Trümmerprinzessin

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Z serii: Familiensaga #1
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Unschlagbar

Während meiner Schulzeit, die ich wahrlich verabscheute, kristallisierten sich einige Stärken aber auch Schwächen heraus, die ich gut zu kompensieren wusste.

Obwohl ich die Schule insgesamt als unnötige, allzu lästige Pflicht empfand, war mir klar dass ich mich nicht dagegen wehren konnte, ergo ergab ich mich in mein Schicksal und beschloss das Beste daraus zu ziehen.

Ich hasste alles was mit Mathematik zu tun hatte. Auch Handarbeiten lagen mir absolut nicht, dazu fehlten mir die Geduld sowie das Geschick. Aber die deutsche Sprache hatte es mir angetan. Schon ab dem 2. Schuljahr half ich meiner schreibschwachen Schwester bei den Hausaufgaben obwohl sie 4 Klassen weiter war. Aber sie war wegen ihrer Lese- und Schreibschwäche in einer Sonderschule, die man zu der Zeit Hilfsschule nannte und die allgemein sehr verachtet wurde.

Von meiner großen Schwester bekam ich als Gegenleistung beigebracht mich zu wehren, denn sie war ein sehr aggressives Kind. Egal wie groß und stark oder welchen Geschlechtes der Gegner war, sie lehrte mich sogar die gemeinsten Kampf-Methoden.

Die Sprache war meine Welt, Lesen, Schreiben und Geschichte regten meine Fantasie an. Ich liebte es Geschichten zu hören und auch selbst zu schreiben. So wurden meine fantasievollen Aufsätze schon früh von den Lehrern als amüsant und interessant bewertet und gerne als Unterhaltungslektüre benutzt. Weil ich meist vorlesen musste war es gut, dass ich mein kleines Sprachhindernis überwunden hatte und auch das K flüssig über meine Lippen kam. Doch durch meine schwachen Leistungen in den anderen Fächern war ich keine Leuchte, sondern mogelte mich immer nur eben mit durch, entging aber immer knapp dem Hängenbleiben.

In der ersten Schulzeit erprobte ich auch meinen Mut mich zu behaupten. Gab es Streitigkeiten zwischen Kindern unterschiedlichen Alters und Stärke war ich sofort auf der Seite der Schwächeren, was sogar oft dazu führte dass die sich gerne hinter mir versteckten und ich deren Kämpfe ausfocht. Meine Kampfbereitschaft wuchs gewaltig. Mit dem Mut einer Löwin setzte ich mich meist gegen die Größeren, Stärkeren durch, wobei ich auch vor dem anderen Geschlecht nicht zurückschreckte. Was mir außer mancher Blessur natürlich auch die Achtung und den Respekt meiner Mitschüler einbrachte.

Im Laufe der Zeit hatte ich mir dadurch den Ruf einer unerschrockenen Gegnerin erworben, was manchen Streit verhinderte wenn ich auftauchte.

Allerdings gab es auch eine Schattenseite, denn nicht nur streitsüchtige Kinder gingen der Konfrontation mit mir aus dem Weg, die Jungs auch. Aber das andere Geschlecht interessierte mich auch nicht, denn Jungen waren für mich entweder Kumpels oder Gegner, mit denen ich entweder spielte oder mich prügelte. Körperliche Annäherung suchte ich keine. Dadurch entwickelte sich mein geschlechtliches Wachstum recht langsam. Darin hinkte ich manchen gleichaltrigen Mädels hinterher.

Aber mein Gerechtigkeitssinn war erwacht.

Unantastbar

Doch es gab ja immer noch Rosel. Wenn wir auch seltener zusammen kamen, so ergab es sich zufällig, dass sie einmal eine Freundin benötigte, die so naiv war wie ich.

>Hast du Lust mit zu mir zu kommen?< fragte Rosel mich eines Tages auf dem gemeinsamen Heimweg.

