Gelassene Eltern – glückliche Geschwister

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Kindern mit großen Gefühlen helfen: Geplante Wutanfälle

Oftmals kündigt sich ein schwerer Trotzanfall in der Form an, dass mein Sohn schlecht gelaunt / streitlustig / im Streit mit seiner Schwester ist, und all die Dinge tut, bei denen die Eltern bestrebt sind, ihren Kindern beizubringen, diese nicht zu tun. Und dann bricht ein riesiger Sturm an Emotionen los. Auch wenn ich gelernt habe, (meistens) ruhig zu bleiben, ist es für mich dennoch sehr aufreibend, und meistens begreife ich erst, wenn sich der Sturm gelegt hat, dass er gerade einen »Wutanfall« hatte und dass es toll ist, dass er etwas von dem Ärger in seinem »emotionalen Rucksack« loslassen konnte.

Lindsay

Was ist ein geplanter Wutanfall? Es handelt sich hierbei um die gleiche Art von Trotzanfall, den Ihr Kind auf dem Spielplatz oder im Supermarkt hat, mit dem Unterschied, dass Sie ihm die Möglichkeit geben, diesen Trotzanfall zu Hause zu bekommen und Sie ihm Ihre Aufmerksamkeit schenken können, während Ihr Baby schläft.

Vielleicht erscheint es befremdlich, Ihrem Kind die Möglichkeit zu geben, einen Wutanfall zu haben. Aber Ihr Kind wird diese Gefühle haben, ganz gleich, ob Sie diese willkommen heißen oder nicht. Bei kleinen Kindern entwickelt sich der Teil im Gehirn noch, der für Schlussfolgerungen zuständig ist, und somit überfordern Gefühle kleine Kinder schnell. Manchmal müssen Kinder (wie Erwachsene auch) einfach weinen. Sobald Sie dem Kind die Gelegenheit geben, diese beängstigenden Gefühle in der Sicherheit Ihrer liebenden Gegenwart zu fühlen, verfliegen die Emotionen und es kann einfach sein Leben weiterleben. Tatsächlich reduzieren Tränen die Stresshormone im Blut Ihres Kindes, sodass es glücklicher und entspannter ist. Somit ist es ein großes Geschenk, wenn Sie den Ärger Ihres Kindes willkommen heißen und ihm durch den Sturm helfen können. Ihr Kind wird nicht nur den Rest des Tages glücklicher sein (und wahrscheinlich den Rest der Woche auch), sondern sich Ihnen auch näher fühlen und kooperativer sein.

Ich habe noch keinen Vater und keine Mutter getroffen, deren erste Reaktion auf einen Tobsuchtsanfall ihres Kindes lautete: »Juchu! Jetzt kann es mir diese angestauten Emotionen zeigen und sich besser fühlen!« Von Natur aus reagieren wir auf das provokative Verhalten unserer Kinder in der Art, dass wir uns immer mehr aufregen, bis wir sie schließlich am liebsten im Zimmer einsperren oder Schlimmeres machen würden. Erst später sind wir in der Lage, zu verstehen, dass alles besser wurde, nachdem unser Kind geweint hatte. Es musste sich ganz offensichtlich durch ein paar große Emotionen hindurcharbeiten – aber wie hätten wir das wissen können?

Die Antwort lautet, dass, wenn Kinder jammern, unnachgiebig und fordernd sind oder sich bewusst daneben benehmen, es immer ein Anzeichen dafür ist, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dies kann etwas Körperliches sein, wie zum Beispiel die Abwehr einer Erkältung, oder etwas Emotionales, wie zum Beispiel die krankheitsbedingte Abwesenheit eines Lehrers, oder ein großer Entwicklungssprung, wie zum Beispiel Fahrrad fahren zu lernen. Doch oftmals ist es nichts Konkretes, sondern nur die Anhäufung von kleinen Belastungen, die das Kind nicht durch Spiel oder Worte aufarbeiten konnte und so im Unterbewusstsein, oder wie ich es nenne, im »emotionalen Rucksack« ablegt.

