Die Racker und die zerbrochene Freundschaft

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Die Racker und die zerbrochene Freundschaft
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Wilhelm Tramitzke

DIE RACKER

UND DIE ZERBROCHENE

FREUNDSCHAFT

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2017

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche

Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelfoto © Mimi Potter – Fotolia

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der Racker und die zerbrochene Freundschaft

Anmerkung

Walter von Zittlow ist das glücklich heranwachsende Kind des Forstmeisters Helmut von Zittlow, der seinen Beruf in einem staatlichen Forstbetrieb ausübt. Ursprünglich stammen die von Zittlow aus dem Niedersächsischen, wo der Großvater des kleinen Jungen einen Gutshof besaß, welcher aus bestimmten Gründen während der Kriegszeit, vom Staat konfisziert wurde.

Warum sich die von Zittlow im Schwarzwald niederließen, ist wahrscheinlich berufsbedingt gewesen.

Klein Walter hat noch drei Freunde in seinem Alter, mit denen er eine feste Freundschaft geschlossen hat, wie eben die Kinder mit ihrer Fantasie ihr Leben gestalten. Auch war er Boss der Steppkes und zeigte nicht selten seinen Standesdünkel seinen Freunden gegenüber.

Zu seiner Horde gehörten Robert Roth, Sohn eines Richters beim Amtsgericht, Werner Morau, Sohn eines Ökonomen und Gutsbesitzers, und dann folgt noch Herbert Klein, Sohn eines Fernseh- und Rundfunkmechanikers.

Besonders dem Herbert zeigte er sein Standesdünkel, denn, so meinte er, dass Herbert aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Trotz allem hielten die vier zusammen wie Pech und Schwefel. Die Buben waren keine schlechten Schüler, und standen kurz vor der Übernahme auf das örtliche Gymnasium. Besonders der Herbert hatte sehr gute Noten und man anerkannte ihn schon als Primus der Klasse.

Bei der Bevölkerung waren sie nicht gerade gern gesehene Gäste, besonders die Bauern der Umgebung und speziell der Pfarrer hatten ihre große Not mit den vier Burschen.

Die Bauern machten sich weniger Sorgen um ihr geklautes Obst, und nicht mal die Winzer hatten ihre Ruhe, doch dem Pfarrer tat es weh, wenn sie ihm die Äpfel, Birnen oder Pflaumen stibitzten.

Es hatte allerdings den Anschein, dass der Pfarrer die Aktion der Burschen nicht mal so schlecht fand, denn jedes Mal, wenn er bei dem Gutsherr Morau vorstellig wurde, um sich über seinen Sprössling zu beklagen, wurde er reichlich durch eine Gabe für seine Kirche vom Gutsherrn Morau entschädigt.

Der Beginn des Unterrichts im Gymnasium ist gekommen und nun fühlten sich die vier spitzfindigen Burschen schon erwachsen und hoben ihre Nasen ihren Mitschülern gegenüber etwas höher als sie sollten.

Die Zeit, um in der Landschaft und den Weinbergen ihr Unwesen zu treiben, ist vorbei, denn nun heißt es pauken, pauken und nochmals pauken, wenn man gut aus dem Gymnasium mit dem Abitur rauskommen will.

Dass die vier Freunde gute Schüler sind, ist keine Frage, und trotz des vielen Paukens hatten sie noch die Zeit, um mehr oder minder kleine Festivitäten zu veranstalten und dort ihre Geistesblitze und ihr Wissen der Damenwelt vorzuführen.

Dies geschah jedoch erst nach einigen Jahren, denn vorerst hatte das Lernen Priorität.

Die Zeit verging wie im Flug und die vier Freunde mauserten sich zu strammen Kerlen und ließen keine Veranstaltung und kein Vergnügen aus, denn sie waren alle vier gute Unterhalter und man fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft.

Besonders Walter von Zittlow wurde gerne von der Damenwelt umschwärmt, nicht nur wegen seines guten Aussehens, sondern auch wegen seinen witzigen Einlagen in seinen Unterhaltungen.

