Za darmo

Die kunstlichen Paradiese

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Die Schauspieler erschienen mir ausserordentlich klein und wie Meissonniersche Figurinen sorgfältig und genau umrissen. Ich erkannte deutlich nicht nur die feinsten Einzelheiten ihrer Kleider, Stoffmuster, Nähte, Knöpfe usw. sondern sogar den Trennungsstrich zwischen Stirn und Perücke, das Weiss, das Blau, das Rot und alle Schminkmittel. Und all diese Liliputaner standen in einer Kälte und magischen Helligkeit wie die, die ein sehr klares Glas auf ein Ölbild wirft. Als ich endlich diesen Keller voll eisiger Nebel verlassen konnte und ich mir, während der Rausch versank, selbst wiedergegeben wurde, empfand ich eine grössere Müdigkeit als jemals nach einer langen und schweren Arbeit.

In der Tat ergibt sich in diesem Stadium des Rausches eine neue Feinfühligkeit, eine Überschärfung aller Sinne; Geruch, Gesicht, Gehör und Gefühl nehmen gleichen Anteil daran. Die Augen suchen die Unendlichkeit. Das Ohr vernimmt fast unhörbare Töne im grössten Tumult, dann beginnen die Halluzinationen. Die Gegenstände der Aussenwelt nehmen langsam und nacheinander merkwürdige Gestalt an. Sie ändern und verändern sich. Dann folgen der Doppelsinn, der Irrtum und das Spiel der Ideen. Die Töne bekommen Farben und die Farben geben Musik. Dies, wird man sagen, ist nur natürlich und jedes poetische Gemüt kann gleiches in gesundem und normalem Zustande leicht erfahren. Aber ich habe den Leser bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es im Haschischrausch nichts tatsächlich Übernatürliches gibt; nur dass diese Analogien von ungewohnter Lebendigkeit sind. Sie durchdringen, ergreifen und übermannen herrisch den Geist. Die Töne werden Zahlen, und wenn dein Geist etwas Begabung für Mathematik hat, verändert sich hier die gehörte Melodie und Harmonie, während sie dabei ihren wollüstigen und sinnlichen Charakter behält, in eine ungeheure mathematische Aufgabe, in der sich Zahlen den Zahlen gesellen und deren Phasen und Auflösung du mit unerklärlicher Leichtigkeit und der den Spielenden gleichen Geschicklichkeit folgst.

Mitunter verschwindet das Persönlichkeitsbewusstsein, und die Objektivität, die pantheistischen Dichtern eigen ist, entwickelt sich in dir so ausserordentlich, dass die Betrachtung der äusseren Dinge dich deine eigene Existenz vergessen lässt und du bald in ihnen aufgehst. Deine Augen richteten sich auf einen im Wind harmonisch gewiegten Baum; in wenigen Augenblicken wird, was im Hirn eines Dichters ein sehr gewöhnlicher Vergleich wäre, in dem deinen zur Wirklichkeit. Du verleihst zunächst dem Baum deine Leidenschaften, deinen Wunsch oder deine Melancholie. Sein Seufzen und sein Zittern wird zu deinem, und bald bist du der Baum. Ebenso stellt der Vogel, der in der Tiefe des Himmels schwebt, zunächst die unsterbliche Lust, über den menschlichen Dingen zu gleiten dar; aber schon bist du der Vogel selbst. Nimm an, dass du sitzest und rauchst, dass deine Aufmerksamkeit ein wenig zu lange auf den bläulichen Wolken, die deiner Pfeife entsteigen, ruht – der Gedanke an ein langsam, ständiges, ewiges Verdampfen ergreift deinen Geist, bald überträgst du diese Idee deinen eigenenen Gedanken, deiner denkenden Materie. Durch merkwürdige Doppelsinnigkeit und durch eine Art Umstellung oder geistiges Quiproquo fühlst du dich selbst verdampfen und wirst deiner Pfeife (in der du dich hockend und wie Tabak brennend fühlst) die merkwürdige Fähigkeit zusprechen, dich selbst zu rauchen.

