Handbuch Jüdische Studien

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Die modernen Gesellschaften haben es mit zwei großen Neuerungen zu tun. Das eine ist die Globalisierung und eine damit einhergehende Zunahme der Migration. Das andere ist die Verdichtung des Kommunikationswesens, insbesondere durch das Internet. Zwar hat es schon immer große Migrationsbewegungen gegeben, gerade rund um das Mittelmeer, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen diese weltweite Dimensionen an. Für die jüdische Kultur entspricht sie einer mehr als 2000-jährigen Erfahrung, die jedoch im 20. Jahrhundert ihre größte Verdichtung erfuhr. Zwischen 1900 und dem Beginn des 21. Jahrhunderts migrierten rund 10 Millionen Juden „von, zu und quer durch Länder und Kontinente“, davon mehr als die Hälfte in den Jahren zwischen 1948 und 2013.170 Die jüdische Migrationserfahrung begann vor zweieinhalbtausend Jahren im babylonischen Exil, wo die theologischen Texte ausformuliert wurden. Seither ist sie der Religion selbst eingeschrieben. Denn schon in Babylon fand das Judentum in den Buchstaben der Schrift eine stellvertretende „Heimat“. Nach der zweiten Zerstörung des Tempels erwies sich diese Verlagerung des Gotteshauses in die Buchstaben erneut als überlebenswichtig. Auch heute scheint die jüdische Kultur besser als irgendeine andere für die Konsequenzen gewappnet, die sich auch aus der Verdichtung des Kommunikationsnetzes ergeben. Die jüdische Kultur hatte die Schrift zu ihrem „portativen Vaterland“ gemacht. Was aber ist das Internet anderes, als ein ins Schriftsystem verschobenes Heimatland? Im Cyberspace wird das Festland durch ein „bewegliches“ Territorium der Zeichen ersetzt. Mehr noch als die Migration von Menschen ist das Internet zu dem Symbol einer neuen global zusammengehörigen Welt geworden – und dieses Leben in den Buchstaben ist der jüdischen Kultur nicht nur vertraut, es ist ihr strukturell eingeschrieben.

Der amerikanische Kultur- und Kommunikationsforscher Jeffrey M. Peck, der ein Buch über die Frage der jüdischen Identität in Deutschland seit 1989 verfasst hat, vertritt die Ansicht, dass für Juden in der Diaspora die modernen Informationstechnologien zu einem wichtigen Vehikel der Vernetzung geworden sind. Das gelte insbesondere für die sich wandelnde jüdische Gemeinde in Deutschland in ihrer Beziehung zum Rest von Europa und zu Israel als der privilegierten „Heimat“ des jüdischen Volkes. „Das Erscheinen eines Cyber-Jew wäre nicht erstaunlich angesichts der wachsenden technischen Möglichkeiten, Informationen auszutauschen und, in diesem Fall, Identitäten zu konstruieren und ein neues Diaspora-Bewusstsein zu schaffen.“171 Er erwähnt einige Portale wie Jewhoo und ClickonJudaism, das von der Union of American Hebrew Congregations of Reform Movement in der Hoffnung geschaffen wurde, Menschen über Inhalte „als Eintrittsportal zur Synagoge“ zu erreichen.172 Es entstanden so Netzwerke, die sowohl eine „ethnische Gemeinschaft“ als auch eine „virtuelle Ethnizität“ herstellen. So der Medienwissenschaftler Mark Poster in seinem Buch What’s the Matter with the Internet? Als Beispiel zitiert er ein Foto, auf dem ein orthodoxer Jude an der Klagemauer zu sehen ist, der sein Mobiltelefon dem Heiligen Ort entgegenstreckt, damit ein weit entfernter Freund an diesem Ort mit ihm beten kann. Das Internet, so Poster, sei weit davon entfernt, ethnische Zugehörigkeit aufzuheben, vielmehr erlaube es „Juden, wo auch immer sie sich auf dem Planeten befinden mögen, miteinander in Kontakt zu treten“.173 Diese Faktoren, so Peck, spielen besonders in Deutschland eine Rolle: Einerseits wachse die deutsche jüdische Gemeinde rascher als irgendeine andere, hier befinde sich mittlerweile die drittgrößte Europas bzw. die neuntgrößte der Welt. Andererseits gebe es eine vollkommene Unklarheit über den Status jüdischer Identität in Deutschland. In seinen Augen ist das Internet zu dem Symbol für das Leben in der Diaspora geworden – das „portative Vaterland“ der Moderne.

