Die Kraft der Motivation

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1.1.2 Spitzensportler gehen ihrer Berufung kompromisslos nach

Ich habe die Gefahr zu meinem Beruf gemacht, aus der Natur meine Religion abgeleitet und aus Träumen mein Haus gebaut.

Reinhold Messner

Wer den falschen Beruf wählt und damit die „falsche Saat“ legt, darf sich dann auch nicht wundern, wenn die Ernte nicht wie gewünscht ausfällt. Zur inneren Zufriedenheit ist es unbedingt notwendig, einer erfüllenden Arbeit nachzugehen, in der man voll und ganz seine Talente zum Ausdruck bringen kann. Denn wir sind auf der Welt, um uns zu verwirklichen, und nicht, um anderen zu gefallen.

Die meisten Menschen würden auf die Frage „Warum arbeiten Sie?“ unisono antworten: „Ich muss Geld verdienen.“ Daran gibt es in der Tat auch nicht viel auszusetzen, schließlich ist ein Leben ohne Geld in unserer Zivilisation nicht möglich. Dennoch darf Geld nie im Mittelpunkt stehen. Was ist das für ein Leben, wenn man im Schweiße seines Angesichts nur deshalb arbeitet, um Geld zu verdienen, getreu dem Motto: „Besser ein paar Schweißperlen auf der Stirn als gar keinen Schmuck.“ Leben ist Freude, und zwar immer und zu allen Zeiten. Es kann und darf nicht sein, dass sich die Lebensfreude nur auf die Abendstunden zu Hause beschränkt, während sie morgens quasi an der Stechuhr abgegeben wird, um Dienst nach Vorschrift zu leisten. Wer nicht motiviert ist, schafft nicht nur weniger, sondern trägt auch dazu bei, dass das Gesamtbild nicht stimmt. Nach einer Umfrage4 der Zeitung „Bild“ gaben 30 Prozent der befragten Männer zu, dass sie „ausgebrannt“ sind, weil sie ihren Job nur machen, um „irgendwie“ Geld zu verdienen. Jeder dritte Arbeitnehmer geht also einer Arbeit nach, die ihm alles andere als Freude bereitet. Arbeit ist nur noch Mittel zum Zweck, weil man ja irgendwie über die Runden kommen muss. Wer so denkt, kann unmöglich glücklich sein. Wer mit diesen und anderen Botschaften wie

•Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

•Arbeit ist kein Zuckerschlecken

•Lehrjahre sind keine Herrenjahre

•Sei dankbar, dass du in diesen unsicheren Zeiten überhaupt einen Arbeitsplatz hast

•Man muss die Kollegen so nehmen, wie sie sind

aufwächst, kann unmöglich ein gutes Verhältnis zu seiner Arbeit entwickeln. Anders ausgedrückt: Mehr als 40 Stunden in der Woche, und das oft mehr als 40 Jahre lang, verbringen viele an ihrem Arbeitsplatz in grauer, trister, nervtötender Atmosphäre. Kein Wunder, dass sie dann am Wochenende ausrasten und „Flat-Rate-Partys“ besuchen, um den angestauten Frust der vergangenen Arbeitswoche mit Alkohol hinunterzuspülen. Andere öffnen ihr Ventil, indem sie sich ein Gummiseil um die Hüfte binden und kopfüber Hunderte von Metern in die Tiefe springen. Bungee-Jumping ist ja so befreiend.

Motivierte Menschen stehen dieser Entwicklung nur kopfschüttelnd gegenüber. Für sie ist ihr Beruf Berufung und nicht nur Mittel zum Geldverdienen. Ihnen ist ihre Gesundheit viel mehr wert als das viele Geld, das sich verdienen lässt, wenn man „seine Seele verkauft“. Motivierte Menschen wissen, dass wir in einer sich immer schneller verändernden Welt leben. Schon lange sind die „guten alten Zeiten“ vorbei, in denen der einmal gewählte Beruf bis zum Rentenalter ausgeübt werden kann. Die wichtigste Frage erfolgreicher Menschen lautet daher:

Welchem (Be-)RUF soll ich JETZT folgen?

