Fesselnde Bande

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Z serii: Obsession Book #1
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Fesselnde Bande

Obsession Serie

Geschrieben von Amy Blankenship

Übersetzt von Doris Eva Stoeckl

Copyright © 2012 Amy Blankenship

Englische Ausgabe Veröffentlicht von TekTime

Alle Rechte vorbehalten.

Kapitel 1 „Sanctuary”

Angel Hart warf einen flüchtigen Blick durch das dicke Glas des Fensters und zuckte wegen der Höhe des Hubschraubers zusammen, als er auf den Resort zuflog, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Sie liebte diesen Ort über alles …, aber am besten gefiel er ihr auf dem Boden. Sie litt unter Flugangst und hatte es trotzdem während der letzten zehn Stunden ertragen müssen.

Während sie sich ihre Ponyfransen aus dem Gesicht strich, blickte sie verstohlen auf ihren Bruder Tristian und fragte sich, warum er darauf bestanden hatte, sie am Flughafen abzuholen, obwohl er wusste, dass er den Rückweg nach Hause im Hubschrauber fliegen musste.

Ihr war klar, dass Tristian das Fliegen noch mehr hasste als sie und beobachtete, wie er mit jemandem auf seinem Handy textete, um sich abzulenken. Vielleicht hatte er sich seiner Angst auch gestellt, könnte sein, da sie sich fast zwei Jahre nicht gesehen hatten; obwohl sie fast jeden Tag telefoniert oder getextet hatten. Es interessierte sie nicht wirklich, warum er es getan hatte, denn ihn hier bei sich zu haben, hatte eine beruhigende Wirkung auf sie und sie war dankbar dafür.

Um dem Lärm des Hubschraubers zu entkommen, ließ Angel ihre Gedanken auf die vergangenen zwei Jahre zurückschweifen. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatte sie ihr Vater nach Kalifornien geschleppt, während Tristian gezwungen wurde, bei ihrer Mutter hier in Sanctuary zu bleiben. Da die Fahrt mit dem Auto so weit war und keiner der beiden fliegen wollte, war die Distanz der einzige Grund, warum sie sich nicht persönlich besucht hatten.

Sie hatte nicht bemerkt, wie sehr sie Tristian vermisste, bis sie ihn dort am Flughafen vor sich stehen sah. Er lehnte an der Wand direkt gegenüber der Tür, durch die sie hindurchgekommen waren. Sobald sie einander sahen, rannte sie auf ihn zu, während er seine Arme ausstreckte, um sie aufzufangen.

Ihr großer Bruder … Tristian war am Morgen immer der erste gewesen, mit dem sie sprach und der letzte, den sie gesehen hatte, bevor sie ihre Augen zum Schlafen zumachte. Während des Heranwachsens konnten sie sogar ihre Eltern überzeugen, dass sie ein Problem mit Schlafwandeln hatten, weil sie mitten in der Nacht aufstanden und im jeweils anderen Bett einschliefen.

Als sie ein wenig älter waren, hatte ihr Mutter versucht, dem ein Ende zu setzen, indem sie ihre jeweiligen Zimmertüren in der Nacht zusperrte. Angels Lippen verschmälerten sich bei der Erinnerung an die Worte ihrer Mutter, als sie sie das letzte Mal umarmt schlafend ertappt hatte.

„Euer beider Verhalten ist Sünde … ihr benehmt euch mehr wie ein Liebespaar und nicht wie Bruder und Schwester.” Isabel Harts Stimme veränderte sich in dieser Nacht von mütterlicher Liebe zu Abscheu.

Tristian hatte schnell einen Weg gefunden, um dieses dumme Absperren zu umgehen. Er schnitt ein Stück der Wand hinter seinem Kleiderschrank heraus, damit er leicht in die schmalen, engen Gänge schlüpfen konnte, die heimlich zwischen den Mauern im Hotel, in dem sie lebten, verliefen. Er hatte das gleiche mit ihrem Schrank gemacht und konnte jede Nacht in ihr Zimmer schlüpfen und bei ihr schlafen ... und den Wecker stellen, damit sie nicht erwischt wurden.

