Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag

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Burgen, Museen und mehr

Erlebnis Kultur

Mainfranken ist ein kulturelles Eldorado. Die Landschaft am Main zog seit jeher Künstler an - von Bildhauern wie Tilman Riemenschneider, Malern wie Giovanni Battista Tiepolo und Christian Schad bis hin zu Schrift­stellern wie E.T.A. Hoff­mann, Friedrich Rückert, Hans Wollschläger oder Paul Maar.


In Mainfranken hinterließ der ba­ro­cke Baumeister Balthasar Neumann faszinierende Spuren. Sein spek­ta­ku­lärs­tes Werk ist die Würzburger Re­si­denz - heute Weltkulturerbe. Doch auch weniger bekannte Bauwerke des fürstbischöflichen Baudirektors gibt es zu entdecken wie Maria Limbach bei Eltmann.

Würzburger Residenz

Die Residenz beeindruckt bei 168 Me­tern Fassadenlänge bereits durch ihre Dimensionen. Im Inneren verschlagen einem die farbenprächtigen Decken­fres­ken des Treppenhauses den Atem. Draußen lädt ein ausgedehnter Hof­garten zu Spaziergängen ein.

Festung Marienberg in Würzburg

Die mächtige Burganlage mit dem se­hens­werten Mu­se­um für Franken ist das Wahr­zei­chen Würzburgs. Man ge­nießt von dort einen schönen Aus­blick auf die Stadt und ihr Umland.

Bamberger Dom

Der mehr als tausend Jahre alte Bam­ber­ger Dom beherbergt nicht nur die berühm­teste Reiterplastik des Mittel­al­ters, den Bamberger Reiter, sondern auch das einzige Papst­grab nördlich der Alpen.

Abteikirche in Amorbach

Das große Gotteshaus beeindruckt mit farbenfrohen Deckengemälden und dem Hochaltar mit sechs Mar­mor­säu­len. Der spek­ta­kulärste Teil der Innen­aus­stattung ist aber die Orgel mit über 5100 Pfeifen und 66 Re­gistern.

Schloss Johannisburg in Aschaffenburg

Das gewaltige Wahr­zeichen Aschaf­fen­burgs mit sei­nen markanten Eck­tür­men, einst Sommersitz der Main­zer Erz­bischöfe und Kurfürsten, zählt zu den be­deu­tendsten Schlossbauten der deut­schen Renaissance. Zu besichtigen ist u. a. die Schloss­ka­pel­le mit präch­ti-­ gem Altar und Kanzel so­wie die weltgröß­te Sammlung von aus Kork an­ge­fer­tigten Archi­tek­tur­mo­del­len.

Christian Schad Museum in Aschaffenburg

Nach Bauverzögerung soll 2020 das Christian Schad Museum in Aschaf­fen­burg eröffnen. Dort werden Werke des berühmten Malers der Neuen Sach­lich­keit aus dem Nachlass seiner Witwe Bettina gezeigt. Christian Schad lebte über Jahrzehnte bis zu seinem Tod in der Nähe Aschaffenburgs.

Wasserschloss Mespelbrunn

Das romantisch inmitten eines Laub­walds gelegene Schloss wird zu einem Teil immer noch von den Reichsgrafen von Ingelheim bewohnt, der Rest ist als Mu­seum für die Öffentlichkeit im Rah­men von Führungen geöffnet. Auf die­sen erhält man einen spannenden Ein­blick in die Lebensweise und den Reich­tum der früheren Schlossherren.

Kirchenburg Mönchsondheim

Der historische Ort Mönchsondheim be­steht zum Großteil aus einem Frei­luft­museum, zu dem auch eine sehr sehenswerte Kirchenburg zählt. Die alte Dorfstruktur ist bis heute erhalten und der Besucher kann so den un­ver­-fälsch­ten Charakter eines alten, main­frän­kischen Dorfs erleben.

Kunstmuseen in Schweinfurt

Schweinfurt lockt mit mehreren span­nen­den Museen. Highlight ist das Mu­seum Georg Schäfer. In der bedeu­tenden Kunstsammlung des Schwein­furter Industriellen sind u. a. berühmte Werke von Carl Spitzweg und Caspar David Friedrich zu sehen.

Gesamtkunstwerk Castell

Das bekannte Adelsgeschlecht Castell ver­waltete vom idyllischen Ort aus seinen selbstständigen Zwergstaat bis 1806. Noch heute lebt die Familie im Barockschloss und betreibt das größte private Weingut Frankens und auch eine Privatbank. Das Weindorf ist vor allem wegen der klassizistischen Kir­che, des Schlosses und des Englischen Gar­tens mit altem Baumbestand se­hens­wert.

Kabarett Hofgarten in Aschaffenburg

Der bekannte Kabarettist Urban Priol be­treibt in Aschaffenburg seine eigene Kabarettbühne. Priol ist u. a. aus der ZDF-Satiresendung „Die An­stalt“ be­kannt. Nach der Vorstellung lockt ein Bier­garten gleich nebenan.