Es ist relativ einfach, herauszufinden, wo Ihre Berufung in diesem Leben liegt. Immer dann, wenn Sie glauben, dass Sie Ihre Arbeit auch dann noch tun möchten, wenn Sie dafür kein Geld bekommen würden, immer dann haben Sie Ihre Berufung entdeckt. Denn merke: Eine Aufgabe, die Sie erfüllt, wird auch dazu führen, dass Sie Geld verdienen. Doch wir Menschen werden täglich mit so vielen äußeren Einflüssen zugedeckt, dass wir gar nicht mehr wissen, was wir eigentlich wollen, geschweige denn, dass wir wissen, wer wir sind und was wir zu leisten imstande sind. Wie oft nehmen Eltern ihren Kindern die Berufsentscheidung ab. Da ist der Vater Arzt, der Sohn soll auch Arzt werden, kein Gedanke daran, dass er vielleicht lieber Architekt geworden wäre. Die Folgen sind fatal. Noch nie gab es in Europa so viele Menschen mit Psychosen, Depressionen und sonstigen seelischen Krankheiten.

Nur wenn Sie Ihren Beruf nach Ihrer Berufung ausleben, sind Sie immer in der Lage, das Beste zu geben. Dann ist Ihnen kein Ziel zu groß, keine Aufgabe zu schwer. Dem Schwimmer Christian Keller (35-facher Deutscher Meister, Weltund Europameister) stellte ich die Frage:

„Wie überwindest du deinen inneren Schweinehund, um jeden Tag mehrere Stunden zu trainieren? Im Wasser bist du doch mit dir allein, hörst keine Musik, hast immer den Chlorgeschmack auf der Zunge, zählst die Kacheln im Wasserbecken. Tagein, tagaus immer das Gleiche.“

Christian Keller: „Ich liebe es! Mein Tiger im Herzen ist größer, als mein Schweinehund je sein kann!“

Folgen Sie dem Ruf Ihres Herzens und tun Sie genau das, was Ihnen Spaß macht. Dann fällt es Ihnen auch nicht schwer, sich auf Ihrem Fachgebiet weiterzubilden, Fachzeitschriften zu lesen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Wenn Sie ein Arbeitsgebiet beherrschen und dort immer die neuesten Erkenntnisse einbringen, entwickeln Sie sich automatisch zu einem echten Spezialisten und Experten. Je spezialisierter Sie auf Ihrem Gebiet sind, desto größer ist Ihr Marktwert. Nirgends wird diese Aussage eindrucksvoller bestätigt als in der Welt des Fußballs. Nur beispielhaft hier einige der Top-Verdiener5:

•Der brasilianische Fußballstar Ronaldinho verdient jährlich rund 23,5 Millionen Euro.

•Der englische Fußballer David Beckham kassiert jährlich rund 23,2 Millionen Euro.

•Der zweite brasilianische Superstar Ronaldo geht jährlich mit 18,6 Millionen Euro nach Hause.

•Wayne Rooney, britischer Nationalkicker, erhält rund 13,7 Millionen Euro jährlich.

•Michael Ballack, Deutschlands Superstar, der die Deutschen mit einem grandiosen Freistoßtreffer ins Halbfinale der EM 2008 schoss, begnügt sich mit 9,4 Millionen Euro jährlich, das entspricht einem Wochengehalt von 180.000 Euro.

Diese Herren verdienen dieses Geld, weil sie sich auf eines konzentriert haben: Fußball spielen, und zwar besser als der Rest der Welt.

Es ist völlig unmöglich, in unserer arbeitsgeteilten Welt alles zu können und alles zu wollen. Das funktioniert nicht mehr. Nehmen Sie ein Beispiel aus dem Einzelhandel. Wohin würden Sie eher gehen, wenn Sie eine besondere Schraube benötigen? Zum Krämer um die Ecke, der fast alles hat, oder zu einer Eisenwarenhandlung? Der Krämer hat vieles, dieses aber unvollständig. Der Eisenwarenhändler hat nur Schrauben, Werkzeuge und Beschläge, dafür aber in allen erdenklichen Ausführungen.