Wenn Ihr Kind also einen harten Tag hat, dann hat dieser harte Tag eine reale Ursache, genauso wie unsere harten Tage eine reale Ursache haben. Um unserem Kind im Umgang mit seinen Gefühlen helfen zu können, müssen wir glücklicherweise den Grund für sein Unglücklich-Sein nicht kennen. Wenn Kinder gestresst sind, werden sie dies immer zum Ausdruck bringen, und Lachen oder Weinen wird für gewöhnlich heilen, was auch immer nicht in Ordnung ist. Es sei denn, der Grund für den Stress bleibt bestehen. Sprich, immer dann, wenn Ihr Kind besonders schwierig ist, sollten bei Ihnen die Alarmglocken läuten. Es ist nicht nur einfach widerborstig. Es ist emotional gestresst und braucht Ihre Hilfe.

Ihr Ziel ist es, Ihrem Kind dabei zu helfen, Ihnen zu zeigen, was los ist. Wenn Kinder verärgert sind, sind Worte kontraproduktiv, denn das Kind muss sich zu sehr anstrengen nachzudenken, und die Emotionen werden abgeschaltet. Angesehen davon sind die meisten Kinder nicht in der Lage, auszudrücken, warum sie verärgert sind, zumindest nicht bevor sie eine Weile geweint haben. Zum Glück sind Kinder so »konzipiert«, dass sie sich selber heilen können, indem sie ihre Schmerzen sichtbar machen, ganz genauso wie ihr Immunsystem eine Infektion an die Oberfläche bringt, um zu heilen. Alles, was Sie tun müssen, ist einen sicheren Raum zu schaffen, um diesen natürlichen Prozess zu unterstützen.

Gestehen Sie sich zunächst jegliches Gefühl von Ärger, das Sie fühlen, ein und versuchen Sie dann Ihre innere Haltung zu einer empathischen Haltung hin zu verlagern, damit Sie mitfühlen können. Dies ist nicht einfach, wenn Ihr Kind provoziert. In so einer Situation hilft es, ein Mantra zu wiederholen, das Sie daran erinnert, dass »Kinder genau dann am meisten Liebe brauchen, wenn sie es am wenigsten verdienen«. Ihr Kind braucht in diesem Moment von Ihnen das Gefühl, dass Sie es immer noch lieben, egal, was passiert.

Schaffen Sie einen sicheren Raum. Beginnen Sie mit körperlicher Zuneigung. Wenn Ihr Kind offen dafür ist, dann raufen Sie ein wenig mit ihm, um es zum Lachen zu bringen (siehe Kapitel 8). Dadurch schaltet sein Körper von Stresshormonen auf Bindungshormone um und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es weinen wird anstatt in der Wut festzustecken.

Laden Sie den Wutanfall ein, indem Sie eine freundliche Grenze (bei egal was) setzen. Wenn Ihr Kind zum Beispiel nicht genügend Zeit mit Ihnen alleine hatte, dann wird ein »Ich befürchte, wir müssen bald mit dem Spielen aufhören, Schatz« all die Trauer darüber, dass es Sie verloren hat, hervorbringen und ggf. Tränen verursachen. Sie können auch in Bezug auf sein Verhalten oder auf etwas, das es will, eine freundliche Grenze setzen.

Wenn Ihr Kind wütend wird, vergrößern Sie Ihr Mitgefühl. Kinder werden oftmals wütend, wenn wir empathisch sind. Das bedeutet nicht, dass Sie etwas falsch machen. Ihr Kind schnauzt Sie an, weil es in Kontakt mit seinen Gefühlen gebracht wird, wenn Sie ihm Verständnis anbieten. Die Gefühle stehen in diesem Moment bedrohlich vor ihm und drohen, es mit Schmerz und Angst zu überwältigen. Somit macht es das, was wir alle machen, wenn wir uns bedroht fühlen – es schlägt um sich. Anders ausgedrückt: Seine Wut ist ein Schutz vor weiteren verletzenden Gefühlen. Ihr Ziel ist es, ihm dabei zu helfen, sich sicher genug zu fühlen, um hinter die Wut zu gelangen. »Mein Schatz, ich sehe, wie verärgert du bist … es tut mir leid, dass es so schwer für dich ist.« Wenn Sie mitfühlend genug bleiben können – was die Herausforderung schlechthin für die meisten von uns ist – wird es beginnen zu weinen. Und das hat eine heilende Wirkung, nicht die Wut.

