Griechischer Zauber

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

KAPITEL VIER

Später an diesem Abend klingelte Keira an der Wohnungstür ihrer Mutter. Einen Moment danach wurde die Tür geöffnet. Aber es war nicht Mallory, die dort stand. Sondern es war Bryn.

„Ich bin VERLOBT!“, kreischte Bryn.

Keira blinzelte, als ihre Schwester ihre linke Hand hochhielt und einen riesigen, glitzernden Diamantring vorzeigte. Ihr Grinsen war größer als je zuvor, als sie gespannt dort stand und darauf wartete, dass Keira etwas sagte. Aber Keira blinzelte immer noch.

„Oh“, war alles, was sie hinkriegte.

Bryns Gesichtsausdruck veränderte sich vom Hochgefühl zu Schmerz, als die Tür vollständig geöffnet wurde und Felix hinter ihr erschien. Er rollte mit seinen Augen.

„Sie sollte das eigentlich beim Abendessen verkünden“, sagte er und lächelte Bryn mit einer liebevollen und gleichzeitig väterlich ernsthaften Art an.

„Ich konnte einfach nicht abwarten“, antwortete Bryn und sah ihn mit ihren großen Kulleraugen an.

Keira runzelte die Stirn.

Felix wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder Keira zu. „Willkommen zurück“, sagte er. „Komm rein und raus aus der Kälte.“

Keira trat ein. Aus der Küche konnte sie hören, wie Mallory rief: „Ist das Keira?“

„JA!“, rief Bryn laut über ihre Schulter, bevor sie sich sofort wieder ihrer Schwester zuwandte: „Also? Willst du gar nichts sagen?“, forderte sie testend. „Herzlichen Glückwunsch, zum Beispiel?“

„Natürlich“, sagte Keira, die sich aus ihrem verblüfften Tagtraum zurück in die Gegenwart holte. „Herzlichen Glückwunsch, für euch beide.“ Sie küsste sie nacheinander auf die Wangen. „Ich bin nur so geschockt. Es kommt so … plötzlich.“

Bryn kniff die Augen zusammen. „Sagt das Mädchen, das sich jeden Monat neu verliebt.“

„Sei nett“, warnte Felix sie. Er wandte sich an Keira und fügte hinzu: „Ich weiß, es sieht etwas überstürzt aus, aber ich werde ja nicht jünger.“

Das kannst du laut sagen, dachte Keira.

In dem Moment kam Mallory mit einer großen Auflaufform aus der Küche. Ihre Haare waren ein wildes Durcheinander und sie sah genauso zerstreut aus wie immer.

„Abendessen“, erklärte sie. „Setzt euch bitte alle hin.“

Keira legte schnell ihre Jacke ab und setzte sich an ihren Platz an den Tisch. Mallory schob einen Teller mit Nudeln mit Käsesauce, Salat und Knoblauchbrot in ihre Richtung.

„Danke, Mom“, sagte Keira und nahm ihren Teller. „Und, hallo.“

„Ja, ja, hallo, mein Schatz“, antwortete Mallory und ihre Aufmerksamkeit galt bereits der nächsten Portion Essen, die sie für Felix auftat. „Große Neuigkeiten, hey? Ich hätte nie gedacht, dass deine Schwester zuerst heiraten würde.“

„MOM!“, riefen beide Swanson Schwestern gleichzeitig laut.

„Nun, ihr könnt mich nicht beschuldigen“, antwortete Mallory und fuhr in ihrer normalen abrupten, taktlosen Art fort. „Keira war immer mehr der häusliche Typ und sie war ja auch lange genug mit Zach zusammen. Ich dachte, Bryn, dass du nicht heiraten wolltest, wegen der Dinge, die zwischen mir und eurem Vater passiert sind.“

„Oh, Mutter, bitte“, schnauzte Bryn und nahm den Teller, den Mallory ihr hinhielt. „Wir werden das Abendessen zu Ehren meiner Verlobung nicht zu einer Mitleidsparty für deine Scheidung machen.“

Mallory stieß ein erbärmliches Seufzen aus.

