Diebe in Nastätten

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Diebe in Nastätten
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Ute Dombrowski



Diebe in Nastätten





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Inhaltsverzeichnis





Titel







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Impressum neobooks







1














Diebe







in Nastätten





Der vierte Fall




Ute Dombrowski








Die Personen und die Handlung des Buches sind frei erfunden.



Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.










1. Auflage 2020



Copyright © 2020 Ute Dombrowski



Umschlag: Ute Dombrowski mit www.canva.com



Lektorat/Korrektorat: Julia Dillenberger-Ochs



Satz: Ute Dombrowski



Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach



Druck: epubli




Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors und Selbstverlegers unzulässig.



Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.






Es war Herbst geworden. Die Sonne schien und der Oktober war im wahrsten Sinne des Wortes golden. Undine und Reiner hatten einen schönen Sommer miteinander verbracht, auch der Umzug des Kommissars nach Nastätten war vollzogen und nun stand ein wichtiger Termin an: der Oktobermarkt.



Undine hatte Reiner von ihren Plänen berichtet und war seit mehreren Tagen in der Werkstatt beschäftigt. Die Verbrecher hatten einen großen Bogen um Na­stätten gemacht und so konnte Reiner Undine unterstützen, denn Undine wollte an einem eigenen Stand ihre Keramik verkaufen.



Die Nastätter konzentrierten sich auf das bevorstehende Ereignis. Es wurde geputzt und geschmückt, Pavillons und Hütten aufgebaut und überall herrschte ausgelassene Stimmung. Übermorgen war es soweit, am Nachmittag würde der Bürgermeister das Fest eröffnen.



„Kommst du mal, Reiner?“, rief Undine in den Hof.



Es dauerte einen Moment, dann erschien der Kommissar in der Tür der Werkstatt, eine Tasse Kaffee in der Hand und ein Lächeln im Gesicht.



„Was gibt es denn? Bist du fertig?“



„Ja! Endlich. Jetzt habe ich Hunger, kannst du mich bitte zum Essen ausführen?“



Sie trat zu ihm, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.



„Meinst du, das reicht, um mich zu überzeugen?“



Undine nahm ihm die Tasse aus der Hand, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund. Dabei zwinkerte sie verführerisch. Reiner musste lachen, denn sie war verschwitzt, die Haare wirr und ihre Arbeitskleidung war mit Ton- und Farbflecken bedeckt. Ihre Füße steckten in unförmigen alten Arbeitsschuhen.



„He, lach nicht, wenn ich mich wie eine Elfe an dich schmiege und dir mein zauberhaftestes Lächeln schenke.“



„Elfe, ah, ich wusste nicht, was du mir damit sagen wolltest“, meinte Reiner, immer noch lachend, und ging in Deckung.



Undine knuffte ihn in den Bauch und lief hüftschwingend ins Haus. Reiner setzte sich auf die Bank vor der Remise, trank die Tasse leer und freute sich seines Lebens. Er war zufrieden und entspannt, denn auch seine strenge Mutter war Undines Charme erlegen, wenn auch auf den zweiten Blick.



Sie waren im August für ein verlängertes Wochenende an die Nordsee gefahren. Johanna Nickich feierte samstags ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag im Kreis ihrer Freundinnen und es war ihre ganz besondere Sensation, die Neue ihres Sohnes zu präsen­tieren. Die beiden Frauen hatten so den gesamten Freitag dazu nutzen können, sich zu beschnuppern. Zuerst war Johanna neugierig, aber distanziert, jedoch hatte Undine mit ihrer Leichtigkeit und Offenheit in kürzester Zeit das Herz der alten Dame erobert.



Johanna ließ sich sogar bei den Geburtstagsvorbereitungen helfen.



„Solange du kein Knäckebrot backst“, hatte Reiner grinsend gesagt.



„Vorsicht, ganz dünnes Eis, mein Lieber“, war Undines Reaktion.



Johanna hatte sich ganz selbstverständlich neben sie gestellt und genickt.



„Knäckebrot ist gesund, ich esse es jeden Tag.“



Reiner hatte nur abgewinkt und war am späten Abend noch mit Undine am Strand entlanggeschlendert. Es war Ebbe und keine Nordsee weit und breit zu sehen.



