Bis dein Herz zerbricht

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Bis dein Herz zerbricht
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Abbi Doris

Bis dein Herz zerbricht

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Leben und Liebe

Schicksal

Einführung

Prolog

Ein wichtiger Termin

Christian van Horn

Bittere Affären

Die Affäre Sam Parker

Dramatische Zusammenhänge

Party mit Folgen

Ein Kuss mit Folgen

Ein überraschender Anruf

Freitag der 13.

Epilog

Erklärung

Impressum neobooks

Leben und Liebe

Ohne Liebe ist das Leben wie die Erde ohne Wasser und Licht. Eine verdorrte Wüste ohne Anfang, ohne Ende, ohne Zukunft und ohne Vergangenheit. Darum schließe deine Augen und fülle dein Herz und deine Seele mit der Liebe, die du begehrst und dein Verlangen wird erfüllt werden

(Clochard Raade)

Schicksal

Aus des Schicksals tiefer Quelle

Rinnt das Wasser in dein Herz

Hörst du den Gesang so helle

Spürst du deines Lebens Schmerz

Öffne weit dein Herz und lausche

Lösche deine Gier nach Glück

Damit die Liebe in dir rausche

Denn was du gibst kommt auch zurück

(Clochard Raade)

Einführung

Amanda Fuchs gehört zu den Frauen, denen man hinterher schaut wenn sie einem begegnen. Jung, gutaussehend und von intelligenter Ausstrahlung. Doch hinter ihrer kühlen Fassade verbirgt sich eine zutiefst gespaltene Persönlichkeit. Wie eine Besessene arbeitet und lebt sie nur für ihre Karriere. Bis sie erkennt, dass sie keine Freunde hat. Und sie hat noch ein Problem - ein recht gespanntes Verhältnis zu Männern. Als jedoch zwei Männer gleichzeitig ihren Weg kreuzen, muss sie sich entscheiden. Liebe oder Karriere?...Oder geht auch beides?....Oder zerbricht ihr Herz daran?

Prolog

Ein Geräusch ließ Amanda hochschrecken. War da nicht was? Amanda war sich sicher, etwas gehört zu haben. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Panik kroch in ihr hoch, denn es war dunkel im Schafzimmer. Wieder dieses Klopfen. Da war doch jemand in der Küche. Vorsichtig tastete sie zu ihm hinüber. Er war da und atmete ruhig und gleichmäßig. Erleichtert ließ sie sich zurück in ihr Kopfkissen sinken. Wieder dieses Geräusch. Wieder saß sie aufrecht in ihrem Bett. Das Geräusch hörte sich an, als würde jemand....