Zum Glück hat diese unendliche Phantasie nur einige Minuten gedauert, denn in einem kurzen klaren Augenblick hast du es unter grosser Mühe fertiggebracht, auf die Uhr zu sehen. Aber schon trägt dich ein anderer Gedankenfluss fort; auch er wird dich eine Minute in seinem lebendigen Wirbel forttreiben, und diese weitere Minute wird zu einer weiteren Ewigkeit werden. Denn die Begriffe der Zeit und des Daseins werden durch die Vielheit und die Intensität der Gefühle und der Ideen völlig verwirrt. Es ist, als lebte man mehrere Menschenleben in einer Stunde. Ähnelst du nicht einem phantastischen Roman, der gelebt anstatt geschrieben wird? Zwischen Organen und Freuden gibt es keine Kongruenz mehr; und hauptsächlich diese Betrachtung begründet das Sträfliche dieser gefährlichen Übung, in der man die Freiheit verliert.

Wenn ich von Halluzinationen rede, darf man das Wort nicht wörtlich nehmen. Ein sehr wichtiger Faktor unterscheidet die reine Halluzination, die zu studieren die Ärzte oft Gelegenheit haben, von der Halluzination oder besser dem Gedankenirrtum im Haschischrausch. Im ersten Falle ist die Halluzination plötzlich, vollkommen und verhängnisvoll; sie findet des weiteren weder Vorwand noch Entschuldigung in der Welt der äusseren Gegenstände. Der Kranke sieht eine Form, hört Töne, wo es keine gibt. Im zweiten Fall entsteht die Halluzination nach und nach fast durch freien Willen und wird erst durch die Arbeit der Einbildungskraft vollkommen und reif. Kurz, sie hat einen Vorwand. Der Ton wird zwar sprechen, deutliche Dinge sagen, aber der Ton war da. Das trunkene Auge des haschischberauschten Menschen wird merkwürdige Formen sehen, aber diese Formen waren einfach und natürlich, ehe sie sonderbar und ungeheuer wurden. Die Energie und die wirklich sprechende Lebhaftigkeit der Haschischhalluzination entkräftet in nichts diesen wesentlichen Unterschied. Sie wurzelt in der tatsächlichen Umgebung und im Augenblick, jene nicht. Um dieses Durcheinander in der Einbildung, diese Reife des Traumes und die poetischen Ausgeburten, zu denen ein haschischvergiftetes Hirn verurteilt ist, besser zu belegen, werde ich noch eine Anekdote erzählen. Dieses Mal spricht kein junger, nichtstuerischer Mensch, auch kein Literat. Es ist eine Frau, eine schon etwas reife, neugierige, leicht erregbare Frau, die ihrer Neugier, das Gift kennenzulernen, nachgab, und wie folgt für eine andere Dame ihre Hauptvision niederschrieb. Ich gebe sie wörtlich:

»Wie merkwürdig und neu auch die Gefühle sein mögen, die ich in meiner zwölfstündigen Tollheit empfand (zwölfstündig, zwanzigstündig? Wahrhaftig, ich weiss es nicht), ich will es nie wieder tun. Allzu gross ist die Aufregung des Geistes, die Müdigkeit nachher allzu gross; und alles in allem finde ich in dieser Kinderei etwas Verbrecherisches. Ich habe meiner Neugier nachgegeben; und dann war es eine allgemeine Tollheit, bei alten Freunden, wo ich keine grosse Gefahr darin sah, ein wenig die Haltung zu verlieren. Vor allen Dingen muss ich Ihnen sagen, dass dieser verfluchte Haschisch ein sehr heimtückischer Saft ist. Mitunter glaubt man, den Rausch überwunden zu haben, aber diese Ruhe trügt. Es kommen Ruhepausen, dann aber wieder neue Anfälle. Und so befand ich mich denn gegen zehn Uhr abends in einem dieser kurzen ruhigen Zustände; ich glaubte, von jenem Lebensüberschuss erlöst zu sein, der mich, ich gebe es zu, so erfreut hatte, aber auch Angst und Furcht barg. Ich ass mit Vergnügen zu Abend, wie von einer langen Reise erschöpft. Bis dahin hatte ich vorsichtigerweise gefastet. Aber schon bevor ich vom Tisch aufstand, hatte mich der Rausch wieder wie eine Katze die Maus ergriffen, und das Gift begann von neuem mit meinem armen Gehirn zu spielen. Obgleich mein Haus nahe beim Schloss unserer Freunde liegt und ein Wagen zu meiner Verfügung stand, war ich vom Wunsche, zu träumen und mich dieser unwiderstehlichen Tollheit hinzugeben, so besessen, dass ich freudig ihr Anerbieten, mich bis zum Morgen dazubehalten, annahm. Sie kennen das Schloss, wissen, dass man den ganzen von der Herrschaft bewohnten Flügel neu eingerichtet, tapeziert und modernisiert hat, den aber für gewöhnlich unbewohnten Teil in seinem alten Stil und seiner alten Einrichtung liess. Man beschloss, ein Schlafzimmer für mich in diesem Teil des Schlosses zu improvisieren, und wählte zu diesem Zweck das kleinste Zimmer, eine Art Boudoir, das schon ein wenig verblasst und verschossen, darum aber nicht weniger reizend war. Ich muss es Ihnen, so gut es geht, beschreiben, damit Sie die merkwürdige Vision verstehen, deren Opfer ich war, eine Vision, die mich die ganze Nacht beschäftigte, ohne dass ich Zeit hatte, die Flucht der Stunden zu merken.

