Temperamentvoll essen

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Qualität vor Quantität – und ein hübsch gedeckter Tisch










Die Nahrung ist die Basis des Assimilationsstoffwechsels, also der drei Kochungen. Sie bringt neue Zellen hervor, die den Ersatz für das Verbrauchte darstellen. Doch dieser Kreislauf bringt zwangsläufig Defizite mit sich, er fördert Erkrankungen und Alterung.



Je besser die Qualität der Nahrung, umso besser durchläuft diese die Assimilation. Der Qualitätsanspruch an die Nahrung ist unter diesem Gesichtspunkt besonders hoch zu bewerten.



Um deine Verdauung auch durch die Speisenfolge zu unterstützen, beginne mit den weichen, leicht verdaulichen Speisen. Dies verhindert, dass schwer verdauliche Speisen den Verdauungsprozess blockieren und damit auch deine Sättigung verzögern.



Dein Motto:

 »Ich bin, was ich verdaut habe.«



Deine Nahrung ist eng mit deinen Emotionen gekoppelt, ob positiv oder negativ. Der Küchengeruch sendet erste Signale. Ist dieser Geruch mit guten Gefühlen gekoppelt? Sehr fein. Um die Lebensgeister zu stärken, ist es auch von Bedeutung, die tägliche Nahrung in einem angenehmen Umfeld, in positiver Stimmung und in der richtigen Sitzposition einzunehmen.



Essen im Stehen oder Gehen signalisiert dem Nervensystem, auf der Hut zu sein, Gefahr kann drohen. Der Sympathikus versetzt den Körper in eine erhöhte Leistungsbereitschaft und bereitet ihn auf Angriff oder Flucht vor. Der Parasympathikus schaltet dadurch automatisch die Verdauungsleistung zurück. Er lässt dich jederzeit vor dem »Raubtier«, der Gefahr, fliehen. Folglich ist dadurch auch der Assimilationsstoffwechsel gebremst.



Das heißt: Essen in stressiger Situation, Essen direkt vor dem Computer, Essen mit Kollegen, die Probleme am Mittagstisch wälzen – all das ist kontraproduktiv für die Verdauung.



Hingegen hat Essen in einem wohligen Ambiente und an einem schön gedeckten Tisch eine ganz andere Bedeutung. Betrachte dein Essen. Gefällt es dir? Dekorativ, auch fürs Auge hübsch angerichtet soll es sein. Angenehme Musik und fröhliche Gesellschaft bieten eine wesentlich bessere Qualität – selbst wenn es die gleiche Speise ist.



Genieße das Essen Bissen für Bissen. Rieche, schmecke, fühle. Das alles bedeutet auch Wertschätzung für die Lebensmittel, für die Energie, die man aufgebracht hat, um Obst, Gemüse, Kräuter, Gewürze, Nüsse, Samen, Pilze und tierische Produkte zu dem zu machen, was es nun auf unserem Teller ist: Nahrung – für deinen Körper, deinen Geist und deine Seele. Diese Wertschätzung den Produkten gegenüber bringst du in gleichem Ausmaß dadurch auch dir entgegen. Das ist doch richtig schön!





Mein Ernährungsalltag … wie geht es mir?





Dass Ernährung und Verdauung sehr eng zusammenhängen, ist dir nun nicht mehr ganz so fremd. Um deine Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und anpassen zu können, ist es hilfreich, über mehrere Tage zu notieren, was du isst, wie du verdaust, wie du dich bewegst.



Also, ein Tagebuch. Eine tägliche Mitschrift deiner Ernährung und Verdauung, deiner Bewegung, deines Schlafes und auch deines Stresses. Wann bist du aufgewacht? Immer im Hinblick auch darauf, wie du dich fühlst, wie fit und vital du bist.



Das alles bedeutet einen gewissen Aufwand. Am besten ist es, wenn du immer gleich einträgst, was du gegessen hast. Zu leicht vergisst man das eine oder andere am Ende des Tages. Sieh dir am Tagesende oder am nächsten Tag die Einträge an. Womit fühlst du dich gut? Was passt ideal? Woran würdest du gern drehen, was ändern?



