Das Herz Der Zeit

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Ein Kellner tauchte mit einem Tablett voll Essen am Tisch auf, und Kyokos Aufmerksamkeit wanderte von Toya auf ihn. Der Mann starrte Kyoko ein bisschen zu lange an, und ihre Sinne begannen zu prickeln, sie wusste, irgendetwas war seltsam. Sie sah hoch in die dunklen Augen, die nicht in das jugendliche Gesicht des jungen Mannes zu passen schienen.

Etwas an ihm zog Kyoko an... obwohl sie nicht sicher war, ob ihr das Gefühl wirklich gefiel. Sicher, er war hübsch anzusehen, aber irgendetwas an ihm machte sie nervös. Sie blinzelte und versuchte, sich von dem Zauber, den der junge Mann ohne es überhaupt zu wollen ausstrahlte, zu befreien. Die Stimmung war endgültig zerstört, als sie ein leises Knurren neben sich hörte.

Toya fühlte Kälte über seine Haut krabbeln und knurrte den Mann an, was ihn scheinbar aus seiner Erstarrung weckte. Als die Augen des Jungen sich wieder auf Toyas richteten, schienen sie sich von pechschwarz in silbern-blau zu verwandeln, als er sich umdrehte und floh.

Kyoko sah Suki Erklärung suchend an, aber Suki zuckte nur die Schultern und begann zu essen. Neben ihr hustete Shinbe hinter vorgehaltener Hand, als er versuchte, seinen gewöhnungsbedürftigen Sinn für Humor zu verbergen, als er dem Mann zusah, wie er durch den Raum rannte. Kyoko fühlte sehr seltsame Schwingungen von dem Mann 'Toya' ausgehen und würde nicht ruhen, bevor sie wusste, was das Problem war. Sie lehnte sich zurück und taxierte ihn einige Sekunden.

Sein langes Haar war ein seltsames Nachtschwarz, mit dicken silbernen Strähnen, die es unbändig durchzogen, und seine Augen waren schön... ER war schön. 'Gedanklich notieren: schlag dich später selbst, dafür, dass du das dachtest.' Seine Augen waren brennender Goldstaub, kein Zweifel. Er wäre gut aussehend gewesen, wenn er ihr nicht diesen Blick geschenkt hätte, den sie nun erhielt.

Suki seufzte. Sie musste mit Kyoko darüber sprechen, dass sie Toya nicht zu wütend machen sollte. Er hatte seine Grenzen, und es war nicht gut, sie zu übertreten. Und es war nicht fair, dass Kyoko nicht wusste, dass sie einen Beschützer verärgerte.

„Ich habe herausgefunden, dass, wenn man mit Feuer spielt... man sich oft verbrennt“, erklärte Shinbe der Stille am Tisch und wurde von allen Seiten mit einem wütenden Blick belohnt, bevor alle entschieden, ihn zu ignorieren.

Toya blickte noch einmal auf Kyoko. Also das war diejenige, auf die er aufpassen sollte? Kyou musste Scherze machen. Kyou hatte ihm gerade diesen Morgen davon erzählt, dass sie kommen würde, verbunden mit einer dringenden Warnung, dass er sie im Auge behalten sollte, und dafür sorgen musste, dass sie zu jeder Zeit sicher war.

Er zog seine Augen zusammen und fragte sich nun, was mit dem Jungen, der am Tisch gestanden hatte, war. Die Art, wie er Kyoko angestarrt hatte, hatte ihn verärgert. War die Priesterin wirklich in Gefahr? Wieso sollte Kyou so sehr daran interessiert sein, einen einfachen Menschen zu beschützen? Kyou behandelte niemanden mit Respekt, also was machte diesen Hauch eines Mädchens anders?

Manchmal hasste Toya die Tatsache, dass Kyou der Vormund war, der ihm zugeteilt war, aber er musste zugeben, dass er ihm viel dafür schuldete, dass er ihn aufgenommen hatte. Er wusste auch, dass es immer einen guten Grund gab, wenn Kyou etwas tat, und schon allein das führte dazu, dass er mehr über die Frau mit dem Namen Kyoko wissen wollte.

Shinbe, der die schneidende Spannung am Tisch brechen wollte, sah mit den größten Hündchen-Augen zu Suki hinüber. Wissend, dass er Kyoko mit seinen Streichen wieder zum Lachen bringen konnte, trug er dick auf.