Die neue jüdische Diaspora-Identität, die ich hier beschreibe, trägt zwar die Kennzeichen einer konventionellen, auf dem Blut beruhenden Affinität, verwandelt sich nun aber in eine andere Art von ziviler, politischer Gemeinschaft, die sich nach den Kategorien des globalen elektronischen Netzwerks bildet, das heute alle Identitäten reformiert.174

Auf dieser Art von Netzwerk und jüdischer Identität basiert Walter Jacobs Zuversicht über die Zukunft des Judentums: „Da uns für unsere jüdische Identität eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung steht, sollten wir uns nicht allzu sehr um die Zukunft oder unsere demografische Entwicklung sorgen. Einige mögen für immer verloren gehen, aber die meisten werden in Nordamerika, Israel und Europa neue Formen der Jüdischkeit und des Judentums schaffen.“175

Dieses neue „soziale“ oder „virtuelle“ Konzept jüdischer Identität ist Globalisierung. Aber ohne die Entstehung des Staates Israel als territorialem Gegenpol wäre diese Entwicklung kaum vorstellbar. Das heißt, erst seitdem zum portativen Vaterland der Tora ein reales Territorium hinzugekommen ist, wurden einerseits die weltweite Diaspora, andererseits aber auch die Pluralisierung der Definitionen jüdischer Identität möglich. Zu letzteren gehören u. a. die nichtreligiösen, geistigen und kulturellen Definitionen. Diese Korrelation von Israel und Diaspora zeigt sich an einer erstaunlich hohen Übereinstimmung des Wertekanons: Sowohl in den USA (als die Repräsentation der Diaspora) als auch in Israel hat die Erinnerung an den Holocaust hohe Priorität – höher als der Glaube an Gott. Bei beiden nimmt auch die Familie einen hohen Stellenwert ein – höher als etwa die jüdischen Feiertage. Auch der wachsende Bildungsanspruch ist beiden Kulturen gemeinsam: 1957 hatten in den USA nur 26 % der jüdischen Männer und 10 % der jüdischen Frauen einen akademischen Abschluss. 2001 lag er schon bei 67 % der Frauen und 71 % der Männer – das ist erheblich höher als bei der restlichen Bevölkerung. Ähnlich in Israel, wo besonders der Anstieg unter den Frauen auffallend ist.176 Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Sorge um Israel. Nur in einem Punkt unterscheidet sich der Wertekanon: „Unter US-Juden hat die Identifizierung mit jüdischer Kultur, Geschichte und Politik einen ebenso hohen Stellenwert wie die Teilnahme an der Zivilgesellschaft für israelische Juden.“177 Man könnte das Ergebnis dieser Erhebung mit dem Satz interpretieren: Die Juden der Diaspora haben die Aufgabe übernommen, für den Bestand der geistigen Erbschaft des Judentums zu sorgen, die Juden in Israel dagegen, den Bestand der Gemeinschaft zu sichern.

______________

1„Biblisches Judentum“ ist ein Begriff der Moderne. Selbst der Begriff „jüdisch“ kommt in der gesamten Hebräischen Bibel nur zweimal vor. Ähnliches gilt auch für den Begriff „Religion“. Die Gemeinschaft des Alten Israel sah sich selber eher als ein Volk. Siehe hierzu auch den Beitrag von Daniel Boyarin, S. 59.

