AktivKarte
Schwimmen Hainbad, Flussschwimmbad.
Bamberg en miniature
Bambados, Familien- und Sportbad, das erste Passivhaus-Hallenbad Europas, 2011 eröffnet. Ein 50-m-Becken, zwei Rutschen, Strömungskanal, Wasserfallgrotte, Dachterrasse mit Warmwasser-Außenbecken, Piratenschiff für Kinder und sechs Saunen mit Garten und Naturbadeteich lassen keinen Wunsch offen. Erw. 4,60 (1½ Std.) bis 9,60 € (Tageskarte), Kind 2,70-6,60 €. Pödeldorferstr. 174, Tel. 775555, www.stadtwerke-bamberg.de/bambados.
Das Freibad nebenan verfügt über Schwimm-, Erlebnis, Wellen-, Kinderbecken sowie 57-m-Großwasserrutsche und Piratenschiff. Erw. 4,90 €, Kind 2,50 € (Tageskarte). Pödeldorferstr. 176, Tel. 0951-775140.
Rudern Am Leinritt im malerisch-dörflichen Stadtteil Bug, dort, wo sich die Regnitz in einen linken und einen rechten Arm teilt, werden Tret- und Ruderboote verliehen. Man kann sich auch ganz romantisch rudern lassen, nämlich vom Bamberger Gondoliere Jürgen „Luigi“ Riedel. In einer echten venezianischen Gondel sieht man Klein Venedig, Altes Rathaus, die Denkmal-Schleuse des Ludwig-Kanals und den Hain aus ungewöhnlicher Perspektive. Karten in der Tourist-Information (6 Pers. 60 €/30 Min., Abfahrt an der Oberen Brücke am alten Kanal). Gondeltelefon Tel. 0951-1206327, www.gondelfahrt.info.
Schloss Seehof in Memmelsdorf
Die barocke Schlossanlage nordöstlich von Bamberg mit ihrem Park mit sprudelnder Kaskade, sandsteinfarbenen Skulpturen und alten Baumriesen ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Die quadratische, vierflügelige Anlage mit haubenbekrönten Eckpavillons wurde von dem italienischen Architekten Antonio Petrini zwischen 1686 und 1696 geplant. Der auf einer kleinen Anhöhe gelegene Bau, der leider nur in Teilen zugänglich ist, sollte der Macht und Würde des absolutistischen Bauherrn, Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg, Ausdruck verleihen. Im 18. Jh. wurde das Schloss von solch berühmten Baumeistern wie Johann und Heinrich Dientzenhofer, Balthasar Neumann und Johann Michael Küchel verändert und erweitert. Der wuchtige Komplex besitzt auch reizvolle Innenräume wie den im Rokokostil ausgestatteten Hauptsaal, das Treppenhaus und die Kapelle mit einem Altar von Antonio Bossi, in der heute auch Trauungen stattfinden. In der Orangerie des Schlosses ist ein Restaurant-Café untergebracht, im Sommer mit netter Terrasse.
Der Garten mit seinen weitläufigen Spazierwegen ist zu jeder Jahreszeit ein reizvolles Ziel. Wer seinen eigenen Picknickkorb mitbringt, findet rund um die Kaskaden mit ihren Wasserspielen schattige Plätze unter alten Bäumen, an denen sich herrlich die Zeit vertreiben lässt.
Schloss: April-Okt. Di-So 9-18 Uhr, Mo geschlossen, Nov.-März ganz geschlossen. Besichtigung nur mit Führung. Eintritt 5 €, erm. 4 €. Kombi-Ticket in Verbindung mit Neuer Residenz Bamberg: 9 € bzw. 7 €. Verbindung: Buslinie 907 ab Bamberg. Infos unter Tel. 0951-409571.
Schlosspark: ganzjährig Eintritt frei.
Wasserspiele: Mai bis Anfang Okt. tägl. 10-17 Uhr zu jeder vollen Stunde.
Restaurant-Café: Schönes Café in der Orangerie, in der auch Marmeladen aus dem Obst des Schlossgartens (Orangen und Erdbeeren) verkauft werden. Di-So 9-18 Uhr. Weihnachten bis Mitte Jan. geschlossen. Tel. 0951-4071640.
