Die Charismatische Bewegung 2

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1.5. Charismatische Leitungsstruktur und geistlicher Missbrauch





1.5.1. Geistlicher Missbrauch





Geistlicher Missbrauch ist gewöhnlich der Missbrauch eines Amtes für vorgeblich geistliche Ziele oder für einen eigenen Vorteil. Ken Blue präzisiert: „Geistlicher Missbrauch liegt dann vor, wenn eine Leiterpersönlichkeit, die geistliche Autorität über einen hat, diese Autorität benutzt, um Druck oder Zwang auszuüben, und damit dem ihm Untergebenen geistliche Wunden zuführt. …

Menschen, die ihr geistliches Amt missbrauchen

 … sind für gewöhnlich derart narzisstisch oder darauf fixiert, etwas Großes für Gott tun zu wollen, dass sie es nicht einmal merken, wie weh sie ihren Opfern tun.“

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 Menschen sollen dazu gebracht werden, alle Aussagen und Verhaltensweisen ihrer Leiter fraglos zu akzeptieren, ebenso deren Autorität über das eigene Leben. Sicherlich gibt es diesen Amtsmissbrauch in jeder religiösen Vereinigung. Allerdings tendieren charismatische Leiter besonders leicht dazu, ihre Nachfolger zu manipulieren, weil ihnen in ihrem Umfeld eine außergewöhnlich gewichtige Stellung eingeräumt wird und weil sie sich in ganz besonderer Nähe zu Gott wähnen. Immer wieder

deklarieren charismatische Leiter ihre eigenen Aussagen als göttliche Mitteilungen

 und machen den

Segen Gottes

 vom Gehorsam ihrer Anhänger abhängig. Eine besondere Gefahr liegt in diesem Zusammenhang beim sogenannten

Discipleship / Shepherding Movement

 (Jüngerschafts- und Hirtenbewegung). In durchaus positiver Motivation wird hier die strikte Unterordnung des Christen unter seinen geistlichen Leiter gefordert, der ihm detaillierte Vorgaben für jeden seiner Lebensbereiche macht. Die Gefahr, dass in einem solchen System

keine Abhängigkeit gegenüber Gott sondern gegenüber dem geistlichen Führer

 entsteht ist groß. Der Geführte kann immer weniger erkennen, welche der Forderungen wirklich von Gott und welche lediglich von dem geistlichen Leiter stammen.



Das System unhinterfragbarer Unterordnung wird unterstützt durch die Ablehnung intellektueller Fragen und jeder Kritik.

Rückfragen an leitende Personen oder deren Lehre wird als ungeistlich oder gar dämonisch betrachtet.

 Somit muss der Fehler bei dem Gemeindeglied liegen, das Bedenken äußert. Wer in der Gruppe verbleiben will, muss den Forderungen der Leiter entsprechend verändern. Letztlich mündet dieses System in einer Abhängigkeit gegenüber den menschlichen Repräsentanten Gottes.



Johnson und VanVonderen nennen verschiedene Faktoren, die Geistlichen Missbrauch begünstigen:



1. „Das erste Merkmal eines religiösen Systems, das geistlichen Missbrauch betreibt, ist die sogenannte

Machtstellung

. Die Leiter verwenden eine Menge Zeit darauf, ihre eigene Autorität zu festigen und diese andere spüren zu lassen.“

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 „In Systemen, in denen geistlicher Missbrauch betrieben wird, wird Macht gefördert und Autorität ist genau festgelegt. Darum beschäftigen sich diese Systeme mit dem Verhalten ihrer Mitglieder. Gehorsam und Unterwürfigkeit sind zwei wichtige, häufig verwendete Wörter.“

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 Verhält sich ein Gemeindeglied nicht wie der Leiter bzw. die Gruppennorm es vorsieht, wird schnell davon gesprochen, dass

Gott seinen Geist zurückgezogen hat

, dass bestimmte

geistliche Segnungen nicht fließen können, weil Hingabe oder Glaube fehlen

 oder, dass die Betroffenen

in der Gefahr stehen, aus der Gnade zu fallen

.