Er hatte ihr gesagt, dass ihre Mutter die Perverse wäre …, die denkt, dass ihre Beziehung falsch und schmutzig ist. Er hatte sogar betont, dass in vielen kleineren Ländern die ganze Familie zusammen baden und schlafen würde und dass es in anderen ganz normal sei, sogar unter Geschwistern zu heiraten. Tristian hatte sie überzeugt, dass Ihre Mutter die Sünderin war, indem sie versuchte sie auseinanderzuhalten.

Angel hatte vor langer Zeit entschieden, ihrer beider Geheimnisse zu bewahren und dass es niemanden etwas anging ... Sie vertraute ihm.

Tristian hatte sich nicht viel verändert, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte und bewahrte sein junges, unschuldiges Aussehen. Aber zur selben Zeit stellte sie Veränderungen fest, die sie verpasst hatte. Seine blonden Haare hatten sich an den Wurzeln verdunkelt … platinblonde Strähnen und rotblonde Nuancen schauten wirklich gut zu seiner leichten Bräunung und seinen grünen Augen aus.

Sie lächelte, als sie daran dachte, dass er mit seinem alternativen Haarschnitt gut zu den Surfertypen in Kalifornien passen würde. Sein Haar hatte fast rundum die gleiche Länge, auf einer Seite gescheitelt und hing über eines seiner Augen über das Kinn hinaus. Sie konnte auch das schwarze Leder der Halskette mit dem Kreuz unter seinem Kragen sehen, die sie ihm zu Weihnachten geschickt hatte.

Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie es war, die sich am meisten verändert hatte. Als sie Sanctuary verlassen hatte, war sie nur sechzehn Jahre alt. Nachdem sie mit Tristian, Hunter und Ray fast jeden Tag ihres Lebens verbracht hatte ... fühlte sie sich verloren und allein in LA. Sie war noch nie in einer echten Schule gewesen, weil ihre Großmutter immer Privatlehrer für sie eingestellt hatte.

Der Besuch der High School in LA war ein Kulturschock für sie gewesen. Erst damals hatte sie erkannt, dass es ihrer Familie nur aufgrund des vielen Geldes möglich war, sie von allem abzuschirmen, was normal war. Dann lernte sie Ashton Fox kennen. Jedes Mal, wenn sie das Penthouse ihres Vaters verließ, war Ashton da oder er tauchte in Kürze auf, wo immer sie war … wie Schicksal. Er brachte sie zum Lachen und begann ihr eine ganz neue Welt zu zeigen.

Angel machte den Fehler, noch einmal aus dem Fenster zu blicken, gerade als sie ein tiefes Tal überflogen und sie hatte das Gefühl, als ob sie in schwindelnder Höhe wären.

Sie drückte Ashtons Hand noch fester und entschloss sich ihn anzusehen, anstatt des schwindelerregenden Anblicks. Seine eisblauen Augen lachten über ihre Nervosität, aber es war ihr egal ... eigentlich. Sie war fast froh, dass er nicht auf sie gehört hatte, als sie versuchte ihn davon abzuhalten, sie auf ihrer Rückkehr nach Sanctuary während der Woche zu begleiten.

Über den kleinen Comlink in ihren Ohrschützern fragte sie: „Ash, bist du schon einmal in einem Hubschrauber geflogen? Du scheinst das gut zu meistern.”

„Nein, aber ich genieße jeden Augenblick davon”, grinste sie Ashton an. „Deine Familie ist etwas exzentrisch, meinst du nicht auch? Sie holen uns mit einem Hubschrauber vom Flughafen ab, während eine Limousine unser Gepäck mitbringt. Und ich dachte immer meine Familie sei wohlhabend.” Er zog die Augenbrauen hoch und versuchte, sie zum Lachen zu bringen.

Er wusste, dass sie nervös war, da sie ihm mit dem Druck ihrer Hand die Blutzirkulation in seiner Hand abschnitt. Ihre Verwundbarkeit machte sie nur noch liebenswerter. Sie war nicht wie die Flittchen in L.A., mit denen er früher manchmal ausging. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er die Stimme ihres Bruder über den Comlink hörte.

„Es ist immer so”, sagte Tristian mit einem Blick auf seine Schwester und wusste, dass sie ihm zustimmen würde.

Sie hatten die Erwachsenen in der Familie Hart dieses alberne Spiel ihr ganzes Leben lang spielen sehen. „Die Familie Hart versucht eben, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Die Tatsache, dass unsere Großmutter diesen Hubschrauber und ganz Sanctuary besitzt, ist ihr kleiner Sieg über ihre drei Kinder ... und die Welt”, murmelte er den letzten Teil mit etwas mehr Sarkasmus.

