Schaum-Welt-Komfort

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Die Schäume in der Zeit des Wissens

Die zarten Dinge werden spät Objekt. Das ist es, was sie mit den zahlreichen Selbstverständlichkeiten gemeinsam haben, die erst zur Auffälligkeit reifen, wenn sie verloren sind, und verloren sind sie in der Regel von dem Augenblick an, in dem sie in Vergleiche gezogen werden durch die sie ihre Gegebenheiten einbüßen:

die Luft die wir gedankenlos atmen, die von Stimmungen gesättigten Situationen, in denen wir unbewusst existieren, die offenkundigen Atmosphären in denen wir leben, weben und sind sie alle stellen Spätankömmlinge im thematischen Raum dar, weil sie eine stumme Hintergrundausstattung im thematischen Raum bilden und bildeten.

Bisher als diskrete Vorleistungen des Seins hingenommen, mussten sie Gegenstände der Sorge geworden sein, bevor sie zu solchen der Theorie gerieten.

Sie mussten als fragil, verlierbar und zerstörbar erlebt werden, ehe sie zu bearbeitbaren Aufgabenfeldern avancierten. Der Hintergrund bricht sein Schweigen erst, wenn Prozesse im Vordergründigen seine Tragkraft überfordern.

Wie weit musste es kommen, das Resonanzphänomene und interpsychische Verschränkungen in Beseelungsräumen zur Sprache gebracht werden konnte? Wieviel Verwüstung hingenommen werden, bis die konstitutiven Bedeutung von hinreichend guten Paarbeziehungen und Familienverhältnissen mit Respekt beschrieben werden konnten?

Alles sehr Explizite wird dämonisch.

Wehe dem, der Wüsten birgt: jetzt muss künstlich nachgebaut werden was früher als natürliche Ressource gegeben schien. Nun wird der Bedarf für Kulturwissenschaft für die Arbeit in Kulturtreibhäusern manifest.

Um absolut zeitgenössisch zu sein, müssen wir voraussetzen, dass kaum noch etwas vorauszusetzen ist. Den Selbstverständlichkeiten wurde der Garaus gemacht. Sie werden zur sozialpolitischer Dauersorge. Wo „Lebenswelt“ war muss Klimatechnik werden.

Revolution, Rotatation, Invasion

Die Dämonie des Expliziten wächst in dem Maße, wie die Moderne den Fortschritt im Bewusstsein der Künstlichkeit vollzieht. Wenn Hintergründiges, bisher Unerwähntes zur Vorlage gebracht und ausgewalzt werden, dann zeugen diese Vorgänge von der radikal veränderten Stellung der Wissenden zu den jetzt gewussten Gegenständen, die früher anders oder nicht gewusst wurden.

Was in diesem Zusammenhang „Revolution“ bedeutet, kann mit einem Blick auf die Durchbrüche und Freilegungen der Anatomen hinsichtlich des menschlichen Körpers erfasst werden. Dem herkömmlichen Dunkel der Eigenleiblichkeit werden nun die Organkarten und Bau-Zeichnungen der inneren Maschinenwelt gegenübergestellt. Ich muss jetzt auf anatomische Karten schauen um ihre Botschaft annehmen: Das bist du!

Und von nun an kann nichts mehr zurück in die Naivität des Daseins vor dem Operieren-Können. Neuzeit ist Anatomenzeit, Zeit der Schnitte, der Invasionen, der Penetrationen, der Implantationen in den dunklen Kontinent, die ehemalige Lethe. Das E x p l i z i t m a c h e n ist kein reiner Diskurs.

In der „Neuzeit“ operieren Subjekt sich selbst mit Karten über das eigene die ihnen Angriffspunkte des Selbst-Eingriffs vorzeichnen. Ein unvermeidlich unvollkommenes doch stets erweiterbares Durchgreifenkönnen in den eigenen somatischen und psychosomatischen Innengrund.

