Duo Dominant - wie werde ich eine Domina? | Erotischer SM-Roman

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Z serii: BDSM-Romane
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»Jetzt geh mal da hin und setz dich drauf.« Emma tat es gern.

»Winkle deine Beine an. Und jetzt stell das linke Bein vor deinen Körper, das andere lass seitlich liegen.« Bei dieser Beschreibung deutete er mit den Händen an, was sie nun tun sollte. Sie saß mit geöffneten Beinen in Richtung Kamera, die Hände hatte sie hinter sich aufgestützt. Sie fand diese Pose aufregend und geil. Ihr war bewusst, dass Henry nun alles sah, was er sehen wollte. Alles, auch ihre nackte Muschi, die zwischen den Beinen sicherlich sichtbar war. Sie erkannte, dass seine Kamera alles erfasste. Nichts würde Henry verborgen bleiben. Es war ihr egal, ob es sich gehörte oder nicht. Vor einer Stunde hatte sie Henry noch nicht einmal gekannt und jetzt zog sie vor ihm blank und präsentierte ihr Schmuckkästchen. Es erfüllte sie mit Stolz, dass er sie schön und fotogen fand. Daher fiel es ihr leicht, ihre exhibitionistische Ader zu zeigen. Schließlich war sie hier in einem Pornostudio.

»So, und jetzt guck noch mal so frech in die Kamera wie vorhin. Darfst auch ruhig ein bisschen arrogant tun.« Emma setzte zuerst ein gespielt erstauntes und unschuldiges Gesicht auf, streckte dann ihren Oberkörper und hob das Kinn höher, um so auszusehen, wie Henry es verlangte. Arrogant und gleichzeitig erhaben. Er wollte es so.

»Ja, super, so ist das schön, du siehst aus wie eine Showtänzerin. Klasse.« Henry kam auf Emmas Gesicht zu, fotografierte sie in Nahaufnahme und hatte ganz schnell viele Fotos gemacht.

»Dein Gesichtsausdruck ist überragend!« Die Kamera klickte. Anscheinend gefiel es Henry, wie sie mit erhobenem Kopf auf ihn hinunterblickte.

»Jetzt dreh dich um, knie dich hin, lass die Hände schön weit nach vorn auslaufen und streck deinen Hintern in die Kamera.« Emma tat, was er von ihr wollte. Die Oberfläche des Bocks reichte aus, um sich herumzudrehen, ohne dass sie absteigen musste.

»Ja, so ist das schon ganz gut, aber dein Hintern muss mehr raus, Mädchen. Mach ein Hohlkreuz.« Emma ließ ihren Rücken in kniender Position sinken und schob den Po in Henrys Richtung. Dabei musste sie auf dem Bock balancieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es war gar nicht so einfach und kostete Emma sehr viel Konzentration. Die Kamera klickte unaufhörlich. Emma bemerkte, wie er immer näher an ihren Hintern kam. Wahrscheinlich machte er Nahaufnahmen von ihrer Spalte.

»Gut, gut! Sehr schön machst du das!« Henry fotografierte immer wieder ihr Hinterteil. »Du hast einen so schönen Arsch.«

Sie schmunzelte, fühlte sich geschmeichelt, wenn Henry ihr Komplimente über ihren runden Hintern machte. Sie genoss seine Worte, auch wenn er sie zum wiederholten Mal mit dem Ausdruck »Arsch« erschreckt hatte.

»Dein Arsch ist ein Kunstwerk. Bleib so.«

Emma blieb in der anstrengenden Haltung knien. Als sie das Geräusch seiner Kamera hörte, sah sie sich um.

»Nein, nicht bewegen, du machst sonst die Symmetrie kaputt. Sieh nach vorn und mach ein Hohlkreuz.«

»Entschuldigung, Henry. Ich wusste nicht, dass es um Symmetrie geht.«

»Anfängerin eben, du kriegst schon noch mit, wie das geht.« Henry ließ die Kamera schnell und oft hintereinander auslösen und Emma kam es vor, als hagelte es Blitze auf sie. Sie kam sich vor, als befände sie sich in einer Fernsehshow, und fühlte sich in eine andere, fremde, aufregende Welt versetzt.

»Jetzt komm wieder runter, Emma.« Sie erhob sich aus der anstrengenden Position und ließ sich von dem weinroten Bock gleiten.

»Komm mit, ich möchte, dass du dir etwas anderes anziehst.« Er führte sie wieder hinter den Paravent.

Diesmal hatte er ein orangerotes, feingeripptes Kleid für sie ausgesucht und hielt es ihr hin.