„Ich denke, was Bryn sagen möchte“, sagte Felix in seiner ruhigen väterlichen Art, „ist, dass wir sehr glücklich sind, mit euch beiden zu feiern und dass wir hoffen, dass ihr unsere Freude und Aufregung mit uns teilen könnt.“

Keira konnte nicht anders, als ein Prusten des Spottes auszustoßen. Sie hatte nichts gegen Felix als Person, aber der Fakt, dass er mit ihrer Schwester ausging – nein, sie sogar heiratete – einem Mädchen, das nur halb so alt war wie er, minderte definitiv ihren Eindruck von ihm. Wenn man dann Bryns offensichtliche Vater-Probleme mit in den Mix warf, wurde Keira von der Sache noch schlechter.

„Ja“, stimmte Bryn zu und wandte ihre Aufmerksamkeit an Keira: „Und ich habe gehofft, dass du meine erste Brautjungfer wirst.“

Keira erstickte fast an ihrer Gurke. „Wirklich?“

„Wen würde ich sonst fragen?“, antwortete Bryn.

Keira war ehrlich gerührt, dass ihre Schwester sie als ihre erste Brautjungfer haben wollte. Sie entschied sich, ihre eigene Meinung beiseite zu legen und sich für Bryn zu freuen. Es war schließlich ihr Leben. Wenn Sie es wirklich mit einem über sechzigjährigem Vater-Ersatz verbringen wollte, dann ging es wirklich nur sie selbst etwas an.

„Das würde ich liebend gern tun“, sagte Keira zu ihr. „Vielen Dank.“

Bryn lächelte, offensichtlich glücklich, dass Keira akzeptiert hatte. Dann schaltete sie sofort in ihren herumkommandierenden Modus um: „Also, du musst deiner Arbeit sagen, dass du vorläufig für keine weiteren Aufträge reisen kannst. Du kannst nicht alle fünf Minuten das Land verlassen. Ich brauche meine erste Brautjungfer zum Anprobieren von Kleidern, zum Kuchen testen und Veranstaltungsort buchen. Ich werde nicht zulassen, dass du meine Hochzeit ruinierst.“

Sie zwinkerte, aber Keira wusste, dass es nur ein halber Witz war.

„Wo wir gerade von Aufträgen sprechen“, sagte Mallory, „wie war deine letzte Reise? Dein schwedisches Weihnachtsfest?“

Keira bemerkte einen Anflug von Unzufriedenheit in der Stimme ihrer Mutter. Die Tatsache, dass Keira das Weihnachtsfest im Ausland verbracht hatte, musste ihr mehr ausgemacht haben, als sie zugeben wollte.

„Es war wirklich großartig“, erzählte ihr Keira. „Ich hatte eine fantastische Zeit.“

„Nun, dann muss er wohl der Richtige sein, wenn er dich an Weihnachten von deiner armen Mutter fernhalten kann“, sagte Mallory mit ihrer wehleidigen Stimme.

Keira stocherte mit ihrer Gabel in ihrem Essen herum. „Ehrlich gesagt … haben wir Schluss gemacht.“

„Was?“, rief Mallory überrascht. „Aber ich dachte … ,aber du warst …“ Endlich legte sie ihre Gabel hin. Sie stieß dabei gegen das Porzellan. „Oh, großer Gott, Keira. Wann wirst du mit all dieser Dummheit endlich aufhören?“

„Entschuldige bitte?“, fragte Keira überrascht.

„Ich möchte nur, dass du endlich jemanden findest“, antwortete Mallory. „Du triffst andauernd diese fantastischen Männer, aber es ist niemals wirklich richtig. Niemals gut genug. Wann wirst du dich endlich niederlassen? Das ist doch, was alle tun.“

Keira schüttelte ihren Kopf. Ihre geschiedene Mutter war wirklich nicht die beste Person, von der sie Rat für Beziehungen annehmen sollte.

Aber Mallorys kleine Tirade war noch nicht vorbei. Sie wandte sich an Felix.