Langsam ließ sich Amanda aus dem Bett gleiten und schlich auf Zehenspitzen Richtung Küche, aus der das Geräusch zu kommen schien. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt und spähte hinein. Sie wusste, sie brauchte nur zu schreien, dann würde er sofort neben ihr stehen. Doch niemand war zu sehen. Nur die aufgehende Sonne schickte einen breiten gelben Kegel durch das Fenster, direkt auf den Küchenboden. Mitten darin saß Minzi, ihre Maine Coon. Sie leckte gerade ihr rotes Fell, und sah sie aus ihren grünen Augen erstaunt an, wobei ihre Zungenspitze noch aus dem Mäulchen ragte. Im Licht der Sonne schien ihr Fell fast zu glühen. Ein leichter Wind bewegt die Rosen vor dem Fenster und der Fensterladen schlug leicht gegen die Hauswand. Das also war das Geräusch. Erleichtert und tief durchatmend betrat Amanda die Küche, öffnete das Küchenfenster und arretierte den Fensterladen. Minzi indes forderte mit einem energischem Gurren ihre Streicheleinheiten ein und umgarnte ihre nackten Füße mit hoch aufgerichtetem Schwanz. Amanda nahm sie hoch und schmuste ausgiebig mit ihr. Nur widerwillig ließ sich Minzi wieder zurück auf den Boden setzen und protestierte lautstark. Amanda drückte zwei Knöpfe auf der Kaffeemaschine und nur Sekunden später hielt sie eine heiße Tasse Kaffee in der Hand, setzte sich auf den Tisch am Fenster, lehnte sich an die Fensterbrüstung und zog die Füße an ihre Hüfte. Minzi sprang auch auf den Tisch und setzte sich auf die Fensterbank. Genüsslich trank Amanda den ersten Schluck Kaffee und schaute hinaus in den Garten. Es war der erste Tag im August und es sah so aus, als würde es ein sehr schöner Tag werden. Die Rosen, die sie vor einem Jahr mit viel Liebe gepflanzt hatte, schienen sich in ihrer Farbenpracht gegenseitig übertreffen zu wollen und reckten ihre Blüten der Sonne entgegen. Es schien fast, dass man ihren Duft bis in die Küche wahrnehmen konnte. Besonders eine Sorte der roten Rosen mochte Amanda besonders. Es war die Sorte Rosen, mit der er ihr damals den Heiratsantrag gemacht hatte. Sie dufteten einfach herrlich, und ließen jeden Träumen, der diesen Duft einmal in der Nase hatte. Daneben hatte sie noch gelbe, weiße und hellrote Rosen gepflanzt. In der Zeit war daraus eine richtige Rosenrabatte geworden. Mitten darin, auf einem kleinen Stück Rasen, steht eine weiße Rattan-Bank mit hoher Rückenlehne. Sie hatte sie an der Hauswand, direkt unter dem Küchenfenster platziert. Hier war ihr Lieblingsplatz. Mit einem Buch, oder einem Drink in der Hand verbrachte sie oft viele Stunden hier und träumte. Unten auf der Wiese standen die vier braunen Ziegen des Nachbarn und ließen sich das Gras schmecken. Amanda hatte ihm erlaubt, die Ziegen auf ihrem Grundstück grasen zu lassen. Damit schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Gras wurde kurz gehalten und sie bekam ab und zu einen schmackhaften Ziegenkäse geschenkt. Amanda lächelte und ließ sich weiter ihren Kaffee schmecken. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken. Sie war glücklich und genoss diesen ruhigen, magischen Moment. Denn es war nicht immer so ruhig in ihrem Leben.....

Es gab gute Zeiten und es gab schlechte Zeiten. Es gab Tage, an denen ihr die Sonne ins Gesicht schien und Tage, an die sie sich nicht so gern erinnerte. Amanda hatte, so weit sie sich erinnern konnte, nie besonders viel Glück in ihrem Leben gehabt. Nichts floss ihr von alleine zu. Alles musste sie sich hart erarbeiten. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Schicksal wollte sie damit auf die Probe stellen. Von ihrer Familie, also von dem, was sie im allgemeinen als Familie bezeichnen würde, konnte sie in all der Zeit keine Hilfe erwarten. Ihre Mutter war eine notorische Ehebrecherin und ließ von jedem Vögeln, der halbwegs wie ein Mann aussah. Ihr Vater, deswegen dem Alkohol verfallen, dämmerte nur noch so dahin und hatte für nichts mehr Interesse. Amanda hatte zudem keine Geschwister, und war daher schon von Kindesbeinen an auf sich allein gestellt. Sie hatte damals Niemanden. Niemanden, an den sie sich anlehnen konnte, niemanden, der ihr die Tränen trocknete. Sie hatte nur ihren Körper und das, was sie im Kopf hatte. Aber sie hatte den eisernen Willen, der Tristesse ihres Daseins irgendwie zu entfliehen. Schon als Kind war ihr bewusst, dass nur sie allein die Verantwortung für ihr Leben hatte. Und sie hatte damals noch etwas, nämlich ein sehr gespanntes Verhältnis zu Männern. Daran war nicht zuletzt ihre Mutter schuld. Nur einmal hatte sie ihre Mutter dabei beobachtet, wie sie von einem Mann im Gartenhäuschen von hinten gevögelt wurde. Damals konnte sie sich damals keinen Reim darauf machen, warum ihre Mutter so komische Geräusche machte, während der Mann ihr offensichtlich den Hintern versohlte. Sie stöhnte und schrie heiser, während der Mann schnaufte und grunzte wie ein Schwein. Es war einfach nur widerwärtig und abstoßend, die beiden so zu sehen. Sein nicht gerader kleiner Bauch klatschte gehen ihren Arsch und seine Hoden schwangen dabei wie Schiffschaukeln hin und her. Nach vielen heftigen Stößen zog er seinen Schwanz heraus, und spritzte ihrer Mutter mit einem heiserem Röcheln so etwas wie Joghurt auf den Rücken. Ihre Mutter wand sich dabei wie eine Schlange und keuchte aufgeregt, als er den Joghurt mit den Händen auf ihrem Rücken verteilte. Dann drehte sich ihre Mutter um, ging in die Knie und lutschte den Schwanz des Mannes wie ein Eis am Stiel. Sein Kopf fiel dabei in den Nacken, er brummte wie ein Bär, während ihm seine Zunge triefend aus dem Maul hing. Seine Beine zuckten, während er den Kopf ihrer Mutter hin und her zerrte. Ihre Mutter saugte und schmatzte dabei, als wenn es ihr besonders gut schmecken würde. Amanda war noch ein Teenager und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie wusste nur, dass es ekelhaft und abstoßen war. Nie würde sie es jemanden erlauben, so etwas mit ihr zu machen.