Daher gilt: Je breiter Sie sich orientieren, desto oberflächlicher wird Ihr Wissen. Das mag zwar für den ersten Eindruck beim Chef noch reichen, doch wenn es wirklich hart auf hart kommt, gewinnt letzten Endes der Angestellte mit dem tieferen Fachwissen, weil er die Nuancen besser kennt. Das gilt auch für Ihren Arbeitgeber. Wenn ein Kunde eine bestimmte Lösung wünscht, dann ist nicht nur der Preis entscheidend, sondern vor allem, wie gut jemand die gestellte Aufgabe lösen kann. Dafür sind Kunden gern bereit, einen fairen Preis zu zahlen.

Wenn Sie sich bisher zu sehr in die Breite entwickelt haben, dann sollten Sie beginnen herauszufinden, auf welchem Fachgebiet Sie heute schon gut sind. Stellen Sie ferner fest, ob Sie das Fachgebiet auch wirklich mögen. Danach sollten Sie beginnen, sich auf diesem Feld weiterzuentwickeln. Es erfordert eine gehörige Portion Mut, plötzlich die angeblich so sichere Entwicklung in die Breite (nach allen Seiten für alles offen) aufzugeben, um nur noch in eine Richtung zu marschieren. Aber es geht nicht anders. Sie müssen sich entscheiden. In der Tat ist mit jeder Ent-Scheidung eine Scheidung verbunden, und das schmerzt. Man muss sich trennen (scheiden) von etwas, das nichts mehr einbringt oder das belastet, um Neues, auch Unbekanntes, zu wagen. Ein Ticket zurück gibt es in der Regel nicht. Genau deshalb wollen und können sich die meisten gar nicht entscheiden. Aber Sie müssen sich entscheiden, niemand kann Ihnen die Entscheidung abnehmen. Sie allein haben es in der Hand.

Wobei ich dringend davor warne, jetzt in Hektik zu verfallen. Sie brauchen Geld, um zu überleben. Deshalb dürfen Sie zunächst nicht Ihre Einkommensquelle aufs Spiel setzen. Von heute auf morgen etwas verändern zu wollen, was in den letzten 30 Jahren nicht in Angriff genommen wurde, ist töricht. Nur wenn Sie Schritt für Schritt Neues aufbauen, schaffen Sie den Übergang von der „gehassten“ in die „geliebte“ Arbeit. Sollten Sie keine entsprechenden Angebote finden, dann schaffen Sie sich ein Ventil, um Ihren Frust zu verarbeiten. Bleiben Sie auch hier wieder zunächst in Ihrem „Brotberuf“ und engagieren Sie sich zusätzlich in einem Ehrenamt, in dem Sie zum einen Ihr Talent ausleben können und zum anderen einen Sinn in Ihrer Tätigkeit sehen. Das wirkt sich positiv auf Ihre Gesundheit aus.

Achten Sie besonders auf Ihre innere Stimme. Je genauer Sie das tun, desto schneller erhalten Sie wichtige Botschaften aus den Tiefen Ihres Inneren. Das fällt Männern naturbedingt schwerer als Frauen. Gefühle äußern sich über das X-Chromosom. Davon haben Männer nur eines, während Frauen zwei besitzen. Man weiß heute, dass dieses zusätzliche X-Chromosom bei Frauen etwas mit ihrer Geburtsfähigkeit zu tun hat. Es ist erwiesen, dass Mutter und Säugling nonverbal kommunizieren, auch nachts, wenn vermeintlich alles schläft. Diese intuitive Gabe ist im zusätzlichen X-Chromosom hinterlegt. Es behält diese Fähigkeit ein Leben lang, vorausgesetzt, die Mutter fordert die Intuition laufend heraus. Wenn nicht, dann verkümmert diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter.

 

