LOTTA und das Böse dieser Welt

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LOTTA und das Böse dieser Welt
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Jasmina Marks

LOTTA und das Böse dieser Welt

über Engel, Teufel und Dämonen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Lotta, wie sie ist

Die sieben Todsünden

Die Nephilim

Menschlich? Himmlisch? Oder warum Engel stürzen …

Die gefallenen Engel und Erzengel Michael

Luzifer

Wer überhaupt ist „Phaeton“?

Maria Magdalena

Johanna von Orléans

Päpstin Johanna

Das Konzil zu Nicäa

Der Hexenhammer

Wer ist Satan?

Eine „Wette“ zwischen Gott und Satan …

Das „Teuflische“ an Satan ...

Die Fänge des Übels

Die Gnostiker

Die Stimme des Gewissens

Engel und Erzengel

Überirdische Kräfte und die Seele in uns

Heinrich, der VIII.

Das Böse im Menschen

Dämonen

Die Entscheidung, Böses zu tun

Exorzismus

Das Gesetz des Widerstandes gegen das Böse

Die Vernichtung des Templerordens

Rennes-le-Chateau

Papst Innozenz III.

Innozenz und der Albigenserkreuzzug

Burg Montségur

Fragen über Fragen

Die innere Stimme

Das Böse in unserer Welt

Was würde Jesus sagen?

Über die Autorin

Weitere Bücher von Jasmina Marks

Impressum neobooks

Vorwort

Es geht nicht darum, ob Lotta RECHT hat, mit dem, was ihr durch den Kopf schwirrt oder ob ihre Rückschlüsse hundertprozentig belegbar und geschichtlich erwiesen sind - alles vollkommen uninteressant.

Vielmehr liegt ihr, also mir, am Herzen, dass man sich selbst findet, wenn man ihren (meinen) Gedanken folgt. Sich öffnen kann für die Sichtweisen, die Lotta vertritt. Den eigenen Standpunkt schlussendlich anhand dessen ableitet, weil zuvor ergründet, weil jemand über Dinge nachsinnt, die man sonst aus seinem Denken gestrichen hat. Nun aber sich selbst zunutze machen kann, um das eigene Wohl zu finden, zu sich selbst und den Dingen, die einem wirklich wichtig sind und am Herzen liegen. Darum geht es Lotta und mir!

Jasmina Marks

Lotta, wie sie ist

Lotta war, wie sie eben war, ein stets nachdenkender Kopf und das würde wohl auch so bleiben. Weil es viel zu viele Dinge auf dieser Welt gab, die sie einfach nicht verstehen konnte. Deshalb gerne mal den Sachen auf den Grund ging, zumindest ein bisschen. Eben so weit, wie es erforderlich war, um sich eine Meinung bilden zu können. Insbesondere wenn man wie Lotta, hin und wieder das Gefühl bekommt, geblendet, am Denken gehindert, gezielt und bewusst klein gehalten zu werden. Dann erst recht schaute sie nach, wollte Bescheid wissen, über was auch immer …

So auch dieses Mal, als sie sich zu fragen begann, wo denn eigentlich die vielen moralischen Vorgaben herkamen, die zahlreichen Vorschriften, an die sich Menschen zu halten hatten und es letztendlich doch nicht taten, ausbrachen, wenn sie es denn konnten.

Wo kamen die alten Ängste her, vor Dämonen, dem Satan? War deshalb der Glaube an Gott etwas, das so wichtig war? Weil es gefährlich war, sich den düsteren Mächten der Welt zu stellen? Oder glaubte man, sich mit einer innigen Hingabe an den Herrn im Himmel vor den bösen Kräften schützen zu können? Weil sie so furchterregend waren? Man diese als so grauenhaft dargestellt bekam?

All die Thesen gerade deswegen mal auseinanderzunehmen, gedanklich sich mit ihnen auseinanderzusetzen, musste doch irrsinnig spannend sein, oder nicht? Denn eigentlich war Lotta der Meinung, dass alles, worüber man nachdenken konnte, es ergründen konnte, nur noch halb so schlimm war. Konnte man es verstehen, brauchte man sich nicht mehr fürchten, richtig?