2. Unausgesprochene Regeln

 werden als bekannt und selbstverständlich vorausgesetzt. Aus diesem Grund müssen sie weder begründet noch verteidigt werden. Wer ihnen nicht entspricht wird von der Gruppe und von seinem eigenen Inneren gedrängt, sich zum Wohl der Gemeinschaft wieder einzuordnen.



3. Wer in charismatischen Gemeinden an anerkannten Leitern oder an allgemeinverbindlichen Überzeugungen zweifelt (z.B. „Ist diese Prophetie von Gott?“, „Ist die Person wirklich von einem Dämon besessen?“; „Will Gott, dass der Prophet in Luxus lebt?“, „Warum bin ich nicht gesund?“) wird häufig isoliert, unter Druck gesetzt oder in seiner

Geistlichkeit in Frage gestellt

.



4. „Das vierte Merkmal eines Systems, das geistlichen Missbrauch begeht, ist ein unausgewogener Ansatz, die Wahrheit des christlichen Lebens in die Praxis des Alltags umzusetzen. …

Wahrheit definiert sich nur auf der Basis von Gefühlen und Erfahrungen

; ihnen wird mehr Gewicht beigemessen als dem, was die Bibel lehrt. In einem solchen System können die Leute Wahrheiten erst erkennen oder verstehen … wenn der Leiter sie durch eine geistliche Offenbarung vom Herrn erhält und sie dann an die Menschen weitergibt. In solchen Systemen ist es wichtiger, dem Wort des Leiters entsprechend zu handeln, der ein Wort für Sie hat, als nach dem zu handeln, was Sie aus der Bibel oder im Laufe Ihres Lebens als Christ erkannt haben.“

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5. Personen, die geistlichen Missbrauch betreiben dringen zumeist darauf,

Probleme nicht außerhalb der eigenen Gruppe zu debattieren.

 Da die böse Außenwelt die Regeln und Verhaltensweisen der Gemeinde weder akzeptiere noch verstehe, könnte sie auch nicht beurteilen, ob tatsächlich Fehler gemacht worden seien. Gelegentlich werden die abweichenden Vorstellungen Außenstehender sogar als

Strategie des Teufels

 bezeichnet, der die

Wahrheit

 des Leiters bekämpfen wolle. Mit diesem Vorgehen versuchen Leiter die berechtigten Bedenken ihrer Mitglieder zu zerstreuen. Alle Aussagen, die konträr zum Verhalten des geistlichen Missbrauch ausübenden Menschen stehen, werden durch Unwissenheit oder dämonischen Einfluss erklärt. Da der Anhänger der Gruppe weder unwissend noch dämonisiert sein will, ist er eher bereit, den Aussagen der leitenden Person zu vertrauen.

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 Beispiel: Eine Person leidet fortgesetzt unter starken Kopfschmerzen. Der Pastor führt sie auf dämonische Ursprünge zurück. Beginnt der Betroffene an dieser Diagnose zu zweifeln, wird seine Unsicherheit auf mangelnde Einsicht in das eigene Glaubenssystem oder auf okkulte Ursachen zurückgeführt.



6. Ein weiteres Merkmal für ein System, das geistlichen Missbrauch begeht, ist die Förderung, ja sogar Forderung falscher Loyalitätsgefühle, die sich nicht auf Gott, sondern auf die eigene Organisation bzw. auf deren Leiter beziehen. „Dies wird häufig durch den Aufbau eines Systems erreicht, in dem

mangelnde Loyalität

 oder Uneinsichtigkeit

mit dem Führenden gleichgesetzt wird mit Ungehorsam Gott gegenüber

. Einen Leiter in Frage zu stellen ist, als würde man Gott in Frage stellen.“

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 Wahrheiten, die von außerhalb der Gruppe stammen werden ignoriert oder lächerlich gemacht. Dadurch will der Leitende eine ernsthafte Auseinandersetzung mit abweichenden Auffassungen verhindern, die das eigene System gefährden könnten.



7. Reicht diese Art der Disziplinierung nicht aus, kann das

Mitglied öffentlich gedemütigt

 werden um ein der Gruppe angepasstes Verhalten zu erreichen. Der Druck Gleichgesinnter soll den Wiederstand des Betreffenden brechen. Oftmals wird Kritik an Leitenden auch

als Problem des Kritisierenden umgedeutet

. Der Arme habe etwas nicht ganz verstanden oder handle lediglich aus eigensüchtigen bzw. ungeistlichen Gründen. Gelegentlich wird dann sogar damit gedroht, dass Gott den Kritiker strafen werde, wenn dieser seine Vorwürfe nicht unverzüglich zurücknähme.

