Grundlagen des Yoga

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Grundlagen des Yoga

Ausgewählte Briefe

Sri Aurobindo


SRI AUROBINDO

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Wilfried Schuh

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SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION

Deutschland, Berchtesgaden

Grundlagen des Yoga Sri Aurobindo 2. überarbeitete Aufl. 2021 ISBN 978-3-937701-50-9 © AURO MEDIA 2021

Originaltitel:Bases of Yoga Erste englische Ausgabe, 1936 Erste Auflage in Deutsch 1980 Sechster Neudruck 2011

Autorisierte deutsche Übersetzung Elisabeth Beck


© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Anmerkung des Herausgebers

Nachdem Sri Aurobindo sich 1926 nahezu völlig von der Außenwelt und auch von dem persönlichen Kontakt mit seinen Jüngern zurückgezogen hatte, forderte er diese auf, sich mit ihren Fragen und Problemen schriftlich an ihn zu wenden. Das taten sie und „schrieben ihm über alles, über ihre Heimsuchungen und Hoffnungen, ihre dunklen Nächte und verhangenen Tage, über plötzlichen Jubel, seltsame Ängste und bleierne Depressionen – oder sie stellten Fragen über Probleme der Philosophie, der Yogatechnik, über poetische Inspiration usw. usw.; und die Antwort kam und brachte den wahren Balsam spiritueller Hilfe, sie kam in Form einer Botschaft oder freundlicher Worte, sie kam als lange oder kurze Epistel, heiter oder ernst, doch immer dem Herzen oder der Wahrheit entspringend und in jeder Weise der Art der Anfrage sowie der Natur und Stimmung des Fragenden angemessen.“ So entstand in den Jahren zwischen 1927 und 1938 das gewaltige Werk und Lehrgebäude der „Briefe“, die in die Tausende gehen und jeden nur erdenklichen Aspekt des Integralen Yoga behandeln. Sie sind eine wahre Fundgrube vielfältigster Unterweisung und in ihrer Unmittelbarkeit von größtem praktischen Wert für alle, die seinen Yoga ausüben und die Arbeit, zu der Sri Aurobindo aufruft, leisten wollen.

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InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersGRUNDLAGEN DES YOGA1. Stille – Frieden – Gleichmut2. Glaube – Streben – Hingabe3. In Schwierigkeit4. Begehren – Nahrung – Sex5. Physisches Bewusstsein – Unterbewusstsein – Schlaf und Traum – KrankheitANHANGGlossarGuideCoverInhaltStart

GRUNDLAGEN DES YOGA

Kapitel 1
Stille – Frieden – Gleichmut

Es ist nicht möglich, eine Grundlage für den Yoga zu schaffen, solange das Mental rastlos ist. Das wichtigste Erfordernis ist Ruhe im Mental. Es ist auch nicht das vordringlichste Ziel im Yoga das persönliche Bewusstsein aufzuheben; das vordringlichste Ziel ist, sich einem höheren spirituellen Bewusstsein zu öffnen, und auch hierfür ist ein ruhiges Mental das wichtigste Erfordernis.

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Das erste in der Sadhana ist, einen beständigen Frieden und eine beständige Stille im Mental zu erlangen. Andernfalls ist es zwar möglich Erfahrungen zu haben, doch wird nichts von Dauer sein. Das stille Mental ist es, in dem man das wahre Bewusstsein errichten kann.

Ein stilles Mental bedeutet nicht, dass gar keine Gedanken oder mentalen Regungen vorhanden sind, sondern dass sich diese an der Oberfläche befinden und du dein wahres Wesen im Inneren als von ihnen getrennt empfindest; es beobachtet zwar, wird aber nicht fortgerissen und ist fähig, sie zu überwachen und zu beurteilen und alles zurückzuweisen, was zurückgewiesen werden muss, sowie alles anzunehmen und zu bewahren, was zum wahren Bewusstsein und zur wahren Erfahrung gehört.

Gegen Passivität des Mentals ist nichts einzuwenden, doch achte darauf, allein der Wahrheit und der Berührung durch die Göttliche Shakti gegenüber passiv zu sein. Wenn du dich gegenüber den Vorschlägen und Einflüssen der niederen Natur passiv verhältst, wirst du nicht in der Lage sein vorwärtszuschreiten, oder aber du wirst dich feindlichen Kräften aussetzen, die dich weit vom wahren Pfad des Yoga fortführen können.