„Also Suki, du kommst heute Abend doch mit mir in den Club, ja? Es ist Samstagabend und ich würde ungern anstatt mit dir mit zwölf völlig Unbekannten tanzen.“ Shinbes Augen wurden verträumt, als dachte er daran, mit einer Horde anderer Frauen zu tanzen, um seinen Punkt zu unterstreichen.

Suki warf ihm einen Blick zu und fragte sich, ob sie den dummen Ausdruck aus seinem Gesicht schlagen sollte. Dann wandte sie sich an Kyoko: „Kyoko, ich brauche eine Anstandsdame“, grinste sie. „Du wirst mit mir kommen, nicht wahr? Es ist zu gefährlich alleine zu gehen mit nur... ihm.“ Sie warf Kyoko einen bittenden Blick zu.

Kyokos Mundwinkel zuckten als sie sah, dass Shinbe aus seinem verträumten Blick erwachte und ihr wieder zuzwinkerte. „Suki, ich komme sehr gerne mit euch. Dann können wir Shinbe gemeinsam unter Kontrolle bringen, wenn er durchdreht.“

Sie beiden warfen Shinbe einen ausdrucksstarken Blick zu und dieser grunzte. Kyoko konnte nicht verhindern, dass sie wieder in Lachen ausbrach. Sie mochte die beiden wirklich.

Toya beobachtete Kyoko aus dem Augenwinkel. Verdammt, sie war hübsch, wenn sie so lachte. Er stöhnte innerlich. Woher, zur Hölle, kam das? Er sackte in seinem Stuhl zusammen, verärgert über seine eigenen Gedanken. 'Verdammt!' Nun würde er heute Nacht in den Club gehen müssen, nur um auf sie aufzupassen. Sie lächelte noch immer über Shinbe und Suki, als sie ihn wieder ansah.

Als sich ihre Blicke trafen, setzte sein Herzschlag kurz aus, und die Temperatur seines Blutes stieg um einige Grad. Toya erkannte, dass sie nun, wo sie glücklich war, mehr Macht ausstrahlte, als gerade eben, als er sie verärgert hatte. Er war zum ersten Mal seit langem nervös.

Als Kyokos Lachen erstarb, drehte sie sich zu Suki: „He, ich weiß nicht einmal, welche Kurse ich am Montag besuchen muss, oder wo ich überhaupt hin muss. Weißt du, wo ich das herausfinden kann?“

Bevor Suki antworten konnte, beantwortete Toya die Frage wobei er sie genau beobachtete. „Alle Stipendiaten folgen demselben Lehrplan. Also du, Suki und Shinbe, gemeinsam mit all den anderen, werden dieselben Kurse besuchen. Den einzigen Kurs, den du alleine hast, hast du beim Besitzer.“ Seine Stimme klang gelangweilt, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte.

Kyoko runzelte die Stirn: „Welchen Kurs unterrichtet der Besitzer?“

Shinbe lieferte diesmal die Antwort, wobei seine violetten Augen geheimnisvoll aufleuchteten: „Es ist für jeden von uns etwas Anderes. Daher unterrichtet er uns separat. Er hilft uns mit unseren speziellen Fähigkeiten.“ Er lehnte sich nachdenklich zurück und fügte dann mit einem Schmunzeln hinzu: „Also du würdest wohl deine Priesterinnen-Mächte verstärken.“

Kyokos Wut wuchs wieder und sie fragte sich, wie, um alles in der Welt, der Besitzer wissen hatte können, dass sie eine Priesterin war. Das Stipendium hatte das mit keinem Wort erwähnt. Sie hatte die letzten beiden Jahre damit verbracht, genau die Mächte, für die ihr der Besitzer das Stipendium gegeben hatte, zu vergraben. Sie wollte so schnell wie möglich, die Hintergründe von allem erfahren.

An ihren Teller gewandt sagte Kyoko mit angespannter Stimme: „Vielleicht gibt es hier einen Fehler. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich jetzt mit dem Besitzer der Akademie sprechen kann?“

Toya zog seine Augenbrauen zusammen. Kyou hatte ihm gesagt, dass sie ihn vielleicht sehen wollte, und obwohl Kyou niemals jemanden außerhalb der Kurse sehen wollte, hatte er Toya aufgetragen, sie direkt zu ihm zu bringen, wenn sie irgendwelche Fragen hatte.