Weil meine Oma mich zum Mittagessen erwartete und es mächtig Ärger gegeben hätte, wenn ich ausgeblieben wäre, lehnte ich bedauernd ab: >Darf ich nicht. Ich muss nach der Schule direkt nach Hause kommen. Sonst sagt die Oma das meiner Mutter und dann gibt es auf die Ohren. Lieber nicht. Aber ich kann nachmittags kommen.<

Rosel nickte, meinte gnädig: >Ja, dann komm um drei, kannst ja nix dafür dass du so streng gehalten wirst.<

>Darfst du denn nach der Schule bummeln? Ist es deiner Mutter egal ob du zum Essen kommst oder nicht?< staunte ich ungläubig.

>Meine Mutter arbeitet. Ich bin ein Schlüssel-Kind. Und das ist ganz toll. Ich kann den ganzen Nachmittag machen was ich will. Bei uns gibt es keine Oma. Ich brauch auch keinen Wachhund.< sagte sie verächtlich. >Also um drei. Komm nicht später, wir haben was sehr Schönes vor.< machte sie auf Geheimnisvoll.

Der Begriff Schlüsselkind war mir fremd, aber mich interessierte viel mehr was das Schöne war. Also fragte ich begierig: >Was?<

Rosel grinste vielsagend und meinte nur: >Überraschung!<

Trotzt meiner drängenden Nachfrage war Rosel nicht bereit meine Neugierde zu stillen, sie vertröstete mich auf später.

In Erinnerung an ihre letzte seltsame Überraschung war mir etwas mulmig zu Mute und ich schwankte zwischen kribbelnder Vorfreude und ängstlicher Neugier. Das Warten fiel mir so schwer, dass ich vor Aufregung kaum aß.

Als ich mit kleiner Verspätung bei ihr an kam stand Rosel bereits ungeduldig von einem Bein aufs andere trampelnd vor ihrer Haustür. >Wo bleibst du denn? Es ist schon fast halb vier. Um drei hatte ich gesagt. Jetzt kommen wir deinetwegen zu spät.< schimpfte sie ärgerlich.

>Wohin zu spät? Du hast mir nicht gesagt, dass du woanders hin willst.< wehrte ich ab.

>Komm jetzt- erzähl ich dir unterwegs.< forderte sie ungeduldig und hastete los, dass ich kaum mithalten konnte.

Dann erfuhr ich dass sie mit ihrem Freund verabredet war, mich brauchte weil ihr >Gerd< noch seinen Freund Erich mitbrachte.

>Aber was soll ich denn dabei? Ich kenne die doch gar nicht.< wendete ich schüchtern ein. Denn alleine die Tatsache, dass Rosel in so jungem Alter schon einen richtigen Freund hatte, war mir nicht geheuer. Ich wusste nicht wozu man einen >Freund< brauchte und wie man damit umging.

>Dummchen! Dann lernst du die jetzt kennen. Wird ja Zeit dass du mal was anderes mit Jungs machst als sie zu verprügeln.< lachte sie verächtlich.

Verwirrt fragte ich sofort: >Was denn?<

Sie blieb stehen, sah mich mitleidig an und versprach: >Was sehr schönes, wirst du schon sehen. Es wird dir bestimmt gefallen, da bin ich sicher. Denk doch mal an unser Blindekuh- Spiel auf unserem Sofa.< grinste sie überlegen.

Ich fühlte das Blut ins Gesicht schießen, stotterte entsetzt: >Solche Sachen macht man mit Jungs? Nein, das kann ich nicht!<

>Mein Gott, du bist aber auch dumm! Du musst doch nichts machen, wenn du nicht willst. Nur stillhalten. Es wird ja wirklich Zeit dass ich dir mal was über Fummeln beibringe. Aber der Erich kann dir das direkt zeigen, das ist besser. Freu dich doch, das ist sehr schön. Wirst es so gern haben, dass du es immer wieder willst, glaub mir.< belehrte sie mich herablassend.

>Da kommen sie. Also, denk daran, nur stillhalten. Wenn der Erich dich küssen will, wehre dich nicht. Blamiere mich nicht. Die beißen nicht.< warnte Rosel und lachte den beiden Jungs entgegen, während ich unsicher und misstrauisch war.