„Es reicht, Tristian.” Malcolm Hart warf seinem Sohn einen verärgerten Blick zu und wandte sich dann wieder seiner neuesten Freundin, Felicia, zu. Er beschloss für den Rest des Fluges die Oberhand über den Comlink zu übernehmen, damit sein Sohn keine Chance mehr haben würde, vor ihrem Gast noch mehr Nachteiliges über die Familie zu sagen.

Er lächelte die hübsche Rothaarige an, mit der er seit einigen Wochen ausging. Er hatte sie mit Geld betört, damit sie ihn begleitete und er sich mit ihr vor seiner Exfrau Lily zur Schau stellen konnte. Sie war diejenige gewesen, die auf die Scheidung bestanden hatte und deshalb hatte er große Lust, es ihr unter die Nase zu reiben.

Malcolm ging in den Reiseleiter-Modus und zeigte aus dem Fenster, um anzukündigen, dass sie fast angekommen waren. „Das ist das Resort, unmittelbar über der Anhöhe, Sanctuary … bestens bekannt für seine berühmte Hochzeitskapelle und seine Hochzeitssuiten.” Malcolm grinste Felicia spitzbübisch an. Er wusste, dass er ihre Hoffnung aufrechterhalten musste, damit sie ihre Rolle vor Lily durchaus gut spielen würde.

„Da die Bergkuppe oben ziemlich flach ist, hat dieser Ort so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann, ein Spa, einen riesigen Teich sowie Indoor-und Outdoor-Swimmingpools … und noch vieles mehr. Wir besitzen alles im Umkreis von ungefähr 50 Kilometern und haben das Land als Wildpark kennzeichnen lassen, damit niemand darauf bauen und seine Schönheit zerstören kann. Es führt nur eine Straße den Berg hinauf und das Tor am Fuß des Berges hält ungebetene Eindringlinge fern.”

„Wow … es ist alles so fabelhaft”, gurrte Felicia mit dieser hilfsbedürftig klingenden Stimme.

„Und am Fuße des Berges gibt es ein Indianerreservat der Apachen”, fuhr er fort. „Die meisten Angestellten im Resort sind Apachen.” Malcolms Augen glänzten bei der Erinnerung an die hübschen Mädchen, die seine Eltern aus dem Indianerreservat eingestellt hatten. Seine Teenagerjahre würde er für nichts auf der Welt tauschen.

 

„Echte Indianer?” Felicia Felicia mit ihren Wimpern, warf ihm einen erschrockenen Blick zu und lehnte sich zum Schutz an ihren neuen Sugardaddy. Sie hatte wirklich Glück gehabt, als ein so reicher älterer Mann an ihr Gefallen gefunden hatte. Wenn sie ihre Karten richtig ausspielte, würde ihr nie mehr etwas fehlen.

„Wie alt bist du? Fünf?” Tristian griff nach oben und schaltete seinen Comlink aus, angewidert, und dieses Gefühl kam nicht vom Hubschrauberflug.

Er rieb sich gereizt die Schläfe aufgrund der langsam aufkommenden Kopfschmerzen … in letzter Zeit hatte er jegliche Toleranz für dumme Menschen verloren. Er griff in seine Tasche und holte den kleinen Flachmann heraus, allerdings war dieser nicht mit Alkohol gefüllt. Es war ein indianisches Heilmittel für Kopfschmerzen, das sein Freund Hunter für ihn gemischt hatte und normalerweise innerhalb von Minuten wirkte. Er hoffte nur, dass es stark genug war, um die von dieser dummen Ziege und seinem Vater verursachten Kopfschmerzen loszuwerden.

Er wusste, was sein Vater im Sinne hatte. Felicia war wahrscheinlich Mitte zwanzig und schaute mehr aus wie die Trophäen-Schlampe seines Vaters als seine Freundin. In Momenten wie diesen war er froh, dass er nicht bei seinem Vater lebte.