„Was ist los, hast du Angst?“, zog er sie auf und wurde belohnt, als ihre stürmischen Augen ihre genervte Wut direkt in die seinen schossen. Also, dieses Mädchen dachte, dass sie mit ihm fertig werden würde. Nun, es könnte lustig werden, zuzusehen, wenn sie diesen Blick an Kyou ausprobierte. Er hatte die Furcht gesehen, die Kyou augenblicklich in jemandem erzeugen konnte, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.

„In Ordnung, ich werde dich zu ihm bringen, sobald du fertig bist“, sagte Toya herausfordernd und fragte sich, ob sie anbeißen würde.

Kyokos Wut ließ ein wenig nach, als sie das hörte. Indem sie ihren Teller zur Seite schob, nickte sie, bereit, die Herausforderung anzunehmen: „Ich bin fertig wenn du es bist.“ Sie wölbte eine Augenbraue in seine Richtung.

„Wozu die Eile?“ Toya stand mit einem Feixen auf. „Du solltest vielleicht einen Deckel auf dieses Temperament geben, denn er wird es fühlen“, kicherte er in ihre Richtung und dachte, sie hatte keine Ahnung, wo sie so landen würde.

Kyoko zog ihre Augen zusammen, stand auf und mit einem Blick auf Suki und Shinbe meinte sie: „Ich rede mit euch, wenn ich dort fertig bin, wenn ihr mich holt. Ich werde in meinem Zimmer sein und auf euch warten, dann können wir Pläne für heute Abend machen.“ Sie zwinkerte Suki zu und sah dann wieder Toya an worauf sie todernst hinzufügte: „Also, wenn ich mich entscheide, zu bleiben.“

Er drehte sich mit einem Schnauben von ihr weg und sie beobachtete seinen Rücken, wie er sich entfernte, dann winkte sie den anderen über die Schulter zu, als sie ihm folgte. Sie bemerkte schnell, dass andere Studenten vor Toya flohen, als er vorbeikam und war darüber verwundert. 'Was war er? Der Schul-Tyrann?'

Kyoko würde ihm nicht die Genugtuung lassen, zu rennen, um mit ihm Schritt zu halten, also nahm sie sich Zeit als sie ging und fiel absichtlich zurück. Immer noch ein wenig verärgert errötete sie beinahe, als ihre Augen über Toyas Hinterende streiften. Sie beobachtete sein Haar, wie es über die Sitzfläche seiner Hose strich und ihr einen Anblick auf die feste Rundung, die darunter lag, gönnte, die sie noch mehr irritierte. Wut auslösend und süß war einfach eine schreckliche Kombination.

In Gedanken schüttelte sie ihren Kopf und folgte ihm, wobei sie ihren herumschweifenden Blick verdammte. „Nur ein völlig verblödeter Idiot könnte denken, dass jemand, den du nicht ausstehen kannst... süß ist“, murmelte sie vor sich hin. „Nervig... feindselig... und arrogant vielleicht... aber nie süß“, grinste sie und fühlte sich besser.

 

Ein seltsames Bewusstsein kroch über ihren Rücken und ihre Augen schossen nach oben und trafen dunkle Augen, die in ihre stachen. Der Mann lehnte an der Wand am oberen Ende der Treppe und beobachtete sie. Er hatte schwarze Wellen von Haar, das über seine Schultern und seinen Rücken strömte und seine nachtschwarzen Augen waren intensiv. Er war sehr attraktiv, aber sie fühlte sich... bedroht.

Sie sah von ihm weg. 'Kyoko reiß dich zusammen. Hör auf damit, jeden, den du siehst, zu analysieren', sagte sie streng zu sich selbst, während sie versuchte, ihre grünen Augen wieder nach oben auf ihn zu richten.

„Hier ist das hübscheste Mädchen am Campus.“

Kyoko fühlte einen starken Arm, der sich um ihre Schultern legte, und drehte sich um, wobei sie die Stimme als die des Mannes erkannte, der ihr am Morgen ihr Zimmer gezeigt hatte. Sie fühlte wieder, wie die Spitzen ihrer Haare ihr Gesicht kitzelten, als ein Luftzug aus dem Nichts ihre Wangen zu streicheln schien.

Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, aber gleichzeitig duckte sie sich und schüttelte seinen Arm ab. „Kotaro, wie schön, dich wieder zu sehen. Danke für deine Hilfe heute Morgen“, sagte Kyoko mit nervöser Stimme und wünschte sich, dass er sie nicht so vertraut behandeln würde. Sie fand, dass er nett war und alles, aber sie hatte nie gesagt, dass er seinen Arm um sie legen durfte.

