Tabu Liebe in Gefahr

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Z serii: Tabu #2
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*

„Herzlich willkommen im Sommer!“

Karim hatte Katja in Toulon-Hyères empfangen und sie vor Freude herumgeschwenkt. Nun stellte er sie wieder auf den Boden. Er betrachtete seine Freundin, die alles andere als ausgeruht aussah, aber er fragte nicht. Sein Helikopter stand auf der anderen Seite des Flughafens und sie flogen sofort nach Sanary. In der Villa hatte sich nichts verändert und Katja fühlte sich auf Anhieb wohl.

Sie packte die Tasche aus und legte sich auf die große Liege am Pool. Karim setzte sich zu ihr und fragte, womit er ihr eine Freude machen könne.

„Einen Cappuccino und ein Eis bitte.“

Sie streckte sich aus und als Karim mit dem Gewünschten zurückkam, war sie eingeschlafen. Er öffnete den Sonnenschirm und ging in sein Zimmer, um ein wenig Büroarbeiten zu erledigen. Am Abend war Katja aufgewacht und hatte nach ihm gesucht. Karim lächelte, als sie auf ihn zukam und sich auf seinen Schoß setzte. Er legte einen Arm um sie und sah sie streng an. Katja begann ihn zu küssen, aber Karim hatte einen Ausdruck in ihren Augen gesehen, der ihn stutzen ließ.

Blitzschnell hob er Katja auf seine Arme und trug sie hinaus, über die Terrasse, bis an den Rand des Pools. Dort ließ er sie hineinfallen. Anschließend zog er T-Shirt und Hose aus und sprang hinterher. Er schwamm auf Katja zu, die prustend wieder an die Oberfläche gekommen war.

„Was soll das denn?“, schimpfte sie.

Karim nahm sie in den Arm und küsste sie heftig. Nun war Katja erstarrt und schlug beschämt die Augen nieder.

„Raus mit der Sprache!“, sagte Karim streng. „Was hast du angestellt? Was soll die plötzliche Nähe?“

Katja schwamm zur Treppe, stieg aus dem Wasser und setzte sich auf die Kante. Karim kam zu ihr geschwommen und stützte sich auf ihre Knie.

„Ich habe Scheiße gebaut. Mächtig große Scheiße.“

„Das dachte ich mir schon. Mädchen, du wirst mir jetzt alles erzählen. Daniel?“

Katja nickte und beichtete, was geschehen war. Karim hatte ab und zu geseufzt, weil er das Ausmaß der Katastrophe nicht so schwer eingeschätzt hatte.

„Wie konntet ihr nur so etwas machen?“, fragte er eindringlich. „Wie stellst du dir denn diese Sache in Zukunft vor?“

„Es gibt keine Zukunft, mach dir keine Sorgen, ich habe ihn weggeschickt und er wird nicht wiederkommen. Darum ist es auch gut, dass ich jetzt hier bin.“

„Und da wolltest du mich gleich mal verführen, um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Sag mir, was ich davon halten soll!“

„Es tut mir leid, du hast recht. Ich hielt es für eine gute Idee, mich mit dir von ihm abzulenken. Ach, Karim, sei nicht sauer, ich schäme mich total.“

Karim begann zu lachen, denn Katjas Anblick amüsierte ihn sehr. Er zog sie zurück ins Wasser und tauchte sie mehrmals unter. Katja schnaufte und schlug um sich, aber sie lachte nun auch. Als sie wieder auf der Terrasse saßen, wurde Karim erneut ernst.

„Ihr dürft das nicht tun, es hängt zu viel an dieser Heirat. Bitte dränge mich nicht dazu, dir die Hintergründe zu erklären, das müsste sowieso Daniel tun. Aber ich sage dir nur eines: Es ist endgültig. Lass die Finger von ihm!“

Als er Katjas Tränen sah, kam er zu ihr herüber. Sanft strich er ihr über das Haar und küsste sie auf die Stirn. Sie schmiegte sich an ihn und als Karim sie liebevoll küsste, bekam sie weiche Knie. Erregt öffnete sie ihre Lippen und sog seinen Kuss auf, der so voller Liebe und Wärme war, dass sie kurz den Gedanken im Kopf hatte, dass sie in den falschen Mann verliebt war.