Familienurlaub

Mainfranken mit Kindern

Die Fluss- und Naturlandschaft entlang des Mains zwischen Bam­berg und Aschaffenburg bie­tet viele Ziele für Familien­aus­flüge, so etwa einen Baum­wip­fel­pfad, Wildparks und ku­ri­ose Museen zu Schnee­wittchen oder der fränkischen Fasnacht.


Der Baumwipfelpfad Steigerwald ist ein Ausflugsspaß für Groß und Klein. Auf dem meist in den Baumkronen verlaufenden Holzpfad zum 42 m hohen Aussichtsturm eröffnen sich faszinierende Blicke auf Flora und Fauna, unterwegs erfährt man aller­lei Wissenwertes rund um das Thema Wald und unten warten als weitere Attraktion ein Reh­wild­gehege und ein Streichelzoo.

Zu Besuch bei Schneewittchen in Lohr

In der Spessart-Stadt Lohr können sich Kinder und Erwachsene auf die Spuren des „echten“ Schneewittchens begeben. Denn hier soll das historische Vorbild der legendären Märchenfigur gelebt ha­ben. Im Schloss, wo das Spessart­mu­se­um untergebracht ist, kann man Schnee­wittchen jeden zweiten und vier­ten Sonn­tag (zwischen April und Ok­tober) um 15 Uhr zu einer kos­ten­losen Mär­chen­stunde treffen. Dort gibt es auch den berühmten Spiegel zu be­wundern.

Auf Entdeckungstour im Mainfränkischen Museum in Würzburg

Das Mainfränkische Museum hat sich ein Programm extra für Kinder über­legt. Die Kleinen werden beim Besuch auf eine Rätselrallye geschickt. Aus­ge­stattet mit dem Heft „Meine Ent­deckungsreise“ müssen sie 13 Fragen beantworten und so das Lösungswort finden, für das es an der Kasse dann einen Expertenstempel und ein kleines Geschenk gibt. Auf der Festung lässt sich natürlich außerdem das ganze Jahr über wunderbar Ritter spielen. Viel Pro­gramm geboten ist im September beim Museumsfest.

Scherenburgfestspiele Gemünden

Bereits seit über drei Dekaden locken die Scherenburgfestspiele - das kul­tu­rel­le Aushängeschild von Gemünden - in das romantische Städtchen am Main. Mit seinen Kindervorführungen hat sich das Theaterfestival einen gu­ten Ruf erworben. Hotzenplotz, Pu­muckl, Urmel, Michel, Pippi Lang­strumpf, Jim Knopf, Tom Sawyer ... Kaum ein Kin­derbuchheld, der hier noch nicht auf der Bühne zu sehen war.

Wilden Tieren bei Schweinfurt auf der Spur

Der kostenlos zu besuchende und ganz­jährig rund um die Uhr geöffnete Wildpark an den Eichen lockt mit Tieren von Elchen und Damhirschen über Wildschweine bis hin zu Luchsen. Auf 18 Hektar gibt es insgesamt 43 Tierarten zu beobachten. Neben an­de­ren Attraktionen wie Bocciabahn und Minigolf ist im Sommer insbesondere der Wasserspielplatz beliebt.

Tierisches Theater in Kleinheubach

Im kleinen Theaterpavillon im Schloss­park von Kleinheubach veranstaltet die Schauspielerin, Tierlehrerin, Akrobatin und Zauberkünstlerin Lilli Chapeau eine ganz besondere Art von Theater, das sich zwischen Schauspiel und Zirkus bewegt. In den selbstverfassten Stücken sind neben ihr als Haupt­darstellerin schlaue Pferde, clevere Hunde und gelehrige Hühner zu sehen. Schlosspark 13, Tel. 09371/959 184, www.lilli-chapeau.de.

Hochseilklettergarten bei Eibelstadt

Lustigen Kletterspaß für die ganze Familie bietet der Hochseilklettergarten in Eibelstadt. Bereits Kinder ab 6 Jah­ren bei einer Größe von mindestens 120 cm dürfen in Begleitung eines Er­wach­senen gesichert die Höhen erklim­men. Es gilt spannende Hindernisse zu überwinden. Unbedingt an festes Schuh­werk denken.

Närrisches in Kitzingen

Die kuriosen Fasnachtbräuche in Main­fran­ken stellt in Kitzingen das Fas­nachtsmuseum vor. Dort sind Schel­len­kostüme, Stroh­män­ner, historische Dar­stellungen, Spiel­mas­ken etc. zu sehen. Die außer­gewöhnliche Samm­lung ist auch für Kinder ein Erlebnis.

Mit der Gondel durch Bamberg

Durch das Weltkulturerbe Bamberg - allem voran natürlich durch sein Klein-Venedig - können sich Familien vom Gondo­liere Jürgen „Luigi“ Riedel in einer echten venezianischen Gondel fahren lassen. Das Vergnügen auf der Regnitz, die unweit von Bamberg in den Main mündet, ist nicht billig, aber ein Erlebnis.