Bio/Regional Brauereigasthof und Hotel Höhn, 230 Jahre Familientradition in 7. Generation und ebenso alt ist das das Görchla-Bierrezept. Das Besondere: Der Sudkessel wird immer noch mit Holz angeheizt, um das naturtrübe, unfiltrierte Landbier herzustellen. Das Bier findet nicht nur in der Küche Verwendung (Bierbratwürste, Braumeisterpfanne ...), es schmeckt auch als Görchla-Brand oder in Pralinenform exzellent. Die Küche ist mal bodenständig, mal modern mit frischen Produkten aus der Region. Küchenchef Sebastian Höhn hat auch ein Herz für Vegetarier und bringt neben den fränkischen Klassikern auch eine abwechslungsreiche Gemüseküche auf den Teller. Brauereiführungen ermöglichen ein „Bier-Erlebnis mit allen Sinnen“. Charmantes 3-Sterne-Hotel mit etwa 40 Zimmern, teils barrierefrei. Ruhiger Hofgarten. Di Ruhetag. DZ ab 89 €. Hauptstr. 11, Tel. 0951-406140, www.gasthof-hoehn.de.
Zwischen Haßberge und Steigerwald
Hier treffen Wein- und Bierfranken aufeinander. Das Fachwerkstädtchen Zeil besitzt etwa hervorragende Weinlagen und eine traditionsreiche Brauerei mit zünftigem Biergarten. Genießer kommen doppelt auf ihre Kosten - frei nach dem Motto: Wein auf Bier, das lob ich mir ...
Haßberge und Steigerwald sind Mittelgebirgszüge mit maximalen Höhen von ca. 500 m ü. NN. Beide sind in weiten Teilen als Naturpark ausgewiesen.
Der Main zwischen dem städtebaulichen Juwel Bamberg und der ehemaligen Reichsstadt Schweinfurt zieht sich durch ein breites Tal, das von den nördlich gelegenen Haßbergen und dem Steigerwald im Süden umrahmt wird. Die Region an der Bezirksgrenze von Unter- und Oberfranken ist trotz verstärkter Bemühungen der Gemeinden kein typisches Ferienziel. Die Gasthöfe sind auf Einheimische eingestellt, die Dörfer und Städte sind selbst am Wochenende nicht überlaufen, die vielen Wanderwege noch wahre Entdeckungspfade und der Wein wird nirgendwo in Massen produziert. Allerdings findet man beileibe nicht mehr in jedem Dorf eine Einkehrmöglichkeit.
Die Region ist ländlich geprägt, das macht sich nicht nur im moderaten Preisniveau für Essen und Übernachten bemerkbar, sondern auch in einem unvermuteten Reichtum der Kulturlandschaft. Der Landkreis Haßberge ist mit seinen rund 1900 Baudenkmälern sehr reich an historischem Gemäuer. In nahezu jedem Ort trifft der Besucher auf ein Schloss oder eine Burg, und etliche kleine Museen und Sammlungen versetzen den Betrachter in andere Zeiten. Dabei reicht die Palette von Spezialmuseen wie dem Museum Schloss Oberschwappach bis zu den thematisch breit aufgestellten Heimatmuseen der Gemeinden Eltmann oder Ebern.
Die liebliche Landschaft, übrigens ideal zum Wandern und Radfahren, und die Ruhe, die man dort finden kann, zogen in den letzten Jahrzehnten viele kreative Geister an: berühmte Schriftsteller, Varietékünstler und bildende Künstler haben hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden.
Was anschauen?
Zeil am Main: Das Städtchen hat viel zu bieten: hübsche Fachwerkshäuschen, eine seit 1514 aktive Bierbrauerei, mehrere Winzer und die Wallfahrtskirche Käppele, die den Ort auf einem Hügel überragt. Bekannt ist die kleine Gemeinde darüber hinaus zum einen für die Verbreitung der Silvanerrebe in Franken, die der gebürtige Zeiler Alberich Degen aus Österreich mitgebracht und in seiner Heimat angesiedelt haben soll, zum anderen wegen ihrer Rolle als einstige Hochburg der Hexenverfolgung. Der alte Hexenturm, ein Relikt aus jener dunklen Zeit, ist noch heute zu besichtigen.
Museum Georg Schäfer: Das Museum präsentiert die bedeutendste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutschsprachigen Raum. Die Highlights sind Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Friedrichs „Abend an der Ostsee“ und eine 280 Werke umfassende Sammlung von Werken Carl Spitzwegs.
