Das Herz Der Zeit

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Das Herz Der Zeit
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Das Herz der Zeit

Die Schützende Herzkristall-Serie Buch 1

Geschrieben von Amy Blankenship

Übersetzt von Martina Hillbrand

Copyright © 2009 Amy Blankenship

Englische Ausgabe Veröffentlicht von TekTime

Alle Rechte vorbehalten.


Die Legende vom Herzen der Zeit

Die Welten können sich verändern... aber echte Legenden verblassen nie.

Dunkelheit und Licht haben seit Anbeginn der Zeit immer gegeneinander gekämpft. Welten werden erschaffen und zerstört unter den Füßen ihrer Schöpfer, doch der fortwährende Bedarf an Gut und Böse wurde nie in Frage gestellt. Doch manchmal wird ein neues Element in die Mischung geworfen... die eine Sache, die beide Seiten haben wollen, aber nur eine haben kann.

Paradox in seiner Natur ist der Beschützende Herzkristall die eine Konstante, nach deren Besitz beide Seiten immer strebten. Der Kristall hat die Macht, das bekannte Universum zu erschaffen und zu zerstören, doch kann er im gleichen Atemzug auch jedes Leid und alle Zwietracht beenden. Manche meinen, der Kristall hätte einen eigenen Willen... andere sagen, dass die Götter hinter allem stecken.

Jedes Mal wenn der Kristall aufgetaucht ist, waren seine Beschützer immer bereit, ihn vor allen zu schützen, die ihn egoistisch verwenden würden. Die Identität dieser Beschützer verändert sich nicht, und sie lieben mit derselben Grausamkeit unabhängig von der Welt oder der Zeit.

Ein Mädchen steht im Zentrum dieser uralten Beschützer und ist das Objekt ihrer Liebe. In sich besitzt sie die Macht des Kristalls selbst. Dies ist die Trägerin des Kristalls und die Quelle seiner Macht. Die Linien verschwimmen oft und den Kristall zu beschützen wird langsam zu der Aufgabe, die Priesterin vor den anderen Beschützern zu schützen.

Dies ist der Wein, von dem das Herz der Dunkelheit trinkt. Es ist die Möglichkeit, die Beschützer des Kristalls schwach und angreifbar zu machen. Die Dunkelheit sehnt sich nach der Macht des Kristalls und auch nach dem Mädchen, wie ein Mann sich nach einer Frau sehnt.

In jeder einzelnen dieser Dimensionen und Realitäten wirst du einen geheimen Garten finden, bekannt als das Herz der Zeit. Dort kniet eine Statue einer jungen, menschlichen Priesterin. Sie ist umgeben von einer uralten Magie, die ihren geheimen Schatz verborgen hält und ihn sicher aufbewahrt. Die Hände der Jungfer sind ausgestreckt als warteten sie darauf, dass etwas Wertvolles hinein gelegt würde.

Die Legende besagt, dass sie darauf wartet, dass der mächtige Stein, bekannt als der Beschützende Herzkristall, zu ihr zurückkommt.

Nur die Beschützer kennen die wahren Geheimnisse hinter der Statue und wie sie entstand. Bevor die fünf Brüder ihre ersten Atemzügen taten, hatten ihre Vorfahren, Tadamichi und sein Zwillingsbruder, Hyakuhei, das Herz der Zeit während seiner dunkelsten Geschichte bewacht. Jahrhunderte lang bewachten die Zwillinge das Siegel, das die Menschenwelt davon abhielt, sich dem Reich der Dämonen zu öffnen. Diese Aufgabe war heilig und die Leben der Menschen sowie der Dämonen mussten vor der anderen geheim gehalten werden, um sicher zu sein.

Unerwarteter Weise drang während ihrer Herrschaft eine kleine Gruppe von Menschen wegen dem Kristall unabsichtlich in die Welt der Dämonen ein. In einer Zeit der Unruhen hatte seine Macht zu einem Riss in dem Siegel geführt, das die beiden Dimensionen voneinander trennte. Der Anführer der Gruppe der Menschen und Tadamichi waren schnell Verbündete geworden und schlossen einen Pakt, dass der Riss in dem Siegel repariert werden sollte, damit die beiden Welten für alle Zeit voreinander verschlossen sein würden.

Aber in dieser Zeit hatten Hyakuhei und Tadamichi sich beide in die Tochter des Anführers der Menschen verliebt.

