Old Home, New Love

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Z serii: Glades #1
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3

Seufzend sitze ich auf meinem Bett und sehe mich in meinem ehemaligen Zimmer um. Aber was heißt ehemalig?

Bis vor zwei Jahren habe ich hier gewohnt und auch während meiner Besuche schlafe ich immer wieder hier. Und genauso werde ich nun wahrscheinlich die nächsten Tage hier verbringen, damit ich mich um die neue Werbung für das Hotel kümmern kann.

„Oh Mann“, entfährt es mir, während mein Blick zu dem Fenster wandert und ich das Hotel betrachte, welches sich auf dem Nachbargrundstück befindet.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie es als Kind für mich hier war. Ich habe stundenlang in der Hotelküche gesessen, Hausaufgaben gemacht und neue Gerichte probiert, die von den Angestellten ausprobiert wurden. Heimlich haben mir die beiden Köche auch immer bei den schwierigen Aufgaben geholfen, damit ich nicht ewig an den Hausaufgaben sitzen musste.

Als ich jedoch älter wurde, war ich immer seltener dort, bis ich irgendwann das Interesse daran verloren habe, bis ich mich irgendwann überhaupt nicht mehr dort habe blicken lassen.

„Du solltest rübergehen und es dir ansehen“, ertönt die Stimme meiner Oma hinter mir. „Ich, und auch meine Eltern, haben es vorgezogen, immer mal wieder etwas renovieren zu lassen. Deine Mutter macht allerdings alles auf einmal. Allerdings finde ich das gut. So stören die Handwerker wenigstens nicht die Gäste.“

Nachdenklich sehe ich in ihre Richtung. Mit langsamen Schritten kommt sie in das Zimmer und lässt sich dann auf die Kante meines Bettes sinken.

„Was ist?“, frage ich sie schließlich, als sie auch nach einer Ewigkeit keine Anstalten gemacht hat, etwas von sich zu geben.

Stattdessen hat sie mich sekundenlang nur nachdenklich angesehen, was ein merkwürdiges Gefühl in mir hervorruft.

„Es tut mir leid. Ich habe es euch wirklich gewünscht.“

„Was?“

Ich kann nicht für mich behalten, dass ich keine Ahnung habe, wovon sie gerade spricht. Um das noch einmal deutlich zu machen, ziehe ich meine Augenbrauen ein Stück nach oben.

„Dass du dich von Anthony getrennt hast. Auch ich war mal jung, daher weiß ich, dass das nie leicht ist. Egal was der andere angestellt hat.“

„Ich weiß, dass er dich keine Sekunde aus den Augen gelassen hat.“

„Doch, er hat mich aus den Augen gelassen. Und zwar in den Momenten, in dem er seinen Schwanz in eine andere gesteckt hat.“

Kaum habe ich ausgesprochen wird mir bewusst, was ich da gerade gesagt habe und vor allem, wie ich es von mir gegeben habe. Daher lächle ich meine Großmutter schnell an.

„Sorry“, murmle ich.

„Kein Problem. Du bist sauer und das ist normal. An deiner Stelle würde es mir auch so gehen.“

Ich brauche nur daran zu denken, dass ich wirklich nichts gemerkt habe, um erneut sauer zu werden. Und das ist erster Linie auf mich selber!

Eigentlich will ich es nicht. Schließlich gebe ich ihm so noch immer Macht über mich. Doch ich ärgere mich nicht darüber, dass er das gemacht hat. Es wird schon einen Grund haben. Vielmehr ist es die Tatsache, dass ich nichts mitbekommen habe. Und dementsprechend kann ich auch nicht einmal sagen, wie lange er mich schon auf diese Weise vorgeführt hat. Ich habe nur eine vage Vorstellung davon, wie viele Frauen es waren.

„Ich mochte ihn nie, das weißt du. Ich habe von Anfang an gesagt, dass du zu gut für ihn bist. Ein Mann muss Ecken und Kanten haben und er hatte nicht eine einzige. Doch ich habe gehofft, dass ich mich irre.“

Meine Oma sieht mich eindringlich an und zwinkert mir dann zu. Ihre Worte sorgen dafür, dass ich leise lachen muss. Zum Thema Männer hat sie ihre eigenen Ansichten und die vertritt sie auch. Dabei tritt sie vor allem dem einen oder anderen männlichem Wesen gerne mal auf die Füße.

Doch ich weiß, dass es ihr wirklich leidtut, was geschehen ist. Doch ich bin irgendwie froh darüber. So bescheuert das vielleicht auch klingt. Auf diese Weise hat er mir sein wahres Gesicht gezeigt und ich habe nur zwei Jahre meines Lebens an ihn verschwendet und nicht zwanzig.

