Burgen, Museen und mehr
Erlebnis Kultur
Mainfranken ist ein kulturelles Eldorado. Die Landschaft am Main zog seit jeher Künstler an - von Bildhauern wie Tilman Riemenschneider, Malern wie Giovanni Battista Tiepolo und Christian Schad bis hin zu Schriftstellern wie E.T.A. Hoffmann, Friedrich Rückert, Hans Wollschläger oder Paul Maar.
In Mainfranken hinterließ der barocke Baumeister Balthasar Neumann faszinierende Spuren. Sein spektakulärstes Werk ist die Würzburger Residenz - heute Weltkulturerbe. Doch auch weniger bekannte Bauwerke des fürstbischöflichen Baudirektors gibt es zu entdecken wie Maria Limbach bei Eltmann.
Würzburger Residenz
Die Residenz beeindruckt bei 168 Metern Fassadenlänge bereits durch ihre Dimensionen. Im Inneren verschlagen einem die farbenprächtigen Deckenfresken des Treppenhauses den Atem. Draußen lädt ein ausgedehnter Hofgarten zu Spaziergängen ein.
Festung Marienberg in Würzburg
Die mächtige Burganlage mit dem sehenswerten Museum für Franken ist das Wahrzeichen Würzburgs. Man genießt von dort einen schönen Ausblick auf die Stadt und ihr Umland.
Bamberger Dom
Der mehr als tausend Jahre alte Bamberger Dom beherbergt nicht nur die berühmteste Reiterplastik des Mittelalters, den Bamberger Reiter, sondern auch das einzige Papstgrab nördlich der Alpen.
Abteikirche in Amorbach
Das große Gotteshaus beeindruckt mit farbenfrohen Deckengemälden und dem Hochaltar mit sechs Marmorsäulen. Der spektakulärste Teil der Innenausstattung ist aber die Orgel mit über 5100 Pfeifen und 66 Registern.
Schloss Johannisburg in Aschaffenburg
Das gewaltige Wahrzeichen Aschaffenburgs mit seinen markanten Ecktürmen, einst Sommersitz der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten, zählt zu den bedeutendsten Schlossbauten der deutschen Renaissance. Zu besichtigen ist u. a. die Schlosskapelle mit prächti- gem Altar und Kanzel sowie die weltgrößte Sammlung von aus Kork angefertigten Architekturmodellen.
Christian Schad Museum in Aschaffenburg
Nach Bauverzögerung soll 2020 das Christian Schad Museum in Aschaffenburg eröffnen. Dort werden Werke des berühmten Malers der Neuen Sachlichkeit aus dem Nachlass seiner Witwe Bettina gezeigt. Christian Schad lebte über Jahrzehnte bis zu seinem Tod in der Nähe Aschaffenburgs.
Wasserschloss Mespelbrunn
Das romantisch inmitten eines Laubwalds gelegene Schloss wird zu einem Teil immer noch von den Reichsgrafen von Ingelheim bewohnt, der Rest ist als Museum für die Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen geöffnet. Auf diesen erhält man einen spannenden Einblick in die Lebensweise und den Reichtum der früheren Schlossherren.
Kirchenburg Mönchsondheim
Der historische Ort Mönchsondheim besteht zum Großteil aus einem Freiluftmuseum, zu dem auch eine sehr sehenswerte Kirchenburg zählt. Die alte Dorfstruktur ist bis heute erhalten und der Besucher kann so den unver-fälschten Charakter eines alten, mainfränkischen Dorfs erleben.
Kunstmuseen in Schweinfurt
Schweinfurt lockt mit mehreren spannenden Museen. Highlight ist das Museum Georg Schäfer. In der bedeutenden Kunstsammlung des Schweinfurter Industriellen sind u. a. berühmte Werke von Carl Spitzweg und Caspar David Friedrich zu sehen.
Gesamtkunstwerk Castell
Das bekannte Adelsgeschlecht Castell verwaltete vom idyllischen Ort aus seinen selbstständigen Zwergstaat bis 1806. Noch heute lebt die Familie im Barockschloss und betreibt das größte private Weingut Frankens und auch eine Privatbank. Das Weindorf ist vor allem wegen der klassizistischen Kirche, des Schlosses und des Englischen Gartens mit altem Baumbestand sehenswert.