Reiner hatte Undine geküsst und gesagt: „Das läuft ja super mit meiner Mutter und dir. Danke, dass du so nett bist.“



„Oh ja, das bin ich. Immer. Jeden Tag. An jedem Ort. Hast du das jemals angezweifelt?“



Als sie am Sonntag zurückfuhren, war Johanna glücklich, Reiner zufrieden und Undine wusste, dass sie wieder einen Teil aus dem Leben ihres Freundes erobert hatte.



Jetzt kam sie frisch geduscht und mit gekämmten Haaren auf ihn zu.



„Es kann losgehen. Ich habe gerade schnell noch im Bucher Hof angerufen. Man erwartet uns.“



Reiner reichte ihr seinen Arm und sie verließen das Grundstück durch den Garten, um auf dem Bucher Pfädchen in den Nachbarort zu laufen. Die wenigen Leute, die ihnen begegneten, grüßten freundlich zurück. Im Restaurant wurden sie an ihren Tisch geleitet und aßen das wunderbar frische Essen. Und wie immer, wenn sie hier saßen, kamen die Erinnerungen an ihren ersten gemeinsamen Abend zurück.



Undine dachte an den knurrigen Brummbären, der nur wenig sprach. Reiner dachte an Undine, die hinter der Speisekarte abgetaucht war, weil sie sich wie ein Teenager beim ersten Date fühlte.



„Weißt du noch …“, sagten beide gleichzeitig und fingen an zu lachen.



„Oh ja, wie immer“, erklärte Reiner. „Ich muss sagen, dass wir heute viel lockerer geworden sind.“



„Wir?“



„Jaja, ich. Ich bin lockerer geworden.“



„Und netter.“



Undine prostete Reiner zu.



„Und netter“, wiederholte er.



„Und gesprächiger.“



„Auch das.“



„Wo übernachtest du denn heute?“



„Bei mir, ich muss morgen früh raus. Es gibt irgendeine Versammlung beim Chef.“



„Ui, vielleicht wirst du befördert.“



„Nein, das glaube ich nicht. Eher Jennifer, sie hat es verdient.“



Sie tranken aus und liefen langsam heim. Das Gartentor stand offen und Undine stutzte.

 



„Hast du es nicht zugemacht?“



Reiner zuckte mit den Schultern.



„Das ist komisch“, sagte Undine und ging durch den Garten, in dem vereinzelte Lichter aufflammten, zum Haus.



Reiner folgte ihr, verließ den Hof aber nach einem Kuss wieder durch das große Tor.



„Gute Nacht und bis morgen.“



Undine war aufgedreht und beschloss, noch einmal in die Werkstatt zu gehen, um den letzten Brand des Ofens zu kontrollieren. Sie zog sich um, doch als sie in ihre Arbeitsschuhe schlüpfen wollte, waren die nicht da, wo sie sie ausgezogen hatte. Kurz entschlossen klopfte sie bei Jasmin.



Die Freundin saß vor dem Fernseher und lachte gerade laut.



„Hallo Undine, komm und setz dich zu mir. Magst du ein Glas Wein?“



Undine trat näher und setzte sich, lehnte den Wein aber ab.



„Sag mal, Jasmin, warst du noch draußen, nachdem Reiner und ich zum Essen gegangen sind?“



„Nein. Ich habe Kartoffelsuppe gekocht.“



„Hm, ich bin mir sicher, dass wir das Gartentor geschlossen hatten, aber als wir zurückgekommen sind, stand es weit offen. Wie gut, dass Zorro im Haus war.“



„Merkwürdig“, sagte Jasmin, sah aber weiter auf das Fernsehbild.



„Und dann will ich jetzt in die Werkstatt, aber …“



„Aber sie ist nicht mehr da?“



„Ähm, Jasmin, wie viel Wein hast du schon getrunken?“



Undine lachte, denn sie wusste, dass Jasmin immer locker und redselig wurde, wenn sie etwas getrunken hatte.



„Meine Liebe, die Werkstatt war noch da, aber meine Arbeitsschuhe sind weg.“



„Und nun denkst du, die hat ein furchtbarer Einbrecher gestohlen?“



Jasmin sah Undine jetzt das erste Mal direkt an und grinste. Sie nahm die Freundin nicht ernst.