„Irgendwo da draußen gibt es einen wundervollen Mann, der dich glücklich machen wird.“

„Danke“, gebe ich nur von mir, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt habe.

„Und jetzt komm. Es wird gleich ein Gewitter geben. Da du dich ja eingerichtet hast, kannst du dir jetzt auch drüben alles ansehen. Ich gehe mal davon aus, dass du dir einen Überblick verschaffen musst, was deine Mutter genau geplant hat.“

Mit diesen Worten sieht sie sich im Zimmer um. Meine geöffneten Taschen und Koffer liegen auf dem Boden und auf meinem alten Schreibtisch habe ich ein paar Unterlagen verteilt.

Da ich keine Ahnung hatte, wie lange ich hier bleiben werde, habe ich ein paar Sachen mehr eingepackt, um auf der sicheren Seite zu sein. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich gestern vielleicht schon etwas geahnt habe.

Bei meiner Familie muss man aber auch mit allem rechnen.

Bevor ich noch etwas von mir geben kann, greift sie bereits nach meiner Hand und steht so schnell auf, dass ich kaum hinterherkomme und beinahe vom Bett fliege.

Nachdem wir das Haus verlassen haben, werfe ich einen Blick nach oben. Dabei stelle ich fest, dass sie nicht übertrieben hat. Der Himmel ist nicht einmal mehr grau. Man könnte ihn eher als schwarz bezeichnen. Die Wolken hängen tief und geben jedem zu verstehen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie sich entladen. Und dabei möchte ich nicht darunter stehen.

Gemeinsam gehen wir schnell über den großen Parkplatz. Als wir die Eingangshalle betreten, bleibe ich einen Moment stehen und schaue mich zu allen Seiten hin um.

Früher war sie eher in einem hellen Farbton gehalten, der schon fast ein wenig langweilig wirkte. Nachdem meine Oma es das letzte Mal renoviert hat, glänzt sie nun allerdings in unterschiedlichen hellen und freundlichen Farben. An den Wänden befinden sich bunte Bilder, welches von dem, welches sich hinter der Rezeption befindet und riesig ist, gekrönt wird. In der Mitte befinden sich zwei Palmen, die neben den Pfeilern stehen.

„Ich glaube die Halle ist das einzige, was deine Eltern so lassen wollen“, klärt sie mich auf und führt mich weiter.

Gemeinsam sehen wir uns die Zimmer in den oberen Etagen an, die verändert werden sollen. Und ich muss zugeben, dass sie das auch dringend benötigen. Sie sind nicht mehr das, was man als schön bezeichnen kann.

Die Möbel sind zerkratzt und abgenutzt. Auch die dunkle Farbe an den Wänden muss dringend ausgetauscht werden. Früher war es vielleicht modern, so genau weiß ich das nicht, doch für die heutige Zeit finde ich es nicht mehr schön.

„Du könntest deine Mutter mit den Tapeten helfen. Du weißt, dass sie da kein Händchen für hat.“

Meine Oma verzieht das Gesicht. Ich bin mir sicher, dass sie gerade an die Tapete denkt, die meine Eltern in der Küche hängen haben.

„Das könnte ich.“

„Das wird super. Du wirst ein paar schöne Wochen in deiner Heimat verbringen. Und wenn du nach Gainesville zurückkehrst, hast du einen Plan und weißt, wie es weitergehen soll.“

Kaum hat sie ausgesprochen ertönt das tiefe Grollen des Gewitters, welches draußen losbricht.

Falls ich überhaupt wieder nach Gainesville gehe, denke ich, während ich einen prüfenden Blick durch das Fenster nach draußen werfe, welches mir am nächsten ist.

Ich habe keine Ahnung, woher dieser Gedanke kommt, daher behalte ich ihn auch lieber für mich. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass es nichts gibt, was mich dort hält. Ich habe keinen Freund mehr und auch keinen Job. Eigentlich könnte ich überall von vorne anfangen.

Als wir wieder durch die Eingangshalle gehen, prasselt der Regen auf das Dach, in welchem sich ein paar Fenster befinden, sodass die Halle heller ist. Es regnet erst seit wenigen Minuten, doch bereits jetzt haben sich auf dem Parkplatz riesige Pfützen gebildet, die alles unter Wasser setzen. Die Palmen biegen sich vom Wind zur Seite und die Blitze erhellen den dunklen Himmel.

„Scheiße“, höre ich in der nächsten Sekunde die aufgebrachte Stimme meiner Großmutter.