Wenn Implizites explizit wird: Phänomenologie

Der Haushalt des Wissens gerät durch unaufhörliche Invasionen der Intelligenz ins Verborgene in Bewegung: d. h. für die Tradition: das den Menschen die Ankunft der Gegenstände nicht auf einmal enthüllt werden sollten. Das Explizite knüpft am Impliziten an, wird eine Geschichte, eine Erzählung, vom Druck ausführlicher Erwähnung und Entwicklung entlastet, nicht schon im nächsten Augenblick abrufbar,

nicht vom Diskursregime mobilisiert.

Wo sie anspruchsvoll wird, trägt sie einen Namen: Phänomenologie: Gegenstände treten in Erscheinung und machen sich bereit für die logische Würdigung. Der Zeitpfeil des Denkens strebt auf höhere Explizitheit zu, mobilisiert die Argumente, der epistemische Zeitgeist hat zum Einsatz gerufen. Die wahre Geschichte des Wissens hat die Form des Phänomen-Werdens von vormals Nichterschienenem – des Übergangs vom Unbeleuchtetem in Beleuchtendes oder von Schattengegebenheiten in Vordergrund-Thematik. Reales Wissen: So nennen wir die Diskurse, die die lange Nacht der Implikationen durchlebt haben und sich im Tag des Thematisch – Ausgebreiteten tummeln.

Der Glaube des alteuropäischen Wissenszuwachses stützte sich auf die Unterstellung, dass das spätere Wissen nichts anderes ausbreitet als das, was in den frühen Implikationen mitgegeben war. Phänomenologen verbreiteten die gute Nachricht, es gäbe kein Außen, dem nicht ein Inneres entspräche, kein Fremdes das nicht durch Aneignung ins Unsere eingearbeitet werden könnte. Noch im 15. Jhdt dachte Nikolaus von Kusanus an die Symmetrie von „Gott in einem Punkt“ bis zu „Gott als Entfaltung der All-Kugel“ und seinem menschlichen Mit-Denken-Können auf dieser großen Analogie.

Wo der Optimismus in der alten Zeit den Ton angab, war man von der Verträglichkeit des neuen Wissens mit dem alten, erprobten, bewährtem überzeugt. Wie aber, wenn sich zeigen ließe, das mit dem Explizitwerden des Impliziten zuweilen etwas völlig eigensinniges, Fremdes, Andersartiges, etwas nie Mitgemeintes, nie Erwartetes und nie zu Assimilisierendes ins Denken eindringt? Wenn nicht mehr zutrifft, das das Subjekt im Neuen „zu sich“ käme? Ein bis zuletzt Fremdbleibendes, Äußeres, Ungeheures in die Ordnung des Wissens eindringt?

Ungeheures erscheint

Der Haushalt des Wissens gerät durch unaufhörliche Invasionen der Intelligenz ins Verborgene in Bewegung: d. h. für die Moderne: alles Explizit machen, mitgerissen vom Strom der vom Hintergrund in den Vordergrund fließt, heißt Forschung. In dieser Zeit sah sich die Phänomenologie als Rettungsdienst für die Phänomene in einer Zeit, in der die Erscheinungen nicht von selbst auffällig werden.

Nun fällt etwas nicht mehr „von selbst“ ins Auge, sondern wird durch Forschung, invasive Explikationen; Messungen, Maschinen, künstliche Sensoren, zur Sichtbarkeit befördert. Jetzt werden die Sachverhalten zum Erscheinen genötigt: wie etwa die anatomischen Tatsachen die seit dem 16. Jhdt kein Humanismus mehr in das runde Bild vom lesenden Menschen zu integrieren vermochte oder Mikroskope und Teleskope – zwei Höllenmaschinen fürs Auge- die die Vergrößerung –neben der Kartografie- als Erstschlagskapazität der Explikation ermöglichte, durch welche die bisher unsichtbare Welt unter Bildzwang gesetzt wird.

