Best of Interior 2020

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• ANERKENNUNG •
Arnold / Werner


EINE LAUDATIO VON

Janina Temmen

Die Kunst des Ferienhauses Urfeld fängt schon draußen an: Die Fassade ist mit heimischen Nadelholzleisten verkleidet, das Geländer des Balkons an die Fugen angepasst, die Türen und Fenster bündig eingebaut. So gleicht das Haus einem Monolithen, der still und stolz im Wald steht, dabei allerdings kein bisschen klobig ist.

Die Leichtigkeit ist hier zu Hause: Schon nach einem Schritt ins Haus befindet man sich unter einer „Lichtdusche“. Das Oberlicht, das sich fast über den gesamten Küchentrakt erstreckt, flutet den Raum und – dank einer zwei Drittel hohen Wand – auch den angrenzenden Wohnraum mit klarem Nordlicht. Der Dachspitz ist ausgebaut, von oben wurde eine filigrane Holztreppe an Stahlstreben abgehängt – eine Konstruktion, die zu tanzen scheint. Ruhe ist nicht das Fehlen von Bewegung, wohl aber das Fehlen von Überflüssigem, das macht dieses Haus eindrucksvoll klar.

Als überflüssig betrachtete es Sascha Arnold von Arnold / Werner Architektur und Innenarchitektur aus München auch, den Bestandsbau ausnahmslos zu ersetzen (obwohl der wirklich komplett heruntergekommen war). Stattdessen wurde das alte Haus schonend und mit baubiologisch unbedenklichen Baustoffen erweitert, Weißtanne aus der benachbarten Gemeinde Jachenau zum Beispiel. Apropos regional: Alle Einbauten haben Handwerker aus der Umgebung vorgenommen. Die Trennwand zur Küche ist aus Holzlatten, die beim Umbau gefunden wurden. Der Teppich im Wohnzimmer besteht aus recycelten Wollresten … Das Ferienhaus Urfeld ist auch deshalb so eine große Inspiration, weil das Thema Nachhaltigkeit selten so selbstverständlich und ungekünstelt aufgegriffen wird.

Tempel des Lichts


ARNOLD / WERNER // URFELD

Gegen 11 Uhr am Vormittag ist der Ausblick besonders magisch: Dann steht die Sonne so, dass der gesamte Walchensee zu glitzern beginnt. Das Karwendelgebirge und die Wälder drum herum bilden einen dramatischen Rahmen. Auch deshalb sind die Wände im Ferienhaus Urfeld leer: Nichts soll mit der Umgebung konkurrieren.

Die bayerische Gemeinde Urfeld am Walchensee nutzte einst schon Goethe als Zwischenstopp auf seiner Reise nach Italien. Die strategisch günstige Lage bescherte der Region noch einige Zeit Besucherströme. Dann kamen Autobahnen und Urfeld fiel in den Dornröschenschlaf. Sascha Arnold suchte trotzdem sehr lange nach einem Haus in „Klein Kanada“, wie er es nennt. Als er sein Ferienhaus fand, war es ein kompletter Sanierungsfall – doch das schreckte den Münchner Architekten nicht ab. Durch eine neue Gebäudehülle mit in die Dachfläche integrierten Fotovoltaikpaneelen und eine eigene Abwasserreinigungsanlage sowie Heizkamin lässt sich das Haus nun energetisch autark nutzen. Im Innenausbau wurden fast ausschließlich Baustoffe aus der Region eingesetzt wie das Weißtannen-Holz aus der nur wenige Kilometer entfernten Jachenau. Dielenböden aus dem Altbau wurden wiederverwendet. Fast alle Einbauten, Leuchten und Einrichtungsgegenstände stammen von Handwerkern und Designern der Region. „Das Haus hat jetzt ein extremes Wohlfühl-Klima“, erzählt Sascha Arnold.

Das Kokon-Feeling, das er anstrebte, sollte sich aber grundlegend von dem Wohnambiente in anderen Holzhäusern in der Region unterscheiden: Der Architekt wollte viel Licht und Luft, ein meditatives Raumgefühl wie in der japanischen Architektur. Wenn man jetzt das Haus betritt, befindet man sich in einem Raum, der von einem Oberlicht vollständig ausgeleuchtet wird. „Es zeigt nach Norden – genau wie die Atelierfenster von Künstlern“, erklärt Sascha Arnold.