„Hast du irgendwelche Single-Freunde für meine Tochter?“, fragte sie. „Jetzt, da es so gut bei euch Beiden geklappt hat.“

„MOM!“ heulte Keira und spuckte fast einen Mund voll Essen aus.

„Mein Trauzeuge ist alleinstehend“, sagte Felix und seine Augen glitzerten frech. „Wir sind Freunde seit der Oberschule.“

Es war Keira klar, dass er sie nur aufziehen wollte und nur zum Spaß auf Mallorys Vorschlag einging, aber sie konnte nicht anders, als eine gewisse Abscheu bei dem Gedanken zu fühlen.

„Seit der Oberschule?“, wiederholte sie. „Also für die letzten einhundert Jahre, mehr oder weniger?“

Felix nahm die Spöttelei leichten Herzens hin und kicherte ein bisschen. Von der anderen Seite des Tisches blitzte Bryns Handy. Keira sah zu ihr hinüber.

„Hast du gerade ein Foto von mir gemacht?“, wollte sie wissen.

„Du siehst gut aus“, antwortete Bryn und zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, ich könnte es zu Nathan schicken, Felix Trauzeuge.“

„Wage es ja nicht!“, schrie Keira und sprang vom Tisch auf, um Bryns Handy zu greifen. Aber ihre Schwester schützte es mit ihrem Körper und ließ Keira wild um sich schlagen. „Ich gehe auf keine Verabredung mit einem Opa!“

Der leichtfertige Moment endete mit Keiras Worten.

Bryn räusperte sich und sah unbeeindruckt aus. „Ich habe nur Spaß gemacht.“

Mallory rutschte verlegen auf ihrem Sitz hin und her. An der anderen Seite des Tisches konnte Felix den Ausdruck der Beleidigung auf seinem Gesicht nicht verbergen.

„Es tut mir leid“, sagte Keira und sank zurück auf ihren Stuhl. „Das ging zu weit. Das habe ich nicht gemeint. Ich bin im Moment nur ein bisschen empfindlich, wenn es darum geht, dass Leute mir mein Liebesleben diktieren wollen.“

Sie dachte an Elliot und seine offenkundige Missbilligung darüber, wie sie die Dinge mit Milo beendet hatte und nicht zuletzt an Mallorys bizarren Ausbruch ein paar Minuten zuvor. Es machte sie traurig, dass ihre eigene Mutter so besorgt darüber war, dass sie sich niederließ und dass Elliot so überzeugt davon schien, dass ihre Leser es hassen würden, wie sie die Dinge mit Milo im Sand verlaufen ließ. Sie war so selbstsicher und so selbstbewusst in ihren Handlungen gewesen, aber die Meinungen all derer um sie herum, begannen sie langsam zum Wanken zu bringen. Sie erinnerte sich daran, dass jede Beziehung anders war und dass jedermanns Reise der Liebe anders aussah.

 

Am Tisch herrschte eine lange unangenehme Stille und alle stocherten finster in ihrem Essen herum.

„Wie ist die Wohnung?“, fragte Bryn endlich.

Keira war dankbar für die Rettungsleine, die ihre Schwester ihr zuwarf. „Beflügelnd“, antwortete sie. „Ehrlich gesagt, leer, wäre eine akkuratere Beschreibung. Ich habe es nur geschafft, eine Matratze anliefern zu lassen, während ich weg war. Der Rest meiner Kisten und Sachen ist noch hier.“

„Brauchst du Möbel?“, fragte Bryn. „Ich bin jetzt eine Expertin beim Möbel kaufen und würde dir gerne helfen.“

„Das würdest du tun?“, fragte Keira, froh, dass ihre Schwester nicht nachtragend war. Sie ließ sie ziemlich ungeschoren davonkommen und Keira fragte sich, ob sie wohl in der Zukunft noch eine Standpauke erwarten würde. „Das wäre wirklich schön.“

„Cool. Lass uns morgen nach der Arbeit in ein Geschäft gehen“, sagte Bryn.