Fülle dieses »Assimilationstagebuch« über einen längeren Zeitraum aus. Wie lange genau? Nun, das ist abhängig von deinen Einträgen und ob du damit zufrieden bist. Es kann auch unterstützend sein, nach sechs Monaten oder sogar nach mehreren Jahren nochmals daranzugehen. Die Bedürfnisse ändern sich – und damit kannst du ganz gut deine Gewohnheiten adaptieren. Eine Vorlage dafür findest du gleich im Anschluss.







Nun ist es Zeit für Reflexion:



Markiere mit einem grünen Stift jene Einträge, die dir gut gefallen haben, die dir gutgetan haben. Jene, die Wohlbefinden in dir ausgelöst haben.



Es gibt sicherlich Einträge, mit denen du nicht im Reinen bist, die du gern anders sehen würdest. Welche sind das? Picke sie dir heraus. Bewerte sie für dich. Was möchtest du ändern? Welche Änderung kannst du sofort umsetzen? Wofür benötigst du Zeit? Wofür benötigst du vielleicht Unterstützung?



Ziel ist es, möglichst viele grüne Felder zu haben.












Vier-Temperamente-Küche … Geschmackvoll & gut verdaulich





……………



Die Vier-Temperamente-Küche ist eine für dich speziell abgestimmte Ernährung. Du selbst entscheidest, was dir guttut, dich nährt und dich sowie deinen Organismus am besten versorgt. Jede Mahlzeit ist persönlich abgestimmt auf dein Temperament und zur Tages-, Jahres- und Lebenszeit passend.










In alten Überlieferungen wird sehr häufig auf den gesundheitlichen Aspekt des Kochens hingewiesen. Durch das Kochen trägt man Verantwortung – für die Gesundheit. Speziell die Kochbücher aus den Klöstern, die sich intensiv mit der Gesunderhaltung von Körper und Geist beschäftigten, erwecken den Eindruck von Arzneibüchern. Durch frühzeitiges Erkennen und passende, temperamentgerechte Diätetik kam es erst gar nicht zu einer Krankheit. Der Arzt wurde erst herangezogen, wenn der Koch »versagt« hatte. Ganz nach dem Motto: »Der Koch ist der bessere Arzt«.



In der Küche für die vier Temperamente steht Selbstgekochtes ganz vorn. Die Basis dafür bilden wertvolle Lebensmittel, mit denen uns die Natur so reich beschenkt. Diese gilt es bestmöglich zuzubereiten, um das jeweilige Temperament so gut wie möglich zu versorgen, um den Alterungsprozess zu entschleunigen, um gesund, fit und vital zu bleiben.



Wir orientieren uns nicht an Kalorien. Qualität, Nährstoffe, Wirkung und Geschmack sind die Hauptaspekte. Wesentlich sind die Verwertbarkeit und die Verdaulichkeit – der Nutzen, den wir aus unserer täglichen Nahrung ziehen. Unser Ziel: Wir wollen – Tag für Tag – Energie und Lebenskraft aus unseren Mahlzeiten gewinnen.



Die Vier-Temperamente-Küche bedeutet: Kochen für die Gesunderhaltung. Die täglichen Mahlzeiten sind die Basis für Energie und Lebenskraft.



Betrachte die Vier-Temperamente-Küche als eine Küche mit verschiedenen Bausteinen. Solchen, die du individuell anpassen kannst. Die Basisbausteine sind die Lebensmittel selbst – tierisch und pflanzlich, ganz deinem Temperament entsprechend.



Je nachdem, ob du eher sanguinisch, cholerisch, melancholisch oder phlegmatisch bist, wählst du jene Lebensmittel, die jahreszeitlich am besten für dich passen. Die Zuordnung zu den vier Elementen Luft, Feuer, Erde und Wasser unterstützt dich dabei:



Hier ein pragmatisches Beispiel: Bist du gerade in einer hitzigen, trockenen, cholerischen Phase, dann unterstützen dich die kühlenden und befeuchtenden Lebensmittel des Elements Wasser ganz wunderbar.



