Mit internetten Grüßen

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1 Mit internetten Grüßen







2 Rechtliche Grundlagen







3 Tipps:







4 Plupp, plupp, hurra, der Klempner kommt







5 Klinken fein gesputzt







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Alles, was Recht ist








1 Mit internetten Grüßen



Gregor Burger lebt seit fast zehn Jahren mit einer sehr harten Krankheit: Gehirntumor. Damit noch nicht genug, denn die Schwere des Leidens wird durch Diabetes Mellitus - 2 verschärft. Die beiden Erkrankungen unterstützen und bedingen sich. Nimmt Gregor ein Medikament gegen das eine Problem, reagiert die andere Seite des Krankheitsbildes ebenfalls. Gregor Burger kämpft mit dem Leiden unermüdlich, obwohl seit über 5 Jahren keine wesentlichen Änderungen im Sinne von Verbesserungen eingetreten sind. Im wirklichen Leben leistet Gregor unglaubliche Arbeit: Er ist Lehrer an Realschulen. Hat mit den Menschen zu tun, die am meisten Schwierigkeiten machen und mitbringen, weil deren Eltern sehr oft die Meinung vertreten, ihr Job wäre mit dem Gebärvorgang beendet gewesen und die staatlichen Einrichtungen hätten sich gefälligst um die Brut zu kümmern. Das macht er über zehn Jahre, bis er eine Entscheidung trifft: Ich steige bei der ersten Möglichkeit aus dem fahrenden Zug. Nach langem Hin und Her bekommt er den Status eines Schwerbehinderten zuerkannt, was im Job wesentliche Erleichterungen herbeiführt. Zum Beispiel darf er nicht gegen seinen Willen versetzt werden und muss keine Überstunden leisten, auch werden die gesundheitlichen Bedürfnisse berücksichtigt. Das reicht kaum, denn der »Kollege« im Kopf meldet Herrschaftsansprüche an, will die Gedanken und Empfindungen des Familienvaters und Lehrers bestimmen. Dagegen erhebt sich der Wille des cerebralen Besitzers und kämpft gegen die Impulse des Gewebehaufens. In Zahlen ausgedrückt muss Gregor einhundertfünfzig Prozent Energie aufwenden, um einhundert Prozent Leistung zu erbringen. Das hält der stärkste Eskimo kaum aus. Das Privatleben alternierte nicht in Richtung Gregors Bedürfnisse. Im Jahr 2011 stößt er auf eine Internetseite, die ihm die todsichere Erreichung seiner Ziele verspricht. Andreas Ackermann, ein Schweizer Mentaltrainer, vermittelt ihm die Möglichkeiten, die die Quantenphysik anbietet und Gregor nutzt diese auf unglaublich zielsichere Weise. »Sie müssen die Ziele auch mal loslassen, damit das Universum weiß, dass Sie ihm vertrauen«, rief der Mentalcoach in die Menge. Diese Überzeugung faszinierte den deutschen Gast und er versprach, die Optionen in die Tat umzusetzen. Er fasst den Entschluss, eine konkrete Geldmenge am Ende des Jahres 2014 auf dem Konto zu sehen: 75.000 €. Das sei die Summe, die er benötigt, um seine beiden Kinder abzufinden, wenn er sich aus dem Schuldienst begeben hat. Denn der gerierte sich als energiefressender Feind, den es gilt, schnellstmöglich in die Wüste zu verbannen. »Falls der Ackermann Recht hat, dann habe ich das Geld auch zum gewünschten Zeitpunkt«, bestärkt sich Gregor, als der überzeugte Fan des Coaches das Vorhaben mental umsetzte und wartete, bis das Universum »grünes Licht« gab. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, werden es kaum glauben, doch das Universum gab dieses Signal, wenn auch auf eine brutale Art und Weise. »Ihr Wunsch kostet einen Preis«, verriet Ackermann mit einem maliziösen Lächeln auf den Lippen.