Kotaro zeigte sich ungerührt, als er ihre Hand in die seine nahm: „Kann ich dich sonst irgendwohin begleiten, Kyoko?“ Er sah tief in ihre smaragdgrünen Augen, wusste, dass er sie früher schon einmal gesehen hatte... irgendwo. Und er hatte ein unbestimmtes Gefühl, dass er früher einmal freudig in ihnen ertrunken war.

Kyoko sah die Treppe hinauf, und bemerkte, dass Toya stehen geblieben war und sich umgedreht hatte, und wieder verärgert aussah. Sie hätte geschworen, dass sie ihn knurren gehört hatte, zu ihr oder Kotaro, das wusste sie nicht.

Toya wusste nicht, was Kotaro vorhatte, aber ihm gefiel die Tatsache nicht, dass er so vertraut mit Kyoko umging. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Brust, als er eine Warnung ausgab: „Ich kann das schon alleine, Kotaro, es sei denn, du möchtest sie zu Kyou bringen.“ Er warf Kotaro einen harten Blick zu, wissend, dass Kotaro nicht zu Kyou ging, außer für seine Kurse, oder wenn er gerufen wurde.

Kotaro ließ Kyokos Hand los. „Ich hoffe, es ist alles in Ordnung, Kyoko.“ Er warf Toya einen bösen Blick zu und drehte sich dann zu ihr zurück: „Nimm dich bloß in Acht vor Gefrier-Feuer hier. Wenn er außer Kontrolle gerät, dann kümmere ich mich um ihn.“ Kotaro schenkte Toya noch einen arroganten Blick, dann nickte er Kyoko zu und drehte sich um, um die Treppen wieder hinunter zu gehen.

Kyoko hörte Toya schnauben und sie sah zu ihm hoch, als er sich umdrehte und den Gang hinunter marschierte, den gleichen Weg, den sie an diesem Morgen gegangen war.

Diesmal beeilte sie sich, um zu ihm aufzuschließen gerade rechtzeitig um ihn durch die Türen gehen zu sehen, auf denen BETRETEN VERBOTEN stand. Kyoko fragte sich, wohin sie gingen. Als sie seinem steifen Rücken folgte, kam ihr der Gedanke, dass er sie in ihr Zimmer zurück brachte. Als Toya tatsächlich vor ihrer Tür stehen blieb, sich umdrehte und sie ansah, schenkte sie ihm einen verärgerten Blick, bis er die Hand nach der Tür genau gegenüber von ihrer ausstreckte, und anklopfte.

Kyoko stand unter Schock. Der Besitzer hatte sein Zimmer genau gegenüber von ihr? Wieder kamen die Worte ihres Bruders zurück, um sie heimzusuchen. 'Nicht wahr!' Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete Toya die Tür und schob sie vor sich durch.

Sofort drehte Kyoko sich zu ihm um. „Ich weiß nicht, was dein verdammtes Problem ist, aber würdest du mich bitte nicht schubsen“, sie wollte ihn wegschubsen, „oder auch nur anfassen. Ich habe dir nichts getan.“ Das Haar in ihrem Nacken stand ihr wieder zu Berge, als sie bemerkte, dass Toya auf einen Punkt hinter ihr starrte.

Kyokos Schultern sanken. Nun hatte sie es getan. Musste sie immer so aufbrausen, ohne nachzudenken, wo sie war, oder wer zusehen könnte?

Toya sah, wie sich Kyoko anspannte und grinste, wobei er seine Augen auf das Mädchen senkte, das plötzlich so klein erschien. „Wolltest du nicht mit jemandem sprechen?“ Als Kyoko sich nicht umdrehte, sah Toya wieder hoch zu Kyou und zog seine Augenbrauen zusammen, als er erkannte, dass Kyou im Türrahmen des Wohnzimmers lehnte und wie in Trance auf Kyoko starrte.

'Was zur Hölle?' dachte Toya innerlich. Wieso sah Kyou sie an, als wäre sie ein Geist? Irgendwie wollte er die Eifersucht, die der Blick in ihm verursachte, nicht als solche klassifizieren. Es schickte ein mulmiges Gefühl durch seinen Magen und er wollte sich zwischen die beiden stellen und Kyoko vor Kyous Blick verdecken. Er wollte sie beschützen.

Kyou fehlten einen Moment lang die Worte, nachdem er Kyoko zum ersten Mal seit über tausend Jahren aus der Nähe sah. Selbst in der Luft um sie summte die Kraft, an die er sich erinnerte... dieselbe unbestreitbare Kraft, die ihn früher zu ihr hingezogen hatte, war nicht verschwunden.