Genau genommen verflogen meistens sogar die Sorgen und Ängste, die einen zuvor noch irrsinnig belastet hatten, in dem Augenblick, in dem man bereit war, sich den Dingen zu stellen. Dann kam man sich nicht mehr hilflos ausgeliefert vor, ohnmächtig davorstehend. Es machte immer Sinn mit offenen Augen um sich zu schauen. Daran glaubte Lotta ganz fest!

Grundsätzlich ist ja der Gedanke an Satan eher Furcht einflößend. Woher kommt das eigentlich? Dämonen? Luzifer? Gefallene Engel? Was sollte das letztlich alles bedeuten? Gibt es den Teufel eigentlich wirklich? Im Hades? Mit einem brennenden Dreizack in seiner Hand, Hörnern auf der Stirn und rot glühend? Die Unterwelt an sich? Musste man sich ernsthaft davor ängstigen?

Da es ja schließlich auch etwas Überirdisches gab, also etwas, dessen Macht weit über unserer liegt, könnte es, rein theoretisch, auch etwas geben, das sich unter uns anordnet. Etwas, das ein Gegengewicht bildet zum Himmlischen, logisch, es gab schließlich immer zwei Seiten. Wobei man da ja auch sicher sein sollte darüber, dass es das über uns Stehende tatsächlich gibt, eine solche Macht wirklich existiert. Das Gute und dementsprechend halt auch das Böse. Hm – ja aber – Lotta konnte nicht anders und hatte umgehend ein „aber“ auf der Zunge liegen. Weil nämlich, wenn es nicht so viele Mythen über „das Teuflische“ gäbe, die sich eben darum ranken, könnte man es bedingungslos schlucken.

Lotta war sich einfach nicht sicher über das, was sie glauben konnte und was vielleicht aus anderen Gründen unter die Menschen gebracht wurde. Sozusagen. Um sie zu beeinflussen und in genau die Richtung zu lenken, in der die „Großen“, wer auch immer sich gerade stark und mächtig genau fühlt, sie haben wollten!

Dummerweise erschien es ihr meistens eben nicht wirklich plausibel, was man ihr da Glauben machen wollte. Als etwas real Existierendes. Denn brauchte es tatsächlich eine „Unterwelt“, bei all dem Elend, das sich direkt unmittelbar vor unseren Augen abspielte? Was sollte da denn bestehen können, das noch schlimmer war, noch grausamer? - Als es die Menschen schon von selbst zustande brachten!

Die sieben Todsünden

Zum Beispiel was die Teufelsaustreibungen betrifft. Menschen, die angeblich von Dämonen besessen waren oder die „sieben Todsünden“, die genau genommen keine waren. Jedenfalls keine „Todsünden“ im eigentlichen Sinne sondern eher schlechte Charaktereigenschaften, die man aber trotzdem nicht unbedingt haben sollte. Besser wäre es nämlich, wenn keine dieser Verhaltensweisen als Kennzeichen eines bestimmten Menschen gelten würden – schon gar nicht von einem selbst! Wäre wohl heilsamer, ganz klar und doch gibt es sie: gierige Menschen, von Neid zerfressene, eitel und stolz Daherkommende, maßlos unter Umständen. Es gibt sie überall unter uns. Aber nehmen wir das noch als „Todsünde“ war? Wohl kaum. Obwohl vielleicht die Folgen dessen doch erkennbar waren. Es tut einem nicht gut, wenn man so ist, keine Frage!

 

Denn eben die gerade beschriebenen Eigenschaften gelten ja als „Todsünde“. Da waren nämlich:

Superbia: der Hochmut, mit anderen Worten Eitelkeit, Stolz und Übermut

Alles keine Fremdwörter in der heutigen Zeit, gerade auch so etwas wie manchmal übermütig sein zu dürfen, konnte etwas hochgradig Positives in sich bergen, fand Lotta. Allerdings, das musste sie schon zugeben, kam es auf den Umstand, die Voraussetzung an.

Wer zu festgefahren war, was seine Lebensbedingungen betraf, stets diszipliniert, sich selbst vollkommen vergessend und gezielt ausblendend, seinen Alltag bestritt, dem würde eine Packung „Übermut“ wohl zu etwas mehr Lebensfreude verhelfen können! Mal alles außer Acht lassen, sich lösen von der Norm, den Erwartungen anderer, mal „alle Fünfe grade sein lassen“ – herrlich! Das würde so manchem sein Leben wirklich erleichtern und es nachhaltig bereichern, ganz sicher sogar. Weil es hilft, zu sich selbst zu stehen, sich zu erden, dem Druck der sogenannten Umwelt gerecht werden zu können, ohne sich dabei zu verlieren. Vielleicht sogar in das Bewusstsein zu kommen, Stress als solchen nicht mehr empfinden zu müssen, weil man gelernt hat, ein Gleichgewicht zu erlangen und dieses zu bewahren!