Die innere Stimme meldet sich in Form von Eingebungen, verbunden mit einem sehr guten körperlichen Gefühl, dem sogenannten Schmetterlinge-im-Bauch-Syndrom. Die Antworten, die Sie so erhalten, sind immer richtig. Ihre innere Stimme irrt nie, wie neueste wissenschaftliche Studien beweisen. Danach treffen wir die besten Entscheidungen durch das Zusammenspiel von Verstand und Emotionen. Dabei sind unsere Gefühle intelligenter als der Verstand. Denn die Verarbeitungskapazität des bewussten Denkens beträgt nur 40 bis 60 Bit pro Sekunde. Das reicht gerade, um sieben Aspekte einer Sache gleichzeitig zu bedenken. Unser Bewusstsein ist zu einfach strukturiert, um komplexere Sachverhalte zu analysieren. Unser „Bauchgehirn“ – die innere Stimme – ist da weitaus komplexer. Es speichert unsere Lebenserfahrung in Form von Gefühlen. Diese können in Bruchteilen von Sekunden abgerufen werden. Das Kribbeln im Bauch oder der Kloß im Hals sind sogenannte somatische Marker. Diese Marker senden uns ein „Go“ oder ein „Stopp“! Vertrauen Sie Ihrer inneren Stimme und stellen Sie sich taub, wenn andere Sie von Ihrem Vorhaben abbringen wollen, weil sie „es ja nur gut mit Ihnen meinen“. Schon der Begründer der Bach-Therapie, Dr. Edward Bach, mahnte:

Wenn wir zulassen, dass sich andere Menschen (= Stimmen) in unser Leben einmischen, können wir die Befehle unserer Seele nicht mehr hören. Dies führt zwangsläufig zu Disharmonie und Krankheit.

Verblüffende Experimente zeigen, dass es klug ist, auf diese „inneren“ Signale zu hören. US-Psychologen ließen Versuchsteilnehmer aus fünf verschiedenen Kunst-Postern das auswählen und mitnehmen, das ihnen am besten gefiel. Die Hälfte der Teilnehmer musste sich nach wenigen Sekunden entscheiden, die anderen sollten die Bilder erst schriftlich bewerten. Einige Wochen später wurden alle telefonisch befragt, ob sie das Poster zu Hause aufgehängt hätten. Die Studenten, die sich spontan entschieden hatten, bejahten überwiegend. Die Nachdenker dagegen waren mit ihrer Wahl nicht glücklich: Keiner hatte das Poster an die Wand gepinnt. Diese Studie bestätigt meine Meinung, dass es wichtig ist, sich sofort, spätestens innerhalb von 72 Stunden, zu entscheiden. Wer sich in dieser Zeit nicht entschieden hat, wird es nie mehr tun! Motivierte Menschen entscheiden sich immer sofort, weil sie auf ihr Bauchgefühl „hören“. Albert Einstein sagte schon:

Alles, was wirklich zählt, ist Intuition.

Gefühle sind deshalb kein Störfaktor für klares Denken, sondern wichtiger Bestandteil jeder klugen Entscheidung. Wichtig für die zielgenauen Entscheidungen und unser psychisches Wohlbefinden ist also, Verstand und Emotionen unter einen Hut zu bringen.


Fragen Sie sich immer wieder, was Sie wirklich wollen. Privat wie beruflich. Fragen Sie sich auch, was Ihnen wichtig und wertvoll ist. Die Antworten auf diese Fragen bestimmen nachhaltig Ihr Leben. Wenn Sie lieber ein guter Familienvater sein wollen, der viel Zeit mit seinen Kindern verbringt, brauchen Sie einen geregelten Job mit festen Arbeitszeiten. Wenn es darum geht, dass Sie beruflich erfolgreich sein möchten, Karriere machen wollen, benötigen Sie mehr Zeit hierfür und haben dann natürlich weniger Zeit für die Familie. Es hat also keinen Sinn, sich beruflich stärker zu engagieren, wenn Sie lieber mehr zu Hause bei der Familie sein wollen.

Erfolg im Beruf ist wichtig und entscheidend. Es ist zwar nicht alles, aber weil wir immerhin mehr als 30 Prozent unseres Lebens mit dem Beruf zubringen, haben wir ein Recht darauf, uns in dieser Zeit wohlzufühlen. Ihre berufliche Aufgabe, die Sie erfüllen, muss Sie deshalb motivieren, Sie anspornen, und vor allem muss sie Ihnen Spaß machen. Kein Spitzensportler ist erfolgreich, weil er das tut, was er nicht tun mag. Michael Ballack ist einer der besten Fußballspieler. Das ist das Ergebnis seiner Leidenschaft, Fußball zu spielen. Der beste Fußballer zu werden, wenn das Herz aber am Schwimmsport hängt, wäre niemals möglich.