 

Amanda musste wieder lächeln und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Sie musste daran denken, wie sich seit damals alles entwickelt hatte. Denn es war eine recht seltsame Geschichte, die sie bis hierher führte. Zwei Männer kreuzten damals ihren Weg. Aber in ihrem Herzen war nur Platz für einen. Alles begann mit einem Job, der sie von Berlin nach Brüssel in die höchsten Finanzkreise führte......

Ein wichtiger Termin

Mit einem unguten Gefühl hatte sich Amanda in ihren Audi A3 gesetzt. Noch nie in ihrem Leben war sie so nervös gewesen. Schließlich hing von der heutigen Verhandlung ihre Existenz ab. Nachdenklich bahnte sie sich den Weg durch den Berliner Innenstadtverkehr. Sie hatte einen festen Termin und wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Die Zentrale der Immobiliengesellschaft war in der Friedrichstraße, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Von ihrem Coffeeshop in der Münzstraße waren es zwar nur wenige Kilometer, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Jeder schien ihr heute den Weg versperren zu wollen. Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett.

Du hast noch genügend Zeit“, sagte sie leise zu sich selbst. Erleichtert ließ sie sich in den Sitz sinken und atmete tief durch. Wie würden sich die Herren ihr gegenüber wohl verhalten? Hatte sie überhaupt eine Chance, sich mit ihren Vorstellungen durchzusetzen? Sicherlich würde sie einer ganzen Horde schlitzohriger Anwälte gegenüber sitzen, die sie und ihren Pachtvertrag in der Luft zerreißen würden. Ihre beste Freundin Lena hatte ihr geraten, zu dem Termin doch ihren Anwalt Dr. Glowna mitzunehmen.

„Es könnte nicht schaden, professionelle Hilfe an der Seite zu haben“, meinte Lena. Doch Amanda war selbst ein Profi. Schließlich hatte sie einen Master in Betriebswirtschaft und für ihre Diplomarbeit, “Gesellschaftsverträge im Europäischem Raum“ großes Lob geerntet. Doch was ihr jetzt bevorstand, hatte mit ihrem Kenntnisstand nur wenig zu tun. Es ging um einen Pachtvertrag. Nur ein simpler einfacher Pachtvertrag für einen Laden in Berlin Mitte. Doch an diesem Vertrag hing ihre Existenz und die ihrer Freundin Lena. Vor knapp einem Jahr hatten sie diesen Laden in einem ziemlich heruntergekommenen Haus in der Berliner Münzstraße gepachtet. Das Haus im Biedermeierstil hatte ein ganz besonders Flair und lag zudem äußerst günstig in der Nähe des Alexanderplatzes. Als Amanda damals ihren Job verlor, weil ihre Firma Semifinanz wegen der Finanzkrise Insolvenz anmelden musste, hatte Lena die zündende Idee, sich mit einem Coffeeshop selbstständig zu machen. Zunächst hielt Amanda dies für keine gute Idee. Schließlich war die Finanzkrise gerade auf dem Höhepunkt und keine Bank würde zu diesem Zeitpunkt Geld verleihen.

Keiner wusste genau, wie es weiter gehen würde. Eine Weltwirtschaftskrise war ja auch nicht auszuschließen. Aber nach 2 Flaschen Prosecco hatte Lena sie überzeugt.