Was, wenn es nicht weint? Nehmen Sie Abstand und stellen Sie für ein paar Tage Sicherheit und Verbundenheit her mithilfe der vorbeugenden Werkzeuge wie Empathie, Raufen und Wunschzeit. Dann nehmen Sie all Ihr Mitgefühl zusammen und versuchen es erneut.

Heißen Sie den Ärger willkommen. Wenn Sie auf die Wut Ihres Kindes mit Mitgefühl und einem weichen Herzen reagieren, wird es vermutlich weinen. Je mehr es weint, desto besser. Die Angst ist in seinem Körper eingesperrt. Vielleicht schlägt es um sich und schwitzt und will irgendwo gegendrücken; dies hilft seinem Körper, die Angst loszulassen. Wenn es um sich schlägt, gehen Sie etwas zurück, damit es Ihnen nicht wehtun kann. Denken Sie daran, die Wut gehört nicht zum heilenden Teil. Ihre Aufgabe besteht darin, dass Sie Ihrem Kind dabei helfen, sich sicher genug zu fühlen, um die Wut zu überwinden und an die verletzlicheren Gefühle von Angst, Trauer und Machtlosigkeit heranzukommen.

Was, wenn es Sie anschreit und sagt, dass Sie still sein sollen? Hören Sie auf zu reden. Die tiefste Heilung findet jenseits der Worte statt. Also stellen Sie keine Fragen, sobald Ihr Kind wütend ist, und sagen Sie selber so wenig wie möglich. Helfen Sie ihm einfach dabei, sich sicher genug zu fühlen, um weinen zu können. »Du bist in Sicherheit … ich bin hier … Jeder muss manchmal weinen.« Es wird später noch genügend Zeit geben, um Ihrem Kind etwas beizubringen.

Was, wenn Sie es nicht in den Arm nehmen dürfen? Bleiben Sie bei ihm. Sagen Sie: »Ich bin hier, wenn du eine Umarmung brauchst.« Versuchen Sie, beim Schmerz Ihres Kindes zu bleiben. Denken Sie nicht an Ihre Einkaufsliste. Schon bald wird Ihr Kind in Ihren Armen liegen und weinen.

Was, wenn es Sie anschreit und sagt, dass Sie weggehen sollen? Es versucht, die Intensität des Gefühls zu regulieren. Da es sich sicher bei Ihnen fühlt, kommen seine Gefühle in Ihrer Gegenwart intensiver zum Vorschein. Deshalb will es Sie wegschicken, damit es diese unerträglichen Emotionen nicht fühlt. Aber in Wirklichkeit will Ihr Kind nicht, dass Sie gehen, denn es braucht Sie, um ihm sicher beizustehen. Natürlich beruhigt es sich wieder, wenn Sie es alleine lassen – aber das hat nur zur Folge, dass Ihr Kind die Gefühle unterdrückt und diese dann später wieder auftauchen. Damit wir uns durch Emotionen durcharbeiten können, müssen wir uns erlauben, sie zu fühlen. Kleine Kinder fühlen sich nicht sicher genug, um diesen beängstigenden Gefühlen alleine zu begegnen. Sagen Sie »Ich rücke wieder hierher … ich lasse dich mit diesen starken Gefühlen nicht alleine. Ich bin hier, wenn du eine Umarmung brauchst.«