Im Gegensatz natürlich zu denjenigen, die ständig auf der Überholspur verweilten. Die bräuchten eher eine Bremse, schadeten sich durch „zu viel“ davon. Wer zu hochmütig durch die Weltgeschichte trabte, der traf, früher oder später, auf eine Persönlichkeit, die einem solchen Verhalten schnell und unkompliziert ein Ende setzen konnte. Wer zu weit oben schwebt, der fällt, früher oder später, garantiert. Das ist der Lauf der Dinge, der geschieht von ganz allein. Auch wenn man hin und wieder ziemlich lange darauf warten muss, scheinbar, bis ein überheblicher Mensch auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt – aber „nur“ manchmal. Und häufig auch dann, wenn man so gar nicht damit rechnet. Macht ja auch Sinn!

Wobei Lotta gerade durch den Kopf schoss, wie viele Beispiele es dafür gibt, in denen Menschen, die in der Tat hohe Positionen innehatten, durch letztendlich total dämliche Dinge alles verlieren. Die ein Verhalten an den Tag legten, das ihrer Stellung überhaupt nicht gerecht zu werden schien, man solchen Leuten mehr „Verstand“ zugetraut hätte. Mit nachhaltiger Wirkung meistenteils. Der Sturz, den sie sich in einem solchen Fall dann selbst zuzuschreiben haben, hat üblicherweise erhebliche Konsequenzen. Beruflich sowieso, mal ganz abgesehen von dem öffentlichen Spott und Hohn. Es braucht eben nicht immer einen „Lehrmeister“ in persona eines anderen Menschen. Der ein oder andere schafft es von ganz allein, sich ein Bein zu stellen. Kommt vor, weit häufiger, als man glauben will.

Das passiert gewissermaßen Menschen, die doch intelligent sind, studiert haben, promoviert unter Umständen und doch niederen Instinkten erliegen quasi. Womit sich klar herausstellt, dass geistige Bildung allein, nicht über den Wert eines Menschen entscheidet, sondern das Wesen und sein Charakter! Viel zu wissen schützt nicht vor Dummheit! Das Leben bestätigt es andauernd. Individuen, die sich dabei erwischen lassen, wie sie die „einfachen“ Dinge über die Maßen ausleben oder beispielsweise, unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln oder Alkohol stehend, Dinge tun, die man mit „normalem“ Verstand nicht tun würde. Oder nicht tun sollte? Manchmal sogar nicht tun darf, wie Autofahren, wenn man was intus hat. Auch wenn man schon eine ganze Weile ungeschoren davon gekommen sein mag, irgendwann kommt der Moment, an dem aus einem ungünstigen Zufall heraus doch alles ans Licht kommt. Wer soll denn dann glauben, dass man just an diesem Tag, zu dieser Stunde, das aller, wirklich allererste Mal so einen Bock geschossen hat? Eher keiner! Denn wenn man sich über Regeln hinwegsetzt, dann sollte man so clever sein, sich dessen nicht überführen zu lassen. Wobei das die Sache auch nicht besser macht, wenn ich hinter verschlossener Tür unter dem Deckmantel der Heimlichkeit, Dinge tue, von denen niemand wissen darf, weil er sonst an Respekt verliert. Aber das ist ein anderes Thema!