„Die hat jemand geklaut. Hast du etwas gehört oder gesehen?“



„Nein, ich sagte doch schon, dass ich hier drin war. Diese ollen vergammelten Dinger klaut doch keiner.“



„Doch! Wo sollten sie denn sonst sein?“



„Nun mach mal halblang. Die hast du sicher irgendwo hingestellt, wo du nicht mehr dran denkst.“



Undine winkte ab. Sie würde hier umsonst auf Unterstützung hoffen, also winkte sie Jasmin zu und ging hinaus. Sie wollte zuerst in die Werkstatt und dann ins Bett. Nochmal suchte sie das Haus nach den Schuhen ab, aber sie blieben verschwunden.





2




„Jennifer! Frühstück ist fertig.“



Juliano hatte den Frühstückstisch gedeckt und goss gerade Kaffee ein, als Jennifer in die Küche kam.



„Oh, womit habe ich denn das verdient?“



Sie stieg über die Schultasche, die Juliano in der Tür abgestellt hatte und küsste ihn zärtlich.



„Das hast du immer verdient. Ich mag es, wenn ich morgens neben dir aufwachen darf, weil ich gleich gute Laune habe.“



Jennifer lächelte. Es war noch sehr früh und Juliano musste erst zur dritten Stunde in die Schule, trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Morgen mit Jennifer zu beginnen.



„Wie lange hast du heute?“



„Bis vier. Heute ist die Fußball-AG. Und du?“



„Mal sehen, wenn nichts Schlimmes passiert, dann mache ich pünktlich Feierabend. Ich wollte dann zu Undine und sie fragen, ob sie noch Hilfe braucht.“



„Ich habe noch Klausuren auf dem Schreibtisch. Dann sehen wir uns eher morgen, oder?“



„Ja, es ist zwar schade, ohne dich einzuschlafen, aber ich werde die eine Nacht überleben.“



Sie sahen sich jetzt fast jeden Tag, nachdem sie es im Sommer hatten langsam angehen lassen. Seitdem sich Jennifer klar geworden war, dass Juliano der Mann war, mit dem sie alt werden wollte, hatte sie ihm mehr und mehr Platz in ihrem Leben eingeräumt. Jetzt schaute sie auf die Uhr.



„Oh, schon so spät. Ich muss los.“



Jennifer sprang auf, küsste Juliano noch einmal und eilte zum Auto. Im Büro war sie noch allein. Seit Reiner in Nastätten wohnte, trödelte er morgens gerne ein bisschen, aber seine Laune war erheblich besser geworden. Undine hatte ihn umgekrempelt, obwohl Reiner das niemals zugeben würde.



„Guten Morgen!“, rief er fröhlich, als er die Tür aufriss.



Er lief leichtfüßig zu seinem Platz und ließ sich auf den Stuhl fallen.



„Na, was machen die Verbrecher?“



„Nichts und das ist gut so. Ich habe gestern noch den Bericht von dem Unfall fertig getippt. Der Mann, der mit Absicht in den Sportwagen gefahren ist.“



„Du bist toll. Danke. Ich hätte es sonst heute gemacht.“



In dem Moment klingelte das Telefon. Reiner ging dran.



„Undine! Was gibt es denn?“



Er lauschte in den Hörer und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.



„Das ist sicher ein Zufall. Hast du die irgendwo anders hin geräumt?“



Es wurde gesprochen.



„Nein, ich halte dich nicht für senil.“



Reiner zwinkerte Jennifer zu.



„Ja, ich komme heute Abend und wir können in Ruhe darüber reden. Bis später.“



Er legte auf und schüttelte den Kopf.



„Was ist passiert?“



„Undines Werkstatttreter sind verschwunden. Sie vermutet Einbrecher.“



„Was sind das für Treter?“



„Na so gammelige, ausgelatschte. Die hat sie zum Töpfern an.“



„Ich glaube, ich weiß, welche du meinst. Aber wer klaut denn solche Schuhe?“



„Eben keiner. Ich verstehe nicht, warum sie so ein Geschiss drum macht. Naja, ich höre mir das um des lieben Friedens willen heute Abend mal an.“



„Vielleicht hat sie die Dinger an einem anderen Platz ausgezogen und erinnert sich nicht mehr.“



„Das sagst du ihr aber“, erwiderte Reiner, immer noch mit einem breiten Grinsen.



Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Undine der lieben Jennifer den Kopf waschen würde, wenn sie ihr das sagte. Undine war schon genug aufgebracht gewesen, weil er ihre Idee vom Diebstahl vor ein paar Minuten angezweifelt hatte.



„Lieber nicht. Aber nehmen wir mal an, sie hat recht. Wer klaut Schuhe und warum?“



„Fängst du jetzt auch noch an zu spinnen?“



„Nein, mein Lieber, es ist mir ernst. Auf dieser Welt passieren die merkwürdigsten Dinge, warum nicht auch ein Schuhdiebstahl? Nehmen wir mal an, einem Obdachlosen wurden seine Schuhe gestohlen und jetzt läuft er los und sucht neue. Da es jetzt auffallen würde, wenn er zum Beispiel teure Sportschuhe mitnehmen würde, nimmt er alte Dinger, die ihm zufällig ins Auge fallen.“



„Quatsch!“, rief Reiner und schlug die Faust auf den Tisch. „Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Woher sollte er denn wissen, dass genau solche Schuhe bei Undine an der Werkstatt stehen?“



„Manchmal steht das Tor offen.“



„Und woher wusste er, dass die Größe passt?“



„Er hat einen Blick dafür.“



„Warum hat er keine Männerschuhe gesucht?“



„Er kennt Undine und findet sie nett.“



„Ich finde sie auch nett und würde trotzdem keine Frauenschuhe anziehen.“



Jennifer winkte ab. Es hatte keinen Sinn, Reiner von etwas überzeugen zu wollen, was er für sich schon abgehakt hatte. Sie beschloss, das Thema zu wechseln.



„Wir wollen am Sonntag den Gutschein von meinem Geburtstag einlösen.“



„Welchen Gutschein?“



„Den für das Essen im Bucher Hof. Du und Undine habt mir den zu meinem Geburtstag geschenkt.“



„Ach den, sehr gut. Die machen nun mal das beste Essen in der Umgebung, wir waren gestern Abend dort.“



Gerade, als Jennifer den Stuhl zurückgeschoben hatte, um Kaffee zu kochen, klingelte das Telefon. Sie nahm ab.



„Hallo, hier Herbert Nusel. Ich … ich … bin mir nicht … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …“



„Ich bin es, Jennifer. Kommen Sie bitte auf den Punkt. Ist etwas passiert?“



„Nun ja, mir wurden drei Paar Schuhe gestohlen.“



„Aha. Moment bitte, Herr Nusel. Ich gebe Sie mal an den Chef weiter.“



Sie hielt Reiner den Hörer hin, der nahm ihn widerwillig in die Hand nahm, nachdem er den Namen gehört hatte. Jennifer ging schnell hinüber zur Kaffeemaschine, damit Reiner ihr Lachen nicht sehen konnte.



„Nickich!“, rief der Kommissar laut, denn er hoffte, Herbert Nusel direkt einzuschüchtern.



Der war ganz aufgeregt.



„Hallo Reiner, ich weiß nicht, ob es in eure Abteilung fällt, aber ich wurde bestohlen, heute Nacht.“



„Was wurde gestohlen?“



„Drei Paar Schuhe.“



Reiner schnaufte und sah Jennifer wütend an. Die zuckte jedoch nur mit den Schultern und stellte zwei Tassen auf den Tisch.



„Die hast du sicher nur woanders hingestellt.“



„N … n … nein! Ich habe sie gereinigt und zum Trocknen auf das Fensterbrett gestellt.“



„Und nun sind sie weg?“



„Alle drei.“



„Und was erwartest du von der Polizei?“



„Dass du den Täter … den Dieb findest. Das gab es noch nie! Diebe in Nastätten. Und das zum Oktobermarkt!“



„Herbert, für so einen Unsinn haben wir keine Zeit. Sicher haben irgendwelche Spaßmacher deine Schu­he woanders hingestellt. Zieh einfach andere an!“



Reiner wollte auflegen, da kam vom anderen Ende der Leitung Widerspruch, den er nicht erwartet hatte.



„Nein! Das waren keine Spaßmacher. Schuhe sind wichtig und manche Leute haben nicht so viele zum Wechseln. Also möchte ich dich bitten, diesen Fall zu klären, so!“



„Pah! Was für ein Blödsinn. Undine hat mich eben auch schon genervt, weil ihre alten Werkstatttreter weg sind. Gestohlen! Kein Mensch klaut olle Schuhe. Ende der Durchsage!“



Jetzt legte er tatsächlich auf und knurrte Jennifer an.