Bitte die Mutter um diese gefestigte Ruhe und Stille des Mentals, um dieses fortwährende Erspüren des inneren Wesens in dir, das von der äußeren Natur zurücksteht und dem Licht und der Wahrheit zugewandt ist. Die Kräfte, die der Sadhana im Wege stehen, sind die Kräfte der niederen mentalen, vitalen und physischen Natur. Hinter ihnen stehen die feindlichen Mächte der mentalen, vitalen und feinstofflichen Welten. Mit diesen kann man sich erst dann auseinandersetzen, wenn Mental und Herz einsinnig geworden und auf das alleinige Streben nach dem Göttlichen ausgerichtet sind.

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Schweigen ist immer gut; doch meine ich mit der Ruhe des Mentals kein absolutes Schweigen. Ich meine ein Mental, das frei von Beunruhigung und Sorge ist, das stetig, licht und glücklich ist, damit es sich der Kraft, welche die [menschliche] Natur verändert, zu öffnen vermag. Das einzig Wichtige ist, sich von der Gewohnheit des Eindringens störender Gedanken und falscher Gefühle frei zu machen, von dem Wirrwarr der Ideen, den unglücklichen Regungen usw. Diese stören die Natur und umwölken sie und erschweren der Kraft das Wirken; wenn das Mental still und friedvoll ist, kann die Kraft leichter wirken. Es sollte möglich sein, die Dinge, die in dir verändert werden müssen, zu erkennen, ohne sich dabei erregen oder niederdrücken zu lassen; um so leichter kann die Veränderung stattfinden.

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Der Unterschied zwischen einem leeren Mental und einem stillen Mental ist folgender: Wenn das Mental leer ist, gibt es keinen Gedanken, keine Begriffe, keine mentale Tätigkeit irgendwelcher Art, außer einer essentiellen Wahrnehmung von Dingen ohne die geformte Idee; doch im ruhigen Mental ist es die Substanz des mentalen Wesens, die still ist – so still, dass nichts sie stört. Sobald Gedanken oder Tätigkeiten aufkommen, erheben sie sich keinesfalls aus dem Mental, sondern kommen von außerhalb und durchkreuzen das Mental wie eine Schar Vögel, die den Himmel in windstiller Luft durchzieht. Sie fliegt vorüber, sie stört nichts und hinterlässt keine Spur. Selbst wenn tausend Bilder oder die gewaltsamsten Ereignisse es durchkreuzen, bleibt diese ruhige Stille erhalten, so als wäre die eigentliche Beschaffenheit des Mentals eine Substanz aus ewigem, unzerstörbarem Frieden. Ein Mental, das diese Ruhe erlangt hat, kann zu handeln beginnen, sogar intensiv und machtvoll, doch wird es seine grundlegende Stille bewahren – nichts aus sich hervorbringend, sondern von Oben empfangend und diesem eine mentale Form verleihend, ohne etwas Eigenes hinzuzufügen‘ ruhig, leidenschaftslos, doch in der Freude der Wahrheit, in der glücklichen Macht und dem glücklichen Licht ihres Hindurchziehens.

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Es ist nichts Unerwünschtes, wenn das Mental zum Schweigen kommt, wenn es zu denken aufhört und still wird – denn dann findet meist die volle Herabkunft eines weiten Friedens statt, und in dieser weiten Ruhe breitet sich allenthalben die Verwirklichung des schweigenden Selbstes über dem Mental in seiner Unermesslichkeit aus. Allein wenn der Friede und das mentale Schweigen eingetreten sind, versucht das vitale Mental einzudringen und den Platz einzunehmen, oder aber das mechanische Mental versucht mit dem gleichen Ziel, seine kreisenden, banalen und gewohnten Gedanken geltend zu machen. Der Sadhak hat daher diese Eindringlinge vorsichtig zurückzuweisen und zu vertreiben, damit zumindest während der Meditation der Friede und die Stille des Mentals und Vitals vollständig bewahrt werden. Dies geschieht am besten, indem man einen starken und schweigenden Willen bewahrt. Dieser Wille ist der Wille des Purusha hinter dem Mental, und sobald das Mental zu Frieden und Schweigen gelangt ist, kann man diesen Purusha wahrnehmen – der ebenfalls schweigend und von der Tätigkeit der Natur getrennt ist.