Das Boudoir ist sehr klein und sehr eng. In Gesimshöhe wölbt sich die Decke. Die Wände werden von schmalen und langen Spiegeln bedeckt, die durch Panneaux geteilt sind, auf denen Landschaften in leicht dekorativem Stil gemalt waren. In der Höhe des Gesimses befinden sich auf allen vier Wänden verschiedene allegorische Figuren, in ruhender Stellung die einen, die anderen im Laufen oder im Flug. Über ihnen einige glänzende Vögel und Blumen. Hinter den Figuren erhebt sich ein perspektivisch gezeichnetes Gitterwerk, das sich natürlich der Wölbung der Decke angliedert. Die Decke ist vergoldet. Alle Zwischenräume zwischen den Stäben und Figuren sind also goldbedeckt, und in der Mitte wird das Gold nur durch das geometrische Netz des gemalten Gitterwerkes unterbrochen. Sie sehen, dass das Ganze etwas einem sehr vornehmen Bauer ähnelt, einem sehr schönen Bauer für einen sehr grossen Vogel. Ich muss hinzufügen, dass die Nacht sehr schön und sehr klar war, der Mond so hell leuchtete, dass, als ich das Licht verlöscht hatte, die ganze Bemalung sichtbar blieb, nicht, wie Sie meinen könnten, durch das Auge meines Geistes, sondern durch die schöne Nacht erhellt, deren Glanz um all diese Goldstickereien, Spiegel und bunten Farben hing.