2Stock, Brian: The Implications of Literacy: Written Language and Models of Interpretation in the Eleventh and Twelfth Centuries, Princeton 1983.

3Douglas, Mary: Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu, Frankfurt/Main 1988.

4Biale, David: Blood and Belief: The Circulation of a Symbol between Jews and Christians, Berkeley 2007.

5Vgl. Braun, Christina von: Zum Begriff der Reinheit, in: Metis. Zeitschrift für Historische Frauenforschung I (1997), S. 7–25.

6Ong, Walter: Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes, übers. v. Wolfgang Schömel, Opladen 1987, S. 91.

7Kallir, Alfred: Sign and Design: The Psychogenetic Sources of the Alphabet, London 1961, S. 243 (dt.: Sign and Design. Die psychogenetischen Quellen des Alphabets, Berlin 2002).

8Die Anekdote ist dem Babylonischen Talmud entnommen, bekannt als „Lo Baschamajim hi“ („Sie ist nicht im Himmel“, die Tora). Es handelt sich um die Geschichte vom Ofen des Achnai (BM 59a–b). Den Hinweis verdanke ich Liliana Feierstein und Micha Brumlik.

9Erst im rabbinischen Judentum, dessen Vorstellungen sich oft in Parallele oder in Abgrenzungen gegen das Christentum entwickelten, taucht gelegentlich ein „Vater“ in Gebeten auf, so im Gebet zum Versöhnungstag Avinu Malkenu, das zwischen 500 und 1000 entstanden sein soll. Vgl. Elbogen, Ismar: Jewish Liturgy: A Comprehensive History, Philadelphia 1993. Es handelt sich um eine erweiterte Ausgabe des ursprünglich deutschen Titels Der Jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, Leipzig 1913.

10Braun, Christina von: Versuch über den Schwindel. Religion, Schrift, Bild, Geschlecht, München; Zürich 2000; Gießen 2016.

11Verband der Deutschen Juden (Hg.) (neu hg. von Homolka, Walter; Jacob, Walter; Ben-Chorin, Tovia): Die Lehren des Judentums nach den Quellen, Bd. 3, München 1999, S. 43 ff.

12Aristoteles: Über die Zeugung der Geschöpfe, Buch I, Bd. 14, S. 71 f., S. 66 f.; Buch II, S. 81 f., 87 f.

131. Kor 11,7 f.

14Der Begriff der „Investition“ kommt, wie das Wort schon sagt, aus dem Textilbereich und wurde auch im übertragenen Sinne, etwa für „Bekleidung eines Amtes“, verwendet. Erst im 17. Jahrhundert, mit der Entstehung von Aktiengesellschaften und dem Papiergeld, wurde er auf den ökonomisch-monetären Bereich angewendet. Nach dieser Herleitung gilt die „Investition“ als die Verkleidung des Geldes. In einem ähnlichen Sinne ist auch die Oralität für das griechische Alphabet eine Verkleidung der Schrift und die leibliche Fortpflanzung eine Materialisierung der geistigen Fortpflanzung.

15Dazu ausführlicher Braun, Christina von: Blutsbande. Verwandtschaft als Kulturgeschichte, Berlin 2018.

16Braun, Christina von; Mathes, Bettina: Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen, Gießen 22007; siehe auch Braun, Christina von: Fundamentalismus und Geschlecht, in: Stollberg-Rilinger, Barbara (Hg.): „Als Mann und Frau schuf er sie“. Religion und Geschlecht, Würzburg 2014, S. 165–180.

 

17Kantorowicz, Ernst H.: Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters, München 1990.

18Vgl. Braun: Blutsbande.

19Freud, Sigmund: Der Mann Moses und die monotheistische Religion, Gesammelte Werke, Frankfurt/Main 1952 ff., Bd. XVI, S. 101–246, hier: S. 221.

20Finkelstein, Israel; Silberman, Neil A.: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, München 82015, S. 61 ff., 82.

21Baltrusch, Ernst: Die Juden und das Römische Reich, Darmstadt 2002, S. 27.