Ruhig zu sein, stetig, im Spirit gefestigt, dhira sthira, diese Ruhe des Mentals, diese Trennung des inneren Purusha von der äußeren Prakriti – all dies ist durchaus hilfreich und beinahe unerlässlich. Solange das Wesen dem Gedankenwirbel oder dem Durcheinander der vitalen Bewegungen unterworfen ist, kann man nicht ruhig und im Spirit gefestigt sein. Es ist unerlässlich sich abzulösen, zurückzustehen, sie als nicht zu sich gehörend zu empfinden.

 

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Für die Entdeckung der wahren Individualität und ihren Aufbau in der Natur sind zwei Dinge notwendig: erstens, sich seines seelischen Wesens hinter dem Herzen bewusst zu werden, und dann, diese Trennung von Purusha und Prakriti zu vollziehen. Denn die wahre Individualität befindet sich dahinter und ist durch die Tätigkeiten der äußeren Natur verhüllt.

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Eine große Woge (oder ein Meer) der Ruhe und das immerwährende Bewusstsein einer weiten und leuchtenden Wirklichkeit – genau das ist die Besonderheit der grundlegenden Verwirklichung der Höchsten Wahrheit, wenn sie zum ersten Mal das Mental und die Seele berührt. Man könnte um keinen besseren Anfang, um keine bessere Grundlage bitten – sie ist wie ein Felsen, auf dem das Übrige aufgebaut werden kann. Sie bedeutet mit Sicherheit nicht nur eine Gegenwart, sondern die [Göttliche] Gegenwart, und es wäre ein großer Fehler, die Erfahrung abzuschwächen, indem man ihre Eigenart nicht annimmt oder sie bezweifelt.

Es ist nicht notwendig sie zu beschreiben, und man sollte nicht einmal versuchen, sie bildlich auszudrücken, denn diese Gegenwart ist ihrer Natur nach unendlich. Was immer sie auch von sich oder aus sich heraus zu offenbaren hat, wird sie unweigerlich durch ihre eigene Macht tun, wenn eine nicht nachlassende Bereitschaft zur Annahme besteht.

Es ist wahr, dass es eine Gnade ist, die dir gesandt wurde, und die einzig notwendige Erwiderung auf solche Gnade ist Annahme und Dankbarkeit und der Macht, die das Bewusstsein berührt hat, zu erlauben, das zu entwickeln, was im Wesen entwickelt werden muss – indem du dich für sie offen hältst. Die völlige Umwandlung der Natur kann nicht in einem Augenblick geschehen; sie dauert lange und schreitet stufenweise voran; was du jetzt erfährst, ist nur eine Initiation, eine Grundlage für das neue Bewusstsein, in dem die Umwandlung möglich wird. Die unmittelbare Spontaneität der Erfahrung selbst zeigt, dass sie weder vom Mental noch vom Willen oder von den Gefühlen geformt wurde; sie entspringt einer Wahrheit, die jenseits von diesen liegt.

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Die Zurückweisung der Zweifel ist gleichbedeutend mit der Kontrolle der eigenen Gedanken – soviel steht fest. Die Kontrolle der eigenen Gedanken aber ist ebenso notwendig wie die Kontrolle der eigenen vitalen Begierden und Leidenschaften oder die Kontrolle der eigenen Körperbewegungen – notwendig für den Yoga und nicht nur für den Yoga. Man ist nicht einmal ein voll entwickeltes mentales Wesen, wenn man seine Gedanken nicht kontrolliert, ihr Beobachter, Richter und Meister ist, der mentale Purusha – manomaya purusa, saksi, anumanta, isvara. Es steht dem mentalen Wesen nicht länger an, der Spielball aufrührerischer und unkontrollierbarer Gedanken zu sein oder ein ruderloses Schiff im Sturm der Begierden und Leidenschaften oder ein Sklave der Trägheit oder Impulse des Körpers. Ich weiß, dass es schwierig ist, denn der Mensch, der in erster Linie ein Geschöpf der mentalen Prakriti ist, identifiziert sich mit den Bewegungen seines Mentals und kann sich von den Wirbeln und Strömungen des mentalen Strudels nicht auf einmal ablösen. Es fällt ihm verhältnismäßig leicht, seinem Körper eine Kontrolle aufzuerlegen, zumindest einem bestimmten Teil der Körperbewegungen; nicht so leicht, aber noch durchaus möglich, wenn er sich darum bemüht, ist es für ihn, seinen vitalen Impulsen und Begierden eine mentale Kontrolle aufzuerlegen; weniger einfach aber ist es, wie der tantrische Yogi am Fluss, über dem Wirbel seiner Gedanken zu verharren. Immerhin, es ist möglich; alle entwickelten überdurchschnittlichen mentalen Menschen müssen auf die eine oder andere Weise oder zumindest zeitweilig und für bestimmte Zwecke die beiden Teile des Mentals trennen, den aktiven Teil, der eine Gedankenfabrik ist, und den, der der ruhige Meister ist, zugleich ein Betrachter und ein Wille, der sie [die Gedanken] beobachtet, beurteilt, zurückweist, eliminiert, akzeptiert, Richtigstellungen und Veränderungen anordnet, der der Herr im Haus des Mentals ist, der eigenen Herrschaft fähig, samrajya.