Nur dann, wenn Sie tun, was Sie wirklich aus tiefster innerer Überzeugung tun wollen, haben Sie eine realistische Chance, immer das Beste zu geben. Nur wer sich spezialisiert, kann sich in heutiger Zeit, dem sogenannten Informationszeitalter, behaupten. Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden wir mit Informationen so zugeschüttet. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) war der Letzte, der tatsächlich über das gesamte Wissen seiner Zeit verfügte. Inzwischen hat sich das Wissen der Menschheit exponentiell entwickelt. So verdoppelte es sich von 1800 bis 1900 in 100 Jahren, von 1900 bis 1950 in 50 Jahren und von 1950 bis 1960 in nur zehn Jahren. Danach verdoppelte es sich von 1960 bis 1966 in nur sechs Jahren. Ein Student, der 1960 sein Studium aufnahm, stand nach Studienabschluss im Jahre 1966 vor der doppelten Wissensmenge wie zu Beginn seines Studiums. Heute wissen wir, dass diese Wissensexplosion für den Normalbürger nicht mehr zu bewältigen ist, denn alle drei Jahre, so die Wissenschaft, verdoppelt sich derzeit das Wissen der Menschheit. Sich in diesem Dschungel zurechtzufinden, ist nicht einfach. Deshalb ist es so wichtig, sich zu spezialisieren.

Nachfolgendes Formular bieten wir als Arbeitsformular mit dem Titel „Meine BeRUFung“ zum Download auf www.dirkschmidt.com an.

Meine BeRUFung:


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Was kann ich jetzt tun, um mich zu verwirklichen?


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„Je älter man wird, desto näher kommen die Einschläge“, hörte ich dieser Tage einen Seminarteilnehmer seufzen. In der Tat werden mit zunehmendem Alter auch unsere Erfahrungen immer größer, im negativen wie im positiven Sinne. Besonders in der Lebensmitte beginnen wir Bilanz zu ziehen. In den meisten Fällen ist das Ergebnis dieser Analyse ernüchternd, um nicht zu sagen frustrierend.

Die jugendlichen Träume sind wie Seifenblasen geplatzt, das Ferienhaus in der Normandie haben andere gekauft, am „stählernen“, braun gebrannten, intelligenten und gut aussehenden Ehemann oder an der braun gebrannten Ehefrau mit Wespentaille sind die Jahre ebenfalls nicht spurlos vorbeigezogen. Überdies verbringt er seine freie Zeit lieber mit Freunden auf dem Golfplatz, Urlaubsreisen in ferne Länder endeten auf heimischen Campingplätzen an Badeseen im Vier-Mann-Zelt. Das geplante Eigenheim existiert nur noch auf dem Papier angesichts dürftiger Einnahmen, weil ein Kollege den begehrten Chefposten ergatterte und damit um ein Vielfaches mehr verdient. Und der Blick in die Rentenkasse macht deutlich, dass auch im Rentenalter nicht mehr viel zu erwarten ist.

Allerdings lehrt eine alte Redensart: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Kluge Menschen können das bestätigen. Sie wissen, dass nie die anderen am eigenen Schicksal schuld sind. Eine solche selbstkritische Analyse fällt den meisten allerdings sehr schwer. Zu leicht ist es, mit dem Finger auf andere zu zeigen und ihnen für diese Entwicklungen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wer sich mit dieser Einstellung mehr recht als schlecht durchs Leben „mogelt“, darf sich nicht wundern, wenn die Umwelt entsprechend reagiert und es nur noch Vorwürfe hagelt:

Ich habe dir ja gleich gesagt, dass du dich mehr anstrengen musst.

Warum musstest du dich so früh verlieben, heiraten und Kinder kriegen? Jetzt bekommst du die Quittung dafür.

Das war doch klar, dass dein Kollege den neuen Job bekommt. Der hat nicht faul daheim auf dem Sofa gesessen, sondern eine Weiterbildung nach der anderen durchgezogen.

Warum hast du dich nicht mehr angestrengt? Ist doch kein Wunder, dass unser Geld vorne und hinten nicht reicht.

Warum kommst du mit dem Haushaltsgeld nicht aus? Du hast dich und damit auch deine Finanzen nicht im Griff. Deshalb wird nichts mehr aus dir. Du kannst froh sein, dass du mich/uns hast.