„Katja, es macht keinen Sinn mit uns. Daniel wird zwar eine andere heiraten, aber dein Herz ist nicht frei für mich und eine neue Beziehung. Bitte, versteh mich nicht falsch, ich möchte schon gerne mit dir zusammen sein, aber ich bin kein Spielzeug.“

„Ich weiß, es tut nur gerade so gut, in deinen Armen zu liegen. Ich liebe dich, aber ich liebe Daniel mehr. Er ist alles für mich. Als wir uns an der Ostsee wiedergetroffen hatten, waren alle Gefühle wieder da. Darum macht es mich auch so unglücklich, dass er Linette heiraten will. Kann ich das wirklich nicht verhindern?“

Traurig schüttelte Karim den Kopf.

„Gib mir dein Handy!“, forderte Karim. „Das nehme ich als Geisel, sonst kommst du noch auf dumme Gedanken.“

Bald darauf gingen sie schlafen, jeder in sein eigenes Bett. Katja wollte Karim nicht ausnutzen, das hatte sie sich vorgenommen, denn dafür war dieser Mann zu gut. So verlebten sie entspannte Tage. Karim arbeitete von morgens bis zum späten Nachmittag, Katja genoss Strand und Pool, fuhr nach Sanary zum Einkaufen, kochte abends für Karim und an ihrem Geburtstag gingen sie in Maries Lieblingsrestaurant essen.

Nach einer Woche waren sie ein eingespieltes Team und wenn sie abends zusammensaßen, redeten und lachten sie oder sahen fern. Langsam kam in Katjas Kopf Heimweh auf und sie überlegte, wann sie wieder abreisen wollte. Schließlich hatte sie noch nichts von dem getan, was sie geplant hatte. Cora, ihre alte Studienfreundin aus Potsdam, erwartete sie in einer Woche und so musste sie irgendwann heim.

Karim war traurig, als Katja ihn am Abend darauf ansprach und suchte mit ihr nach einem Flug. Sie konnte in drei Tagen fliegen.

„Schade, es war gerade so schön mit dir“, erklärte Karim am letzten Abend, den sie gemeinsam auf der Terrasse verbrachten.

„Ich komme bald mal wieder, mach dir keine Sorgen. Ich verspreche dir, vernünftig zu sein. Daniel ist vergeben. Punkt. Vielleicht verliebe ich mich bald in einen anderen netten Mann, mal sehen. Du willst mich ja nicht.“

Katja hatte gelacht, aber als sie Karims Begehren sah, biss sie sich auf die Lippe. Natürlich wollte er sie, aber solange Daniel in ihrem Herzen war, würde er sich nicht auf eine Beziehung mit ihr einlassen.

In diesem Augenblick nahm Karim ihr Gesicht in seine Hände und presste seine heißen Lippen auf ihren Mund. Hastig zog Katja ihm sein T-Shirt über den Kopf und stand gleich danach auf, um ihr kleines, zartes Sommerkleid von den Schultern gleiten zu lassen. Anschließend streifte sie ihr Höschen ab und kam zu ihm auf die Liege gekrochen, wo sie sich einander hingaben. Es fühlte sich gut an, aber sie konnten das, was sie hatten, nicht benennen. Also blieb es bei dieser einen Nacht, in der sie gemeinsam einschliefen, um am nächsten Morgen gemeinsam aufzuwachen. Nun hatten sie die Option doch noch in Anspruch genommen. Katja und Karim lächelten sich beim Abschied an und es war gar nicht schlimm, dass sie miteinander geschlafen hatten.

*

Vor Katjas Tür lag eine rote Rose mit einer Karte. Auf der las sie: „Ich liebe dich. D.“ Sie warf beides in die Mülltonne und war sich sicher, Daniel aus ihrem Leben heraushalten zu können. Wenn der Mann, den sie liebte, eine andere heiratete, dann konnte es ja mit seiner Liebe nicht allzu weit her sein. Ein Mann, der sie wirklich liebte, würde nicht Linette heiraten, sondern sie. Punkt. Schluss. Aus.