Diese Leute entgleisen aus ihrer Vorbildfunktion und ein unbedachter Moment zerstört steil gen Himmel geraste Karrieren in Windeseile. Da könnte man ja schon mal das Spekulieren anfangen, dachte Lotta sofort. Wenn nämlich ein Leut eine überaus große Machtstellung innehat und sich oben angekommen solche Fehler leistet, dass alles dahin ist, was er sich zuvor mühsam erkämpft hat, dann war dieses Leut unfähig, mit der Macht umzugehen! Vielleicht sogar was doof - böse formuliert. Denn wenn all die Intelligenz, der Arbeitseinsatz und das sich intensiv angeeignete Wissen nicht dafür genutzt werden können, durch besonnenes Verhalten der Aufgabe gerecht zu werden, dann beweist das in Lottas Augen, dass es nicht der gesellschaftliche Rang ist, auf den es ankommt, sondern viel entscheidender das Wesen als auch die Charakterbildung eines Menschen zu sein scheinen, ob dieser einem gehobenen Posten gewachsen ist oder nicht! Macht begründet sich nicht auf Wissen allein. Sie kann dadurch aufgebaut werden und doch ist es am Ende der Mensch, der zählt! Oder etwa nicht? Dann weiß ich doch den Wert nicht wirklich zu schätzen, wenn ich es leichtfertig aufs Spiel setze. Oder bin halt so weit drüber, dass ich dazu neige, unter Größenwahn zu leiden – scheinbar der Annahme verfalle, unantastbar zu sein (ich hochmütig bin). In solchen Situationen ist der Schlag, der dann kommt und den gnadenlosen Fall bringt, meistens auch von verheerendem Ausmaß, dachte Lotta.

Es gibt natürlich auch diejenigen, welche sich ihrer Machtstellung bewusst sind und diese schamlos auszunutzen versuchen aus der Überzeugung heraus, unantastbar zu sein. Besonders auffallend daran, dass es sich oftmals um Vergehen oder Ausschweifungen auf sexuellem Gebiet handelt. Wo Macht derartig missbraucht wird, dass Opfer mit Geld oder vernichtenden Lügen im Zaum gehalten werden sollen. Weil – ja wer kann denn schon so einer Position ernsthaft Schaden zufügen? Niemand! Das Blöde an der Sache jedoch ist, dass es sich zwar durchaus um eine gesellschaftlich oder politisch hohe „Stellung“ handeln mag, diese aber immer noch von Menschen ausgefüllt wird! Der Mensch, der sie innehat, ist ausschlaggebend für die Anerkennung der Position. Ist so und war schon immer so!

Das Thema „Eitelkeit“ ist ja auch so eines, das man genauer betrachten muss. HM – setzt man es mit Selbstzufriedenheit oder Seelenfrieden gleich, also mit dem Gedanken dahinter, dieses erwerben und dann auch für sich erhalten zu wollen, ist eine gewisse Form von Eitelkeit sehr wohl gesund. Leider aber hat der Begriff an sich schon einen negativen Touch. Wer eitel ist, gilt als selbstverliebt, was doof klingt! Naja – auch da muss man differenzieren, fand Lotta. Sich selbst zu lieben, so wie man ist, ist eine hohe Kunst und gelingt längst nicht jedem. Unendlich tragisch, wenn man drüber nachdenkt! Und doch so wichtig, mit sich selbst im Reinen zu sein, denn anders erlangt man ein zufriedenes Dasein nicht!

Wird Eitelkeit jedoch eingesetzt, um sich von anderen abzuheben und eine Arroganz zu rechtfertigen allem „Niederen“ gegenüber, dann ist das etwas Schlechtes, keine Frage.

Gleiches gilt für den Stolz. Es gibt so zahlreiche Dinge, auf die Menschen zu Recht „stolz“ sein können. Wenn sie etwas anstrengendes bewältigt haben, nachhaltiges leisteten oder auf etwas blicken können, von dem sie lange nicht glauben konnten, es jemals zu meistern, dann ist „Stolz“ sogar angebracht!

Wer hingegen einfach mal die Nase gen Himmel hebt, aus welchen Gründen auch immer, und sich Wunder was einbildet, worauf auch immer, na gut, der gehört zweifelsohne in jene Kategorie „schreit freiwillig nach Sturz“ und löst sich den steil abwärts führenden Fahrschein ganz von allein!