Sobald es aufhört zu weinen, will es wahrscheinlich kuscheln. Vielleicht redet es von etwas anderem, aber es möchte immer noch wissen, dass es okay war, diese Gefühle zu haben, und dass sie es immer noch lieben. Sie können einfach sagen: »Das waren ein paar starke Gefühle. Das war harte Arbeit. Ich glaube, wir brauchen eine feste Umarmung.« Helfen Sie dann Ihrem Kind dabei, zu reflektieren, indem Sie ihm in Form einer Geschichte erzählen, was passiert ist: »Du warst so wütend und traurig … Du hast Mama angeschrien und versucht, mich zu hauen … Mama hat gesagt, ›Nicht Hauen! Hauen tut weh!‹ und Mama hat dich festgehalten, damit du nicht hauen konntest. Die Mama wird immer jeden beschützen. Du warst so verärgert. Du hast geweint und geweint. Jeder muss manchmal weinen. Als du dann mit Weinen fertig warst, hat die Mama dich in den Arm genommen und dich fest gedrückt und wir haben gekuschelt. Danach ging es uns beiden besser.«

 

Was, wenn es Ihnen schwerfällt, das Weinen Ihres Kindes zu ertragen? Für die meisten von uns ist dies der schwierigste Teil. Atmen Sie ruhig weiter und machen Sie sich immer wieder klar, dass es sich hier nicht um einen Notfall handelt. Ihr Annehmen des Weinens hat heilende Wirkung auf Ihr Kind. Sie müssen nichts tun oder sagen, sondern nur so ruhig und mitfühlend wie möglich sein. Wenn es uns gelingt, angesichts des Schmerzes unseres Kindes durch unsere eigene Angst hindurch zu atmen, heilen wir damit auch etwas in uns selbst.

Lernen Kinder auf diese Art, »Drama Queens« zu werden? Genau das Gegenteil ist der Fall. Hierbei lernt das Kind, seine Gefühle anzunehmen, damit es sich durch sie hindurcharbeiten kann. Auf diese Weise lernen Kinder, sich zu regulieren. Einige sensible Kinder müssen vielleicht jeden Tag weinen, manche weinen einmal die Woche, aber alle werden über die Zeit gesehen weniger weinen, da sie es sich ermöglichen, all diese Emotionen zu fühlen, die sie angestaut haben.

Was am meisten Mut macht, ist die Tatsache, dass Sie einen großen Unterschied zwischen den Trotzanfällen erkennen werden. Sobald Ihr Kind Ihnen all diesen unverarbeiteten Schmerz gezeigt und sich verstanden gefühlt hat – auch wenn sich im Außen nichts ändert – wird es sich mit Ihnen enger verbunden fühlen und gegenüber dem Geschwisterchen emotional großzügiger sein. Es wird immer glücklicher und in der Lage sein, mit sich zurechtzukommen. Eltern sagen dann oft »Er ist wieder ganz der alte« oder sogar »Sie ist ein anderes Kind« über Kinder, die über Jahre zu kämpfen hatten.

Wie man jedem Kind mit großen Emotionen hilft, wenn mehr als nur ein Kind verärgert ist

Ich habe festgestellt, dass wenn ein Kind mitbekommt, wie Kindern im Umgang Emotionen geholfen wird, es sich dessen gewahr wird und in der Lage ist, zu helfen. Meine Kinder imitieren oft mein Verhalten und können sich somit sogar durch Gefühle wie Ärger mit Empathie und Verständnis gegenseitig hindurchhelfen.

Sabine

Wenn man mehr als ein Kind hat, sind die schwierigsten Momente diejenigen, in denen Ihre Kinder Sie gleichzeitig brauchen. Schließlich haben Sie nur zwei Hände, ganz gleich, wie groß Ihre Liebe auch ist.

Aus diesem Grund sind die vorbeugenden Maßnahmen so wichtig: Die Kinder verstreiten sich nicht so oft.

