Paradies am Teich

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Из серии: Metamour #2
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Provokative Reunion

„Hast du mich vermisst?“, nahm Ole die zart in sein Ohr gehauchten Worte zuerst gar nicht richtig wahr, jedoch reichten sie aus, um ihn zu wecken. Ohne recht zu wissen, wo er war oder wer sonst noch anwesend war, rieb er sich verschlafen die Augen, bevor er seine Umwelt wahrnahm und erschrak.

Denn, obwohl er von der hellen Sonne geblendet war, konnte er dennoch Angelas zierliche Silhouette erkennen, die vor ihm oder vielmehr rittlings auf ihm drauf hockte, während sie ihn mit ihren grau-grünen Augen anstrahlte.

„Angela…, wo kommst du denn auf einmal her?“, kratzte er sich ungläubig am Kopf, während er sich mit dem Oberkörper etwas aufrichtete und sie verblüfft anstarrte. Als genau in diesem Moment ihr Lächeln jedoch für einen Moment verschwand, wurde ihm sofort unwohl zumute. Denn er ahnte, was gleich passieren würde, wenn sie ihn weiterhin so anschaute.

Doch so, als ob sie es sich spontan anders überlegt hatte, lächelte sie ihn im nächsten Moment wieder an. „Ach du Dummerchen, das weißt du doch genau, oder was denkst du von mir?“, sagte sie gespielt erbost, während sie dabei wie selbstverständlich auf seiner allmorgendlichen Wasserstange unruhig hin und her rutschte, sowie als dessen Folge ebenfalls auf seiner übervollen Blase. Dabei verhakte sie sich kurz mit ihrem Nefertiti Piercing an seinem Hafada Piercing, welches er ihr und ihrer Tante Ronja zu verdanken hatte.

Als sie ihn daraufhin schelmisch angrinste, wurde er sich der Tatsache erst bewusst, dass sie ebenso nackt war, wie er selbst, mal abgesehen von einem quer gelegten Laken, dass nur seine Nierengegend bedeckte.

„Sicher weiß ich es noch, dass wir dich krankheitsbedingt in St. Tropez zurücklassen mussten. Doch wie es aussieht, geht es dir wieder gut und deine Wunden sehen ebenfalls gut verheilt aus. Das freut mich echt, nur sag mal Hübschen: Tut das Not, dass du kaum hier angekommen, Anne erneut herausforderst?“, sagte er, während er dabei ein wenig zurück rutschte, so dass Angela auf seinen Oberschenkeln zum Sitzen kam.

„So, tue ich das? Soll das etwa bedeuten, dass ihr beiden wieder in ein monogames Verhaltensmuster zurückgefallen seid?“, lächelte sie ihn amüsiert fragend an.

„Ja, das tust du und nein, sicher nicht!“, brummte er. Dennoch wusste er wie Anne auf ihr allzu freizügiges und zur Selbstinszenierung neigendes Verhalten zumeist reagierte, daher versuchte er seine Taktik zu ändern. „Also, wenn du nicht möchtest, dass ich mich gleich hier der 2 Liter Bier entledige, die ich gestern Abend so in etwa getrunken habe, solltest du mich besser aufstehen lassen!“, sah er sie drohend an.

„Hm, weiß nicht?“, erwiderte sie fragend seinen Blick, wobei sie lediglich ihren Oberkörper etwas vorneigte und ihre rechte Augenbraue ein wenig anhob. „Auf deinen Natursekt habe ich jetzt eigentlich gar keinen Bock. Aber dich gehen zu lassen, mag ich noch weniger!“, fügte sie nach einer kurzen, bewussten Pause bedächtig an.

„Komm schon Angie, das ist eklig und nun lass mich endlich aufstehen!“, zog er genervt seine Oberschenkel abwechselnd so an, dass er sie dadurch immer ein wenig in die Höhe hob.

„Ole, nenn mich nicht Angie!“, wurde ihre Stimme ad-hoc hart und gebieterisch. „Denn du weißt, wie ich genannt werden möchte!“, richtete sie sich drohend vor ihm auf und starrte ihm direkt in die Augen.

„Sicher erinnere ich mich daran, wie du genannt werden willst, und zur Not weiß ich ja auch, wo ich deinen Namen ansonsten ablesen kann!“, nickte er in Richtung ihres Venushügels, wo ihr Name, neben ein paar keltischen Symbolen, kunstvoll eintätowiert war.