Die ganze Situation machte ihn immer noch gewaltig ärgerlich. Es war nicht Angels Schuld, dass ihre Eltern nicht miteinander auskamen, warum musste sie dann ihre Heimat verlassen? Die Scheidung hatte ihn wütend gemacht, als er herausfand, dass der örtliche Richter ein Kind pro Elternteil entschieden hatte. Da Angel sechzehn Jahre alt war und er siebzehn wurden sie gegen ihren Willen getrennt.

Wenn er damals gewusst hätte, was er heute wusste … er hätte das niemals zugelassen. Weil er nicht schlau genug war, um das Ganze aufzuhalten ... hatte er Angel fast zwei Jahre lang nicht gesehen und hatte deshalb den Fehler gemacht, sie heute am Flughafen zu treffen. Er hatte sie viel zu sehr vermisst.

Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem boshaften Lächeln, als er sich daran erinnerte, dass der dämliche Richter, der ihn und seine Schwester getrennt hatte, in einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, genau einige Tage nachdem Angel gezwungen worden war, ihren Heimatort zu verlassen. Tristian tat es mit einem Achselzucken ab und warf einen Blick auf seine Schwester. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie ihr ganzes Leben in Sanctuary gelebt.

Angel und er waren die auserwählten Lieblinge von Oma Hart unter den sieben Enkeln und die Dinge in Sanctuary hatten sich noch mehr verbessert, als ihr Großvater sich vor drei Jahren bei einem Sturz von der Treppe das Genick gebrochen hatte.

Tristians Augen verhärteten sich bei dem Gedanken. Als es geschah, hatten sie keine Träne vergossen, weil weder Angel noch er den alten Mann ausstehen konnten. John Hart war beängstigend gemein … er starrte sie immer zornig an und sagte abscheuliche Dinge, wenn er dachte, dass ihm niemand zuhörte. Seine Schwester und er machten während des Aufwachsens ein Spiel daraus, ihren Großvater um jeden Preis zu vermeiden.

John Hart war ihm gegenüber immer am gemeinsten und behandelte ihn anders als die übrigen Enkelkinder. Tristian verdrängte die Erinnerungen hartnäckig und kam zum Schluss, dass der alte Mann das Kopfzerbrechen nicht wert war.

Sein Blick schweifte von seiner Schwester zu ihrem Freund Ashton Fox. Es war das erste Mal überhaupt, dass er Kenntnis von einem Freund seiner Schwester hatte. Tristian verzog keine Miene, als er den College-Jüngling betrachtete. Laut all seiner gesammelten Informationen schien Ashton in Ordnung zu sein und er hasste diese Tatsache, da er wollte, dass Angel wieder zurück nach Sanctuary ziehen sollte. Und das würde nicht passieren, wenn sie ihr Leben in Kalifornien genoss.

Ashton Fox war zwanzig Jahre alt, würde aber irgendwann in dieser Woche einundzwanzig werden … als ob ihm das nicht egal wäre. Vielleicht würde er eine Geburtstagsparty für ihn schmeißen und ihn so betrunken machen, dass er Angel ankotzen würde ... eventuell wird das helfen, ihre Beziehung genug zu zerstören, um sie zur Rückkehr nach Hause zu veranlassen. Wenn nicht, dann war er sicher, dass Hunter, Ray und ihm ... etwas anderes einfallen würde.

Tristian versuchte noch mehr Gründe zu finden, Ashton nicht zu mögen. Er hatte sogar seinen Onkel Robert, den Rechtsanwalt, gebeten, den Burschen einer sorgfältigen Hintergrundprüfung zu unterziehen. Robert Hart hatte bestätigt, dass Ashton aus einer wohlhabenden Familie stammte ... die aber nicht so viel Geld hatte wie die ihre. Trotzdem musste Tristian zugeben, dass es genug war, um ihn davon abzuhalten mit seiner Schwester nur wegen ihres Reichtums zusammen zu sein.

Allerdings fand er heraus, dass Ashton Fox sehr wohl eine Vorstrafe hatte ..., die aber dicht versiegelt war. Robert hatte vermutet, dass es wahrscheinlich etwas Geringfügiges wie betrunkenes Fahren als Teenager oder so war. Ashton studierte außerdem Medizin, obwohl er mit seinen zusammengebundenen, platinblonden Haaren, seiner sonnengebräunten Haut und seinen eisblauen Augen eher wie eine lebendige Werbung für Calvin Klein Jeans aussah.