Seine goldenen Augen sahen den Beschützer hinter ihr mit einer Art abgehobener Gleichgültigkeit. „Toya, geh.“ Ein gefährlich drohender Unterton war in seiner Stimme zu hören.

Ein Knurren formierte sich hinten in Toyas Hals und seine Fäuste ballten sich wütend als irgendein Gefühl ihn zu übermannen schien, das aus irgendeinem unbekannten Ort tief verborgen in seinen Erinnerungen hoch kam. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Toya um und stürmte zur Tür hinaus, wobei er sie hinter sich zuschlug.

Kyoko sah Toya weglaufen während ihre Gedanken sich in chaotischen Kreisen um sich selbst drehten. Plötzlich fühlte sie den Impuls, ihm nachzulaufen. Sie entschied sich, kein Feigling zu sein, hob ihr Kinn an und fand den Mut, sich endlich umzudrehen, nur um ihren Augen nicht zu trauen.

Anstelle eines älteren Mannes in Anzug, den sie erwartet hatte, befand sie sich Angesicht zu Angesicht mit... Seine goldenen Augen brannten sich in ihre und gaben ihr das Gefühl, dass sie nicht mehr wegschauen konnte. Sein silbernes Haar fiel über seine Schultern und seinen perfekt geformten Körper. Er war groß und gut aussehend, und sein königlicher Körper und das Gesicht, das nur ein Geschenk des Himmels sein konnte, wurden umgeben von einer leicht arroganten Aura.

Kyoko schloss sofort ihre Augen. Was war nur mit ihr los? Sie war hierhergekommen, um Fragen zu stellen, nicht um zu sabbern. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war er ihr viel näher. Sie machte sofort einen Schritt zurück vor der Hoheit und der Überlegenheit, die ihn umgaben aber dann fühlte sie die massive Tür in ihrem Rücken... die sie gefangen hielt.

Ohne zu merken, was er machte, hatte Kyou begonnen, auf sie zu zu gehen. Aber als er merkte, dass sie vor ihm zurückwich, hob er eine elegante Augenbraue und deutete mit der Hand Richtung Sofa. „Möchten Sie sich nicht hinsetzen, Fräulein Hogo?“ Er wusste, dass sie Fragen für ihn hatte. Er wäre enttäuscht gewesen, wenn das nicht so gewesen wäre.

Kyoko schluckte nervös aber hob ihr Kinn überheblich, während sie sich vorsichtig Richtung Sofa bewegte, indem sie so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen beibehielt, in erster Instanz nur in der Hoffnung, dass ihr Gehirn dann wieder normal arbeiten würde. Innerlich lachte sie unsicher.

„Das erste, was ich wissen will ist: wieso denken Sie, dass ich eine Priesterin bin?“ Sie sah argwöhnisch hoch zu ihm und drehte beinahe durch, als er sich neben sie auf das Sofa setzte, anstatt auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Kaffeetischchens Platz zu nehmen. Kyoko rutschte weg und drehte sich um ihn anzusehen, wobei sie sich zwang, sich nicht noch weiter von ihm zu entfernen und ihre Angst zu zeigen.

'Also möchte sie spielen', überlegte Kyou ruhig aber ebenso schnell schüttelte er den störenden Gedanken wieder ab. „Wieso denkst du, dass ich nicht wissen sollte, dass du eine Priesterin bist?“, gab er in einer unnatürlich ruhigen Stimme zurück. Sie war im Vergleich zu ihm so klein, als er sich zu ihr hinüber lehnte und in ihr herzförmiges Gesicht sah.

Kyoko betrachtete die Ebenen seines perfekten Gesichts in der Suche nach irgendeinem Anzeichen auf eine Emotion und war überrascht, dass sie keines fand. Er war wie eine Skulptur der Perfektion und Ruhe und das irritierte sie am allermeisten.

„Beantworten Sie eine Frage immer mit einer Frage, Herr...?“, sie stammelte, da sie noch nicht einmal seinen Namen kannte.

Kyou lächelte, aber nur innerlich, sodass sie es nicht sehen konnte. Nun, er konnte erkennen, dass sie noch genug Leben in sich hatte, und war darüber nicht enttäuscht. Er wollte nur noch mehr sehen. „Herr Lord, aber du darfst mich Kyou nennen, es sei denn Lord gefällt dir besser.“ Er nagelte sie mit einem hitzigen Blick fest.