Als sie sich danach aber immer noch nicht weiter rührte, schmiss er sie einfach unsanft zur Seite ab und stand auf, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

Als Ole ins Zimmer zurückkam, lag Angela zu seiner Überraschung noch immer so da, wie er sie zurückgelassen hatte. So huschte ihm ein schelmisches Lächeln übers Gesicht, während er sich schwungvoll neben ihr aufs Bett plumpsen ließ. Anders als von ihm erwartet, animierte sie dies jedoch nur zu einem kurzzeitigen, abfälligen Brummen, ehe sie sich zu ihm hindrehte und ihren Kopf mit einem zufriedenen Seufzer auf seiner Brust platzierte.

Milde lächelnd sah er daraufhin an sich herunter und auf ein Meer aus schwarzen Haaren, dass sich überall auf seinen Oberkörper verteilt hatte, von denen jedoch ein strenger Geruch ausging. „Hui, da muss einer aber nah am Feuer gestanden haben!“, rümpfte er angeekelt seine Nase.

„Mm, das habe ich, wenn ich nicht gerade darüber gesprungen bin!“, murmelte sie daraufhin verschlafen.

„So, so! Du meinst also, du musstest letzte Nacht übers Feuer springen?“, verzog er erneut ungläubig sein Gesicht.

„Sicher, das ist doch Tradition zu Beltane, um sich vor bösen Geistern zu schützen!“, öffneten sich für einen Moment ihre Augen einen Spalt weit, wobei sie ihn wie ein zufriedenes Kätzchen anlächelte.

„Oh, dann bist du also schon gestern Abend angereist und warst mit den Vollmondfrauen unterwegs!“, riss er besorgt seine Augen auf, weil dies bedeutete, dass Lotta und Anne ebenfalls jeden Moment hier auftauchen konnten.

„Ole!“, verschwand das zufriedene Lächeln aus ihrem Gesicht, wobei sie sich erneut ein Stück drohend aufrichtete, ehe sie ihn mit ihrem Blick durchbohrte. „Sag mal, bist du eigentlich immer noch so schwer von KP. Das sagte ich doch bereits und dies bedeutet ebenfalls, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe! Außerdem wird gleich wieder getanzt und meine Füße schmerzen noch immer von vorhin. Also, halt den Mund und schlaf oder massiere mir die Füße, dann tust du wenigstens etwas Sinnvolles!“.

„Ähm“, sah er sie verschreckt an. Dennoch konnte er sich die besorgte Frage nicht verkneifen: „Und wo sind dann Lotta und Anne abgeblieben?“.

„Ach Ole,“, ließ sie sich erschöpft auf seinen Oberkörper zurücksinken, wobei sie hörbar ausschnaufte, ehe sie anfügte: „Die haben sich vorhin verliebt in die Büsche geschlagen und werden sich dort bestimmt gegenseitig die Seele aus dem Leib vögeln! So, nun ist aber Schluss mit den dämlichen Fragen und es wird geschlafen. Du weißt doch sicherlich noch, wie unangenehm ich werden kann, wenn ich nicht das bekomme, was ich möchte!“.

„Was?“, schreckte Martin aus dem Tiefschlaf gerissen hoch, als sich 2 weiche Lippen auf seine legten.

„Es ist alles in Ordnung, ich bin es nur, Sophia!“, flüsterte sie ihm daraufhin sanft ins Ohr, bevor sie ihn erneut küsste.

„Sophia?“, riss Martin überrascht die Augen auf. „Was machst du denn hier! Und wie um alles in der Welt hast du mich hier oben gefunden?“, betrachtete er sie überrascht.

„Na, indem ich dich gesucht habe!“, lächelte sie ihn glücklich an. „Oder vielmehr, weil Mamá mir vorhin den entscheidenden Hinweis gegeben hat, dass du dich diesem Ort sehr verbunden fühlst“, beugte sie sich zu ihm hinunter und setzte zu einem erneuten Kuss an.

Unbewusst spitzte er die Lippen, dann jedoch zögerte er, während er seinen Kopf ein Stück zurückzog, weil er an gestern Nachmittag dachte, nachdem sie ihre Mutter erwähnt hatte.

Doch, bevor er allzu lange über diese delikate Situation nachdenken konnte, legte sie ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen und öffnete den Reißverschluss seines Schlafsacks. „Es ist wirklich alles in Ordnung, glaube mir!“, sagte sie erneut in einen beruhigenden Tonfall, ehe sie ungefragt zu ihm in den Schlafsack krabbelte und sich an ihn heran kuschelte. Danach schwieg sie und ließ stattdessen eine Hand sanft über seinen bettwarmen Körper gleiten.