Was in die Burschen gefahren ist, konnte man nicht rausfinden, aber sie müssen vom Teufel geritten worden sein, denn sie hatten sich bestimmt einer Metamorphose unterzogen, und nennen sich nun: „Die Musketiere!“

Walter von Zittlow ist d’Artagnan, Robert Roth ist Athos, Werner Morau ist Porthos und Herbert Klein ist Aramis.

Das schaut den Burschen ähnlich, denn nun heißt es „Alle für Einen und Einer für Alle!“

Es hätte noch gefehlt, dass sie mit Federhut und Degen herumlaufen würden. Soweit trieben sie es doch nicht, oder doch?

Man saß an einem Sonnabend, bei einem Treffen mit Mitschülern in einer Gastwirtschaft, fröhlich beisammen.

Walter als Wortführer bittet um Ruhe. „Meine Damen und Herren, begann er seine Eröffnungsrede. Ich möchte euch in Kenntnis setzen, dass ich Gedanken lesen kann. Hier meine Fragen: Denkt euch eine Zahl zwischen 10 und zwanzig, also von 11 bis 19. Dann: weniger eins – mal hundert – und neun – und euer Alter dazu – weniger Tausend – und weniger 20 (die weniger 20 ist nur um die Sache spannender zu machen, er hätte ja gleich weniger 1020 sagen können). Und jetzt sagt mir die Zahl, die verbleibt.“

Nun wird die Sache spannend.

Walter will nun von jeder einzelnen Person wissen, welche Zahlen sie als Resultat haben.

Er befragte wahllos und erhielt viel Applaus durch sein Erraten der richtig gedachten Zahl.

„Welche Zahl blieb übrig, Jutta? 311 hast 14 gedacht, richtig und du Klaus? 413 hast 15 gedacht, richtig und du Agnes? 514 hast 16 gedacht, richtig und du Lore? 812 hast 19 gedacht, richtig und du Ingrid? 716 hast 18 gedacht richtig.“ Auf weitere Fragen an Walter antwortete er immer mit der richtig gedachten Zahl, was seine Mitschüler ins Staunen versetzte.

Das Schlitzohr sagte aber nicht, dass er durch die verbliebene Zahl nicht nur die gedachte Zahl heraus sah, sondern er entnahm der Zahl auch das angegebene Alter. Ob das richtige Alter angegeben wurde, sei dahingestellt.

Auch bediente er sich oft lateinischer Zitate, was große Bewunderung hinterließ.

Beispiel: „Si vis amari, ama.“ (Wenn du geliebt werden willst, liebe!)1

Das klang doch bei den Damen wie Musik in den Ohren!

Auch Robert Roth hat so seine Sprüche auf Lager, doch er tendierte mehr zur Theologie und erzählte lieber geistliche Begebenheiten, derer er viele kannte-Walter, Werner und Robert beschlossen, bevor sie ihr Studium beginnen, eine Erkundungsreise (fakultativ) durch Südfrankreich zu unternehmen, doch Herbert konnte daran nicht teilnehmen, denn er hatte seinen Dienst bereits bei der Polizei begonnen.

Hört mal, sagte Werner Morau zu seinen Freunden Robert Roth und Walter von Zittlow. Ich hätte da so eine Vorstellung, wie wir unser Vorhaben weiter gestalten könnten. Ich schlage vor, dass wir für unsere Recherchen eine Liste erstellen, welche uns zeitlich präzise vorgibt, wie wir unsere Reise weiterführen und an die wir uns strikt halten müssen.

Einverstanden, sagte Walter von Zittlow und Robert Roth und stimmten dem Vorschlag zu

Mit viel Akribie und Elan gingen Walter, Robert und Werner an ihre Arbeit und bestimmten übereinstimmend, dass sie ihre Studien von Westen nach Osten festlegen, beginnend mit „Musée du Desert, Saintes-Maries-de-la-Mer, folgend mit Pont du Gard und dann übergehend nach Avignon, um speziell sich den Ort „Chateauneuf-du-Pape“ unter die Lupe zu nehmen.

Saintes-Maries-de-la-Mer ist bekannt als Zigeunerwallfahrtsort, allerdings ist der Ort für einige Tage die „Hauptstadt“ der Sinti und Roma, die aus allen Teilen Europas zu Tausenden hierherkommen.