»Die beiden Öffnungen kommen nach vorn. Verwechsle es nicht.« Henry verließ den Umkleidebereich. Auch dieses eng anliegende Kleidchen ging bis zum Ansatz ihres Pos. Die großen, runden Öffnungen lagen auf Emmas Dekolleté. Als sie das Kleid herunterzog, quollen ihre Brüste durch die Öffnungen und sprangen förmlich heraus. Wie geil sah das denn aus! Das würde sich bei den Fotos sicher gut machen. Es war ein richtiger Hingucker! Wie prall ihre Brüste jetzt wirkten. Wow.

»Ja, wunderbar!« Henry kam mit geöffneten Armen auf sie zu. »Klasse, nimm deine Haare mal zurück, ich glaube, das würde besser zu dem Outfit passen.«

Bewundernd trat er einen Schritt zurück. Sie hob die Arme, um ihre Haare streng zurückzunehmen. Mit einer Hand hielt sie sie fest zusammen.

»Halt, da fehlt noch etwas …«, sagte er, kam auf sie zu, leckte an seinen Fingerkuppen und begann, ihre Nippel zu zwirbeln. Was erlaubte er sich … Entrüstung schob sich in ihre Gedanken. Sofort standen ihre Brustwarzen. Emma wusste nicht, ob es von der Kühle der nackten Brüste kam oder weil Henrys spontane Aktion sie kurz erschaudern ließ. Oder war es vielleicht doch Erregung? Sie blickte verwirrt in sein Gesicht. Dann wandte er sich von ihr ab, um auf seinem Schreibtisch in einem kleinen Kästchen etwas zu suchen.

»Welchen Gummi magst du, den kleinen oder den großen?«, fragte er und blickte durch das Glas seiner Brille verschmitzt zu ihr hinüber.

»Der kleine reicht, denke ich mal.« Bei diesem Satz konnte Emma es nicht lassen, an seiner Hose herabzusehen und kurz mit dem Blick an seinem Reißverschluss hängen zu bleiben.

»Das hab ich gesehen«, meinte er mit scherzhaft drohendem, erhobenem Zeigefinger.

Emma lächelte. Sie nahm den Gummi aus seiner Hand und band damit die Haare zu einem festen Pferdeschwanz zusammen.

»Du hast ein tolles Lächeln, Emma.« Henry schob sie nach vorn. »Steig bitte wieder auf das Podest und dann machen wir die gleichen Aufnahmen noch mal, aber auf dem Boden. Fangen wir wieder mit der ersten Position an.«

Dieselbe Prozedur wiederholte sich. Die mit der digitalen Großbildkamera verknüpfte Studioblitzanlage blitzte erneut und leise hörte sie das Klicken der Kameraverschlüsse. Helle Lichtblitze und surrenden Geräusche begleiteten Henrys Kamerahandhabung. Alle vorherigen Positionen wurden noch einmal abgelichtet – mit Lächeln, ohne Lächeln, mit geöffnetem Mund, erhobenem Kinn und laszivem Blick. Dieses Mal streckte sie statt ihres Hinterns ihre Brüste hervor, die schön umrandet vom orangefarbenen Stretchstoff des Kleides sicher der Wow-Effekt auf den Bildern waren. Immer wieder kam er zwischendurch zu ihr und reizte zärtlich ihre Nippel, damit sie stets schön standen und für die Fotoaufnahmen aufreizend aussahen.

»Du hast herrliche Nippel und sie reagieren wunderbar. Bei den meisten Models brauche ich Eiswürfel dazu. Auch deine Brüste haben eine wunderschöne Form, sind fest und prall. Einfach perfekt.« Er verstand es, sie mit Komplimenten zu überschütten und sie damit anzuspornen, ihr Bestes zu geben. »Nimm dein Kinn etwas höher, sonst gibt das nur unnötige Falten. So eine Operation würde mehrere Tausend Euro kosten. Mein Ratschlag ist umsonst und schenkt dir ein schönes Gesicht.« Emma wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Kopfhaltung noch etwas anderes bedeutete. Warum wollte er immer, dass sie ihren Kopf hochreckte? Ging es nur um das Aussehen?

»Es sieht erhaben aus, wenn du das machst. Aus der Kameraperspektive erscheint es machtvoll. Wie eine königliche Herrscherin. Mach nur so weiter. Das ist toll. Ja, super!« Nebenbei wedelte er ihr mit der Hand zu, als wollte er Aufwind erzeugen. Emma streckte ihr Kinn noch eine Nuance höher.