Ebenso ist es auch in den unterschiedlichen Lebensphasen und Vier-Jahreszeiten. Die Vier-Temperamente-Küche achtet auf die überschießenden Qualitäten. Befeuchtung, Kühlung, Erwärmung und Trocknung sind die vier wesentlichen Argumente, um auszugleichen und die eigene Konstitution zu stärken.



Die Basis der Vier-Temperamente-Küche sind die geschmackvollen Lebensmittel und deren Zubereitung. Mit der Zuordnung zu den Elementen Luft, Feuer, Erde und Wasser können überschießende Reaktionen, sei es der Temperamente, Lebenszeiten und/oder Jahreszeiten, ausbalanciert werden.



Nun kochst du möglicherweise nicht nur für dich allein. Auch deine Familie, deine Freunde wollen gut versorgt sein. Gewürze und unterschiedliche Garmethoden helfen, um den verschiedenen Temperamenten gerecht zu werden. Anpassen kannst du die Gerichte durch unterschiedliche Gewürze oder Gewürzpasten. Auch Soßen sind eine Option. Ebenso haben verschiedene Garmethoden und Konsistenzen einen großen Einfluss.



Wenn einer deiner Lieben zum Beispiel keine Cremesuppe, sondern seine Suppe stückig, mit Biss, mag, ist das auch kein Problem. Entnimm einfach etwas früher – kurz vor dem Pürieren – einen oder zwei Teller Suppe aus dem Topf oder serviere beispielsweise geröstete Nüsse oder geraspelte, marinierte Karotten als Einlage dazu.



Auch der Geschmack variiert je nach Temperament. Es soll etwas süßer sein? Oder eine Spur schärfer? Säure fehlt? Es ist zu lind? Dies sollte daher immer auf dem Tisch stehen: Honig, Fruchtsaft oder Mus, Pfeffer, Ingwer, Chili oder Senf, Zitrone, Verjus oder Essig, Kräutersalz. Oder aber Gewürzmischungen und Würzsoßen, die den vier Geschmacksrichtungen süß, scharf, sauer und salzig entsprechen. So kann jeder den Geschmack individuell seinem Temperament anpassen – und du hast keinen Stress beim Kochen.












Geschmäcker, achtmal anders





Geschmackloses Essen? Ernährung ohne Pfiff? Das wäre höchst langweilig! Ja, richtig temperamentlos! Damit uns das Essen nährt, muss es auch schmecken. Es kann noch so sehr als »gesund« angepriesen werden – wenn es nicht schmeckt, dann mag man es nicht.

 



Ein kurzer Schwenk: Mich wundert es gar nicht, dass Kinder Gemüse ablehnen, wenn es ihnen als »so wahnsinnig gesund« verkauft wird. Warum sagt man nicht: »Mmh, das schmeckt!« Das würde einiges einfacher machen. Ich kann es nicht oft genug betonen: Essen muss auch schmecken!



Manches benötigt mehrere Anläufe. Auch ändert sich der Geschmack im Lauf des Lebens – so wie die Bedürfnisse. Man könnte auch andersherum schlussfolgern: Weil sich die Anforderungen ändern, ändert sich auch der Geschmack.



Nur weil dir dieses oder jenes in der Kindheit nicht geschmeckt hat – versuch es einfach wieder damit. Manches benötigt eine 2., 3., 4. … oder mehr Chancen.



Der Geschmack wird individuell wahrgenommen. Männer und Frauen schmecken je nach Alter, Tageszeit und Konstitution unterschiedlich. Wesentlich für den Geschmack ist auch der Geruch. Geruch und Geschmack – beide sind ausschlaggebend für die Verdauung. Der Stoffwechsel richtet sich ganz nach dem ersten und zweiten Eindruck der Nahrung. Geruch und Geschmack wirken im Zusammenspiel mit Verdauung und Gehirn.



Zuerst wird der Geruch und dann der Geschmack wahrgenommen. Das Gehirn – als übergeordnete Instanz – steuert und passt über das Nervensystem situationsbedingt die Verdauungsleistung an.



Wenn es schmecken soll, musst du es auch gerne riechen wollen. Die TEM hat jede Menge Geschmack: acht Haupt- und zwei Mischgeschmacksrichtungen.