Sofort gehe ich in die Richtung, aus der ich sie gehört habe. Schließlich entdecke ich sie in die Küche. Sie steht mitten im Raum und hat den Kopf zur Decke gehoben.

„Was ist los?“, erkundige ich mich, da ich es nicht sofort erkenne.

Als ich jedoch näher gehe, sehe ich, dass Wasser von der Decke tropft und vor ihren Füßen auf dem Boden landet.

„Das Dach ist undicht“, murmelt sie ungläubig.

Die Küche befindet sich in einem Anbau, was nur aus dieser Etage besteht. Bis jetzt hat es jedes Gewitter, und es hat schon einige mitgemacht, überlebt. Allerdings ist es nun schon einige Jahre her, ich glaube meine Urgroßeltern waren es, das dieser Anbau errichtet wurde. Da wundert es mich nicht, dass es irgendwann einmal gemacht werden muss.

Auch wenn ich finde, dass dieser Zeitpunkt dafür nicht sehr geeignet ist. Schließlich sind die Renovierungskosten so schon hoch genug.

„Super“, ergänze ich nur, da ich nicht so genau weiß, was ich sagen soll.

Dann gehe ich jedoch an ihr vorbei und ziehe einen großen Suppentopf aus einem der Schränke. Als Nächstes stelle ich ihn an den Ort, sodass das Wasser sich darin sammeln kann und nicht den ganzen Boden unter Wasser setzt.

„Deine Mutter wird nicht sehr begeistert davon sein“, stellt meine Oma fest, während sie die Stelle genauer betrachtet.

„Das glaube ich allerdings auch.“

Ich schaue noch einmal an die Decke. Es ist nicht sonderlich viel Wasser, doch ich kann mir vorstellen, dass es dennoch einen großen Schaden anrichten kann, wenn es nicht so schnell wie möglich behoben wird.

 

„Morgen muss direkt der Dachdecker kommen und sich das ansehen. Heute ist es leider schon zu spät“, stelle ich fest, nachdem ich die Uhrzeit überprüft hat.

Es ist bereits nach neunzehn Uhr und die meisten Betriebe haben bestimmt schon geschlossen. Daher brauche ich mich jetzt gar nicht erst ans Telefon zu hängen.

„Ich werde Dad aber noch anrufen und ihm sagen, dass er sich darum kümmern soll, damit nicht die ganze Decke herunterkommt.“

Mit diesen Worten ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Ich verkneife mir die Worte, dass das Problem aber schon eindeutig länger da ist, wenn es jetzt schon tropft. Ich bin mir sicher, dass meine Oma es auch so weiß. Und wahrscheinlich wird das auch meinen Eltern bewusst sein.

„Das brauchst du nicht. Ich weiß schon, wen ich deswegen benachrichtigen werde.“

Einen Moment macht sie den Eindruck auf mich, als würde sie über etwas nachdenken. Doch ich will mir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen.

4

„Moment“, rufe ich genervt, als am nächsten Tag jemand Sturm klingelt.

Auch wenn es kaum vorstellbar ist, doch das ist hier oft genug der Fall. Daher sollte ich es eigentlich gewohnt sein. Da ich jedoch nicht mehr zu Hause wohne und nur selten hier bin, habe ich mich an die Ruhe gewohnt, die in meiner eigenen Wohnung herrscht.

Während ich zur Haustür eile, fliege ich beinahe über die Schuhe meines Vaters, die er mitten im Flur hat stehen lassen, bevor er heute Morgen zur Arbeit gefahren ist. Fluchend gehe ich weiter, bis ich schließlich die Tür erreicht habe.

Mit zusammengekniffenen Augen öffne ich sie und sehe die Person an, die sich auf der anderen Seite befindet. Auf diese Weise zeige ich ihr, dass man durchaus ein paar Sekunden warten kann.

Im nächsten Moment reiße ich jedoch überrascht die Augen auf, als mir klar wird, wer mir da gegenüber steht. Ich kenne den Besucher nicht, doch gerade ist das auch eher unwichtig.

Vor mir steht ein Mann, der ungefähr in meinem Alter ist. Er trägt Klamotten, die ihn eindeutig als Bauarbeiter ausgeben. Das enge Shirt spannt sich um seine sonnengebräunten muskulösen Oberarme, auf denen ich außerdem ein paar Tattoos erkennen kann. Die Hose sitzt tief auf seinen Hüften, sodass es den Anschein macht, als wäre sie eine Nummer zu groß. Allerdings muss ich zugeben, dass es irgendwie zu ihm passt.