Kyoko erwiderte den hitzigen Blick: „Wieso...bin... ich... hier?“ Sie sagte die Worte langsam, als spräche sie mit einem Kind. So, lass uns sehen, wie er hier heraus kommt. 'Herr Lord, von wegen', schnaubte Kyoko in sich hinein, ohne ihren Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen.

Kyou hatte ihre Gedanken gelesen und seine goldenen Augen glühten, als sie sich in ihre smaragdgrünen bohrten. Er beugte sich noch ein wenig näher zu ihr, wissend, dass er sie auf diese Art einschüchtern würde. Er konnte es riechen.

„Deine Priesterinnen-Mächte sind schwach und untrainiert, oder du würdest wissen, wieso ich weiß, dass du eine Priesterin bist“, fauchte er fast und verlor seine Fassung nur für einen Moment, ehe seine ruhige Fassade wieder zurück auf ihren Platz rutschte. „Ich werde dir Kampfkunst beibringen und dir helfen, das zu stärken... was dir fehlt.“

Für Kyoko klang das, was er zuletzt sagte, beinahe wie eine Beleidigung. Der kleine Hitzkopf, der sie war, lehnte sie sich vor bis ihr Gesicht fast das seine berührte, und der Sarkasmus triefte aus ihrer Stimme: „Vielleicht verstecke ich meine wahre Macht nur, und wenn ich ein Ziel finde, das es verdient, kann ich sie freilassen.“ Die Wut machte sie furchtlos, oder dumm, im Moment wusste sie nicht, welches von beiden.

Kyous Gesicht näherte sich ihrem noch mehr, sodass sein heißer Atem ihre Lippen streichelte. Er flüsterte mit einer dunklen Stimme: „Priesterin.“

Kapitel 4 "Pass auf"

Kyoko schreckte vor ihm zurück, plötzlich fühlte sie Schwingungen von ihm ausgehen, die sie nicht fühlen sollte. Etwas ging hier vor und sie hatte das Gefühl, dass sie die letzte war, die davon erfuhr.

„Ich brauche Antworten“, flüsterte sie mit nervöser Stimme und biss auf ihre Unterlippe in der Hoffnung, das kribbelnde Gefühl, das Kyou erzeugt hatte, zu vertreiben. Sie wünschte sich für einen Moment, dass sie das atemberaubende Schaudern, das beschlossen hatte, im Schnellzugtempo durch ihr Nervensystem zu fahren, loswerden könnte.

Ihren Geruch einatmend, fühlte Kyou sein Blut sofort kochen und lehnte sich zurück. Er hatte den kleinen Körper der Frau erzittern gesehen, aber nicht vor Abscheu. Als er hinunter sah, wollte er beinahe grinsen, als er eine Gänsehaut auf ihren Armen erscheinen sah.

„Wieso unterdrückst du deine Macht? Du musst dir deiner Umgebung bewusst werden, bevor sich die Vergangenheit wiederholt“, erklärte ihr die etwas arrogante Stimme.

Kyoko schluckte schwer. „Was meinen Sie damit?“ Sie spannte sich an.

„Du bist dir dessen bewusst, dass es in dieser Universität Unsterbliche gibt, nicht wahr?“ In seinen Augen glitzerte etwas, das Kyoko noch nie gesehen hatte, und seine Stimme war barsch, als wolle er sie bestrafen. „Dämonen nähern sich, während wir uns hier unterhalten.“

Kyokos Augen weiteten sich und zogen sich dann zusammen. Spielte er mit ihr? „Woraus wollen Sie schließen, dass es hier Beschützer und Dämonen gibt?“, fragte sie mit empörtem Spott.

Blitzschnell ergriff Kyou sie an den Armen und riss sie hoch, sein Kopf beugte sich zu ihr hinunter, sodass sein Gesicht beinahe das ihre berührte. Er knurrte verärgert: „Pass auf!“

Kyoko blinzelte und konnte nicht glauben, was sie sah. Vor ihr stand nicht der, mit dem sie gerade eben noch gesprochen hatte. Sie schaute in unnatürlich helle, verärgerte, goldene Augen und darunter waren die weißesten kleinen Fangzähne zu sehen, und sie konnte die Klauen fühlen, die sich in diesem Moment unwissentlich in ihren Arm bohrten.