Aber es wird ganz unausweichlich Situationen geben, in denen Sie als einzige oder einziger Erwachsene(r) da sind und mehr als ein Kind haben, um das Sie sich kümmern müssen. Beide Kinder brauchen Sie sofort oder ein Kind braucht Ihre ganze Aufmerksamkeit für zehn Minuten, aber Sie können sich nicht auf das Kind konzentrieren, da das andere Kind noch da ist. Was können Sie also tun?

1 Wenn beide Kinder Sie gleichzeitig brauchen, versuchen Sie, sich um beide zu kümmern. (Wenn Sie sich für ein Kind entscheiden, werden Sie Ihre Kinder so wahrnehmen, dass Sie einen Favoriten haben oder Partei ergreifen.) Beschreiben Sie, was gerade passiert. »Ich habe hier zwei verärgerte Kinder, die gerade beide ziemlich unglücklich sind! Ihr braucht beide genau jetzt den Papa, nicht wahr … Kommt her, meine Süßen, ich habe immer genügend Platz in meinen beiden Armen … Du kommst auf die rechte Seite und du auf meine linke Seite, so habe ich euch beide im Arm … Genau, ihr könnt solange weinen, wie ihr wollt … dann bringen wir das wieder in Ordnung und alles wird besser … egal, was passiert, wir finden immer eine Lösung.« Das ist nicht einfach umzusetzen, aber es ist möglich. Nehmen Sie jeweils ein Kind auf eine Seite, damit zwischen den Kindern auch ein körperlicher Abstand ist.

2 Wenn Sie nicht bei beiden Kindern gleichzeitig sein können, sprechen Sie mit dem Kind, das warten muss. Zum Beispiel hat sich ein Kind (Benedikt) wehgetan, während das andere Kind (Karla) emotional Ihre Unterstützung braucht. Sie können Benedikt in diesem Fall schon mal auf den Arm nehmen und dabei zu Karla sagen: »Karla, ich höre, dass du mich brauchst, und ich bin gleich bei dir. Ich helfe ­Bennedikt eben mit seinem Aua und dann helfe ich dir mit deinen Gefühlen.«

3 Beschäftigen Sie das Kind, das gerade weniger Aufmerksamkeit braucht, und kümmern Sie sich um das aufgebrachtere Kind. Wenn ein Kind nicht besonders verärgert scheint, verbinden Sie sich kurz mit ihm, um sicherzugehen, das alles okay bei ihm ist. Geben Sie ihm eine innige Umarmung und sagen Sie ihm: »Du kannst ein paar Minuten etwas ganz Besonderes machen, während ich deiner Schwester mit ihren Emotionen helfe.« Geben Sie ihm dann eine Beschäftigung, die es über alles liebt, wie zum Beispiel ein Hörspiel oder die Kiste mit den Sachen, die Sie rausholen, damit Ihr Kind beschäftigt ist, während Sie das Baby füttern (siehe Kapitel 9). Machen Sie sich Sorgen, dass Ihr 16 Monate altes Kind nicht gefahrlos beschäftigt werden kann? Schauen Sie im Internet nach Sensorik-Beuteln für Kleinkinder und kleben Sie diese mit viel Tesafilm zu, damit keine Möglichkeit besteht, dass es den Beutel öffnet. Sorgen Sie dafür, dass das kleine Kind für Sie sichtbar im Raum bleibt, während Sie dem verärgerten Kind helfen, durch seinen Wutanfall hindurchzukommen.

4 Wenn sich Ihr anderes Kind um die weinende Schwester Sorgen macht, nehmen Sie seine Gefühle wahr und beruhigen Sie es. »Deine Schwester ist traurig und wütend … ich helfe ihr mit ihren Gefühlen … es wird ihr bald besser gehen.«

5 Wenn das andere Kind unbedingt nahe bei Ihnen sein möchte, setzen Sie sich auf den Boden und nehmen Sie ein Kind auf jeweils eine Seite. Sie müssen die Aufmerksamkeit von einem zum anderen wechseln, aber Sie können die Gefühle von beiden wahrnehmen.