Zuerst war ich sehr erstaunt, vor mir, neben mir und von allen Seiten her grosse Weiten sich breiten zu sehen; es waren klare Flüsse, und die grünenden Landschaften spiegelten sich in den stillen Gewässern. Sie erraten schon die Wirkung der in den Spiegeln widergespiegelten Panneaux. Als ich die Augen hob, sah ich einen Sonnenuntergang gleich erkaltetem flüssigem Metall. Es war das Gold der Decke; aber das Gitter hiess mich glauben, dass ich in einer Art Käfig oder in einem nach allen Seiten offenen Haus mich befand, und dass ich von all diesen Wundern nur durch die Gitter meines kostbaren Gefängnisses getrennt war. Zuerst lachte ich über meine Einbildung. Aber je mehr ich hinschaute, um so mehr verstärkte sich das Wunder, wurde es lebendiger, klarer und von zwingender Wirklichkeit. Von da an beherrschte der Gedanke, gefangen zu sein, meinen Geist, ohne, wie ich es zugebe, den vielen Freuden allzusehr Abbruch zu tun, die ich aus dem um mich und über mir stattfindenden Schauspiel zog. Ich sah mich wie auf lange Zeit, für tausende von Jahren vielleicht, in diesem wollüstigen Käfig inmitten dieser Feenlandschaften und wunderbaren Horizonte gefangen, und träumte von Dornröschen, von Sühne, die ich tragen musste, und späterer Erlösung. Über meinem Haupt flatterten herrliche tropische Vögel, und da mein Ohr den Ton der Glöckchen an den Hälsen der Pferde hörte, die in der Ferne auf der Landstrasse trabten, vereinigten die beiden Sinne ihre Eindrücke zu einer einzigen Vorstellung, ich schrieb den Vögeln diesen geheimnisvollen bronzenen Gesang zu und glaubte, dass sie aus metallischer Kehle sängen. Anscheinend sprachen sie von mir und feierten meine Gefangenschaft. Hüpfende komische Affen schienen die ausgestreckte, zur Unbeweglichkeit verdammte Gefangene zu verspotten. Aber all die mythologischen Götter sahen mich mit reizendem Lächeln an, wie um mir Mut einzuflössen, meine Verzauberung geduldig zu ertragen, und alle Augen folgten mir, als wollten sie meinen Blick festhalten. Ich schloss, dass, wenn alte Fehler, Sünden, die ich selbst nicht kannte, diese vorübergehende Strafe verschuldet hatten, ich dennoch auf die Güte der Götter vertrauen konnte, die, während sie mich zur Klugheit verurteilten, mir dennoch grössere Freude bieten würden als das Puppenspiel, das unsere Jugend füllte. Aber ich muss gestehen, dass das Vergnügen, diese Form und diese leuchtenden Farben zu betrachten, das Vergnügen, mich als Mittelpunkt eines phantastischen Traumes zu sehen, meist alle anderen Gedanken überwucherte. Dieser Zustand dauerte lange, sehr lange … dauerte er bis zum Morgen? Ich weiss es nicht. Plötzlich sah ich die Sonne in mein Zimmer scheinen. Ich empfand ein lebhaftes Erstaunen und trotz aller Anstrengungen, mich zu erinnern, brachte ich es nicht fertig festzustellen, ob ich geschlafen hatte oder geduldig eine köstliche Schlaflosigkeit überstanden hatte. Eben noch war es Nacht und jetzt Tag! Und inzwischen hatte ich lange gelebt, sehr lange! Das Zeitgefühl oder besser das Gefühl für die Zeiteinteilung war verschwunden, und die ganze Nacht war für mich nur an der Vielheit meiner Gedanken zu messen. So lang sie mir unter diesem Gesichtswinkel erscheinen musste, war es in anderer Hinsicht wieder, als hätte sie nur einige Sekunden gedauert, oder dass sie überhaupt nicht zum Teil der Ewigkeit geworden war.

 

Ich schweige von meiner Müdigkeit … , sie war ungeheuerlich. Man sagt, dass der Enthusiasmus der Dichter und schöpferischen Menschen dem ähnelt, was ich empfand, obgleich ich immer der Meinung war, dass Menschen, die die Aufgabe haben uns zu bewegen, ein sehr ruhiges Temperament besitzen müssten. Aber wenn das poetische Delirium dem ähnelt, was mir ein kleiner Löffel Konfekt verschaffte, meine ich, dass das Vergnügen des Publikums den Dichtern sehr teuer zu stehen kommt, und nicht ohne ein gewisses Wohlbefinden einer prosaischen Genugtuung fand ich mich endlich nach Hause, in mein geistiges Zuhause, will sagen: in mein reales Leben zurück.«

Man sieht, eine sehr vernünftige Frau; aber wir wollen ihren Bericht nur verwerten, um aus ihm einige Nutzanwendungen zu ziehen, die diese kurz zusammengefasste Beschreibung der hauptsächlichen Gefühle des Haschischrauchers ergänzen werden.