Gegen den Willen von Hyakuhei hatten Tadamichi und der Vater des Mädchens den Riss geschlossen. Die Stärke des Siegels war um das Zehnfache erhöht worden, wodurch das gefährliche Liebes-Dreieck für immer voneinander getrennt war. Hyakuheis Herz war gebrochen... Selbst sein eigener Blutsbruder, Tadamichi, hatte ihn betrogen, indem er sichergestellt hatte, dass er und die Priesterin auf ewig getrennt waren.

Liebe kann sich in die absurdesten Dinge verändern, wenn sie verloren ist. Hyakuheis gebrochenes Herz verwandelte sich in böswilligen Ärger und Eifersucht, wodurch ein Kampf zwischen den Zwillingsbrüdern ausgelöst wurde, der Tadamichis Leben beendete und ihre unsterblichen Seelen zerschnitt. Diese Splitter der Unsterblichkeit erschufen fünf neue Beschützer, die die Bewachung des Siegels übernahmen und es vor Hyakuhei beschützen mussten, der sich den Dämonen im Reich des Bösen angeschlossen hatte.

Eingesperrt in der Dunkelheit, zu der er geworden war, hatte Hyakuhei alle Gedanken an den Schutz des Herzens der Zeit weggeworfen... stattdessen richtete er seine Energie darauf, das Siegel völlig zu zerstören. Seine langen, nachtschwarzen Locken, die bis über seine Knie reichten und ein Gesicht, das nichts als Verführung war, verbargen die wirkliche Bösartigkeit seiner engelsgleichen Erscheinung.

Als der Krieg zwischen den beiden Mächten von Licht und Dunkelheit beginnt, strahlt die geweihte Statue ein blendend helles, blaues Licht aus, das anzeigt, dass die junge Priesterin wieder geboren wurde und der Kristall auf der anderen Seite aufgetaucht ist.

Als die Beschützer zu ihr hingezogen werden, und ihre Wächter werden, beginnt der Kampf zwischen Gut und Böse erst wirklich. Daher das Eintauchen in eine andere Welt, wo Dunkelheit dominiert in dieser Welt des Lichts.

Dieses ist eines ihrer vielen epischen Abenteuer...

Kapitel 1 "Zerbrochene Erinnerungen”

„Kyoko!!!!!!"

Toyas wütenden Schrei konnte man durch den umgebenden Wald hören. Als das Geräusch seines verzweifelten Rufes verklang, wurde alles totenstill während alle Augen warteten, Hyakuheis nächste Handlung zu sehen.

Niemand hätte es aufhalten können. Alles war zu schnell passiert, als dass jemand reagieren hätte können. Was passiert war, hatte alle fünf Beschützer vor Angst gelähmt. Sie konnten nicht glauben, dass sie gemeinsam als die Bewacher des Beschützenden Herzkristalls gekommen waren, um Hyakuhei zu bekämpfen... nur damit er dann gewann. Nur um die eine Person zu verlieren, die sie alle geliebt und beschützt hatten.

Dort, schwebend über dem Zentrum des Schlachtfelds... nahm ihr schlimmster Albtraum Gestalt an.


Hyakuhei hielt Kyoko fest bei sich während er hinunter in ihr entsetztes Gesicht sah. Die untere Hälfte ihres Körpers hatte begonnen, mit dem seinen zu verschmelzen, genauso wie er es geplant hatte. Er versuchte langsam, sie und den Beschützenden Herzkristall in seinen Körper und in die Leere in seiner Seele aufzufressen. Alle die zusahen, konnten die Verderbnis des Kristalls sehen, der mit Dunkelheit glühte, die nur aus dem Bösen stammte.

Kyokos Hände lagen auf Hyakuheis Brust, als sie verzweifelt versuchte, sich von ihm zu trennen, mit all ihrer Kraft probierte, sich von diesem Beschützer, der zu einem Dämonen geworden war, zu befreien, nur um sich von ihm auslachen zu lassen.

Hyakuhei war nun in der Hochstimmung die ihm die Macht, die durch sein Fleisch und Blut strömte, verlieh, und ihre schwachen Versuche, ihm zu entkommen, belustigten ihn außerordentlich. Sein langes, tiefschwarzes Haar schwamm um sie beide herum, als ob es lebendig wäre. Die seidigen Enden der nachtschwarzen Locken bahnten sich ihren Weg um Kyokos Rücken, wie eine Eisenkette, die half, ihren kleinen Körper an ihn zu fesseln.