Die Weiterfahrt soll zügig über Aix-en-Provence, Cannes, Monte-Carlo, bis an die italienische Grenze gehen, denn sie hatten kein Interesse an den teueren feudalen Orten der Cote d’Azur. Sie wollten ihrem Budget auf keinen Fall Schaden zufügen. In San Remo, Stadt an der Riviera-di-Ponente Ligurien, wollen sie eine neue Reiseroute festlegen und hofften, dass sie mit ihren Französisch- und Englisch- Kenntnissen durchkommen, denn ihr Italienisch ist sehr spärlich.

Der Tatendrang der drei Freunde war enorm und sie setzten alles daran, um so viel wie möglich über die pittoresken Landschaften, über die Leute und ihre Gebräuche, sowie vor allem die Geschichte des Landes kennen zu lernen.

Musée du Desert, was ist das?

Nur der Ort selbst mit seinen Einwohnern kann es den Freunden hautnah erklären und die wahre Geschichte erläutern.

Diese Methode war ihnen geläufig und sie erkundigten sich bei den Bürgermeistern, bei der Bevölkerung, und hörten sich die Geschichte von allen Seiten an und zogen dann ihre Erkenntnisse daraus.

Das Geburtshaus des Kamisarden Rolland wird im 20. Jahrhundert ein Museum

Das Museum der Wüste wurde 1910 von Franck Puaux und Edmond Hugues im Geburtshaus des Anführers der Kamisarden, Rolland, gegründet, das am Ende des 19. Jahrhunderts von der Société de l’histoire du protestantisme français erworben worden war. Es wurde ab 1928 von Pierre-Edmond Hugues ausgedehnt und erfuhr 1970 und 1984 neue Erweiterungen.

 

Gottesdienst in der Wüste dienten (Bibeln, Psalter, Abendmahlskelch, zusammenklappbare Kanzeln); Darstellung des repressiven Apparats (Edikte, Regelungen, Verordnungen, deren schiere Menge auf die Stärke des Widerstands schließen lässt); schließlich eine Reihe von Gemälden aus dem 19. und 20. Jahrhundert, in denen Maler, als ob eine Schule bildend (Girardet, Labouchère, Jeanne Lombard, Max Leenhardt), ihren protestantischen Glauben durch Szenen aus der Geschichte des Protestantismus ausdrückten.

Ein erster Teil des Museums, untergebracht im Haus Rollands, lädt zu einem chronologischen Gang ein:

die ersten Verfolgungen,

der Aufstand in den Cevennen,

die heimlichen Versammlungen,

die Wiederherstellung der protestantischen Kirchen unter Antoine Court,

nach der Tragödie der Affäre Calas die Fortschritte in der Toleranz dank Paul Rabaut, die mit der Revolution zur Freiheit der Religionsausübung führen.

Ein anderer, jüngerer Teil des Museums ist die Gedenkstätte, die einen thematischen Charakter hat. Sie erinnert an die verschiedenen Prediger und Pfarrer der Wüste, die ihre Treue zu ihrem Amt auf dem Schafott mit dem Leben bezahlten, den Exodus der Hugenotten, 250.000 Franzosen, die das Exil der Eingliederung (réunion) vorzogen, die Galeerensträflinge aus Glaubensgründen, die weiblichen Gefangenen, besonders die aus dem Tour de Constance. Vier Arten der Verfolgung könnte man sagen.

Es wäre falsch, diese Erinnerungsstätte wie einen Foltergarten zu besichtigen, eine Ansammlung von tief verwurzelten Böswilligkeiten einer feindlichen Macht. Es wird hier nur an die Verfolgungen erinnert, weil sie gleichzeitig den Preis angeben, der zu zahlen war, und auch die Sinngebung für den Widerstand, der daraus hervorging. Warum leisteten sie Widerstand? Um Protestanten zu sein!

Daraus lernten unsere Freunde, dass die Hugenotten protestantischen Glaubens sind.

Im Herzen eines kleinen Cévennendörfchens mit seinen typischen Gässchen liegt das Geburtshaus des Camisardenanführers Roland. Hier lässt das MUSEE DU DESERT die Vergangenheit der Hugenotten und die Geschichte der Camisarden mit authentischen Dokumenten und Ausstellungsstücken wiederaufleben.