Kirche Maria Limbach: Die Kirche macht äußerlich einen schlichten Eindruck. Umso größer ist die Überraschung beim Betreten des Gebäudes: eine prächtige Rokokoausstattung mit aufwändigen Stuckarbeiten, in der Mitte ein Gnadenaltar mit einer spätgotischen Madonna, die das Christuskind auf dem linken Arm hält und von einem flammenden Strahlenkranz umgeben ist. Bis heute pilgern Wallfahrer hierher und singen alte Lieder.
Was unternehmen?
Wandern: Die schöne Landschaft zwischen Haßberge und Steigerwald lässt sich am besten zu Fuß erkunden. In unserem Wanderführer finden Sie drei schöne Routen rund um Zeil, Haßfurt und Schweinfurt. Sie führen entlang des Mains, durch Weinberge und durch das Tal der Wässernach. Vor Ort informiert zudem die Touristeninformation über andere schöne Wege.
Kabarettbesuch in der „Bescheuerten Weindunstbühne“: Es ist zugegebenermaßen nicht leicht, ein Ticket zu bekommen. Wer es aber doch irgendwie schafft, kann sich an einem wirklich originellen Kleinkunsttheater erfreuen. Aufgebaut hat die Bescheuerte Weindunstbühne Oberschwappach Oti (der) Schmelzer, hauptberuflich Angestellter der Autobahnmeisterei in Knetzgau. Nebenberuflich verdingt er sich schon lange als Winzer, Komödiant und Kabarettist, auch bei der „Fastnacht in Franken“ im bayerischen Fernsehen hat er inzwischen einen festen Platz.
Eltmann
Mit der Kirche Maria Limbach, der von Balthasar Neumann konzipierten Wallfahrtskirche (Einweihung 1755), besitzt das ca. 5500 Einwohner große Mainstädtchen Eltmann, das sich gerne als „nördliches Eingangstor zum Steigerwald“ bezeichnet, einen wahren Publikumsmagneten.
Das prominente Gotteshaus, wenige Kilometer mainabwärts von Eltmann, zieht vor allem im Sommer viele Besucher an. Doch auch die Stadt, die vom gewaltigen Bergfried einer früheren Burg („Krautstücht“) überragt wird, lohnt einen Besuch. Neben der Kirche (nach Plänen Leo von Klenzes von 1835-1838 erbaut) locken das Rathaus, das originelle Heimatmuseum, die malerische Heilig-Kreuz-Kapelle im Friedhof, die Ölbergkapelle (13. Jh.) hinter der Stadtpfarrkirche und die schöne Aussicht von der Wallburg über das Maintal die Besucher an. Von der Burg ist mit Ausnahme des 28 m hohen Turms nichts mehr zu sehen. Einst gab es auf dem Berg hoch über dem Städtchen ein bedeutendes Amtsschloss des fürstbischöflichen Hochstifts Würzburg.
Sehenswertes
Wallburgturm: Der begehbare Turm ist ein Überrest der Wallburg, deren Ursprung auf das 11. Jh. zurückgeht. Einst diente er als letzter Zufluchtsort und als Warte vor möglichen Feinden. Ursprünglich war der Turm 43 m hoch, jedoch wurde er wegen Baufälligkeit bis auf 28 m abgetragen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, weitere Infos über www.ritz-eltmann.de.
Heilig-Kreuz-Kapelle: Das ovale Kirchlein, flankiert von zwei Buchsbäumen, stammt aus dem Jahr 1768. Fast 200 Jahre später wurde die barocke Kapelle, die zehn Kirchenbänke beherbergt, abgebrochen und am westlichen Rand des Eltmanner Friedhofs (Richtung Bamberg) wieder aufgebaut. Beachtenswert ist auch die ungewöhnliche Pfarrkirche am Marktplatz, die nach Plänen des berühmten Münchner Architekten Leo von Klenze entstand.
Heimatmuseum: Die Sammlung zeigt in 13 Räumen rund 1500 Exponate zur Geschichte und Kultur des Mainstädtchens. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Themen Handwerk und Industrie, beispielsweise die für die Region typischen Gewerbe Flößerei, Sandsteinbearbeitung und Kugellagerherstellung.
♦ Unregelmäßige Öffnungszeiten, Besichtigung nach individueller Terminvereinbarung möglich. Eintritt 3 €, Kinder und Jugendliche 1 €. Brunnenstr. 4, Tel. 09522/1000.