Kyoko fühlte sich hilflos, als sie gegen den Zug ankämpfte, der ihren Körper mit dem seinen verschmelzen ließ. Sie wollte nicht in die kalte, dunkle Leere, die seine Seele war, fallen. Sie spürte, wie alle Dämonen dort warteten... auf sie warteten. Je weiter sie in seinen Körper hinein gezogen wurde, umso kälter wurde dieser Teil ihres Körpers. Ihre Beine schmerzten, als wenn sich eine Eisschicht über ihrer Haut formte und eine Million Nadeln sie alle auf einmal stachen.

Sie wusste, wenn sie nicht schnell etwas machen würde, wären sie alle verloren. Sie konnte die fünf Brüder sehen, die sie die letzten Jahre über beschützt hatten... wie sie dort standen und zusahen. Jeder von ihnen wollte ihr helfen, aber sie hatten Angst anzugreifen, solange sie als Schutzschild gehalten wurde.

Sie wollte nicht gegen diesen Verräter der Beschützer verlieren. Er war deren eigener Onkel... wieso hatte er sich vor so langer Zeit gegen seine Neffen gewendet? Kyokos smaragdgrüne Augen kehrten wieder zurück um den Blick des Feindes in angstvollem Ärger festzuhalten. Dies konnte nicht passieren... Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte. Es war alles ihre Schuld.

Ihre Augen stachen in Hyakuheis dunklen, ruhigen Blick. Sie hatten den Kristall in seine Welt gebracht und sie würde ihn wieder aus seiner Welt zurückholen, und wenn sie ihn mit in die Hölle nehmen musste.

Kyou stand gut fünf Meter von ihr entfernt und zog in blinder Wut schnell sein Vernichtungsschwert 'Hakaisha'. Es gefiel ihm nicht, dass sein Onkel... sein Feind, die einzige menschliche Frau, die er je respektiert hatte, berührte. Sie sah so schrecklich zerbrechlich aus, in den Armen eines verrückten Mannes, und der Kampf wurde nun Unverdorbenheit gegen das Böse.

 

Der Herr des Reiches der Beschützer... Kyou, der älteste der fünf Geschwister, konnte nichts tun, ohne Kyoko dabei zu verletzen. Insgeheim wusste er, dass die Macht des Kristalls ihn nicht verletzen konnte, denn er hatte vor dieser Schlacht einen Zauber verwendet, um alle Zauber von ihm abzuhalten. Er war darauf vorbereitet gewesen, sollte Hyakuhei versuchen den Beschützenden Herzkristall gegen ihn zu verwenden.

Aber dies... hatte er nicht vorhergesehen. Er wollte nicht, dass Kyoko verletzt wurde... nie, nicht, solange er die Macht hatte, es zu verhindern.

Er wehrte sich nicht, als die dunklen, dämonischen Geister, die Hyakuhei geschickt hatte, aus dem Boden wuchsen, als würden sie aus irgendeinem verborgenen Albtraum hervorkommen und sich um seinen sterblichen Körper wickelten, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Kyou blickte hinüber zu Toya und sah die Wut, die in den silbernen Augen seines jüngeren Bruders brannte.

Hyakuhei hatte Toya in einem Ansturm aus dämonischen Geistern eingewickelt und versuchte, ihn im Zaum zu halten, aber Toya kämpfte noch immer energisch gegen sie an. Insgeheim war Kyou sogar dankbar für die Fesseln, die seinem Bruder umgelegt worden waren... denn ohne sie würde Toya bestimmt angreifen, ungeachtet aller Konsequenzen. Nur der Anblick von Kyoko in solcher Gefahr hatte Toya schon rasend gemacht.

Kyou konnte fühlen, wie sich Toyas Beschützermacht mit jedem Herzschlag verstärkte, ebenso wie seine eigenen Kräfte und die ihrer Brüder.

Nur drei Meter entfernt weiteten sich Kotaros eisblaue Augen ungläubig. Er wollte nicht sehen, wie Kyoko Schmerzen zugefügt wurden, aber er konnte nichts tun, um es zu verhindern. Beide seiner Arme waren blutüberströmt von der Schlacht und seine Beine waren in keinem besseren Zustand. Er war kraftlos jetzt auch nur anzugreifen, er kämpfte schon um nur auf den Beinen zu bleiben und die Schmerzen auszustehen. Sein Geist war noch gelähmt durch die Angst um die Frau, die er mehr liebte als alles.