Puppen tanzen lassen in Bamberg

In einem barocken Stadtpalais in der Ausgehmeile Sandstraße ist das Bam­ber­ger Marionettentheater zu finden, das sich zwar primär an Erwachsene rich­tet, aber auch Stücke für Kinder im Re­pertoire hat.

 

Unterwegs in Mainfranken

Bamberg


Barock, lebensfroh, katholisch. Bamberg mit seinem verwinkelten, unzer­störten historischen Zentrum ist längst Weltkulturerbe. Die Bischofsstadt wartet mit zahl­reichen Schätzen wie dem Dom samt Bamberger Reiter oder - ein paar Kilometer außerhalb - Schloss Seehof auf.

Schloss Seehof ist ein barockes Juwel. Im weitläufigen Garten lässt es sich ausgiebig flanieren. Leider ist der auf einer Anhöhe liegende Bau nicht komplett zu besichtigen.

Bamberg als eine Stadt mit 72.000 Ein­wohnern wird heute vor allem von sei­nen 13.000 Studierenden geprägt, die es zu einem lebendigen, le­bens­fro­hen und weltoffenen Ort gemacht ha­ben.

Als Bierstadt hat es in den ver­gan­ge­nen Jahren eine regelrechte Re­nais­sance erlebt. Der Gerstensaft der Fa­mi­lienbetriebe aus und um Bamberg be­sitzt Kultcharakter. Auf den Kellern und in den Biergastwirtschaften herrscht nicht nur im Sommer großer An­drang.

Was anschauen?

Weltkulturerbe: Seit 1993 darf sich die Altstadt mit ihren Bauten aus dem 11. bis 19. Jh. mit dem UNESCO-Titel schmü­cken. Am westlichen Ufer kon­zen­trieren sich die Klosterbauten, Bi­schofs- und Adelsresidenzen und der Dom. In der Gruft des Domes ruht Papst Clemens II. Sein Grab ist das ein­zi­ge eines Pontifex maximus nördlich der Alpen.

Fränkisches Brauereimuseum: Die Ver­ar­beitung von Hopfen und Malz hat eine lange Tradition in Bamberg. Das klei­ne Museum auf dem Michelsberg gibt darüber Auskunft.

E.T.A. Hoffmann-Haus: Lange hat es den Literaten in Bamberg nicht ge­halten und dennoch hat er die Stadt an der Regnitz geprägt. Grund genug sich auf die Spuren des einstigen Thea­ter­kapellmeisters zu begeben.

Villa Concordia: Das imposante Barock­palais beherbergt die Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses - eine Art Villa Massimo in Franken. Für Ver­an­staltungen und Ausstellungen öffnet es seine Türen.

Historisches Mu­se­um: Unter­ge­bracht in der al­lein schon se­hens­werten Al­ten Hof­haltung am Dom­platz, wid­met sich das Mu­se­um mit sei­ner um­fang­rei­chen Samm­lung der Kul­tur und Ge­schichte der Stadt von prähistori­scher Zeit bis in die Ge­gen­wart.

Memmelsdorf: Manche der Besucher sol­len nur wegen des guten Memmels­dor­fer Bieres kommen. Doch mit Schloss Seehof besitzt der Vorort da­rü­ber hinaus eine der schönsten Schloss­an­lagen der Region.

Was unternehmen?

Grünes Paradies Hain: Wer sich in seinem Besichtigungsprogramm zwi­schen­durch nach etwas Erholung sehnt, hat es nicht weit. Schon E.T.A. Hoff­mann schätzte die ausgedehnten Spa­ziergänge durch den ehemaligen Auwald an der Regnitz.

Der Vergangenheit auf der Spur: Bam­berg abseits ausgetretener Pfade zu er­kun­den, das ist möglich mit Führungen des Vereins Geschichte Für Alle e. V. Bei den Spaziergängen werden auch die dunklen Seiten der Geschichte aus­ge­leuchtet.

Auf die Erba-Insel: Die Landes­garten­schau 2012 hat es möglich gemacht, das ehemalige Gelände einer Baum­woll­spinnerei im nördlichen Vorort Gau­stadt ist ein kleines Freizeit­para­dies geworden. Zwischen Regnitz und Ka­nal gibt es viele Möglichkeiten zum Spielen und Planschen.

Auf die Altenburg: Bambergs 400 m ho­hen Hausberg mit seiner mächtigen Burg als Wahrzeichen erklimmt man am besten zu Fuß. Zwei Spaziergänge durch die Altstadt führen zum Ziel.

Wo essen gehen?

Um es gleich vorwegzunehmen, Bam­berg ist kein Fein­schme­cker­paradies. Das hat einen Grund: Zum heimischen Bier passt am besten eine deftige Kü­che. Und diese wird in Bamberg ge­pflegt.