»Und jetzt steig herunter und komm zu mir«, sagte Henry und streckte seine freie Hand aus, um ihr beim Heruntersteigen zu helfen.

»Ich habe hier einen großen Spiegel und eine Couch. Stütz dich mit den Händen auf den oberen Rand der Couch und streck deinen Hintern dem Spiegel entgegen, so kann ich Fotos machen, auf denen vorn wie hinten alles von dir zu sehen ist.«

»Das ist ja eine tolle Idee.« Emma ging auf die mit rotem Plüsch bezogene Couch zu, stellte sich davor und ließ sich ein Stück nach vorn fallen, um sich mit den Händen an der hohen Lehne abzustützen.

»Leg deinen Kopf auf die Arme.« Sie tat es, es war eine angenehme Position.

Henry wusste das anscheinend. »Entspann dich, schließ die Augen.« Sie schloss die Augen und hörte aufmerksam, was er tat. Er lehnte sich wie aus Versehen an ihren Hintern und sie spürte seinen Schwanz durch die Seidenhose. Er flüsterte ihr ins Ohr. »Steck dir einen Finger in den Mund.«

Emma öffnete die Augen, lächelte und steckte langsam ihren Zeigefinger in den Mund.

»Lass den Finger nicht so leblos in deinem Mund, bewege ihn, tu so, als ob du einen Schwanz lutschst.«

Dabei dachte er doch bestimmt an seinen eigenen … Sie ließ den Zeigefinger in ihren Mund hinein und wieder hinaus gleiten, immer darauf bedacht, dass es ihm gefallen möge. Er knipste auch diese Position.

»Jaaa, das machst du gut so. Steh auf, Emma. Komm mit zum Spiegel.« Sie nahm den Finger aus dem Mund und folgte ihm. Henry stellte sie vor den großen Spiegel. Er stand hinter ihr und streichelte sie sanft am Ansatz ihres Pos. Sie ließ sich die Zärtlichkeiten gern gefallen. Ob sich mehr daraus entwickeln würde? Doch Emmas Verstand sagte ihr, dass man das nicht machte, schließlich war Henry hier der Chef. Von ihm hing es ab, ob sie aufsteigen konnte oder nicht. Ob sie Zutritt zur Welt der erotischen Models erhalten oder seine Zustimmung vielleicht verspielen würde, indem sie sich auf ihn einließ. Sex mit Henry? Nein! Spaß und ausschweifenden Verkehr fand sie im Silky Sexlife genug. Sie wich ihm aus und entzog sich so seiner Berührung. Ob der dezente Rückzieher es ihm verdeutlichte? Er reagierte fast so, wie sie es von ihm erwartet hatte. Ohne ein Wort von ihm hörten die Berührungen auf.

»Sieh dir das mal im Spiegel an.« Er stellte sich neben sie, ließ seine Hand vor ihrem Schritt schweben, ohne sie anzufassen. »Mit männlichen Models wäre es eine gute Komposition.« Dann führte er sie zurück auf die Couch. Überrascht sah sie ihn an.

 

»Setz dich.«

Sie ließ sich fallen, versank beinahe. Diese Couch war groß und sehr bequem. Was man auf ihr alles tun könnte … Hatte er ihren verbalen Rückzieher überhaupt verstanden? Anscheinend ja, denn er ließ seine Hände von ihr und setzte sich neben sie.

»Was hast du lieber, wenn du ordentlich durchgefickt oder geleckt wirst?« Er fragte direkt und provokant. Sein Blick hatte sich geändert. War es doch falsch, ihn abgewiesen zu haben? Oder begann nun eine Unterhaltung, die sie so nicht erwartet hatte? Wahrscheinlich hatte er dieses Gesprächskonzept nach jahrelanger Berufserfahrung erstellt und unterhielt sich in dieser Ausdrucksweise, um abzuschätzen, wie seine Starlets tickten. Sicher gab es auch gierige Schlampen und obendrein Nutten ohne Niveau. Vielleicht selektierte Henry sie durch diese Gespräche? Vielleicht war das sein endgültiges Auswahlprinzip? Emma wurde nervös, sie verspürte ein Kribbeln im Nacken und sah Henry unsicher an. Zu was zählte er sie? Zu den Frauen mit Stil oder bereits zu den Schlampen?

»Och, das ist doch beides gut«, antwortete sie. Es war unverbindlich und ließ Spielraum in beide Richtungen. Sollte er doch selbst raten. Emma fragte sich, was er wohl hören wollte. Was zum Teufel ging ihn das eigentlich an? Und spielte ihre Antwort überhaupt noch eine Rolle? Hatte er sie nicht schon längst gewählt? Warum stellte er ihr jetzt diese intimen Fragen? Unsicherheit schwebte im Raum und umhüllte sie. Er sah sie argwöhnisch an.