Währenddessen kämpfte Martin mit sich, um nicht dem innerlichen Druck nachzugeben, lautstark zu protestieren, oder aufzuspringen und wegzurennen. Fühlte er sich doch erneut allzu sehr bedrängt von ihrer forschen Vorgehensweise, so dass er stocksteif vor ihr lag und sie mit großen Augen anstarrte, doch je länger er sie gewähren ließ, umso mehr gewann ein anderes Gefühl in ihm die Oberhand und dieses lange nicht verspürte Gefühl war einfach nur großartig! Die sanften Berührungen ihrer Fingerspitzen und das sanfte Kratzen ihrer Fingernägel auf seiner Haut riefen irgendwann ein so wohliges Kribbeln in ihm hervor, dass er vor Glück erschauderte.

Als dieses Gefühl jedoch schwächer wurde, da ihre Bewegungen immer mehr ins Stocken gerieten, während ihre Atmung immer flacher und schneller wurde, wurden auch seine Augenlieder immer schwerer, so dass er kurz darauf ebenfalls einschlief.

Himmel, Erde und Anderswelt

Anne konnte ihr Glück noch immer nicht fassen und war seit dem Moment völlig euphorisiert, als Lotta sie gefragt hatte, ob sie eine Handfasting mit ihr eingehen wollte. Freudestrahlend hatte sie zugestimmt und war daraufhin ebenfalls, ohne lange zu zögern, über das große Feuer gesprungen, um mit diesem traditionellen Opfer das Wohlwollen der Götter zu erbitten.

Nach der Zeremonie, bei der sie ihre Verbindung symbolisch mittels eines Knoten besiegelt hatten, hatte sie sich mit Lotta in einer kleinen Bucht zurückgezogen, wo sie sich im schwarzen Sand und in der warmen Brandung leidenschaftlich geliebt hatten.

Noch immer durchströmte sie ein Gefühl von Verbundenheit zu Lotta wie flüssiges Glück, aber auch zu allen anderen, ob es nun Menschen, Tiere, Pflanzen oder die 4 Naturelemente waren. Sie fühlte sich eins mit ihnen, was ein ebenso wundervolles, wie auch berauschendes Gefühl war.

Dass es gerade mal 2 Monate her war, seitdem sie zuletzt versucht hatte, sich die Pulsadern aufzuschneiden, kam ihr gerade so unwirklich vor, wie all die anderen Sachen, die seitdem Moment passiert waren, nachdem Lotta sie auf einer Autobahnraststätte bei Neumünster aufgegabelt hatte, an der sie gestrandet war, weil sie zuvor einem ekligen Autofahrer fast einen Finger gebrochen hatte, der sie als Tramperin zuerst freundlich lächelnd mitgenommen hatte, jedoch nur um sie hinterher zu begrapschen.

 

Zu diesem Zeitpunkt war sie sowohl physisch wie auch psychisch am Ende. Physisch forderte ihr Sportstudium täglich neue Höchstleistungen von ihr, ebenso wie der Job als Trainerin in einem Fitnessstudio und beides hatten ihre Kräfte mit der Zeit aufgebraucht. Dass diese Form von exzessivem Sport eine verbreitete, wenn auch recht unbekannte Form von Magersucht ist, ist ihr erst vor kurzem bewusst geworden. Denn die körperlichen Ermüdungserscheinungen überdeckten wunderbar ihre psychischen Probleme, die sie mit ihrem Kind Ich hatte, welches sich noch unter der harten Knute ihres Vaters wähnte. Außerdem hatte sie erst durch Lotta erfahren, dass Bisexualität nichts Unnatürliches ist. Im Gegenteil, der glückliche Umstand, dass sowohl Lotta wie auch sie selbst sich in kürzester Zeit in Ole, wie auch ineinander, verliebt hatten, komplementierte ihr Glück.

Und in dieser Triade ergänzten sich alle prächtig. Ole gab ihr die Stärke und den Rückhalt, um aus den Schatten ihres patriarchischen Vaters zu treten, welcher ihr zuvor das Leben sprichwörtlich zur Hölle gemacht hatte, nachdem er sie einmal mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt hatte.

Zudem zeigte Lotta ihnen, dass Liebe teilbar ist, was für sie eine befreiende Erfahrung war, da in dieser Beziehungsform keiner einen Ausschließlichkeitsanspruch auf den anderen hegt, weder auf dessen körperliche noch auf dessen geistige Liebe.