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8. „In einem System, das geistlichen Missbrauch betreibt, sind die Menschen der Meinung,

dass sie auf sich allein gestellt kaum oder gar nicht in der Lage sind, Gottes Wort zu verstehen

. … die Bibel ist für sie … ein Buch, das uns Techniken an die Hand gibt, wie wir uns richtig verhalten sollen, damit Gott uns segnen kann.“

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 Zu diesem Zweck wird die in christlichen Kreisen hoch geschätzte Bibel häufig zitiert, ohne allerdings die eigene Prüfung der Zuhörer anzuregen, da diese vorgeblich über zu wenig theologisches Wissen oder zu wenig Geistesfülle verfügen. Der ursprüngliche, historische Zusammenhang der Bibelstelle wird dabei zumeist ignoriert, um diese besser in das eigene Denksystem einzubauen. Manchmal

begründen Leitende ihre Ansicht auch einfach mit einer göttlichen Offenbarung, der fraglos zu glauben

 sei.



9. Leiter, die geistlichen Missbrauch betreiben

berufen sich gerne auf ihre vorgeblich von Gott erhaltene Stellung als Pastor, Prophet oder Apostel

. In dieser Stellung meinen sie den Beurteilungsmaßstäben

normaler

 Menschen entzogen zu sein. Weder lässt sich ihr Verhalten an dem anderer Personen vergleichen, noch könnten ihre Aussagen von irgendeiner irdischen Instanz in Frage gestellt werden.

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10. Leiter, die geistlichen Missbrauch betreiben heben zumeist ihre eigene Stellung überproportional hervor. Sie stellen ihre Titel und ihre Leistungen besonders heraus. Sie werben auffällig damit, wie viele Menschen sie bekehrt, geheilt, befreit haben, in welch innigem Kontakt sie zu Gott stehen, wie Erfolgreich sie sind usw. Dadurch soll ihre Autorität gestärkt werden, sodass inhaltliche Ungereimtheiten weniger auffallen. Sie bauen darauf, dass niemand die Ausführungen eines Professors, Propheten oder Apostels in Frage stellt. Um

das eigene Image zu heben

 wird das eigene Auftreten zumeist durch Kleidung, Musik, Ankündigungen speziell arrangiert und inszeniert.

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11. In einem System, das geistlichen Missbrauch betreibt, wird Menschen

für ihre Anpassung und ihren Gehorsam eine außergewöhnliche Belohnung

 versprochen. Wer fraglos denkt und lebt wie der Leitende es fordert, wird besondere Erfahrungen mit Gott machen, er wird immer gesund und wohlhaben sein, Wunder und die persönliche Begegnung mit Gott gehören zu seinem Alltag. Das Nichterleben dieser Verheißungen wird zumeist mit mangelnder Ernsthaftigkeit oder mangelnder Überzeugung erklärt. Eine noch stärkere Befolgung der Anweisungen des Leiters würde zu einem sicheren Erfolg führen.

 







1.5.2. Reden in der Autorität Gottes





Zahlreiche charismatische Leiter wählen für ihre Predigten ähnliche Formulierungen wie biblische Propheten. Sie erwecken den Eindruck, als ob Gott sie regelmäßig zu einer persönlichen Unterredung empfange. In Ihren Predigten und Publikationen zitieren sie Aussagen, die Gott ihnen gegenüber geäußert haben soll:

„Gott sprach zu mir …“

 oder „Gott: Mein liebes Kind ich sage dir …“ Der größte Teil von

Colin Urquharts

 Buch

Mein Lieber Sohn. Eine persönliche Offenbarung über Jesus Christus

 ist beispielsweise in dieser Form abgefasst. „Leider glauben nicht alle meine Kinder, dass ich sie heilen will. Einige behaupten sogar, ich möchte, dass sie krank sind … Wieder andere glauben, ich benutze Krankheiten dazu, meine Kinder zu läutern und zu erziehen. Was für ein Vater wäre ich denn dann? … Halte unbeirrbar daran fest, dass ich meine Kinder heilen will.“