Kabarett Hofgarten in Aschaffenburg
Der bekannte Kabarettist Urban Priol betreibt in Aschaffenburg seine eigene Kabarettbühne. Priol ist u. a. aus der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ bekannt. Nach der Vorstellung lockt ein Biergarten gleich nebenan.
Familienurlaub
Mainfranken mit Kindern
Die Fluss- und Naturlandschaft entlang des Mains zwischen Bamberg und Aschaffenburg bietet viele Ziele für Familienausflüge, so etwa einen Baumwipfelpfad, Wildparks und kuriose Museen zu Schneewittchen oder der fränkischen Fasnacht.
Der Baumwipfelpfad Steigerwald ist ein Ausflugsspaß für Groß und Klein. Auf dem meist in den Baumkronen verlaufenden Holzpfad zum 42 m hohen Aussichtsturm eröffnen sich faszinierende Blicke auf Flora und Fauna, unterwegs erfährt man allerlei Wissenwertes rund um das Thema Wald und unten warten als weitere Attraktion ein Rehwildgehege und ein Streichelzoo.
Zu Besuch bei Schneewittchen in Lohr
In der Spessart-Stadt Lohr können sich Kinder und Erwachsene auf die Spuren des „echten“ Schneewittchens begeben. Denn hier soll das historische Vorbild der legendären Märchenfigur gelebt haben. Im Schloss, wo das Spessartmuseum untergebracht ist, kann man Schneewittchen jeden zweiten und vierten Sonntag (zwischen April und Oktober) um 15 Uhr zu einer kostenlosen Märchenstunde treffen. Dort gibt es auch den berühmten Spiegel zu bewundern.
Auf Entdeckungstour im Mainfränkischen Museum in Würzburg
Das Mainfränkische Museum hat sich ein Programm extra für Kinder überlegt. Die Kleinen werden beim Besuch auf eine Rätselrallye geschickt. Ausgestattet mit dem Heft „Meine Entdeckungsreise“ müssen sie 13 Fragen beantworten und so das Lösungswort finden, für das es an der Kasse dann einen Expertenstempel und ein kleines Geschenk gibt. Auf der Festung lässt sich natürlich außerdem das ganze Jahr über wunderbar Ritter spielen. Viel Programm geboten ist im September beim Museumsfest.
Scherenburgfestspiele Gemünden
Bereits seit über drei Dekaden locken die Scherenburgfestspiele - das kulturelle Aushängeschild von Gemünden - in das romantische Städtchen am Main. Mit seinen Kindervorführungen hat sich das Theaterfestival einen guten Ruf erworben. Hotzenplotz, Pumuckl, Urmel, Michel, Pippi Langstrumpf, Jim Knopf, Tom Sawyer ... Kaum ein Kinderbuchheld, der hier noch nicht auf der Bühne zu sehen war.
Wilden Tieren bei Schweinfurt auf der Spur
Der kostenlos zu besuchende und ganzjährig rund um die Uhr geöffnete Wildpark an den Eichen lockt mit Tieren von Elchen und Damhirschen über Wildschweine bis hin zu Luchsen. Auf 18 Hektar gibt es insgesamt 43 Tierarten zu beobachten. Neben anderen Attraktionen wie Bocciabahn und Minigolf ist im Sommer insbesondere der Wasserspielplatz beliebt.
Tierisches Theater in Kleinheubach
Im kleinen Theaterpavillon im Schlosspark von Kleinheubach veranstaltet die Schauspielerin, Tierlehrerin, Akrobatin und Zauberkünstlerin Lilli Chapeau eine ganz besondere Art von Theater, das sich zwischen Schauspiel und Zirkus bewegt. In den selbstverfassten Stücken sind neben ihr als Hauptdarstellerin schlaue Pferde, clevere Hunde und gelehrige Hühner zu sehen. Schlosspark 13, Tel. 09371/959 184, www.lilli-chapeau.de.
Hochseilklettergarten bei Eibelstadt
Lustigen Kletterspaß für die ganze Familie bietet der Hochseilklettergarten in Eibelstadt. Bereits Kinder ab 6 Jahren bei einer Größe von mindestens 120 cm dürfen in Begleitung eines Erwachsenen gesichert die Höhen erklimmen. Es gilt spannende Hindernisse zu überwinden. Unbedingt an festes Schuhwerk denken.
Närrisches in Kitzingen
Die kuriosen Fasnachtbräuche in Mainfranken stellt in Kitzingen das Fasnachtsmuseum vor. Dort sind Schellenkostüme, Strohmänner, historische Darstellungen, Spielmasken etc. zu sehen. Die außergewöhnliche Sammlung ist auch für Kinder ein Erlebnis.