Was Lotta daran aber auffiel, war eines: In dem richtigen Maß ist sowohl Übermut als auch Eitelkeit oder auch Stolz etwas sehr gutes. Wird es übertrieben ausgelebt, kippt es um in was richtig schlechtes. Wobei man dann auch nicht vergessen darf, dass die Träger dieser Eigenschaft in sich nicht stabil sind. Wer auch immer es nötig hat, eine davon zur Schau zu stellen, tut dieses, weil er von sich selbst ablenken möchte. Wer einem oder allen anderen permanent unter die Nase reiben muss, wie toll er ist, wird wohl von sich selbst nicht einmal glauben, „gut“ oder „in Ordnung“ zu sein, eine Achtung verdient zu haben. Es gibt Menschen, die dann unentwegt mit erstaunlichem Einsatz auf ihren gesonderten Stellenwert hinweisen, weil es sie innerlich nach aufrichtiger Anerkennung dürstet. Was könnte man eben diesen Seelen doch für eine Last abnehmen, gelänge es, ihnen klar zu machen, wie sehr sie vom Weg abgekommen sind. Sie ihr Ziel auf diese Weise nicht erreichen werden, sondern eher das Gegenteil in Kraft tritt, nämlich nun gar nicht mehr ernst genommen zu werden – sehr ärgerlich!

Die Einzigen, die man komplett aus dieser Betrachtung herausnehmen sollte, sind all diejenigen, die ganz selbstverständlich 10 Meter über dem Boden laufen. Mit anderen Worten, die weit über allen anderen stehen. Die müssen dann anders ausgebremst werden und schaffen das, interessanterweise, sogar ganz allein – schon spannend!

Aber eine „Todsünde“? Lotta schüttelte den Kopf. Nein, das konnte sie so nicht unterschreiben!

Avaritia: der Geiz oder eben halt die Habgier

Hm – ist wohl eher bei jenen zu finden, die auch viel haben. Wer nix hat, der gibt gerne von dem wenigen, weil er gelernt hat, materielle Dinge anders einzuschätzen als menschliche Nähe beispielsweise. Es ihm überhaupt nichts ausmacht, wenn er glaubt, einem anderen eine Freude machen zu können. In der Not lernt man die Dinge mit anderen Augen zu betrachten, wenn nicht alles für selbstverständlich erachtet wird. Man gibt leichter, wenn man denn kann.

Je mehr Wohlstand, umso gieriger werden die Menschen, scheint zumindest so. Umso weniger sind sie bereit zu teilen oder abzugeben, an jene, die es dringender benötigen würden. Wer richtig viel hat, der verfällt einem Instinkt. Vielleicht ist es auch ein Gen oder so was in der Art? Das immer dann ausbricht, sich bemerkbar macht, wenn die Gedanken in die Richtung wandern, alles bereits vorhandene noch in möglichst großen Rahmen zu vervielfachen?! Bei manch einem drängt sich der Verdacht auf, dass er innerlich total durchtickt und den Bezug zum eigentlich Wichtigem komplett aus den Augen verliert. Denn gerade diejenigen, die weit mehr haben, als sie jemals ausgeben können, schaffen ihr Geld beiseite und raffen an sich, was nur geht. Steuersünder – so was haben wir ja nicht. NÖ! Die Kleinen werden bei geringster Verfehlung hart bestraft, bei den anderen – naja. Wenn ein Leut mehrere Millionen hinterzieht, obwohl er weit davon entfernt ist, am Hungertuch zu nagen, dann hat die Habgier wohl Besitz ergriffen von so jemandes Seele. Verstand Lotta nicht, warum Menschen so handelten und sich dann noch mächtig darüber aufregten, wenn dieser Umstand öffentlich bekannt und logischerweise diskutiert wurde. Dann fiel ihnen wieder ihre „Privatsphäre“ ein, ihr Persönlichkeitsrecht. Bis dato war der ihnen zuerkannte gesonderte Stellenwert aber sehr willkommen. Die Kehrseite der Medaille wollen sie dann aber nicht aushalten. Soso!

Und dann sind ja noch die geizigen Vertreter dieser Welt zu bedenken. „Geiz“ ist ja nicht zwangsläufig mit „Habgier“ gleichzusetzen. Wer krankhaft geizig ist, ist in sich ein äußerst unzufriedener Mensch. Denn die gibt es auch, unzufriedene Menschen, die alles an sich raffen, aus lauter Angst, etwas zu verlieren. Vielleicht haben sie schon mal einen schmerzlichen Verlust erlitten, weshalb sie das Leben gelehrt hat, lieber vorsichtiger zu sein und zu horten, was auch immer. Oder sie wurden ausgenutzt, dann wäre es ja auch dämlich, nicht bewusster vorzugehen in Zukunft. Nur weil es einem Menschen gelungen ist, etwas anzusammeln, ist er nicht automatisch dazu verpflichtet, sein Hab und Gut an andere salomonisch zu verteilen, so ’n Quatsch! Ihm deshalb „Geiz“ zu unterstellen, wäre auch nicht angebracht. Diejenigen, die wirklich von Herzen geben, ihren Wohlstand genießen und das, was über ist, jenen zukommen lassen, denen es ihre Umstände erleichtert, die tun das im Stillen und ohne auf die öffentliche Anerkennung ihrer „guten Tat“ zu bestehen!