 

Sein Haar hatte sich um das Doppelte verlängert und schien beinahe um ihn zu schweben als würde es auf Anerkennung warten. Mit einem erschrockenen Schrei riss Kyoko sich los und machte schnell einen Schritt zurück, nur um zu sehen, wie er einen bedrohenden Schritt näher kam.

„Sie sind ein Beschützer?“ stotterte sie lahm.

„Und du bist die Priesterin, die das schon wissen hätte sollen“, zischte er, während er sie noch anstarrte, wobei sein Ärger schon verrauchte.

Sie drehte sich um, um aus der Tür hinaus zu rennen und schrie sofort auf, als sie fühlte, wie sich starke Arme von hinten um sie schlossen.

Kyous Körper spannte sich um sie an, als sie sich wehrte. Er hob sie vom Boden hoch, als sie mit den Füßen um sich trat, in dem Versuch, ihm zu entkommen. Nachdem er ihr genug Zeit gegeben hatte, um einzusehen, dass es hoffnungslos war, zu versuchen, sich zu befreien, näherte er seine Lippen ihrem Ohr und flüsterte: „Du wirst so lange bleiben, bis du stark genug bist, dich aus diesen Armen zu befreien, Priesterin.“

Dann warf er sie in die Luft um sie dann auf das gut gepolsterte Sofa fallen zu lassen, wo sie mit einem leisen Aufprall landete. Nun, wo sie ihm wieder Angesicht zu Angesicht gegenüber saß, schenkte Kyoko ihm einen bitterbösen Schrei und blinzelte dann wieder, als seine Erscheinung sich wieder in den Mann verwandelte, zu dem sie vorhin gesprochen hatte.

Sie starrte ihn wütend an und ballte eine Faust: „Was zur Hölle, geht hier vor?“

Kyou stand ruhig vor ihr, der einzige Unterschied zu vorhin war, dass seine Augen immer noch glühten. „Du wirst hierbleiben.“ Er beugte sich zu ihr hinunter: „Du wirst von mir lernen.“ Er legte seine Hände auf die Rückenlehne des Sofas, sodass sie eingeschlossen war. „Und dieses Mal wirst du ohne Opfer gewinnen.“ Seine Nase berührte ihre beinahe, als er diese letzte Feststellung fauchte um seine Unzufriedenheit zu zeigen.

Kyoko lehnte sich im Sofa so weit zurück, wie es nur ging, und erwiderte seinen hitzigen Blick, aber sie fühlte immer noch keine Bedrohung von ihm. Selbst wenn er kein Mensch war, er hatte keine Intention, sie zu verletzen. Sie runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, was er gerade gesagt hatte.

„Dieses Mal?“, fragte sie mit weicher Stimme, „Was meinen Sie... Dieses Mal?“

Kyou atmete tief ein: „Du hast vielleicht vergessen, aber ich nicht.“ Ihr Geruch umgab ihn und er fühlte den bekannten Schmerz um sein vergessenes Herz, aber sie musste die Wahrheit erfahren: „Wir haben in der Vergangenheit gemeinsam gekämpft, Priesterin, und die Zeit naht, wo wir es wieder tun werden müssen.“

Kyokos Augen wurden einen Moment lang weich. „Wer sind Sie?“

„Dein Beschützer, Kyoko, ich weiß, dass du es vergessen hast, denn du hast deine Erinnerungen von uns geopfert, um den Schützenden Herzkristall zurück in diese Welt zu bringen.“ Sein Blick suchte den ihren und seine Stimme wurde zu einem leisen Flüstern: „Du musst mir vertrauen.“

Obwohl er gerade versucht hatte, sie zu verängstigen, befahl ihr alles in ihr, ihm zu vertrauen. „Ich... vertraue dir.“ Sobald sie die Worte geflüstert hatte, befand sie sich selbst wieder in seiner Umarmung. Erst spannte sie sich an, dann fühlte sie die Wärme, die sie umgab, und überließ sich selbst der Umarmung, entspannte sich bei ihm in gelassener Verwirrung.

Kyou konnte nicht anders. Er hatte die Angst vor ihrer Zurückweisung viel zu lange mit sich herum getragen und als er diese Worte hörte, verschwand das ganze Gewicht der Welt von seinen angespannten Schultern. Er presste sie an sich, umgab sich mit ihrem Geruch, als er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub.

„Bleib dieses Mal“, flüsterte er in einem Moment der Schwäche.