Die Geschichte der Hugenotten, die verfolgt und auf brutalste Weise hingeschlachtet wurden, ist keine Ruhmesgeschichte, was auch Walter, Roland und Werner so verstanden.

Gerührt und aufgewühlt verließen die drei Weltenbummler das Musée-du-Desert und setzten ihre Reise nach Pont-du- Gard fort.

Vers-Pont-du-Gard ist eine französische Gemeinde mit 1788 Einwohnern im Département Gard der Region Languedoc-Roussillon. Auf dem Gemeindegebiet befindet sich der Pont du Gard.

Lange Zeit glaubte man, das Aquädukt sei um das Jahr 19 v. Chr. erbaut worden. Neuere Ausgrabungen deuten allerdings auf eine Entstehung in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. hin. Die Brücke wurde gebaut, um das Tal des Flusses Gardon (der in römischer Zeit Vardo fluvius hieß) zu überwinden. Etwa 20. 000 Kubikmeter Wasser flossen nach der Fertigstellung täglich über das Aquädukt nach Nemausus, das zu der Zeit etwa 20.000 Einwohner hatte. Demnach stand theoretisch täglich jedem Einwohner ein Kubikmeter Wasser zur Verfügung.

Die malerische Gegend, der Fluss Gardon und das Aquädukt beeindruckten unsere Reisenden sehr und sie konnten ihre Bewunderung über den guten Zustand der Brücke (Aquädukt) nicht genügend loben. Gerne hielten sie sich bei der Brücke auf und genossen die farbenfrohe Landschaft mit Freude.

Gerne wären die Freunde noch an dem schönen Ort Vers Pont du Gard geblieben, aber bei all ihren Vorhaben können sie ihre Zeit nicht vergeuden und so nahmen sie ihr nächstes Ziel aufs Korn. Oft hörte man das Lied, sur le Pont d’Avignon on y danse, on y danse. Doch heute dürfte man das nicht so nehmen, denn die modernen Brücken über die Rhone sind nicht für das Tanzen geeignet, und auf der halb in die Rhone hineinreichende zerfallene alte Steinbrücke wird wohl niemand tanzen wollen.

Die Geschichte der Päpste in Avignon soll hier nicht weiter berührt werden, denn es ist eine lange Geschichte, als man teils den Papst der Häresie anklagen wollte oder anklagte.

Unsere drei Studenten in spe studierten intensiv die Geschichte der Päpste, doch den Schwerpunkt legten sie auf Bauwerke der Päpste in Avignon und speziell die Sommerresidenz des Papstes „Chateauneuf-du-Pape“.

Gemütlich saßen sie in einem sehr sauber eingerichteten Café und tranken bei anregender Unterhaltung über Avignon ihren Kaffee und beratschlagten ihre nächste Exkursion.

Avignon ist sehr frequentiert durch Urlaubsreisende, denn die Stadt mit ihren historischen Gebäuden und dem Palast des Papstes ist sehenswert.

Im Café tummelten sich Gruppen von Jungen und Mädchen aller Nationalitäten, darunter auch eine Gruppe französischer Studentinnen und Studenten, was für unsere drei Freunde Anlass gab, mit den Franzosen ins Gespräch zu kommen.

Unser Wortführer, Walter von Zittlow sagte in seinem besten Französisch: Pouvez vous nous expliquer la vie et l’histoire d’Avignon et aussi quelques mots de la commune Chateauneuf-du-Pape.

Übersetzt ins Deutsche: Können Sie und das Leben und die Geschichte von Avignon erklären und auch einige Worte über die Gemeinde „Chateauneuf-du-Pape?“

Eh! Regardez, sagte einer der Studenten.

Il parle couramment notre langue.

Er spricht fließend unsere Sprache.

Es entspann sich eine anregende Unterhaltung zwischen den Deutschen und den Franzosen, was sich sehr freundschaftlich anhörte.

Die Franzosen erklärten unseren Freunden, was sie über Avignon und ihre Geschichte wussten, ebenso über die Gemeinde Chateauneuf-du-Pape.