„Wenn alle so denken, wird es wirklich zu einer Weltwirtschaftskrise kommen“, war Lena überzeugt. „Jemand muss schließlich den Anfang machen, und den Mut haben, neu anzufangen“, lachte Lena. „Und wenn die anderen sehen, dass zwei Mädchen den Mut haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, werden die es uns gleichtun wollen.“

Irgendwie hatte Lena damit recht. Lena war es auch, die den Laden zufällig entdeckt hatte.

„Du bist verrückt Lena“, hatte sie damals gesagt. „Das können wir uns nicht leisten. Ein Laden am Alex kostet zu viel Miete.“ Doch Lena überzeugte Amanda erneut. Sie hatte herausgefunden, dass das Haus seit vielen Jahren unter Zwangsverwaltung stand, und der Laden wegen des teilweise enormen Unterhaltungsrückstandes zu einer Pacht angeboten wurde, die für diese Gegend einfach lächerlich niedrig war. Als Amanda das erste Mal den Laden betrat, stellten sich ihre Nackenhaare auf. Kaputte Fenster und Türen, keine Heizung und vor allem - es roch fürchterlich. 20 Jahre war hier ein Laden für Tierfutter und genauso roch es. Amanda war mehrmals kurz davor, sich zu übergeben. Nur mit einem Taschentuch vor Mund und Nase, welches sie vorher mit Parfüm getränkt hatte, war eine Besichtigung der Räume überhaupt möglich. Selbst der Verwalter verließ mehrfach fluchtartig den Laden, um nach Luft zu schnappen. Aus diesem Grund hatten wohl alle bisherigen Interessenten die Nase gerümpft und dankend abgelehnt. Lena schien das nicht abzuschrecken. Sie strahlte über das ganze Gesicht und hatte dem Zwangsverwalter schon im Vorfeld zugesagt. Wenn es nicht so fürchterlich gerochen hätte, würde sie auch voll auf Lenas Seite stehen. Doch es hatte den Anschein, als würden überall in den Räumen dutzende Leichen vergraben sein, die nachts aus ihren Gräbern hervor krochen und ihr Unwesen trieben. Amanda schauderte bei dem Gedanken und eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Jede Sekunde rechnete sie damit, dass eine Hand zwischen den Dielen hervor schoss, und sie am Bein in die Tiefe gezogen werden würde. Wäre sie jetzt allein gewesen, hätte sie wahrscheinlich schreiend die Flucht ergriffen, und wäre erst am Stadtrand stehen geblieben. Aber so blieb sie immer in der Nähe des Verwalters, der seiner Gesichtsfarbe nach, im Falle eines Falles auch keine große Hilfe gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre er sogar noch vor Amanda aus dem Laden geflüchtet. Nur Lena schien glücklich zu sein. Sie kramte im Gerümpel herum als wenn es gar nichts wäre. Der Laden war übrigens recht geräumig und bestand aus drei Räumen, zwei Toiletten und dem Verkaufsraum mit großem Schaufenster. Allein der Verkaufsraum war für einen Coffeeshop groß genug und bot sogar Platz für mehrere Tische. Die Decken waren wie in Berliner Altbauten üblich sehr hoch und mit Stuckbändern verziert. Doch war alles recht vergilbt und unsauber. Vor diesem Hintergrund waren die Vertragsbedingungen – wenn man vom Zustand des Ladens absah - äußerst günstig. Also machten sie den Pachtvertrag. Sichtlich erleichtert ging der Verwalter auf alle Bedingungen und Extraklauseln ein, die Amanda ihm diktierte. Schon zwei Tage später kam eine Baukolonne und brachte den Laden in einen Vertragsmäßigen Zustand. Auf Kosten der Verwaltung wurden nun Fenster und Türen repariert, neue Heizkörper installiert und die Wasser und Abwasseranschlüsse erneuert. Alles andere, der gesamte Innenausbau war laut Vertrag Sache der Pächter. Dafür wurde der Pachtvertrag auch für die Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen. Zudem gab es noch eine Option auf weitere 5 Jahre. Gerade auf dieser Klausel hatte Amanda bestanden. Sie wollte sichergehen, dass sie, nachdem sie Geld und Arbeit in den Laden gesteckt hatten, nicht plötzlich die Kündigung erhalten würden. Wie wichtig gerade diese Klausel war, sollte sich bald zeigen. Ein Tag nachdem die Bauleute verschwunden waren, standen beide mit Atemschutzmasken, Eimern und Reinigungsmitteln bewaffnet, im Laden und putzten schrubbten sich die Seele aus dem Leib. Nach drei Tagen hatten sie geschafft, woran Amanda nie geglaubt hatte. Der Laden roch wie eine frische Meeresbrise mit einem Hauch Vanille. Doch wie sollte es mit dem Umbau weitergehen. Der Laden war zwar Sauber, aber einladend sah er nicht gerade aus. Neue Toiletten mussten her, eine Küche mit Backofen sollte eingebaut werden. Amanda schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, während Lena immer mit einem Lächeln umherlief. Zum Glück hatte Amanda einen guten Freund aus ihrer Studienzeit, der sich gerade mit solchen Bauarbeiten bestens auskannte. Peer Stein, seines Zeichens Bauingenieur, sagte natürlich zu und hatte bald alle Fäden in der Hand. Die Kosten jedoch überstiegen jede Vorstellung. Amanda hatte von Semifinanz zwar eine satte Abfindung erhalten. Aber schon die Umbau,-und Malerarbeiten kosteten ein kleines Vermögen. Von der Einrichtung zum Coffeeshop ganz zu schweigen. Als Amanda die Kostenvoranschläge der Einrichtungsfirmen studierte, sah sie sich schon Obdachlos unter einer Brücke liegen. So schamlos und übertrieben teuer waren die Angebote. Allein der Kaffeeautomat sollte mehrere tausend Euro kosten. Nach einigen Recherchen im Internet, fand sie schließlich ein Unternehmen in Waren an der Müritz, welches gebrauchte aber überholte Ladeneinrichtungen zu einem Bruchteil der Preise anbot, die sie von den anderen Firmen angeboten bekommen hatte. Zusammen mit Lena und Peer machte sie sich auf den Weg. Und tatsächlich. Sie fanden eine so gut wie neuwertige Ladeneinrichtung, die mit gelben und Nuancen von rötlichen Pastelltönen wie extra angefertigt in ihre Räumlichkeiten passte. Der Chef der Firma war sehr nett und hilfsbereit und sagte sogar zu, die Einrichtung zu liefern und gegen einen lächerlich kleinen extra Obolus einzubauen. Sie machten den Deal, und hatten zwei Wochen später ihren fertig eingerichteten Coffeeshop. Sie waren zwar pleite aber glücklich. Über dem Laden prangte in dunkelbraunen, von hinten indirekt beleuchteten Buchstaben: MOKKA-BAR. Diesen Namen hatte Lena ins Spiel gebracht, nachdem ihr dieser Schriftzug im Traum erschienen war. Als der Laden fertig war, standen sie alle draußen und hatten Tränen in den Augen, als Peer die Beleuchtung einschaltete. Überall standen Leute und klatschten Beifall, weil der Laden sehr schön geworden war. Sie hatten dafür auch wochenlang von früh bis spät hart gearbeitet. An manchen Tagen kamen sie erst nach 22.00 Uhr ins Bett. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt. Sie hatten in relativ kurzer Zeit viel erreicht. Die Eröffnung eine Woche später war jedoch anfangs ein Fiasko. Die Leute stürmten förmlich den Laden. Mit diesem Run auf ihre Bar hatten sie nicht gerechnet. Innerhalb weniger Stunden waren sie so gut wie ausverkauft. Wenn Anna - Peer´s Frau - nicht gewesen wäre, und für Nachschub gesorgt hätte....

