Die Mutter von Sri Aurobindo mit Erläuterungen der Mutter

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Die Mutter von Sri Aurobindo mit Erläuterungen der Mutter
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Die Mutter von Sri Aurobindo

mit Erläuterungen der Mutter

Sri Aurobindo | Die Mutter


SRI AUROBINDO

DIGITAL EDITION


Copyright 2020

AURO MEDIA

Verlag und Fachbuchhandel

Wilfried Schuh

www.auro.media

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www.sriaurobindo.center

eBook Design


SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION

Deutschland, Berchtesgaden

Die Mutter von Sri Aurobindomit Erläuterungen der Mutter Sri Aurobindo | Die Mutter 1. Aufl. 2020 ISBN 978-3-96387-060-6


© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Anmerkung des Herausgebers

Dieses Buch beinhaltet „Die Mutter“ von Sri Aurobindo und die Erläuterungen der Mutter zu Passagen aus diesem Werk Sri Aurobindos. Erstmals 1928 veröffentlicht, ist „Die Mutter“ eines der meistgelesenen Werke Sri Aurobindos. Die Äußerungen der Mutter dazu wurden in den 1950er Jahren im Laufe ihrer regelmäßigen Abende im Ashram Playground gemacht.

Es gibt zwei Reihen von Anmerkungen, eine aus dem Jahr 1951 und die zweite aus dem Jahr 1954. Diese Erläuterungen der Mutter stellen keinen systematischen Kommentar zu Sri Aurobindos Werk dar, sondern sind eher Erklärungen zu bestimmten Passagen, Sätzen und Wörtern. Die Mutter begann die Klasse gewöhnlich mit dem Vorlesen einer Passage aus dem Buch, kommentierte sie dann oder forderte die um sie herum Versammelten zu Fragen auf. Die Klasse bestand aus Mitgliedern des Ashrams und Schülern der Ashram-Schule.

Der erste Teil dieses Buches enthält das Werk „Die Mutter“, der zweite Teil einen Brief, den Sri Aurobindo schrieb, um gewisse Ausdrücke in dem Buch „Die Mutter“ zu erklären, und der dritte Teil Erläuterungen der Mutter aus den Jahren 1951 und 1954.

*

Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.

Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.

Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte oder Zitate.

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InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersI. DIE MUTTER VON SRI AUROBINDOKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6II. ERLÄUTERUNGEN VON SRI AUROBINDOEin BriefIII. ERLÄUTERUNGEN DER MUTTERErläuterungen zu Kapitel 1Erläuterungen zu Kapitel 2Erläuterungen zu Kapitel 3Erläuterungen zu Kapitel 4Erläuterungen zu Kapitel 5Erläuterungen zu Kapitel 6ANHANGQuellenangabenGuideCoverInhaltsverzeichnisStart

Teil I

Sri Aurobindo

Sri Aurobindo

Kapitel 1

Zwei Kräfte allein können durch ihr Zusammenwirken das Große und Schwierige vollbringen, dem unsere Bemühung gilt; eine entschlossene und unermüdliche Aspiration, die von unten ruft, und eine höchste Gnade, die von oben antwortet.

Aber die höchste Gnade wird nur unter den Bedingungen des Lichts und der Wahrheit handeln; sie wird nicht unter Bedingungen handeln, die ihr von der Falschheit und der Unwissenheit auferlegt werden. Denn gäbe es den Forderungen der Falschheit nach, würde sie ihre eigene Absicht vereiteln.

Dies sind die Bedingungen des Lichts und der Wahrheit, die einzigen Bedingungen, unter denen die höchste Kraft herabkommen wird; und nur die höchste supramentale Kraft, von oben herabkommend und von unten öffnend, kann die physische Natur siegreich meistern und deren Schwierigkeiten beseitigen....

Es muss eine umfassende und aufrichtige Überantwortung gegeben sein; es muss eine ausschließliche Öffnung seiner selbst für die göttliche Kraft gegeben sein; es muss eine beständige und ganzheitliche Wahl der herabkommenden Wahrheit gegeben sein, eine beständige und ganzheitliche Zurückweisung der Falschheit der mentalen, vitalen und physischen Mächte und Erscheinungen, die immer noch die Erd-Natur beherrschen.