22Vgl. Havelock, Eric A.: Als die Muse schreiben lernte, Frankfurt/Main 1992.

23Olmer, Heinrich C.: Wer ist Jude? Ein Beitrag zur Diskussion über die Zukunftssicherung der jüdischen Gemeinschaft, Würzburg 2010, S. 41.

24Esr, 7,7 ff.

25Neh 8,8.

26Assmann, Jan: Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, München 1998, S. 159.

27Ex 42–46.

28Marx, Alfred: Opferlogik im alten Israel, in: Janowski, Bernd; Welker, Michael (Hg.): Opfer. Theologische und kulturelle Kontexte, Frankfurt/Main 2000, S. 129–149, hier: S. 140.

29Jonas, Hans: Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes, hg. von Wiese, Christian, Frankfurt/Main 1999, S. 26.

30Dubnow, Simon: Diaspora, in: Seligman, Edwin R. A.; Johnson, Alvin (Hg.): Encyclopaedia of the Social Sciences, Bd. 5, New York 1931, Bd. 5, S. 126–130, hier: S. 126.

31Jonas: Gnosis, S. 34.

32Ebd.

33Ong: Oralität und Literalität, S. 96.

34Hénaff, Marcel: Der Preis der Wahrheit. Gabe, Geld und Philosophie, Frankfurt/Main 2009, S. 536.

35Haarmann, Harald: Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt/Main; New York 1991, S. 289.

36Yerushalmi, Yosef Hayim : Reflexions sur l’oubli, in: ders. (Hg.): Usages de l’oubli. Colloques de Royaumont, Paris 1988, S. 7–21, hier: S. 15.

37Stemberger, Günter: Einführung in die Judaistik, München 2002, S. 44.

38Esr 10,2–4.

39Olmer: Wer ist Jude, S. 67.

40Heine, Heinrich, Sämtliche Schriften, München 1995, Bd. 4, S. 483.

41Olmer: Wer ist Jude, S. 72.

42Bieberstein, Klaus: Grenzen definieren. Israels Ringen um Identität, in: Kügler, Joachim (Hg.): Bayreuther Forum TRANSIT, Impuls oder Hindernis? Mit dem Alten Testament in multireligiöser Gesellschaft. Beiträge des Internationalen Bibel-Symposiums Bayreuth 27.–29. September 2002, Münster 2004, S. 59–72, hier: S. 64.

43Bieberstein, Klaus: Geschichten ziehen Grenzen. Esra, Nehemia und Rut im Streit, in: Küchler, Max; Reinl, Peter (Hg.): Randfiguren in der Mitte, Freiburg (Schweiz) 2003, S. 33–47.

44Olmer: Wer ist Jude, S. 76.

45Ebd., S. 74.

46Cohen, Shaye J. D.: The Beginnings of Jewishness: Boundaries, Varieties, Uncertainties: Hellenistic Culture and Society, Los Angeles 1999; ders.: The Origins of the Matrilineal Principle in Rabbinic Law, in: Association for Jewish Studies (AJS) Review 10 (1985), S. 19–53; Mélèze Modrzejewski, Joseph: „Mutilare Genitalia“. Römisches Recht und jüdische Matrilinearität, hg. von Fachbereich Rechtswissenschaft, Forschungsstelle für jüdisches Recht – Marcus Cohn, im Internet: http://www.juedisches-recht.de/rec_modrzejewski.php, letzter Zugriff: 11. 06. 2017; Boyarin, Daniel: Dying for God: Martyrdom and the Making of Christianity and Judaism, Stanford 1999; Yuval, Israel: Zwei Völker in deinem Leib. Gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen, Göttingen 2007.

47Olmer: Wer ist Jude, S. 63.

48Brown, Peter: Die Keuschheit der Engel. Sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit im frühen Christentum, München 1994; siehe auch Braun: Versuch über den Schwindel, S. 193–196.

49Assmann, Jan: Die Mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus, München 2003.