Solche und andere negative Botschaften verschlimmern die Situation. Es entsteht eine Art Teufelskreis und der Eindruck, man sei nur noch auf der Welt, um anderen zu gefallen! Das sind für mich selbst gewählte Leiden. Niemand hat das Recht, über Sie zu verfügen. Sie sind Sie, und ich bin ich! Wir alle haben nur dieses eine Leben und damit ein Recht darauf, es zu l(i)eben. Deshalb gilt:

Sie sind nicht auf der Welt, um anderen zu gefallen!

Sie sind auf der Welt, um zu leben, und zwar so, wie Sie es möchten. Natürlich im Rahmen vertretbarer Gesetzmäßigkeiten und Ihrer Möglichkeiten.

Die Mehrheit indes kann sich nicht vorstellen, „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ zu leben. Zu fest sind die Gedankenstrukturen und Gewohnheiten, die in der Regel auf Befehl und Gehorsam konditioniert sind. Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft nutzen dies teilweise für ihre eigenen Zwecke schamlos aus. Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr Menschen erwachen aus ihrem Dornröschenschlaf und wehren sich, auch oder gerade gegen soziale Ungerechtigkeit. So geschehen im Sommer 2008, als sich die deutschen Politiker wieder einmal einen ordentlichen Griff in die Staatskasse genehmigen und ihre Diäten zweistellig erhöhen wollten. Was die Menschen über Jahrzehnte nur für den Augenblick empörte und bald darauf vergessen war, löste diesmal eine einmalige Protestwelle aus. Tausende Bürger ließen ihrer Wut freien Lauf und „bombardierten“ die Verantwortlichen im Bundestag mit E-Mails. Dieser tagelange „Terror“ hatte Erfolg. Erstmals in der Geschichte zogen die Politiker ihre gierigen Forderungen zurück, weil man derzeit „dem Volk die Notwendigkeit dieser Bezüge“ nicht vermitteln könne, so die zynische Stellungnahme der Verantwortlichen.

Damit waren die Damen und Herren Volksvertreter einmal mehr vorgeführt. Auch in einer anderen Sache erlitten sie Schiffbruch. So beschloss der Bundestag eine Kürzung der sogenannten Pendlerpauschale. Außerdem erhöhte er die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Dadurch werden die Autofahrer über Gebühr belastet, zumal viele auf das Auto angewiesen sind, um zur Arbeit zu kommen. Ein Ehepaar aus Oldenburg wollte diese Entscheidung des Bundestages nicht hinnehmen und klagte gegen die Kürzung. Ein aus meiner Sicht mutiger, aber doch aussichtsloser Schritt. Zwei Bürger gegen mehr als 600 Abgeordnete. Ich wurde eines Besseren belehrt. Mit ihrer Klage brachten sie die ganze Angelegenheit bis zum höchsten deutschen Gericht und erzielten ein sensationelles Ergebnis. Die Richter des Bundesfinanzhofs halten die Kürzung der Pendlerpauschale für verfassungswidrig! Der Bundestag muss das Gesetz ändern. Sie sehen, nur weil einige wenige den Schneid hatten, die Regierung herauszufordern, erhalten womöglich Zigtausende Autofahrer zukünftig wieder mehr Geld. Schade nur, dass die Öffentlichkeit diese heroische Leistung einzelner Bürger wenig bis gar nicht zur Kenntnis genommen hat. Für mich indes hat das Oldenburger Ehepaar einen Orden verdient. Aber wenn der prominente, in Oldenburg geborene Musikproduzent und Jury-Mitglied einer Casting-Show Dieter Bohlen wieder einen jungen, mutigen Menschen mit einem dummen, hämischen, erniedrigenden Spruch denunziert, schauen Millionen Menschen zu und applaudieren.