Die beiden waren sicher im Alter meiner Schwester, also viel älter, 12, 13 oder sogar 14 und größer als ich, das verunsicherte mich noch mehr. Gerd entpuppte sich als ein hübscher hellblonder stämmiger Kerl mit strahlend blauen Augen, der seine Rosel direkt mit einem dicken schmatzenden Kuss begrüßte. Das erschreckte mich so sehr, dass ich vorsichtshalber einen Schritt zurückwich als Erich mir seine Hand entgegen streckte. Der schmale Junge war dunkelhaarig mit blassem farblosem, ungewaschen wirkendem Gesicht und undefinierbaren grau-grünen Augen. Er sah neben dem properen Strahlemann Gerd recht kränklich aus. War ich froh, dass er mich nur mit Handschlag statt Kuss begrüßen wollte und selbst diese Berührung mochte ich schon nicht. Wusste ich doch nicht was er mit seiner schmuddeligen Hand vorher angefasst hatte? Ich entschied im Stillen, dass ich keine weitere Annährung mehr zulassen würde, küssen schon mal gar nicht!

Kannte ich doch zärtliche Berührungen von zu Hause gar nicht, denn meine Mutter und meine Oma waren beide kühle Frauen, sogenannte Trümmerfrauen, die liebevolle Nähe nicht zuließen. Durch ihre schwere Accordarbeit, die oft bis in den späten Abend andauerte, sah ich meine Mutter selten und dann war sie immer müde und ablehnend.

Meine Oma war auch keine Schmuseoma, sondern eine stolze herrische Frau von aristokratischer Abstammung, die durch zwei geschiedene Ehen aus Enttäuschung zur rabiaten Männerfeindin geworden war. Durch ihre schlechten Erfahrungen hatte sie zur Frömmigkeit gefunden und war der Adventisten-Gemeinde beigetreten. Sonntags vormittags nahm sie mich mit zu der Sonntagsschule, womit sie mich ebenfalls Gottesfürchtig erziehen wollte.

Ich hörte lediglich gerne den Geschichten zu, die dort erzählt wurden, in der Gläubigkeit jedoch fand ich bei meiner ungläubigen Mutter kein Echo.

Beide Frauen hatten sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammen geschlossen. Sie versorgten uns gut, aber sie erfüllten nur ihre Pflicht. Gefühle zeigten sie nicht. Weil sie Beide von den Männern betrogen oder im Stich gelassen wurden kannten sie Liebe nicht und konnten sie auch nicht geben. Das machte sich auch im Umgang mit uns Kindern bemerkbar. Deshalb war mir jegliche körperliche Wärme fremd.

Und das einzige männliche Wesen in unserem Haushalt war Kater Fritzchen, den ich schon wegen meiner Empfindlichkeit gegen Haare nicht liebkoste.

Nein, bei dem farblosen Erich würde ich sicher auch nicht stillhalten, denn ich hasste es bereits wenn irgendein Onkel oder Opa mir das Gesicht tätscheln oder übers Haar streicheln wollte. Bei solchen Annäherungen ging ich sofort auf Distanz und begegnete diesen Männern mit abweisendem Misstrauen. Bei dem kernigen Gerd allerdings hätte ich es mir vielleicht überlegt, würde er mir einen Kuss geben wollen. Der gefiel mir. Aber der gehörte meiner Freundin Rosel.

 

Hm, wie blöd, dachte ich. Aber wer konnte schon wissen wie es weiter ging?

Rosel wusste es, sie schlug vor spazieren zu gehen. Sie wollte in den nahen Wald. Ängstlich überlegte ich mir schon den Fluchtweg für den Fall dass ich weglaufen musste. Mein sonst sprichwörtlicher Mut ließ mich völlig im Stich. Allein die Vorstellung einem küssenden Erich hilflos im Wald ausgesetzt zu sein, schreckte mich. Ich war der Situation nicht gewachsen. Das war eine vollkommen andere Sache als einen Streit auszufechten.

Weil wir einige hundert Meter zu gehen hatten, demonstrierte ich meine Ablehnung schon einmal damit dass ich mit deutlichem Abstand von den Anderen auf der steil bergab führenden Straße vorlief, während Gerd und Rosel verliebt Hand in Hand gingen und Erich neben den Beiden hertrottete.