Der Yogi geht noch weiter; er ist dort nicht nur Meister, sondern, auch solange er noch im Mental lebt, tritt er gleichsam daraus heraus und steht darüber oder ganz davon zurück und ist frei. Für ihn trifft das Bild der Gedankenfabrik nicht länger zu; denn er sieht, dass Gedanken von außerhalb kommen, von dem universalen Mental oder der universalen Natur, manchmal geformt und eindeutig, manchmal ungeformt, die dann in uns irgendwo Form erhalten. Die Hauptaufgabe unseres Mentals besteht darin, diese Gedankenwellen entweder anzunehmen oder zurückzuweisen (wie auch die vitalen Wellen oder die feinstofflichen Energie-Wellen) oder der Gedanken-Substanz (oder den vitalen Bewegungen), die von der umgebenden Natur-Kraft stammt, persönlich-mentale Form zu geben.

Die Möglichkeiten des mentalen Wesens sind nicht begrenzt, es kann der freie Betrachter und Herr in seinem Hause sein. Eine progressive Freiheit und Meisterung des eigenen Mentals ist durchaus innerhalb der Reichweite eines jeden, der den Glauben und Willen hat, es anzugehen.

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Der erste Schritt ist ein ruhiges Mental – Schweigen ist ein weiterer Schritt, doch Ruhe muss vorhanden sein; und mit einem ruhigen Mental meine ich ein mentales Bewusstsein zuinnerst, das die Gedanken ankommen und sich umherbewegen sieht, sich selbst jedoch weder als denkend empfindet noch mit den Gedanken identifiziert oder sie seine eigenen nennt. Gedanken und mentale Bewegungen können es durchkreuzen wie Wanderer, die von irgendwoher auftauchen und durch ein schweigendes Land ziehen – das stille Mental betrachtet sie oder betrachtet sie auch nicht, doch wird es in keinem Fall aktiv oder verliert seine Ruhe. Schweigen ist mehr als Ruhe; es kann erlangt werden, indem man vom inneren Mental insgesamt das Denken verbannt und es verstummen lässt oder ganz außerhalb hält; noch einfacher jedoch erlangt man es durch eine Herabkunft von oben – man fühlt, wie es herabkommt und in das persönliche Bewusstsein eintritt, von ihm Besitz ergreift oder es umgibt, so dass es dann bereit wird, sich in dem weiten, unpersönlichen Schweigen aufzulösen.

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Jedes der Worte „Friede, Stille, Ruhe, Schweigen“ hat seine eigene nuancierte Bedeutung, es ist aber nicht leicht, sie zu definieren.

Friede (peace) – santi

Stille (calm) – sthirata

Ruhe (quiet) – acancalata

Schweigen (silence) – niscala-niravata

Ruhe ist ein Zustand, in dem es keine Rastlosigkeit oder Störung gibt.

Stille ist ein regloser, unbewegter Zustand, den keine Störung beeinträchtigen kann – es ist ein weniger negativer Zustand als Ruhe.

Friede ist ein noch positiverer Zustand; er bringt das Gefühl einer gefestigten und harmonischen Ruhe und Befreiung mit sich.