Châteauneuf-du-Pape ist ein Ort in Südfrankreich und ein Weinbaugebiet des südlichen Rhônetals, und hat eine Partnerschaft mit der deutschen Gemeinde Auggen.

Anmerkung des Autors: Gemeint ist der Ort Auggen bei Müllheim/Baden

Die Geschichte von Chateauneuf-du-Pape hat seine eigene Geschichte, welche sich von den Geschichtsschreibern und den Aussagen der Bevölkerung differenziert.

Diese Darstellung von der Sommerresidenz des Papstes ist historisch belegt, doch von Seiten der Bevölkerung ist überliefert, dass die Bauern die Sommerresidenz dem Erdboden gleichmachten, weil man nicht sehen konnte wie die Päpste ihre Prunkbauten und Paläste, darunter auch Chateauneuf-du-Pape, erstellten und die Bauern mussten dafür bluten. Die Kirche sagte: Ut in omnibus glorificetur Deus. Damit in allem Gott verherrlicht werde.

Ob die Bauern den römischen Dichter Lukrez kannten, denn der sagte: Tantum religio potuit suadere malorum. Soviel Übles hat die Religion anzuraten vermocht.

Kein Wunder, dass die Bauern nicht gut über die Religion zu sprechen waren, und haben ihr zerstörerisches Werk vollendet.

Das, und noch viel mehr erfuhren Walter Robert und Werner von ihren neuen Freunden im Café zu Avignon.

Ein guter Beobachter hätte auch noch was Delikateres bemerkt, denn es hatte den Anschein, dass der Walter mit einer Französin liebäugelte. Isabelle Meunier war die Tochter eines Sägewerksbesitzers aus der Nähe von Alés. Sie war im gleichen Alter wie von Zittlow und nicht abgeneigt, sich mit Walter zu unterhalten Zwar sprach sie kein Deutsch, aber Walter von Zittlow hatte in der Schule besonders sein Talent in Sprachen gezeigt, daher sprach er fließend Französisch.

Die Unterhaltung der jungen Leute ging vom Historischen in eine allgemeine Unterhaltung über und man amüsierte sich sehr, so dass man letzlich anfing „sur le pont d’Avignon l’on y danse, l’on y danse“ zu singen.

Dieses Zusammentreffen nutzten die jungen Leute aus und feierten ausgiebig bis weit über Mitternacht hinaus.

Die Verabschiedung war sehr herzlich, zum Teil aufregend, denn die Freundschaften, welche dabei geschlossen wurden, sollte man ernst nehmen.

Bevor die Reise weiterging, schliefen Walter, Robert und Werner erstmal den Schlaf des Gerechten, denn die Reise soll dann bis über die Grenze nach Italien gehen.

Ihre Zimmer waren in der Ortschaft Chateauneuf-du-Pape gebucht und sie baten den Garçon oder den Concierge, wie man es nennen will, dass er sie nicht vor 10:00 Uhr wecken soll.

Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden die Sachen gepackt, ihre Schulden bei dem Patron beglichen und nach einer freundlichen Verabschiedung ging die Reise über Aix-en-Provence nach Cannes, Nizza, Monte Carlo, die Côte d’Azur entlang bis San-Remo, Italien.

In der Grenzstadt Ventimiglia/Italien wurde Halt gemacht, um das Grenzstädtchen zu besichtigen und um die ersten Eindrücke von Italien zu bekommen. Natürlich wurde erst für das leibliche Wohl gesorgt.

Ob ihnen die heimische Küche zusagen würde, sei dahingestellt, denn sie wollten ihren Hunger mit einem kräftigen italienischen Essen stillen.

Eigenartigerweise wählten sie kein Gericht aus Ligurien, sondern bestellten „Ossobucco con risotto“ Kalbshaxen mit Safranreis (in der Lombardei üblich) und verschlangen es mit Heißhunger untermalt mit einen guten Schluck Chianti.

Nach ihrem Aufenthalt in Ventimiglia nahmen sie Nachtquartier in San-Remo.