Sie sprach vom Abendbrot als einem sehr zurecht kommenden Vergnügen und zwar in dem Augenblick, wo eine plötzliche Erhellung, die ihr indessen endgültig schien, es ihr erlaubte, das wirkliche Leben wieder aufzunehmen. In der Tat gibt es, wie ich dies auch schon erwähnte, Pausen und trügerische Ruhe, und häufig erzeugt der Haschisch grossen Hunger, fast immer aussergewöhnlichen Durst. Nur bewirken Mittag- oder Abendbrot anstatt dauernder Ruhe diese neuen Anfälle, schwindelnden Krisen, über die unsere Erzählerin klagt, und der eine Reihe zauberischer, leicht furchtvermischter Visionen folgten, denen sie sich entschlossen und gutwillig hingab. Dieser fragliche Hunger und quälende Durst können nicht ohne eine gewisse Mühe gelöscht werden. Denn der Mensch fühlt sich so über die materiellen Dinge erhaben, oder besser, er ist so tief in seinen Rausch versunken, dass er grosser Anstrengungen bedarf, um eine Flasche oder eine Gabel zu bewegen.

Die endliche Krise, die durch die Verdauung der Nahrung hervorgerufen wird, ist in der Tat sehr heftig: man kann nicht gegen sie ankämpfen; und ein solcher Zustand wäre nicht zu ertragen, wenn er lange dauerte uud nicht bald einer anderen Phase des Rausches wiche, der sich in erwähntem Falle in herrlichen, leicht schreckenden und zu gleicher Zeit ganz tröstlichen Visionen bezeugte. Dieser neue Zustand ist das, was die Orientalen ›Kief‹ nennen. Er ist frei von Aufregung und Unruhe; es ist eine ruhige unbewegliche Glückseligkeit, eine göttliche Abgeklärtheit. Seit langem bist du nicht mehr dein eigener Herr, aber es stimmt dich nicht mehr traurig. Schmerz und Zeitbegriffe entschwanden, oder wenn sie mitunter noch aufzutauchen wagen, sind sie durch das vorherrschende Gefühl abgewandelt; und sie verhalten sich zu ihrer üblichen Form wie die dichterische Melancholie zum wirklichen Schmerz.

Aber betrachten wir zunächst im Bericht der Dame, (und darum gab ich ihn wieder) dass die Halluzination unecht ist, und ihr wesentliches der äusseren Umgebung entlehnt. Der Geist ist der Spiegel nur, in dem die Umgebung übertrieben verändert reflektiert. Dann sehen wir, wie das eintritt, was ich gern die moralische Halluzination nennen möchte: Die Betreffende glaubt einer Sühne unterworfen zu sein; aber das weibliche Temperament, das sich wenig zur Analyse eignet, gestattete ihr nicht den merkwürdig optimistischen Charakter genannter Halluzination zu verzeichnen. Der wohlwollende Blick der olympischen Götter war rein haschischerzeugte Phantasie. Ich will nicht behaupten, dass diese Dame nahezu Gewissensbisse hatte; aber ihre Gedanken, die einen Augenblick lang der Melancholie und dem Bedauern sich zuwandten, wurden schnell von Hoffnung wieder belebt. Dies ist eine Beobachtung, die nachzuprüfen wir noch Gelegenheit finden werden.

Sie hat von der Ermüdung am andern Morgen gesprochen: In der Tat ist diese Ermüdung gross; aber sie zeigt sich nicht alsbald, und im Augenblick, wo sie dich packt, bist du erstaunt. Denn, wenn du zuerst erkanntest, dass ein neuer Tag am Horizont deines Lebens aufsteigt, empfindest du ein erstaunliches Wohlbefinden; du meinst geistig selten frisch zu sein. Aber kaum bist du aufgestanden, folgt dir ein alter Rest von Trunkenheit nach und hält dich wie die Ketten deiner eben durchlebten Sklaverei fest. Deine schwachen Beine tragen dich nur mühsam, und jeden Augenblick fürchtest du, wie ein zerbrechlicher Gegenstand zu zerschellen. Eine grosse Mattigkeit (von der einige Menschen behaupten, dass sie nicht ohne Reiz sei) befällt deinen Geist und senkt sich auf all deine Fähigkeiten wie Nebel auf eine Landschaft. Für einige Stunden noch bist du unfähig zur Arbeit, zur Handlung und zur Energie. Das ist die Strafe für die ruchlose Verschwendungssucht, mit der du dein nervöses Fluidum verausgabtest. Das hat deine Persönlichkeit in die vier Winde des Himmels gestreut, und welche Mühe empfindest du nicht jetzt, sie zusammenzubringen und zu konzentrieren.