Wallfahrtskirche Maria Limbach: Die 3 km (Richtung Knetzgau) entfernt gelegene Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung ist eines der letzten Werke des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Dessen Spuren kann man unweit von Limbach auch in Fabrikschleichach folgen, wo der Baumeister eine bedeutende Glashütte (die Fabrik Schleichach) unterhielt. Äußerlich wirkt der in der Mitte des 18. Jh. entstandene, weiß verputzte Bau streng und schlicht. Um so größer ist die Überraschung beim Betreten des Gotteshauses: eine prächtige Rokokoausstattung mit aufwändigen Stuckarbeiten, in der Mitte der von Johann Peter Wagner (in Obertheres geboren) geschaffene Gnadenaltar mit einer spätgotischen Madonna, die das Christuskind auf dem linken Arm hält und von einem flammenden Strahlenkranz umgeben ist. Wagner schuf auch die prachtvollen Seitenaltäre und die eindrucksvolle Kanzel. Beachtenswert ist außerdem die Orgel des Würzburger Hoforgelmachers Philipp Seuffert. Architekt Neumann erlebte die Einweihung der Kirche im September 1755 nicht mehr. Übrigens ist Maria Limbach kein Kunstmuseum, sondern eine bis heute populäre Wallfahrtskirche. Noch immer stimmen Pilger fromme Lieder an: „Ich hab mich besonnen, o himmlische Zierd’! Nach Limbach zu wallen vor Lieb’ und Begierd’. Und wenn ich dort sehe dein liebreich’ Gesicht; an Hilf’, o Maria, es niemals gebricht ...“
Praktische Infos
Information Ritz Eltmann, regionales Informations- und Tourismuszentrum für die Naturparks Steigerwald und Haßberge, Marktplatz 7, 97483 Eltmann, Tel. 09522/89970, www.ritz-eltmann.de. Mo-Fr 8-12 Uhr, Do auch 14-18 Uhr. Großes Informationsangebot.
Im nördlichen Steigerwald haben sich fünf Gemeinden, nämlich die Stadt Eltmann, die Gemeinden Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach und Sand am Main zu den sog. „Fünf Sternen im nördlichen Steigerwald“ zusammengeschlossen.
Übernachten/Essen Hotel Wallburg, das Haus in Eltmann-Süd, wie die Einheimischen süffisant das Neubaugebiet nennen, ist an seiner Fassadenmalerei leicht zu erkennen. Das am Fuß des Wallbergs, unweit des Freibads, gelegene Hotel besitzt ein Restaurant, das tägl. (außer Do) 16.30-21 Uhr, So bereits ab 11 Uhr (Mittagstisch) geöffnet ist. EZ ab 50, DZ ab 85 €, Frühstück und Saunanutzung inklusive. Wallburgstr. 1, Tel. 09522/6011, www.hotelwallburg.de.
Landgasthof Schramm, im Stadtteil Roßstadt, 6 km von Eltmann gelegen, bietet fränkische Küche mit Wild aus eigenem Damwildgehege und Hausschlachtung, Hausmacher Brotzeiten. Freundlicher Service, durchgehend geöffnet, Küche 11.30-14 und 17-21 Uhr, Mo Ruhetag (Mai-Sept. ab 17 Uhr geöffnet). Übernachtung 37,50 € pro Pers. (bei längerem Aufenthalt günstiger). Frankenstr. 24, Roßstadt, Tel. 09522/399, www.schramm-landgasthof.de.
Essen & Trinken außerhalb Weinstube und Weingut Nico Scholtens, untergebracht in einem ehemaligen Dorfschulhaus mit herrlichem Naturgarten, urige Atmosphäre im Inneren (mit Teppichen als Tischdecken). Der Vater der Wirtin ist der bekannte Bildhauer Waldemar Kuhn, von dem auch einige Großplastiken im Garten stehen. Weine aus der Zeller Extrem-Steillage. Sa ab 17 Uhr, So und an Feiertagen ab 14 Uhr. Rieneckstr. 6, Fatschenbrunn (Gemeinde Oberaurach), Tel. 09529/326, www.weingut-scholtens.de.