Trotz mehrfacher Aufforderung meiner Freundin doch näher zu kommen, vergrößerte ich den Abstand noch und begann kindlich zu hüpfen, wobei ich fröhlich lachte und trällerte. Nur an Rosels finsterer Miene konnte ich erkennen, dass sie mein Verhalten nicht in Ordnung fand, was mich aber wenig beeindruckte.

Was die beiden Jungs dachten, worüber sie sprachen, konnte ich nicht mitbekommen, dazu hatte ich mich zu weit entfernt. Lediglich als sie sich noch vor dem Waldrand zur Umkehr entschlossen, war mir klar dass ich Rosels Vorhaben vereitelt hatte. Mir war das nur recht.

Danach kündigte Rosel mir rigoros die Freundschaft. Weil ich ihr mit meinem kindischen Benehmen den Spaß verdorben hatte, sagte sie bevor sie mich mied. Der Verlust dieser Freundin war mir egal.

Mir jedoch brachte der Vorfall die Einsicht, dass ich bei aller Unerschrockenheit nicht zu jedem Abenteuer bereit war.

Dadurch hatte sich meine Eigenwilligkeit entwickelt.

Unzüchtig

Durch den erneuten Verlust einer Spielkameradin wurde ich mit einem noch undurchsichtigeren Erlebnis konfrontiert, für das ich erst Jahrzehnte später eine hässliche Erklärung fand.

Ich hatte viele Cousinen und Cousins mütterlicherseits, aber alle um einiges älter als ich. Deshalb war mir Tante Jules Nachkömmling Ingrid, 4 Jahre jünger als ich, am liebsten. Ingrid war gerade in das Alter gekommen, dass sie sich zur Spielgefährtin eignete, so dass ich fast täglich in den 24ziger stieg und hin fuhr. Natürlich weiterhin als respektierte Schwarzfahrerin.

Gleich neben Tante Jules Wohnhaus hatte sie einen Kaninchenstall und davor gab es eine kleine Wiese. Dort züchtete meine Tante 8 Karnickel, um so den Braten für Weihnachten oder andere wichtige Feste zu mästen.

Auf der gegenüber liegenden Straßenseite lebte die Familie Brecher mit ihren vier Kindern. Die 9 jährige Karla kam oft zu uns rüber wenn ich mit meiner Cousine Ingrid auf der kleinen Wiese spielte. Zwar sah die Tante das nicht gerne, weil sie die Familie Brecher >asozial< nannte, aber uns Kindern sagte dieser Begriff nichts. Außerdem mochten wir die Karla auch gerne, weil sie so verrückt war. Ihr rostrotes Haar und die vielen Sommersprossen auf der Nase, dann das lückenhafte Gebiss und ihre meist löchrige und schmutzige Kleidung passten zu ihrer flippigen Art mit den tollen Spielideen.

Eines Tages war Ingrid krank und Tante Jule musste mit Ingrid zum Doktor, so dass ich eigentlich nach Hause fahren wollte, was Karla aber verhinderte.

>Wir können doch so lange alleine spielen bis Ingrid zurück kommt. Oder musst du jetzt schon nach Hause kommen?< fragte sie.

Zögernd erwiderte ich: >Ich weiß nicht ob die Tante das erlaubt.< Das Mädchen schüttelte verwundert den Kopf und wollte wissen: >Wieso die Tante? Die hat doch sicher nichts dagegen. Nein, ich meinte deine Mutter, ob die schimpft wenn du noch nicht nach Hause kommst.<

Ich lachte, erklärte: >Meine Mutter ist doch noch arbeiten und meine Oma hat nicht gesagt dass ich früh zu Hause sein muss. Du meinst also der Tante Jule ist das recht wenn ich noch hier bleibe?< Dabei verschwieg ich ihr wohlweislich dass die Tante mir wohl befohlen hatte nach Hause zu fahren. Allerdings ohne Begründung. Und außerdem war ich ja draußen, nicht in Tante Jules Wohnung, also konnte sie nicht bestimmen ob ich blieb oder ging.