Seine kurzen hellen Haare hat er frech nach oben gestylt und auf seinen Lippen hat sich ein unwiderstehliches Grinsen gelegt, mit dem er mich von oben bis unten betrachtet.

Ich bin mir sicher, dass die meisten Frauen ihm zu Füßen liegen. Ich kenne mehr als genug Frauen, die genau auf solche Typen stehen. Wahrscheinlich wäre es auch bei mir so, doch ich bin mit meinen Gedanken ganz woanders.

Um genau zu sein, grüble ich darüber nach, wie ich die Online-Anzeige, mit der ich auf die Neueröffnung des Hotels aufmerksam machen will, am besten gestalten soll. Sie soll nicht zu groß sein, dennoch groß und bunt genug, dass sie einem sofort ins Auge sticht. Und das meine Mutter sie auch noch absegnen muss, macht es auch nicht einfacher für mich.

„Ja?“, frage ich ihn, als er auch nach einigen Sekunden keine Anstalten gemacht hat, etwas von sich zu geben.

Stattdessen betrachtet er mich ohne Unterbrechung.

„Ich bin der Dachdecker, der wegen dem undichten Dach gerufen wurde“, stellt er fest.

Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei mir angekommen sind. Doch dann sehe ich ihn mit großen Augen an. Doch das ist nicht meine einzige Reaktion auf ihn. Vor allem trete ich mir gerade in den Arsch, dass ich meiner Großmutter versprochen habe, dass ich dem Dachdecker alles zeigen werde.

Eine Wahl hatte ich aber auch nicht. Sie hat beinahe darauf bestanden, dass ich das übernehme. Und gerade bekomme ich einen kleinen Verdacht, wieso das so ist.

Dennoch nehme ich mir vor, dass ich es so professionell machen werde, wie es nur irgendwie geht. Denn auch wenn ich nichts von diesem Mann weiß, so sagt sein Blick mir, dass er es mir nicht einfach machen wird. Den würde ich nämlich immer erkennen.

Einen Moment frage ich mich, ob ich meiner Oma dafür die Meinung sagen soll. Doch schnell verdränge ich diesen Gedanken wieder. Damit kann ich mich auch später noch beschäftigen, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich recht habe.

„Moment“, murmle ich nur, während ich mich auf der Suche nach meinem Schlüssel und meiner Tasche umdrehe.

Ich lasse meinen Blick durch den Eingangsbereich wandern, wobei ich nicht verhindern kann, dass mich eine kleine Panik ergreift. Nachdem beides endlich in meinem Sichtfeld aufgetaucht ist, greife ich danach und gehe an ihm vorbei, wobei ich die Tür hinter mir schließe.

„Ich bin in den letzten Wochen ein paar Mal daran vorbeigefahren“, eröffnet er mir, während er neben mir läuft.

„Meine Mutter hat das Hotel übernommen“, erkläre ich ihm, während ich über den Rasen gehe, der den Parkplatz umgibt. „Es befindet sich schon seit Ewigkeiten in dem Besitz meiner Familie.“

Ich habe keine Ahnung, wieso ich ihm das sage. Und ich kann mir ehrlich auch nicht vorstellen, dass es ihn interessiert. Er ist schließlich nur hier, um seinen Job zu machen.

Doch irgendwie kommt es mir so vor, als müsste ich etwas sagen. Die Ruhe, die sich zwischen uns ausgebreitet hat, lässt mich wahnsinnig werden.

„Das hat sich bereits überall herumgesprochen.“

Kaum hat er ausgesprochen, bleibe ich ruckartig stehen und drehe mich zu ihm herum. Dabei bemerke ich, dass er mir so nah ist, dass uns nur noch wenige Zentimeter trennen. Ich muss meinen Kopf ein Stück in den Nacken legen, damit ich ihn ansehen kann. Dabei erkenne ich das Funkeln in seinen Augen. Allerdings kann ich es nicht genau zuordnen.

Bevor ich irgendwie auf ihn reagieren kann, mache ich einen Schritt nach hinten und bringe so noch ein wenig Abstand zwischen uns. Dieser sorgt dafür, dass ich wieder besser denken kann.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich noch nie hier gesehen habe“, stelle ich schließlich fest, nachdem ich in meinem Kopf gekramt habe.

Allerdings bin ich mir sicher, wenn er mir schon einmal über den Weg gelaufen wäre, würde ich mich an ihn erinnern.

„Und ich muss es wissen, schließlich bin ich hier aufgewachsen“, füge ich noch hinzu.

Frech grinst er mich an.