Schweigen ist ein Zustand, in dem es keine Regung des Mentals oder des Vitals gibt, vielmehr eine große Stille, die keine Oberflächenbewegung durchdringen oder verändern kann.

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Bleibe ruhig und kümmere dich nicht darum, wenn es für einige Zeit eine leere Ruhe ist; das Bewusstsein ist oft wie ein Gefäß, dessen vermischten und unerwünschten Inhalt man leeren muss; es muss dann eine Weile leer bleiben, bis es mit neuen und wahren, mit rechten und reinen Dingen gefüllt werden kann. Eines gilt es zu vermeiden, das Wiederauffüllen des Gefäßes mit dem alten, trüben Inhalt. Warte in der Zwischenzeit, öffne dich nach oben, rufe sehr ruhig und stetig und mit nicht zu rastlosem Eifer den Frieden, damit er in das Schweigen eintreten möge – und ist einmal der Friede vorhanden, dann bitte um die Freude und die [Göttliche] Gegenwart.

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Stille, selbst wenn sie zu Beginn nur etwas Negatives zu sein scheint, ist so schwierig zu erlangen, dass sie überhaupt zu besitzen als ein großer Fortschritt angesehen werden muss.

Tatsächlich ist Stille nichts Negatives, sie ist die eigentliche Natur des Sat-Purusha und die unbedingte Grundlage des göttlichen Bewusstseins. Was immer man sonst erstrebt und gewinnt, diese Stille muss bewahrt werden. Selbst Wissen, Macht und Ananda können, wenn sie kommen und diese Grundlage nicht vorfinden, nicht verweilen, sondern müssen sich zurückziehen, bis die göttliche Reinheit und der göttliche Friede des Sat-Purusha immer gegenwärtig sind.

Strebe nach den übrigen Aspekten des göttlichen Bewusstseins, jedoch mit einem stillen und tiefen Streben. Es kann glühend und gleichzeitig still sein, jedoch nicht ungeduldig, rastlos oder voll rajasischem Eifer.

Nur in einem ruhigen Mental und Wesen kann die supramentale Wahrheit ihre wahre Schöpfung aufbauen.

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Erfahrung in der Sadhana muss notwendigerweise mit der mentalen Ebene beginnen – das einzig Erforderliche ist, dass die Erfahrung verlässlich und echt ist. Die beiden ersten auslösenden Kräfte im Yoga sind das Drängen des Erkennens und Willens im Mental und das Gott zugewandte emotionale Verlangen im Herzen, und die erste Grundlage, die geschaffen werden muss, ist Friede, Reinheit und Ruhe (und das Beruhigen der niederen Unrast); diese zu erlangen, ist zu Beginn viel wichtiger als ein flüchtiger Einblick in überphysische Welten oder Visionen zu haben, Stimmen [zu hören] und Mächte [zu fühlen]. Läuterung und Ruhe sind die ersten Erfordernisse im Yoga. Auch ohne sie kann man eine große Fülle von Erfahrungen dieser Art haben (Welten,Visionen, Stimmen usw.), aber wenn Erfahrungen in einem ungeläuterten und gestörten Bewusstsein stattfinden, sind sie meist sehr verworren und vermischt.

Zu Beginn halten Frieden und Ruhe nicht an, sie kommen und gehen, und meist dauert es lange Zeit, sie in der [menschlichen] Natur zu festigen. Es ist daher besser, Ungeduld zu vermeiden und die Arbeit, die gerade stattfindet, stetig in sich geschehen zu lassen. Wenn du etwas willst, das über Frieden und Ruhe hinausgeht, dann lass es das volle Sich-Öffnen des inneren Wesens sein und das Bewusstsein, dass die Göttliche Macht in dir wirkt. Strebe danach, aufrichtig und mit großer Intensität, doch ohne Ungeduld – und es wird kommen.

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Endlich hast du die wahre Grundlage der Sadhana gefunden. Diese Ruhe, dieser Friede und diese Hingabe sind die rechte Atmosphäre, damit alles übrige kommen kann – Wissen, Stärke, Ananda. Lass sie vollkommen werden.

Sie dauert während der Arbeit deshalb noch nicht an, da diese noch auf das eigentliche Mental beschränkt ist, das gerade eben die Gabe des Schweigens empfangen hat. Erst wenn das neue Bewusstsein voll geformt ist und von der vitalen Natur und dem physischen Wesen gänzlich Besitz ergriffen hat (das Vital wird bislang vom Schweigen lediglich berührt oder beherrscht, es hat aber noch nicht Besitz von ihm ergriffen), wird diese Unzulänglichkeit aufhören.