Die Überantwortung muss vollständig sein und alle Teile des Wesens erfassen. Es genügt nicht, wenn das Seelische antwortet und das höhere Mental zustimmt oder sogar das innere Vital sich unterwirft und das innere Physische den Einfluss fühlt. Es darf in keinem Teil des Wesens, nicht einmal im äußersten, irgendetwas geben, das einen Vorbehalt hat, das sich hinter Zweifeln, Verwirrungen und Ausflüchten versteckt, das revoltiert oder sich verweigert.

Wenn ein Teil des Wesens sich überantwortet, ein anderer aber sich zurückhält, seinen eigenen Weg geht oder seine eigenen Bedingungen stellt, dann stößt du jedes Mal, wenn das geschieht, die göttliche Gnade von dir fort.

Wenn deine Weihung und Überantwortung dir als Deckmantel für deine Begierden, egoistischen Forderungen und vitalen Ansprüchen dienen, wenn du diese an die Stelle der wahren Aspiration setzt oder sie damit vermischst und versuchst, sie der Göttlichen Shakti aufzudrängen, ist es müßig, die göttliche Gnade anzurufen, dich umzuwandeln.

Wenn du nur auf einer Seite oder in einem Teil dich der Wahrheit öffnest und auf der anderen Seite ständig feindlichen Kräften die Tore offen hältst, ist es vergeblich zu erwarten, dass die göttliche Gnade bei dir bleiben wird. Du musst den Tempel rein halten, willst du, dass die lebendige Gegenwart sich dort niederlässt.

Wenn du jedes Mal, wenn die Kraft eingreift und die Wahrheit hereinbringt, dich von ihr abwendest und die Falschheit wieder hereinrufst, die vertrieben wurde, so darfst du nicht die göttliche Gnade dafür verantwortlich machen, dich im Stich gelassen zu haben, sondern die Falschheit in deinem eigenen Willen und die Unvollkommenheit deiner eigenen Überantwortung.

Wenn du nach der Wahrheit rufst und doch etwas in dir das Falsche, Unwissende und Ungöttliche wählt oder einfach nicht willens ist, es ganz und gar zurückzuweisen, dann wirst du immer Angriffen gegenüber geöffnet sein, und die Gnade wird sich von dir zurückziehen. Entdecke zuerst, was falsch oder dunkel in dir ist, und weise es beharrlich zurück, nur dann kannst du mit Recht die göttliche Macht anrufen, dich umzuwandeln.

Bilde dir nicht ein, dass es Wahrheit und Falschheit, Licht und Dunkelheit, Hingabe und Selbstsucht gestattet wäre, in dem Haus beisammen zu wohnen, das dem Göttlichen geweiht ist. Die Umwandlung muss ganzheitlich sein, und ganzheitlich darum auch die Zurückweisung von allem, was sich ihr widersetzt.

 

Weise die irrige Vorstellung zurück, dass die göttliche Macht auf dein Verlangen hin willens und verpflichtet sei, alles für dich zu tun, selbst dann, wenn du die vom Höchsten gestellten Bedingungen nicht erfüllst. Lass deine Überantwortung aufrichtig und vollständig sein, nur dann wird alles Übrige für dich getan werden.

Weise auch die falsche und träge Erwartung zurück, dass die göttliche Macht sogar die Überantwortung für dich leisten wird. Der Höchste fordert deine Überantwortung an sie, doch erzwingt er sie nicht: bis die unwiderrufliche Umwandlung kommt, bist du in jedem Augenblick frei, das Göttliche zu leugnen oder abzuweisen oder deine Selbsthingabe zu widerrufen, insofern du gewillt bist, die spirituellen Konsequenzen zu tragen. Deine Überantwortung muss eigenständig und frei sein; es muss die Überantwortung eines lebendigen Wesens sein, nicht die eines trägen Automaten oder eines mechanischen Werkzeugs.

Immer wieder wird träge Passivität mit der wahren Überantwortung verwechselt, aber aus träger Passivität kann nichts Wahres und Mächtiges kommen. Gerade die träge Passivität der physischen Natur liefert diese jedem dunklen und ungöttlichen Einfluss aus. Gefordert ist eine freudige, starke und willige Unterwerfung dem Wirken der Göttlichen Kraft gegenüber, der Gehorsam des erleuchteten Schülers der Wahrheit, des inneren Kriegers, der gegen Dunkelheit und Falschheit kämpft, des treuen Dieners des Göttlichen.

Das ist die wahre Haltung, und nur wer diese Haltung einnehmen und bewahren kann, wird sich auch jenen Glauben erhalten können, der weder durch Enttäuschungen noch Schwierigkeiten zu erschüttern ist und wird durch alles Leid gehen, hin zum höchsten Sieg und zur großen Wandlung.