Die acht Hauptgeschmacksrichtungen werden in drei hitzige, drei befeuchtende und zwei kühlende Geschmäcker unterteilt.
















            Drei hitzige, warm-trockene Geschmacksrichtungen

            • bitter

            • scharf (aromatisch scharf)

            • salzig

            Drei befeuchtende Geschmacksrichtungen

            • süß

            • fettig

            • wässrig

            Zwei kühlende Geschmacksrichtungen

            • sauer

            • zusammenziehend










Die zwei Mischgeschmacksrichtungen

kratzend

 und

schleimig

 setzen sich aus den unterschiedlichen Hauptgeschmacksrichtungen zusammen.



• Kratzend: Kratzender Geschmack ist eine Kombination aus scharf & bitter, es kann auch das Zusammenziehende dabei sein. Salbei hat zum Beispiel so eine Geschmackskomponente. Der kratzende Geschmack passt wunderbar für den Frühling.



• Schleimig: Schleimiger Geschmack ist eine Kombination aus wässrig & fettig, fettig & süß oder wässrig & süß. Die schleimige Geschmacksrichtung ist besonders stark nährend. Diesen Geschmack hat die Fast-Food- und Lebensmittelindustrie bewusst oder auch ganz unbewusst aufgegriffen. Die Mischung aus fettig & süß zählt dabei zu den häufigsten Kombinationen, eine sehr nährende. Im Vergleich mit der Urzeit mögen wir das: Mit wenig Aufwand viel erreichen. Ohne viel zu jagen sind wir satt. Aber Achtung: Fast Food muss nicht gejagt werden! Hier fehlt uns eindeutig die Bewegung.



Kannst du die verschiedenen Geschmacksrichtungen schmecken? Sie sind sehr unterschiedlich. Du nimmst sie unterschiedlich wahr, denn die Geschmäcker haben unterschiedliche Qualitäten. Sie sind:



• Mal mehr, mal weniger warm.



• Mal mehr, mal weniger trocken.



• Mal mehr, mal weniger feucht.



• Mal mehr, mal weniger kalt.



Der Grund: Auch die Geschmäcker liegen im Achsenkreuz von Ur-Eis und Ur-Feuer. Und die Vier-Temperamente-Küche bedient sich je nach Temperament und Anforderung all dieser Geschmacksrichtungen. So vielfältig wie nötig. Doch diese vier Geschmacksrichtungen sind immer dabei: süß, scharf, sauer, salzig – die vier »S«.





Die vier »S«, die essenziellen Geschmacksrichtungen der TEM





Die Vier-Temperamente-Küche ist immer voll Geschmack. Vier Geschmäcker sind in jedem Gericht, in jeder Speise, ja in jeder Komponente immer dabei: süß, scharf, sauer, salzig. Die vier »S«. Sie sind für uns essenziell, um alle Sinne, alle Säfte anzusprechen. Und damit lässt sich jede Menge zaubern.



Im Grund ist dieser Ansatz nichts Neues: Tomatensoße immer mit einer Prise Zucker ergänzen, Zimt zu Milchreis, ein Schuss Essig zu Deftigem, Süßspeisen nie ohne eine Prise Salz.



In traditionellen Gerichten sind solche Kombinationen kein Thema – weil es logisch ist. Doch weshalb ist es logisch? Und warum sollte das auch auf neue, moderne Gerichte angewendet werden? Ganz einfach: Um die Temperamente in uns auszugleichen, braucht es von überall etwas – und je nach persönlicher Konstitution und momentaner Situation von dem einen mehr und von dem anderen etwas weniger. Also zum Ausgleich – und um die Grundkonstitution zu stärken.



Nebenbei heben sich die verschiedenen Geschmäcker gegenseitig in die Höhe. So schmeckt Süßes durch eine Spur Salziges und Salziges durch eine Spur Süßes harmonischer und runder am Gaumen.



Jede der vier Geschmacksrichtungen ist einem Temperament zugeordnet:



• Süß: Sanguiniker



• Scharf und bitter: Choleriker



• Sauer und scharf: Melancholiker



• Salzig: Phlegmatiker



Welche süßen, scharfen, sauren oder salzigen Lebensmittel kennst du? Geh einfach auf die Suche und koste dich durch deine Vorräte. Erspüre den Geschmack. Am besten jedes Mal aufs Neue, immer wieder beim Kochen. Auch beim Schneiden der Lebensmittel achte auf den Geschmack.