Mit der Gondel durch Bamberg
Durch das Weltkulturerbe Bamberg - allem voran natürlich durch sein Klein-Venedig - können sich Familien vom Gondoliere Jürgen „Luigi“ Riedel in einer echten venezianischen Gondel fahren lassen. Das Vergnügen auf der Regnitz, die unweit von Bamberg in den Main mündet, ist nicht billig, aber ein Erlebnis.
Puppen tanzen lassen in Bamberg
In einem barocken Stadtpalais in der Ausgehmeile Sandstraße ist das Bamberger Marionettentheater zu finden, das sich zwar primär an Erwachsene richtet, aber auch Stücke für Kinder im Repertoire hat.
Unterwegs in Mainfranken
Bamberg
Barock, lebensfroh, katholisch. Bamberg mit seinem verwinkelten, unzerstörten historischen Zentrum ist längst Weltkulturerbe. Die Bischofsstadt wartet mit zahlreichen Schätzen wie dem Dom samt Bamberger Reiter oder - ein paar Kilometer außerhalb - Schloss Seehof auf.
Schloss Seehof ist ein barockes Juwel. Im weitläufigen Garten lässt es sich ausgiebig flanieren. Leider ist der auf einer Anhöhe liegende Bau nicht komplett zu besichtigen.
Bamberg als eine Stadt mit 72.000 Einwohnern wird heute vor allem von seinen 13.000 Studierenden geprägt, die es zu einem lebendigen, lebensfrohen und weltoffenen Ort gemacht haben.
Als Bierstadt hat es in den vergangenen Jahren eine regelrechte Renaissance erlebt. Der Gerstensaft der Familienbetriebe aus und um Bamberg besitzt Kultcharakter. Auf den Kellern und in den Biergastwirtschaften herrscht nicht nur im Sommer großer Andrang.
Was anschauen?
Weltkulturerbe: Seit 1993 darf sich die Altstadt mit ihren Bauten aus dem 11. bis 19. Jh. mit dem UNESCO-Titel schmücken. Am westlichen Ufer konzentrieren sich die Klosterbauten, Bischofs- und Adelsresidenzen und der Dom. In der Gruft des Domes ruht Papst Clemens II. Sein Grab ist das einzige eines Pontifex maximus nördlich der Alpen.
Fränkisches Brauereimuseum: Die Verarbeitung von Hopfen und Malz hat eine lange Tradition in Bamberg. Das kleine Museum auf dem Michelsberg gibt darüber Auskunft.
E.T.A. Hoffmann-Haus: Lange hat es den Literaten in Bamberg nicht gehalten und dennoch hat er die Stadt an der Regnitz geprägt. Grund genug sich auf die Spuren des einstigen Theaterkapellmeisters zu begeben.
Villa Concordia: Das imposante Barockpalais beherbergt die Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses - eine Art Villa Massimo in Franken. Für Veranstaltungen und Ausstellungen öffnet es seine Türen.
Historisches Museum: Untergebracht in der allein schon sehenswerten Alten Hofhaltung am Domplatz, widmet sich das Museum mit seiner umfangreichen Sammlung der Kultur und Geschichte der Stadt von prähistorischer Zeit bis in die Gegenwart.
Memmelsdorf: Manche der Besucher sollen nur wegen des guten Memmelsdorfer Bieres kommen. Doch mit Schloss Seehof besitzt der Vorort darüber hinaus eine der schönsten Schlossanlagen der Region.
Was unternehmen?
Grünes Paradies Hain: Wer sich in seinem Besichtigungsprogramm zwischendurch nach etwas Erholung sehnt, hat es nicht weit. Schon E.T.A. Hoffmann schätzte die ausgedehnten Spaziergänge durch den ehemaligen Auwald an der Regnitz.
Der Vergangenheit auf der Spur: Bamberg abseits ausgetretener Pfade zu erkunden, das ist möglich mit Führungen des Vereins Geschichte Für Alle e. V. Bei den Spaziergängen werden auch die dunklen Seiten der Geschichte ausgeleuchtet.
Auf die Erba-Insel: Die Landesgartenschau 2012 hat es möglich gemacht, das ehemalige Gelände einer Baumwollspinnerei im nördlichen Vorort Gaustadt ist ein kleines Freizeitparadies geworden. Zwischen Regnitz und Kanal gibt es viele Möglichkeiten zum Spielen und Planschen.