Am anderen Morgen, nachdem sie in San Remo übernachtet hatten, wurde ordentlich gefrühstückt, bevor man die Stadt besichtigte. So intensiv, wie sie ihre Recherchen in Frankreich betrieben haben, möchten sie sich in Italien nicht belasten, denn sie schauten auf ihr geschrumpftes Budget, und wählten daher ihre Rückreise gemächlich von San Remo nach Genua und dann die Route nach Norden an Mailand vorbei, um letztlich das nächste Ziel die Stadt Como, am Comer See, zu erreichen.

Vorerst möchten sie noch die Schönheiten der ligurischen Küste, deren Name sich so klangvoll anhört: „Riviera di Ponente“, erleben, sich eventuell im Wasser tummeln, bevor sie sich entschließen, die Details der Reise nach Como bis aufs i-Tüpfelchen festzulegen.

Am liebsten wären die angehenden Studenten länger in San Remo geblieben, aber die Heimat ruft, denn man hat ihnen mitgeteilt, dass sie zum Studium zugelassen wurden.

Natürlich haben unsere Freunde auf ihrer Rückreise noch vieles zu erkunden, vor allem sich mit Einheimischen zu treffen, um ihre Lebensweisen und Traditionen zu studieren. Viel Zeit möchten sie nicht verlieren, denn ein gewisses Heimweh war doch vorhanden und so wollen sie zügig ihre Heimreise antreten.

Sie fuhren die Riviera di Ponente entlang, hielten von Zeit zu Zeit, um interessante Abschnitte zu betrachten, nahmen zuweilen auch ein Bad im ligurischen Meer, was ihnen sehr viel Freude bereitete.

Sie hielten sich nicht gerne in größeren Städten auf, denn ihnen ist ein kleiner Ort mit ihren landesüblichen Osterien, Trattorien und wie sie alle heißen mögen, lieber und sie haben eher Kontakt mit den einfachen Leuten der ligurischen Küste.

Vorgesehen war eine Übernachtung in Pegli bei Genua, um am nächsten Tag die Reise ohne Zwischenaufenthalt nach Como am Comersee fortzusetzen.

Unsere Freunde stärkten sich mit einem ausgiebigen Frühstück, Proviant für die Reise war gerichtet, und so fuhren die drei Studenten in spe ihre letzte Strecke in Italien über die A7, umfuhren Mailand, gelangten auf die A9 und schließlich landeten sie in Como.

Nachdem sie in Como Quartier genommen haben, hatten sie nur noch den Wunsch, so schnell wie möglich ihre Heimat zu erreichen.

Nachdem sie ihr Abendbrot zu sich genommen hatten, legten sie die Reiseroute bis in ihren Heimatort fest. Ihre Angehörigen wurden von ihrer Rückkehr am nächsten Tag verständigt und man merkte ihre innere Unruhe, denn sie waren tatsächlich von einer Nostalgie erfasst.

Ihre Gedanken waren bei ihren Lieben in der Heimat, bei ihren Freunden und Schulkameraden, doch ihre Neugier auf die Zulassung zum Studium war immens. Einen Wunsch hatten sie noch, denn ohne die schöne Schweiz zu besichtigen, war ihnen zu banausisch, und als Kulturbanausen wollten sie nicht in ihre Heimat zurückkehren.

Vorgesehen war der Berg „Monte Generoso“, von den Einheimischen, „Calvagione“ = Leidensweg, genannt. Es ist interessant, von diesem Berg mehr zu wissen, daher holten sie sich auf dem Kulturamt Prospekte und studierten die Geschichte des Berges.

Ihre Reise setzten sie nicht fort, ohne einen Teil der Stadt Como besichtigt zu haben, bevor sie die Operation „Monte Generoso“ starteten.