Kapitel 2

In allem, was im Universum geschieht, wirkt das Göttliche durch seine Shakti, doch ist es von seiner Yoga-Maya verschleiert und wirkt in der niederen Natur durch das Ego des Jiva.

Auch im Yoga ist es das Göttliche, das sowohl der Sadhaka ist als auch die Sadhana; es ist seine Shakti mit ihrem Licht, ihrer Macht, ihrem Wissen, ihrem Bewusstsein und ihrem Ananda, die die Sadhana möglich macht, indem sie auf den Adhara einwirkt und, wenn er sich ihr geöffnet hat, mit diesen göttlichen Kräften in ihn einströmt. Aber solange die niedere Natur noch aktiv ist, bleibt die persönliche Bemühung des Sadhaka erforderlich.

Die geforderte persönliche Anstrengung besteht in einem dreifachen Bemühen der Aspiration, der Zurückweisung und der Überantwortung, –

eine Aspiration, die wachsam, stetig, unaufhörlich ist – des Mentals Willen, des Herzens Suche, des vitalen Wesens Zustimmung, der Wille, das physische Bewusstsein und die physische Natur zu öffnen und formbar zu machen;

Zurückweisung der Regungen der niederen Natur – zurückweisen der Ideen, Meinungen, Vorlieben, Gewohnheiten, Konstruktionen des Mentals, damit das wahre Wissen in einem stillen Mental einen freien Raum vorfinden kann, – zurückweisen der Begierden, Forderungen, Gelüste, Gefühle, Leidenschaften der vitalen Natur und ihrer Selbstsucht, Einbildung, Anmaßung, Lust, Gier, Eifersucht, Neid und Feindseligkeit gegenüber der Wahrheit, damit sich die wahre Kraft und Freude von oben her in ein ruhiges, weites, starkes und geweihtes vitales Wesen ergießen kann, – zurückweisen des Stumpfsinns, Zweifels und Unglaubens der physischen Natur und ihrer Dunkelheit, Halsstarrigkeit, Kleinlichkeit, Faulheit und Unwilligkeit sich zu wandeln und ihres Tamas, damit sich die wahre Beständigkeit von Licht, Macht und Ananda in einen immer göttlich werdenden Körper niederlassen kann;

Überantwortung seiner selbst mit allem was man ist und hat und jeder Bewusstseinsebene und jeder Regung an das Göttliche und die Shakti.

In dem Maße, wie die Überantwortung und die Selbst-Weihung zunehmen, wird es dem Sadhaka bewusst, dass die Göttliche Shakti die Sadhana tut, immer mehr von sich selbst in ihn einströmen lässt und die Freiheit und Vollkommenheit der Göttlichen Natur in ihm begründet. Je mehr dieser bewusste Vorgang die eigene Bemühung ersetzt, desto schneller und wirklicher wird sein Fortschritt. Doch bleibt die Notwendigkeit der persönlichen Bemühung bestehen, bis die Überantwortung und die Weihung von Kopf bis Fuß rein und umfassend sind.

Wisse, dass eine tamasische Überantwortung, die sich weigert, die Bedingungen zu erfüllen, und Gott ersucht, alles zu tun und einem alle Schwierigkeit und Kampf zu ersparen, eine Täuschung ist und weder zu Freiheit noch zur Vollkommenheit führt.

Kapitel 3

Um gegen alle Furcht, Gefahr und Unheil gewappnet durchs Leben zu gehen, bedarf es nur zweier Dinge, die stets Hand in Hand gehen – die Gnade der Göttlichen Mutter und von deiner Seite eine innere Haltung des Glaubens, der Aufrichtigkeit und Überantwortung. Lass deinen Glauben rein, ehrlich und vollkommen sein. Ein egoistischer Glaube im mentalen und vitalen Wesen, befleckt von Ehrgeiz, Stolz, Eitelkeit, mentaler Arroganz, vitalem Eigenwillen, persönlichen Forderungen und dem Verlangen nach den armseligen Befriedigungen der niederen Natur, ist eine schwache, rauchige Flamme, die nicht zum Himmel aufsteigen kann. Betrachte dein Leben als etwas, das dir ausschließlich für das göttliche Werk gegeben ist und dafür, der göttlichen Manifestation zu dienen. Begehre nichts als die Reinheit, die Kraft, das Licht, die Weite, die Ruhe und das Ananda des göttlichen Bewusstseins und sein Drängen zur Umwandlung und Vervollkommnung deines Mentals, Lebens und Körpers. Erbitte nichts als die göttliche, spirituelle und supramentale Wahrheit, ihrer Verwirklichung auf Erden und in dir und in allen, die berufen und auserwählt sind, und die nötigen Voraussetzungen für ihre Erschaffung und ihren Sieg über alle gegnerischen Kräfte.