„Die spinnen doch alle und du machst da auch noch mit?“



„Wenn es wirklich jemanden gibt, der in Nastätten Schuhe klaut, dann müssen wir den Täter finden. Soweit kommt es noch, dass einer von uns bestimmt, was einen Wert ausmacht und was nicht. Ich trinke aus und fahre mal zu Herbert. Was du machst, ist mit egal. Meinetwegen sitz hier rum und schmolle weiter. Ich gehe meiner Arbeit nach. Außerdem musst du hoch zum Chef!“



Sie setzte die Tasse an und trank sie leer. Dann knallte sie sie auf den Tisch und verließ erhobenen Hauptes das Büro. Reiner blieb zurück und rubbelte sich das Gesicht.



„Dann fahre ich eben zu Undine und ermittle. Pah!“





3




„Ja, sie sind einfach weg. Ich habe überall gesucht.“



Lene und Jasmin saßen mit Undine vor der Remise und lauschten gebannt dem Bericht vom Diebstahl der Schuhe.



Jasmin sagte: „Vielleicht hast du ja doch recht und jemand hat sie gestohlen.“



„Das habe ich dir schon gestern gesagt, aber du hast nur gelacht. Wenn du magst, kannst du gerne nochmal alles absuchen. Sie sind und bleiben weg.“



„Was denkt Reiner?“



„Ich habe ihn vorhin angerufen und ich sage euch: Er glaubt mir nicht. Heute Abend wollen wir drüber reden, aber ich kann mir schon vorstellen, was er sagt.“



„Da gibt es nur eines!“, rief Lene und sprang voller Energie auf. „Wir müssen wieder selbst ermitteln.“



Jasmin sah sie erschrocken an.



„Nein! Lieber nicht, ihr wisst, was Reiner darüber denkt. Detektivspielen ist viel zu gefährlich.“



Undine winkte ab.



„Ach was. Hier geht es nicht um Mord und Totschlag, sondern ums Prinzip. Wenn der Herr Kommissar mir nicht glaubt, ermitteln wir selbst. Basta. Lene, ich hole Papier und Stift und dann machen wir einen Plan.“



Jasmin stand wortlos auf und ging auf ihre Wohnung zu.



„Wo willst du hin?“, rief ihr Lene hinterher.



Jasmin drehte sich um.



„Ich bin raus. Ich vertraue der Polizei und wenn ihr da rum mengt, dann gibt das nur Ärger. Ich muss Wäsche waschen.“



Damit verschwand sie im Haus und die Tür fiel ins Schloss.



„Lass sie“, meinte Undine, die mit Block und Stift zurück war. „Du kennst doch Jasmin, sie macht ja nie bei sowas mit, also dann.“



Noch einmal schilderte sie den Ablauf des Abends, nachdem sie vom Essen gekommen waren.



„Bist du dir sicher, dass das Tor zu war, als ihr gegangen seid?“



„Natürlich. Ich schließe es schon wegen Zorro, weil der spazieren gehen würde.“



„Gut. Wo hattest du die Schuhe ausgezogen?“



„Vor der Werkstatt. Ich bin duschen und mich umziehen gegangen, weil wir ja los wollten.“



„Wo war Reiner zu diesem Zeitpunkt?“



„Er hat draußen gewartet.“



„Aha!“



„Wie aha?“



„Könnte es sein, dass er sie versteckt hat?“

 



Undine sah Lene nachdenklich an.



„Dann hätte er es doch heute Morgen aufgelöst, als ich ihn angerufen habe.“



„Nicht unbedingt. Schau mal, jetzt ist gerade nicht viel los in Sachen Verbrecher. Entweder ihm ist langweilig oder …“



Lene hob den Zeigefinger.



„Oder es ist ganz anders und er will dir zum Oktobermarkt neue Schuhe schenken, weil er weiß, wie wichtig dir die Arbeit ist.“



„Nein. Nein, nein. Wie sollte das denn mit dem offenen Gartentor zusammenpassen?“



Die beiden saßen jetzt ratlos vor dem noch weißen Blatt Papier und grübelten. Zorro kam unter dem Tisch hervor und bellte, als sich das große Eichentor öffnete und Bea ihren Kopf hineinsteckte.