Keira nickte. „Danke dir, Schwesterherz.“

„Kein Problem“, antwortete Bryn, „und keine Sorge, mein Geschmack ist sehr modern. Sehr jung. Nicht altmodisch. Nicht veraltet. Nichts annähernd Großväterliches an meinem Geschmack.“

Keira zog ihre Wangen ein und atmete tief durch. Natürlich. Das war Bryn. Sie würde Keira nicht einfach so mit dem Opa-Kommentar davonkommen lassen.

KAPITEL FÜNF

Anstatt von ihrem Wecker wurde Keira am nächsten Morgen von ihrem Handy geweckt, das unaufhörlich klingelte und sie aus ihrem Schlummer riss. Sie drehte sich auf der Matratze um und griff nach ihrem Telefon, welches auf dem Fußboden neben ihr lag und ans Ladegerät angeschlossen war. Elliots Name blinkte vor ihr auf. Es war schon wieder ein persönlicher Anruf, nicht von der Viatorum Büroleitung, sondern von seiner privaten Nummer.

Keira stöhnte, als sie sah, dass es noch nicht einmal sechs Uhr morgens war. Sie war daran gewöhnt früh zu arbeiten, insbesondere wenn sie unterwegs auf Reisen war, aber Elliot schien die professionellen Grenzen mehr und mehr zu überschreiten.

Keira drückte den grünen Knopf.

„Warst du heute schon online?“, fragte Elliot sofort, bevor Keira überhaupt eine Chance hatte zu sprechen.

„Ich habe noch nicht einmal meine Vorhänge geöffnet“, antwortete Keira trocken, „also, nein, noch nicht. Warum?“

Elliots Stimme klang laut durch die Leitung, schnell und irgendwie manisch. „Es ist dein Artikel, Keira. Die online Version ist um Mitternacht live gegangen. Es ist ein Hit! Was sagen die Leute heutzutage … Es ist wie ein Lauffeuer!“

Keira setzte sich in ihrem Bett auf. Sie war jetzt hellwach. „Wirklich?“

„Ich hätte dich niemals anzweifeln sollen“, fuhr Elliot fort. „Du kennst deine Leser wirklich. Ich vermute die heterosexuelle, weibliche, fünfundzwanzig-plus Demografie ist heutzutage nicht mehr so geradeheraus, wie es einmal war.“

Keira musste sich zurückhalten, nicht zu sagen: „Das habe ich dir doch gleich gesagt“. Aber selbst wenn sie es gewollt hätte, sie hätte keine Chance gehabt; Elliot sprach immer noch rasend schnell.

„Ich möchte, dass du zusagst, einige extra Stunden zu arbeiten. Wir haben einen wirklich anspruchsvollen Zeitplan. Keine Sorge. Ich werde dich großzügig dafür belohnen. Wir können über eine Gehaltserhöhung sprechen, wenn sich die Dinge ein bisschen gelegt haben, aber für den Moment reiten wir erst einmal die Welle, in Ordnung?“

„Welche Welle?“, fragte Keira mit gerunzelter Stirn.

„Die Medien haben deinen Artikel aufgegriffen. Sie lieben den Romantik-Guru. Alle wollen die echte Person hinter den Geschichten kennenlernen. Das Telefon hat nicht aufgehört zu klingeln. Talkshows wollen dich buchen, deshalb rufe ich dich auch von meiner privaten Nummer an; ich will die Büronummer nicht blockieren.“

Keira schüttelte ihren Kopf und rieb sich mit den Händen über die Augen. „Meinst du das ernst?“, fragte sie. Wie immer war ihr erster Instinkt Angst. Wenn Elliot Chancen und Möglichkeiten sah, sah sie Scheinwerfer und Prüfstand.