Karim hatte ihr das Handy zurückgegeben und nun setzte sich Katja in die Sonne und schaltete es ein. Bea und Cora hatten zum Geburtstag gratuliert, Lena hatte ein Foto aus dem Urlaub geschickt. Daniel hatte sich nicht gemeldet und Katja atmete auf. Sie telefonierte mit Cora und besprach mit ihr die letzten Details zu Katjas Besuch in Potsdam. Zum Abschluss rief sie Bea an und verabredete sich mit ihr für den kommenden Tag zum Kaffee.

„Erzähl mir von deinem aufregenden Sommer!“

„Ach Bea, wenn du wüsstest. Daniel heiratet eine hohle Blondine und ich habe mit Karim geschlafen.“

„Oha! Das hört sich nicht an, als wenn du glücklich wärst.“

„Es ist noch viel schlimmer. Bevor ich zu Karim geflogen bin, war Daniel hier.“

„Aber er ist doch mit seiner Verlobten an der Ostsee gewesen. Du hast ihn hoffentlich zum Teufel gejagt.“

„Naja … nicht direkt …“, stotterte Katja und sah Bea schuldbewusst an.

„Du warst mit ihm in Bett?! Bist du bescheuert?“

Katja nickte traurig.

„Ja, ich habe es schon tausendmal bereut, aber er war da und es ist einfach passiert. Es war wie damals, eine irre Anziehungskraft. Ich konnte nichts dagegen tun.“

„Und dann hast du in Südfrankreich aus lauter schlechtem Gewissen mit Karim geschlafen.“

Bea hatte es ganz sachlich gesagt und legte eine Hand auf Katja Arm. Sie ahnte, was in ihre Freundin vorging, aber was sollte sie ihr raten?

„Zum einen ist das mit Karim vollkommen in Ordnung, denn ihr seid frei und könnt tun und lassen, was ihr wollt. Zum anderen sieht doch ein Blinder, dass du Daniel immer noch liebst und er dich anscheinend auch. Ihr hattet euch niemals ausgesprochen, oder?“

„Nein, die Geschichte ist einfach abgebrochen und genauso plötzlich war er wieder da.“

„Dann kämpfe um ihn!“

„Nein, Karim hat gesagt, dass es endgültig ist und irgendetwas an dieser Ehe hängt, was er mir nicht erklären wollte. Also muss ich mich damit abfinden, dass ich ihn verloren habe. Es tut so weh!“

„Das tut mir ehrlich leid. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sage es mir.“

„Es ist schon toll, dass ich mit dir reden kann. Karim hat nur gesagt, ich soll die Finger von ihm lassen. Ich habe solche Sehnsucht nach Daniel und das macht mich verrückt.“

„Was denkst du, warum er Linette heiratet?“

„Ich habe keine Ahnung.“

Sie saßen noch lange zusammen und hingen ihren Gedanken nach. Mitten in der Nacht fuhr Bea nach Hause und umarmte Katja zum Abschied nochmal.

„Kopf hoch! Vielleicht triffst du in Potsdam einen aufregenden Mann.“

 

Katja schlief bald ein und träumte von Daniels Händen, die sie mit sich zogen, aber plötzlich ließ er los und verschwand in der Ferne. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, packte sie zum dritten Mal ihre Tasche. Vielleicht hat Bea recht, dachte sie, und ich treffe einen netten Mann. Ihr Handy klingelte, sie sah Daniels Namen auf dem Display und wurde bleich. Sollte sie mit ihm reden? Entschlossen drückte sie ihn weg. Gleich darauf kam eine Welle von Schmerz und überrollte sie. Sie griff nach dem Handy und rief Daniel zurück.

„Entschuldige, eigentlich wollte ich nicht mit dir reden. Warum tust du mir das an?“

„Katja, ich liebe dich und muss dich sehen!“

„Nein, es tut so weh, wenn du wieder zu ihr gehst, also komm nicht her!“

„Es tut mir leid, ich bin schon unterwegs.“

Eine halbe Stunde später klingelte er, Katja riss die Tür auf und Daniel stürmte hinein. Er presste sie gegen die Wand und schob sie in Richtung Wohnzimmer, wo sie sich auf der Couch liebten. Hinterher war Daniel aufgestanden und ans Fenster getreten. Er zeigte auf die gepackte Reisetasche und sah sie fragend an.