Schinderei für den Stein
Wer etwas auf sich hielt, baute in der zweiten Hälfte des 19. Jh. sein Anwesen aus Eltmanner Sandstein. Das Kurhaus von Bad Kissingen, die Baumwollbörse in Hamburg oder der Norddeutsche Lloyd in Bremen haben eines gemeinsam: Der Stein stammt aus der Gegend um Eltmann. Ende des 19. Jh. lebten hier rund 1100 Steinhauer. Freilich verdienten die Arbeiter in der Steingewinnung und -bearbeitung ihr tägliches Brot sehr hart. „Die regelmäßige Arbeitszeit dauert von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr. Erwachsenen Arbeitern steht es frei, die Arbeit von morgens 5 Uhr bis abends 8 Uhr zu verlängern“, hieß es in der Arbeitszeitverordnung eines größeren Unternehmens im Jahr 1896. Am meisten machten den Steinhauern die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu schaffen. Augenzeugenberichte schildern, dass die Staubentwicklung so stark war, dass zwischen Eltmann und Zeil im Sommer eine einzige Staubwolke in der Luft hing. Die Staublunge führte bei vielen Steinmetzen zur Frühinvalidität oder gar zum Tod. Eine Statistik aus dem Jahr 1908 berichtet nüchtern, dass die Lebenserwartung der mainfränkischen Steinhauer bei 30,3 Jahren bei einer durchschnittlichen Beschäftigungsdauer von 15 Jahren lag.
Oberschwappach
Das Schloss von Oberschwappach, einst Amtshof des Zisterzienserklosters Ebrach, gehört zweifellos zu den schönsten Anlagen zwischen Bamberg und Schweinfurt. Schon von Ferne ist das wuchtige, gelb-weiße Schloss am Ortsrand des Weilers zu erkennen. Doch nicht nur wegen der Kunst lohnt sich ein Ausflug in das Dörfchen, sondern auch wegen der Heckenwirtschaften, die kräftige Frankenweine und deftige Brotzeiten anbieten.
Museum Schloss Oberschwappach (ehem. Maintal-Steigerwald-Museum): Das barocke Hauptgebäude mit den beiden Eckflügeln wurde im 18. Jh. als Amtshof des Zisterzienserklosters Ebrach erbaut. Oftmals wird es als Sommerresidenz der Ebracher Äbte bezeichnet, was es allerdings nie war. Über einen nach hinten gelegenen Schlosshof erreicht man einen zentralen Wirtschaftshof mit den Stallungen und einer ehemaligen Remise, heute eine Festhalle. Im Norden (gegenüber dem heutigen Eingang) liegen die Terrassengärten, die wie Kaskaden zum Dorfkern hin abfallen. Im Inneren des Schlosses verdient insbesondere der Spiegelsaal mit seinen Stuckaturen Beachtung. In den Ecken werden die vier damals bekannten Erdteile dargestellt, an den Seiten die acht freien Künste. Den Innenhof schmückt ein aufwändig gestalteter Neptunbrunnen. Die Archäologische Abteilung mit dem Titel „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ mit herausragenden Fundstücken vom nahe gelegenen Großen Knetzberg ermöglicht im Kellergewölbe einen Blick in die Vor- und Frühgeschichte der Region. Ungewöhnlich ist, dass die zeitliche Spanne mit archäologischen Funden bis in die Zeit des 18. Jh. abgedeckt wird, bis in die Zeit also, in der Balthasar Neumann die Glashütte in Fabrikschleichach betrieb. Grundlage dieses Museums im Museum ist die Sammlung von Paul Hinz, einem Pionier der Archäologie zwischen Steigerwald und Haßberge, bereichert noch durch hochwertige Leihgaben, u. a. aus der Prähistorischen Staatssammlung München. In den Obergeschossen ist ein Zweigmuseum der Diözese Würzburg zur kirchlichen Kunst und Werken aus dem 17. und 18. Jh untergebracht. Außerdem finden im Schloss regelmäßig klassische Konzerte und Ausstellungen zeitgenössischer Künstler statt.
Zuständig für Humor - Oti der Schmelzer
♦ April bis Okt. So 14-17 Uhr sowie Gruppenführungen jederzeit nach Voranmeldung bei der Gemeinde Knetzgau, Tel. 09527/790. Eintritt 2 €, www.museen.bistum-wuerzburg.de/oberschwappach.
Bescheuerte Weindunstbühne: Er ist lustig, so lustig, dass er sogar die Straßen unterhält: Otmar alias Oti (der) Schmelzer betreibt in Oberschwappach am Fuß des Steigerwalds ein originelles Kleinkunsttheater, die Bescheuerte Weindunstbühne. Klein, aber fein: Immerhin lernten hier auch einige Größen des fränkischen Kabaretts wie Michl Müller das Laufen. Schmelzer ist im Hauptberuf Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei in Knetzgau („Schneeschmelzer beim Winterdienst ...“), im Nebenberuf Winzer und aus Leidenschaft Humorist (bekannt aus der „Fastnacht in Franken“ im bayerischen Fernsehen). Seine Bühne auf dem Scheunenboden über dem Weinkeller ist ein derart geheimer Geheimtipp, dass die Termine der Spielzeiten im Frühjahr und Sommer meist innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind (www.otiderschmelzer.jimdo.com).