>Was soll sie denn dagegen haben? Die kennt uns doch!< sagte Karla im Brustton der Überzeugung.

>Eben!< sagte ich, meinte es allerdings nicht positiv, aber schließlich wollte ich nicht verraten, dass meine Tante die Brechers nicht mochte. Dennoch blieb ich.

>Und was spielen wir?< fragte ich entschlossen.

Karla zögerte einen Moment dann sagte sie geheimnisvoll: >Wenn du ein Geheimnis für dich behalten kannst, zeige ich dir was ganz, ganz tolles. Aber das darfst du wirklich keinem erzählen. Auch nicht deinen Freunden oder deiner Schwester und deiner Mutter schon gar nicht.<

Gott was konnte das wohl sein, ich platzte fast vor Neugierde, gab mich aber völlig gelassen. >Meine Schwester wäre die Letzte der ich ein Geheimnis erzählen würde. Aber so wichtig kann das doch nicht sein, dass du Angst haben musst, das es raus kommt.<

Sie kam näher und senkte die Stimme zu einem Flüstern als sie beschwörend erklärte: >Doch! Dann würde ich solchen Ärger kriegen, wie du dir nicht vorstellen kannst. Wenn das meine Eltern erfahren, dann käme ich bestimmt in ein Heim. Also schwöre mir erst dass du dir eher die Zunge abschneiden lässt als das Geheimnis zu verraten.<

Ich wurde vor Spannung ganz kribbelig, versuchte es zu verstecken in dem ich bagatellisierte: >Nee, ich sage nix, aber meine Zunge bleibt drin. Warum sollte mir die Jemand abschneiden? Das glaub ich nicht! Nun sag schon, klaust du oder was?<

Sie grinste breit als sie mich aufklärte: >Nee, das brauche ich nicht. Ich kriege schöne Geschenke. Schokolade, Bonbons oder was ich mir wünsche. Auch Geld wenn ich will. Klauen habe ich doch nicht nötig!< prahlte sie angeberisch.

Nun verstand ich gar nichts mehr. Ich zweifelte: >Wegen Geschenken würden deine Eltern dich ins Heim stecken? Du spinnst doch! Hast du mir aber einen schönen Quatsch erzählt. Nee, ich fahre lieber mit dem nächsten Bus nach Hause, du veräppelst mich ja doch nur.<

Karla packte meinen Arm, zog mich so nahe an sich dass ihr Mund mein Ohr berührte und versprach: >Ich schwöre, ich lüge nicht. Komm mit, ich werde es dir beweisen. Heute gibt es Geld weil ich meine Wünsche nicht gesagt hatte. Und du kriegst auch Geld, wenn du mitmachst. Damit können wir uns was Schönes kaufen. Komm! Geh mit mir.<

>Wohin?< fragte ich unsicher. Die Aussicht auf Erfüllung mancher Wünsche lockte mich. >Wie viel Geld gibt es denn und wer gibt es uns? Und warum? Was müssen wir dafür tun?< bohrte ich, denn mir war schon klar dass man für nichts auch nichts bekam. Aber wenn es stimmte was sie behauptete und je nachdem wie viel es war könnte ich es auch meiner Mutter geben, damit sie nicht immer so lange arbeiten musste. Die Aussicht machte mich schon williger.

>Wirst du sehen, komm!< drängte sie und zog mich an einer Hand hinter sich her.

Unwirsch verlangte ich: >Lass mich los, ich kann alleine laufen. Und sag mir endlich wohin wir gehen. Ist es weit?< war ich gespannt genug um mit ihr zu gehen.

>Nein. Zum Schuster!< war die spartanische Erklärung.

>Was? Zum Schuster? Sag mal, bist du bescheuert? Was wollen wir denn da? Schuhe besohlen? Das können wir doch gar nicht.< war ich endgültig davon überzeugt dass sie mir Unsinn erzählt hatte.