„Ich fahre nach Potsdam zu meiner alten Studienfreundin Cora. Daniel, ich liebe dich und du liebst mich! Sag bitte die Hochzeit ab!“

„Ich würde es sehr gerne tun, aber es geht nicht. Ich kann dir das nicht erklären.“

„Doch, das musst du jetzt tun.“

„Gut, aber verurteile mich nicht. Ich heirate Linette, um meinem Vater einen Gefallen zu tun. Ihre Familie besitzt einen großen Weinhandel und wir fusionieren später …“

„Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!“, unterbrach Katja ihn heftig. „Das darf doch nicht wahr sein!“

Sie konnte nicht mehr und weinte hemmungslos in die Hände, die sie vor das Gesicht geschlagen hatte. Daniel kam zu ihr auf die Couch und nahm sie in den Arm. Sie küssten sich lange und irgendwann hatte Katja aufgehört zu weinen. Später verabschiedeten sie sich.

„Rufst du an, wenn du zurück bist?“

Katja nickte nur stumm. Sie konnte nichts mehr sagen.

Am nächsten Morgen fuhr sie nach Potsdam und langsam wuchs die Vorfreude auf Cora, die sie lange nicht mehr gesehen hatte. Cora Rebert war ein schönes, wildes Mädchen gewesen und nun war sie eine schöne, wilde Frau mit wallenden dunkelroten Locken und grünen Augen, die schon so manchen Mann um den Verstand gebracht hatten. Cora und die Liebe waren ein Thema für sich. Sie hatte vor vielen Jahren den Vater ihrer Tochter Elli kennengelernt und sich unsterblich verliebt. Im letzten Jahr war sie eines Morgens aufgewacht und hatte festgestellt, dass die Liebe fort war, also weckte sie ihren Freund.

„Schatz, hör zu, ich liebe dich nicht mehr, zieh doch bitte aus. Wir können ja Freunde bleiben.“

Als der nette Mann das tatsächlich machte, wusste Cora, dass es richtig gewesen war. Nun lebte sie glücklich als Single, kämpfte täglich mit ihrer pubertären Tochter und gönnte sich ab und zu einen Mann nur zum Spaß. Katja liebte sie wegen ihrer direkten Art. Cora mochte Katja wegen ihrer natürlichen Unbekümmertheit, aber als Cora jetzt bei einer Tasse Kaffee im Café gegenüber ihrer alten Schule von den Schicksalsschlägen ihrer Freundin erfuhr, legte sie einen Arm um sie.

„Ich finde es gut, dass du wieder neuen Lebensmut hast, auch wenn der Kerl, dieser Daniel, einen Knall hat, dass er nicht dich heiratet, sondern das Busenwunder. Egal, jetzt suchen wir dir hier einen netten Mann. Ich kenne da so einige, die würden dir sicher auch gefallen. Und dann habe ich letztens einen getroffen, der war ganz angetan davon, dass du mich besuchst.“

„Wer?“

„Groß, blond, charmant, aber überhaupt nicht mein Fall. Ich erinnere mich da an ein Mädel, das war jahrelang total verknallt in ihn.“

„Oh nein!“, rief Katja lachend. „Michel!“

„Ja, ich traf ihn letztens in der Stadt. Wir gehen am Samstagabend zusammen Wein trinken. Vielleicht kannst du ja so deinen Daniel vergessen.“

„Ach du Schande, ich soll meine gealterte Jugendliebe treffen? Das halte ich für keine gute Idee.“

Michel, das war der Junge, den Katja in ihrer Schul- und Studienzeit abgöttisch geliebt hatte, der sie nicht einmal bemerkte. Erst, als er sie knutschend mit seinem Bruder vor der Diskothek sah, war sie ihm aufgefallen. Aber da war es schon zu spät, sie zog für ihre erste Arbeitsstelle wieder in das kleine Haus zu ihrer Oma. Sie schrieben sich noch ab und zu einen Brief, aber das war auch bald eingeschlafen.