50Dohmen, Christoph; Stemberger, Günter: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments, Köln 1996, S. 75 f.

51Ebd.

52Cohen: Beginnings of Jewishness, S. 269 f.

53Zitiert nach Furmann, Liliana: Hypothesen zum Übergang von der biblischen Patrilinearität zur rabbinischen Matrilinearität, in: Freiburger Universitätsblätter 172 (2006), S. 45–54, hier: S. 46.

54Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 18.

55Ebd.

56tQid IV, 16, zitiert nach Cohen: Beginnings of Jewishness, S. 277.

57Olmer: Wer ist Jude, S. 88.

58Ebd., S. 83.

59Ebd., S. 85.

60Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 1.

61Olmer: Wer ist Jude, S. 87.

62Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 3.

63TB BB 109b, zitiert nach ebd., S. 2.

64Olmer: Wer ist Jude, S. 95.

65Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 18.

66Ebd., S. 15.

67Ebd., S. 3.

68Cohen: Origins of the Matrilineal Principle, S. 41.

69Stemberger: Einführung, S. 74.

70Olmer: Wer ist Jude, S. 109.

71Brumlik, Micha: Matrilinearität im Judentum. Ein religionshistorischer Essay, in: Wohl von Haselberg, Lea (Hg.): Hybride jüdische Identitäten. Gemischte Familien und patrilineare Juden, Berlin 2015, S. 19–33, hier: S. 32.

72Olmer, Wer ist Jude, S. 100.

73Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 15.

74Zum Zusammenhang Opfer und Fruchtbarkeit vgl. Braun, Christina von: Der Preis des Geldes, Berlin 2012, S. 43–51.

75Zitiert nach Steinberg, Leo: The Sexuality of Christ in Renaissance Art and in Modern Oblivion, Chicago; London 21996, S. 53.

76Dieser Verwechslung begegnet man auch im innerjüdischen Kontext in den Debatten des 19. Jahrhunderts um die Beschneidung. Dort wird die Hygiene oft von aufgeklärten Juden als Rechtfertigung für die Beschneidung angeführt.

77Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 6.

78Ebd., S. 9.

79Ebd., S. 10.

80Vgl. Braun, Christina von: Zur Bedeutung der Sexualbilder im rassistischen Antisemitismus, in: Feministische Studien 2/2 (November 2015), S. 293–307.

81Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 14.

82Paradoxerweise argumentieren die heutigen Befürworter einer Abschaffung des reinen Matrilinearitätsprinzips ebenfalls mit der demographischen Situation und dem Rückgang der jüdischen Bevölkerungszahlen. Heute gilt aber gerade die Mischehe (zu der sich die Rabbinen im 2. Jahrhundert schließlich durchgerungen hatten, indem sie nichtjüdische Väter akzeptierten) als Grund für die Dezimierung der jüdischen Bevölkerung: Sie führe zu einer wachsenden Unkenntnis jüdischer Traditionen, mithin auch zu einer mangelnden emotionalen Einbindung ins Judentum.

831. Kor 3,16–17.

84Johannes Offenbarung 21,3.

85Brumlik, Micha: Judentum. Was stimmt? Die wichtigsten Antworten, Freiburg i. Br. 2007, S. 39 f.

86Röm 8,12–13.

87Gal 2,1–10.

881 Kor 11,25.

89Phil 3,2–3.

90Hebr 9,13–14.

91Hénaff: Preis der Wahrheit, S. 408.

92Modrzejewski: Mutilare Genitalia, S. 13.

93Biale: Blood and Belief, S. 45 (Hervorhebung im Original).

94Becker, Adam H.; Yoshiko Reed, Annette (Hg.): The Ways that Never Parted: Jews and Christians in Late Antiquity and the Early Middle Ages, Tübingen 2003.

95Zitiert nach Morgenstern, Mathias: Mutter-, Schwester- oder Tochterreligion? Religionswissenschaftliche Beobachtungen und Überlegungen zum Verhältnis von Judentum und Christentum, in: Dialog („Du-Siach“). Christlich-jüdische Informationen 67 (2007), S. 19–26, hier: S. 22.