Der Kochbereich ist eine Auftragsarbeit von Norbert Wangen, mit Edelstahl-Korpus und rosa lackierten Holztüren. „Ich wollte einen Farbkontrast zum Stahlgrau“, erläutert der Gestalter seine Wahl. Die Wand zum Wohnraum ist im oberen Drittel offen, der Blick kann zum Dachspitz hochfliegen. Eine filigrane abgehängte Treppe führt dorthin, wo sich noch ein kleines Bad und ein Schlafzimmer verstecken. Vom schlichten Futonbett schaut man durch ein Bullaugenfenster in den Wald und durch das Oberlicht in den Himmel.


Details
FERIENHAUS URFELD


Anzahl der Bewohner: 2-4 Personen

Wohnfläche: 85 qm

Gesamtfläche: 120 qm

Fertigstellung: 06/2019

„Auch farblich ist das Haus reduziert: Einzig rosarote Akzente und Salbeigrün werden immer wieder aufgenommen.“


STEFFEN WERNER & SASCHA ARNOLD ARNOLD / WERNER ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR




Loft- und Chalet-Gefühl schließen sich in diesem Wochenendhaus am Walchensee nicht aus: Deckenlichter fluten die holzverkleidete Räume mit Tageslicht.

Leuchten Nemo Lighting; &tradition Rest Maßanfertigungen


Auch die abgehängte Treppe ins Obergeschoss hält sich an die gestalterische Vorgabe: klare Linien und filigrane Formen.

Teppich 13rugs Glastisch Classicon


Der Kochbereich ist eine Auftragsarbeit von Norbert Wangen, mit Edelstahl-Korpus und rosa lackierten Holztüren.


Die Sitzecke in der Küche ist mit antiker Holzbank und Bleistiftzeichnungen eine Ode an die alpenländische Umgebung.


Blick aus dem Badezimmer in Richtung Schlafbereich: Mosaiksteinchen und ein argentinischer Läufer verbreiten ein multikulturelles Flair.


Das Wochenendhaus Urfeld ist holzverkleidet – typisch für die Region. Doch die von Japan inspirierte Architektursprache hebt es deutlich hervor.


Meditation einmal anders: Schlichtes Futonbett und grifflose Schränke halten die Optik im Schlafzimmer ruhig.

• ANERKENNUNG •
Holzrausch


EINE LAUDATIO VON

Stephanie Thatenhorst

Was für eine tolle und spannende Aufgabe für das Team von Holzrausch, ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes, typisch toskanisches Landhaus in ein modernes Ferienhaus verwandeln zu dürfen. Und ich bin begeistert: Diese zeitgemäße Interpretation ist ihm mehr als gelungen!

Die Casa Morelli ist geprägt von einzigartigen Ausblicken auf die Hügellandschaft der Toskana. Dadurch, dass Fassadenelemente großzügig geöffnet wurden, verschmelzen Innen- und Außenraum und das Haus erhält ein südländisches Flair. Aber auch die sehr individuelle Ausstattung und meisterhafte Handwerkskunst kennzeichnen den Charakter des Hauses.

Besonders auffallend ist, wie im Innenraum mit unterschiedlichen Strukturen und Oberflächen Spannung erzeugt wurde. Man schaue sich zum Beispiel den rauen Wandputz an, der auf glattes Holz trifft. Wieder anders sind die dunklen Cotto-Fliesen: Ihre mystische Erscheinung erzeugt Atmosphäre und Gemütlichkeit. Die speziell angefertigten Fliesen für den Boden, die Küche und den Kamin verstärken die eigenständige Interior-Sprache dieses Hauses – genau wie die maßgefertigten Möbel.

Dazu begeistert ein großartiges Zusammenspiel von erdigen Farbtönen und natürlichen Materialien. Insgesamt kann man unterstreichen: In der Casa Morelli werden rustikales, historisches Ambiente und ein zeitgenössisches, urbanes Flair außerordentlich gekonnt vereinigt. Chapeau und Glückwunsch!

 

Ode an die Toskana


HOLZRAUSCH // TOSKANA

Um zur Casa Morelli zu kommen, fährt man mit dem Auto durchs italienische Outback: Olivenhaine, Steineichen und mit Zypressen bewachsene Hügel, soweit das Auge reicht. Wenn man ankommt, empfängt einen das Zirpen der Zikaden und ein Steinhaus im toskanischen Stil. „Ich kenne diesen Ort schon sehr lange“, erzählt Tobias Petri, Geschäftsführer von Holzrausch Planung & Werkstätten in München, die den Ausbau der Casa Morelli betreuten. Seine persönliche Verbundenheit mit diesem Fleckchen Erde ist in jedem Detail des Hauses spürbar.