»Aber wenn du dich entscheiden müsstest, was würdest du nehmen?«

»Es käme auf das Aussehen des Partners an, aber wahrscheinlich wäre mir die Zunge lieber.« Ob er es auch fotografieren würde, wenn ein Mann eine Frau leckte? In Großaufnahme? Irgendwo mussten die Bilder im Internet ja herkommen. War Henry so ein ausgebuffter Pornofotograf? Wahrscheinlich verdiente er damit einen Haufen Geld, sonst hätte er nicht so eine teure Einrichtung und so ein großes Studio. Sie versuchte abzuschätzen, wie groß sein Gebiet war, auf dem er Fotos und Filme produzierte. Sicher hatte er ein breites Themenspektrum.

»Du fotografierst alles, nicht wahr?«, fragte sie ihn neugierig.

»Ja, Männer und Frauen. Alles. Und natürlich filme ich auch, aber lassen wir das Thema. Ich glaube nicht, dass das etwas für dich ist.«

»Doch! Ich bin sehr daran interessiert.« Hatte er denn noch nicht bemerkt, wie brennend neugierig sie auf alles war? Ihre Signale waren doch unmissverständlich, oder nicht?

»Wie sehr?« Er sah ihr tief in die Augen, als wollte er überprüfen, ob sie die Wahrheit sagte und sich wirklich inbrünstig wünschte, in seine Foto- und Filmwelt einzutreten.

»Ich möchte mir am liebsten alles ansehen.«

»Das darf nicht jede. Das musst du dir erst verdienen«, meinte er und nahm sie bei der Hand. »Komm her, an den Spiegel.«

Was hatte er jetzt vor? Etwa eine neue Prüfung, die sie bestehen sollte? Er hatte einige Dinge auf einem weiß gedeckten Konsolentisch liegen. Schminkutensilien, Reinigungstücher und einen Handspiegel neben verschiedenen Behältnissen. Er nahm eine kleine Dose, öffnete sie und flog, mit den Fingern flatternd, über ihren Inhalt. Dann griff er hinein.

»Diesen. Nimm den Lippenstift und mach deine Lippen schön rot.« Emma nahm ihn aus seiner Hand. Sie wandte sich erneut dem Spiegel zu und setzte den Lippenstift an. Einen knallroten hatte Henry für sie ausgesucht. Im Alltag würde sie niemals roten Lippenstift auftragen, aber zu diesem Zweck und in dieser Aufmachung machte es ihr nichts aus. Sie fand die Farbe passend. Das orangerote Minikleid arrangierte sich toll mit ihrem jetzigen Aussehen. Die Brüste standen heraus, der Kussmund war voll und schön rot und die streng nach hinten gezogenen Haare erfüllten ihre Erwartungen vom Bild einer richtigen Erotikdarstellerin. Emma fühlte sich beinahe, als könnte sie sich selbst in einem Film sehen. Alles erschien unwirklich und das diffuse Licht im hinteren Teil des Studios hatte eine eigenartige Wirkung. Henry sah, hinter ihr stehend, in den Spiegel, wo sich ihre Blicke trafen.

»Dreh dich zu mir herum. Du hast so volle Lippen, die wirken mit dem Rot sehr erotisch. Du darfst übrigens die Schuhe wieder ausziehen.« Emma setzte sich auf den Rand der Couch, öffnete die Riemchen an den Fesseln und zog die schweren, hohen Plateauschuhe von ihren Füßen. Sie war erleichtert, dass sie davon befreit war, und lächelte, als sie die nackten Fußsohlen auf den weichen Teppich stellte.

»Du sagtest, du lebst allein.« Sein Blick wirkte zweifelnd und prüfend zugleich.

»Ja schon, aber das heißt nicht, dass ich keinen Sex habe.«

»Was willst du damit sagen?« Er forderte sie ganz schön heraus. Musste sie wirklich alles beantworten? Was wäre, wenn sie es nicht täte? Würde sie dann durch sein Raster fallen?

»Ich suche mir hier und da mein Vergnügen.« Was sollte schon Verbotenes daran sein, wenn sie ihm gestand, was sie tat? Schließlich saß sie auf der Couch eines Pornofotografen. Bestimmt war der selbst mit allen Wassern gewaschen und vögelte seine Kandidatinnen durch.

»Aha, und hast du jemand bestimmten?«, bohrte er weiter.