Der Monte Generoso ist ein berühmter Aussichtsberg, der bei klarem Wetter einen Überblick über den gesamten Alpenbogen von den Seealpen bis zur Bernina ermöglicht. Bis kurz unter seinen Gipfel führt seit 1890 von Capolago aus (tess. Dialekt: Codilägh) die Zahnradbahn Ferrovia Monte Generoso (MG); Betriebszeit ist in den Sommermonaten von April bis Oktober. Generoso-Vetta, die Bergstation, liegt auf 1'605 ü. M. direkt an der Landesgrenze. Die Bahn ist die einzige «typisch schweizerische» Zahnradbahn südlich der Alpen. 1940 drohte mangels Geldes die Einstellung des Bahnbetriebs. Der Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler setzte sich vehement für die Erhaltung der Zahnradbahn ein, wodurch die Migros die MG übernahm. Der Monte Generoso gehört geologisch zu den Südalpen und weist eine vielfältige Flora auf. Walter, Robert und Werner waren von Monte Generoso sehr beeindruckt und staunten über das Panorama und die Weitsicht, die man hatte.

 

Der Besuch des Berges soll ihre letzte Station gewesen sein, wo sie sich über Natur, Land und Leute Gedanken gemacht haben, denn nun wollten sie ihre Reise beschleunigen und über Bellinzona, Zürich, Winterthur, Schaffhausen bis nach Bargen, deutschschweizerischen Grenze, ohne Unterbrechung fahren. Das gelang ihnen auch, doch was hörte man da?

Bei ihrer Reise nach Frankreich sangen sie aus voller Brust: „Das Wandern ist des Müllers Lust!“

Und nun?

Es war, als ob ein ganzer Chor herzergreifend und freudig sang und die Burschen konnten ihre Begeisterung nicht zurückhalten und sangen aus voller Brust: „Oh Schwarzwald, oh Heimat, wie bist du so schön!“

In ihrem Heimatort war die Hölle los.

Die ganze Ortschaft war auf den Füßen, um ihre Studenten in spe gebührend zu empfangen.

Kein Wunder, denn ihre Väter sind Honoratioren der Gemeinde und bei der Bevölkerung sehr beliebt.

Heinz von Zittlow, Vater von Walter, Forstwirt und Agronom.

Franz Roth, Vater von Robert, Richter beim Amtsgericht.

Wolfgang Morau, Vater von Werner, Ökonom und Gutsbesitzer.

Die Väter werden das wohl arrangiert haben und an der Spitze, außer dem Bürgermeister, stand da noch Siegfried Klein und sein Sohn Herbert, der 4. im Bunde.

Besonders die Jugend war aus dem Häuschen und umringte bei der Ankunft das Fahrzeug und hoben die Freunde aus dem Wagen. Unter Tränen begrüßten die Heimkehrer ihre Freunde und besonders die Väter waren überglücklich, ihre Sprösslinge in die Arme schließen zu können.

Unsere Heimkehrer baten ihre Freunde, sie nach Hause fahren zu lassen, denn sie wären von der Reise sehr mitgenommen und möchten erstmal richtig ausschlafen. Sie versprachen, dass sie demnächst ein Treffen vereinbaren werden und dann werden sie ihnen ausführlich ihre Erlebnisse berichten.

So löste sich der Haufen auf, als die Rückkehrer nach Hause fuhren, um sich erstmal richtig auszuschlafen.

Eine große Lichtbildvorführung wurde vorbereitet und unsere drei Reisenden erklärten den interessierten Einwohnern ihre Erlebnisse und Erforschungen von der Reise bis nach Saintes Maries de la mer.

Ihre Ausführungen und Bildvorträge sind ausführlich erklärt worden und es wurde kein Ort, den sie besucht haben, ausgelassen.

Ab dem Bericht von Musée du Desert wurde den Leuten bis aufs Kleinste über die Orte berichtet, welche sie durchstreift und erforscht haben. Es handelte sich um die Orte:

- Musée du Désert

- Les Saintes Maries de la mer

- Das Dorf, „Vers Pont du Gard“

- Die Brücke „Pont du Gard“ über den Fluß Gardon

- Avignon

- Der Ort, Chateauneuf du Pape

- mit der Ruine von Chateauneuf du Pape.

Bei dieser Gelegenheit beichteten die Berichterstatter, dass sie eigentlich von Frankreich aus nach Tunesien wollten, um dort einige historische Stätten zu besichtigen.

Vorgesehen waren:

- Das Museum in Tunis

- Das Fischerdorf Bou Said

- Die Ruinen von Karthago

- Badeort Hammamet

- Ton- und Lederstadt Nabeul

- und schließlich die „Heilige Stadt „Kairouan.