Noch bleibt eine Zeitlang die Suggestion intakt, das Wissen könne die Welt bewohnen wie der Bürger seine Villa. Aber all diese Neusichtbarkeiten: der aufgeschnittene menschliche und tierische Körper, Zellkerne, Atompilze, Innenansichten von Maschinen, Röntgenaufnahmen, Computertomografien, galaktische Fotografien…treten in die menschliche Wahrnehmung ein, als ob sie nur eine Fortsetzung der Unverhülltheit der ersten Tagesnatur wären: Sie sind es nicht!

Sie sind durch einen ontologischen Graben getrennt von der naturwüchsigen, umsichtig-duldsamen Erkenntnisbereitschaft menschlicher Umblicke in mehr oder weniger vertrauten Umständen. All das ist nicht –zumindest nicht für den ursprünglichen- menschlichen Wahrnehmungsapparat bestimmt.

Für dessen „Woher“ findet die Moderne unterschiedliche Erklärungen: aus dem Unbewussten oder der Latenz (dem „Schlaf“); aus dem Unwissen; aus der Verborgenheit in den Innenseiten des Faltenwurfs der Erscheinungen; oder aus irgendeiner anderen Fassung des kognitiven Noch-Nicht.

Infolge dieser Invasion sind das menschliche Gehirn, das menschliche Genom und die menschlichen Immunsysteme so theatralisch auf die epidemische (verbreitete) Bühne gestellt worden, das ihre Bildungs- und Sensationsmöglichkeit die „Modernen“ ständig in Atem hält. Diese Themen weichen so erheblich von dem ab was die idealistische Philosophie Selbstreflexion genannt hat so das die Vorstellung absurd wäre, diese Vorgänge seien Ausfluss menschlicher Bestimmungen.

Die neuen Besitztümer können nie in unser Eigentum übergehen, weil uns für alle Zeiten nichts fremder ist als die „eigene“ explizit gemachte Biomechanik.

Aber, jedes Vordergründigwerden von lange Latentem hat immer seinen Preis.

Denn das Streben nach Erkenntnis liegt ja seit Aristoteles offensichtlich in der Natur des Menschen.

Man mag dem 20.Jhdt. alles Üble nachsagen –nur nicht, dass es den Preis für solche Verfremdungen nicht gezahlt hätte. Keine andere Epoche kann eine so weit getrieben Expertise vorweisen in der Kunst, die Existenz von ihren vitalen Prämissen her zu vernichten.

Auf der Kehrseite werden die konstruktiven Erhaltungsbedingungen kultureller Räume sichtbar: technisch, künstlich, gestaltbar. Alles muss ausgehandelt werden, jeder und keiner will aber ein Wörtchen mitreden.

Wir sind nie revolutionär gewesen

Vor und nach 1917 tauschten oben und unten nicht die Plätze, nichts was auf dem Kopf stand wurde auf die Füße gestellt, nirgendwo wurden die Letzten die Ersten, nichts wurde umgewälzt nichts im Kreis gedreht. Vieles hat sich getan was aber eher für Paul Valerys These klingt: Die Franzosen - und eo ipso die Modernen hätten aus der Revolution eine Routine gemacht. Der wahre und wirkliche Grundbegriff der Moderne lautet nicht Revolution, sondern Explikation. Das ist für unsere Zeit der wahre Name des Werdens –dem man die herkömmlichen Modi des Werdens durch Drift, durch Nachahmung, durch Katastrophe und kreative Rekombination nachordnen oder zur Seite stellen kann.

 

Das gegenwärtige Zeitalter wälzt die Dinge, die Zustände, die Themen nicht um:

Es walzt sie aus. Es übersetzt das Monströse ins Alltägliche. Es erfindet Verfahren, um Unerhörtes ins Register des Realen einzubauen; es schafft die Tasten, die den Benutzern leichten Zugriff auf bisher Unmögliches erlauben. Es sagt den Seinen: Ohnmacht gibt es nicht; was du nicht kannst, kannst du lernen. Zu Recht heißt es das technische Zeitalter.