Karla lachte laut.> Doofes! Natürlich nicht! Sei doch nicht so ungeduldig und warte ab. Der Schuster ist ein lieber alter Mann, da müssen wir nicht arbeiten. Siehst du gleich, wir sind da. Komm mit rein.<

Vor einem kleinen Hinterhäuschen blieb Karla stehen und sah mich triumphierend an. Verwirrt begutachtete ich das kleine Fachwerkhaus, das nur ein winziges Fenster mit blinden Scheiben hatte und eine grün gestrichene Holztür. Es sah sauber aber unscheinbar aus und ein Fremder wäre nie auf den Gedanken gekommen das darin eine Schuhmacherei war, wenn nicht das kleine Schild über der Tür darauf hingewiesen hätte.

Unsicher folgte ich ihr in das halbdunkle Innere wo mich der Geruch nach Gummi und Leim empfing und meine Augen sich erst einmal an das Dämmerlicht gewöhnen mussten. Hinter einem groben Arbeitstisch, der von einer niedrig hängenden, runden Metalllampe hell beleuchtet wurde, saß der hagere Schuster auf einem Schemel. Als er uns sah legte er den Hammer aus der Hand und strahlte uns an.

Der alte Mann war sicher über 70, jedenfalls empfand ich ihn als Greis weil sein Gesicht tiefe Furchen hatte und er schneeweiße Haare und ebensolche Bartstoppeln hatte.

>Ach da kommt ja mein kleiner Sonnenschein. Und noch eine süße Freundin hast du mir mitgebracht? Du bist aber wieder lieb zu mir. Komm, setz dich auf meinen Schoß, damit ich dich fühlen und streicheln kann.< verlangte er mit krächzend heiserer Stimme.

Gehorsam folgte Karla seinem Verlangen und ich starrte irritiert auf das Geschehen und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Sie saß auf seinem Schoß und seine Hände strichen über ihre Schenkel, Bauch, Brust, und wieder hinunter, dabei rutschte Karla auf seinem Schoß hin und her und lächelte ganz verzückt. Auch zwischen ihre Beine glitten seine Hände und er stöhnte: >Ach mein Engelchen, wie schön du bist. Wie lieb du zu mir bist. Was möchtest du denn haben? Hast mir gar nicht deine Wünsche gesagt. Soll ich dir 10 Mark geben damit du dir selbst was kaufen kannst, mein Engel?<

>Ach, nur 10 Mark? Du hast mir schon mal mehr gegeben.< maulte Karla und saß still.

>Beweg dich bitte mein süßer Engel. Bitte!< hechelte der Alte. >Ich gebe dir ja was du willst, aber deine Freundin will doch bestimmt auch was haben, oder nicht? Ihr gebe ich doch dann das gleiche. Ja, kommst du denn auch auf meinen Schoß, kleines hübsches Mädchen? Ich will dich auch streicheln. Komm!< forderte er mich auf und schob Karla achtlos beiseite.

Ich schüttelte heftig den Kopf und sagte energisch: >Nein! Das will ich nicht! Ich mag keine alten Männer.<

Kurzes betretenes Schweigen entstand. Während der Alte mit dem Kopf nickte, als habe er meine Abneigung schon vorher erkannt, sah Karla mich ganz enttäuscht an und sie versuchte schnell meine abweisende, ehrliche Antwort zu entschärfen: >Ach lass sie doch Schusterlein, sie ist dumm. Dann setz ich mich wieder wenn du willst.<

Der alte Bock nickte und verlangte: >Ja mein Engel, und du bekommst dann das Doppelte, aber nur wenn du dein Höschen ausziehst. Komm, mach mich glücklich mein süßer Sonnenschein.<

Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen als Karla den Rock hob, aus ihrer Unterhose schlüpfte und die Beine spreizte als der widerliche Alte ihr zwischen die Beine fasste und ihre Muschi befummelte.

Dabei stöhnte er: >Ach wie schön, das liebe ich und so feucht ist dein kleines Pfläumchen, komm schnell setz dich auf meinen Schoß. Ach ja, oh ja…

Fluchtartig verließ ich den Raum, rannte den kurzen Weg bis zur Straße und erreichte eben noch den Bus Richtung nach Hause.

Mir war elend schlecht, und ab diesem Erlebnis kannte ich Ekel.