Dies mag auf den ersten, durch westliche Sozialisation geprägten Blick abwegig, ja sogar ein wenig unmoralisch klingen, entpuppte sich aber für Ole und sie bei näherer Betrachtung als die natürlichere, wenn auch etwas kompliziertere Art des Zusammenlebens, bei der sie sich jedoch noch ab und zu ein wenig schwertat. Denn Polyamorie, wie diese Art des Zusammenlebens heißt, baut unter anderen auf der Erkenntnis auf, das Eifersucht nur ein Gefühl ist, das dadurch hervorgerufen wird, dass man zu wenig Aufmerksamkeit oder Anerkennung von seinem Partner bekommt.

Ole hatte sie zwar noch nie mit zu wenig Aufmerksamkeit oder Anerkennung bedacht. Dennoch verflog ihre Euphorie schlagartig, als sie ihr gemeinsames Schlafzimmer betrat und Angela hüllenlos schlafend in seinem Arm vorfand.

Überrascht blieb Anne noch im Türrahmen zum Schlafzimmer stehen, während sie argwöhnisch die Szene betrachtete, die sich ihr hier unverhofft bot.

Eben noch vor Glück schwebend und sich mit allem verbunden fühlend, fühlte sie jetzt nur noch eine tiefsitzende Wut in sich. ‚Oh Ole, was macht sie nur mit dir?‘, zischte sie kopfschüttelnd, während sie allzu deutlich eine fast schon vergessene Szene vor ihrem inneren Auge sah, die sich vor ein paar Wochen in Süd-Frankreich abgespielt hatte. Und genauso verständnislos wie jetzt hatte sie ihn damals betrachtet, als er völlig entblößt und gefesselt unter einem eiskalten Duschstrahl stand, nachdem Angela ihn dort mit einem Weidenstock dominiert hatte.

Was hat sie nur, dass du dich so von ihr behandeln lässt und du sie dann noch so friedlich bei dir schlafen lässt?‘ betrachtete sie ihn verständnislos. Denn wenn sie an seiner Stelle wäre, hätte sie sich das nicht gefallen lassen und Angela ordentlich die Meinung wissen lassen. Danach hätte sie nie wieder ein Wort mit ihr gewechselt und sie nicht einmal mehr mit dem Arsch angeschaut. Doch stattdessen lagen sie innig ineinander verschlungen im Bett und schliefen friedlich beieinander, so als sei nichts gewesen.

Damals, wie auch jetzt machte sie dies maßlos wütend. So musste sie sich regelrecht zusammennehmen, um Angela nicht stellvertretend für ihren hörigen Freund, an die Gurgel zu springen. Denn für sie stand außer Frage, dass Angela ihn quasi verhext haben musste. Ansonsten konnte sie es nicht akzeptieren, was sich hier gerade abspielte.

Dabei wäre sie nur zu gerne an Angelas Stelle, um kurz seinen Herzschlag zu hören, seinen mittlerweile liebgewonnenen Geruch zu riechen, und um das leichte Heben und Senken seines Brustkorbes zu spüren. Dann hätte sie ihn sanft geweckt, ihn ebenso sanft geküsst und ihm von ihrer Handfasting erzählt, weil dieser öffentliche Bund mit Lotta sie so unendlich glücklich machte. Außerdem war sie neugierig auf seine Reaktion.

Auf dem Weg hierher hatte sie sich alles ganz genau ausgemalt und diese Vorfreude hatte sie so berauscht, dass sie nicht anders konnte und den ganzen Weg hierher selig gelächelt hatte.

Doch nun war es fraglich, ob es überhaupt noch eine Neuigkeit für ihn war. Aus Angst sich nicht länger beherrschen zu können, drehte sie sich um und wollte gerade in die Küche zurückgehen, wo Lotta sich bestimmt noch mit Leonora unterhielt, doch dann hielt sie plötzlich inne und lächelte. ‚Nein, das werde ich ganz sicher nicht tun!‘, nickte sie sich selbst zu, bevor sie mit entschlossenen Schritten vors Bett trat.

Dort hob sie ihren rechten Arm über den Kopf und ließ diesen schwungvoll auf Angelas Po niedersausen.

Der Klaps auf Angelas Hintern war so kräftig, dass dieser akustisch von den Wänden widerhallte und ihre Hand kurz rot werden ließ, während sie unangenehm kribbelte, was sie aber nicht im Geringsten störte.

Wie erwartet schreckte Angela augenblicklich hoch und hielt sich die deutlich rote Pobacke, während sie Anne völlig verdattert ansah.