Wie auch immer man es betrachtet, die Frage ist, ob das noch als etwas gelten kann, was dem Begriff „Todsünde“ wirklich gerecht wird - fraglich.

Luxuria: auch Wollust genannt, Ausschweifung, Genusssucht als auch Begehren

Das war ja so was von klar, dass auch die Sexualität in die Riege der „Todsünden“ ihren Einzug gefunden hat. An dieser Stelle konnte Lotta nichts anderes tun, als mit dem Kopf zu schütteln, ganz ehrlich.

 

Eine Seele zu begehren, die man aus tiefstem Herzen liebt, war alles andere als eine Sünde. Dabei ist es völlig egal, wer wen liebt, ob nun hetero oder homosexuell - völlig Banane. Entscheidend war, die aufrichtige Empfindung des Herzens zu einem anderen Menschen und die wünschenswerte Erwiderung dieser einen Seele. Nur darum geht es! Und was sich liebt, begehrt sich auch, sehnt sich nach körperliche Nähe und dementsprechend nach dem Ausleben der Wollust – so soll es sein und nicht anders!

Ohne Zweifel gibt es allerdings auch jene, die den eigentlichen Bezug dazu verloren hatten und sich am meisten durch Ausschweifungen selbst schadeten. Was ihnen früher oder später auch bewusst werden würde. Man könnte, fand Lotta, natürlich auch auf die Idee kommen, wenn man denn ziemlich verschroben war, dass gerade weil die Sexualität permanent und ständig wiederkehrend als etwas „Schlechtes, Abartiges oder überaus Verwerfliches“ propagiert wurde, es zu Verwirrungen kam. Diese Sichtweise mit aufrechtem Zeigefinger von den Mächtigen gefordert wurde, jenen, die das ethische Sagen hatten und die ihr eigenes moralisches Verständnis allen anderen aufzwängten. Diese trugen letztendlich auch die Verantwortung dafür, dass so vielen Menschen einfach nicht klar werden konnte, worauf es denn eigentlich wirklich ankam. Weil zu sehr eingepfercht in Regeln und Normen! Indem man den Menschen Fesseln angelegt hatte, diesen kein Raum zur Orientierung bleiben kann. Wer bitte soll sich da denn noch selbst finden, das, was er liebt und begehrt?

Lotta schnaubte deutlich hörbar vor sich hin. Unfassbar, wieder einmal. Was alles dabei herauskommen kann, wenn man die Dinge verfälscht. Negativ darstellt, was doch im Grunde wundervoll war! Wenn es denn getragen wurde von ehrlicher Liebe. So etwas konnte Lotta richtig wütend machen, wenn sie länger darüber nachdachte.

Und das ausgerechnet von jenen, die sich selbst das enthaltsame Leben auferlegt hatten. Es ist deren freie Entscheidung gewesen, auf etwas zu verzichten, das in den richtigen Bahnen gelenkt, unendlich viel Spaß machen kann. Ich kann doch nicht daher gehen und allen anderen derartig die Sinne verwirren, dass diese sich etwas verbieten, was sie gerne tun, nur weil es die Obrigkeiten so wollen. Man könnte, ginge es nach Lotta, dem Ganzen noch eins draufsetzen. Wer behauptet, Sex an sich sei etwas „Schmutziges“ (muss er ja wissen, weil er tut ja selber nicht – ähm, wenn ich es nicht tue, wie genau kann ich mir dann ein Urteil darüber erlauben, ob es „unrein“ ist oder nicht?!), der darf auch mal daherkommen und dieser Behauptung den Stempel des Allgemeingültigen aufsetzen. Frei nach dem Motto „wenn ich nicht, dann alle anderen auch nicht“, außer zum Kinderkriegen erlaubt, wenn man denn verheiratet ist, wohlgemerkt – klar!