Lass deine Aufrichtigkeit und Überantwortung ernsthaft und vollkommen sein. Wenn du dich gibst, gebe dich ganz, ohne Forderung, ohne Bedingung, ohne Vorbehalt, damit alles in dir der Göttlichen Mutter gehört und nichts dem Ego überlassen bleibt oder einer anderen Macht gegeben wird.

Je vollkommener dein Glaube, deine Aufrichtigkeit und deine Überantwortung sind, desto mehr werden Gnade und Schutz bei dir sein. Und wenn die Gnade und der Schutz der Göttlichen Mutter mit dir sind, was könnte dir dann noch passieren oder wen hättest du noch zu fürchten? Schon ein wenig davon wird dich durch alle Schwierigkeiten, Hindernisse und Gefahren bringen; umgeben von ihrer ganzen Gegenwart kannst du sicher deinen Weg gehen, denn er ist der Ihrige, unbekümmert um jegliche Bedrohung, von keiner noch so mächtigen Feindseligkeit beeinflusst, weder aus dieser Welt noch aus unsichtbaren Welten. Ihre Berührung kann Schwierigkeiten in Gelegenheiten, Fehlschlag in Erfolg, Schwäche in unbeugsame Stärke wandeln. Denn die Gnade der Göttlichen Mutter ist die Zustimmung des Höchsten und ihre Wirkung ist heute oder morgen gewiss, eine beschlossene Sache, unvermeidbar und unwiderstehlich.

Kapitel 4

Geld ist das sichtbare Zeichen einer universalen Kraft, und diese Kraft in ihrer irdischen Manifestation wirkt auf der vitalen und physischen Ebene und ist für die Fülle des äußeren Lebens unentbehrlich. Seinem Ursprung und wahren Wirken nach gehört es dem Göttlichen. Aber wie andere Mächte des Göttlichen ist es hierher abgeordnet und in der Unwissenheit der niederen Natur kann das Ego es zum eigenen Gebrauch an sich reißen oder können asurische Einflüsse es festhalten und zu ihren Zwecken missbrauchen. Es ist in der Tat eine der drei Kräfte – Macht, Reichtum, Sexualität –, welche die stärkste Anziehung auf das menschliche Ego und den Asura ausübt und von denen, die darüber verfügen, oft schlecht verwaltet und verwendet wird. Die Reichtum suchen oder haben, sind meist eher davon besessen als deren Besitzer; nur wenige entgehen ganz einem gewissen entstellenden Einfluss, der ihm infolge der langen Beschlagnahme und Verfälschung durch den Asura anhaftet. Aus diesem Grund verlangen die meisten spirituellen Disziplinen eine völlige Selbst-Kontrolle, Loslösung und Verzicht auf jegliche Bindung an Wohlstand und auf jeden persönlichen und egoistischen Wunsch nach seinem Besitz. Manche sogar ächten Geld und Reichtum und erklären Armut und Dürftigkeit des Lebens zur einzigen spirituellen Haltung. Das aber ist ein Irrtum; es lässt die Macht in den Händen der feindlichen Kräfte. Es für das Göttliche, dem es gehört, zurückzuerobern und es auf göttliche Weise für das göttliche Leben zu verwenden, ist der supramentale Weg für den Sadhaka.

Du darfst dich weder in asketischer Scheu von der Geld-Macht, den Möglichkeiten, die sie gibt und den Dingen, die sie bringt, abwenden, noch eine rajasische Anhänglichkeit ihr gegenüber hegen oder einen Geist von versklavender Maßlosigkeit ihren Annehmlichkeiten gegenüber pflegen. Betrachte Reichtum einfach als eine Macht, die für die Mutter zurückgewonnen und ihr zur Verfügung gestellt werden muss.

Aller Reichtum gehört dem Göttlichen, und die ihn besitzen sind Treuhänder, nicht Besitzer. Heute ist er bei ihnen, morgen vielleicht anderswo. Alles hängt davon ab, wie sie das ihnen Anvertraute ausgeben, solange es bei ihnen ist, in welchem Geist, mit welchem Bewusstsein und zu welchem Zweck sie es verwenden.