„Wage es nicht, ihr weh zu tun, oder ich werde dich bis in die Hölle jagen, Hyakuhei“, fauchte Kotaro mit kratzender Stimme und zeigte seine scharfen Klauen während in seinen eisblauen Augen der Wunsch nach Vergeltung brannte. Selbst die Luft um ihn herum schien durch die Rachegelüste lebendig zu werden, als welkes Laub in seinem Umkreis durch seine mächtigen Winde verblasen wurde.

Kamui war verängstigt, aber als er Kyoko sich in den Armen von Hyakuhei winden sah, brannte bei ihm eine Sicherung durch. Vielfärbiger Staub glitzerte in seinen wütenden Augen. Ohne an die Folgen zu denken, rannte Kamui geradewegs auf Hyakuhei zu, seine Klauen ausgefahren, mit unglaublichem Mut, den die Liebe für seine Priesterin ihm verlieh, und alle sahen es.

Hyakuheis Schattendämonen warfen ihn zurück und schmetterten seinen Körper in den harten Staub, sodass Laub und Zweige in alle Richtungen davon wirbelten.

Kaen, der den jüngsten Beschützer in der Schlacht immer im Auge behielt, packte Kamui mit einem festen Griff und Feuer sprühte aus seinem Bein, als er in Sicherheit sprang, Nachdem er den schlaffen Kamui außerhalb der Gefahrenzone auf den Boden gelegt hatte, drehte sich Kaen mit feurigen Augen um zu Hyakuhei und stand zwischen dem jüngsten Beschützer und der Gefahr.

Suki war auf die Knie gesunken, sie hielt ihren Vater noch in ihren Armen. Sein Körper war nun leblos und ihr Hass auf Hyakuhei brodelte in ihr für den Mord an Sennin. Ihr Blick wanderte nun auf Kyoko und sie wünschte sich, dass sie ihre beste Freundin retten könnte, um ihr das Schicksal von diesem weisen, alten Mann zu ersparen.

Shinbe stand schützend vor Suki und deckte ihren Körper vor Hyakuheis Blick ab. Der Wind von Kotaros Ärger blies Shinbes dunkelblaues Haar in sein Gesicht... was seinen wissenden, violetten Augen einen verzauberten Ausdruck verlieh. Seine Sorge um Kyoko vertiefte sich, als er fühlte, wie die Macht des Kristalls wuchs.

„Nein...“, das Wort entkam ihm, als ob ihm plötzlich die Luft weggeblieben wäre. Shinbe wusste, wenn Hyakuhei die gesamte Macht des Beschützenden Herzkristalls erhalten würde, dann würden beide Welten in ernsthafter Gefahr sein. Eine brühend heiße Träne rann über seine Wange, als er sein Herz zerbrechen fühlte, aufgrund der Gewissheit, dass er nichts tun konnte. „...Kyoko.“

Hyakuhei sah sich nach den Feinden um, die ihm so lange im Weg gestanden hatten... die Nachkommen seines eigenen Bruders. Er wusste, dass sie Angst hatten, ihn anzugreifen, weil er nun Kyoko als einen Schutzschild hielt und er spürte, wie sich die Wut um ihn aufbaute.

Seine tiefschwarzen Flügel breiteten sich aus und erschufen einen dunklen Hintergrund hinter sich, als er mit seinen ebenso schwarzen Augen die Frau in seinen Armen fixierte. „Sie versuchen, dich zu schützen.“ Er stellte es in einer ruhigen, beruhigenden Stimme fest, als ob sie sich nicht mitten in einer Schlacht befänden, sondern nur von der Tribüne aus zusähen.

Er konnte den heiligen Beschützenden Herzkristall fühlen, der inmitten seiner nackten Brust noch sichtbar war. Ihre Liebe für die Beschützer, die kämpften, um sie zu schützen, war das einzige, was noch verhinderte, dass der Kristall weiter in seinen Körper sank und ihm die ersehnte Macht verlieh.

