San Francisco statt Italien

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San Francisco statt Italien
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Vorwort

Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts bestand nun auch für die Ossis die Möglichkeit, Richtung Westen zu verreisen. Wir wohnten damals in einer Gemeinde mit knapp 500 Einwohnern, die zwischen Suhl und Schmalkalden im südlichen Thüringer Wald lag.

Unser Großer saß oft mit nun verfügbaren Bildbänden vom Westen der USA da und steckte uns alle mit seinem „Amerika-Fieber“ an.

Doch beruflich ging es immer wieder auf eine Berg- und Talfahrt, sodass solch ein aus unserer Sicht nicht gerade billiger Urlaub nicht machbar schien - aus heutiger Sicht (2015) waren das damals absolut gesehen natürlich Schnäppchenpreise. Für die damaligen DM-Preise bekommt man heute diese Reise auch nicht mehr für den gleichen Betrag in Euro.

Irgendwann fassten wir dann aber den Entschluss, uns allen (meine Frau, ich und unsere beiden Söhne im Alter von dann 15 und 19 Jahren) diesen Urlaubswunsch zu erfüllen. Wir buchten im Januar 1996 eine vorgegebene Pkw-Rundreise von DERTour, die unseren Vorstellungen am meisten entsprach - im Programm waren nur die Übernachtungen enthalten. Dazu extra einen Nonstop-Flug von München nach San Francisco und zurück sowie einen Mittelklasse-Pkw.

Danach erhielten wir vom Reiseveranstalter ein sehr gut vorbereitetes Tourset mit Karten, Wegbeschreibungen und Sehenswürdigkeiten. Uns gefiel an der Pkw-Rundreise, dass wir zwar an die Hotels/Motels gebunden waren, aber „dazwischen“ die Strecke nach unseren Vorstellungen gestalten konnten.

Mit gebucht wurde auch gleich die „Magic Tour“: Flug mit einem kleinen Flugzeug von Las Vegas zum Grand Canyon, dort 1/2 Stunde mit dem Hubschrauber über den Canyon und danach noch eine Bustour entlang des South Rims. Zum Schluss dann mit dem Flugzeug wieder zurück nach Las Vegas.

Wir hatten drei identische Kleinbildkameras von Canon, die schon den Filmtransport motorisiert unterstützten, aber sonst eigentlich keine Einstellung erforderten. Natürlich liebäugelten wir auch für diesen Urlaub mit einer damals noch analogen Videokamera, aber die Preise von 1000,- DM an aufwärts waren uns doch zu viel.

Ende Mai traute ich meinen Augen nicht, als ich in der Zeitung die Anzeige eines damaligen EP-Händlers aus Bad Salzungen las: eine JVC-Videokamera zum Preis von 463,- DM! Im Preis enthalten war auch eine Adapterkassette, mit der die kleinen Aufnahmekassetten direkt in einem Videorekorder abgespielt werden konnten.

Mit meiner Frau war ich schnell einig geworden, dass wir nach Feierabend nach Salzungen fahren und die Kamera kaufen werden - und das haben wir bis heute nicht bereut.

Viele Paare warten so lange mit größeren Reisen, bis die Kinder aus dem Haus sind und damit alles günstiger wird. Wir wollten diese Momente aber gemeinsam mit unseren Kindern genießen. Und sie waren ja auch schon in dem Alter, in welchem sie alles bewusst mitbekommen (ein Kleinkind wird sich kaum noch an Urlaube erinnern).

2 Jahre später unternahmen wir eine zweite Reise nach den USA und Kanada, die wir uns dann aber komplett selbst zusammengestellt hatten.

Teil 1 - USA 1996

21.07.1996 Anreise nach San Francisco

Der Flieger sollte am 21.07.96 um 10 Uhr in München starten. Da wir nicht nach einer durchgefahrenen Nacht noch etwa 11 Stunden fliegen wollten, fuhren wir schon am 20.07. nachmittags los, um in Pfaffenhofen noch eine Nacht in einer Pension zu verbringen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns und die Pensionsmutter fragte neugierig: „Na, und jetzt weiter nach Italien?“

Ich antwortete: „Nein, so weit nicht. Wir fahren nur bis zum Flughafen und von dort fliegen wir durch bis Kalifornien. Also San Francisco statt Italien.“

Was jetzt hinter den Stirnen der Pensionsbesitzer-Familie vor sich ging, konnte ich mir sehr gut ausmalen: Da kam eine nicht sonderlich nach der neuesten Mode gekleidete Familie mit 2 größeren Kindern in einem 10 Jahre alten Jetta aus dem Thüringer Wald und behauptete, sie wollten bis nach Kalifornien. Ich war schon so weit, die Flugtickets zu zeigen, um nicht als Lügner dazustehen, aber meine Frau nahm das Ruder in die Hand, indem sie sich mit einem „Einen schönen Tag noch“ zur Tür wandte.