Tristian runzelte die Stirn und überlegte sich, wenn das Alter von Ashton und Angel näher beieinanderliegen würde, könnten sie fast Zwillinge sein ... bis auf die Tatsache, dass Angels Haare länger waren. Sogar jetzt lächelten sich beide an, wie es Verliebte eben tun und es fing an ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Tristian ließ sich in seinen Sitz zurücksacken und beschloss aus dem Fenster zu schauen.

Er knurrte schweigend und fragte sich, welcher Anblick schlimmer war.

*****

Isabel Hart setzte ihre Teetasse ab, als sie ihren privaten Hubschrauber in der Ferne hörte. Sie wollte zum Fenster eilen und beobachten, wie sie zu Hause ankamen, aber sie beruhigte sich mit dem Wissen, dass sie in dieser Woche eine Rolle spielen musste ... die schwache Großmutter, die ihre Familie bei sich zu Hause brauchte.

Sie hatte vor Kurzem einen kleinen Herzinfarkt gehabt, aber genug, um Malcolm und Angel zum Nachhausekommen zu bringen … auch wenn es nur für die Feiertage um den 4. Juli war. Das machte es die beängstigende Erfahrung fast wert. Sie hatte sogar das Resort für Außenstehende geschlossen und mit Tristian vereinbart, dass die Mitarbeiter die Woche freinehmen, damit es für die Familie eher wie ein richtiges Zuhause scheint.

Wenn es nach ihrem Willen ginge, würde sie ihr fehlendes Kind und ihre Enkelin dazu bringen, endgültig wieder zurück nach Sanctuary zu ziehen … selbst wenn sie so tun musste, als ob sie im Sterben läge, nur um sie dazu zu bringen.

Ihre Kinder hatten mit ihren Familien immer hier gelebt. Diese Tradition wurde mit der Scheidung von Malcolm gebrochen. Ihr ältester Sohn Robert war Rechtsanwalt geworden und heiratete seine Highschool-Liebe Dianne. Sie hatten Zwillingssöhne, Devin und Damien, die jetzt zwanzig Jahre alt waren und für sie als Trainer im Fitnessstudio arbeiteten, das eine riesige Grundfläche im Erdgeschoss des Resorts einnahm.

Sie durfte Robert nicht aus den Augen lassen, weil er seinem Vater sehr ähnlich war … gierig und berechnend. Sie war sich bewusst, dass er bereits darauf vorbereitet war, nach ihrem Ableben Ihr Testament anzufechten, obwohl sie wusste, dass er nicht ganz sicher war, was darin festgelegt war.

Robert wusste nicht, dass es ihm nichts bringen würde … dieses Testament war in jeder Hinsicht unmissverständlich. Sie hatte ihm auch die Handhabung des Papierkrams des Resorts entzogen, als sie ihn dabei erwischt hatte, die Geschäftsbücher zu fälschen und einen Teil der Gewinne in eines seiner eigenen Konten abzuschöpfen. Im Laufe der letzten Jahre war er für sie zu einer echten Enttäuschung geworden.

Ihr zweitältestes Kind und ihre einzige Tochter, Carley, und ihre drei Kinder lebten auch hier. Aber Carley war nicht wie Robert.

Ihre kleine Familie war voller verzogener Fratzen, die dachten, sie seien besser als alle anderen, weil sie aus den Treuhandfonds lebten, die sie für sie eingerichtet hatte. Tiffany war siebzehn, Paris einundzwanzig und Jason zwanzig. Aber sie konnte die Kinder nicht wirklich für ihre Faulheit verantwortlich machen, wenn ihre Mutter nichts weiter als eine Alkoholikerin war. Alle vier zusammen hatten es geschafft, dass Carleys armer Mann sie schon vor Jahren verlassen hatte.

Ihr Mann John war vor drei Jahren verstorben und dann verlor sie Malcolm und Angel nur ein Jahr später. John war ein herrischer Mann mit einer strengen Hand gewesen und die Wahrheit war ... sie vermisste ihn überhaupt nicht. Aber alle anderen in der Familie waren mit ihrem eigenen Leben so beschäftigt ... Isabel fühlte sich in ihren alten Tagen einsam.

Die Einzigen, die ihr etwas Aufmerksamkeit schenkten, waren Tristian und die beiden indianischen Jungs, die seine Schwester und er so gern hatten ... Hunter und Ray Rawlins.