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 „Kind, ich gebe heute meinen Jüngern dieselbe Vollmacht, denn es ist dasselbe Evangelium, das sie verkündigen. Alle, die in meinem Namen gesandt werden, erhalten den Auftrag, das Reich Gottes im Wort und in der Kraft zu verkündigen. …

Es macht mich traurig, mein Kind, einige sagen zu hören, sie seien damit zufrieden, das Evangelium ohne Zeichen und Wunder zu predigen.“82



„Mein Geist ist auf dir, so wie er auf ihm war, um dich fähig zu machen, das zu tun was ich sage. … Ich möchte, dass du verstehst mein Kind: Auch an dir soll man sehen, dass du … in großer Kraft die Vollmacht ausübst, die ich dir gegeben habe. … Stehe gegen die Mächte der Finsternis auf, die über dein Land herrschen wollen. Erlaube ihnen nicht, dass sie ihren Willen bekommen. … Du bist Teil einer Armee von Gläubigen, die gemeinsam dafür sorgen sollen, dass ihr Land aus der Gewalt des Feindes befreit wird.“

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 Hier spricht sich nicht mehr Urquart sondern Gott für die, selbst in der Charismatischen Bewegung, höchst umstrittenen Thesen genereller Heilung, von

Power Evangelism

 und

Geistlicher Kampfführung

 aus.



Auf diese Weise

nehmen Pastoren für ihre Aussagen göttliche Autorität in Anspruch

. Dadurch setzten sie ihre Leser und Zuhörer unter Druck, da diese eigentlich verpflichtet sind alles fest zu glauben, was von diesen Autoren vorgetragen wird, da es letztlich von Gott selbst stammen soll. Schnell münden diese Reden im Namen Gottes in Machtmissbrauch. Immer wieder werden eigene Meinungen und Auslegungen als

Reden Gottes

 deklariert, um sie so unangreifbar zu machen.

Jede kritische Rückfrage oder anderslautende Meinung wird damit zum direkten Angriff gegen Gott,

 der allein den Redner autorisiert.



Bei näherer Nachfrage ergibt sich recht schnell, dass diese charismatischen Redner

Gottes Stimme

 ebenso wenig akustisch wahrnehmbar gehört haben wie die meisten ihrer Zuhörer. Innere Ahnungen, persönliche Gewissheiten und feste Überzeugungen werden als Reden Gottes interpretiert. Durch diese Vorgehensweise werden eigene Thesen nicht nur der gemeindlichen Prüfung entzogen, gleichzeitig wird die biblische Prophetie entwertet, da sie nur noch auf einer Ebene neben zahlreichen heute erhältlichen Offenbarungen steht. Gleichermaßen erheben beide den gleichen Anspruch, von Gott eingegeben zu sein. Wird die Erfahrung gemacht, dass der charismatische Autor sich irrt, obwohl er

Gott gehört

 hat, ist man sich auch der biblischen Schreiber nicht mehr so sicher.







1.5.3. Umgang mit Kritik





Zahlreiche charismatische Leiter sehen sich und ihren Dienst jenseits jeder Kritik. Ihre Autorität geht direkt auf Gott zurück und ist somit unhinterfragbar. Wer anderer Auffassung ist, muss sich nach diesem Denkmodell auch im Gegensatz zu Gott selbst befinden. Kritik an seinen Überzeugungen und seiner Prophetie lässt der charismatische Evangelist

Francis Frangipane

 nicht zu. Felsenfest ist er von der Wahrheit seiner Ideen überzeugt. Wer es wagt hier Kritik zu üben, sogar wenn sie zutreffend ist, muss folglich von Dämonen besessen sein. „Im Rahmen seiner Anstrengungen, den nächsten Schritt Gottes zu behindern bzw. ganz aufzuhalten, hat Satan eine

Armee kritiksüchtiger Dämonen auf die Gemeinde gehetzt.