Auf die Altenburg: Bambergs 400 m hohen Hausberg mit seiner mächtigen Burg als Wahrzeichen erklimmt man am besten zu Fuß. Zwei Spaziergänge durch die Altstadt führen zum Ziel.
Wo essen gehen?
Um es gleich vorwegzunehmen, Bamberg ist kein Feinschmeckerparadies. Das hat einen Grund: Zum heimischen Bier passt am besten eine deftige Küche. Und diese wird in Bamberg gepflegt.
Keller Wilde Rose: Der Spaziergang hinauf auf den Stephansberg kann durchaus schweißtreibend sein. Doch am Ziel entschädigt der Brauerei-Keller mit viel Schatten unter Kastanienbäumen und vor allem mit gutem Bier. Leider Selbstbedienung.
Brauergasthof Höhn: Der Familienbetrieb braut seit über 200 Jahren gutes Bier und serviert dazu eine überdurchschnittliche Küche. Ideal für den kulinarischen Ausklang eines Ausflugs zum nordöstlich von Bamberg gelegenen Memmelsdorfer Schloss Seehof.
Das historische Brückenrathaus ist das Wahrzeichen Bambergs
Bamberg und seine Viertel
Der „heilige Bezirk“ der Stadt zieht sich am westlichen Ufer der Regnitz den Hang hinauf. Hier konzentrieren sich Klosterbauten, prunkvolle Bischofsresidenzen, Paläste des Geldadels und der mächtige Dom - eine steinerne Machtdemonstration der absolutistischen Fürstbischöfe. Aus vielen Ecken, Winkeln und Eingängen blicken Madonnen hervor, 200 sind es allein im historischen Zentrum. Im Dom ruht Papst Clemens II. in einer Gruft - das einzige Grab eines Pontifex maximus nördlich der Alpen. Nebenan der schönste aller Bamberger Höfe - die Alte Hofhaltung: holpriges Kopfsteinpflaster, Stein, Holz und Fachwerk unter einem gotischen Steildach.
Mittelpunkt Bambergs ist heute die Fußgängerzone um den Grünen Markt und den Maxplatz. Auch wenn die Innenstadt als Einkaufsort angesichts der Parksituation und der Konkurrenz der Einkaufsmärkte am Stadtrand gelitten hat, lohnt sich unbedingt ein Bummel. Der Maxplatz wurde zwar kaputt modernisiert, doch steht hier das Neue Rathaus mit seiner barocken Fassade. Gleich daneben, in Richtung des linken Regnitzarms, liegt der Grüne Markt mit der barocken St.-Martins-Kirche von 1693. Wochentags drängen sich die Menschen zwischen den dicht stehenden Ständen der Obst- und Gemüsebauern. Am Platz steht auch das originelle Wahrzeichen der Stadt, der Neptunbrunnen „Goblmo“ (Gabelmann), im Sommer der Jugendtreff.
Der Hain (→ Unterwegs in der Stadt) ist ein Villengebiet unmittelbar neben der Altstadt. Die malerische Lage am gleichnamigen Park mit seinen Freizeiteinrichtungen von Schwimmbad über Ruderklub bis Tennisverein machen das Stadtviertel zu einem bevorzugten Wohngebiet. Die Gärtnerstadt jenseits des Rhein-Main-Donau-Kanals (RMD) hat sich bis heute ihre kleinstädtische Struktur bewahren können. Bamberg hat eine große Gartenbautradition. Die knollige Kartoffel mit dem Namen Bamberger Hörnla genießt auch außerhalb Frankens einen exzellenten Ruf.
Geschichte
Bambergs Urzelle war das „Castrum Babenberg“ im Bereich des heutigen Doms. Die Anfänge dieser karolingischen Siedlung reichen bis ins 8. Jh. zurück. 997 begann der spätere deutsche König Heinrich II. (ab 1002) mit dem Ausbau der Burg. 1007 wurde sie zum Sitz eines neu gegründeten Bistums erhoben, dem die älteren Diözesen Würzburg und Eichstätt Gebiete abtreten mussten. Bevor er 1046 zum Papst gewählt wurde, war Clemens II. hier Bischof. Bamberg stieg in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Städte des Heiligen Römischen Reiches auf. Wiederholt fanden an der Regnitz Reichstage statt.