96Brumlik, Micha: Kommentar zur 7. These von „Dabru Emet“, in: Kampling, Rainer; Weinrich, Michael (Hg.): Dabru Emet – redet Wahrheit. Eine jüdische Herausforderung zum Dialog mit den Christen, Gütersloh 2003, S. 122–132, hier: S. 132.

97Biale: Blood and Belief, S. 45.

98Ebd.

99Schöttler, Heinz-Günther: „Die Nachbarschaft von Juden und Christen – auf Augenhöhe“. Zur Theologie und Praxis der christlich-jüdischen Beziehungen, in: Hierold, Alfred E. (Hg): „Umbruch“ – ein Zeichen der Zeit. Kirche von Bamberg in der Welt von heute, Münster 2007 (= Bamberger Theologisches Forum, Bd. 11), S. 81–119, hier: S. 117.

100Olmer: Wer ist Jude, S. 116.

101Ebd., S. 111.

102Yuval: Zwei Völker, S. 35.

103Zitiert nach Morgenstern: Mutter-, Tochter-, Schwesterreligion, S. 23.

104Schäfer, Peter: Die Geburt des Judentums aus dem Geist des Christentums, Tübingen 2010.

105Olmer: Wer ist Jude, S. 112.

106Alexander, Philipp S.: The Parting of Ways from the Perspective of Rabbinic Judaism, in: Dunn, James D. G. (Hg.): Jews and Christians: The Parting of the Ways, A. D. 70 to 135, Tübingen 1999, S. 1–25, hier: S. 3.

107Olmer: Wer ist Jude, S. 121. Fragen der Tischgemeinschaft mit Juden tauchten auch bei frühchristlichen Debatten auf.

108Ebd., S. 122.

109Ebd., S. 120, Fn 463.

110Ebd., S. 117.

111Ebd., S. 119.

112Ebd., S. 115 f.

113Im Prolog der Novelle 146 heißt es „[…] insensatis semetipsos interpretationibus tradentes (…)“, zitiert nach Legendre, Pierre: „Die Juden interpretieren verrückt“. Gutachten zu einem klassischen Text, in: Psyche 43 (1989), S. 20–39.

114Ebd., S. 24 (Hervorhebungen im Original).

115Hinzu kamen als „Weissagungen“ ausgelegte Verse in Jes 7,14, wo es heißt: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären.“ Die neue Übersetzung der katholischen Kirche, die Anfang 2017 erschien, korrigiert diese Aussage. Es heißt nun: „Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn.“ Von einer Weissagung ist nicht mehr Rede. Darüber hinaus weisen die Übersetzer auch darauf hin, dass das hebräische Wort „almáh“ eigentlich „junge Frau“ bedeutet, womit sie ein Fragezeichen hinter eine der wichtigsten Belegstellen für die Jungfräulichkeit Marias setzen.

116Brown: Keuschheit der Engel, S. 101.

117Gregor von Nyssa: Über die Jungfräulichkeit, in: Wirth, P.; Gessel, W. (Hg.): Bibliothek der griechischen Literatur, Bd. 7, Stuttgart 1977, Kapitel II, S. 83.

118Brown: Keuschheit der Engel, S. 101.

119Ebd., S. 220.

120Olmer: Wer ist Jude, S. 110.

121Ebd., S. 102.

122Krause, G.; Müller, G. et al. (Hg.): Theologische Realenzyklopädie, Bd. 6, Berlin; New York 1993, S. 533.

123Ebd., S. 523.