Es interessierte sie nicht wirklich, was der Rest der Familie tat … Für sie waren nur Angel und Tristian wichtig. Es störte sie nicht, dass eines der Geschwister nicht blutsverwandt war ... Es war das Herz, das zählte. Als Tristian adoptiert worden war, hatte sie alle anderen Familienmitglieder gewarnt, dass – wenn sie ihm jemals von der Adoption erzählten, würden sie ausgeschlossen und ohne einen weiteren Gedanken von Sanctuary davongejagt. Bisher hatte die Drohung gehalten.

Tristian und Angel konnten es nicht wissen, aber Sanctuary würde eines Tages nur ihnen gehören.

Als sie aufblickte und Lily Hart steif stehend draußen im Blumengarten sah, lächelte sie innerlich. Sie hatte Lily erlaubt weiter hier zu leben, als ihr Sohn Malcolm quer durch das Land umgezogen war. Der einzige Grund ihrer Zustimmung, dass die Frau bleiben konnte, war, dass Angel so oft wie möglich zurückkehrte und Tristian hier wohnte.

In Isabels Augen führte es für Lily nur dazu, unglücklich zu sein. Malcolm hatte sie geliebt, aber sie verhielt sich kühl und unerträglich und schob Malcolm weg, ohne ihm zu sagen warum. Sie dachte, Lily sei nur hiergeblieben, weil sie dumm genug war zu denken, eines Tages einen Teil von Sanctuary zu besitzen.

Malcolm war schon immer ein Playboy gewesen, bevor sie geheiratet hatten und hatte mit der Hälfte der indianischen Belegschaft geschlafen, die im Hotel arbeiteten, bevor er zu einer größeren Partie überging.

Er hörte mit diesem schalkhaften Verhalten auf, nachdem er geheiratet hatte, deshalb wusste sie, dass das nicht der Grund für die Scheidung war. Er hatte Mädchen immer schon geliebt, aber Isabel wusste, dass er Lily am meisten wegen ihrer Schönheit liebte ... sie war immer noch bildhübsch. Kalt und schön, so gefühllos, dass sie sich niemals bemühte, eine echte Mutter für ihre Kinder zu sein, nicht einmal, als sie noch klein waren.

Durch den schmerzhaften Blick auf Lilys Gesicht konnte Isabel sagen, dass Malcolm endlich hier war. Sie hatte dem Piloten ihres Hubschraubers zweifelsfrei wissen lassen, dass er seinen Job los sei, wenn er es wagen würde, jemanden vor Ende des Wochenendes wieder abzuholen. Sie hatte außerdem Ray dafür bezahlt, jedes Fahrzeug auf dem Anwesen in der einen oder anderen Weise außer Betrieb zu setzen, damit niemand abreisen konnte.

Ausnahmsweise ... die Familie würde zusammen hier festsitzen ..., ob es ihnen recht war oder nicht.

*****

Ray Rawlins hörte in der Ferne den Lärm des Hubschraubers, als er die Motorhaube des letzten Autos im Parkhaus schloss. Er sah sich all die teuren Fahrzeuge, die jetzt ohne Verwendung waren, mit einem Gefühl der Zufriedenheit an. Isabel Hart konnte genauso rücksichtslos sein wie ihr toter Mann.

Außerhalb des Backsteingebäudes strich er mit einem Schwung seine langen dunklen Haare aus dem Gesicht, während er den Helikopter langsam zum Hubschrauberlandeplatz herabsinken sah. Seine Gedanken fielen auf Hunter und er fragte sich, ob sein Bruder in der Lage war, sich unter Kontrolle zu halten, da sie herausgefunden hatten, dass Angel ihren kalifornischen Freund für die Woche nach Sanctuary mitbringen würde.

Ashton Fox war im Begriff in ein Spinnennetz einzutauchen und er hatte keine Ahnung davon.

Seiner Meinung nach verdienten die meisten Menschen, die oben auf diesem Berg geboren wurden, von ihm herunterzufallen. Angel und Tristian waren die Ausnahmen. Als sie aufwuchsen, hatten Hunter und er sie unter ihre Fittiche genommen, um sie soweit wie möglich vor der Bosheit, in die sie hineingeboren worden sind, zu beschützen. Sogar ihre liebe Großmutter konnte heimtückisch sein, wenn sie ihren eigenen Willen durchsetzen wollte.