6 Das Kind, das den Wutanfall hat, wird oftmals darüber wütend, dass sein Bruder oder seine Schwester stört. Nehmen Sie seine Unzufriedenheit einfach wahr: »Du willst nicht, dass deine Schwester hier ist … Du hast schon ohne sie eine schwere Zeit … Manchmal fällt es einem schwer, eine andere Person um sich zu haben.« Schaffen Sie dann wieder den sicheren Raum: »Deine Schwester macht sich nur Sorgen um dich … Sie bleibt hier drüben, weg von dir. Ich bin hier für dich da.«

7 Bewahren Sie sich Ihren Humor. Zwei weinende Kinder zu haben wird sich wie ein Notfall anfühlen. Doch wenn Sie ruhig bleiben, helfen Sie den Kindern, ihre eigene Energie auch zu verändern. Wenn Kinder erschöpft sind, ist es für sie wichtig, dass Sie verstehen, warum sie verärgert sind. (»Du bist wütend und traurig … dein Bruder ist gegen deinen Turm gekommen und der ist dann eingestürzt.«) Genauso wichtig ist auch, dass Sie Ihren Kinder nonverbal kommunizieren, dass sie in Sicherheit sind. Es ist nicht das Ende der Welt, auch wenn es sich für sie so anfühlt. Nehmen Sie also einen tiefen Atemzug und rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass Ihre Kinder sich besser fühlen (und verhalten) werden, nachdem sie sich ausgeweint haben.

8 Versuchen Sie nicht, ihnen etwas zu vermitteln. Wenn wir besorgt sind, versuchen wir häufig Probleme zu lösen, indem wir einen Sündenbock suchen. (»Wenn du nicht so zu deiner Schwester gewesen wärest, wäre alles in Ordnung. Höre nächstes Mal auf dich, wenn ich sage…«) Aber wenn die Emotionen überkochen, schalten sich die Gehirn­areale, die für das Lernen zuständig sind, ab, sodass Ihr Kind nicht lernen kann. Wenn wir wütend sind, sagen wir oft genau das Falsche, da es unserem Gefühl der Angst entspringt. Versuchen Sie, nichts zu sagen, es sei denn, Sie wollen die Verbindung auf der Herzensebene wiederherstellen. »Es tut mir leid, dass es so schwer für dich ist, mein Schatz.«

9 Was ist, wenn Sie auch weinen müssen? Nur zu! Erklären Sie einfach Ihrer Tochter, dass es nicht ihre Schuld ist und dass sie auch nichts tun muss, damit es Ihnen besser geht; dass jeder mal weinen muss und dass es Ihnen besser gehen wird, nachdem Sie eine Weile geweint haben. Sie leben vor, dass Emotionen keinen Notfall darstellen, und dies ist der erste Schritt in Richtung gesunder Selbstregulierung. (Sie sind Ihren Kindern natürlich keine Hilfe, wenn Sie jedes Mal anfangen zu weinen, Sobald Ihr Kind sich aufregt. Sollte dies der Fall sein, dann ist es für Sie an der Zeit, sich Unterstützung für Ihren eigenen Heilungsprozess zu holen.)

Es gibt keine einfache Lösungen für Situationen, in denen Sie von allen gleichzeitig gebraucht werden. Aus diesem Grund sind die vorbeugenden Maßnahmen so wesentlich. Sie verringern in der Tat unvorhersehbare Wutanfälle. Und Kindern dabei zu helfen, mit großen Emotionen fertig zu werden, ist harte Arbeit, denn Sie müssen Ihre eigenen Emotionen regulieren. Doch wenn Ihr Kind Sie dabei beobachtet, wie Sie dem Bruder oder der Schwester dabei helfen, seinen oder ihren Ärger zu überwinden, lernt es, jemandem gegenüber, der Schmerzen hat, Empathie zu zeigen und zu helfen. Dies ist eine Lehre, die sein Leben lang Bestand hat. Ein Ergebnis, das nicht übel ist für eine halbe Stunde harte Arbeit!

