ich wollte dich nicht von einem Termin abhalten!“ Luca hebt beschwichtigend die Hände. „Ich kann auch später wiederkommen …“

„Was denn?“, fragt Jackson während er in den Flur schlendert. „Ist doch alles klar. Und du hältst mich von keinem Termin ab. Aber wenn ich jetzt nicht bald eine Runde auf meinem Bock drehe, flipp‘ ich aus. Richte dich doch einfach schon mal ein. Wir können ja später noch in Ruhe reden. Ein Zweitschlüssel hängt vorne am Haken. Bis gleich.“

 

Er wirft sich eine dicke Lederjacke über und greift nach seinem Helm, der in einer Ecke vorne an der Haustüre liegt.

Luca kann es nicht fassen. „Du lässt einfach einen Fremden alleine in deiner Wohnung zurück?“

Jetzt zieren sexy Grübchen das kräftige und offene Gesicht des Vermieters. Sein Lachen ist ansteckend. Im Türrahmen dreht er sich nochmals um.

„Wenn du irgendwas findest, für das du mehr als zehn Euro in der Pfandleihe bekommst, sag‘ mir Bescheid. Ich hab‘ nämlich schon versucht, sämtlichen Scheiß von mir zu versetzen. Alles was ich besitze, wollte sonst niemand haben. Viel Glück!“

Er klimpert mit seinem Schlüssel, winkt kurz und verlässt die Wohnung. Bevor er jedoch die Türe vollends zuzieht streckt er noch einmal den Kopf durch den Spalt. „Aber Finger weg von Lucy!“ Ein weiteres Grinsen und er ist endgültig weg.

Von jetzt auf gleich steht Luca alleine in der fremden Wohnung. Er zweifelt immer noch an dem, was er gerade erlebt hat. Wie ist dieser Typ nur drauf? Und wer ist Lucy? Eine Katze? Und dann seine Augen. Während Luca an den kurzen Moment zurückdenkt, in dem Jackson ihn angesehen hatte, läuft ihm ein Schauer über den Rücken. Unterschiedliche Augenfarben. Dunkelblau und Hellblau. Ich dachte, mir starrt irgendein Fabelwesen entgegen. Das war … befremdlich. Ob der Kontaktlinsen trägt? Bestimmt! Viele machen das ja aus Modegründen. Das nächste Mal muss ich mich echt zusammenreißen. Der hält mich sonst noch für total zurückgeblieben.

Jetzt hört Luca ein startendes Motorrad. Es wird Gas gegeben. Nicht lange und das knatternde Geräusch entfernt sich, bis nichts mehr zu hören ist.

Was er nicht ahnt: Jackson hatte einen Moment gebraucht, um sich daran zu erinnern, wie er seine Maschine starten muss; so dermaßen hatte ihn Lucas Anblick aus dem Konzept gebracht. Verdammt, sieht der gut aus! Sein Herz raste wie verrückt, als er losfuhr.