Vermutlich zu Beginn des 13. Jh. wurde auf den Fundamenten der beiden vorausgegangenen (abgebrannten) Dombauten der Grundstein für das heutige Bauwerk gelegt; die Einweihungsfeierlichkeiten fanden im Mai 1237 statt.
Fischerstechen auf der Regnitz
Die Fischerstecher, bewaffnet mit vier Meter langen Holzstangen, balancieren auf dem Bug der langen, schmalen Kähne. Der Fahrer des Bootes muss sich dabei möglichst ruhig fortbewegen, nicht ruckartig, denn sonst wird sein Kompagnon eine leichte Beute für den Gegner und in den Fluss gestoßen. Alljährlich Ende August zur Sandkerwa, dem größten Volksfest der Region, treten die Besten zum Wettbewerb an. Die Sandstraße verwandelt sich während der Kirchweih in eine kilometerlange Theke. Die Sandkerwa ist übrigens kein von oben verordnetes Fest, sondern wurde von den Bürgern im Jahr 1950 aus der Taufe gehoben. Vielleicht erklärt das ihre Beliebtheit. Jeweils am Montag gegen 22 Uhr steigt ein prächtiges Feuerwerk in den Himmel, das Zehntausende in die Altstadt und an das Regnitzufer lockt. Im Jahr 2015 gab auf dem Wasser ein ganz besonderes Gefährt: Der fränkische Milliardär Michael Stoschek war während der Sandkerwa ungenehmigt mit einem Amphibienfahrzeug auf der Regnitz unterwegs. Der Chef des Automobilzulieferers Brose, der die Aufregung um seine Aktion nicht verstand, musste für seine Aktion ein Bußgeld von 200 Euro zahlen (für seine Idee eines Kfz-Klebekennzeichens musste er dagegen eine Geldbuße von 150.000 Euro zahlen).
Die Bürgerschaft siedelte zuerst auf dem schmalen Streifen zwischen dem linken Regnitzarm und dem Berggebiet. Anfang des 12. Jh. wuchs die Stadt in den Bereich der heutigen Innenstadt hinein. Höhepunkt der städtischen Entwicklung war der Bau des Rathauses im 14. Jh. In den folgenden Jahrhunderten kam es ständig zu Auseinandersetzungen zwischen Geistlichkeit und Bürgerschaft, denn die Privilegierten des „heiligen Bezirks“ wollten sich nicht an den Baukosten für eine sichere Wehranlage beteiligen.
Von 1612 bis 1630 regierte der Hexenwahn die Stadt. Bischof Georg Fuchs von Dornheim und sein Weihbischof Friedrich Förner ließen in besonders eingerichteten Kammern 600 Menschen foltern und anschließend umbringen, darunter den Bürgermeister.
Die Wende kam Anfang des 18. Jh. mit den bauwütigen Bischöfen von Schönborn. Unter ihrer Herrschaft erhielt die Stadt das bis heute prägende barocke Gewand. Es wurde viel abgerissen, renoviert, umgestaltet - Bamberg erlebte seine große kulturelle Blütezeit.
1796 wurde die Stadt, wie ganz Süddeutschland, von der französischen Revolutionsarmee erobert. Ein folgenreiches Ereignis, denn 1803 ging Bamberg mit seinem Bistum als Entschädigung an Bayern.
Der Bamberger Dom ist nie fertig
Zu Beginn des 20. Jh. wurde Bamberg kurzzeitig sogar zu dessen Hauptstadt, als die 1919 aus München vor der Rätebewegung geflüchtete bayerische Regierung mit ihrem ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Hoffmann in der Domstadt Zuflucht fand. Die Neue Residenz wurde Regierungssitz, im Gerichtsgebäude kam das Justizministerium, im Bahnhof das Verkehrsministerium unter. Die Sitzungen hielt der Landtag in den Harmoniesälen am Schillerplatz ab. Am 12. August 1919 wurde dort die „Bamberger Verfassung“ verabschiedet, die bis zur Machtübernahme der Nazis in Kraft blieb. Das 95 Artikel umfassende Werk war die erste demokratische Verfassung Bayerns. Sie gilt noch heute in vielerlei Hinsicht als modern. So sah sie Volksbegehren und Volksentscheide vor und gestand jedem Bürger den „Anspruch auf eine angemessene Wohnung“ zu.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt - anders als ihre großen Nachbarinnen Würzburg und Nürnberg - vom Bombenhagel der Alliierten weitgehend verschont. Viel schlechter erging es der seit dem 11. Jh. bestehenden jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder während der nationalsozialistischen Diktatur systematisch in Konzentrationslager verschleppt und getötet wurden. Nur zwei der insgesamt 270 Gemeindemitglieder, die nicht vorher emigriert waren, überlebten den Terror.