„Ich bin auch noch nicht sehr lange in der Stadt. Um genau zu sein, komme ich aus Washington. Meinem Onkel gehört die Firma, in der ich nun arbeite. Ich bin hier, um ihm ein wenig unter die Arme zu greifen, damit er ein wenig kürzertreten kann.“

Ich kann nicht verhindern, dass ich die Augenbrauen ein Stück nach oben ziehe. Meine Oma hat zwischendurch mal erwähnt, dass sie einen Dachdecker kennt. Und wenn ich richtig liege, ist das sein Onkel

„Ich bin Kellan“, stellt er sich mir vor und reicht mir seine Hand.

„Dana“, erwidere ich, ohne mit der Wimper zu zucken.

Noch in der gleichen Sekunde ergreife ich seine Hand und spüre, wie ein Blitz durch meinen Körper hindurchfährt.

Augenblicklich hebe ich meinen Kopf und sehe ihn an. Mit einem gelassenen Blick betrachtet er mich. Auf mich macht er nicht den Anschein, als hätte er etwas gemerkt. Mit Gewissheit kann ich dies jedoch nicht sagen. Dafür kenne ich ihn einfach zu wenig. Außerdem bin ich mir sicher, dass Männer wie Kellan solche Dinge gut für sich behalten können, wenn sie es wollen.

„Es hat in der Küche getropft“, erkläre ich und gehe auf das Nebengebäude zu, um es durch einen Nebeneingang zu betreten.

Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist, doch mir kommt es so vor, als wäre es besser, wenn ich die Unterhaltung auf ein anderes Thema lenke.

Gemeinsam betreten wir die Küche, wo ich bereits das Tropfen hören kann, welches aus der Mitte des Raumes kommt. Seufzend gehe ich ein paar Schritte näher und werfe einen Blick in den Eimer.

Es stellt sich heraus, dass dieser bereits fast voll ist. Bei der Menge an Regen, die in der letzten Nacht hinuntergekommen ist, wundert mich das aber nicht. Suchend schaue ich mich um, kann dabei jedoch keine weitere undichte Stelle erkennen, was dafür sorgt, dass ich erleichtert aufatme.

Als ich mich wieder auf Kellan konzentriere stelle ich fest, dass er die Decke betrachtet und dabei nachdenklich das Gesicht verzieht. Ich muss zugeben, dass der Ausdruck in seinem Gesicht mir überhaupt nicht gefällt. Es dauert einen Moment, doch schließlich setzt er sich in Bewegung, wobei er aber weniger auf seine Umgebung achtet. Stattdessen sieht er weiter an die Decke.

Ich habe keine Ahnung, wonach er Ausschau hält. Doch ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich es erfahren werde.

Nach einigen endlosen Sekunden dreht er sich langsam zu mir und verzieht ein wenig das Gesicht, als würde er Schmerzen haben.

„Was ist?“, frage ich ihn vorsichtig, da ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort darauf wirklich hören will.

„Ich habe schlechte Nachrichten“, entgegnet er nur und bedeutet mir, dass ich zu ihm kommen soll.

Zögerlich komme ich seinem Wunsch nach. Während ich mich ihm nähere lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus. Mir ist bewusst, dass er mit mir spielt. Und genauso ist mir bewusst, dass ich das unter normalen Umständen nicht zulassen würde. Doch genau das ist es, was ich gerade nicht unter Kontrolle habe.

Nachdem ich vor ihm stehen geblieben bin, sehe ich ebenfalls nach oben. Bei dem Anblick, der sich mir bietet, kann ich mir ein Seufzen nicht verkneifen.

„Na super“, erkläre ich noch.

„So kann man es natürlich ausdrücken“, erklärt er. „Die ganze Decke sieht so aus.“

Mit diesen Worten deutet er auf weitere Stellen, an denen man große Wasserflecken erkennen kann.

„Einige von ihnen sind schon länger da, andere sind wahrscheinlich erst in der letzten Nacht entstanden. Sie sehen zumindest noch sehr frisch aus. Doch es zeigt, dass das gesamte Dach dringend gemacht werden muss.“

Seufzend lasse ich den Kopf hängen und schließe kurz die Augen. Als ich sie wieder öffne, bemerke ich, dass er sich nicht von mir abgewendet hat.

Aufmerksam sieht er mich an. Nichts entgeht ihm. Daher versuche ich auch erst gar nicht meine schlechte Laune, die ich deswegen habe, für mich zu behalten.

„Wie lange wird es dauern, bis das fertig ist?“, erkundige ich mich, nachdem ich den nächsten Wasserfleck begutachtet habe.

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