 

Er lehnte sich gegen die Backsteinwand und erinnerte sich an ihre Kindheit. Hunter und er waren nur ein paar Jahre älter als die Geschwister, aber alle vier waren seit jeher unzertrennlich. Gemeinsam waren sie fast jeden Tag in den Wäldern des Berges und Hunter und er zeigten ihnen indianische Überlebenstechniken ..., obwohl Tristian und Angel all dies nur als Spaß und Spiel auffassten.

Seine Vision der Vergangenheit zerfloss, als Angel mit ihrem Freund im Schlepptau vom Hubschrauber weglief. Er schüttelte seinen Kopf, als der Wind des Helikopters ihr platinblondes Haar zum Fliegen brachte, als ob sie sich im Zentrum eines unsichtbaren Sturms befände.

Er blickte auf das riesige Anwesen, bekannt als Sanctuary. Er kannte die Menschen darin, die behaupteten ihre Familie zu sein und im Begriff waren ein neues Spiel zu spielen ... ein viel zu gefährliches für das kleine Mädchen, um es alleine zu spielen.

Ray zog den Flachmann heraus, den ihm Hunter geschenkt hatte und nahm einen Schluck, um seinen Geist zu klären. Er würde seine gesamte Konzentration brauchen, wenn er Angel in Sicherheit bringen wollte.

*****

Tristian wartete bis alle den Hubschrauber verlassen hatten, bevor er sich dem Piloten zuneigte, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. „Erinnere dich, was Isabel Hart gesagt hat”, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und seine grünen Augen verengten sich zu einer Warnung. „Du nimmst dir einige Tage frei und machst dir um uns keine Gedanken. Wir brauchen dich diese Woche nicht, hast du verstanden?”

Angel lächelte glücklich, als sich Tristian ihr anschloss und alle liefen vom Wind der Propeller weg. Sie fühlte sich so viel besser, als sie sich umdrehte und sah, wie die verhasste Machine wegflog und sein lautes Woop...Woop...Geräusch mit ihm.

„Gut, dass wir den Wirbelwind los sind.” Angel winkte ihm spottend nach. Wenn sie sicher wäre, dass niemand über sie lachen würde, hätte sie ihre Hände auf den Boden gelegt und ihm für ihre sichere Rückkehr gedankt.

Ashton fuhr mit seinen Fingern durch ihr seidiges blondes Haar. Er liebte, wie es sich anfühlte. „Ach, du bist nur wütend, weil es deine schönen Haare durcheinandergewirbelt hat”, grinste er und wunderte sich, dass seine Finger nicht ein einziges Gewirr in ihrem Haar antrafen. Sie war nahezu perfekt, er kannte niemanden wie sie und als sie ihm mitteilte, dass sie ihre Heimat besuchen würde, war er schlau genug, sie nicht mehr aus den Augen verlieren zu wollen.

Als sie bemerkte, dass ihr Vater und Felicia schon hineingegangen waren, legte Ashton seinen Arm um ihre Schultern und sie machten sich auf den Weg über den Hügel hinauf zum Anwesen.

„So, mein liebes Rotkäppchen, werden wir zuerst deine Großmutter aufsuchen?”, bemerkte er und versuchte sich nicht überwältigt von der Größe der Residenz zu zeigen. Er hatte ihren Vater darüber prahlen gehört, aber jetzt, da er es selber sah, war ihm klar, dass es wirklich untertrieben gewesen war.

Tristian zwinkerte Angel zu, bevor er unterbrach. „Ich denke, es ist an der Zeit Ashton sein Zimmer zu zeigen und ihm Zeit zur Eingewöhnung zu lassen, meinst du nicht auch? Es gibt keinen Grund den großen bösen Wolf allzu sehr zu reizen. Großmutter hatte bereits einen Herzinfarkt … Ich glaube, ihr deinen Freund gleich bei der Ankunft vorzustellen, könnte ihr gerade noch den Rest geben.”

Angels Lächeln schwankte bei der Erwähnung des Herzinfarkts ihrer Großmutter. Als Tristian sie angerufen und es ihr erzählt hatte, wäre sie fast nach Hause geflogen. Da ihr Vater aber zugestimmt hatte, dass sie sie alle die Woche um den 4. Juli besuchen würden, hatte sie gewartet. Tristian hatte ihr am Telefon geschildert, dass Hunter ihre Großmutter gerade rechtzeitig gefunden und wahrscheinlich sogar ihr Leben gerettet hatte.