Die Unverdorbenheit dieser Liebe war ihre Kraft und sie versuchte sie dafür zu verwenden, den Kristall von ihm weg zu ziehen... er konnte es fühlen. Aber er konnte auch die Macht fühlen, die schon durch seine Adern strömte, und sie schmeckte nach mehr.

Seine Augen wurden einen Moment lang sanft, als er flüsterte, als würde er zu einer Liebhaberin sprechen: „Es ist nicht genug.“

Hyakuhei entschied, die Macht, die er schon von dem Kristall gewonnen hatte, gegen Kyoko zu verwenden, um das Band der Liebe, das die kleine Gruppe umschloss, zu zerstören. Er wusste, er musste sie aufhalten... denn schon ihre Macht alleine war ebenso stark wie der Kristall, den sie früher in sich gehabt hatte. Derselbe Kristall, der ihm früher ermöglicht hatte, zu lieben... nur um ihm diese Liebe dann grausam zu entreißen.

Er zog Kyokos Gesicht hoch zu sich und setzte einen sanften Kuss auf ihre unschuldigen Lippen. Während er in ihre stürmischen, smaragdgrünen Augen starrte, betrat er mithilfe der Macht des Beschützenden Herzkristalls ihr Bewusstsein.

Hyakuhei suchte nach ihren Erinnerungen an die Beschützer, die sie so sehr liebte... er würde sie ihr wegnehmen. Wenn er die Erinnerungen von den Menschen, für die sie kämpfte, stahl, dann würde er damit ihre Macht schwächen und seine stärken.

Kyoko konnte nicht blinzeln. Sie fühlte seine bösartigen Klauen in ihrem Bewusstsein, die versuchten, ihre Erinnerungen zu zerstören und ihr den Sinn dieses Kampfes zu entreißen... versuchten, ihr ihre Liebe wegzunehmen. Ihre Freunde, jeden von ihnen, sie würde es nicht zulassen.

Kyoko fühlte, wie ihre Kontrolle brach und sie nichts mehr hatte, was sie gegen ihn verwenden konnte, als nur genau die Sache, die er ihr wegnehmen und zerstören wollte. Ihre Augen glühten nun vor nicht mehr unterdrückter Wut. Sie fasste mit ihren Händen in seine seidigen pechschwarzen Locken und stieß seine Stirn hart gegen die ihre, zitternd unter einer Flutwelle der Macht.

Ihre Stimme durchbohrte die Stille auf dem Schlachtfeld als sie schrie: „So sehr willst du sie. HIER!! Nimm sie!!!!“

Kyous goldene Augen glühten intensiv als die Angst sich in ihn bohrte, wie die Klinge eines heißen Messers. Was hatte die Priesterin vor? Er wusste, dass etwas schrecklich falsch lief, und er fühlte seine physischen Kräfte, die ihn riefen... die ihn dazu drängten, zuzuhören und zu sehen, bevor es zu spät war! Er beschränkte diese Macht und drang in Kyokos Bewusstsein ein, um zu sehen, was passierte. Er wäre auf seine Knie gefallen, durch das, was er sah, wären die Schattendämonen nicht so fest um ihn gewickelt gewesen... dass sie ihn unbeweglich machten.

Die Bilder und Geräusche würden für immer in sein inneres Auge gebrannt sein und Kyou wusste irgendwie, dass er nie in der Lage sein würde, die Gefühle, die über ihn hinweg spülten, abzuschütteln. Denn er erkannte, als er in ihr Bewusstsein sah, dass Kyoko Gefühle der Liebe für ihn und seine Brüder gehegt hatte. Er konnte jede Berührung sehen, jede Empfindung fühlen, wie sie ihn streichelte und jede verborgene Träne ihn zerbrechen fühlen, so wie sie es erfahren haben musste.

Kyou war auch zutiefst erschüttert als die Erkenntnis über ihn hereinfiel, dass Kyoko mehr Macht hatte, als je jemand gedacht hatte... Macht, derer sie sich selbst nicht bewusst war. Er konnte jede Erinnerung sehen und fühlen, als sie von ihrem Bewusstsein in das von Hyakuhei über gingen als ob sie direkt in sein Herz fliegen würde, wo er sie für immer gefangen halten würde.

Jahre der Liebe, des Herzschmerzes, der Opfer... alle auf einmal übergeben.