Geschrieben und gedruckt - nicht immer ein Ruhmesblatt
Bambergs prominente Bürger hatten stets ein kritisches Verhältnis zur Stadt. E. T. A. Hoffmann schrieb nach seinem fünfjährigen Intermezzo an der Regnitz am 21. April 1813, dem Tag seiner Abreise: „Meine Lehr- und Marterjahre sind nun in Bamberg abgebüßt.“ Ein Jahr vor Hoffmann war der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel nach Bamberg gekommen, der als Redakteur der „Bamberger Zeitung“ einen kritischen Journalismus begründen wollte und an der Zensur scheiterte. Auch der Buchdruck hat in Bamberg eine bedeutende Rolle gespielt. Verschiedene Quellen sprechen von der nach Mainz zweitältesten Buchdruckerstadt Deutschlands. Ein Geselle Gutenbergs, Albrecht Pfister, druckte die sog. Armenbibel und stattete sie mit Holzschnitten aus. Stadtführer wählen gerne den Weg vom Sonnenplätzchen in die Schimmelsgasse, die von der Judenstraße direkt zur Regnitz führt, und zeigen das Haus mit der einstigen Druckwerkstatt. Eine Gedenktafel allerdings sucht man vergebens.
Sehenswertes
Der Bamberger Dom
Zusammen mit den Kaiserdomen in Speyer, Mainz und Worms ist der Bamberger Dom eines der imposantesten deutschen Bauwerke des Mittelalters. Seine vier schlanken Türme beherrschen seit Jahrhunderten das Bild der Stadt. Der Bau entstand in der Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik, die wuchtigen Tonnengewölbe zeigen schon eine gewisse Leichtigkeit. 1237 erhielt der heutige „Dom St. Peter und Georg“ unter Bischof Eckbert von Andechs seine feierliche Weihe. Der Dom steht an der Stelle einer von Heinrich II. errichteten Kathedrale, die 1012 geweiht wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Dom modernisiert und erhielt eine barocke Innenausstattung. In der Romantik wurde der barocke Zierrat komplett wieder entfernt. „Stilreinigung“ nannte man das 1836 unter König Ludwig I. Das bekannteste Kunstwerk im Dom ist das Standbild des Bamberger Reiters, die älteste erhaltene lebensechte Reiterplastik des Mittelalters. Dieses Werk eines unbekannten Bildhauers, entstanden um 1235, wurde als Idealbild des mittelalterlichen Königs- und Rittertums von den Nationalsozialisten propagandistisch missbraucht.
Hochgrab für Kaiser Heinrich II. und Gemahlin Kunigunde
Das Grabmonument wurde vom Würzburger Bildhauer Tilman Riemenschneider zwischen 1499 und 1513 aus Juramarmor geschaffen, es liegt zwischen den Treppen zum Georgenchor. Die Betrachtung der Reliefs lohnt - sie erzählen die Legenden der beiden heiligen Bistumsgründer: die Feuerprobe der Kaiserin, bei der Kunigunde über glühende Pflugscharen (Zeichen der Fruchtbarkeit) gehen musste, um ihre Unschuld zu beweisen, da sie des Ehebruchs angeklagt war; ihre Entlohnung der unzufriedenen Bauarbeiter von St. Stephan; die Sterbeszene Heinrichs II.; die Wägung der Seele durch Erzengel Michael und die Heilung eines Steinleidens Kaiser Heinrichs durch den hl. Benedikt.
Säulenheilige
Marienaltar Im südlichen Querschiff; ein Werk von Veit Stoß (1523). Im Zentrum des Altars aus Lindenholz steht die Geburt Christi. Das ursprünglich für Nürnberg bestimmte Meisterwerk kam dort nur für kurze Zeit zur Geltung (in der Karmelitenkirche) und wurde, nachdem sich Nürnberg zur Reformation bekannt hatte, nach Bamberg gebracht.