Das ruhige Bewusstsein des Friedens, das jetzt in deinem Mental ist, sollte nicht nur still, sondern auch weit werden. Du musst es überall fühlen, du musst dich selbst in ihm und alles in ihm fühlen. Das wird dir ebenfalls dazu verhelfen, die Stille zur Grundlage der Tätigkeit zu machen.

Je weiter dein Bewusstsein wird, desto fähiger wirst du sein, von oben zu empfangen. Die Shakti wird herabkommen können, sie wird sowohl Stärke und Licht als auch den Frieden in das System [der menschlichen Natur] bringen. Was du als eng und begrenzt in dir empfindest, ist das physische Mental; dieses kann sich nur dann weiten, wenn das umfassendere Bewusstsein, das Licht herabkommen und von der Natur Besitz ergreifen.

Die physische Trägheit, unter der du leidest, wird sich vermutlich erst dann mindern und wird verschwinden, wenn die Stärke von oben in das menschliche System herabgekommen ist.

Bleibe ruhig, öffne dich und rufe die göttliche Shakti, dass sie die Stille und den Frieden festigen, das Bewusstsein weiten und ihm so viel Licht und Macht bringen möge, wie es gegenwärtig empfangen und assimilieren kann.

Achte darauf, nicht übereifrig zu sein, da dies die Ruhe und das Gleichgewicht erneut stören könnte, nachdem sie in der vitalen Natur bereits gefestigt waren.

Habe Vertrauen in das endgültige Ergebnis und lass der [Göttlichen] Macht etwas Zeit, ihre Arbeit zu tun.

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Strebe, konzentriere dich in der rechten Haltung, und welcher Art auch immer die Schwierigkeiten sind, du wirst mit Sicherheit das dir gesetzte Ziel erreichen.

 

Du musst lernen, im Frieden dahinter und in diesem „etwas Wahreren“ in dir zu leben und musst fühlen, dass du selbst es bist. Du darfst das Übrige nicht als dein wirkliches Selbst betrachten, sondern lediglich als ein Fließen von wechselnden oder wiederkehrenden Bewegungen an der Oberfläche, die mit Sicherheit verschwinden werden, sobald das wahre Selbst auftaucht.

Friede ist die wahre Lösung; die Ablenkung durch harte Arbeit verschafft nur eine zeitweilige Erleichterung, obwohl ein gewisses Maß an Arbeit für das rechte Gleichgewicht der verschiedenen Teile des Wesens notwendig ist. Den Frieden über dir und im Bereich des Kopfes zu fühlen, ist ein erster Schritt; du musst mit ihm verbunden bleiben, er muss in dich herabkommen und dein Mental, dein Leben und deinen Körper erfüllen und dich umgeben, damit du in ihm lebst; denn dieser Friede ist das eine Zeichen der Gegenwart des Göttlichen in dir; und hast du ihn einmal erlangt, wird das Übrige zu kommen beginnen.

Wahrheit in der Rede und Wahrheit im Denken sind sehr wichtig. Je mehr du die Falschheit als nicht zu dir gehörend empfindest, als etwas von außen zu dir Kommendes, umso leichter wird es sein, sie zurückzuweisen und abzulehnen.

Halte durch, und was noch krumm ist, wird begradigt werden; du wirst die Wahrheit der Göttlichen Gegenwart erkennen und sie fortwährend fühlen, und dein Glaube wird durch die direkte Erfahrung gerechtfertigt werden.

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Zuerst strebe und bitte die Mutter um die Ruhe im Mental, um Reinheit, Stille und Frieden, um ein erwachtes Bewusstsein, um die Intensität der Hingabe, um Stärke und spirituelle Fähigkeit und darum, allen inneren und äußeren Schwierigkeiten begegnen und bis zum Ende des Yogaweges durchhalten zu können. Sobald das Bewusstsein erwacht und die Hingabe und Intensität des Strebens vorhanden sind, vermag das Mental – vorausgesetzt, es lernt Ruhe und Frieden – an Wissen zu wachsen.

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Das ist einem wachen Bewusstsein und der Sensitivität des physischen Wesens zuzuschreiben, besonders des vital-physischen.