Wütende Tränen liefen über Kyokos Wangen, als sie jede Erinnerung der Liebe und Freundschaft, Schmerzen und geheime Gefühle, die sie für alle, die mit ihr kämpften, gehegt hatte, in Hyakuheis Bewusstsein schleuderte. Es war die einzige Waffe, die sie noch hatte.

Sofort wurde Hyakuheis Bosheit ins Wanken gebracht. Jeder fühlte die Verschiebung der Macht, als das Blinken des Kristalls sich von einem dunklen Leuchten in ein blendendes, weißes Licht verwandelte und die Schatten-Erscheinungen, die Toya und Kyou festhielten sich in Luft auflösten.

Kyoko sah zu, wie der Engel der Dunkelheit überrascht wurde, sein perfektes, blasses Gesicht sich vor Schmerzen verzog.

Gerade als sie spürte, wie sie weg sackte, streckte Kyoko ihre beiden kleinen Hände nach dem Kristall aus und zog ihn aus seinem Fleisch heraus. Sie wusste, was getan werden musste, denn sie konnte schon fühlen, dass ihr Geist den Kampf um die Erinnerungen, die sie nicht vergessen wollte, verlor. Kristallene Tränen strömten über ihre schon feuchten Wangen.

Sie hatte ihre Erinnerungen geopfert um sie alle zu retten. Schnell, bevor sie den Gedanken verlor, hielt sie den Beschützenden Herzkristall gegen ihre eigene Brust... parallel zu ihrem Herz.

Als sie sich umsah und erkannte, dass Toya und Kyou genau auf sie zu sprinteten, flüsterte sie: „Vergesst mich nicht... bitte... findet mich.“

Das Letzte, was Kyoko noch erkennen konnte, als sich ihr Blickfeld einzuengen begann, war sowohl das Rufen ihres Namens und die Gestalten, die sie festhalten wollten. Eine mit flüssig goldenen Augen und die andere mit geschmolzenen silbernen Augen... dann wurde ihre Welt schwarz.

Kyou konnte fühlen wie Kyoko verblasste und er dachte, sie würde sterben. Er sprang gleichzeitig mit Toya in dem verzweifelten Versuch, sie zu erreichen, als alles sich veränderte, als wäre ein Tropfen Wasser in sein Sichtfeld gefallen. Wellen kräuselten sich von Kyokos Herz ausgehend und sie verschwand einfach. Dann schrie Hyakuhei vor Wut als auch er verschwand.

Kyous Gedanken rasten, als der Schrei seines Bruders, der sich unter den seinen gemischt hatte, plötzlich endete, als wäre das Geräusch mit einem Augenzwinkern abgeschnitten worden, und er wusste, dass auch Toya verschwunden war. Kyou landete elegant auf dem nun leeren Fleck, wo vor nur einer Sekunde sein Ziel gestanden hatte. Sein verärgerter Blick schweifte hektisch umher, er wollte es nicht wahrhaben. Alle waren verschwunden.

Kyou fühlte, wie das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, sich mit seinem blauen Beschützerblut vermischte. Er hatte alles gesehen und gefühlt. Er besaß nun alle ihre Erinnerungen. Kyoko hatte alles gegeben, was sie war, um sie zu retten, und im letzten Moment hatte er ihren Wunsch gehört. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal, was sie getan hatte... aber sie hatte alle mit sich mitgenommen, und nur ihn zurück gelassen.

Der Zauber, den er sich selbst aufgelegt hatte, um zu verhindern, dass der heilige Kristall gegen ihn verwendet wurde, hatte ihn davon abgehalten, dorthin zu gehen, wo die anderen nun waren. Mit nur ein paar geflüsterten Worten, hatte sie ihm alles genommen.

Sein Körper stand aufrecht und stolz. Sein knielanges, silbernes Haar wallte um ihn und die weiße Seide seines Hemds zitterte im leichten Wind als würde er im Auge eines unsichtbaren Sturms stehen, der den Sturm, der in seinem gequälten Herzen tobte, nach außen abbildete.

Seine Erscheinung war die eines Engels... königlich, mächtig und perfekt, als er sich auf dem verlassenen Schlachtfeld umsah. Bis er eine Hand zu seiner Wange hob und die einsame, blutrote Träne auffing, die nicht einmal er aufhalten hatte können.