Keller Wilde Rose: Der Spaziergang hi­nauf auf den Stephansberg kann durch­aus schweißtreibend sein. Doch am Ziel entschädigt der Brauerei-Keller mit viel Schatten unter Kastanien­bäu­men und vor allem mit gutem Bier. Lei­der Selbstbedienung.

Brauergasthof Höhn: Der Familien­be­trieb braut seit über 200 Jahren gutes Bier und serviert dazu eine über­durch­schnitt­liche Küche. Ideal für den kuli­na­rischen Ausklang eines Aus­flugs zum nordöstlich von Bamberg ge­le­ge­nen Memmelsdorfer Schloss See­hof.


Das historische Brückenrathaus ist das Wahrzeichen Bambergs

Bamberg und seine Viertel

Der „heilige Bezirk“ der Stadt zieht sich am westlichen Ufer der Regnitz den Hang hinauf. Hier konzentrieren sich Klos­terbauten, prunkvolle Bischofs­re­si­de­nzen, Pa­läs­te des Geldadels und der mäch­tige Dom - eine steinerne Macht­de­monstration der ab­so­lutistischen Fürst­bischöfe. Aus vielen Ecken, Win­keln und Eingängen blicken Ma­don­nen her­vor, 200 sind es allein im his­to­ri­schen Zentrum. Im Dom ruht Papst Cle­mens II. in einer Gruft - das einzige Grab eines Pontifex maximus nördlich der Al­pen. Nebenan der schönste aller Bam­berger Höfe - die Alte Hofhaltung: hol­pri­ges Kopf­stein­pflaster, Stein, Holz und Fach­werk unter einem gotischen Steil­dach.

Mit­tel­punkt Bambergs ist heute die Fuß­gängerzone um den Grünen Markt und den Maxplatz. Auch wenn die In­nen­stadt als Einkaufsort an­ge­sichts der Park­situation und der Konkurrenz der Ein­kaufsmärkte am Stadt­rand gelitten hat, lohnt sich unbedingt ein Bummel. Der Max­platz wurde zwar kaputt mo­der­nisiert, doch steht hier das Neue Rathaus mit sei­ner ba­rocken Fassade. Gleich daneben, in Rich­tung des linken Reg­nitz­arms, liegt der Grüne Markt mit der ba­ro­cken St.-Martins-Kir­che von 1693. Wo­chen­tags drängen sich die Men­schen zwischen den dicht ste­hen­den Stän­den der Obst- und Ge­mü­se­bau­ern. Am Platz steht auch das ori­gi­nel­le Wahrzeichen der Stadt, der Nep­tun­brunnen „Gobl­mo“ (Gabelmann), im Sommer der Jugendtreff.

Der Hain (→ Unterwegs in der Stadt) ist ein Villengebiet unmittelbar neben der Altstadt. Die malerische Lage am gleich­namigen Park mit seinen Frei­zeit­einrichtungen von Schwimmbad über Ruderklub bis Tennisverein ma­chen das Stadtviertel zu einem be­vor­zug­ten Wohngebiet. Die Gärtnerstadt jenseits des Rhein-Main-Donau-Kanals (RMD) hat sich bis heute ihre klein­städ­tische Struk­tur bewahren können. Bam­berg hat eine große Garten­bau­tra­di­tion. Die knollige Kartoffel mit dem Na­men Bamberger Hörnla genießt auch außerhalb Fran­kens einen exzel­len­ten Ruf.

Geschichte

Bambergs Urzelle war das „Castrum Ba­ben­berg“ im Bereich des heutigen Doms. Die An­fänge dieser ka­ro­lin­gi­schen Sied­lung reichen bis ins 8. Jh. zu­rück. 997 be­gann der spätere deutsche Kö­nig Hein­rich II. (ab 1002) mit dem Aus­bau der Burg. 1007 wur­de sie zum Sitz eines neu gegründeten Bistums er­ho­ben, dem die älteren Diöze­sen Würz­burg und Eichstätt Gebiete abtre­ten muss­ten. Be­vor er 1046 zum Papst ge­wählt wurde, war Clemens II. hier Bi­schof. Bamberg stieg in dieser Zeit zu einer der wich­tigs­ten Städte des Hei­li­gen Römischen Reiches auf. Wie­der­holt fanden an der Reg­nitz Reichs­tage statt.

Vermutlich zu Beginn des 13. Jh. wur­de auf den Fundamenten der bei­den vor­aus­ge­gan­genen (abgebrann­ten) Dom­bau­ten der Grundstein für das heu­tige Bau­werk gelegt; die Ein­weih­ungs­feier­lichkeiten fanden im Mai 1237 statt.