»Mutter liegt im Koma und wird es nicht überleben«, schreckte Gregor am 23. 8.2014 morgens um halb acht auf, als er seine Mails checkte und Kathrin ihm diese Nachricht übermittelte. Rasch eilte er unter die Dusche. Während das warme Nass auf ihn einprasselte, kam ihm mit einem harten Schock die Idee: »Das Universum macht Ernst, das sind die 75.000 Steine«, war er seiner Überzeugung gewiss. Aber die grobe Rechnung ergab eine Lücke. Er schämte sich, als er bemerkte, dass er vor dem Tod der kranken Mama deren Pfründe verteilte. Monate danach erhielt er doch die Richtigkeit seiner Vermutung bestätigt: Eine Schwester verzichtete auf ihren Erbteil, sodass er tatsächlich Erbe von mindestens 75 Tsd. Euro wurde. Und damit hielt das Universum wie Ackermann Wort: Man bekommt, was man bestellt, muss aber einen Preis bezahlen, hier der Verlust der eigenen Mutter. Nun begann Gregor zu planen, er suchte nach Chancen, wie er rasch und mit dem unverhofften Geld eine neue Existenz schaffen konnte. Natürlich nicht als Pornohändler oder einer fragwürdigen Tätigkeit. Es galt wie immer: Bei allem muss man in den Spiegel schauen können. Seit 2009 beschäftigt er sich mit dem Börsenhandel - ziemlich rutschiges Parkett, dieser Handel mit Aktien oder Währungen. Der Erfolg in diesem Metier setzt harte Arbeit, umfangreiche Kenntnisse und nicht zuletzt ein ausreichendes Startkapital voraus. Letzteres besaß er dann, doch eigentlich wollte er es den Kindern zum größten Teil abtreten für deren Ausbildungen. Einfach das Geldpäckchen krallen und zocken? Schweiß perlte über das Gesicht. Den Kindern das Geld für die Zukunft nehmen und ans BaföG-Amt verweisen? Schäbiger und damit abwegiger Gedanke für den stets verantwortungsbewussten Vater zweier ambitionierten Jugendlicher. Zwar bildete er sich weiter, besuchte Kurse über den Erfolg im Handel mit Fremdwährungen, ja sogar ein Privatcoaching leistete er sich. Dennoch stellte sich nicht das Gefühl »Ja, das iss es!«, ein. Er durchforstete das Internet weiter, bis er Anfang 2015 auf eine Webseite stieß, die seine Neugierde weckte. »Talentmanagement«, ein bislang unbekannter Ausdruck. »Raus, aus dem Hamsterrad«. »Ja, das will ich«, fasste Gregor den Entschluss, rief die Dame Anfang Sechzig, die das alles versprach an und behielt ein zweischneidiges Gefühl. Er checkte sie am Telefon, sie kannte einige Mentaltrainer, die in Deutschland bekanntesten blieben ihr fremd. Das machte Gregor stutzig. Die im Internet kursierenden Videos erweckten in ihm den Eindruck, dass die Dame wenig Durchsetzungsvermögen aufwies, dennoch sachlich beschlagen schien. Überzeugt war anders. Er klickte die Webseite durch und meinte: »Komisch, wenn man diese Informationen durchprüft, wundere ich mich, warum die Dame ihre Kurse in einer Volkshochschule anbietet; taugte sie einen Funken, müsste man selbständig erfolgreich sein - das ist sie indes wohl nicht.« Trotzdem wogten die Gedanken im Schädel des Zweifelnden hin und her: »Ich will mir keine Gelegenheit entgehen lassen und kontaktiere die Dame nochmal. Außerdem drücke ich ihr aufs Auge, dass ich erst später bezahlen werde. An ihrer Reaktion merke ich, wie es in der Realität um sie bestellt ist.« Gesagt - getan. Die Unternehmerin verhielt sich äußerst geschickt, sie berichtete ausführlich über ihren beruflichen Werdegang und vergaß dabei die Tränendrüse zu drücken in nicht mal einer Sekunde. Unentwegt erwähnte sie den flüchtigen Ex-Mann, der sie mit einem Berg Schulden hängen ließ und einen auf Sozialfall machte. Sie habe über vier Millionen EURO Verbindlichkeiten in fünf Jahren abgetragen. »Wenn dem so tatsächlich gewesen ist, versteht die Frau entweder von Recht oder Betriebsführung nicht die Bohne. Wie kann man ein Unternehmen mit einer Belegschaft in zweistelliger Höhe als BGB-Gesellschaft führen?« Gregor roch schnell den Braten: Die Frau will ihm einen Bären aufbinden. Was Sie aber als Seminar anbietet, dachte er, hört sich überzeugend an. Patsch, da saß er in der Falle. Er beging einen Denkfehler. Wie kann das, was sie ihm in Aussicht stellen, erfolgreich zu sein, und die Dame wendet das Konzept offensichtlich im eigenen Leben nicht an? Diesen mentalen Einwand schob er ganz tief in die Sphären des Unterbewusstseins. Jetzt geht es nur um einen Weg, wie er aus der Misere der eigenen Existenz herauskatapultiert werden konnte. »Und wenn die Frau Z. wirklich einen Beitrag leisten kann, will ich diese Gelegenheit ausgiebig nutzen.«