 

Kyous Sichtfeld erzitterte, als goldene Federn um ihn wirbelten, von Flügeln, die gewachsen waren, wodurch er von einem prächtigen, goldenen Leuchten umgeben wurde, das zum ersten Mal in seinem zeitlosen Leben seine wahre Identität offenbarte.

Die einzige Wunde, die die Schlacht hinterlassen hatte, war ein klaffender Schnitt in seinem Herzen... einem Herzen, von dem niemand gedacht hatte, dass er es besaß. Sein Blick streifte die Statue der Jungfer, die nur ein paar Meter von ihm entfernt stand, und er flüsterte: „Kyoko, ich lasse dich nicht im Stich. Eine Entfernung von über tausend Jahren reicht nicht aus, um mich davon abzuhalten, dich wieder zu finden...“


Kapitel Zwei “Die Andere Seite“

Auf der anderen Seite des Herzens der Zeit, zwei Jahre später... und über tausend Jahre in der Zukunft.

Der Brief war adressiert an den Hogo-Schrein. Opa Hogo sah den eleganten Umschlag an, den der Bote ihm gerade übergeben hatte, während er ihn zurück zu dem Tisch trug, wo er gerade seinen Tee getrunken hatte. Bevor es an der Tür geklopft hatte, hatte er die Ruhe und Stille des meistens hyperaktiven Hauses genossen.

Alle anderen waren am Abend ausgegangen. Tama war mit Freunden in der Spielhalle in der Stadt und Kyoko war in die Bibliothek gegangen um zu lernen, während Frau Hogo zum Einkaufen los gezogen war.

Opa hob ein kleines Messer vom Tisch auf und schlitzte mit der scharfen Klinge sorgfältig den Gold-umrandeten Umschlag auf. Er griff hinein, zog einen beglaubigten Brief auf schwerem, Gold-umrandetem Papier hervor und begann, ihn zu lesen. Je mehr er las, umso größer wurden seine Augen. Es war ein Stipendium, ein komplettes Stipendium für eine sehr teure Uni in einem Außenbezirk am anderen Ende der Stadt.

„K.L. University.“ Seine alte Stimme klang zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder überrascht, als er las, dass alles zur Gänze bezahlt werden würde, auch die Kosten für das Studentenheim, wo sie untergebracht werden sollte. Der Brief war unterschrieben vom Gründer der Universität mit den Initialen K.L.

Opas gealtertes Gesicht erhellte sich mit dem strahlendsten Lächeln seit langer Zeit. Kyoko würde überglücklich sein. Er wusste, dass sie Angst gehabt hatte, dass sie dadurch, dass sie so viel von der Schule verpasst hatte, überhaupt keinen Studienplatz bekommen würde, und nun würde sie auf eine Universität gehen, die alle anderen in der Region übertraf.

Er runzelte nachdenklich die Stirn... Es war die Uni wo es am schwersten war, hinein zu kommen, denn er kannte niemanden, der sich dort jemals mit Erfolg beworben hatte. Es wurde auch erzählt, dass sie nur sehr wenige Studenten hatte, aufgrund der extrem hohen Bewerbungsanforderungen. Wie hatte sie es geschafft, an einer Uni angenommen zu werden, wo sie sich nicht einmal beworben hatte?

Seine Gedanken wanderten zwei Jahre zurück in die Vergangenheit. Kyoko hatte eine Weile gebraucht, bevor sie sich wieder richtig eingelebt hatte, nachdem sie so völlig desorientiert von dem Schreinhaus zurückgekommen war. Sie waren alle verwirrt gewesen, als sie plötzlich zurückgekehrt war, denn sie hatte kaum Erinnerungen an die Zeit gehabt, in der sie weg gewesen war.

Die Hogo-Familie wusste ungefähr, wo sie hingegangen war, denn sie war schon früher durch das Zeitportal gegangen und wieder zurückgekommen... Kyoko war die einzige, die dadurch plötzlich einen Gedächtnisverlust erlitten hatte.

Sie hatte sich nicht einmal an Toya erinnert. Aber für Opa war das in Ordnung, denn es war das Beste, wenn sie diesen Beschützer, der durch die Zeit reiste, einfach vergaß. Es war das Beste, wenn sie alles von der anderen Seite vergaß, und von den Gefahren, die sie brachte.