»Nein. Es wechselt sich ab«, antwortete sie arglos.

»Soso … es wechselt sich also ab.« Seine Stimme wurde flach. Er zischelte etwas durch die Lippen und wandte sich von ihr ab, um seine Kamera zu überprüfen. Ob er wusste oder ahnte, was sie privat trieb? Dann drehte er sich wieder zu ihr. Seine Augen schienen gierig nach ihren innersten Gedanken zu suchen. Aber zu viel wollte Emma eigentlich nicht von sich preisgeben. Verdammt, warum musste sie immer alles beantworten?

»Ich möchte dich küssen«, sagte er kurz und fordernd. Emma bekam ein schlechtes Gewissen. Könnte sie ihm widerstehen? Würde er sie für sich benutzen und später durchficken wollen? In diesem Fall würde sie sicher durchfallen.

Emma sah ihn abschätzend an. Sein Blick war verlangend, die Arme offen für sie. Er stand da und wartete, dass sie ihm nahe kam. Solange es nur ein Kuss war …

Ach, was soll’s?, dachte sie und ließ sich kurzerhand darauf ein. Gleichzeitig hätte sie sich am liebsten auf die Lippen gebissen. Die Unentschlossenheit war wieder da, aber es war bereits zu spät. Emma hing an seinen Lippen. Er küsste sie leidenschaftlich. Sie hatte in diesem Moment total vergessen, dass sie ihre Lippen knallrot geschminkt hatte. Henry presste seine Lippen auf ihre, wanderte mit dem Mund über die Lippenränder, schmierte hin und her und hielt dabei ihren Kopf mit beiden Händen fest. Sie fühlte sich wie in einem Schraubstock und konnte dem Druck seiner Hände nicht ausweichen. Warum tat er das? Vorhin war er doch noch ganz normal gewesen.

»Aua«, sagte sie mit gequetschter Stimme.

»Da, du kleine Schlampe. Sieh in den Spiegel«, motzte er sie an. Hastig drehte er sie herum, schubste sie in Richtung Spiegel und hielt ihr Gesicht so, dass sie sich direkt ansehen musste. Sein Griff war hart. Was war bloß in ihn gefahren? Emma erschrak vor ihrem Spiegelbild. Was hatte er mit ihr angestellt? Wie sah sie denn jetzt aus? Das konnte er doch nicht machen! Emma verstand ihn und die Welt nicht mehr. Sich schämend hielt sie sich die Hand vor den Mund und lief eilig zur Tücherbox, um sich mit einem Kosmetiktuch den Mund abzuwischen. Sie rubbelte fest über ihre Lippen, ihr Kinn und die Wangen. Wut schäumte in ihr hoch. Sie sann nach einer Retourkutsche, nach Rache.

Henry lachte laut auf. Sein doofes Spiel gefiel ihm auch noch! War das etwa das sprichwörtlich Zweite Gesicht, das manche Menschen hatten? Emma lief rot an, sie spürte es an der Hitze in ihrem Gesicht. Sie schnappte nach Luft und konnte nicht fassen, wie er sie behandelt hatte. Doch sie wollte sich auf keinen Fall stumm seinen Beleidigungen aussetzen. »Na warte!«, murmelte sie und biss sich anschließend auf die Zunge.

»Du siehst dreckig aus, Emma!« Wie verachtend er diese Worte ausspuckte. Dann lachte er erneut lauthals kreischend auf. War er verrückt geworden? Es war das Lachen eines Irren und sein Gesichtsausdruck erinnerte sie an den alten Schauspieler Klaus Kinski, dem man ebenfalls nachgesagt hatte, verrückt zu sein. Emma wäre am liebsten schreiend davongelaufen. Sie stockte und überlegte. Weglaufen wie ein kleines, beleidigtes Mädchen? Nein, das durfte sie jetzt nicht tun. Sie wusste zwar noch nicht, was daraus werden sollte, aber sie beschloss, sich dagegenzustellen. Die Beherrschung, sich nicht selbst bloßzustellen, kostete sie viel Mühe. Sie riss sich zusammen, obwohl es sich anfühlte, als bekäme sie vor Wut einen geschwollenen Hals. Innerlich zählte sie langsam von eins bis fünf und starrte ihn dabei an. Sie atmete bewusst tief ein, um die Wut zu unterdrücken, und ballte hinter ihrem Rücken die Fäuste. »Eins, zwei drei« … Schließlich hatte sie sich gesammelt. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Wieso sollte sie jetzt aufgeben und gehen? Das könnte lächerlich wirken, und das wollte sie auf keinen Fall. Sie entschloss sich, sich seiner extrem beleidigenden Art zu widersetzen. Er meinte wohl, er könnte mit ihr machen, was er wollte?