„Das waren noch Zeiten!“, rief Cora lachend. „Du warst jahrelang sinnlos verknallt in ihn.“

„Ja und er hat mich überhaupt nicht bemerkt, ich hätte nackt vor ihm herumspringen können. Erst als Konkurrenz auftauchte, war ich interessant. Ich bin gespannt, wie er jetzt aussieht.“

„Glaub mir, er sieht gut aus. Wir begegnen uns manchmal, weil er hier in der Nähe wohnt. Wenn überhaupt, dann lass dich einmal flachlegen, um zu wissen, wie er im Bett ist, und danach schießt du ihn in den Wind. Er soll kein Kind von Traurigkeit sein.“

„Cora, hör auf! Ich habe im Moment gar keine Lust auf so etwas. Was soll ich denn mit einem Mann in Potsdam? Das ist viel zu weit weg und überhaupt, es ist alles blöd.“

Die beiden Frauen genossen eine unterhaltsame Woche auf den Spuren der Vergangenheit, schlenderten durch Parks und Schlösser, saßen in ihrem Lieblingscafé und beobachteten Menschen und als der letzte Abend kam, machten sie sich hübsch, um mit Michel Wein zu trinken.

Sie saßen in einem wunderschönen Hinterhof in Coras Lieblingskneipe im Holländischen Viertel und Katja wartete gespannt auf den Mann aus ihren Jugendträumen.

Er war immer noch groß und blond, Katja erkannte ihn sofort, als er auf ihren Tisch zusteuerte. Michels blaue Augen begannen zu leuchten und seine Lippen waren zu einem Lausbubenlächeln verzogen, wobei Katja sofort an damals denken musste, denn es war genau das, was sie so an diesem jungen Mann fasziniert hatte. Nach der Begrüßung setzte er sich, bestellte noch eine Flasche Wein und ließ Katja nicht mehr aus den Augen. Cora grinste nur, denn ihre Freundin gab sich betont kühl. Als Michel kurz zur Toilette verschwunden war, stieß Cora Katja an.

„Und? Was sagst du? War das eine gute Idee? Jetzt behaupte bloß nicht, dass er dir nicht gefällt.“

„Das schon, aber wir sind keine Teenager mehr, also werde ich ihn nicht schmachtend anhimmeln. Vergiss es! Nimm du ihn doch, wenn er dir so gut gefällt.“

Nun wehrte Cora vehement ab: „Ich will keinen Mann und Michel ist gar nicht mein Typ. Du kannst gerne mit ihm gehen. Morgen bist du weg und dann denkst du vielleicht, du hast was versäumt.“

Katja musste lachen und erzählte Cora schnell von dem verrückten Geburtstagsgeschenk. Sie hatte es bekommen, weil Daniel Angst gehabt hatte, sie würde ihm irgendwann einmal vorwerfen, etwas versäumt zu haben. Damals hatte sie nein gesagt, war das jetzt anders? War vielleicht ihre Jugendliebe eine Chance, von Daniel wegzukommen und neu zu beginnen?

Als Michel am Tisch zurück war, redeten sie noch lange über alte Zeiten und beim Abschied tauschten Katja und er die Telefonnummern.

„Ob er mal anruft?“, fragte sie Cora auf dem Heimweg.

„So wie der dich die ganze Zeit angestarrt hat, ruft er vielleicht noch heute Nacht an. Der ist voll auf dich abgefahren.“

„Ich muss zugeben, er gefällt mir immer noch gut. Vielleicht rufe ich ihn sogar mal an.“

„Sehr gut, vergiss diesen anderen Kerl und stürze dich in ein neues Abenteuer.“

Katja packte ihre Sachen und machte sich ohne Eile auf den Heimweg. Zuhause angekommen meldete sie sich bei Bea zurück und wollte die letzten Ferientage noch genießen. Bea hatte gefragt, ob sie einen neuen Mann kennengelernt hatte und Katja erzählte von Michel. Vor lauter Freude lud Bea Katja zum Abendessen ein, was diese gerne annahm, denn ihr Kühlschrank war leer.