Es ist gut, wenn das Physische mehr und mehr bewusst wird, es sollte aber nicht von diesen gewöhnlichen menschlichen Reaktionen überwältigt werden, deren es sich bewusst und von denen es stark angegriffen oder erregt wird. Ein kraftvoller Gleichmut und eine kraftvolle Meisterung und Loslösung müssen sich einstellen, sowohl in den Nerven und dem Körper als auch im Mental; dann wird das Physische fähig, diese Dinge zu erkennen und Verbindung zu ihnen aufzunehmen, ohne irgendwelche Störung zu empfinden; es sollte den Druck der Bewegungen in der Atmosphäre erkennen, sich ihrer bewusst sein und sie zurückweisen und hinausstoßen, sie nicht nur spüren und erdulden.

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Die eigenen Schwächen und falschen Bewegungen zu erkennen und sich von ihnen abzuwenden, ist der Weg zur Befreiung.

Es ist eine ausgezeichnete Regel, über niemanden zu richten außer über sich selbst, bis man die Dinge mit einem ruhigen Mental und einem ruhigen Vital betrachten kann. Erlaube auch weder deinem Mental, im Vertrauen auf eine äußere Erscheinungsform sich ein vorschnelles Bild zu machen, noch deinem Vital, auf sie einzuwirken.

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Es gibt einen Ort im inneren Wesen, an dem man immer still bleiben und von wo man mit Ausgeglichenheit und Urteilsvermögen auf die Störungen des Oberflächen-Bewusstseins blicken und darauf einwirken kann, um es zu verändern. Wenn du lernen kannst, in dieser Stille des inneren Wesens zu leben, hast du eine feste Grundlage gefunden.

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Lass dich von diesen Dingen weder erschüttern noch berühren. Das einzig Wichtige ist, in deinem Streben nach dem Göttlichen fest zu bleiben und mit Gleichmut und Losgelöstsein allen Schwierigkeiten und allen Widerständen zu begegnen. Für jene, die ein spirituelles Leben führen wollen, muss das Göttliche immer zuerst kommen, alles andere muss an die zweite Stelle treten.

Bleibe distanziert und betrachte diese Dinge mit der ruhigen inneren Schau desjenigen, der sich innerlich dem Göttlichen geweiht hat.

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Gegenwärtig finden deine Erfahrungen auf der mentalen Ebene statt, aber das ist in Ordnung so. Viele Sadhaks sind zu einem Fortschritt unfähig, weil sie die vitale Ebene öffnen, bevor die mentale [Ebene] und die Seele bereit sind. Nach einem Beginn echter spiritueller Erfahrungen auf der mentalen Ebene findet eine vorzeitige Herabkunft in das Vital statt, die mit großer Verworrenheit und Störung verbunden ist. Davor muss man sich hüten. Noch schlimmer ist es, wenn die vitale Begierden-Seele sich der Erfahrung öffnet, bevor das Mental durch die Dinge des Spirits berührt wurde.

Strebe immer danach, dass das Mental und seelische Wesen sich mit dem wahren Bewusstsein und der wahren Erfahrung füllen und bereit werden. Besonders musst du nach Ruhe streben, nach Frieden, nach einem stillen Glauben und einer immer größeren Weite, nach mehr und mehr Wissen, nach einer tiefen und intensiven, aber ruhigen Weihung.

Lass dich durch deine Umgebung und ihren Widerstand nicht stören. Solche Umstände werden einem zu Beginn oft als eine Art Prüfung auferlegt. Wenn du ruhig und unbeirrt bleiben und deine Sadhana fortsetzen kannst, ohne dich durch diese Umstände innerlich stören zu lassen, wird es dir zu einer dringend benötigten Stärke verhelfen; denn der Pfad des Yoga ist immer mit inneren und äußeren Schwierigkeiten übersät und der Sadhak muss eine ruhige, feste und solide Kraft entwickeln, um ihnen zu begegnen.