Essen & Trinken Im Westflügel des Hauptgebäudes befindet sich das Restaurant Zeitlos, es gibt eine idyllische Gartenterrasse im Schlosspark. So 11-17 Uhr. Schlossstr. 6, Tel. 09527/9518214, www.schlossrestaurant-zeitlos.com.
Mein Tipp Heckenwirtschaft Hetzel, bietet Tafel- und Qualitätsweine aus eigenem Anbau, preiswerte kleine Brotzeiten. Geöffnet ab Ende Jan. und ab Ende Sept. 8 Wochen lang, jeweils Fr ab 17 Uhr und Sa/So ab 14 Uhr. Hofschoppenfest am zweiten Juliwochenende. Scherenbergstr. 18, Tel. 09527/207, www.weinbau-hetzel.de.
Heckenwirtschaft Udo und Bettina Vogt, gemütliche Wirtschaft, geöffnet ab dem ersten Freitag im März und dem ersten Freitag im Sept. für jeweils acht Wochen, immer am Wochenende (Fr ab 18, Sa ab 17, So ab 15 Uhr) und Mo ab 18 Uhr. Scherenbergstr. 41, Tel. 09527/650, www.udos-heckenwirtschaft.de.
Weinbau Otmar Schmelzer, der Inhaber des Weinbaubetriebs (auch als „Bescheuerte Weindunstbühne“ bekannt) ist kabarettistisch und dabei fränkisch-deftig als Oti der Schmelzer unterwegs. Steigerwaldstr. 26, Tel. 09527/810821, www.otiderschmelzer.jimdo.com.
Übernachten Schmitt’n Hof, am Ortsrand von Wohnau und gleichzeitig am Fuße des Zabelsteins liegt der Betrieb, der Ferienwohnungen vermietet. Außerdem kann man auch auf der Wiese zelten, es gibt einen Hofladen und einen Brotzeitkeller. Reiterhöfe und Kinderspielplatz in der Nähe. Ferienwohnung für 1-5 Pers. Preise auf Anfrage. Zabelsteinstr. 15, Tel. 09528/1285, www.schmittn-hof.de.
Eschenau (Gemeinde Knetzgau)
Der zur Gemeinde Knetzgau gehörende Ort liegt sehr idyllisch am Rande des Steigerwalds und ist ca. 2 km von Oberschwappach entfernt. Von dort aus kann man herrliche Spaziergänge unternehmen. Lohnend ist beispielsweise ein Spaziergang zur kleinen Bergkirche Heilige Dreifaltigkeit etwas außerhalb des Ortes in Richtung Westheim. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die Hügel des Steigerwaldes.
Weinberghäuschen am Main
Galerie im Saal: Die kleine, aber feine Kunstgalerie wird betrieben von Eleonore Schmidts-Stumpf und Egon Stumpf im ehemaligen Tanzsaal der historischen Dorfwirtschaft. 2019 feierte sie ihr 20-jähriges Bestehen. Gezeigt werden Wechselausstellungen und eine Dauerausstellung zeitgenössischer Künstler, nicht nur aus der Region. Außerdem kuratieren die Besitzer auch Ausstellungen anderenorts, z. B. im Westflügel des Schlosses Oberschwappach.
Öffnungszeiten So/Fei 11-17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Gangolfsbergstr. 10, Tel. 09527/810501, www.galerie-im-saal.de.
Übernachten/Essen Zum Böhlgrund, am Ortsrand von Eschenau (Ausgangspunkt von Wanderungen z. B. Kelten-Erlebnisweg) liegt der beliebte Gasthof mit fränkischer Küche. Sehr schöner Garten mit Blick auf den Steigerwald. Es werden Zimmer, Appartements und Ferienwohnungen vermietet. EZ mit Dusche/WC 42 €, DZ mit Dusche/WC 68 €. August-Wacker-Str. 25, Tel. 09527/376, www.gasthof-loebl.com.
herman de vries: Meine Poesie ist die Welt
„meine poesie ist die welt
ich schreibe sie jeden tag
ich schreibe sie jeden tag neu
ich sehe sie jeden tag
ich lese sie jeden tag
ich esse sie jeden tag
ich schlafe sie jeden tag
die welt ist meine chance
sie ändert mich jeden tag
meine chance ist meine poesie“
herman de vries schrieb dieses Gedicht 1972. Es wurde seither in 57 Sprachen übersetzt.