„Wenn es um Viatorum geht, mache ich keine Witze“, antwortete Elliot. „Kannst du bitte so schnell wie möglich ins Büro kommen? Wir haben so viel zu tun. Heather organisiert gerade die Pressetour.“

Keira war sprachlos. Es sah nicht so aus, als hätte sie sehr viel Wahl in dieser Angelegenheit und vielleicht war das auch gut so. Wenn ihr Instinkt ihr sagte wegzurennen, dann musste sie dies wirklich bekämpfen. Es gab keinen besseren Weg, ihre Unabhängigkeit zu erreichen, als allein vor der Welt zu stehen und ihre Geschichte zu erzählen! Außerdem, sollte sie jemals von der Firma weggehen und es allein versuchen wollen, würde sie wesentlich erfolgreicher sein, wenn sie bereits eine große Fangemeinschaft und einen größeren Bekanntheitsgrad hatte, als würde sie einfach kündigen. Und außerdem, dachte Keira ein wenig gerissen, konnte sie dies als Druckmittel benutzen, um in der Zukunft ihre Gehaltserhöhung durchzusetzen.

„Ich bin gleich auf dem Weg“, sagte sie zu Elliot.

Sie legte auf, sprang von ihrer Matratze auf und eilte hinüber zu ihrem Koffer, der noch immer alle ihre Sachen beinhaltete. Ohne Schubfächer oder einen Schrank, in den sie irgendetwas hineinlegen konnte, wollte Keira gestern Abend nichts ihrer Dinge von Mallory mitnehmen, sondern hatte sich entschieden, dass dies bis nach ihrer Einkaufstour mit Bryn warten konnte. Jetzt bedauerte sie es ein bisschen. Sie hatte nichts wirklich Geschäftsmäßiges zum Anziehen. Selbst wenn sie nur in ihr normales Büro an ihren normalen Schreibtisch zu ihren normalen Kollegen gehen würde, wollte sie sich heute doch ein bisschen besser präsentieren als sonst. Vielleicht würde sie heute Abend mit Bryn nicht nur Möbel, sondern auch ein paar neue Outfits kaufen.

Sobald sie angezogen war, eilte sie zur Tür. Als sie losging, begann ihr Telefon mit Textnachrichten von Freunden und Familie zu piepsen. Sie mussten alle gerade aufgestanden sein und bemerkt haben, dass sie auf allen sozialen Medien vertreten war.

Wann bist du denn berühmt geworden?, kam eine SMS von Shelby.

Schwester, du bist ein Star!!, schrieb Bryn. Gefolgt von: Stiehl mir lieber nicht die Show auf meiner eigenen Hochzeit!!

Keira lächelte in sich hinein, als noch mehr Nachrichten ankamen.

Das ist es also, was ich falsch gemacht habe? Ich hätte es auf die „skandinavische Art“ machen sollen?, schrieb Maxime.

Skandinavische Liebe klingt großartig und alles, aber ich möchte irgendwann Enkelkinder haben, mein Schatz, es muss also irgendwann auch mal eine feste Bindung geben, schrieb Mallory.

Keira rollte mit den Augen und lachte in sich hinein.

Sogar Felix schrieb eine unterstützende Nachricht, obwohl Keira vermutete, dass er nicht einmal ein Profil in einem sozialen Netzwerk hatte und Bryn ihn gedrängt hatte, er solle dies tun.

Sie lächelte, als sie aus ihrer Wohnung hinaus in Richtung U-Bahn eilte.

„Hallo! Romantik-Guru!“, rief jemand.

Sie drehte sich um und sah den Kaffeeverkäufer in seinem kleinen Wagen.

„Ich habe deinen Kaffee für dich fertig! Karamell Latte mit Sahne!“

Er winkte ihr mit einem extra großen Kaffeebecher zu. Keira grinste und ging zu ihm hinüber.

„Danke“, lachte sie und griff in ihre Tasche, um ihr Geld herauszuholen.

„Der geht aufs Haus“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Erzähle einfach allen, dass du deinen Kaffee bei Bobby holst, in Ordnung?“

„Das werde ich“, sagte Keira und nahm den Kaffee.

Wenn sie nur einen einzigen Vorteil aus dieser ganzen Berühmtheit haben würde, war kostenloser Kaffee nichts, worüber man sich beschweren könnte.