In den folgenden Kapiteln werden einige Kapitel aus der Katastrophengeschichte des 20. Jhdt repetiert um zu zeigen, durch welche Kämpfe und welche Traumata der menschliche Aufenthalt in atembaren Milieus zu einem Gegenstand expliziter Kultivierung hat werden müssen. Alle Wert-,Tugend-, Diskursethiken müssen hohl bleiben, solange sie nicht in die Klimaethik übersetzt sind. Ist der Terror der Vater der Wissenschaft von den Kulturen?

poetische einleitung luftbeben

gaskrieg oder: atmoterroristische muster

das 20. jahrdt brachte die praxis des terrorismus

das konzept des produktdesigns den umweltgedanken

daneben inkommensurable leistungen in den künsten

terrorismus stellte die interaktion

zwischen feinden auf neue grundlagen

produktdesign schleuste

den funktionalismus in die wahrnehmung

kunst brachte lebensaspekte und erkenntnisphänomene

in nicht bekannte nachbarschaften

alle drei beschleunigten die explikation

es begann am 22. April 1915 um 18.00 Uhr

chlorgase als kampfmittel der deutschen west-armee

gegen französisch-kanadische infanteriestellungen

nicht auf den körper des feindes sondern

auf dessen Umwelt zu zielen ist terror im zeitgemäßen sinn

Shakespeare „Ihr nehmt mir mein Leben,

wenn ihr mir die Mittel nehmt, wodurch ich lebe“

„moderne“ mittel

ökonomische ökologische psychosoziale

grund-bedingungen menschlicher existenz

nun vom feind her den entzug der lebensbedingungen

betreiben

der „neue“ terrorist versteht seine opfer besser

als sie sich selber

tauche opfer in unlebbares milieu

chemie gas zielt auf atmung

zentralnervöse regulierungen

temperatur tödliche strahlung

die entwicklung führte in forschung über

militärklimata giftwolkenkunde

d i e wissenschaft des 20. jhdt.