Der 1931 in Alkmaar (Niederlande) geborene, international bekannte Künstler spricht oft von seinem 200 km2 großen Atelier und meint damit den Steigerwald, der seit über 30 Jahren seine Heimat ist. Er lehnt Hierarchien grundsätzlich ab, deshalb die konsequente Kleinschreibung seines Namens. Er arbeitet in und mit der Natur. Sand und Erde aus allen Teilen der Welt hat er gesammelt, die von den Bäumen fallenden Blätter liest er auf, ein Grashalm ist in seinen Augen ein vollendetes Kunstwerk und der Farn auf der baufälligen Friedhofsmauer ist kein lästiges „Straßenbegleitgrün“, sondern ein wichtiger Teil der Welt. Der Künstler aus dem Steigerwald hat mit seiner Philosophie längst Eingang in die großen Galerien der Welt gefunden. herman de vries ist in Amsterdam und New York ein Begriff. Aber zu Hause fühlt er sich vor allem im Steigerwald. Mit dem Projekt „spuren“ aus dem Jahr 2005 führt herman de vries in die Natur zwischen Zell am Ebersberg/Böhlgrund und Eschenau (Gemeinde Knetzgau). Im Jahr 2011 wurde ein weiteres bedeutendes Kunstwerk von herman de vries in Schweinfurt/Oberndorf aufgestellt: ein Mahnmal für die vielen Tausend Zwangsarbeiter aus ganz Europa, die im Zweiten Weltkrieg in der Schweinfurter Industrie schuften mussten.
♦ Buchtipp: herman de vries, chance and change, von Mel Gooding, erschienen 2006 bei Zweitausendeins. Nur noch antiquarisch.
Zell am Ebersberg
Steile Weinberghänge erheben sich am Ebersberg rings um Zell herum. Hier wird noch wie in alter Zeit in extremer Steillage fast ausschließlich in Handarbeit gewirtschaftet. Das Ergebnis sind kernig-trockene Frankenweine. Zell ist der Ausgangspunkt für schöne Wanderungen, etwa über Schlossberg und Ebersberg nach Sand oder Maria Limbach im Maintal, durch den Böhlgrund in die Tiefen des Steigerwalds oder zum Zabelstein.
Heckenwirtschaften Weinverkauf bei Peter Götz, charakteristische fränkisch-trockene Steigerwaldweine der Steillage Zeller Schlossberg, freundliche Probierstube in einem Nebengebäude. Höhstr. 10, am besten kurz vorher telefonisch anmelden, Tel. 09529/617, www.goetz-wein.de.
Außerdem zahlreiche weitere Heckenwirtschaften im Ort (Prospekt bei der Gemeinde Knetzgau erhältlich).
Weiki-Hof Alois Endres, Obst und Liköre, Gemüse, Spargel in Direktvermarktung. Ferienwohnung vorhanden. Gartenstr. 10, Tel. 09529/592, endres@weiki-hof.de, www.weiki-hof.de.
Wandern Einer der schönsten Naturräume der Region ist der Böhlgrund. Den Eingang in den idyllischen Bachgrund finden Sie, wenn Sie kurz vor dem Ortsende von Zell Richtung Oberschleichach nach rechts abbiegen, dann das Auto vor dem letzten Haus abstellen. Ab hier kann man das herrliche Tal des Böhlbachs entlang wandern. Verschiedene Abzweigungen vom Grund aus sind möglich, so führt z. B. ein Weg rechts hinauf zum historischen Forsthaus Neuhaus. Empfehlenswert ist auch der urtümliche und verwunschene „Schlangenweg“, der linker Hand des Böhlgrundes parallel zu diesem auf einer Anhöhe im Wald verläuft (Eingang gleich zu Beginn des Tals links in den Wald hinein).
Ebelsbach/Gleisenau
Hier beginnt Weinfranken: Westlich von Ebelsbach wachsen im breiten Maintal die ersten Reben, es ist das östlichste zusammenhängende Weinbaugebiet in Franken. Früher lohnte sich ein Abstecher nach Ebelsbach vor allem wegen des malerischen ehemaligen Wasserschlosses, das jedoch bei einem Brand 2009 zerstört wurde. Die Schlosskapelle St. Maria Magdalena entstand 1580 und wurde um die Wende vom 17. zum 18. Jh. ausgestattet. Hier ist vor allem die doppelte Holzempore mit der Loge für die adelige Familie mit wertvollen Dekorationen erwähnenswert.