Keira ging mit ihrem Kaffee in der Hand in Richtung U-Bahn. Endlich hatte sie die Möglichkeit, selbst auf ihrem Telefon nachzusehen, was alle über sie gelesen hatten. In allen ihren sozialen Netzwerken gab es positive Bemerkungen über ihren Artikel. Sie alle hatten tausende und tausende von Kommentaren darunter von Frauen, die von ihrer Geschichte inspiriert und ermutigt worden waren. Frauen, die dafür belächelt worden waren, ihre Verlobung zu beenden, manche, die ihren Partner wegen eines Jobs verloren hatten, wegen der Entfernung, wegen Unstimmigkeiten über Geld und Karriere. Sie hatte keine Ahnung, dass sich so viele Menschen wegen ihres Pechs in der Liebe isoliert fühlten und dass sie unbeabsichtigt eine Gemeinschaft geschaffen hatte, in der sie sich in der Lage fühlten, miteinander darüber zu sprechen und ihre Geschichten zu teilen.

Als sie ihre Arbeits-E-Mails prüfte, war sie schockiert zu sehen, dass einige Journalisten es geschafft hatten, sie direkt zu kontaktieren, anstatt über Heather, die Sekretärin zu gehen und sie hatte eine Reihe von Anfragen für Auftritte und Ratschläge.

Immer wieder tauchte der Begriff „die skandinavische Art“ überall auf. Alle taten so, als hätte sie die Glühbirne erfunden und sie wollte keine Anerkennung für etwas bekommen, dass sie einfach nur beobachtet hatte. Es war nicht ihre Absicht gewesen, einen Trend zu starten oder berühmt zu werden.

Während sie in der U-Bahn hin und her geschubst wurde, konnte Keira kaum glauben, was sie las oder was passierte. Sie war gerührt und überwältigt von allem.

Und nur um die Dinge noch emotionaler zu machen, als sie ohnehin schon waren, kam jetzt auch noch eine Nachricht von Milo auf ihrem Telefon an. Sie zögerte nicht eine Sekunde, bevor sie sie öffnete.

Großartiger Artikel! Ich bin so stolz auf dich!

Keira grinste in sich hinein. Nicht weil Milo stolz auf sie war, sondern weil sie zwar froh war, dass er ihre Arbeit mochte, aber weil es sich zum ersten Mal, nachdem sie einen Mann getroffen hatte und mit ihm Schluss gemacht hatte, nicht so anfühlte, als würde ihr Herz brechen, wenn sie eine Nachricht von ihm las.

Sie schrieb schnell zurück, Danke dir! Habe im Moment viel zu tun, melde mich bald.

Dann fuhr sie weiter bis zur Arbeit; ihr Kopf rauchte vor Aufregung.

*

Keira betrat das Büro und fand Hektik vor. Das Telefon klingelte ununterbrochen und überall liefen Leute hin und her. Elliot kam sofort grinsend aus seinem Büro und führte Keira in den Konferenzraum, noch bevor sie eine Chance hatte durchzuatmen.

Sie ging hinein und sah, dass der Raum voll von Menschen war, die sie nicht kannte.

„Oh … Hallo“, sagte sie zögerlich, als Elliot einen Stuhl für sie heranzog.

„Keira, wie wunderbar Sie kennenzulernen“, sagte ein Mann mit kastanienbraunem Haar. „Ich bin Rick, Ihr neuer Pressesprecher. Das ist Sally.“ Er zeigte auf eine Frau mit lockigem Haar und leuchtend rotem Lippenstift, die neben ihm saß. „Sie ist meine Assistentin und wird Ihren Zeitplan managen.“

„Wirklich schön Sie kennenzulernen“, sagte Keira und schüttelte nacheinander ihre Hände. „Und alle anderen?“

„Das neue Editorenteam!“ Elliot strahlte und breitete seine Arme weit aus.