Ihr eigenes Herz schlug für eine Sekunde schneller, als sie sich Hunter im Geiste vorstellte ... Hunter Rawlins. Sie hatte immer an ihn als ihren besten Freund gedacht, aber als sie nach L.A. gezogen war, wurde ihr langsam klar, dass sie mehr als nur Freunde waren … viel mehr. Sie hatte Hunter genauso vermisst wie ihren eigenen Bruder.

„Oh, komm schon”, knurrte Tristian fast, als er seine Arme um sie legte und sie liebevoll umarmte. „Ich habe es nicht so gemeint.” Er zog sich zurück, nahm ihr Gesicht in seine Hände und ließ sie zu ihm aufschauen. „Du hast für diese Woche nur Lächeln versprochen”, erinnerte er sie mit ernstem Blick.

„Ich weiß”, Angel zauberte das Lächeln wieder auf ihr Gesicht, aber es fühlte sich nicht gleich an. „Ich bin okay, sobald ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, dass es Großmutter gut geht. Du bleibst bei Ash und ihr habt Spaß zusammen. Ich werde mich später zu euch beiden dazugesellen.”

Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab Ashton einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und auf einen Seiteneingang zuging, wo sie ihre Großmutter vermutete.

Ashton beobachtete, wie Angel wegging und ihm gefiel die Tatsache nicht, dass sie fast in der gleichen Minute in der sie auf dem Berg angekommen waren, getrennt wurden. Während ihres Aufenthalts in L.A. hatte ihr Vater sie nie für irgendetwas gebraucht und er hatte sie ganz für sich alleine. Er teilte nicht gerne mit anderen.

*****

Hunter schüttelte es, als er sich vom Türrahmen wegschob, an den er sich gelehnt hatte. Angel zu sehen, wie sie ihrem Freund diesen unschuldigen kleinen Kuss gab, hatte einen richtig schlechten Geschmack in seinem Mund hinterlassen und es juckte ihn auf etwas einzuschlagen ... vorzugsweise auf Ashton Fox. Es brauchte seine ganze Selbstkontrolle, um ihn davon abzuhalten ihr zu folgen, als er beobachtete, wie sie von den anderen wegging.

Er wusste genau, dass Tristian ihn bemerkt hatte, da er seine Schritte beschleunigte.

Tristian und er waren beste Freunde gewesen, solange er sich erinnern konnte, aber in den letzten Jahren waren sie beide in ihre dunkleren Seiten eingeführt worden ... und all das, weil Angel sie verlassen hatte. Er beobachtete, wie Tristian die Distanz zwischen ihnen geringer werden ließ und versuchte, seinem Gesicht einen neutralen Ausdruck zu geben.

Während er seinen Mund zu einem breiten Lächeln verzog, ging Hunter auf sie zu. „Ich bin froh, dass du den Hubschrauber überlebt hast”, neckte Hunter, als er Tristian freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte und ihn an sich drückte. Dann nickte er dem anderen Burschen als Gruß zu.

„Ja, eines Tages werde ich eine Bazooka nehmen und dieses Ding direkt vom Himmel blasen”, zuckte Tristian die Achseln, als Hunter lachte. Um das Thema zu wechseln, fügte er hinzu, „Zumindest sind alle da, die wir für diese Woche erwartet haben. Der letzte Gast ist vor über einer Stunde abgereist und es sind nur noch die Familie und Freunde da. Ich glaube nicht, dass ich diesen Ort jemals so leer gesehen habe, aber es fühlt sich wirklich gut an.”

Hunters Verhalten genau beobachtend, trat Tristian einen Schritt zurück, damit er die anderen beiden untereinander vorstellen konnte. „Hunter Rawlins … das ist Ashton Fox.”

Ashton streckte seine Hand aus und schüttelte Hunters Hand mit einem ziemlich festen Griff. Er hatte erwartet, dass Hunter ihm denselben festen Griff zurückgab und war überrascht, als dem nicht so war. Der Indianer blieb in Übereinstimmung mit seinem Lächeln bei einem freundlichen Händedruck.