Da sind zum Beispiel die handgefertigten Cotto-Böden, die speziell für das Haus im nahe gelegenen Impruneta entwickelt wurden: Die schmalen, anthrazitfarbenen Fliesen ziehen sich von der umliegenden Terrasse bis ins Haus hinein, den Küchenblock hoch und den Kamin, sogar die Wände in den Duschen sind damit gefliest. „Wir wollten uns auf wenige Materialien reduzieren“, erläutert Tobias Petri die Wahl.

Im Wohnraum reicht der konisch geformte Kamin hoch unter die offene Decke, die mit ihren Kastanienholzbalken und den dazwischengesetzten roten Terrakottafliesen Wärme und Ursprünglichkeit ausstrahlt. An kühlen Herbstabenden sorgt ein prasselndes Feuer für Wärme. In den meisten Monaten ist allerdings das in den Boden eingelassene Panoramafenster des Wohnraums meist bis in die späten Abendstunden weit geöffnet. In das rot-goldene Licht des Sonnenuntergangs getaucht, fließen Innen- und Außenraum dann grenzenlos ineinander über.

Wenn das Tageslicht erlischt, gehen in der Casa Morelli die maßgefertigten Leuchten an – mit einem sphärischen Licht. „Wir haben dafür mit dem Münchner Office Heinzelmann Ayadi zusammengearbeitet“, berichtet der Interior-Experte. Die brünierten Kupferleuchten passen sich farblich vollkommen an die Umgebung an und setzen in ihrer Rohheit einen Kontrapunkt zur puristischen Perfektion der Holzrausch-Einbauten. „Aus demselben Grund haben wir die Gestaltung der losen Möblierung fast vollständig in die Hände von Klaus Lichtenegger gegeben“, sagt Tobias Petri. Die Entwürfe des österreichischen Künstlers, der lange im Nachbarort lebte, sind aus Stahl, Kernleder und Holz und haben kubische, fast archaische Formen. Sie fangen die Essenz dieses Ortes ein und bannen sie in handwerkliche Perfektion. Fehlt nur noch ein Glas Chianti zum vollständigen Urlaubsglück.


Details
CASA MORELLI


Anzahl der Bewohner: 2-6 Personen

Wohnfläche: 165 qm

Gesamtfläche: 420 qm

Fertigstellung: 06/2019

„Rohe, massive Materialien kontrastieren in diesem Ferienhaus die puristische Perfektion der Einbauten.“


TOBIAS PETRI & SVEN PETZOLD HOLZRAUSCH PLANUNG UND WERKSTÄTTEN




Handgefertigte Cotto-Böden, rote Terrakottasteine und Kastanienholzbalken lassen den Wohnraum Wärme und Ursprünglichkeit ausstrahlen.

Teppich Linie Pue Sofa DePadova Couchtisch Sonderanfertigung von Klaus Lichtenegger Stereoanlage Burmester Audiosysteme


Die archaisch anmutenden Möbel des Essplatzes gestaltete Klaus Lichtenegger. Dazu passen die brünierten Kupferleuchten (vom Office Heinzelmann Ayadi).


Für das ultimative Sommergefühl: Das in den Boden eingelassene Panoramafenster des Wohnraumes lässt Innen- und Außenraum ineinanderfließen.


Die Materialien in diesem Ferienhaus ziehen sich von der Küche in den Wohnbereich und darüber hinaus.


Die Küche verzichtet zugunsten der Ästhetik auf Schnickschnack.


Auch in den Schlafzimmern mit ihren integrierten Badbereichen dominieren erdige Farbtöne und natürliche Materialien.

Armaturen Vola Waschtisch & Badewanne Maßanfertigungen

• ANERKENNUNG •
swa.studio


EINE LAUDATIO VON

Pia A. Döll

Mit dem Projekt Root Down wurde ein gesamter Bauernhof in Seeshaupt am Starnberger See bearbeitet. Von der Scheune bis zum Hühnerstall – die Übergänge von Bauteil zu Bauteil wurden harmonisiert und sind damit nicht mehr spürbar, beinahe unsichtbar. Insgesamt überzeugte ein klares und ruhiges Konzept, das aber niemals langweilig war. Der behutsame Umgang mit dem Bestand auf einer Gesamtfläche von 480 Quadratmetern, davon allein 425 Quadratmeter Wohnfläche, schafft eine sehr hochwertige Inszenierung der alten Bausubstanz.