GEBACKENE ROTE RÜBEN MIT KRÄUTERDIP








Süß: Honig, gegarte Rote Rüben, gegarte Zwiebeln



Scharf: Zwiebeln, Rosmarin, Pfeffer



Salzig: Salz, Kräuter



Sauer: Essig, Joghurt



Bitter: Zitronenschale



Zusammenziehend: Walnüsse





Es ist ganz leicht, die vier »S« in die Ernährung zu integrieren. Hier ein Beispiel für ein einfaches Gericht:







Schäle rohe rote Rüben – Handschuhe sind ratsam – und schneide sie in etwa 1 cm dicke Stifte. Bestreue sie mit Salz und beträufle sie mit etwas Honig. Backe sie mit Zwiebeln und Rosmarin ca. 40 bis 60 Minuten bei 180 °C (Ober- und Unterhitze).







Anschließend marinierst du das Gemüse mit etwas Essig, Öl sowie Salz und garnierst es mit einem erfrischenden Joghurt-Kräuterdip, bestehend aus Joghurt, frischen Kräutern deiner Wahl, etwas Ingwer, Honig, Salz und Pfeffer.







Abschließend streust du gehackte Walnüsse und frisch geriebene Zitronenschale darüber. Fertig ist die Mahlzeit mit den vier »S«. Guten Appetit! Lass es dir schmecken!










Bitter & zusammenziehend:

 Du wunderst dich, dass weder bitter noch herb bei den vier essenziellen Hauptgeschmacksrichtungen, den vier »S«, vorkommen? Beide, sowohl der bittere als auch der zusammenziehende, herbe Geschmack, sind notwendig. In der TEM sieht man diese aber als rein therapeutische Geschmacksrichtungen an, daher müssen sie nicht zwangsläufig in jeder Speise vorkommen – aber sie können. Sie bilden eine Art Rahmen – eine besonders warme und eine besonders kühle Komponente umgrenzen damit die vier »S«: Bitter aktiviert und das Zusammenziehende setzt Grenzen.





Drei hitzige Geschmacksrichtungen: bitter | scharf | salzig









Bitter … anregend oder giftig?





Bitter versetzt uns in Alarmbereitschaft, es bedeutet für uns in erster Linie: »Oh, das könnte giftig sein!« Aber nicht nur. Giftstoffe kurbeln vielmehr unser Entgiftungsorgan, die Leber, an. Genau diese angeborene, intuitive Funktion nutzen wir mit bitteren Lebensmitteln. Immer dann, wenn die Leber aktiviert werden soll, greifen wir zum bitteren Geschmack. Grundsätzlich wäre das so nicht notwendig. Jedoch, nicht immer ernähren wir uns und leben nach dem, was uns am besten verträglich ist. Um diese, sagen wir mal, nicht so optimale Ernährung und Lebensweise auszugleichen, sind Bitterstoffe eine Wohltat für unseren Stoffwechsel.



Bitter setzt ein Zeichen. Es aktiviert unsere Lebensgeister – es aktiviert den Überlebensmechanismus. Wenn wir durch unpassende Ernährung dumpf und lasch werden, wecken uns Bitterstoffe im übertragenen Sinn wieder auf.



Es gibt genügend Lebensmittel mit vorwiegend bitterem Geschmack, zum Beispiel viele herrliche Bittersalate: Radicchio, Endivie, Frisée, Chicorée und Zuckerhut, aber auch Gemüse wie Artischocke, Obst wie Grapefruit oder Zitronenschale, Bier. Auch viele Kräuter punkten mit bitterem Geschmack: Brennnessel, Beifuß, Wegwarte, Löwenzahn und Gundelrebe. Ebenso Gewürze wie Kurkuma und vieles mehr.



Der bittere Geschmack spricht aber nicht nur die Leber an. Auch die Schleimhäute und das Venensystem reagieren darauf mit gesteigerter Produktion. Die Spannkraft der Muskelfasern wird gestärkt. Der Tonus des Magens und des Herzens erhöht sich.