Doch noch bevor Angela ihre Sinne sortieren konnte, nahm Anne sie freundschaftlich in den Arm und strahlte sie an. „Hallo kleine Nichte, es ist Zeit zum Joggen. Und ich finde, dass es an der Zeit ist, das Kriegsbeil zwischen uns zu begraben! Findest du nicht auch?“

„Wie, du willst heute Morgen tatsächlich noch joggen? Wozu das denn!“, strich Angela sich ihre langen Haare aus dem Gesicht. „Weißt du, ganz ehrlich ich mag heute nicht!“, versuchte sie sich dabei aus Annes eiserner Umarmung zu befreien. Als es ihr jedoch nicht gelang, verzog sie genervt ihr Gesicht: „Meinst du nicht, dass wir heute nicht schon genügend Bewegung hatten und auch noch haben werden?“.

„Hm, na ja okay!“, tat Anne schulterzuckend und mit einem aufgesetzten Schmollmund ihre Reaktion ab, ehe sie Ole ansah, der sie noch immer ebenso verdattert ansah, wie Angela zuvor. „Und du, was ist mit dir? Magst du vielleicht eine Runde mit mir drehen oder hattest du auch schon genügend Bewegung heute Morgen?“

Beim letzten Satz hatte sie leider ihre Stimmlage nicht mehr so gut unter Kontrolle, wie sie es erhofft hatte und so schwang dort ein deutlich aggressiverer Unterton mit. Während sie sich über sich selbst ärgerte, zog sie Angela so fest an sich heran, dass Angela erst heftig ausatmete, bevor ihr die Luft ganz wegblieb.

Und auch Ole atmete heftig durch die Nase aus, da er von Annes Verhalten völlig überrascht war und sich fragte, was wohl gleich noch kommen würde. Darum nickte er ein wenig übertrieben, bevor er sich erhob und nuschelte: „Alles gut, ich komme sehr gerne mit dir mit!“.

Doch schon nach gut 2.000 Metern ging Ole die Puste aus und er hatte Probleme damit, Anne auf dem Fersen zu bleiben, da das Tempo, dass sie heute Morgen vorlegte, nicht seinen Möglichkeiten entsprach und schon gar nicht denen direkt nach dem Aufstehen. Sie jedoch auf diesen Umstand hinzuweisen, wagte er nicht, da ihr Gesicht nichts Gutes verriet.

Doch als sie am nächsten Knotenpunkt einen Weg einschlug, der sie noch weiter von ihrem neuen Zuhause wegführte, blieb er schnaufend stehen. „Anne, hab Erbarmen mit mir!“, schrie er ihr hinterher und stützte sich dabei vorne auf seine Knie ab, während er nach Atem rang.

Mit federnd leichten Schritten und verhalten lächelnd kam sie daraufhin zurückgelaufen. Doch statt bei ihm zu stoppen, lief sie 2-mal um ihn herum, bevor sie rechts neben ihm auf der Stelle weitertippelte. „Atmen Ole, atmen! Hatten wir das nicht schon einmal?“, sah sie ihn spöttisch an.

„Ja, auch das hatten wir schon einmal! Nur ist das leichter gesagt als getan“, schnaufte er und bedachte sie mit einem kritischen Seitenblick.

„Ach Ole, warum denn auf einmal so kritisch? Ansonsten scheinst du ja auch alles mit dir machen zu lassen. Oder gibt es vielleicht irgendetwas, worüber du mit mir reden möchtest?“, zwang sie sich dabei, ihn offen anzulächeln.

„Anne bitte, mach es uns doch nicht so schwer, indem du mir den Ball zuspielst. Und sei doch bitte ehrlich zu mir und zu dir: Du hast trotz aller Gespräche in Frankreich, immer noch ein Problem mit Angela.“

„Ja, und zwar ein ganz elementares und scheinbar ganz im Gegensatz zu dir! Doch weißt du was? Ich habe mir eben vorgenommen, dass das was sie mit dir anstellt, mich nicht mehr juckt. Tue, was immer du willst, nur tue uns allen ein Gefallen und benutze Kondome, wenn das Weib dich vögelt!“, überschlug sich ihre Stimme mit einem Mal, wobei sie gegen ihre Tränen ankämpfte. Doch diese Genugtuung, dass er sie wegen Angela weinen sieht, wollte sie ihm nicht geben. Darum wandte sie ihren Kopf von ihm ab und lief mit langen, schnellen Schritten einfach los, ohne seine Reaktion abzuwarten.