„Team?“, fragte Keira. Bis jetzt war Nina die Editorin für Viatorum gewesen, als die Dinge dann besser liefen, hatte sie eine Gruppe von Praktikanten gehabt, die ihr assistierten, aber nichts wie das hier, nichts Professionelles. Dann bemerkte Keira, dass Nina nicht mit dem Rest des Editorenteams um den Tisch saß. „Wo ist Nina?“

„An ihrem Schreibtisch“, sagte Elliot einfach, fast so, als wäre es eine sehr bizarre Frage zu stellen.

„Aber sie ist immer noch Editorin, nicht wahr?“, fragte Keira. Der Gedanke, dass ihre Freundin wegen ihres Erfolges degradiert werden könnte, war ihr eher unangenehm.

„Selbstverständlich“, sagte Elliot. „Sie ist die Editorin für die gedruckte Variante des Magazins. Welche inzwischen nur noch 10 % unserer Verkaufszahlen ausmacht. Alles dreht sich jetzt um das Internetteam, die Online-Abos und die Artikel im Format passend für soziale Netzwerke. Das ist es, worum sich das neue Team von jetzt an kümmern wird.“

Keira sah zwischen den ihr unbekannten Gesichtern hin und her. Es fühlte sich seltsam an, dass Elliot nicht daran gedacht hatte, irgendjemanden von den Leuten, die er bereits im Büro hatte, zu befördern oder Nina das Online-Editorenteam leiten zu lassen. Es fühlte sich unfair an. Sie verstand, dass Elliot die besten und klügsten Leute haben wollte, die Geld kaufen konnte, aber sie wäre niemals so weit gekommen, hätte nicht jemals jemand ein Risiko mit ihr auf sich genommen.

 

Rick räusperte sich: „Sollen wir uns an die Arbeit machen? Sally, können Sie Keira bitte eine Übersicht über ihre öffentlichen Auftritte geben?“

Sally wirkte wie eine noch effizientere Version von Heather, wenn eine solche Person überhaupt existieren konnte, denn sie schien Ricks Frage geahnt zu haben und wandte ihre Aufmerksamkeit jetzt einem ordentlichen Notizblock, der vor ihr lag, zu.

„Breakfast New York, News 24, Daily Roundup, Good Morning USA, Helen & Phil am Morgen, Katie & Joe am Abend …“

Als sie Sally zuhörte, wie sie die Aufzählung herunterrasselte, wurde Keira immer verwirrter. Alle diese Talkshows und neuen Organisationen wollten, dass sie bei ihnen auftrat? Ihre Nerven lagen blank.

„Sind Sie gut mit Pressearbeit?“, fragte Rick, als Sally endlich fertig war, die Fernsehauftritte aufzulisten.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete ihm Keira. „Ich war noch nie im Fernsehen.“

„Das macht nichts“, sagte Rick mit seinem sachlichen, geschäftlichen Tonfall. „Ich bringe es Ihnen bei. Sally, buchen Sie Keira für morgen früh bei „Helen und Phil am Morgen“ ein. Es ist eine großartige Anfängershow. Die Interviews sind kurz und ziemlich locker. Und was am wichtigsten ist, sie werden aufgezeichnet. Also eine WIN-WIN-Situation. Wir werden live gehen, wenn wir wissen, wie Sie sich dort geschlagen haben, also Sally, buchen Sie die Nachmittagstermine entsprechend.“

Sally verschwendete keine einzige Sekunde. Sie hatte sofort ihr Handy am Ohr und begann nach wenigen Momenten schnell hinein zu sprechen. Keira konnte kaum fassen, wie schnell alles auf einmal passierte. Sie sah zu Elliot hinüber, der wie eine Grinsekatze aussah und ganz offensichtlich den plötzlichen Anstieg an Tempo und Druck liebte. Anders als Keira, blühte er mit dieser Art Dingen auf. Aber Keira fühlte sich ein bisschen wie ein Spielball in einem Spiel. Sie fühlte sich immer so, wenn es um Viatorum ging, sogar schon vorher, als es nur Elliot und Nina gewesen waren, die die Entscheidungen trafen. Aber jetzt hatte sie ein ganzes Team von Leuten, die ihr Leben planten und das fühlte sich noch schlimmer an.