»Was fällt dir ein? Ich bin keins von deinen Spielzeugen!«, warf sie ihm entgegen. »Was sollte das? Warum hast du das gemacht?« Sie hob abwehrend die Hand und stellte ihren linken Fuß quer, um einen gewissen Abstand zu wahren. Dann sah sie ihm direkt in die Augen, als könnte sie damit erzwingen, dass er nicht weiter auf sie zukam. Ihre Blicke stießen aufeinander wie die Hörner zweier Alpenböcke. Es wurde still und die Spannung stieg. Was würde passieren? Es war, als würden ihre inneren Stimmen miteinander kommunizieren, ohne dass ein Laut zu hören war. Es lag etwas in der Luft, das sie nicht beschreiben konnte. Instinktiv hob sie den Kopf und bemerkte, wie er seinen sichtlich senkte. Es war gar nicht so schwer. Sie stellte fest, wie einfach es war, sich in diesem mentalen Spiel zu behaupten, und es begann, ihr Spaß zu machen. Sie hielt seinem eisernen Blick stand und begann überheblich zu lächeln. Sie erkannte, was sie herausgefordert hatte, und es hatte die Wirkung, die sie sich erhofft hatte. Sie fühlte sich innerlich gefestigt und er sah aus, als gäbe er auf. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie losgelacht. Doch sie behielt ihre Mimik bei, was anstrengend war, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

»Entschuldige«, sagte Henry lapidar und wandte den Blick von ihr ab. »Ich habe es nicht so gemeint. Ich experimentiere gern herum und stelle mir dann die intimsten Sauereien vor.« Er warf eine Hand über die Schulter, als hätte das alles nichts zu bedeuten. Doch Emma fühlte ganz genau, dass sie die heimliche Gewinnerin in diesem Spiel war. Diese Art von Gefühl kannte sie bis dahin noch nicht. Es war anders. Es war wie ein Kinderspiel, aber für Erwachsene. Wer zuerst wegsieht, hat verloren. Als hätte sie den Spieß selbst umgedreht. Sie stand jetzt quasi über Henry. Sie war die Stärkere. Langsam dämmerte ihr, dass es sich hierbei um ein Spiel um die geistige Oberhand handeln musste. Um ein Machtspiel. Sie hatte davon gehört, jedoch noch nie erlebt, wie es sich anfühlte.

Manuel hatte damals zu ihr gesagt, es sei ein Zeichen von Dominanz, seinen Körper zu beherrschen und seinen Willen durchzusetzen. Gerade eben hatte sie es getan. Sie hatte ihre Wut hinuntergeschluckt und Henry scheinbar ergeben gemacht. Sollte sie etwa einen dominanten Kern in sich tragen, ohne dass sie jemals bewusst darüber nachgedacht hatte? Hatte sie Henry etwa gedanklich unterdrückt? Er hatte wieder heruntergeschaltet und tat, als wäre nichts gewesen. War er vielleicht eingeschüchtert und gab es nicht zu? War es wirklich so einfach? Das großartige Gefühl, das ein Gewinner gleich nach dem Sieg verspürt, stieg in ihr hoch. Es war ein tolles Erfolgserlebnis. Sich unterordnen konnte schließlich jeder. Sie hätte es beinahe auch getan. Es war die einfachste Methode, doch im letzten Augenblick hatte sie sich anders entschlossen. Sich gegen eine dominante Wesensart aufzulehnen und auch noch zu gewinnen, überstieg alles. Und wie leicht es sich anfühlte! Sie machte gleich weiter mit ihrer neu entdeckten, dominanten Linie und freute sich darüber. Sie lächelte immer noch, ließ Henry aber nicht wissen, warum. Sie wollte nicht mehr verraten, was sie gerade dachte und fühlte. Es dämmerte ihr, dass sie sicher unnahbarer wirkte, wenn sie nicht mehr offen über ihre Gedanken sprach.

»Warum hast du das gemacht, ausgerechnet mit mir?«, fragte sie und sah Henry überheblich an. Wie bei der Fotoszene. Sie hatte es sich vorhin noch von ihm beibringen lassen. Und jetzt wusste er anscheinend nicht, was in ihrem Innern vorging und wofür sie die Aufforderung zum Kinnanheben gebrauchte.

 

»Mach mir nichts vor, du bist doch auch so ein Luder, oder nicht?«, stellte er die Gegenfrage.