Aber es wurde trotzdem noch ein voller Erfolg. In den nächsten Wochen und Monaten brummte der Laden und die Investitionen schienen sich auszuzahlen. Lena war ja gelernte Konditorin und was ihre Torten und Kaffeekreationen anging, eine wahre Künstlerin. Manche Kunden fanden es sogar schade, die Kunstwerke, welche Lena zauberte, zu verspeisen. Innerhalb weniger Monate wurde der Coffeeshop eine richtige Goldgrube. Bis eines Tages - Amanda wollte gerade den Laden aufschließen - einige Männer vor dem Haus standen und darüber diskutierten, wie die Fassade des Hauses wohl am besten zu gestalten wäre. Amanda war neugierig und sprach einen der gut gekleideten Männer an. So erfuhr sie, dass das Haus an einen Investor verkauft worden war. Der plante nun eine umfassende Sanierung des gesamten Anwesens. Na toll, dachte sie sich. Das bedeutet Bauarbeiten, Lärm und Schmutz. Vielleicht sogar eine Rüstung vor dem Haus. Keine guten Aussichten für ihren Coffeeshop. Und so kam es dann auch. Zwei Wochen später waren die Gerüstbauer da. Von da an begann das tägliche Martyrium, das sie und Lena fast an den Rand des Wahnsinns brachte. Bis Amanda nach einer weiteren Woche der Geduldsfaden riss. Mit einer einstweiligen Verfügung, die ihr Anwalt bei Gericht beantragte, stoppte sie zunächst sämtliche Bauarbeiten, und verpflichtete die neue Immobiliengesellschaft zu Umfangreichen Maßnahmen, die den ungestörten Geschäftsbetrieb ihres Coffeeshop gewährleisten würde. Amanda hatte vorsorglich eine Klausel im Pachtvertrag festlegen lassen, die den jeweiligen Verpächter dazu verpflichtet, den Betrieb des Coffeeshops nicht zu gefährden. Der jeweilige Verpächter wurde darin verpflichtet, alles zu unterlassen oder gegebenenfalls zu beseitigen, was den Geschäftsbetrieb des Coffeeshops zum Nachteil der Pächter beeinflussen könnte. Amandas Anwalt Dr. Glowna klopfte sich auf die Schenkel vor Freude, als er diese Klausel gelesen hatte:

„Nach dieser Klausel können die nur Nachts arbeiten, und müssten alle Rüstungen, Container, Baumaschinen und dergleichen bis zu Ladenöffnung wieder entfernen. Außerdem müssten sie den Bereich vor dem Laden förmlich staubfrei halten.“

Dr. Glowna erklärte, dass die Baustelle sozusagen stillgelegt worden ist. Der Investor hat zwar die Möglichkeit gegen die einstweilige Verfügung bei Gericht vorzugehen, aber der Pachtvertrag, in den der Investor, nachdem er das Haus gekauft hat, dem Gesetz nach eingetreten ist, wäre mit all seinen Klauseln gültig. Er darf während der Geschäftszeiten nicht mal einen Nagel einschlagen, ohne gegen die Verfügung zu verstoßen. ER sollte recht behalten. Schon einen Tag später wurde nicht nur die Rüstung abgebaut, der Platz vor dem Haus wurde geradezu penibel gereinigt. Am selben Tag flatterte ein Schreiben der neuen Eigentümer ins Haus. Höflich bat man Amanda zu einem Gespräch in die Zentrale der Immobiliengesellschaft: „Man wolle doch, natürlich im gegenseitigen Einvernehmen, eine für beide Seiten angenehme Lösung der Probleme herbeiführen.“

 

Und nun war Amanda auf dem Weg dorthin. Als sie vor dem Haus in der Friedrichstraße hielt, machte die schlichte und eher kühle Fassade des Hochhauses ihr nicht gerade Mut. Amanda schaute nach oben. In fetten Lettern stand der Schriftzug: „Horn“ an der Fassade. Sie griff nach ihrer Aktentasche, schlug die Autotür zu und ging gemessenen Schrittes auf das Eingangsportal zu. Irgendwie fühlte sie sich immer noch unwohl. Vielleicht hätte sie doch Dr. Glowna mitnehmen sollen. Diese Immobilienhaie sind unberechenbar. Vielleicht würde man sie unter Druck setzen, oder schlimmer noch Foltern, um sie zu Zugeständnissen zu bewegen. Leicht verunsichert betrat sie die Lobby des Gebäudes. Sie hatte das Ambiente einer Bank erwartet. Warme und leichte Wohlfühlatmosphäre, mit leiser Musik im Hintergrund. Stattdessen betrat sie eine eher kühl wirkende Halle aus Stahl und Beton und wurde von einer Fingernägel feilenden Empfangsdame mit dem Worten: „Was kann ich für Sie tun“ aus ihren Gedanken gerissen.

„Ich bin Amanda Fuchs und bin....“

„Sie werden schon erwartet Frau Fuchs“, unterbrach sie die Nagel feilende Lady.