Spät kam sie zurück nach Hause und sah schon von Weitem, dass ein Auto in ihrer Einfahrt stand. Sie begann vor Aufregung zu zittern und wusste, dass es Daniel war, der dort auf sie wartete. Sie hatte ihm gesagt, dass sie eine Woche in Potsdam bleiben würde, sicher hatte er geahnt, dass sie wieder da war. Sie fuhr an seinem Auto vorbei in die Garage und dachte einen Augenblick daran, einfach sitzen zu bleiben und das Tor zu schließen. Ihr Herz klopfte wild, als sie aus dem Auto stieg und die Garage verließ. Daniel saß auf der Stufe vor ihrer Haustür.

„Daniel, was soll das? Ich bin weggefahren, um nicht an dich zu denken und nun bringst du mich schon wieder um den Verstand.“

„Oh, meine Süße, ich habe dich so vermisst.“

Er war aufgestanden und hatte ihre Hände ergriffen. So standen sie sich im Mondschein gegenüber, spürten eine unfassbare Anziehungskraft und konnten sich doch nicht lieben. Voller Sehnsucht schlang Katja die Arme um Daniels Hals, der sie nun nicht mehr losließ.

„Wo ist Linette?“, fragte Katja später im Bett.

„Lass uns doch nicht über Linette reden. Ich bin hier und das ist gut so. Alles andere hat nichts mit uns zu tun.“

Wie kam Daniel denn auf die Idee, dass Linette und die bevorstehende Hochzeit nichts mit ihnen zu tun hatten? Entsetzt ließ sie ihn los und sah ihn verstört an.

„Das hat sehr wohl etwas mit uns zu tun!“

„Süße, ich komme so oft ich kann zu dir und dann lieben wir uns. Ich will gerne bei dir sein und die Stunden mit dir genießen.“

Sollte sie nun die ewige Geliebte sein und immer dann mit ihm ins Bett springen, wenn er eben mal Zeit hatte? Jetzt war Katja wütend, sie stand auf und zog sich an. Nein, sie wollte ihn ganz, aber das war aussichtslos.

Daniel war dann bereits gefahren, denn Linette würde auch gleich zuhause sein. Katja saß heulend auf der Couch, ärgerte sich über sich selbst und rief Karim an, der sich schlaftrunken meldete.

„Was ist denn los, mein Engel? Ich denke, du machst Urlaub bei deiner Freundin in Potsdam.“

„Ich bin wieder zuhause. Ach, Karim, ich bin so blöd! Eben ist Daniel weg. Ich war bei Bea und als ich heimkam, saß er vor meiner Haustür.“

„Ich ahne, was passiert ist. Du hast ihn hineingelassen und mit ihm geschlafen.“

Katja seufzte und schämte sich, aber Karim hatte nicht vorwurfsvoll geklungen, eher mitfühlend und traurig.

„Es ist einfach passiert. Wenn wir uns sehen, landen wir unweigerlich im Bett und hinterher bereue ich es tausendmal!“

„Bitte höre auf mich und lass es sein. Ich habe letztens mit Daniel telefoniert und ihm auch abgeraten, dich immer wieder durcheinander zu bringen, aber er war nur niedergeschlagen und meinte, er würde dich wie verrückt lieben. Er kann nicht mehr zurück, Katja. Er heiratet Linette. Bitte brich du wenigstens den Kontakt ab. Ich spüre doch, wie du unter der Situation leidest.“

„Du hast so recht, ich will es versuchen, aber das ist alles verdammt schwer.“

„Ja, ihr liebt euch. Aber es darf nicht sein. Wenn Liebe nicht sein darf, bringt es einen nur in Schwierigkeiten, wenn man so etwas tut wie ihr beide. Denkst du, es kommt niemals raus?“

Er nahm Katja das Versprechen ab, sich von Daniel fernzuhalten, aber Karim wusste, dass die beiden das nicht hinkriegen würden. Ihre Liebe war stärker als alles auf der Welt. Traurig schlief er weiter und auch Katja versuchte zur Ruhe zu kommen.