Trotz der normalerweise dunklen Innenräume eines Bauernhofes ist es hier gelungen, durch die baulichen Veränderungen und die Auswahl der Materialien eine große Helligkeit in die Räume zu bringen.

Notwendige Ergänzungen wurden mit neuen, modernen Elementen gestaltet. Die daraus entstehende Spannung im Raum ist harmonisch und wirkt überaus ausgleichend. Eigens entworfene Leuchten sind als Kunstwerke stimmig im Raum platziert und werten die Räumlichkeiten auf. Die bestechende Materialauswahl ist ideal auf den Ort und das Objekt abgestimmt. Die extrem detaillierte Planung bis hin zur neu entworfenen Arbeitsplatte mit Waschtisch aus einem Element sowie die handwerklich einwandfreie Ausführung überzeugten die Jury, eine Auszeichnung für das Projekt Root Down zu vergeben. Es ist insgesamt eine sehr individuelle, ganz auf die Anforderungen und die Bedürfnisse der Nutzer maßgeschneiderte Gestaltung. Die siebenköpfige Patchworkfamilie mit französischer Bulldogge kann sich in dem neu gestalteten Bauernhof in allen Lebenslagen wohlfühlen.

Bauernhof-Glück in Reinform


SWA.STUDIO // SEESHAUPT

Der Anruf kam an einem Sonntagabend, das weiß Sebastian Wiedemann vom Architekturstudio swa noch genau. Der Herr am anderen Ende wollte ein Badezimmer seines Wochenendhauses umbauen. Wenig später fuhr der Münchner Architekt an den Starnberger See zu dem malerisch gelegenen Hof. Schnell war klar, dass aus der Zusammenarbeit mehr entstehen würde als nur ein neues Bad. Haus und Scheune wurden in der Folge Schicht für Schicht auseinandergenommen und liebevoll saniert. Der kleinteilige Grundriss des Hauses wurde geöffnet, unterschiedliche Raumhöhen angepasst, Gebäudeteile miteinander verbunden. Wer nun die 250 Jahre alte Holzeingangstür aufsperrt, steht in der hellen Diele mit Kalkestrichboden, gekalkten Wänden und einer weiß gestrichenen Balkendecke. Ein paar Gummistiefel hier, ein Ledersessel dort, sonst herrscht Ruhe.

Im alten Hühnerstall ist mittlerweile die Küche untergebracht. Die Küchenzeile hat eine Arbeitsplatte aus Naturstein bekommen und wird mit brünierten Zinnblech-Fronten kombiniert. „Eigentlich werden daraus Orgelpfeifen hergestellt“, erzählt Sebastian Wiedemann, „aber das Experiment ist uns geglückt.“ Durch einen Wanddurchbruch schaut man über die Theke auf den offenen Essbereich mit Kamin: ein schmaler Eichenholztisch, klassische Lederstühle, ein bunter Wollteppich auf dem Betonboden. Durch das bodentiefe Sprossenfenster aus Schwarzstahl kann man in den Garten blicken. Auch der Familienraum nebenan ist nicht übermäßig „eingerichtet“: In dem ehemaligen Kuhstall steht das Klavier der Familie, zwei Sessel und solitäre Glasleuchten ruhen in der Ecke. „Wir setzen in diesem Haus auf einfache Lichtquellen. Keine Spots, sondern einfache Leuchten, die fast Kerzenschein-ähnliches Licht spenden“, sagt der Architekt. Denn romantisch darf es hier sein – nur in Kitsch abgleiten sollte es keinesfalls. So hängt am offenen Gebälk in der Scheune auch eine Schaukel und eine offene Bruchsteinwand erzählt von der Geschichte des Hofes. Wer allerdings die schmale Stahltreppe ins Dach hochsteigt, wo die Eltern ihren Rückzugsraum haben, kommt in einer anderen Welt an: Nachtblaue Farbpigmente wurden hier in Fresko-Technik auf Wände und Decke aufgebracht. Das Bad ist nach marokkanischem Vorbild mit grauem Tadelakt gestaltet. Ein rundes Fenster unterm First hat ein buntes Glas mit nahöstlichem Muster. Orient und Oberbayern, „das geht gut zusammen“, so Sebastian Wiedemann.