Seine Augen wurden einige Sekunden lang traurig. Ja, die Familie hatte beinahe alles gewusst, was passiert war, denn Kyoko war regelmäßig zwischen den Welten hin und her gegangen. Und wenn sie auf dieser Seite war, dann hatte sie ihnen alles erzählt, was gerade passiert war. Er hatte auch bemerkt, dass sie eine Menge Dinge, von denen sie nicht wollte, dass die Familie sie kannte, verschwiegen hatte. Dinge, die sie nun nie erfahren würden, denn Kyoko hatte diese Geheimnisse vergessen.

Selbst nachdem ihr jüngerer Bruder, Tama, ihr viel von dem erzählt hatte, was er wusste; sie hatte nur ihren Kopf geschüttelt und zu Boden geschaut. Sie erinnerte sich nur daran, in der anderen Welt alleine gewesen zu sein. Eine Welt voller Monster.

Opa biss sich auf die Lippen, als er nachdachte. Er wusste, dass alles gut gegangen war, denn Kyoko hatte gesagt, sie erinnerte sich daran, dass der Schützende Herzkristall wieder in sie zurückgekehrt war, und dass es vorbei war. Nach ein paar Wochen hatte sie sich wieder in ihre Schularbeiten vertieft und hatte ausgezeichnete Noten bekommen, und nun machte sich das bezahlt. Opa hörte, wie sich die Haustür öffnete, und sein Lächeln wurde breiter.

Nachdem er den Brief geküsst hatte, als wäre er ein heiliger Glücksbringer, sah er seiner Enkelin zu, wie sie in die Küche kam... Kyoko würde sich so freuen.

Drei Wochen später...

Goldene Augen beobachteten die Frau aus der Vergangenheit, als sie sich der Akademie näherte. Er hatte sie gefunden und irgendwie würde er alles wieder in Ordnung bringen. Er fühlte, wie sein menschlicher Schutzschild einen Moment lang verblasste, als seine Augen in flüssigem Gold glänzten, in der Erinnerung an alles, was an jenem beängstigenden Tag mitten auf dem tödlichen Schlachtfeld passiert war.

Die Strahlen der Morgensonne, die durch das Fenster schien, warfen einen eigenartigen Schatten in der Form von Flügeln hinter ihn. Er hob seine Klauen-besetzte Hand und zog seine Augen zu Schlitzen zusammen, sein Blick wachsam, als seine Klauen sich wieder in seinen menschlichen Mantel zurückzogen.

Als er seine ruhelosen Augen wieder auf die Priesterin richtete, beruhigte er seine inneren Mächte. Es war Zeit, und mit der Reinheit von Kyoko fühlte er auch, wie das Böse um ihn herum erwachte. Der noch nicht beendete Krieg würde bald beginnen. Dieses Mal... würde er nicht denselben Fehler machen.

Kyoko starrte hinauf zu dem riesigen Gebäude. Für sie sah es beinahe wie ein gewaltiges Schloss aus einer unbekannten Vergangenheit aus. Sie lächelte in sich hinein. Sie konnte es nicht verhindern. Sie war noch immer erfüllt von dem Glück seit sie von dem Stipendium erfahren hatte, und der Tatsache, dass sie nun tatsächlich hier leben würde.

Sie drehte sich zu Tama um. Er war eine große Stütze gewesen, hatte ihr mit ihren Taschen und dem Einzug geholfen. Kyoko war froh, dass sie ihre Mutter und ihren Opa dazu überreden hatte können, dass sie zuhause blieben, und sich dort von ihr verabschiedeten. Nun fühlte sie sich fast leichtsinnig durch diese riesige Freiheit, atmete tief durch und genoss sie.

„Kyoko, wirst du hier den ganzen Tag stehen, oder wollen wir dein Zimmer suchen gehen?“, knurrte Tama, obwohl auch ihn der Anblick beeindruckte. Er sah überrascht hoch zu dem gigantischen Torbogen, der zu den Eingangstüren führte.

Kyoko hielt den Plan in ihrer Hand hoch und wies auf das gewaltige Gebäude, das an der rechten Seite der Universität angebaut worden war. „Das müsste das richtige Gebäude sein.“ Sie drehte sich um und zwinkerte Tama zu. „Danke, dass du mir heute hilfst.“

Tama grinste ein wenig verlegen. „Klar doch, Kyoko, schließlich werde ich dich so ja eine Weile los, das ist schon Belohnung genug.“ Er duckte sich und rannte davon, während er vor Lachen kaum Luft bekam.