Papstgrab Papst Clemens II. (ehemaliger Bischof von Bamberg) war nur neun Monate lang das höchste Kirchenamt vergönnt. Vermutlich wurde Clemens 1047 von seinem abgesetzten Vorgänger vergiftet! Das Grab ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich.
Ecclesia und Synagoge An den südlichen Chorschranken stehen die beiden berühmten Plastiken aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Während die Synagoge mit verbundenen Augen und gebrochenem Stab als Besiegte dargestellt wird, soll Ecclesia, die Verkörperung der Kirche, durch ihre Krone als Herrscherin wirken.
Die beiden Domkühe (-esel) Die Plastiken am nordwestlichen Turm wurden als Dank für die fleißigen Dombauhelfer angebracht. Das Original kann aus nächster Nähe im Dommuseum besichtigt werden. Die an der Fassade angebrachten Kopien wurden zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg der Witterung ausgesetzt, sind aber heute schon stark angegriffen.
Ostchor-Krypta Die dreischiffige Hallenkrypta beherbergt das Grab des Bischofs Gunther von Bamberg. Hier ist auch König Konrad III. begraben, der 1152 starb und die Krone an Friedrich Barbarossa weitergab.
Fürstenportal Haupttür des Doms (um 1230) am nördlichen Seitenschiff mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts.
Gnadenpforte Die romanische Pforte (am Ostchor) zeigt den hl. Georg (links) als Ritter, Petrus mit dem Buch, die thronende Maria sowie das heilig gesprochene Königspaar Heinrich und Kunigunde (rechts).
♦ Mo-Mi 9-18, Do/Fr 9.30-18, Sa 9-11.30 und 13-16.30 Uhr (um 12 Uhr öffentliches Orgelkonzert), So 13-18 Uhr. Nov. bis März Mo-Mi 9-17, Do/Fr 9.30-17, Sa 9-16.30, So 13-17 Uhr. Eintritt frei. Eine Besichtigung während der Gottesdienste ist nicht möglich.
Führungen: Mo-Sa 10.30, 14, 15 Uhr, So 14 und 15 Uhr, Nov. bis April Mo-Sa 10.30 und 14 Uhr, So nur 14 Uhr. Pers. 5 €, unter 15 J. frei, Tickets im Diözesanmuseum (siehe unten).
Virtueller Rundgang: Einen informativen Rundgang bietet die sehr gute Webseite www.bamberger-dom.de.
Diözesanmuseum
Das Museum links neben dem Dom war ursprünglich das gemeinsame Haus der St.-Georgen-Brüder. Aus dem Domkapitel entwickelte sich das sog. Metropolitan-Kapitel, die Verwaltungsgemeinschaft des Bistums. Das heutige Kapitelhaus wurde 1773 nach den Plänen von Balthasar Neumann fertiggestellt. Herzstück der Sammlung (im Obergeschoss) sind die prächtigen mittelalterlichen Textilien, darunter der Sternenmantel Kaiser Heinrichs II. und der Mantel seiner Gattin Kunigunde. Der um 1020 aus blauem Seidendamast gefertigte Mantel des Bistumsgründers Heinrich beschreibt mit seinen Goldstickereien die gesamte Himmelssphäre mit vielen Sternbildern und religiösen Symbolen. Der Durchmesser des eindrucksvollen Gewands beträgt fast drei Meter. Der mit aufwendigen Goldstickereien geschmückte Kunigundenmantel zeigt Darstellungen aus der Weihnachtsgeschichte und dem Leben von Petrus und Paulus. Beachtenswert auch die teilweise erhaltene Tunika Kaiser Heinrichs II. (11. Jh.), der Chormantel der heiligen Kunigunde (um 1000) und das Grabtuch des Bamberger Bischofs Gunther (11. Jh.).
♦ Di-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 5 €, erm. 4 €, unter 15 J. frei, Familie 8 € bzw. 4 €. Domführungen siehe oben. Domplatz 5, Eingang links neben dem Eingang zum Dom. Tel. 0951-5022502, www.dioezesanmuseum-bamberg.de.