Auf die Spitze getrieben wird das alles noch dadurch, dass auch ganz klar festgesetzt wird, wer mit wem und warum die einen mit den anderen halt nicht! Interessant wird die Geschichte aber erst dann, wenn man gezwungen ist, hinter verborgen Gehaltenes blicken zu müssen. Nach außen ehrbar sich selbst darstellen und hinter verschlossenen Türen alles angraben, was man in die Finger kriegen kann, sogar das, was in der Tat verwerflich ist, nämlich sich an Kindern zu vergehen – sehr glaubwürdig!

Übrig bleibt, „Wollust“ oder auch „Begehren“ als eine „Todsünde“ zu betrachten, kann Lotta definitiv nicht anerkennen. „Ausschweifung“ und „Genussucht“ führt ins Verderben der Seele, wohl wahr, im übertriebenen Maße ausgelebt führt alles ins menschliche Elend, aber eine „Todsünde“? Eher nicht!

Ira: der Zorn, die Wut und die Rachsucht

Naja, kennen wir alle. Wir waren alle schon mal richtig wütend auf wen auch immer. In den seltensten Fällen ist Wut zu empfinden „falsch“. Eigentlich ist es gut, wenn man mal so richtig sauer ist, auf denjenigen, der einem was angetan hat. Lotta war sogar der Meinung, dass Wut an sich ein guter Antreiber war. Wenn sie denn in den richtigen Bahnen gelenkt dazu führt, dass eben derjenige, der gebrochen wurde durch die Worte oder Taten eines anderen, aufsteht, für sich selbst, sich auflehnt und den vermeintlich Stärkeren entmachtet! Für all diejenigen ist Zorn sogar unersetzlich. Sie brauchen ihn, um zu sich finden zu können. Verheerend, wenn man dieses Gefühl komplett vereitelt und als etwas Negatives darstellt! Dann nämlich brodelt es unterschwellig weiter, was einen viel gravierenden Schaden in uns anrichtet. Permanent unterdrückt führt es dazu, dass sein Träger sich Stück für Stück selbst verliert.

Wut kann ein Teil des Weges sein. Wenn man leiden musste durch Menschen Hand, sollte sie es auch, unbedingt sogar. Bis man an dem Punkt angekommen ist, dass man sich ihrer entledigen kann. Nur wer sich ihr stellt, kann sie hinter sich lassen und dann, und zwar nur dann, für sich selbst, mit gefestigtem Rückgrat dauerhaft bestehen und vor wiederkehrenden Verletzungen selbiger Art gewappnet sein!

Wer sich eben nicht damit auseinandersetzt und sich weigert, an sich zu arbeiten, tja, der mag wohl in so etwas wie Rachsucht verfallen können. Ohne Frage ist Rache genau der falsche Weg, das sah auch Lotta so. Wer andere für durchlittene Qualen nachhaltig verantwortlich macht und nicht erkennt, dass es auch in ihm begründet ist, Verwundungen welcher Art auch immer, abzuarbeiten und hinter sich zu lassen, der wird getrieben von einer wachsenden Unzufriedenheit, die nach „Gerechtigkeit“ verlangt. Dummerweise ist nichts so sehr an der tatsächlichen Bedeutung vorbeigleitend und weit davon abgedriftet, wie man in etlichen Fällen zu sagen geneigt ist, wie die Gerechtigkeit an sich. Um dem nicht ausgeliefert sein zu müssen, mag so manch einer sich verrennen und der Rachsucht hingeben. Bezahlen wird er allerdings mehr dafür als ihm lieb sein dürfte. Aber ist das deswegen einer „Todsünde“ würdig, weil man den richtigen Weg nicht gefunden hat?

Gula: Völlerei, Gefräßigkeit und Maßlosigkeit, oder auch Selbstsucht

Jaja, das sind so Sachen, die kennen wir auch alle. Wir sind alle hin und wieder maßlos, neigen zur Gefräßigkeit (bei Familienfeierlichkeiten, in der kuschligen Adventszeit oder so) und denken an uns selbst. Genau genommen müssen wir auch an uns selbst denken dürfen. Denn wenn es nicht wir selbst tun, wer soll es denn dann für uns erledigen und auch nachweisbar „gut“ mit uns meinen? Auch das ist etwas, dass jeder von uns in seinem Innern finden muss: was ihm gut tut, wo er steht und wofür er einzutreten bereit ist. Niemand sonst kann uns das abnehmen! Aufrichtigkeit diesen Punkt betreffend, darf man wohl nur von eben jenen erwarten, die uns am Herzen liegen und die wir aufrichtig in Wechselseitigkeit lieben!