„blaukreuz“ durchdrang masken

„gelbkreuz“ beschädigte den organismus

erblindungen katastrophale nervöse dysfunktionen

atemnot höchste verzweiflung

wer das atmen nicht unterlässt

wirkt am eigenen tod mit

gaskrieg zwingt zu atmotechnischen

innovationen

klimabildende faktoren

in menschlichen aufenthaltsräumen

gerieten unter explikationsdruck

humanismus und terrorismus wurden aneinander gekettet

terrorismus verschmilzt person und sache

wird gewalt gegen menschen-umgebende sachen

ohne die personen nicht personen bleiben können

feindschaft: der wille zur auslöschung des gegners

terrorist ist wer sich die lebensbasis

des gegners erarbeitet und für die tat verwertet

nach 1918 gerieten bettwanzen singschnaken mehlmotte

kleiderlaus die landwirtschaft die reinraumschaffung

in mühlen schiffen kasernen lazaretten

schulen getreide- und saatgutspeicher

ins visier der chemiker

dem 1924 entwickelten und patentierten zyklon b

fehlte die wahrnehmungs-komponente

1939 starten gaskammerdemonstrationen

hitlers „endlösung der judenfrage“ kam mündlich kommunizierte

auf die tagesordnung ausgewählter ss-verbände

mit auftrag und eigeninitiative traten Hitlers treueste helfer

zum amoklauf der pflichterfüllung an

amok und routine das betriebsmerkmal von ausschwitz

wie dummheit auch das böse autohypnotisch

atemmanipulation wird kultursache

zunächst in den destruktivsten dimension

designerischen zugriff auf abgrenzbares mikroklimata

tod von menschen für menschen entworfen lege artis hergestellt

luftbeben

das primäre existenzmedium ist angetastet

der naivität überführt ab jetzt förmliche klimasorge

„mensch“ zum atmosphärendesign verdammt

reichweitenexplosion globalisiert kriege luft-waffe

bombadiert flächen legt teppiche unscharf wie gas

exakt genug für tödliche moralische zivilmassendestruktion

krieg offenbart seelisch vernichtbares

kernphysikalisches radioaktive materie

atompilze unsichtbare wellen

strahlenterror steigert unsteigerbar gedachtes

„rekordmarken“ der simultanauslöschungen

„hiroshimamasken“ starrten auf restewelt

die im lichtsturm entzogen

seins-zumutung am dunkelsten grenzwert.

niebemerktes niegewußtes in die manifestation gezwungen

philosphische lichtungen

soziologisches leben weben sein

machtlos naiv

immer kann nun etwas in der luft liegen

„mensch“ mißtraue den wahrnehmungen

willst du in toxischen welten überleben

paranoid sein wird erziehung

bioterror ist machbar herr nachbar

heimat keine gabe des seins

doch heimatdesign heimattechnik

heimatjuristen heimatpolitik

der „krieg“ wo ist er geblieben

er geht anders weiter

klimatisch radiophysikalisch neurophysiologisch

wetterherrschaft 2025

air / condition

surrealismus gehorcht dem imperativ:

modern besetzen will symbolische

dimensionen einnehmen

sein Ziel

schöpferische prozesse explizit machen

ihre quellgebiete technisch aufzuschließen

bewußte existenz

kontexttauchen in multi-mileu-gesellschaften

lieben „taucherausrüstungen“

soziale raumkapseln physisch-mentaler-immunität

sicherungen gegen systemische risiken technischer atmosphären

der technische zugang zum anderen Element ist alleine noch offen

phobischen zirkel:

angstüberwindung durch angsterzeugende technik

doch angst liefert auch schub für den fortgang vergeblicher prozesses

vornehmer:

sie fordert grundlagenforschung innovation in permanenz

die ästhetische moderne ein verfahren der gewaltanwendung

weder gegen personen noch sachen sondern

gegen ungeklärte kulturverhältnisse

ein prozeß der kein zurück zum bisher implizit

voraussetzbaren erlaubt

denn indoors-situationen benötigen zwingend

unterstützende „luftversorgungssystem“

atembare Luft wo auch immer:

physikalisch metaphorisch

atmen-notwendigkeit soweit die lunge reicht

in kulturellen motivations- und sorgenräumen

homo sapiens: zögling der luft

kulturwissenschaften des 20.jhrdt

von der beatmung sinn-abhängiger lebewesen

durch informierende und imperative milieus

technisch-naturwissenschaftlich-militärisch-juristisch-

architektonisch-bildnerische aspekte genießen

schwer einholbare vorsprünge vor kulturtheoretische begriffsbildung

am weitesten ausgearbeitet und alltagsrelevante

der wettebericht die „klimatologische lagebesprechung“

großkommunen werden dorfartige nachbarschaften

„das“ für die jahreszeit nicht das passende wetter ist

massen verwandeln sich zwischen heiligabend

und epiphanias zu wetterdissidenten

wetter läßt sich in rein naturwissenschaftlicher

haltung darstellen ohne rückgriff auf eine

transzendente intelligenz

der gott neuzeitlicher europäer ist klima-inaktiv

meterologie im bündnis mit progressiver subjektivierung

des wetters:

klimatische gegebenheiten beziehen sich immer mehr

auf die bevölkerungen denen das wetter in bezug auf ihre projekte

nicht gleichgültig ist

neuzeitliche menschen sind wetterklienten und wettermitverursacher

erlauben sich jetzt einzelurteile wo frühere stummer ergebenheit war

europäische kulturen - klimamächte -

im wetter begegnet man eigenen aktivitäten

als atmosphärendesigner und klimawärter

bitte nicht verwechseln mit heideggers „hüter des seins“

hier begegnet man der spur

eines zivilisatorischen projekts:

des erleichterten zugangs zu fossilen brennstoffen

den objektiven stützen der frivolität

ohne sie keine globale konsumgesellschaft

keinen automobilismus keinen weltmarkt für fleisch und mode

es gilt auch ohne natürlich-primären treibhauseffekt

eiswüste und leben:

nebeneffekt klimatischer verwöhnung

die verwöhnten leichtsinnig genug

ihre verwöhnung aufs spiel zu setzen

setzten auf risiko:

anthropogene übererwärmung

oder

zwischeneiszeit

vom 18. – 20. jhrdt die „entdeckung des offenkundigen“

ein zweiter griff nach popularisierung vormals

herrschaftlich-luxeriösen-frivolen

und aromatechnischen modifikation der atmosphäre

der übergang ins offensive air design

die verspätete einsicht:

menschliches In-der-welt-sein ist immer ohne ausnahme

in-der-iuft-sein

die gestaltung von atemumgebungen dehnt innenarchitektur auf

unmerkliche lebensmilieu des gas- und aroma-envierement aus

konsum und ereignisgesellschaft wird in treibhaus-passagen erfunden

wohnsucht sagt Benjamin

der unwiederstehliche trieb in beliebigen umgebungen „ein gehäuse zu prägen“

das „überzeitliche“ bedürfnis der uterus-simulation

das 20. Jhrd. großbauten un-wohnlich wohnlich

von häuslichkeit freigesprochen

Canetti lobt an Broch:

das vermögen jeden menschen ökologisch aufzufassen:

jede person eine singuläre existenz in eigener atemluft

von unverkennbarer klimahülle umgeben

in einen persönlichen „atemhaushalt“ eingegliedert

die vielfalt unserer welt zum guten teil auch aus der

vielfalt unserer atemräume

entfremdungsmotiv der moderne:

die atmosphärische getrenntheit einschluß in eigene „atemhaushalte“

schwererreichbarkeit durch die

andergestimmten andersumhüllten andersklimatisierten

zerspaltenheit der sozialen welt

in füreinander unzugänglichen eigensinn-zonen

ist das moralische analogon zur mikroklimatischen

„zersplitterung der atmosphären“

die ihrerseits einer zersplitterung der „wertewelt“ entspricht

Canetti erkennt in Broch:

den prophetischen warner

von einer menschheits-gefährdung ohne beispiel

im metaphorisch-physikalischen sinn

vom atmosphärischen her droht:

der wehrlosigkeit des atems

luft: die letzte allmende

sie kommt allen zu

auch der ärmste darf von ihr nehmen

dieses letzte uns allen gemeinsam

soll uns alle gemeinsam vergiften

der atmoterrorismus des ersten weltkrieg

habe sich nach innen gewendet

aus der gemeinsam geatmeten luft

dem äther des kollektiven

wird künftig die wahnverfallende gemeinschaft

den giftkrieg gegen sich selber führen ...soweit Broch

dämmerzustände

trendbefolger bewegen sich unter trance

 

toxische kommunion hält zusammen

identität durch gemeinsame bedrohtheit in der luft

totalitäre zirkuläre kommunikation

sie ist erfüllt von siegesträumen

gekränkter massen

rauschhaften emperie-fernen selbsterhöhungen

das verlangen nach erniedrigung ihrer gegner folgt wie ein schatten

leben im medienstaat

aufenthalt in von erlebnisgiften animierten gaspalast

die einzelnen: „schlafwandler“ im „sozialen tagtraum“ ihrer organisation

wie ferngesteuert zu bewegen sammeln sich unter parolen

und fahnen wie miteigentümer an luftschlössern

Brochs prophylaxe der mitgerissenheit:

lebbare rationalität eines „offenen systems“

alias demokratie oder gewaltenteilung der paniken und hysterien:

eine besiegung des siegs

und den siegestaumel ersetzen durch siegestrauer