Geschichtlich interessant ist der Altar in der Moschee von Kairouan, worauf die Gläubigen von Kairouan stolz sind, denn der Altar ist ein Geschenk des Königs von Marokko.

Sie bedauerten es sehr und gestehen gleichzeitig, dass sie nicht den Mut hatten, diese Reise anzutreten, denn sie befürchteten, dass ihnen eventuell die Zeit und auch das Geld fehlen würden.

Ihre Mitbewohner sahen es ein und ließen sie wissen, dass ihre Berichte der Frankreichreise vollkommen genügen würden und bedankten sich bei Walter, Robert und Werner.

Die Vorstellung wurde alsbald beendet und die Zuschauer bedankten sich für die interessanten Reiseberichte und gingen, wohlwissend, etwas gelernt zu haben, zufrieden nach Hause.

Für Walter, Robert und Werner war nun Eile geboten, denn die Semesterferien gingen zur Neige und sie wollten, bevor sie ihr Studium beginnen, noch eine große Fete, unter Einbeziehung ihres Freundes Herbert, mit ihren Klassenkameraden veranstalten. Der Tag des großen Ereignisses war gekommen und alle einstigen Klassenschüler versammelten sich mit großer Freude und Erwartungen in einer Gastwirtschaft. Alle waren aufs höchste gespannt, was Walter, Robert und Werner ihnen zu bieten haben. Bei der Eröffnung der Feier erklärte Walter von Zittlow den Anwesenden, dass dieser Abend eher als Tanzabend gedacht sei, doch bevor man zum Tanzvergnügen übergeht, wird er ein kurzes Referat, zusammen mit Walter und Robert, über ihre Reise, halten. Sollten dann Fragen auftauchen, werden sie ausgiebig beantwortet. Der Abend verlief harmonisch, die Paare, soweit es Paare waren, tanzten schwungvoll und ließen ihrem Übermut freien Lauf. Es war ein sehr fröhlicher Abend, alle lobten die Initiatoren des Festes und konnten nicht genügend ihre Bewunderung zeigen. Walter, Robert, Werner und auch Herbert, der Polizist, äußerten, nachdem die Fete vorüber war, ihre Zufriedenheit, vorausahnend, dass das ihre letzte Zusammenkunft sein wird, denn Walter, Robert und Werner beginnen ihr Studium, doch jeweils auf verschiedenen Universitäten. So trennten sich die Wege der vier Freunde und ihnen blieben nur die Zeiten der Lausbuben, dann die Zeiten des Gymasiums in Erinnerung. Bei ihrer letzten Zusammenkunft am Tanzabend wurde nicht nur getanzt, sondern man klatschte und tratschte, dabei kam so manches Geheimnis zu Tage. Wer hätte gedacht, dass Walter mit seiner Gesprächspartnerin von einst im Café zu Avignon, Isabelle Meunier, die Tochter von Jean Meunier, Sägewerkbesitzer aus Alés, korrespondiert.

Das größte Geheimnis schlug wie eine Bombe ein, denn lange Zeit hatte man den Verdacht, aber nun kam heraus, dass die Wahrheit näherliegt.

Der Gutsbesitzer Wolfgang Morau hatte einen Sohn, Werner Morau, und eine Tochter, Rosalinde Morau, angehende Tierärztin, was bekannt war.

Nicht bekannt war, dass der Robert, Sohn des Amtsgerichtsrat Franz Roth, schon längere Zeit ein Techtelmechtel mit der Rosalinde, hinter dem Rücken des Gutsbesitzers, hatte. Da es nun im ganzen Ort bekannt war, legte sich die Aufregung und alles lief wieder seinen normalen Gang.

Die vier Freunde verabschiedeten sich bei einem letzten Glas Bier und trauerten ihrer Kindheit nach. Doch die Zukunft verlangt, dass sie ihr Leben meistern und ihre Fähigkeiten nun beim Studium zeigen müssen.

Herbert Klein, der Primus auf dem Gymnasium, hat seiner Karriere schon alle Ehre gemacht, und man schickte ihn dank seiner guten Noten auf die Polizeischule für den gehobenen Dienst.

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