Kyoko konnte die Sanftheit in seinen Worten und in seinen Armen fühlen, aber trotzdem, er hatte sie gerade vor ein paar Minuten zu Tode erschreckt und nun hielt er sie fest, als wäre sie seine Lebensretterin. Sie fühlte sich gefangen zwischen der Angst vor ihm und dem Drang, mit ihrer Hand über seine weiche Wange zu streichen.

Sie war voller Fragen und murmelte in seine Brust: „Ich möchte mich an das erinnern, was du sagst, das ich vergessen habe. Was muss ich wissen?“

Kyou schloss seine goldenen Augen, er wollte noch nicht in die wirkliche Welt zurückkehren... sie war genau dort, wo sie hingehörte... in seinen Armen. Mit einem Seufzen ließ er sie widerwillig los und setzte sich neben sie auf das Sofa.

Während er mit einer Hand durch seine überlangen Locken fuhr, holte Kyou tief Luft um seine tobenden Instinkte zu beruhigen. Um sein Verlangen zum Schweigen zu bringen, konzentrierte er sich auf die Wand vor ihm und begann, ihr zu erzählen, was er wollte, das sie wusste. Etwas erzählt zu bekommen war nicht dasselbe als sich daran zu erinnern.

„Du wirst helfen müssen. Alle Leute hier, die so angekommen sind wie du, mit den Stipendien, habe ich für dich versammelt. Sie erinnern sich nicht an dich und du erinnerst dich nicht an sie, aber sie haben damals mit dir gekämpft und sie werden wieder mit dir kämpfen, wenn die Zeit reif ist“, seine Stimme klang ein wenig verträumt als er von den Erinnerungen aus der Vergangenheit sprach.

Kyokos Augen wurden groß. „Suki und Shinbe?“, fragte sie und wunderte sich, wieso sie ihm so einfach glaubte.

Kyou nickte. „Ich sehe, du hast sie schon getroffen. Ja, du standst ihnen sehr nahe, ebenso wie Toya, der dich wie kein anderer beschützte.“

„Toya?“ Sie hob eine fragende Augenbraue. „Du machst Scherze.“ Und in Gedanken fügte sie hinzu: 'Er mag mich nicht einmal.'

Kyou seufzte zögernd: „Toya ist in diesem Leben unverändert, er ist immer noch der unausstehliche, dickköpfige Junge aus der Vergangenheit. Aber ja, er beschützte dich rachsüchtig und wäre für dich gestorben, wenn das nötig gewesen wäre.“

Kyoko runzelte die Stirn: „Er erinnert sich nicht daran?“ Sie hatte das Gefühl, dass er ihr die Wahrheit sagte, und es ergab Sinn, dass er wusste, dass sie einen Teil ihrer Erinnerung verloren hatte. Ihre Augen suchten die seinen, sie wollten das Wissen zurück.

Kyou schüttelte leise seinen Kopf: „Ich bin der einzige, der nicht mit dir zurückgekommen ist. Daher bin ich der einzige, der die Erinnerungen von dem, was passierte, in sich trägt. Toya weiß nicht einmal, dass er mein Bruder ist.“

Kyoko holte bei dieser Offenbarung Luft: „Brüder? Was ist passiert, dass du der einzige bist, der sich erinnert?“ Sie musste es wissen.

„Du hast im Kampf all deine Erinnerungen gegeben, um das Böse in unserer Welt zu zerstören und den Schützenden Herzkristall zu retten. Im gleichen Moment hast du dir auf den Kristall gewünscht, alle wieder zu sehen. Du wolltest sie nicht verlieren. Als du in jenem Moment verschwandst, verschwanden auch alle anderen... inklusive des Feindes. Du hattest sie unbewusst hierher... mitgenommen.“

Er seufzte bedauernd. „Ich hatte mir selbst einen Zauber auferlegt, der mich vor solchen Wünschen schützte.“ Sein Blick verlor sich in der Ferne als er die Erinnerung wieder erlebte.

„Du hast alle mit dir mitgenommen, und wusstest es nicht einmal. Sie wurden alle hier, in deiner Zeit, wieder geboren und ließen mich alleine in der Vergangenheit zurück.“ Sein Blick kam zurück in die Gegenwart und suchte den ihren. „Nun, ich überlebte und wartete auf dich. Als es an der Zeit war, versammelte ich alle, die mich verlassen hatten. Nun hast du den Kristall mit dir gebracht, und das Böse, das ihn will...“ Seine Stimme wurde finster: „...das Böse hat die Suche nach dir schon aufgenommen und ich werde es nicht zulassen.“