Während sie die lange Runde durch den Nebelwald lief, drehte sie sich nicht noch einmal um, um zu schauen, ob Ole ihr vielleicht folgte.

Ole hingegen lief in gemäßigtem Tempo zurück, wobei er sich jedoch regelmäßig umdrehte.

Das Piepen von ihrem Handy weckte Sophia. Kurz räkelte sie sich zufrieden, bevor sie sich Martin zuwandte, der in der Löffelchenstellung hinter ihr lag. „Guten Morgen!“, gähnte sie dabei zufrieden, während sie ihn verliebt anlächelte. „Hast du gut geschlafen?“

„Hm?“, brummte er verschlafen, bevor er über ihre Frage nachdachte und tatsächlich, das hatte er. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit erwachte er nicht aus einem seiner schrecklichen Alpträume. Und auch wenn sein rechter Arm kribbelte, weil sie ihn in den vergangenen Stunden als Kissen missbraucht hatte, fühlte er sich großartig. „Ja, das habe ich und ich hoffe, du auch?“, murmelte er daraufhin zufrieden.

„Mm, weitestgehend, da ich glaube, dass ich tierisch geschnarcht habe. Heilige Göttin, habe ich einen trockenen Mund!“, schnalzte sie zur Bestätigung kurz mit ihrer Zunge, ehe sie ihn fragend ansah: „Und wie ist es: Kommst du nun eigentlich mit?“.

„Ähm sicher, wenn du mir noch einmal verrätst, wohin?“, erwiderte er ihren fragenden Blick.

„Oh, dann habe ich dich wohl noch gar nicht gefragt!“, gluckste sie. „Okay, also heute ist doch Beltane und das Feiern ein paar Freunde von mir oben in der Siedlung, wie jedes Jahr. Denn zu Beltane ist es Tradition ein Maibaum zu richten. Um den wird dann getanzt und man kann schon einmal anbändeln oder seine Liebe öffentlich machen, wenn man will, bevor musiziert und kräftig gefeiert wird. Das ist immer voll lustig, du wirst schon sehen! Und, wie hört sich das an?“, strahlte sie ihn an, wobei sie ihm sanft übers Gesicht strich.

„Hm?“, zuckte er kurz zusammen, da er mit ihrer selbstverständlichen Körperlichkeit noch immer etwas fremdelte. „Ja, warum eigentlich nicht!“, stammelte er daraufhin irritiert, bevor er sich räusperte, um seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. „Na ja, ich habe ja eh gerade nichts Besseres vor“, sagte er dann, wobei er ebenfalls lächelte.

„Klasse! Okay, dann sollten wir langsam aufbrechen. Außerdem muss ich dringend mal Pippi!“, befreite sie sich aus seinem Arm und krabbelte aus dem Schlafsack.

„Ey, ey Madam!“, folgte er ihr kurz darauf. Seine nächste Frage, wie sie zu Sophias Freunden hinkommen, beantwortete sich jedoch dadurch, dass er über einen Jethelm stolperte, kaum dass er aufgestanden war. „Oh, du fährst Motorrad?“, musterte er Sophia erstaunt, die sich ein paar Meter weiter einfach hingehockt hatte.

„Besser noch, ich habe eine Vespa!“, sah sie stolz zu ihm hoch.

„Okay, na dann?“, grübelte er laut, wobei er sehnsüchtig an seine geliebte Chopper dachte, die bestimmt im Stall seiner Eltern langsam Rost ansetzte, ehe er sich umsah, wo er sich ebenfalls erleichtern konnte.

Als Ole in die kleine Siedlung zurückkehrte, sah er, dass dort schon emsiges Treiben herrschte. Mitten auf der großen Wiese, neben dem Weiher, lag die mächtige Krone, sowie der dazugehörige bunt bemalte Maibaum im Gras, den die Männer aus der Siedlung gestern Abend aufgearbeitet hatten, und einige dieser Männer waren gerade damit beschäftigt Seile und bunte Bänder an der Krone zu befestigen, während im Schatten der alten Bäume Tische aufgestellt und eingedeckt wurden.

 

Nachdem er ein paar Bekannten zugewunken und er seine Beinmuskulatur gedehnt hatte, ging er mit einem mulmigen Gefühl in ihr Haus, um zu duschen.