Gegenüber der Anlage steht ein Gedenkstein, der an die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bürger Ebelsbachs in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Wie viele in den Todesfabriken der Nazis umkamen, ist bis heute unbekannt.
Im nördlichen Nachbarort Gleisenau (2 km entfernt) steht das 1772/73 erbaute Schloss Gleisenau mit seinem weitläufigen Park und einer Kapelle. Das heitere Anwesen aus dem späten Rokoko beherbergte bis vor einigen Jahren die Dorfschule - ehemals eine der schönsten Schulen in Franken. In den Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden des Schlosses ist die Gemeindeverwaltung untergebracht. Der weitläufige, von einer Mauer umgrenzte Park dient oft als Kulisse für stimmungsvolle Dorffeste.
In Steinbach, 2 km westlich von Ebelsbach in Richtung Haßfurt, hat sich ein Golfplatz etabliert (Anfahrt von Steinbach in Richtung Schönbach). Spektakulär ist der Blick in den Steigerwald, der sich von den Greens des 18-Loch-Platzes auf dem Höhenrücken bietet. Gastronomie vorhanden (Tel. 09522/7085500, www.golfclub-hassberge.de).
Wer Weinberge kennenlernen möchte, wie sie einst in Mainfranken vielfach verbreitet waren, sollte ebenfalls nach Steinbach fahren. Hier haben sich Weinbergterrassen, die in Fischgrätform angelegt und mit Trockenmauern befestigt wurden, bis auf den heutigen Tag erhalten. Als die Flurbereinigung in den 1970er- und 80er-Jahren in Steinbach Einzug hielt, blieb die historische Weinbergsanlage zur Freude vieler Frankenweinliebhaber verschont. Übrigens wird Weinbau in dem Winzerdörfchen am Main seit 1335 betrieben. Einst besaß das Bamberger Katharinenspital hier Weingärten. Die Lagen Nonnenberg und Pfaffenberg (heute Naturschutzgebiete) erinnern bis heute daran.
Information Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach, Schlossanlage Gleisenau, 97500 Ebelsbach, Tel. 09522/7250. (Besser noch im Tourismuszentrum Ritz Eltmann, Marktplatz 7), Tel. 09522/89970, www.vg-ebelsbach.de.
Übernachten/Essen Schäfers Weinscheune, gemütliche Gaststätte in einer ausgebauten Scheune, im Sommer Gartenbetrieb, Kinderspielplatz. Geöffnet Mi-Sa ab 16, So ab 14 Uhr, Mo und Di Ruhetag. Kirchstr. 13, Gleisenau, Tel. 09522/950500, www.weinscheune-schaefer.de.
Gasthaus Zehendner, freundliches Gasthaus mit einfacher, aber sehr guter fränkischer Küche und ebenso guten wie preiswerten Eigenbauweinen. Bei Einheimischen sehr beliebt, so dass sich eine Tischreservierung empfiehlt. Di, Mi ab 16 Uhr, Fr und Sa ab 15 Uhr, So/Mo/Do Ruhetag. Obere Eichenleite 2, Tel. 09522/1831, www.gasthaus-zehendner.de.
Kellerkind
Der Ebelsberg, der hinter Ebelsbach steil aufragt, ist ein außergewöhnliches zeitgeschichtliches Denkmal: Im Zweiten Weltkrieg ließen die Nationalsozialisten von Zwangsarbeitern in seinem Inneren ein ausgedehntes Tunnelsystem anlegen. Die Produktion aus dem Kugelfischer-Werk sollte nach untertage verlagert werden, da die Luftangriffe der Briten und Amerikaner immer wieder große Schäden verursachten. Zu ihrem eigentlichen Zweck konnten die Stollen im Ebelsberg jedoch nicht mehr genutzt werden, und die US-Armee hat nach dem Krieg einen Teil der Gänge gesprengt. Dann gerieten sie in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren wurden sie zum Teil restauriert und wieder zugänglich gemacht, wenn auch großteils nur als Unterschlupf für riesige Fledermauskolonien. Einige Gänge nutzt der Winzer Martin Fischer aus Steinbach (Tel. 09522/5065) für die Produktion von Frankensekt. Der Winzer bietet auch Führungen für Gruppen an. Informationen unter www.mf-frankensekt.de.