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Der innere spirituelle Fortschritt hängt nicht so sehr von äußeren Umständen ab als von der Art, wie wir von innen auf diese reagieren – das war immer ein höchstes Werturteil spiritueller Erfahrung. Daher bestehen wir darauf, die rechte Haltung einzunehmen und sie beizubehalten, wir bestehen auf einem inneren Zustand, der nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist, einem Zustand des Gleichmuts und der Stille – wenn es nicht von Anfang an der eines inneren Glücks sein kann – und darauf, sich immer mehr nach innen zu wenden, von innen nach außen zu blicken, statt an der Oberfläche zu leben, die immer den Erschütterungen und Schlägen des Lebens ausgeliefert sein wird. Allein von diesem inneren Zustand her kann man stärker als das Leben und seine störenden Kräfte sein und hoffen, ihrer Herr zu werden.

Eines der ersten Dinge, die auf dem Weg gelernt werden müssen, ist, innerlich ruhig zu bleiben, den festen Willen zu bewahren, hindurchzugehen und sich durch Schwierigkeiten oder Schwankungen nicht stören oder entmutigen zu lassen. Dies nicht zu tun bedeutet, dass man die Unbeständigkeit des Bewusstseins fördert und Erfahrungen nur unter Schwierigkeiten bewahren kann – eben das, worüber du dich beklagst. Nur wenn du ruhig und stetig nach innen gewandt bleibst, können die Erfahrungen mit einiger Beständigkeit weiterhin stattfinden, obwohl es immer Zeitspannen der Unterbrechung und Schwankung geben wird; doch werden diese, wenn man die richtige Einstellung hat, dann eher zu Zeiten der Assimilierung, in denen die Schwierigkeit sich erschöpft, als zu einem Fehlschlag in der Sadhana. Eine spirituelle Atmosphäre ist wichtiger als äußere Umstände; wenn man diese erhalten und sich auch seine eigene spirituelle Luft schaffen kann, in der man zu atmen und zu leben vermag, ist dies die wahre Voraussetzung für den Fortschritt.

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Um die Göttliche Macht empfangen zu können und sie durch dich in den Dingen des äußeren Lebens wirken zu lassen, gibt es drei erforderliche Voraussetzungen:

1. Ruhe und Gleichmut – sich durch kein Ereignis beunruhigen zu lassen, ein festes und stilles Mental zu bewahren, das Spiel der Kräfte zu betrachten, doch selbst ruhig zu bleiben.

2. Ein absoluter Glaube – ein Glaube, dass das, was zum besten ist, geschehen wird; aber auch der Glaube, dass der durch das Göttliche Licht erhellte Wille das zu Geschehende erkennt – kartavyam karma –, insoweit man sich zu einem wahren Instrument zu machen vermag.

3. Empfangsbereitschaft – die Fähigkeit, die Göttliche Kraft zu empfangen, ihre Gegenwart und die Gegenwart der Mutter darin zu fühlen und ihrem Wirken stattzugeben, damit sie das Sehen, Wollen und Tun lenke. Wenn diese Macht und Gegenwart gefühlt und diese Plastizität zur Gewohnheit des tätigen Bewusstseins wird – Plastizität aber nur gegenüber der Göttlichen Kraft, ohne irgendein fremdes Element hineinzumischen –, ist letztenendes das Ergebnis sicher.

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Gleichmut ist ein sehr wichtiger Teil dieses Yoga; es ist notwendig, bei Schmerz und Leiden Gleichmut zu bewahren – damit ist gemeint, sie stark und still zu ertragen und nicht rastlos, beunruhigt oder niedergeschlagen zu sein –, und es bedeutet, mit stetem Glauben an den Göttlichen Willen vorwärtszuschreiten. Gleichmut aber heißt nicht träge Hinnahme. Wenn zum Beispiel ein Bemühen in der Sadhana zeitweilig fehlschlägt, hat man den Gleichmut zu bewahren und nicht besorgt oder bedrückt zu sein; doch darf man den Fehlschlag nicht als Zeichen des Göttlichen Willens betrachten und die Bemühung aufgeben. Du solltest vielmehr den Grund und die Bedeutung des Fehlschlags ausfindig machen und voller Glauben auf den Sieg zuschreiten. Ebenso ist es mit der Krankheit – du darfst nicht besorgt, erschüttert oder beunruhigt sein, du darfst die Krankheit nicht als Göttlichen Willen hinnehmen, sondern musst sie vielmehr als eine Unvollkommenheit des Körpers betrachten, von der du dich zu befreien hast, so wie du dich von mentalen Unvollkommenheiten oder mentalen Irrtümern zu befreien suchst.

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