In deinem persönlichen Umgang mit Geld betrachte alles, was du hast oder erhältst oder einbringst als das Eigentum der Mutter. Verlange nichts, aber nimm an, was du von ihr bekommst, und verwende es für die Zwecke, für die es dir gegeben wurde. Sei vollkommen selbstlos, vollkommen gewissenhaft, genau, sorgfältig im Detail, ein guter Treuhänder; stets bedenke, dass es ihr Besitz ist und nicht der deine, mit dem du umgehst. Andererseits lege ehrfürchtig vor sie hin, was du für sie erhältst; verwende nichts davon zu deinen eigenen oder jemandes anderen Zwecken.

Schaue nicht zu Menschen ihres Reichtums wegen auf und lass dich nicht durch den Prunk, die Macht oder dem Einfluss beeindrucken. Wenn du für die Mutter bittest, musst du fühlen, dass sie es ist, die durch dich ein klein wenig von dem verlangt, was ihr gehört, und der Mensch, den du fragst, wird sich durch seine Antwort selbst richten.

Wenn du dich vom verderblichen Einfluss des Geldes freihältst, ohne dich asketisch davon zurückzuziehen, wirst du eine größere Verfügungsgewalt über das Geld für die göttliche Arbeit haben. Gleichmut im Mental, Wunschlosigkeit und die völlige Hingabe von all dem, was du besitzt und erhältst sowie deine ganze Erwerbskraft an die Göttliche Shakti und ihr Werk sind die Zeichen dieser Freiheit. Jede Beunruhigung des Mentals im Hinblick auf Geld und seine Verwendung, jeder Anspruch, jede widerwillige Gewährung ist ein deutlicher Hinweis auf irgendeine Unvollkommenheit oder Bindung.

Ein in dieser Hinsicht idealer Sadhaka kann notfalls in Armut leben und keine Regung eines Wunsches wird ihn berühren oder das ganze innere Spiel des göttlichen Bewusstseins beeinträchtigen und er kann gegebenenfalls im Reichtum leben, ohne auch nur für einen Augenblick dem Begehren zu verfallen oder an seinem Reichtum und den Dingen, die er benutzt, zu hängen, oder der Nachgiebigkeit sich selbst gegenüber zu erliegen oder in ein schwächliches Haften an den Gewohnheiten zu geraten, die der Besitz von Reichtum mit sich bringt. Ihm sind der göttliche Wille und das göttliche Ananda alles.

In der supramentalen Schöpfung muss die Macht des Geldes an die Göttliche Macht zurückgegeben und für eine wahre, schöne und harmonische Ausstattung und Ordnung einer neuen vergöttlichten vitalen und physischen Existenz verwendet werden, so wie es die Göttliche Mutter in ihrer schöpferischen Schau bestimmt. Zunächst aber muss es für sie zurückerobert werden, und zu dieser Eroberung werden am besten jene befähigt sein, die in diesem Teil ihrer Natur stark und weit und frei von Ego sind, überantwortet ohne Anspruch oder Vorbehalt oder Zögern, reine und machtvolle Kanäle für die Höchste Macht.

Kapitel 5

Willst du ein wahrer Vollbringer göttlicher Werke sein, muss dein erstes Ziel darin bestehen, von jeglichem Begehren und aller Eigenliebe völlig frei zu werden. Dein ganzes Leben muss eine Darbringung und ein Opfer an den Höchsten sein; das einzige Motiv deines Handelns sei zu dienen, zu empfangen, zu erfüllen und ein Werkzeug zu werden, das die Göttliche Shakti in ihrem Wirken offenbart. Du musst im göttlichen Bewusstsein wachsen, bis es keinen Unterschied mehr gibt zwischen deinem Willen und ihrem, keinen anderen Antrieb als ihren Anstoß in dir, kein Handeln, das nicht ihr bewusstes Wirken in dir und durch dich ist.