12 Brody, Gene: Sibling Relationship Quality: Its Causes and Consequences. In: Annual Review of Psychology, 49, 1998, S. 1–24 (doi: 10.1146/annurev.psych.49.1.1). Stormshak, Elizabeth; Bullock, Bernadette und Falkenstein, Corrina: Harnessing the Power of Sibling Relationships as a Tool for Optimizing Social-­Emotional Development. In: Kramer, Laurie und Conger, Katherine (Hg.): Siblings As Agents of Socialization. New Directions for Child and Adolescent Development. 126, 2009, S. 61–77. San Francisco, CA: Jossey-Bass, 2009.

13 Ebd

14 Brody, Gene; Stoneman, Z. und McCoy, J.: Contributions of Family Relationships and Child Temperaments to Longitudinal Variations in Sibling Relationship Quality and Sibling Relationship Styles. In: Journal of Family Psychology, 8 (3), 1994, S. 274–286.

15 Kohn, Alfie: Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung. Freiburg: Arbor Verlag, 2010 (orig. ders.: Unconditional Parenting: moving from rewards and punishments to love and reason. New York, NY: Atria Books, 2005).

16 Kohn, Alfie: Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung. Freiburg: Arbor Verlag, 2010 (orig. ders.: Unconditional Parenting: moving from rewards and punishments to love and reason. New York, NY: Atria Books, 2005).

17 Brody, Gene und Shaffer, D.: Contributions of Parents and Peers to Children’s Moral Socialization. In: Developmental Review, 2, 1982, S. 31–75.

18 Kochanska, G.: Toward a Synthesis of Parental Socialization and Child Temperament in Early Stages of Conscience. In: Child Development, 64, 1993, S. 325–347.

19 Siegel, Daniel und Bryson Paine, Tina: Timeouts Are Hurting Your Child. In: Time Magazine, September 23, 2014.

20 Kohn, Alfie, ebd.

21 Taylor, Catherine et al.: Mothers’ Spanking of 3-Year-Old Children and Subsequent Risk of Children’s Aggressive Behavior. In: Journal of the American Academy of Pediatrics.12. April 2010 (doi: 10.1542/peds. 2009–2678).

22 Chapman, Michael und Zahn-Waxler, Carolyn: Young Children’s Compliance and Noncompliance to Parental Discipline in a Natural Setting. In: International Journal of Behavioral Development, 5, 1982, S. 90.

23 Hoffman, Martin: Moral Development. In: Mussen, Paul (Hg.): Car­michael’s Manual of Child Psychology. 3. Aufl., Bd. 2. New York, NY: Wiley, 1970.

 

24 Kohn, Alfie: Punished by Re­wards. New York, NY: Houghton Mifflin Co., 1993.

25 Ebd.

26 Kramer, Laurie: The Essential Ingredients of Successful Sibling Relationships: An Emerging Framework for Advancing Theory and Practice. In: Child Development Perspectives, 4 (2), 2010, S. 80–86.S

27 Pike, Alison; Kretschmer, Tina und Dunn, Judith: Siblings – Friends or Foes? In: The Psychologist, 22 (6), 2009, S. 494–497.

28 Mora-Ripoll Ramo: The therapeutic value of laughter in medicine. In: Alternative Therapies in Health and Medicine, 16 (6), 2010, S. 56–64

29 Carr, Jimmy und Greeves, Lucy: Only Joking: What‘s So Funny About Making People Laugh? New York, NY: Penguin/Gotham, 2006 (Kapitel 2). Flindt, T.: Happy Lemons: How Laughter Breeds Success. Amazon Digital: Pine Tribe Ltd., 2014 (Kapitel 1). Van Vugt, Mark et al.: Laughter as Social Lubricant: A Biosocial Hypothesis about the Pro-social Functions of Laughter and Humor. Auf: www.researchgate.net/publication/265270173.

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