Fischerstechen auf der Regnitz

Die Fischerstecher, bewaffnet mit vier Meter langen Holzstangen, balancieren auf dem Bug der langen, schmalen Kähne. Der Fahrer des Bootes muss sich dabei mög­lichst ruhig fortbewe­gen, nicht ruckartig, denn sonst wird sein Kom­pag­non eine leichte Beute für den Gegner und in den Fluss ge­sto­ßen. Alljährlich Ende August zur Sandkerwa, dem größ­ten Volksfest der Re­gion, treten die Besten zum Wett­bewerb an. Die Sand­straße verwan­delt sich wäh­rend der Kirchweih in eine ki­lo­meterlange Theke. Die Sandkerwa ist übri­gens kein von oben verordnetes Fest, son­dern wurde von den Bür­gern im Jahr 1950 aus der Taufe gehoben. Viel­leicht erklärt das ih­re Beliebt­heit. Je­weils am Montag gegen 22 Uhr steigt ein präch­ti­ges Feuerwerk in den Himmel, das Zehntausende in die Alt­stadt und an das Reg­nitz­ufer lockt. Im Jahr 2015 gab auf dem Wasser ein ganz besonderes Gefährt: Der fränkische Milliardär Michael Sto­schek war während der Sandkerwa un­ge­nehmigt mit einem Amphi­bienfahrzeug auf der Regnitz unterwegs. Der Chef des Au­to­mobilzulieferers Brose, der die Aufregung um seine Ak­tion nicht ver­stand, musste für seine Aktion ein Bußgeld von 200 Euro zah­len (für seine Idee eines Kfz-Klebekennzeichens musste er da­ge­gen eine Geldbuße von 150.000 Euro zahlen).

Die Bürgerschaft siedelte zuerst auf dem schmalen Streifen zwischen dem lin­ken Reg­nitzarm und dem Berggebiet. An­fang des 12. Jh. wuchs die Stadt in den Bereich der heutigen Innenstadt hi­nein. Höhe­punkt der städtischen Ent­wick­lung war der Bau des Rathauses im 14. Jh. In den folgenden Jahr­hun­derten kam es ständig zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwischen Geistlichkeit und Bür­gerschaft, denn die Pri­vilegierten des „heiligen Bezirks“ woll­ten sich nicht an den Baukosten für eine si­chere Wehr­anlage beteiligen.

Von 1612 bis 1630 regierte der He­xen­wahn die Stadt. Bischof Georg Fuchs von Dorn­heim und sein Weih­bi­schof Fried­rich Förner ließen in be­son­ders ein­ge­rich­te­ten Kammern 600 Men­schen fol­tern und anschließend um­brin­gen, da­r­un­ter den Bür­ger­meis­ter.

Die Wende kam Anfang des 18. Jh. mit den bauwütigen Bischöfen von Schön­born. Unter ihrer Herrschaft er­hielt die Stadt das bis heute prägende ba­rocke Ge­wand. Es wurde viel abge­ris­sen, re­no­viert, um­gestaltet - Bam­berg erlebte sei­ne große ku­l­tu­relle Blü­te­zeit.

1796 wurde die Stadt, wie ganz Süd­deutsch­land, von der französischen Re­vo­lu­tionsar­mee erobert. Ein fol­gen­rei­ches Ereignis, denn 1803 ging Bamberg mit sei­nem Bistum als Entschädigung an Bayern.


Der Bamberger Dom ist nie fertig

Zu Beginn des 20. Jh. wurde Bam­berg kurzzeitig sogar zu dessen Haupt­stadt, als die 1919 aus München vor der Rätebewegung geflüchtete ba­ye­ri­sche Re­gie­rung mit ihrem ersten de­mo­kra­tisch gewählten Ministerpräsidenten Hoff­mann in der Domstadt Zu­flucht fand. Die Neue Residenz wurde Re­gie­rungs­sitz, im Ge­richts­gebäude kam das Jus­tizministerium, im Bahnhof das Ver­kehrs­mi­ni­s­te­rium unter. Die Sitz­un­gen hielt der Landtag in den Har­mo­nie­sä­len am Schil­ler­platz ab. Am 12. Au­gust 1919 wurde dort die „Bam­ber­ger Ver­fassung“ ver­ab­schie­det, die bis zur Macht­übernahme der Nazis in Kraft blieb. Das 95 Artikel um­fas­sende Werk war die erste demokratische Verfas­sung Ba­y­erns. Sie gilt noch heu­te in vie­lerlei Hin­sicht als modern. So sah sie Volks­be­gehren und Volks­ent­schei­de vor und ge­stand jedem Bürger den „An­spruch auf eine an­gemessene Woh­nung“ zu.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt - an­ders als ihre großen Nachbarinnen Würz­burg und Nürnberg - vom Bom­ben­hagel der Alliierten weitgehend ver­schont. Viel schlechter erging es der seit dem 11. Jh. bestehenden jüdischen Ge­meinde, de­ren Mitglieder während der nationalsozialistischen Diktatur sys­te­matisch in Kon­zen­t­rationslager ver­schleppt und getötet wurden. Nur zwei der insgesamt 270 Ge­mein­de­mit­glie­der, die nicht vorher emigriert wa­ren, über­leb­ten den Terror.