Bitter ist warm und trocken. Es ist intensiver, aber langsamer und nachhaltiger als scharf und hat dadurch eine schleimlösende Wirkung. Es öffnet die Porengänge und hilft beim Abtransport des Phlegmas. Beginne bei bewusster Veränderung deiner Ernährung – wie zum Beispiel beim Wunsch, Gewicht zu reduzieren – immer mit einem Bittertag. Er aktiviert den Geist, die Leber, das Verdauungsfeuer und das Phlegma. Das Skurrile daran ist, dass die Bitterstoffe in weiterer Folge kühlend wirken. Durch die Aktivierung der Schleimhäute werden auch reizende Stoffe besser abgeführt – Chole wird ausgeschieden. Zudem werden die Nerven besänftigt. Und auch Hitzeschübe, die durch Fieber und Infektionen hervorgerufen werden, können sich verringern. Das übersteigerte cholerische Temperament benötigt das Bittere. Unbedingt. Es kühlt und gleicht aus.



Bitter hat eine enorme Wirkung auf den Stoffwechsel – daher stets wohldosiert einsetzen: nicht im Übermaß, aber auch nicht bewusst meiden. Zum Beispiel Kurkuma, es gibt Gerichten nicht nur eine schöne gelbe Farbe, es wirkt vor allem bitter. Oder bereite dir einen Brennnesseltee. Oder streue ein paar gehackte Löwenzahnblätter oder Gänseblümchen über deine Speisen.



»Röhrlsalat«, wie er in Österreich, vor allem in Kärnten und der Steiermark, gern serviert wird, ist ein wunderbares Beispiel: Warme, blättrig geschnittene Kartoffeln werden mit jungen, fein geschnittenen Löwenzahnblättern und einer guten Marinade vermischt. Eine traditionelle und sehr schlaue Methode, um den eher phlegmatisch-kühlenden Kartoffelsalat im Körper besser verwerten zu können.







Scharf … bewegt und reinigt





Scharf riecht man, bevor man es schmeckt. Probiere es aus: Schneide einen roten Gemüsepaprika und eine scharfe Chilischote in Stücke. Rieche zuerst an den Paprikastückchen, dann an den Chilis … Auch Senf und frisch gerissener Kren (Meerrettich) riechen scharf. Oder beim Zwiebelschneiden: Merkst du, wie sich bei dir plötzlich Nase, Augen und Mundraum verändern? Wie dein Speichel anders wird, mit oder ohne Verkostung? Die Schleimhäute verändern sich. Je nachdem, wie scharf du etwas empfindest, tropft die Nase, werden die Augen feucht. Du musst dich räuspern, husten. In dir steigt Hitze auf, dein Kopf wird rot, du beginnst zu schwitzen. Dein Nervensystem reagiert, sofort und stark. Scharf vermittelt unmittelbar Hitze.



Doch wie kann uns der scharfe, heiße Geschmack unterstützen? Nun, auf viele Arten, denn er hat eine breite Wirkung: er reinigt, befeuchtet, zerteilt, wärmt. Er energetisiert und bewegt.

 



Hot! Die englische Übersetzung macht es noch deutlicher: Hot heißt zugleich scharf und heiß. Dein Körper beginnt zu kühlen.



Rein äußerlich hast du die Kraft und den Reiz der Chilistückchen also schon festgestellt. Genau diesen Prozess bildet die scharfe Wirkung auch innerlich ab. Schärfe reizt den gesamten Organismus und bewegt ihn. Dein Körper will die Hitze so rasch wie möglich abtransportieren. Er versucht die Überhitzung so gut wie möglich zu verhindern und startet mit dem Kühlprogramm. Wasser, Feuchtigkeit, Phlegma lindert die Hitze. Der Klärstrom – die Versorgung – wird aktiviert. Verstopfte Poren und Gewebe werden geöffnet, Stauungen werden gelöst. Abfallstoffe und unliebsame Bakterien werden vermehrt abtransportiert.



Und auch der Nährstrom wird aktiviert. Scharf reizt und