124Wer wird hier mitgezählt? Die Demographie verwendet für diese Statistik den Begriff der core Jewish population, einer „jüdischen Kernbevölkerung“. Sie „umschließt alle Menschen, die sich in einer soziodemographischen Befragung selber als Juden bezeichnen oder von Angehörigen desselben Hauses als jüdisch identifiziert werden“. Die „jüdische Kernbevölkerung“ überschneidet sich, ist aber nicht identisch mit dem halachischen oder anderen normativen Definitionen des Judentums. Es geht auch nicht um religiöses Verhalten oder Engagement für jüdische Angelegenheiten. Ausgeschlossen sind jedoch Personen, die einer anderen monotheistischen Religion angehören. Die Definition der „jüdischen Kernbevölkerung“ umfasst Konvertiten (egal nach welcher Prozedur sie konvertierten) und auch Personen, die sich mit einer jüdischen Gemeinde identifizieren, ohne konvertiert zu sein. Sie begreift auch all die Personen als „jüdisch“, die sich nicht religiös, sondern aus ethnischen oder kulturellen Gründen dem Judentum zurechnen. Vgl. DellaPergola, Sergio: Israel and the Diaspora: Convergent and Divergent Markers, in: Ben-Rafael, Eliezer; Schoeps, Julius H.; Sternberg, Yitzhak; Glöckner, Olaf (Hg.): Handbook of Israel: Major Debates, Bd. 2, Berlin 2016, S. 1080–1101, hier: S. 1088 f.

125Ebd., S. 1083.

126Olmer, Wer ist Jude, S. 155.

127Ebd, S. 155.

128Ebd., S. 142.

129Ebd., S. 196.

130Zitiert nach. einem Interview mit Uri Regev in: Jüdische Allgemeine, 5. April 2007, S. 4.

131Olmer: Wer ist Jude, S. 196.

132DellaPergola: Israel and the Diaspora, S. 1083.

133Olmer: Wer ist Jude, S. 13.

134Ebd., S. 15.

135DellaPergola: Israel and the Diaspora, S. 1083.

136Olmer: Wer ist Jude, S. 127.

137Brumlik, Micha: Papa ante Portas. Warum die Gemeinden auch Kinder jüdischer Väter als Mitglied akzeptieren sollten. Ein Plädoyer, in: Jüdische Allgemeine, 6. 11. 2011.

138Olmer: Wer ist Jude, S. 166.

 

139Ebd., S. 167, Fn 91.

140Doron Kiesel im Abschlussbericht von 8. 2. 2009: „Waren sie in der Sowjetunion Angehörige einer nationalen Minderheit gewesen, deren ethnische Zugehörigkeit sich patrilinear bestimmt hatte, so gelten sie in Deutschland als Mitglieder einer Religionsgemeinschaft, unter der Voraussetzung, dass sie, gemäß dem jüdischen Religionsgesetz, den Nachweis einer jüdischen Mutter erbringen.“ Gotzmann, Andreas; Kiesel, Doron; Körber, Karen: Im Gelobten Land? Die Integration russischsprachiger Juden in die jüdischen Gemeinden Deutschlands, Abschlussbericht-Berichtszeitraum: 1. April 2005–15. September 2008, Zentralrat der Juden in Deutschland, Berlin, S. 8 f.

141Reform Movement’s Resolution on Patrilineal Descent, March 15, 1983.

142Olmer: Wer ist Jude, S. 137.

143Kaplan, Dana Evan: Contemporary American Judaism, New York 2009, S. 183.

144Olmer: Wer ist Jude, S. 137.

145Ebd., S. 163.

146Fishkoff, Sue: „Ja, ich bin Halbjüdin“. Zwischen Ablehnung und Akzeptanz: In den USA bekennen sich immer mehr Kinder aus Mischehen zu beiden Seiten ihrer Identität, in: Jüdische Allgemeine, 23. 8. 2007.