Geschrieben und gedruckt - nicht immer ein Ruhmesblatt

Bam­bergs prominente Bürger hat­ten stets ein kritisches Verhältnis zur Stadt. E. T. A. Hoffmann schrieb nach seinem fünfjährigen In­ter­mezzo an der Reg­nitz am 21. April 1813, dem Tag seiner Ab­rei­se: „Meine Lehr- und Marter­jah­re sind nun in Bam­berg ab­ge­büßt.“ Ein Jahr vor Hoffmann war der Philo­soph Ge­org Wil­helm Friedrich He­gel nach Bamberg gekommen, der als Redak­teur der „Bam­ber­ger Zeitung“ ei­nen kritischen Journalismus be­grün­den woll­te und an der Zen­sur schei­terte. Auch der Buchdruck hat in Bam­berg eine be­deutende Rolle gespielt. Verschiedene Quellen sprechen von der nach Mainz zweitältesten Buchdruckerstadt Deutschlands. Ein Ge­selle Gu­ten­bergs, Albrecht Pfister, druckte die sog. Armenbibel und stattete sie mit Holz­schnitten aus. Stadtführer wählen gerne den Weg vom Sonnenplätzchen in die Schimmelsgasse, die von der Judenstraße direkt zur Regnitz führt, und zei­gen das Haus mit der einstigen Druckwerkstatt. Eine Gedenktafel aller­dings sucht man vergebens.

 

Sehenswertes

Der Bamberger Dom

Zusammen mit den Kaiserdomen in Speyer, Mainz und Worms ist der Bam­ber­ger Dom eines der imposantesten deutschen Bauwerke des Mittelalters. Seine vier schlan­ken Türme be­herr­schen seit Jahrhunderten das Bild der Stadt. Der Bau ent­stand in der Zeit des Über­gangs von der Romanik zur Gotik, die wuchtigen Ton­nen­ge­wölbe zeigen schon eine gewisse Leichtigkeit. 1237 er­hielt der heutige „Dom St. Pe­ter und Georg“ unter Bischof Eckbert von An­dechs seine feierli­che Wei­he. Der Dom steht an der Stelle einer von Hein­rich II. errichteten Kathed­rale, die 1012 ge­weiht wur­de. Nach dem Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wurde der Dom mo­der­nisiert und erhielt eine barocke Innen­aus­stat­tung. In der Roman­tik wurde der ba­ro­cke Zierrat komplett wieder entfernt. „Stil­reinigung“ nannte man das 1836 un­ter König Lud­wig I. Das bekannteste Kunst­werk im Dom ist das Standbild des Bam­berger Reiters, die ä­l­tes­te er­hal­tene lebensechte Reiterplastik des Mit­telalters. Die­ses Werk eines un­be­kann­ten Bildhauers, entstanden um 1235, wurde als Ideal­bild des mit­tel­al­ter­lichen Kö­nigs- und Rittertums von den Nationalsozialisten pro­pa­gandis­tisch missbraucht.

Hoch­grab für Kai­ser Heinrich II. und Gemahlin Kunigunde

Das Grabmonument wurde vom Würz­bur­ger Bild­hauer Til­man Riemen­schnei­der zwischen 1499 und 1513 aus Juramarmor geschaffen, es liegt zwi­schen den Treppen zum Georgenchor. Die Be­trach­tung der Re­liefs lohnt - sie er­zählen die Le­genden der bei­den hei­li­gen Bistums­grün­der: die Feuerprobe der Kai­serin, bei der Kuni­gunde über glü­hen­de Pflug­scha­ren (Zei­chen der Frucht­barkeit) gehen muss­te, um ihre Unschuld zu beweisen, da sie des Ehe­bruchs angeklagt war; ihre Ent­loh­nung der unzufriedenen Bauarbeiter von St. Ste­phan; die Sterbeszene Heinrichs II.; die Wä­gung der Seele durch Erzengel Mi­chael und die Heilung eines Stein­lei­dens Kaiser Hein­richs durch den hl. Be­ne­dikt.


Säulenheilige

Marienaltar Im südli­chen Querschiff; ein Werk von Veit Stoß (1523). Im Zentrum des Altars aus Lin­den­holz steht die Geburt Christi. Das ur­sprüng­lich für Nürnberg bestimmte Meis­ter­werk kam dort nur für kurze Zeit zur Gel­tung (in der Karmelitenkirche) und wurde, nach­dem sich Nürnberg zur Reformation be­kannt hatte, nach Bamberg gebracht.

Papstgrab Papst Cle­mens II. (ehemaliger Bi­schof von Bamberg) war nur neun Mo­nate lang das höchste Kir­chen­amt ver­gönnt. Vermut­lich wurde Cle­mens 1047 von sei­nem ab­gesetzten Vorgänger ver­giftet! Das Grab ist nur im Rah­men einer Führung zu­gänglich.

Ecclesia und Synagoge An den südlichen Chor­schranken stehen die beiden be­rühm­ten Plas­tiken aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Wäh­rend die Synagoge mit ver­bun­de­nen Augen und gebrochenem Stab als Be­sieg­te dargestellt wird, soll Ecclesia, die Ver­körperung der Kir­che, durch ihre Krone als Herrscherin wirken.