„Wenn Sie kurz Platz nehmen würden.“

Sie deutete auf eine Sitzgruppe in der Nähe des Empfangs und hielt gleichzeitig einen Telefonhörer ans Ohr:

„Miss Fuchs ist jetzt da.“

Der Sessel, auf dem sie Platz nahm, ein kunstvolles Geflecht aus groben schwarzen Lederstreifen, war überraschend bequem. Doch das konnte ihre Unruhe nicht besänftigen. Die Situation hatte etwas von einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung mit ungewissem Ausgang. Amandas Finger schlossen sich fester um den Griff ihrer Aktentasche. Im Gedanken ging sie noch einmal ihre Argumente durch, die sie zu der einstweiligen Verfügung veranlasst hatte. Ungeduldig stand sie auf und lief zu dem Schaukasten, der sich gegenüber der Sitzgruppe befand. Eher desinteressiert überflog sie die ausgestellten Bilder und Schriftstücke. Sofort bemerkte sie eine Bewegung hinter einer riesigen Stechpalme, die in einem Marmortopf rechts hinter dem Schaukasten stand. Eine Überwachungskamera? Wurde sie etwa beobachtet? Sicherlich wollte man sich ein Bild von der Frau machen, die es gewagt hatte, sich der mächtigen Immobiliengesellschaft in den Weg zu stellen. Amandas Miene verfinsterte sich.

„Du musst wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau aussehen.“ hatte ihr Lena geraten. „Also keine Jeans und kein T-Shirt. Zieh einen Rock an und eine Bluse. Du musst seriös daherkommen.“

Jeder hatte einen anderen Rat parat, wie sie sich anziehen und benehmen sollte. Keiner jedoch ahnte, dass sie selbst am besten wusste, wie sie am besten wirken würde. Nicht zu kühl und nicht zu sportlich, dass war ihr klar. Letztendlich hatte sie sich für einen kurzen grauen Rock, einer schlichten weißen Bluse und einem dunkelroten Blazer entschieden. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar hatte sie mit einem dunkelroten Samt-Band im Nacken zusammen gebunden. Rubinrote Ohrstecker schmückten ihre Ohrläppchen. Das war aber auch der einzige Schmuck, den sie trug. Amanda hatte weder Schmuck noch Schminke nötig. Jedenfalls noch nicht. Sie war erst 26 Jahre alt und eine echte Naturschönheit, wie Lena ihr immer vorschwärmte. Amanda konnte mit ihren dunkelbraunen Augen, die mit einem Kranz langer schwarzer Wimpern umrandet waren, jeden Mann aus der Fassung bringen. Sie war zudem groß, schlank und hatte eine nicht zu übersehende Oberweite. Sie war eine der Frauen, nach der man sich umdrehte und sich fragte, in welchem Film man sie schon mal gesehen hatte.

Viel gab es an ihrem Erscheinungsbild nicht auszusetzen, hatte sie vor dem Spiegel noch gedacht, bevor sie hierher aufbrach. Sie atmete tief durch und lief scheinbar gelassen zu ihrem Platz zurück. Die, welche sie mit der Überwachungskamera bespitzelten, sollten nicht den Eindruck gewinnen, sie würde sich wegen des bevorstehenden Gesprächs Sorgen machen. In ihrem Innern sah es natürlich ganz anders aus. Sie wusste was auf dem Spiel stand. Auf Dauer konnte sie einer so großen Gesellschaft nicht die Stirn bieten. Auf lange Sicht hin, hatten die immer den längeren Atem. Schließlich hatten die bestimmt Anwälte rekrutiert, die sich tagtäglich mit nichts anderem beschäftigen. Irgendwann würden sie ein Schlupfloch im Pachtvertrag oder einen Präzedenzfall in der entsprechenden Rechtsprechung finden, und dann gnadenlos zurück schlagen. Vor diesem Hintergrund war sicherlich Diplomatie gefragt. Erst mal abwarten, dachte sie sich und setzte sich, argwöhnisch von der immer noch Nagel feilenden Dame beäugt, wieder in den bequemen Sessel neben dem Empfang. Hoffentlich lag sie mit ihrer eher schlichten Bekleidung richtig, und keiner würde daraus irgendwelche Schlüsse ziehen dachte sie sich, als eine weibliche Stimme sie hochschrecken ließ. Eine große, schlanke Blondine im schicken schwarzen Kostüm kam lächelnd auf sie zu.