Henry wollte anscheinend, dass sie sich kleinlaut vor ihm rechtfertigte. Als wäre sie ihm eine Antwort schuldig. Ihm, dem großen Pornofotografen. Aber da irrte er sich. Es war jetzt nicht mehr möglich. Emma fühlte sich groß, als würde sie ihn innerlich überragen.

Er setzte seine Brille ab und versuchte, seinen Blick in sie hineinzutreiben. Doch es gelang ihm nicht mehr. Emma stand gewissermaßen über ihm und hatte ein Schutzschild aufgebaut, an dem seine verbalen Angriffe abprallten.

»Warum hast du meinen Mund so verschandelt, was willst du damit demonstrieren? Und nenn mich bloß nicht Luder! Ich bin bestimmt nicht eins von denen!« Demonstrativ hob sie abwehrend ihre Hand und deutete damit eine gewisse Grenze an, die Henry nicht übertreten durfte.

»Ich musste dich für deine Antwort bestrafen. Du wechselst deine Lover? Das ist unanständig.«

»Unanständig?«, äffte sie ihn nach, während sie über ihn nachdachte. Was wollte er? Sicher war er selbst überhaupt nicht anständig. Sein Verhalten hatte es ihr verdeutlicht. Hallo, sie stand vor einem Pornoproduzenten und der war sicher nicht brav, sondern ein verruchter Kerl durch und durch.

»Fass dir an die eigene Nase. Du hast doch auch keine weiße Weste.«

»Du gefällst mir, bist kein Duckmäuser und wehrst dich. Eine Menge anderer wären jetzt beleidigt davongelaufen. Damit hast du dir etwas Besonderes verdient.« Er lächelte sie an, wie am Anfang ihrer Begegnung. Sie blickte skeptisch zu ihm. Hörte sie in seiner Stimme etwa Anerkennung, so wie vorhin beim Fotografieren? Vielleicht war die ganze Szene eine Prüfung gewesen, um ihren Charakter zu analysieren. Offensichtlich hatte sie bestanden. Sie hatte sich etwas Besonderes verdient, hatte er gesagt. Was konnte es nur sein, das sie sich verdient haben sollte? Ein Extrahonorar wäre gut.

Er ging zum Spiegel und betätigte den Hebel am Wasserspender, nachdem er einen weißen Plastikbecher daruntergehalten hatte.

»Möchtest du jetzt auch etwas trinken?«

War das eine Geste der Versöhnung? Emma bemerkte erst jetzt, dass sie durstig war, und nahm den Plastikbecher aus seiner Hand. In einem Zug leerte sie den Inhalt.

»Nimm es als Kompliment, ich habe dich mit einem Kuss bestraft! Du kannst dich jetzt wieder anziehen.«

Misstrauisch sah sie ihn an. Doch auch wenn die Situation mit ihm in den Wahnsinn laufen würde, das Abenteuer Fotostudio wollte sie bis zum Schluss auskosten. Lange konnte es wohl nicht mehr dauern.

»Okay …« Sie ging hinter den Paravent und zog ihre eigenen Sachen wieder an. Als sie mit dem Ankleiden fertig war, blickte sie zum Schreibtisch, an dem Henry saß und wieder ganz der Geschäftsmann war. Er sah auf die Uhr, notierte die Zeit auf einem weißen Blatt Papier und legte es an den Platz gegenüber. Als wenn jemand einen Schalter bei ihm betätigt hätte, war keine Spur von Verrücktheit mehr auszumachen.

»Na, komm her, setz dich.« Henry machte eine einladende Handbewegung. Emma nahm wieder gesittet auf dem Sessel Platz.

»Sieh her, ich habe hier den Vertrag, den musst du noch unterschreiben. Du warst jetzt etwas mehr als zwei Stunden hier und erhältst hundertfünfzig Euro.«

Er war aufgestanden. Hinter ihm befand sich ein mächtig großer Tresor. Er war bestimmt zwei Meter hoch und eins fünfzig breit. Es war einer jener Tresore aus den 1950er-Jahren, die aussahen wie die in einem Ganovenfilm. Anthrazitgrau, mit kräusellackierter Oberfläche, einem Messingschild des Herstellers und einem großen Verschlussrad an der Vorderseite. Der Tresor machte einen gewaltigen Eindruck. Henry öffnete den Schrank und holte einen Bündel Geldscheine heraus, von dem er hundertfünfzig Euro abzählte. Emma las den Vertrag.