Die beiden Domkühe (-esel) Die Plastiken am nord­west­li­c­hen Turm wurden als Dank für die flei­ßi­gen Dombauhelfer angebracht. Das Ori­ginal kann aus nächster Nähe im Dom­mu­seum besichtigt werden. Die an der Fassade angebrachten Kopien wurden zwar erst nach dem Zwei­ten Weltkrieg der Wit­terung ausge­setzt, sind aber heute schon stark angegrif­fen.

Ostchor-Krypta Die dreischiffige Hallen­kryp­ta beherbergt das Grab des Bischofs Gun­ther von Bamberg. Hier ist auch König Kon­rad III. be­graben, der 1152 starb und die Kro­ne an Fried­rich Barbarossa weitergab.

Fürstenportal Haupttür des Doms (um 1230) am nördlichen Seitenschiff mit einer Dar­stel­lung des Jüngsten Gerichts.

Gnadenpforte Die romanische Pforte (am Ostchor) zeigt den hl. Georg (links) als Rit­ter, Pet­rus mit dem Buch, die thronende Ma­ria so­wie das heilig gesprochene Kö­nigs­paar Hein­rich und Kunigunde (rechts).

♦ Mo-Mi 9-18, Do/Fr 9.30-18, Sa 9-11.30 und 13-16.30 Uhr (um 12 Uhr öffentliches Or­gel­kon­zert), So 13-18 Uhr. Nov. bis März Mo-Mi 9-17, Do/Fr 9.30-17, Sa 9-16.30, So 13-17 Uhr. Eintritt frei. Eine Be­sichti­gung wäh­rend der Gottes­diens­te ist nicht mög­lich.

Füh­rungen: Mo-Sa 10.30, 14, 15 Uhr, So 14 und 15 Uhr, Nov. bis April Mo-Sa 10.30 und 14 Uhr, So nur 14 Uhr. Pers. 5 €, unter 15 J. frei, Tickets im Diözesanmuseum (siehe unten).

Virtueller Rundgang: Einen informativen Rund­gang bietet die sehr gute Webseite www.bamberger-dom.de.

Diözesanmuseum

Das Museum links neben dem Dom war ursprünglich das ge­mein­same Haus der St.-Georgen-Brüder. Aus dem Dom­kapitel ent­wi­ckelte sich das sog. Metropolitan-Kapitel, die Verwaltungs­ge­meinschaft des Bis­tums. Das heutige Kapitelhaus wurde 1773 nach den Plä­nen von Balthasar Neu­mann fer­tig­ge­stellt. Herz­stück der Samm­lung (im Ober­geschoss) sind die präch­ti­gen mit­tel­al­ter­li­chen Textilien, da­runter der Ster­nenmantel Kaiser Hein­richs II. und der Man­tel seiner Gat­tin Kunigunde. Der um 1020 aus blau­em Sei­dendamast ge­fer­tigte Man­tel des Bis­tums­gründers Hein­rich beschreibt mit sei­nen Gold­sti­cke­reien die ge­samte Him­mels­sphäre mit vielen Sternbildern und religiösen Sym­bolen. Der Durch­mes­ser des ein­drucks­vollen Gewands be­trägt fast drei Meter. Der mit auf­wen­di­gen Gold­sti­cke­reien ge­schmück­te Ku­ni­gun­den­man­tel zeigt Darstellungen aus der Weih­nachts­geschichte und dem Le­ben von Petrus und Paulus. Beachtens­wert auch die teil­weise erhaltene Tu­nika Kai­ser Heinrichs II. (11. Jh.), der Chor­man­tel der heiligen Kunigunde (um 1000) und das Grabtuch des Bamberger Bi­schofs Gun­ther (11. Jh.).

♦ Di-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 5 €, erm. 4 €, un­ter 15 J. frei, Familie 8 € bzw. 4 €. Dom­füh­rungen siehe oben. Dompl­atz 5, Ein­gang links ne­ben dem Eingang zum Dom. Tel. 0951-5022502, www.dioezesanmuseum-bamberg.de.

Alte Hofhaltung


Die schöne Pfort hält, was sie verspricht

Der Komplex am Domplatz, in dem heu­te das Historische Museum unter­ge­bracht ist, steht an der Stelle der eins­ti­gen königli­chen Pfalz, die bei der Grün­dung des Bistums (1007) in den Be­sitz des Bi­schofs über­ging. Die meis­ten Gebäude, die man heute sieht, stam­men aus dem 15. und 16. Jh. Die Front zum Domplatz wird vom Kanz­lei­bau (1568) bestimmt. Den schöns­ten Teil der Alten Hofhaltung, den In­nen­hof, be­tritt man durch die Schöne Pfor­te, die ein Relief mit Maria, flankiert von Kai­ser Heinrich II. und Kuni­gunde, schmückt. Der Innenhof wird durch ho­he spätgoti­sche Fachwerkgebäude (häu­fig auch als deutsche Renaissance be­zeichnet) mit maleri­schen Galerien be­stimmt, die in der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden. Im Sommer dient das Ensemble als Kulisse für die Frei­lich­tins­zenierungen der Calderón-Fest­spie­le. Ge­gen Ende des 16. Jh. hatte die Alte Hofhaltung als Fürsten­sitz ausge­dient. Beamte und Diener zogen ein, Stal­lun­gen und Wirt­schaftsräume ent­standen.