Auf der Autobahn gab es ein schallendes Gelächter wegen der seltsamen Gesichter. Also auf nach San Francisco!

Relativ schnell erreichten wir den Außenparkplatz 54, holten die vier Reisetaschen aus dem Auto und begaben uns zur S-Bahn, um zu Terminal 2 zu gelangen - wir flogen mit Lufthansa. Nach je einem Hin- und Rückflug nach Mallorca (Germania) und Fuerteventura (Condor) in den beiden Vorjahren sollte dies unser erster Langstreckenflug werden.

Die Kinder saßen auf der linken Seite, meine Frau und ich rechts in der gleichen Reihe.

Pünktlich 10 Uhr hoben wir ab und hatten einen sehr ruhigen Flug. Das einzige Problem war, dass die Stewardessen mit dem Austeilen von Getränken relativ geizig umgingen.

Nach mehreren Stunden flogen wir über Grönland, einen Eisbären konnte aber keiner von uns erspähen.

Die Zeit ging dann etwas schneller herum, weil wir im Flugzeug die grünen Einreise-Karten ausfüllen mussten mit Angabe des ersten Hotels.

Gegen 17 Uhr Ortszeit setzte unser Flieger zum Landeanflug an. Während der Linkskurve konnten die Kinder schon die Stadt und auch die Golden Gate Bridge von oben sehen.

Alle vier Reisetaschen waren angekommen und nach der Passkontrolle fuhren wir mit einem kostenlosen Shuttlebus zum Autovermieter Alamo. Dort war schon alles vorbereitet, der Vertrag war nach Vorlage meines internationalen Führerscheines schnell unterschrieben. Und dann klebte die Angestellte doch einen Alamo-Aufkleber in meinen deutschen Führerschein und schrieb meine Kundennummer dazu. Das waren ja Methoden!

Wir bekamen den Stellplatz unseres Wagens mitgeteilt und begaben uns dorthin. Dort angekommen, machte sich erst einmal Enttäuschung breit: Anstelle des im Katalog gezeigten riesigen weinroten Buicks stand dort ein weißer Toyota Camry - also eine „Reisschüssel“, wie unser Großer immer die asiatischen Autos bezeichnete. Ein sofortiger Trost war, dass dessen Benzinverbrauch deutlich unter dem des Buick liegen und damit Bares sparen würde. Er bekam sofort den Spitznamen „Toyo“.

Die Reisetaschen fanden noch besser als im Jetta Platz und dann machte ich mich erst einmal mit dem Auto vertraut - eins mit Automatik hatte ich noch nie gefahren. Der Große als gelernter Kfz-Mechaniker wusste aber Bescheid und wies mich ein. Er durfte mit seinen 19 Jahren als Ausländer in den USA kein Auto fahren, die Untergrenze lag da bei 21 Jahren. Nach ein paar erfolgreichen Ein- und Ausparkversuchen ging es los in die Nähe des Stadtzentrums zu unserem ersten Hotel „Miyako Inn“ in der Sutter Street, wo wir 2 Nächte bleiben sollten. Der Große bekam den Zettel mit der Wegbeschreibung in die Hand - so etwas wie Navigationsgeräte waren Ende des vorigen Jahrtausends noch nicht so verbreitet (“...Das erste serienmäßige Navigationssystem in einem deutschen Auto wurde 1994 im BMW 7er eingebaut...“ [1]).

Nach einer „Ehrenrunde“ um den Häuserblock mit unserem Hotel fand ich auch die Einfahrt in die Tiefgarage.

Nach dem Checkin, bei dem die Kreditkarte eingescannt wurde, erst einmal duschen, ein paar Sachen in die Schränke räumen und natürlich die beiden Kingsize-Betten auf „Elastizität“ testen - Letzteres waren mehr unsere beiden Kinder. Wir konnten dadurch bei den Übernachtungen Geld sparen, dass alle Zimmer mit je zwei Kingsize-Betten versehen waren. So schliefen die Kinder zusammen in einem Bett, meine Frau und ich im anderen. Damit wurde die Buchung eines zweiten Zimmers überflüssig - die Betten waren wirklich breit genug.

Als es schon dunkelte, zogen wir noch durch die Gegend um das Hotel. Ein Asiate mit einem kleinen Laden wollte gerade schließen, doch als wir in der Tür standen, wurde dies sofort verschoben - das ist Service! Wir kauften Kekse, Obst und Coca Cola und sahen dann zu, bei völliger Dunkelheit ins Hotel zurückzukommen. Die Cola war geschmacklich deutlich besser als das in Deutschland erhältliche „Labberwasser“. Sicherlich waren hier Stoffe verarbeitet, die in Deutschland verboten sind - uns schmeckte es aber.

Zum Schlafen mussten wir unbedingt die Fenster schließen: laufend laute Polizeisirenen und die stark lärmende Klimaanlage (das „Lärmteil“ war glücklicherweise außen auf dem Balkon installiert) ließen uns keine andere Wahl.

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