Alte Hofhaltung
Die schöne Pfort hält, was sie verspricht
Der Komplex am Domplatz, in dem heute das Historische Museum untergebracht ist, steht an der Stelle der einstigen königlichen Pfalz, die bei der Gründung des Bistums (1007) in den Besitz des Bischofs überging. Die meisten Gebäude, die man heute sieht, stammen aus dem 15. und 16. Jh. Die Front zum Domplatz wird vom Kanzleibau (1568) bestimmt. Den schönsten Teil der Alten Hofhaltung, den Innenhof, betritt man durch die Schöne Pforte, die ein Relief mit Maria, flankiert von Kaiser Heinrich II. und Kunigunde, schmückt. Der Innenhof wird durch hohe spätgotische Fachwerkgebäude (häufig auch als deutsche Renaissance bezeichnet) mit malerischen Galerien bestimmt, die in der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden. Im Sommer dient das Ensemble als Kulisse für die Freilichtinszenierungen der Calderón-Festspiele. Gegen Ende des 16. Jh. hatte die Alte Hofhaltung als Fürstensitz ausgedient. Beamte und Diener zogen ein, Stallungen und Wirtschaftsräume entstanden.
Historisches Museum
Das stimmungsvolle Museum ist im Renaissancebau der Alten Hofhaltung (am Eingang links) und in weiteren Gebäuden um den Hof untergebracht. Auf etwa 4000 m² Ausstellungsfläche - ausgehend vom neuen Anbau - sind in der früheren Bischofs- und Kaiserpfalz Exponate von der vorgeschichtlichen Zeit bis ins 20. Jh. zu sehen. Zur Sammlung gehören Skulpturen aus 1000 Jahren (z. B. die „Bamberger Götzen“) sowie Gemälde vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Hinzu kommen handwerkliches Gerät, wissenschaftliche Instrumente und Uhren aus dem 16.-19. Jh., Baugeschichtliches wie etwa das Modell der Bamberger Kettenbrücke aus dem 19. Jh., die als Vorbild für die Brooklyn Bridge in New York gilt, und die Dauerausstellung „Im Fluss der Geschichte - Bambergs Lebensader Regnitz“. Der alte Marstall wurde saniert und beherbergt heute wechselnde Ausstellungen sowie alljährlich die weihnachtliche Krippenausstellung. Im zweiten Obergeschoss befindet sich seit 2015 die Dauerausstellung „Jüdisches in Bamberg“. Wertvolle Tafelgemälde des Barock schmücken als Leihgaben die Staatsgalerie der Neuen Residenz.
♦ Mitte April bis Ende Okt. Di-So 10-17 Uhr (im Winter nur zu Sonderausstellungen). Eintritt 7 €, erm. 6 €, Schüler 1 €. Domplatz 7, Tel. 0951-871140 (Kasse), www.museum.bamberg.de. Auskunft zur Alten Hofhaltung und Residenz: Schloss- und Gartenverwaltung Bamberg, Domplatz 8, Tel. 0951-519390.
Neue Residenz mit Staatsgalerie
Mit dem Bau des fürstbischöflichen Barockpalastes wurde 1695 begonnen. Auftraggeber war Lothar Franz von Schönborn, der Fürstbischof von Bamberg und Kurfürst von Mainz, der als großer Barockbauherr in die Geschichte einging, obwohl das Domkapitel ein Bauverbot erlassen hatte, um Geld zu sparen. Doch 1697 hob der Papst das Verbot auf, und Schönborns Architekt Johann Leonhard Dientzenhofer bekam den Auftrag für die Neue Residenz. Schon 1704 war alles in Rekordzeit fix und fertig. Bis heute blieb der prächtige Barockbau unverändert. Noch großzügigere Planungen, u. a. von Balthasar Neumann, zu deren Verwirklichung ein Teil der Alten Hofhaltung hätte abgerissen werden müssen, wurden aus Geldmangel verworfen. Ein Teil des riesigen Palasts kann im Rahmen einer 45-minütigen Führung besichtigt werden: viel Stuck, fränkische und französische Möbel, Porzellan und Fayencen aus China und Holland - an nichts wurde in den fürstbischöflichen Wohn- und Repräsentationsräumen gespart.
Höhepunkt der Führung ist der Kaisersaal mit seiner plastischen Deckenbemalung (1707-09, Zentralperspektive von der Mitte des Raumes). Durch seine Fresken versuchte Hofmaler Melchior Steidl, den niedrigen Raum höher wirken zu lassen. Die Säle wurden mit aus Wien importierten Fayenceöfen beheizt; die Befeuerung erfolgte durch separate Bedienstetengänge. In den Räumen lebte König Otto I. von Griechenland bis zu seinem Tod 1867 mit seiner Gemahlin Amalie, nachdem der Wittelsbacher fünf Jahre zuvor aus Hellas vertrieben worden war.