Denn Annes Verhalten am heutigen Morgen wurmte ihn noch immer, da er selbst nach gründlicher Überlegung sich sicher war, gegen keine ihrer Regeln verstoßen zu haben. Diese Regeln sind in polyamoren Beziehungen elementar und sollten von allen, die so leben wollen, akzeptiert und jederzeit respektiert werden, da die schwierigste Herausforderung in dieser Beziehungsform die Verliebtheit selbst ist. Deshalb wird ein Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen man andere Liebhaber haben darf, damit kein anderer fester Partner sich zurückgesetzt fühlt oder unbeabsichtigt verletzt wird.

Ihren Rahmen hatten sie schon auf der Fahrt hierher abgesprochen und besteht in wesentlichen aus 4 Regeln:

1. Man ist immer ehrlich zueinander und erzählt sich alles.

2. Man gibt einander Sicherheit, indem die Mitglieder ihrer Triade immer an erster Stelle stehen.

3. Jedes Mitglied der Triade hat das Recht sein Veto einzulegen, was die Liebschaften der anderen zu Personen außerhalb der Triade betrifft und dieses Veto ist bindend.

4. Der Schutz der Gesundheit der Mitglieder der Triade steht ebenfalls immer an erster Stelle.

Und gegen keine dieser Regeln hatte er zu irgendeinen Zeitpunkt verstoßen. Zudem hatte Anne zuvor noch nie ernsthafte Einwände vorgetragen, wenn es um seine Beziehung zu Angela ging, selbst als sie zu dritt darüber gesprochen hatten, und er selbst hatte Anne noch nie vernachlässigt und war ehrlich zu ihr. Außerdem war er lediglich fasziniert von Angelas vielschichtiger Persönlichkeit und dies nicht nur in sexueller Hinsicht. Dennoch war es wohl an der Zeit dieses Thema noch einmal anzusprechen, wenn alle Beteiligten zusammen waren. Auch wenn die Möglichkeit bestand, dass Anne nun doch ihr Veto einlegte, was sein sexuelles Verhältnis mit Angela betraf, doch daran mochte er nicht glauben.

Auf zwei der Beteiligten stieß er im nächsten Augenblick, als er die Badezimmertür öffnete. Denn einträchtig standen dort Lotta und ihre Nichte nebeneinander, während sie sich die Beine rasierten.

„Oh, guten Morgen Ole!“, strahlte Lotta ihn zuerst an, bevor sich ihr Blick ins Kritische wandelte. „Was schaust du denn an einem so schönen Tag, so düster drein?“

„Ich, wieso?“, brummte er überrascht, während er erfolglos versuchte natürlich zu lächeln. „Hm, eigentlich hast du ja Recht, heute ist ein viel zu schöner Tag, um düster dreinzublicken“, besann er sich dann eines besseren, während er hinter sie trat und ihren Nacken küsste.

„Na, dann ist ja gut! Ich hatte schon Angst, dass du wegen unserer Verbindung haderst, da wir dich nicht vorher miteinbezogen haben“, lächelte sie ihn erleichtert an, während sie ihr rechtes Bein vom Wannenrand nahm und sich zu ihm umdrehte.

„Ähm, was?“, sah er sie fragend an. „Und welche Verbindung genau sollte mir denn nicht passen?“

„Oh, dann hat Anne es dir also noch gar nicht erzählt, das ist ja komisch?“, erwiderte sie seinen fragenden Blick, wobei sie sichtlich stutzte. „Also gut, dann erzähle ich es dir halt. Heute bei Sonnenaufgang sind wir eine Handfasting eingegangen, die wir später natürlich auch mit dir eingehen wollen“, strahlte sie ihn auffordernd an, wobei sie sich fragte, warum Anne es ihm nicht erzählt hatte.

„Eine was?“, kratzte Ole sich währenddessen fragend am Kopf.

„Na, wir haben unsere Liebe öffentlich gemacht, indem wir einen heiligen Bund eingegangen sind“, strahlte sie zwar noch immer, jedoch wuchs in ihr eine innere Unruhe heran, weil sie nicht verstand, was mit Anne auf einmal los war.

„Was, ihr habt geheiratet und nun soll ich euch ebenfalls…, und zwar euch beide?“, verstand Ole gar nichts mehr. Denn noch zu deutlich klang Annes letzter Satz in seinen Ohren, der so gar nicht zu dieser Offerte passen wollte. Darum fügte er ausweichend hinzu: „Aber, ich dachte diese letzte Form, der legalen Sklaverei lehnt ihr kategorisch ab, da die Ehe nur eine Erfindung der Kirche sei, um seine Untertanen zu knebeln. Außerdem ist Bigamie doch bestimmt auch in katholischen Spanien verboten“, sprudelte es aus ihm heraus.