Am Telefon ging Z. zähneknirschend auf Gregors Wunsch, die Kohle im Monat des Seminarbegins zu löhnen, ein. Er begründete das Ansinnen mit der fragilen Gesundheit, und außerdem sind fast 1.800 Steine eine ganze Menge Holz. Nicht, dass sie damit abhaut und er schaute in die Röhre, soweit kommt es noch!





Von Buchungszeitpunkt im Februar bis zum Beginn der Schulung Ende Mai vergingen nahezu dreieinhalb Monate. Er hatte zwar das Seminar gebucht, wunderte sich über einen kaum bedruckten Zettel, den er als Buchungsbestätigung erhielt. Außerdem suchte er vergebens einen Hinweis auf sein Widerrufsrecht nach § 312c BGB, denn schließlich schloss er mit Frau Z. einen so genannten Fernabsatzvertrag, dieser verlangt ein Widerrufsrecht, ansonsten hat der Kunde ein Jahr Zeit, sich vom Vertrag loszueisen. Und als der Lehrer nach einer längeren Suche auf der Webseite der Anbieterin die AGB entdeckte, musste er feststellen, diese passten auf die Art »Geschäft«, das sie mit ihm abschloss nicht. »Die Frau betreibt einen fehlerbehafteten Webshop, eigentlich sollte ich sie abmahnen.« Unterließ er, denn er dachte an den 30.5.2015, den Tag, an dem er bei der Seminarleiterin in Bayern auf der Matte stehen wünschte.



Gregor verhielt sich der Dame gegenüber in der Zwischenzeit, das heißt, in der Zeit zwischen Buchung und Seminarbeginn kontrollierend. Er rief unter divergierenden vordergründigen Anliegen an und stellte die Z. auf die Probe. Sie beantwortete die jeweiligen Fragen umfassend und souverän. Geradezu professionell, sodass die Zweifel in Luft aufgelöst wurden. Drei Tage vor Seminarbeginn erkundigte sich Gregor nach dem Anfahrtsweg. Z. bot an, ihn an einem ICE-Bahnhof in ihrer Nähe abzuholen. Sie beschrieb den Fahrtweg mit dem Auto und wirkte motiviert. Der baldige Kunde fragte nach der Anzahl der anderen Interessenten. Zwei weitere kämen, beide aus der näheren Umgebung. Jetzt erhielten die Zweifel zusätzliche Nahrung. »Wenn die Alte eine Koryphäe auf ihrem Gebiet wäre, würden ihr die Menschen die Bude einrennen.« Doch: inzwischen hatte er die Summe überwiesen, es gab kein Zurück mehr. Die Neugier trieb ihn an die Koffer, die er mit den Kleidungsstücken und den anderen Utensilien packte. Das Hotel war seit Februar gebucht, selbstredend mit Stornoversicherung. Die Ehefrau und Kinder mal für ein paar Tagen von der Backe zu haben, reizte ebenfalls. »Ich bin auf einem Seminar in Bayern«, antwortete Gregor einsilbig, als die Familienmitglieder nach dem Aufenthalt ihres Ehemanns und Vaters fragten. Noch ein letztes Mal meldete Gregor der Dame am 29.5.2015 seine Freude auf das Seminar, richtete das Reisegepäck für den nächsten Tag hin und kaufte Snacks und andere Dinge ein. Den Weg in einen Ort zwischen Ingolstadt und Nürnberg kannte er kaum, er wählte die Route über München statt der vom Computer vorgeschlagenen via Stuttgart. »Den fast vierzig Kilometer langen Umweg hole ich nie und nimmer auf.« Mental bereitete er die Reise vor, alles war perfekt vorbereitet, die Pfingstferien dauerten nach Ende des Seminars eine Woche weiter, sodass er notfalls auch montags rückkehren konnte. Wenn er müde war. Er schlief unruhig, dennoch erholsam. Am Morgen des Reistages wachte er auf, kleidete sich an und nahm das Frühstück ein. Beim Essen bemerkte er ein vernehmbares Geräusch aus dem

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