147Der Rekonstruktionismus wurde in den 1930er Jahren durch den Rabbiner Mordecai Menahem Kaplan in den USA entwickelt. Kaplan verstand das Judentum nicht als Religion, sondern als eine sich weiterentwickelnde „religiöse Zivilisation“, die nicht nur rituelle, sondern auch kulturelle Aspekte wie Geschichte, Literatur und Künste umfasst. Für den Rekonstruktionismus gilt die Halacha nicht als festgelegt, sondern befindet sich in einem permanenten Prozess der Fortentwicklung. 1955 wurde die Jewish Reconstructionist Federation gegründet, die etwa 100 Gemeinden und Gruppen umfasst und drei Prozent des amerikanischen Judentums ausmacht. Vgl. Kaplan, Mordecai: Judaism as a Civilization: Toward a Reconstruction of American Jewish Life, New York 1934; siehe auch Dashefsky, Arnold; Sheskin, Ira: American Jewish Year Book 2013.

148Olmer: Wer ist Jude, S. 185.

149Benbassa, Esther; Attis, Jean-Christophe: Haben die Juden eine Zukunft? Ein Gespräch über jüdische Identitäten, Zürich 2002.

150Yerushalmi, Yosef Hayim: Freuds Moses. Endliches und unendliches Judentum, Berlin 1992, S. 28.

151Vgl. Deuber-Mankowsky, Astrid: Der frühe Walter Benjamin und Hermann Cohen. Jüdische Werte, Kritische Philosophie, vergängliche Erfahrung, Berlin 2000.

152Olmer: Wer ist Jude, S. 193.

153Leibowitz, Jeshajahu: Gespräche über Gott und die Welt mit Michael Shashar in Jerusalem 1987, Frankfurt/Main 1990, S. 83.

154Ebd., S. 85.

155Ebd., S. 86.

156Ebd.

157Vgl. etwa: Blumenberg, Yigal: Psychoanalyse – eine jüdische Wissenschaft? Von den jüdischen Wurzeln der Psychoanalyse und der Abwehr von Tradition und Fremdsein, in: Forum der Psychoanalyse 12 (1996), S. 156–178, hier: S. 171.

158Olmer: Wer ist Jude, S. 159.

159Ebd., S. 187.

160Chalom, Adam: A Judaism for Secular Jews, in: Gitelman, Zvi (Hg.): Religion or Ethnicity? Jewish Identities in Evolution, New Brunswick; London 2009, S. 286–302.

161Der Begriff wird in Europa eher mit einer bestimmten Epoche der frühen Neuzeit verbunden, in den USA dagegen mit allgemein-weltlichen Aspekten der Kultur – so etwa beim Fächerbündel der „Humanities“, der den in Europa unter dem Namen Geisteswissenschaften firmierenden Fächern weitgehend entspricht.

162www.shj.org/, letzter Zugriff: 27. 05. 2016.

163Olmer: Wer ist Jude, S. 202.

164Von diesen ordnen sich 44 % dem Reformjudentum, 22 % dem konservativen, 14 % dem orthodoxen, 5 % anderen Bewegungen und 16 % gar keiner bestimmten Strömung zu.

1651 in 6 adult US Jews are converts, Pew study finds, in: Jerusalem Post, 13. 5. 2015.

166Zitiert nach Olmer: Wer ist Jude, S. 203.

167Dubnow: Diaspora, S. 130.

168Vgl. Tirosh, Yori: Adjudicating Women’s Exclusion in Israel: The Demise of Constitutional Law and the Rise of Private Law, in: ICON, International Journal of Constitutional Law 2017 (im Druck); siehe auch dies., Modesty on Parade, in: Haaretz, 2.6. 2017, S. 8.

169Olmer: Wer ist Jude, S. 193.

170DellaPergola: Israel and the Diaspora, S. 1084.

171Peck, Jeffrey M.: Being Jewish in the New Germany, New Brunswick; London 2006, S. 165.

172Ebd., S. 166.

173Poster, Mark: What’s the Matter with the Internet? Minneapolis; London 2001, S. 148 ff.

174Peck: Being Jewish, S. 167.

175Zitiert nach Olmer: Wer ist Jude, S. 203.

176DellaPergola: Israel and the Diaspora, S. 1087 f.

177Ebd., S. 2091 f.