„Oh, das hätte gut von Opa stammen können!“, mischte sich daraufhin Angela amüsiert in ihr Gespräch ein. „Außer dass du da etwas durcheinanderbringst, da eine Handfasting gar nichts mit der kirchlichen Trauung zu tun hat!“, lachte sie kurz auf. „Ganz im Gegenteil, bis die blöde Kirche sich da auch noch eingemischt hat, haben die meisten Paare auf diese Art ihre Liebe bekundet, wenn auch nicht: Bis der Tod einander scheidet, wie es später der olle Klerus vorgab, sondern nur so lange, bis irgendeiner der Beteiligten die Verbindung oder den Knoten löste, aus welchen Gründen auch immer. Oder so wie Anne und Tia es sich heute Nacht versprochen haben, erst einmal für ein Jahr und einen Tag“, trat sie auf Lotta und Ole zu und umarmte beide, um ihre Zustimmung zu ihrer Vereinigung zu bekunden.

„Danke, das hast du sehr gut erklärt. Also mi querido, wie sieht es nun bei dir aus: Stimmst du unserer Verbindung zu und wirst du diese ebenfalls mit uns eingehen?“, sah Lotta sichtlich unsicher zu Ole hoch.

„Sicher, das werde ich gerne tun, wenn ihr beide es auch wollt. Ich liebe euch doch vom ganzen Herzen!“, gab er ihr zustimmend einen Kuss auf die Stirn.

Mit welchem Lotta sich aber nicht zufriedengab und gierig seine Lippen suchte. „Ich dich auch!“, hauchte sie ihm danach glücklich ins Ohr, während sich ein wenig Tränenflüssigkeit in ihren Augenwinkeln sammelte.

„Wahnsinn, ist das romantisch!“, wanderte währenddessen Angelas Blick zwischen ihnen kurz hin und her, bevor sie ihn amüsiert, anschaute: „Darf ich dann auch Onkel zu dir sagen?“.

„Ähm?“, räusperte Ole sich zuerst verlegen, bevor er lachend erwiderte: „Nein, das wäre wohl nicht angemessen!“.

„Gut, da hast du wohl Recht! Ansonsten wäre dies wohl auch nicht angemessen!“, nutzte Angela einen unbedachten Moment von Ole und küsste ihm zärtlich auf den Mund.

Anne hatte das Gefühl die große Runde durch den Nebelwald, in Rekordzeit gelaufen zu sein. Ihr Kopf war wieder klar und sie fühlte sich beruhigend ausgepumpt. Lediglich ein kleines schlechtes Gewissen war zurückgeblieben, weil sie Ole vorhin so impulsiv angeblafft hatte, bevor sie einfach weiter gerannt war.

Dabei ärgerte sie sich am meisten über sich selbst, weil es ihr nicht zustand seine Beziehung zu Angela zu verurteilen. Außerdem sollte sie endlich damit aufhören eine Situation nur nach dem ersten Eindruck zu beurteilen. Daran, so nahm sie sich vor, würde sie in Zukunft arbeiten.

Doch nun musste sie erst einmal wieder zu Atem kommen und ihren Puls beruhigen, außerdem taten ihr der Rücken und die Beine unangenehm weh. Letzteres nahm sie gerne billigend in Kauf, weil sie wusste, dass dies ihren anderen Umständen geschuldet war. Was sie aber an diesen anderen Umständen völlig nervte, war neben der Kurzatmigkeit, die zunehmenden Blähungen und Übelkeit, die damit einher gingen und, die sich nun auf nervige Weise, einstellten. Außerdem fing der Fötus auch noch damit an, auf ihre Blase zu drücken. Darum ging sie mit großen, schnellen Schritten in Richtung des Badezimmers. Sie brauchte jetzt erst einmal dringend eine Pullerstation, sowie eine lauwarme Dusche und freute sich schon auf deren harten, pulsierenden Massagestrahl, der ihr Rückenleiden bestimmt lindern würde.

Danach würde sie sich bei Ole entschuldigen und ihm wie versprochen von ihrer Handfasting mit Lotta erzählen.

Doch erstarrte Anne auf dem Weg zur ersehnten Toilette. Denn schon durch die nur leicht geöffnete Badezimmertür erkannte sie, dass dies zurzeit kein stilles Örtchen war, wie erhofft. Außerdem konnte sie durch den Spalt in der Tür sehen, wie Angela Ole sanft auf den Mund küsste, während Lotta direkt danebenstand und lächelte.

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