Ein anderes Beispiel aus der gleichen Zeit. Während einige Lebensmitteldiscounter Milliardengewinne einfahren, stöhnen die Milchbauern über den aus ihrer Sicht ruinösen Preis, den sie für einen Liter Milch erhalten. Dieser Protest dauert schon Jahre, doch Discounter und Kunden scherten sich keinen Deut um die Sorgen der Produzenten. Also taten die Bauern sich zusammen, boykottierten Lieferverträge, schütteten die frische Milch in den Gully und errichteten Straßensperren zu den Milchwerken. Nach tagelangem Protest endlich die erlösende Nachricht: Die Bauern bekommen mehr Geld für ihre Milch. Damit können sie ab sofort kostendeckend produzieren. Eine Umfrage auf der Straße ergab zudem, dass durch diese Aktion die Sorgen und Nöte der Bauern einer breiten Öffentlichkeit erstmals bekannt wurden. Wer denkt schon an die Bauern, wenn er die Milch bequem aus dem Regal nehmen kann? Durch die bundesweite Aktion der Landwirte wurde den Verbrauchern bewusst, welche Probleme mit der „Herstellung“ von Milch verbunden sind. Deshalb reagierten die meisten der Befragten mit einer erstaunlichen Haltung. Sie waren bereit, zehn Cent für den Liter mehr zu zahlen, und damit die Bauern fair zu entlohenen. Billige Preise um jeden Preis lehnten sie ab, stattdessen forderten sie: Leben und leben lassen. Auch das zeigt, was wir Menschen bewegen können, wenn wir den Mut aufbringen, zu handeln, und endlich unsere Komfortzone zu verlassen.

 

Wenn man wirklich etwas verändern will, dann ist alles möglich. Dabei braucht es nicht immer ein großes Publikum. Jeder Einzelne kann etwas verändern, wie ein Beispiel aus Hessen zeigt. Die Wahl zum neuen hessischen Landtag im Januar 2008 brachte keinen klaren Sieger hervor. Deshalb mussten sich andere Koalitionen bilden. Die SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti handelte dabei nach dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“ und deutete eine Koalition mit den „Linken“ an, die sie vor der Wahl kategorisch ausgeschlossen hatte. Nach der Wahl wurde jedoch schnell klar, dass sie nur mit den Stimmen der „Linken“ in Amt und Würden gehoben werden konnte. Aber sie hatte die Rechnung ohne ihre Parteikollegin Dagmar Metzger gemacht, die als Einzige dieses Bündnis ablehnte. Glaubt man der Presse, dann hatte sie es nach dieser Entscheidung nicht ganz einfach. Von Drohungen jeglicher Art bis hin zum Mobbing durch Parteikollegen war die Rede. Doch Frau Metzger blieb unbeugsam. Sie stand zu dem, was sie ihren Wählern vor der Wahl versprochen hatte. Das Bündnis aus SPD und „Linken“ war in diesem Moment gescheitert, und zwar allein durch eine aufrechte, ehrliche Politikerin, die durch ihre Haltung Politikgeschichte schrieb. Dabei nahm sie sogar in Kauf, aus der Partei ausgeschlossen zu werden. Das, verehrte Leser, ist Zivilcourage.

Nur wer wagt, gewinnt! Schnell kommen diese Worte über die Lippen. Doch oft bleibt es bei solchen Lippenbekenntnissen. Es ist halt bequemer, nichts zu tun, als sich anzustrengen. Besonders hart wird es aber, wenn man kurz vor dem Ziel noch einmal richtig Gas geben muss. Das ist Anstrengung pur und führt nicht selten bis an die Grenzen der eigenen Belastungsfähigkeit, wie z. B. beim Triathleten Jan Frodeno, der bei Olympia 2008 eine erste Goldmedaille verdiente (nicht gewann – denn dafür hat er hart gearbeitet). Dabei sah es kurz vor dem Ziel nicht danach aus. Doch etwa 150 Meter vor der Ziellinie setzte der Saarbrücker zu einem unglaublichen Spurt an und ließ Sydney-Olympiasieger Simon Whitfield aus Kanada um fünf Sekunden hinter sich. Sein Kommentar:

Es war ein sehr weiter, ein sehr langer Weg. Ich bin durch dick und dünn mit meinen Freunden und meiner Familie gegangen.

Interessant ist auch, was er in einem Interview6 auf folgende Fragen antwortete:

Was gefällt Ihnen an sich besonders?

Meine Zielstrebigkeit.

Was treibt Sie an?

Die Motivation, jeden Tag das Maximum aus meinem Körper herauszuholen.

Schenken Sie uns eine Lebensweisheit ...

Es gibt keinen Plan B. Plan A muss funktionieren.