 … In der Verkleidung der Unterscheidungsfähigkeit wird sich dieser Geist in unsere Meinung über andere Menschen einschleichen, was zur Folge hat, dass wir kritisch werden und andere richten. … Der Dämon der Kritiksucht wird einzelne dazu anstacheln, Tage, ja sogar Wochen damit zu verbringen, alte Fehler oder Sünden ihres Leiters oder ihrer Gemeinde auszugraben. … Dass jemand die Unvollkommenheit seines Pastors … entdeckt, ist gewiss kein Zeichen geistlicher Reife. … Fast alle die darin verwickelt sind, wenden ihren Blick von Jesus ab und konzentrieren sich auf Sachfragen …”

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 In einem ganzen Kapitel das Frangipane der

Kritik an der Kritik

 widmet findet sich kein Hinweis auf möglicherweise gerechtfertigte Kritik, die Notwendigkeit auch Sachfragen oder theologische Überzeugungen zu rechtfertigen. Stattdessen werden ständig wieder die verheerenden Gefahren der Kritik heraufbeschworen. Da Kritik wie auch der Kritiker zweifelsfrei vom Satan bestimmt sind, fordert Frangipane dazu auf, die Gemeinschaft solcher Menschen zu meiden und hält es für überflüssig sich den inhaltlichen Fragen der Kritik zu stellen.

Kritikern unterstellt er prinzipiell eine schlechte Motivation und unlautere Methoden

: „Um das teuflische Wesen seiner Aktivitäten zu vertuschen, hüllt der Kritikgeist sine Krittelei oft in ein religiöses Mäntelchen. … In seinem Bestreben, eine Vergewaltigung der Heiligen Schrift wieder geradezubiegen, bedient er sich Methoden, die selbst wiederum eine Vergewaltigung der Schrift darstellen.”

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 Wie häufig bei selbstbewussten Propheten unterstellt Frangipane kritischen Christen Neid am Erfolg der Anderen: „Je stärker unsere Eifersucht wird, desto mehr beutet der Dämon unsere Gedanken aus, bis absolut kein gutes Haar mehr an dem betreffenden Menschen oder der betreffenden Gemeinde übrig bleibt.”

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 Insbesondere frühere Insider, die ehemals vertretene Lehren, Praktiken oder Prophetien korrigierten, hält er für besonders gefährliche und vom Teufel verführte Menschen: „Traurigerweise sind es oft die Leiter, die von ihrer lebendigen, ersten Liebe abfallen und zu unerbittlichen Verfolgern derer werden, die im Heiligen Geist wandeln.”

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 Der Gedankengang ist deutlich. Frangipane stellt die Kritiker seiner Theologie und Prophetie auf eine Stufe mit den verbissenen Verfolgern und Mördern der ersten Christen.



Den Ausführungen Frangipanes zufolge ist es also unstatthaft, sogar dämonisch die von ihm verbreiteten Lehren und Praktiken zu bemängeln, die eingehende

Kritik seiner Kritiker

 hingegen ist Teil der von ihm propagierten

geistlichen Kampfführung

. Zweifellos zutreffend ist Frangipanes Beobachtung, dass auch in der christlichen Gemeinde sachlich gerechtfertigte Kritik mit menschlich persönlichen Motiven gemischt auftritt. Statt das Kind mit dem Bade auszuschütten, wäre es allerdings hilfreicher, aufzuzeigen wie die des Öfteren im Neuen Testament geforderte Prüfung und Kritik (Mt 18,15; 1Kor 14,29; Gal 2,11ff) sinnvoll zu praktizieren ist. Anderenfalls klingen die Warnungen Frangipanes vor der Kritik wie der geistlich verbrämte Selbstschutz einer verletzten Persönlichkeit.



Mit der Kritik an unbiblischen und nicht erfüllten Prophezeiungen konfrontiert greifen auch andere Prediger gerne zu Drohungen, indem sie davor warnen

den Gesalbten des Herrn anzutasten

 oder indem sie direkt den

Zorn Gottes auf ihre Kritiker beschwören

. Dabei wird stillschweigend vorausgesetzt, dass es sich bei diesen Propheten tatsächlich um

Gesalbte Gottes

 handelt. Der Gesalbte (Messias) im Neuen Testament jedoch ist Jesus Christus. Die Warnungen des Alten Testaments, sich nicht am Gesalbten zu vergreifen beziehen sich auf die von Gott eingesetzten Könige Israels (1Sam 24,9-15).