 

Bis du zu dieser vollständigen dynamischen Identifikation imstande bist, musst du dich als eine Seele und einen Körper betrachten, erschaffen zu ihrem Dienst, als jemand, der alles um ihretwillen tut. Auch wenn die Vorstellung des selbständig Handelnden in dir stark ist und du das Gefühl hast, dass du es bist, der handelt, so muss es dennoch für sie getan werden. Alles Bestehen auf egoistische Wahl, alles Verlangen nach persönlichem Gewinn, alles Vorbehalten ichbezogener Wünsche muss aus der Natur ausgerottet werden. Es darf kein Begehren der Früchte und kein Trachten nach Belohnung geben; die einzige Frucht für dich ist die Freude der Göttlichen Mutter und das Vollbringen ihres Werks, dein einziger Lohn ein stetes Fortschreiten in das göttliche Bewusstsein und die Ruhe, Kraft und Seligkeit. Die Freude am Dienen und die Freude inneren Wachsens durch Arbeit ist Lohn genug für den selbstlosen Arbeiter.

Aber es wird eine Zeit kommen, wo du mehr und mehr fühlen wirst, Werkzeug zu sein und nicht der Arbeiter. Denn zunächst wird deine Verbindung mit der Göttlichen Mutter durch die Kraft deiner Hingabe so innig, dass du dich jederzeit nur zu konzentrieren und alles in ihre Hände zu legen brauchst, um von ihrer Gegenwart geführt zu werden, unmittelbar von ihr Geheiß oder Anregung zu empfangen und den sicheren Hinweis auf das, was zu tun ist und wie es zu tun ist und auf das Ergebnis. Und später wirst du feststellen, dass die göttliche Shakti nicht nur inspiriert und lenkt, sondern deine Werke einleitet und ausführt; all deine Bewegungen gehen von ihr aus, all deine Kräfte sind die ihrigen, Mental, Leben und Körper sind bewusste und freudige Werkzeuge ihres Wirkens, Mittel ihres Spiels, Gussformen für ihre Offenbarung im physischen Universum. Einen glücklicheren Zustand als den dieser Einheit und Abhängigkeit kann es nicht geben; denn diese Stufe führt dich aus dem Leben der Anspannung und des Leidens in der Unwissenheit zurück über die Grenzlinie in die Wahrheit deines spirituellen Wesens, in dessen tiefen Frieden und intensiven Ananda.

Während diese Umwandlung vor sich geht, ist es mehr denn je notwendig, dass du dich von allem Makel der Pervertierungen des Egos rein hältst. Lass keine Forderung, keinen Anspruch sich einschleichen und die Reinheit oder Selbst-Hingabe und das Opfer beflecken. Du darfst nicht an der Arbeit oder dem Ergebnis hängen, keine Bedingungen stellen, darfst keinen Anspruch erheben, jene Macht zu besitzen, die dich besitzen sollte, nicht stolz darauf sein, Werkzeug zu sein, nicht eitel oder anmaßend. Nichts im Mentalen oder Vitalen oder Physischen darf die Größe der Kräfte, die durch dich wirken, für eigene Zwecke missbrauchen oder zur eigenen persönlichen Befriedigung verwenden. Lass deinen Glauben, deine Aufrichtigkeit, die Reinheit deiner Aspiration absolut sein und alle Ebenen und Schichten des Wesens durchdringen; dann wird jedes störende Element und jeder verderbliche Einfluss nach und nach von deiner Natur abfallen.

Die letzte Stufe dieser Vollendung kommt, wenn du dich mit der Göttlichen Mutter vollständig identifizierst und dich nicht länger als ein anderes und getrenntes Wesen empfindest, als Werkzeug, Diener oder Arbeiter, sondern wahrlich als ein Kind und als ein ewiger Teil von ihrem Bewusstsein und ihrer Kraft. Sie wird immer in dir sein und du in ihr; es wird für dich eine ständige, einfache und natürliche innere Erfahrung sein, dass all dein Denken und Sehen und Handeln, ja selbst dein Atmen oder deine Bewegungen von ihr kommen und ihr gehören. Du wirst wissen und sehen und fühlen, dass du eine Person und eine Kraft bist, die sie aus sich selbst heraus geformt hat, aus sich herausgestellt für das Spiel, und dennoch stets in ihr geborgen ist, Sein von ihrem Sein, Bewusstsein von ihrem Bewusstsein, Kraft von ihrer Kraft, Ananda von ihrem Ananda. Wenn dieser Zustand vollendet ist und ihre supramentalen Energien dich frei bewegen können, dann wirst du in göttlichem Wirken vollkommen sein; Wissen, Wille, Handeln werden sicher, einfach, leuchtend, spontan, fehlerlos, ein Fließen aus dem Höchsten, eine göttliche Bewegung des Ewigen.