Eine Obrigkeit ist es mit Sicherheit eben nicht, denn die fordert nur etwas von uns, weil sie davon profitiert und nichts anderes. Allein schon der Umstand, dass eine über allen anderen stehende Macht mit der Erwartungshaltung ihren Untertanen gegenübertritt, bedingungslosen Gehorsam als auch Glauben einzufordern, bestätigt, dass sie es um ihrer selbst willen tut und nicht am Wohl des Einzelnen in der Gesamtheit interessiert ist. Sie tut das im Wesentlichen aus Selbstsucht heraus, um die eigene Stärke zu demonstrieren und behaupten zu können. Ansonsten würde es gar keinen Sinn ergeben, wenn ich dastehe, blinde Gefolgschaft erstreben möchte und gleichzeitig eben selbiger Anhängerschaft eigenes Denken erlaube oder gar, noch viel weitreichender, deren Meinungsäußerungen, unter Umständen sogar Kritik, zulasse. Das passt nicht zusammen, kann nicht funktionieren. Also bin ich, wenn ich über ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis verfüge, quasi schon dazu genötigt, alle anderen so in Grund und Boden zu stampfen, dass sie schweigend billigen, was immer ich ihnen vorhalte und zu anstandslos einzuhaltenden Regeln manifestiere!

Es ist eine grundsätzliche Angelegenheit, das richtige Maß zu finden, von was auch immer. Ausgewogen ist es nur dann, wenn man eben immer für ein Gegengewicht, eine Balance Sorge trägt und auch das kann nur jeder für sich selbst entscheiden, herausfinden und einschätzen, womit es ihm gut geht und er sich wohlfühlt!

HM – „Todsünde“? Vielleicht – käme auf die Größenordnung als auch auf die Umstände an …

Auch eine böse Sache, Invidia: der Neid, die Eifersucht, Missgunst im Allgemeinen

Herrje - ziemlich weit verbreitet, wenn man es recht bedenkt. Wenn nicht sogar das größte Übel unserer Welt schlechthin, im Kleinen wie auch im Großen betrachtet. Auslöser für diese Gefühle ist stets eine individuelle Unzufriedenheit, aus welchen Gründen auch immer. Auf welchen Bereich auch immer bezogen, ob persönlich oder beruflich, familiär oder einfach im Ganzen. Wer mit seinem Dasein hadert, sollte sich auf den Weg machen und sein Leben überdenken. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, um so fiese Gefühle wie den Neid loszuwerden, egal ob unterschwellig brodelnd oder offen vor sich hergetragen.

Eines der grausamsten Gefühle, dachte Lotta, und erst recht, wenn man eingeimpft bekommt, das eigene Schicksal zwingend zu tragen, weil es von Gott so befohlen wurde. Etwas Schlimmeres kann man den Menschen wohl nicht antun, als ihnen so etwas als unantastbare Wahrheit aufzuerlegen. Aber darüber hatte sich Lotta schon oft genug aufgeregt, geärgert.

Dennoch eine Schande, dass so etliche Mitmenschen unter uns es einfach nicht raffen. Fairerweise muss man aber hinzufügen, dass es auch nicht einfach zu verstehen ist, wenn man mir vorpredigt, dass Gott das so gewollt hat und ich armes Wurst es zu schlucken habe! HM – so eine massive Beeinflussung der menschlichen Seele fand Lotta fast schon böse!

Wer nämlich mutig genug ist, das eigene Spiegelbild zu ertragen, dem eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Hingegen wer einem anderen etwas nicht gönnt, es ihm neidet, der sollte sich mal geschwind an die eigene Nase packen, die Beine in die Hand nehmen und sein Leben sortieren – aber ganz schnell. Als wenn der andere etwas dafürkann, dass ich mein Leben nicht auf die Kette kriege! Dämlich eigentlich, wenn man drüber nachdenkt! Was könnte man doch glücklich sein, müsste man sich nicht ständig grämen. Aus der Gram wird Wut, die man ja auch nicht haben darf, daraus wächst dann die Rachsucht, weil zerfressen von Neid – holla! Wie wäre es an dieser Stelle, mal über eine Therapie nachzusinnen? Könnte hilfreich sein!