„Miss Fuchs? Bitte folgen Sie mir. Die Herren warten schon.“

„Ach ja“, erwiderte Amanda kühl und folgte der Dame durch einen Korridor mit Bildern von kühlen Bauprojekten aus Beton an den Wänden. Warum nur beschäftigt sich so eine Gesellschaft, die solche Häuser aus Glas und Beton baut, nur mit diesem alten Haus aus der Gründerzeit? Fragte sich Amanda, als sie den Raum betrat, zu dem sie die Blondine nach einer kurzen Fahrt im Lift geführt hatte. Noch mehr Beton, noch mehr Glas und fünf Männer, die um einen ovalen Tisch standen und ihr zu Begrüßung zunickten.

„Bitte nehmen Sie Platz, Miss Fuchs“, forderte sie ein älterer Herr mit Glatze und schwarzer Nickelbrille auf.

Offenbar der Chef der Bude - dachte sie sich - und setzte sich wie geheißen auf einen der Sessel aus Leder und Stahl. In ihren dunklen Anzügen mit den rot gestreiften Krawatten und wie sie so steif und kerzengerade am Tisch saßen, sahen sie fast alle gleich aus. Nur der Mann neben dem mit der Glatze passte nicht in die Runde. Lässig rekelte er sich in seinem Sessel und schaute eher desinteressiert. Er war jünger als seine Kollegen, vielleicht Anfang dreißig, hatte wirres blondes Haar und ein sonnengebräuntes Gesicht. Mit seiner spitzen Nase und dem schmalen, schnippischen Mund wirkte er gleichermaßen klug und gefährlich. Seine blauen Augen waren undurchdringlich, und musterten Amanda unverblümt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wirkte er eher unordentlich. So, als hätte es ihn gerade erst von einer Party hierher in den Raum verschlagen. Seine Krawatte saß locker, und die oberen Hemdknöpfe waren geöffnet. Verlegen registrierte sie die spöttischen Blicke des Mannes. So hatte sie sich den Einstieg nicht vorgestellt. Ernst blickte sie ihn an und erntete ein breites, strahlendes Lächeln. In diesem Moment wurde ihr klar, dass dieser Mann ihr gefährlich werden könnte. Sie konnte seinem Blick nicht widerstehen und blickte zu Boden.

„Entspannen Sie sich Miss Fuchs“, fing der mit der Glatze an. Mein Gott, dachte Amanda, wenn ich das nur könnte! Sie suchte einen Ausweg aus dieser Situation und besann sich wieder auf ihre Stärken. Wie oft hatte sie ähnliche Situationen in Brüssel erlebt und bravourös gemeistert. Sicher am Anfang hatte sie vor fast jeder wichtigen Verhandlung Lampenfieber und Herzrasen. Aber das legte sich immer recht schnell, wenn sie feststellte, und dabei immer die gleiche Erfahrung machte, dass ihre Verhandlungspartner auch nur mit Wasser kochten. Und da sie meisten etwas wollten - meistens war es Geld - verliefen die Verhandlungen immer gleich. Nämlich so, wie sie es wollte und wie es für Semifinanz von Vorteil war. Warum also sollte es hier anders laufen, dachte sie sich und atmete tief durch.

„Meine Herren, Sie haben mich hierher gebeten, um mit mir über eine Lösung zu verhandeln. Nun, hier bin ich. Was erwarten Sie von mir?“ Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schielte mit einem Auge zum Blondschopf, der nun eher gelangweilt aus dem Fenster sah.

Der mit der Glatze räusperte sich und blätterte in einer Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sah er Amanda an und kniff die Augen zusammen.

„Wir sind uns doch darüber einig Miss Fuchs, dass die derzeitige Situation in der Münzstraße für beide Seiten von Nachteil ist. Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass hier schnellstmöglich eine für beide Seiten tragbare Lösung gefunden werden muss.“

„Für mich ist die Situation auch nicht so prickelnd meine Herren. Aber Sie müssen mich auch verstehen. Meine Partnerin und ich haben ein kleines Vermögen in den Laden gesteckt und ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist. Nicht nur unsere Existenz hängt davon ab. Ich hoffe Sie verstehen das.“ Amanda schielte mit einem Auge zum Blondschopf und erwartete eine Reaktion, die jedoch nicht kam. Noch immer schaute er desinteressiert aus dem Fenster. Als würde ihm die Sache nichts angehen, spielte er versonnen mit seinem riesigen Herrenring am rechten Ringfinger. Erneut räusperte sich der mit der Glatze:

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?