Benny Hinn warnt seine Kritiker davor, ihn anzutasten, anderenfalls würden ihre Kinder sterben.

Kenneth Hagin

 will von Jesus selbst die Zusage bekommen haben, dass christliche Verkündiger,

die ihn als Propheten ablehnten, auf der Kanzel tot umfallen würden

.

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 Das zu erwartende Massensterben seiner zahlreichen Kritiker hat bisher allerdings noch nicht eingesetzt. In einer internationalen Fernsehübertragung rechnet Paul Crouch auf eine nicht sehr christliche Art mit seinen Kritikern ab. Sie seien „eine verdorbene Synedriums- Meute …

verdammt und auf dem Weg zur Hölle

 … keine Vergebung für sie … Zur Hölle mit euch … Gott wird euch abknallen, wenn ich es nicht tue.”

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Ähnlich äußert sich

John Kilpatrick

, Leiter der

Assembly of God

 in Brownsville 1997. Während eines Gottesdienstes verfluchte er den ihn kritisierenden Hank Hanegraaff und prophezeit ihm den Tod durch den Heiligen Geist innerhalb von 90 Tagen. Glücklicher Weise traf auch diese Prophezeiung nicht ein. Diesmal entschuldigte Kilpatrick sich schriftlich für seine Entgleisung.

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Zahlreiche, sich selbst als geistliche Vorbilder und Helden inszenierende Propheten, handeln im Umgang mit ihren ernsthaften Kritikern keineswegs christlich, obwohl diese nur allzuoft berechtigt auf theologisch falsche oder sich offensichtlich nicht erfüllende Offenbarungen hinweisen. Anstatt Irrtümer und Fehler zuzugeben drohen einige der selbsternannten Propheten unverhohlen ihren Kritikern. So wünscht sich beispielsweise

Benny Hinn

 öffentlich im US amerikanischen Fernsehen, dass er mit einem „Heilig- Geist- Maschinengewehr die

Köpfe seiner stinkenden Kritiker wegblasen

 könnte.”

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 Andernorts sagte er über all diejenigen, die seinen Prophetien skeptisch gegenübertreten: „Ich denke, sie sind verdammt und auf dem Weg zur Hölle. Ich glaube nicht, dass es für sie eine Erlösung gibt.”

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 Während eines Gottesdienstes in Anaheim (Kalifornien) droht er: „Der Tag kommt, wenn diejenigen, die uns attackieren, tot umfallen werden. … Tastet nicht Gottes Gesalbten an; es ist tödlich. … Wehe euch, die Gottes Gesalbten antasten. Ihr werdet dafür bezahlen.”

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 Wenig später prophezeit er im Fernsehen: „Ihr habt mich angegriffen, eure Kinder werden dafür bezahlen.”

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Auch

Reinhard Bonnke

 setzt sich nicht etwa mit den Argumenten seiner Kritiker auseinander. Statt dessen empfiehlt er etwas weniger gewalttätig als Hinn: „Wenn Du zu denen gehörst, die kritisieren und Zweifel ausstreuen, an dem, was Gott durch diese Aktion tun will [gemeint ist die Verbreitung seiner Broschüre ‘

Vom Minus zum Plus’

 und der damit verbundenen Verheißung einer Erweckung in Deutschland], dann bitte ich Dich, tue Buße und fang an sie im Gebet und auch finanziell zu unterstützen.”

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 Nicht ganz so freundlich meint Bonnke an anderer Stelle: „Meine Kritiker können mir den Buckel herunterrutschen.”

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 und „Mich interessieren die Kommentare der Pharisäer überhaupt nicht, überhaupt nicht, überhaupt nicht!”