Mit dieser Einstellung gewann Jan Frodeno Gold in Peking. Eine andere bemerkenswerte Persönlichkeit aus „einfachem Hause“ erhielt ebenfalls eine hohe Auszeichnung für ihre Zivilcourage. Die Rede ist von Betty Williams, die im August 1976 in ihrer Küche werkelte, als sie ein ohrenbetäubender Krach aus ihren Gedanken riss. Sie schaute aus dem Fenster ihres Hauses am Rande Belfasts und wurde Zeuge einer Katastrophe. Britische Soldaten hatten zwei Mitglieder der IRA verfolgt und dem Fahrer des Fluchtwagens eine Kugel in den Kopf geschossen. Führerlos raste das Auto auf den Bürgersteig und erfasste eine Mutter und ihre drei Kinder. Während die Mutter den Unfall schwer verletzt überlebte, verstarben alle Kinder. Es hätten auch die Kinder von Betty Williams sein können. Diese schreckliche Vorstellung machte aus der Hausfrau und Kellnerin eine Friedensaktivistin. Sie zögerte keine Sekunde und lief noch am selben Tag von Haustür zu Haustür, um die Menschen aufzufordern, etwas gegen diesen sinnlosen „Krieg“ zwischen Katholiken und Protestanten zu unternehmen. Betty Williams gründete die Gruppe „Women for Peace“. Immer mehr Menschen schlossen sich ihrer Organisation an. Sie waren erleichtert, dass sich endlich jemand fand, der aktiv gegen diesen Wahnsinn vorging. Bald darauf waren Belfasts Straßen fast täglich verstopft von Zehntausenden Demonstranten beider Konfessionen. Die unpolitische Hausfrau Betty Williams legte mit ihrer Bewegung den Grundstein für den späteren Friedensprozess in Nordirland. Dafür erhielt sie im Dezember 1977 den Friedensnobelpreis.


Die Liste von Menschen, die mutig und entschlossen Herausforderungen annahmen, ließe sich endlos weiterführen. Doch auch so wird klar, worauf es im Leben wirklich ankommt:

Nie warten – starten!

Egal aus welchem Elternhaus Sie kommen, ob Sie Schulbildung haben oder nicht, ob Sie auf der Straße leben oder in einer vornehmen Villa. Einzig Ihre Bereitschaft, etwas anzupacken und entschlossen voranzuschreiten, ist von Bedeutung. Wenn Sie ein klares Ziel vor Augen haben, wird Sie nichts und niemand davon abhalten, es zu erreichen. Boris Becker wurde der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten. Dafür erhielt er zwei Jahre lang schulfrei, denn Tennis ging vor. Mit 17 ging er endgültig von der Schule – ohne Abschluss. Heute beherrscht er noch immer die Medien, im positiven wie – mit Verlaub – auch im negativen Sinne. Doch die fehlende Schulbildung hält niemanden davon ab, ihn immer wieder zu verpflichten.

Der von mir so geschätzte Extrembergsteiger Reinhold Messner wollte eigentlich Architekt werden – deshalb studierte er Hochund Tiefbau. Einen Abschluss machte er allerdings nicht, und er unterrichtete zunächst als Mathematiklehrer an einer Mittelschule, bevor er Europas berühmtester Extremsportler wurde. Früh ließ er das enge Tal seiner Südtiroler Kindheit hinter sich, bezwang als Erster den Mount Everest ohne Sauerstoffmaske, bestieg alle 14 Achttausender und entwickelte nebenbei neuartige wasserfeste Bergstiefel. Später durchquerte er zu Fuß die größten Eiswüsten der Erde. Auch als EU-Parlamentarier machte er sich einen Namen. Darüber hinaus treibt er in Eigenregie sein ehrgeiziges Bergmuseumsprojekt voran.7

Ihre Bereitschaft, Veränderungen zuzulassen, ist die wesentliche Grundlage für ein besseres Leben. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt Sie sind. Sie können zu jeder Zeit ein neues Leben führen. Aus der Motivationspsychologie weiß man, dass 80 Prozent der Motivation auf die Vision zurückgehen. Wer weiß, warum er etwas tun möchte, und darin einen Sinn sieht, bringt auch die notwendige Energie auf.

Je stärker Ihr Warum, umso einfacher ist das Wie!

Wie wir dieses Ziel erreichen, darüber entscheiden letztlich nur die restlichen 20 Prozent.

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