Details
BAUERNHOF AM STARNBERGER SEE


Anzahl der Bewohner: 6 Personen

Wohnfläche: 425 qm

Gesamtfläche: 480 qm

Fertigstellung: 01/2018

„Wir haben uns hier auf wenige, aber spezielle Materialien konzentriert und die durchdekliniert. Das gibt dem Haus Ruhe.“


SEBASTIAN WIEDEMANN SWA.STUDIO




Viel Raum, Ruhe und ein paar Gute-Laune-Akzente: So könnte man das Einrichtungskonzept des Wohnraums beschreiben.

Esstisch Maßanfertigung Stühle Niels O. Moeller Teppich Nanimarquina Barhocker ladoug interior


Die Küche ist im ehemaligen Hühnerstall untergebracht. Die Küchenzeile hat eine Arbeitsplatte aus Naturstein und Zinnblech-Fronten.

 

In der Scheune kann man schaukeln – sonst ist nicht viel vorgegeben. Sie ist bewusst ein frei bespielbarer Raum für die ganze Familie.

Wandleuchte PS Lab Nashorn-Skulptur Antiquität


Das Bad der Eltern ist nach marokkanischem Vorbild mit Tadelakt gestaltet. Bronzene Armaturen passen zu dieser Inspiration.

Armatur Dornbracht, Maßanfertigung


Nahöstlich inspiriert: Im Schlafbereich der Eltern wurden nachtblaue Farbpigmente in Fresko-Technik auf Wände und Decke aufgebracht.


Das historische Bauernhof-Skelett im Aufgang zum Eltern-Bereich wird durch viel Tageslicht und weiße Wandflächen in Szene gesetzt.

Etwas Extravaganz im Altbau


ARZU KARTAL // HAMBURG

Die besten Partys finden in der Küche statt, heißt es. In dieser Wohnung ist das anders: Da bleiben Gäste meistens im Flur hängen. Schwarz-weiße Musterfliesen sind dort ausgelegt wie ein südländischer Teppich; ein eleganter, goldgelber Samtsessel lädt zum Sitzen ein; man blickt durch gläserne Stahltüren in den Wohnbereich. Spätestens zum Essen kommen aber alle in der Küche zusammen, wo man es sich auf einer Eckbank in tiefen Sitzkissen gemütlich machen kann. „Inspiration hierfür waren meine Sommerferien in der Türkei und wie ich in der Küche meiner Oma auf den Divans lümmelte“, erzählt die Hamburger Architektin und Innenarchitektin Arzu Kartal.

Die großzügige Altbauwohnung, die sie für ihre Kunden im Stadtteil Harvesterhude (zwischen schicker Rothenbaumallee und Univiertel) gestalten sollte, war „eine dunkle Höhle“. Dem Bedürfnis nach mehr Licht und Großzügigkeit kam sie entgegen, indem sie Türen verschob und vergrößerte, aufwendigen Stuck anbrachte und viel Weiß integrierte. „Den Wunsch nach einer minimalistischen Küche habe ich meinen Kunden aber ausgeredet“, sagt Arzu Kartal. Stattdessen setzte sie eine Küche in Schwarz-Weiß um: ein Küchenblock mit einer auf Hochglanz polierten Arbeitsplatte und Stuck-ähnlichen Fronten, die Medaillonstühle mit einem expressiven Jean-Paul-Gaultier-Stoff, die Wandnische hinter dem Spülbecken mit einer auf antik gemachten Bronzefliesenvertäfelung, in der sich die Umgebung dezent spiegelt. „So wird einfallendes Licht reflektiert und man kann den Raum gut beobachten“, erläutert die Interior-Expertin ihre Wahl.

Auch dem Masterbad konnte sie etwas von seinem angedachten Purismus nehmen: „Die großflächige Wasserlilientapete von Wall & Deco ist extra für Nassbereiche gemacht“, erklärt sie. Farblich passt sich das monochrome Muster perfekt an die benachbarte Marmordusche an und schwächt gleichzeitig ihre Dominanz etwas ab. „Das ist wohl meine Handschrift“, sagt die Hamburgerin: „Stilbrüche schaffen – und nie das i-Tüpfelchen in Form von sorgfältig ausgewählten Deko-Pieces vergessen!“ Arzu Kartal importiert dafür Stücke von Alexandra von Fürstenberg oder Kelly Wearstler aus Los Angeles, auch luxuriöse Ikat-Stoffe. Sie stehen dieser Altbauwohnung ausgezeichnet.


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