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________________



1 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 191-197



2 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 198-203



3 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 203-206



4 Vgl. Reinhard Hempelmann: Das Wirken des Geistes in trinitätstheologischer Perspektive, in: Heiliger Geist, Erfahrung und Gefühl, S. 16-21



5 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S.206-209



6 Michael Meier: Tschiises, mach uns heiss!, NZZ Folio 06/01 - Thema: Die Protestanten,

Http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/e5f2fbd4-18af-4ec9-9674-9dfdb0dd5618.aspx



7 Vgl. Merlin Carothers: Lobpreis schafft Veränderung, 3.Aufl, Schorndorf 1981; Michael J.Coleman / Ed Lindquist: Mit Lobpreis und Anbetung dienen, Wuppertal 1991; Judson Cornwall: Mit Lobpreis leben, Hamburg 1981; Don Grossett: Siegeskraft im Lobgesang, 9.Aufl., Erzhausen 1994; Jack W.Hayford: Betet den König an, Biel 1993; weitere Angaben Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S.210, Fußnote 88



8 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 209-212



9 Vgl. Bittlinger: Der frühchristliche Gottesdienst, S. 15

 



10 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 215-224



11 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 215-221



12 Schönemann: Loben und Danken öffnet dem Segen die Tür, S. 7



13 Vgl. Christenson: Komm Heiliger Geist, S. 299



14 Vgl. Cornwall: Mit Lobpreis leben, S. S. 14, 81, 110, 116, 124, 128, 132



15 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 223



16 Vgl. Aumann: Das Liedgut der Charismatischen Erneuerung, S. 13



17 Vgl. Kendrick: Anbetung, S. 61



18 Aschoff: Werkstattheft Lobpreis, S. 36f



19 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 242f



20 Adams: Music That Makes Sense, S. 4, vgl. S. 7



21 Vgl.

www.ignis.de



22 Vgl.

www.deignis.de



23 Willem C.van Dam: Seelsorge in der Kraft des Geistes, 4. Aufl. Metzingen 1990, S. 66



24 Seamands: Heilung der Erinnerung, S. 63



25 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 271-278



26 Vgl. Graham Dow: Werkstatthaft Befreiungsdienst, hrsg. Vom Arbeitskreis für Geistliche Gemeinde- Erneuerung in der Evangelischen Kirche, Hamburg 1992, S. 35f



27 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 279-285



28 Vgl. Leanne Payne: Heilende Gegenwart, S. 118ff



29 Vgl. Christoph Abendroth: Ruhen im Geist und Lachen im Geist. Beobachtung und Deutung, in: Klärungen, Wege Positionen, hrsg. Vom Arbeitskreis für Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche, 2.Aufl. Hamburg 1995, S. 39-43



30 Vgl. Abendroth: Ruhen im Geist und Lachen im Geist, S. 42



31 Vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 286 - 303



32 Zu den Zitaten vgl. Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 379f



33 Sjöberg: Berufen zum Sieg, S. 30, mit Bezug auf Jos 1; 5Mo 6,10; 11,23f



34 Henkel / Margies: Der Aufstand der Beter, S. 58f



35 Vgl. Wagner: Das offensive Gebet, S. 44f



36 Henkel / Margies: Der Aufstand der Beter, S. 101



37 Vgl. Wagner: Das offensive Gebet, S. 107



38 Henkel / Margies: Der Aufstand der Beter, S. 92



39 Wagner: Das offensive Gebet, S. 25



40 Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen, S. 387



41 Vgl. Hempelmann: Marsch für Jesus, S. 305f



42 Vgl. Charles H. Kraft: Frei von dunklen Schatten. Grundlagen für den Befreiungsdienst in der Seelsorge, Koinonia Verlag, Buchs 1995, S. 31f, 34f, 61f



43 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 36f, 127-131



44 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 52, 178f



45 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 66-74, 105f, 184f



46 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 72



47 Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 68



48 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 69, 106f



49 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 104f



50 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 62f, 88f



51 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 43, 88



52 Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 113



53 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 181ff



54 Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 182



55 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 57



56 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 142f



57 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 153ff, 161-165



58 Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 158



59 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 163



60 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 119ff



61 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 183f



62 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 186



63 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 174f, 187



64 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 190f



65 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 190



66 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 194f, 229



67 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 37f, 123, 137f



68 Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 135



69 Vgl. Kraft: Frei von dunklen Schatten, S. 146-149, 178



70 Vgl. Josef Rattner: Grundlagen ganzheitlicher Heilung. Einführung in die Psychosomatik, Klein Königsförde 2000



71 Ken Blue: Geistlichen Missbrauch heilen, Brunnen Verlag, Basel 1997, S. 8f



72 David Johnson / Jeff VanVonderen: Geistlicher Missbrauch. Die zerstörende Kraft der frommen

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