»Hiermit bestätige ich, die heute erhaltenen Einnahmen aus freiberuflicher Tätigkeit … und so weiter …. Mit der Veröffentlichung und Vervielfältigung des Materials auf allen Medienträgern bin ich einverstanden. Den Auszahlungsbetrag habe ich in bar erhalten, weitere Ansprüche bestehen nicht.«

Die letzten beiden Zeilen waren für die Unterschrift. Henry gab Emma einen Kugelschreiber in die Hand.

»Deine Unterschrift, Emma.«

Sie zögerte.

»An was bin ich gebunden?«

»An nichts. Du kannst jederzeit sagen, du willst nicht mehr, genauso wie ich.«

»Und keine weiteren Ansprüche, was heißt das?«

»Der Satz auf dem Zettel gilt der Prominenz, denn die können einen verklagen, wenn sie ein Foto von sich in der Zeitung oder auf diversen Internetseiten sehen.«

»Ja, sie wollen am längeren Hebel sitzen. Verklagen bringt Geld. Ich verstehe.«

»Schlaues Kind. Das hat man mit mir auch mal versucht, deswegen steht es so im Vertrag.«

»Und das soll ich jetzt unterschreiben?«

»Ein bisschen Vertrauen gehört schon dazu.«

Emma lächelte und dachte an das Abenteuer, das sie heute mit ihm erlebt hatte. Das Spiel mit dem Lippenstift hatte sie zunächst verärgert und schockiert, aber dann hatte sie die besondere Erfahrung mit einem dominanten Gefühl machen dürfen. Irgendwie hatte es ihr insgesamt gefallen und es machte sie neugierig, wie weit solche Spiele wohl gehen könnten. Daher setzte sie den Kugelschreiber an und unterschrieb auf der letzten Zeile.

»So, nun darfst du dir die hundertfünfzig Euro in die Tasche schieben.«

»Danke.«

»Du bist eine interessante Frau, Emma. Komm mit, ich zeige dir die Studios.«

»Echt?« Emma freute sich, ihr Herz machte einen Hüpfer. Es war sicher die Belohnung, von der Henry vorhin gesprochen hatte. Ihr Wunsch ging in Erfüllung. Sie durfte einen Blick in sein Reich werfen, in die Filmstudios.

»Nimm deine Sachen mit, wir kommen nicht mehr zurück. Das wird eine Besichtigungstour, die am Ausgang endet. Komm jetzt, geh einfach mit.«

Zuerst mussten sie durch die Tür, an der das Messingschild mit Henrys Schriftzug hing. Von dort sahen sie die beiden Empfangsdamen. Henry grüßte die beiden mit einem Kopfnicken und führte Emma den Flur entlang, allerdings in eine andere Richtung. Es ging rechts herum, an einer Wand entlang, an der große beeindruckende Pornofotos hingen. Die Frauen waren in verschiedenen Posen dargestellt, alle nackt und wohlproportioniert. Anscheinend war es eins von Henrys Lieblingsmotiven, die Frauen so von hinten zu fotografieren, dass der Po ganz groß rauskam und auf den Betrachter wirkte, als sei der Arsch die Hauptsache der Welt. Vielleicht würde er auch Emmas Hintern in der Galerie präsentieren? Sie schmunzelte, während sie weitergingen. Am Ende des Flurs erreichten sie eine Tür, die offen stand. Emma trat überwältigt in den großen, weiten, mit Filmrequisiten eingerichteten Raum. Sie sah mit großen Augen zur Decke, die eine geschätzte Höhe von sechs Metern hatte. Oben befanden sich zum Teil transparente Lichtkuppeln. Es wurde ihr wieder bewusst, dass sie sich im fünfzehnten Stockwerk befand. Ganz oben, in der letzten Etage.

Emma blickte in die andere Richtung. Dort stand der Tisch der Visagisten, jener Gesichtskünstler, die aus einem unscheinbaren Gesicht eine andere Persönlichkeit zaubern konnten.

»Ich habe hier Verwandlungskünstler. Die Damen und Herren von der Maske könnten auch dich so verwandeln, dass du dich selbst nicht mehr wiedererkennst.« Emma sah Henry überrascht an. War das eine Andeutung dessen, was er in Zukunft mit ihr vorhatte? Würde die Lawine jetzt losrollen und Emma zum Pornostar avancieren? Vielleicht legte er ihr nun die Filmwelt nahe. Nein, sicher war es nur ein Wunschdenken und viel zu schwierig für sie. Was wäre, wenn er beim Filmen auch ausrastete? Nein, nein. So weit durfte es nicht kommen. Der heutige Tag hatte ihr gereicht. Dennoch faszinierte sie, was sie sah.

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