„Hallo Mädels!“



„Guten Morgen, setz dich.“



„Kein Kaffee?“



„Nein, wir arbeiten an einem neuen Fall“, erklärte Lene mit Verschwörerblick.



„Erzähl! Und du mach mir bitte einen Kaffee.“



Undine rollte mit den Augen und ging in die Küche, während Lene berichtete.



„Wer klaut denn alte Arbeitsschuhe?“, fragte auch Bea.



„Niemand. Aber sie sind weg.“



„Undine hat sie verbummelt.“



„Nein, wir haben das gesamte Grundstück inklusive Häuser und Schuppen auf den Kopf gestellt: Sie sind und bleiben weg.“



„Das ist merkwürdig.“



„Da hast du recht“, sagte Undine und stellte eine Tasse vor Bea ab, „es muss ein Diebstahl sein.“



„Und wenn ein paar Jugendliche die Dinger aus Spaß versteckt haben?“



„Nein. Die hätten andere Sachen versteckt, aber nicht meine Schuhe.“



„Wo war denn dein Wachhund?“



„Als wir los sind, lag er im Korb vor dem Sofa.“



„Warum hat er nicht gebellt?“



„Keine Ahnung. Er hat vielleicht gebellt, aber Jasmin hatte den Fernseher so laut, dass sie nichts gehört hätte und Zorro bellt auch mal, wenn auf der Straße etwas ist.“



„Dann weiß ich auch nicht weiter.“



Lene nickte zustimmend.



„Wir sind schon alle Möglichkeiten durchgegangen und haben im Moment keine Idee. Aber ich schlage vor, dass wir mal in die Stadt gehen und uns umhören. Vielleicht gibt es noch weitere Opfer.“



„Das ist eine gute Idee. Wir fragen uns durch und wenn irgendwo in Nastätten etwas gestohlen wurde, dann finden wir das heraus.“



Bea trank aus und wünschte ihnen gutes Gelingen. Sie selbst machte sich auf den Weg nach Buch, wo sie sich mit einer Freundin treffen wollte. Lene und Undine verließen den Hof durch das große Eichentor.



Vor der Apotheke stießen sie auf Silke, die gerade mit einem Lächeln auf ihr Handy schaute. Sie streckte Undine und Lene ihr Handy entgegen, nachdem sie einen Korb mit Obst und Gemüse auf die Bank gestellt hatte.



„Schaut mal, ist der nicht süß?“



Undine sah einen Hundewelpen, der auf einem Sessel saß und in die Kamera bellte.



„Ja, der ist süß. Deiner?“



„Nein, den hat eine Freundin seit vorgestern. Wo wollt ihr denn hin? Deinen Pavillon für den Oktobermarkt habe ich schon gesehen, schade, dass du nicht neben mir stehst.“



Lene sah sich um und flüsterte: „Wir ermitteln.“



Silke beugte sich hinüber und flüsterte zurück: „Oh, gibt es einen neuen Mord?“



„Nein“, sagte Undine jetzt laut und berichtete von ihren gestohlenen Schuhen.



„Ach du meine Güte, wie gut, dass bei uns da draußen kaum Leute vorbeikommen. Woher wisst ihr denn, dass sie gestohlen wurden? Vielleicht hast du sie verloren? In unserem Alter kann so etwas schon mal vorkommen.“



Undines Lächeln verschwand und sie wurde wütend.



„Nein, es ist keine Altersschwäche und ich habe sie nicht verloren oder verbummelt.“



„Ach Undine, sei doch nicht sauer, es tut mir leid, natürlich denke ich nicht, dass du altersschwach bist. Ich dachte ja nur … kann ich helfen?“



„Wenn du von jemandem hörst, dem seine Schuhe gestohlen wurde, melde dich.“



Undine war versöhnt, denn sie wusste, dass Silke eine Menge Leute kannte und sich auf jeden Fall umhören würde. Sie verabschiedeten sich und liefen weiter. Beim Bäcker Krinkmann auf dem Hof hörten sie Geschrei.



„Du spinnst doch!“, rief Kornelia.



„Was ist denn passiert?“, fragte Lene, als sie die Bäckersfrau sah,