„Wir beginnen lieber gleich mit dem Training“, sagte Rick dann, klappte seine Papiere zu und stand auf.

„Ich muss heute um fünf Uhr los“, platzte Keira plötzlich heraus. „Ich habe vor, mit meiner Schwester einkaufen zu gehen.“

Alle hielten inne und sahen sie misstrauisch an.

„Oh, ja, natürlich“, sagte Rick und strich seine Jacke glatt.

Keira erkannte sofort, dass sie alle erwartet hatten, dass sie ihre komplette Freizeit aufgab und dass sie keinerlei Gedanken daran verschwendet hatten, was sie vielleicht wollte. Sie waren einfach alle davon ausgegangen, dass sie mitmachte, ihren Anweisungen folgte und keinerlei eigenen Input haben würde.

Rick sah Sally an. „Stellen Sie sicher, dass wir um fünf Uhr fertig sind.“

Sally nickte.

Da die Versammlung vorbei war, stand das neue Editorenteam auf, um den Konferenzraum zu verlassen. Keira wollte auch gerade gehen, als Elliot sie ansprach:

„Kann ich einen Moment deiner Zeit stehlen, Keira? Privat?“

Keira sah Rick an, der die Person zu sein schien, die hier neuerdings die Entscheidungen traf.

„Natürlich“, sagte er sogar noch steifer als vorher, als sie gesagt hatte, dass sie um fünf Uhr gehen wollte.

Alle verließen den Raum und es waren nur noch Elliot und Keira übrig.

„Was ist los?“, fragte sie ihn.

„Ich weiß, es ist alles ein bisschen viel“, begann Elliot. „Dein Artikel hat ein bisschen für Aufruhr gesorgt.“

„Unter den Mitarbeitern?“

„Oh, das ist mir egal“, sagte Elliot. „Eifersucht kann eine tolle Motivation sein. Nein, ich meine Aufruhr unter unseren Werbekunden.“

„Oh“, sagte Keira ein kleines bisschen verwirrt. „Was soll das heißen?“

„Es heißt, dass sie gewillt sind, wesentlich größere Summen zu zahlen, um in Viatorum zu erscheinen als bisher. Ich meine, es gibt einen Gebote-Krieg für Werbeplatz in unserer nächsten Ausgabe und auf unserer Webseite. Wir bekommen sehr viel Aufmerksamkeit.“

„Das ist großartig“, sagte Keira. „Was hat das mit mir zu tun?“

Elliot lachte. „Du bist nicht sonderlich geschäftstüchtig, nicht wahr, Keira?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist ein Grund, warum ich Autorin geworden bin.“

„Das stimmt wohl.“ Er kicherte wieder. „Keira, was ich sagen will, ist, du bringst erhöhten Umsatz in die Firma. Du verdienst eine Belohnung.“

Es begann, zu ihr durchzusickern. „Du meinst so etwas wie einen Bonus?“

„Das ist genau, was ich meine.“ Er griff in seine Tasche und zog ein Stück Papier hervor, welches er dann über den Glastisch zu Keira schob.

Sie griff danach. Es war ein Scheck. Keira lass die Summe.

„Fünfhundert Dollar? Danke, das wird meine neuen Möbel bezahlen.“

Elliot runzelte die Stirn. „Nein, Keira. Es sind fünftausend Dollar.“

Keira verschluckte sich fast. Sie musste den Scheck ein zweites Mal ansehen. In der Tat war die Summe, die darauf stand Fünftausend, nicht Fünfhundert.

„Wow. Nun … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vielen Dank.“

Elliot nickte. „Wenn du weiter so machst, Keira, gibt es haufenweise mehr davon, dort wo der hier herkam.“

Triumphierend faltete Keira den Scheck und schob ihn in ihre Tasche. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, ein Lauffeuer gestartet zu haben. Obwohl der Gedanke im Fernsehen aufzutreten, Angst in ihr auslöste, schaffte es der Scheck in ihrer Tasche mit Sicherheit, sie ein kleines bisschen zu mildern.

To koniec darmowego fragmentu. Czy chcesz czytać dalej?