Historisches Mu­seum

Das stim­mungs­volle Museum ist im Re­nais­san­ce­bau der Alten Hofhaltung (am Eingang links) und in weiteren Ge­bäu­den um den Hof untergebracht. Auf etwa 4000 m² Ausstellungsfläche - ausgehend vom neuen Anbau - sind in der früheren Bischofs- und Kaiser­pfalz Ex­po­nate von der vor­ge­schicht­li­chen Zeit bis ins 20. Jh. zu sehen. Zur Samm­lung ge­hören Skulp­tu­ren aus 1000 Jahren (z. B. die „Bam­berger Göt­zen“) sowie Gemälde vom Mit­tel­al­ter bis in die Gegenwart. Hinzu kom­men hand­werkliches Gerät, wis­sen­schaft­li­che Ins­trumente und Uhren aus dem 16.-19. Jh., Baugeschichtliches wie et­wa das Modell der Bamberger Ket­ten­brü­cke aus dem 19. Jh., die als Vorbild für die Brooklyn Bridge in New York gilt, und die Dauerausstellung „Im Fluss der Geschichte - Bambergs Le­bens­ader Regnitz“. Der alte Marstall wur­de saniert und beherbergt heute wech­selnde Aus­stellungen sowie all­jähr­lich die weihnachtliche Krippen­aus­stellung. Im zweiten Ober­geschoss be­findet sich seit 2015 die Dauer­aus­stel­lung „Jüdisches in Bamberg“. Wert­vol­le Tafel­ge­mäl­de des Ba­rock schmü­cken als Leih­gaben die Staats­gale­rie der Neu­en Residenz.

♦ Mitte April bis Ende Okt. Di-So 10-17 Uhr (im Winter nur zu Sonderausstellungen). Ein­tritt 7 €, erm. 6 €, Schüler 1 €. Domplatz 7, Tel. 0951-871140 (Kasse), www.museum.bamberg.de. Aus­kunft zur Alten Hofhaltung und Re­si­denz: Schloss- und Garten­verwaltung Bamberg, Dom­platz 8, Tel. 0951-519390.

Neue Residenz mit Staatsgalerie

Mit dem Bau des fürstbi­schöflichen Ba­rockpalastes wurde 1695 be­gon­nen. Auf­traggeber war Lothar Franz von Schönborn, der Fürstbischof von Bam­berg und Kurfürst von Mainz, der als großer Barockbau­herr in die Ge­schich­te ein­ging, obwohl das Dom­ka­pi­tel ein Bau­verbot erlassen hatte, um Geld zu spa­ren. Doch 1697 hob der Papst das Ver­bot auf, und Schön­borns Architekt Jo­hann Leon­hard Dien­tzenhofer bekam den Auftrag für die Neue Residenz. Schon 1704 war alles in Rekordzeit fix und fer­tig. Bis heu­te blieb der präch­tige Ba­rock­bau un­ver­än­dert. Noch groß­zü­gi­ge­re Pla­nungen, u. a. von Bal­tha­sar Neu­mann, zu de­ren Ver­wirk­li­chung ein Teil der Alten Hofhaltung hät­te ab­ge­ris­sen wer­den müssen, wur­den aus Geld­man­gel verworfen. Ein Teil des rie­sigen Pa­lasts kann im Rah­men einer 45-minütigen Führung be­sich­tigt wer­den: viel Stuck, frän­kische und fran­zö­si­sche Möbel, Por­zellan und Fayencen aus China und Hol­land - an nichts wur­de in den fürstbi­schöflichen Wohn- und Re­prä­sen­tati­ons­räumen ge­spart.

Höhe­punkt der Führung ist der Kai­ser­saal mit sei­ner plas­ti­schen De­cken­bemalung (1707-09, Zen­tral­pers­pek­ti­ve von der Mit­te des Rau­mes). Durch se­ine Fresken ver­suchte Hof­maler Mel­chior Steidl, den nied­ri­gen Raum hö­her wir­ken zu las­sen. Die Säle wur­den mit aus Wien im­por­tier­ten Fay­ence­öfen be­heizt; die Be­feue­rung er­folg­te durch se­pa­rate Be­diens­te­ten­gänge. In den Räu­men leb­te Kö­nig Otto I. von Grie­chen­land bis zu sei­nem Tod 1867 mit sei­ner Ge­mah­lin Ama­lie, nach­dem der Wit­tels­bacher fünf Jahre zu­vor aus Hel­las ver­trie­ben worden war.