Die Vögelfarm

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Furrylady Kim

Jonathan parkte in einer Seitenstraße.

Zwei Straßen weiter sah das Bild der Stadt anders aus, die Straße war doppelspurig, Geschäft reihte sich an Geschäft und tagsüber herrschte ein reges Treiben. Am Ende der Straße befand sich ein Lokal namens Irish Love. Schon auf der Straße hörte Jonathan irische Klänge, die ihn hinein lockten. Jonathan hatte gehört, dass sich Paare hier gefunden hatten, und er legte seine ganze Hoffnung darauf, dass auch er jemanden kennenlernen könnte, der in sein Weltbild passte und mit dem er eine Partnerschaft aufbauen könnte. Er setzte sich auf die Couch am Fenster und wartete auf die Bedienung.

»Hey, Jonathan, was darf es heute sein?«

»Hallo, Sandy. Einen Latte Macchiato mit Sahne.«

Jonathan beobachtete viele Frauen. Einige interessierten ihn, aber meist waren sie schon verabredet. Er sah, wie sich am anderen Ende des Raumes eine gutaussehende Frau in seinem Alter niederließ. Sie hatte kurzes, rotes Haar, das keck in die Höhe stand und war sexy angezogen. Sie trug eng anliegende Leggins und ein Kurz-Shirt in Knallorange, das ihre Hüfte nicht bedeckte. Wenn sie sich umdrehte, sah Jonathan ihren Bauchnabel, der Stoff des T-Shirts begann erst darüber. Er fand diese Aufmachung sehr sexy. Sie hatte eine tolle Figur, soweit Jonathan es erkennen konnte. Sie sah sich suchend um.

Ob sie verabredet war? Jonathan reckte sich, um die Frau besser sehen zu können. Er stand auf und überlegte, ob er zu ihr hinübergehen sollte. Was sollte er sagen? Kannst du mir deine Nummer geben? Ich habe meine vergessen. Nein, das war nicht witzig, es würde höchstens nerven, so einen billigen Spruch anzubringen. Meistens würden solche Baggersprüche eh nicht funktionieren, hatte er gehört. Ob er überhaupt mit irgendeinem Spruch bei ihr landen könnte? Die schöne Unbekannte sah zwar danach aus, aber Jonathan wusste, dass man keine Frau nach dem Aussehen beurteilen konnte. Sie könnte ihm genauso gut eine Ohrfeige geben, und dann? Jonathan zögerte kurz, fasste sich ein Herz und ging auf sie zu.

»Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber ich würde es gern wissen.« Jonathans Herz pochte. Was würde sie antworten? Nicht auszudenken, wenn sie ihm jetzt eine Abfuhr geben würde. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. »Gern, ich heiße Kim.«

Jonathan fiel ein Stein vom Herzen. »Hey Kim, wollen wir an den Fensterplatz gehen?« Er deutete auf seinen Platz. Kim ging voraus und Jonathan ging gentlemanlike hinterher. Sie setzten sich auf die Couch.

»Wo kommst du her, ich hab dich hier noch nie gesehen.«

»Aus Freising, das ist nicht weit weg. Und du?«, fragte Kim.

»Aus Unterpfaffenhofen. Kennst du das?«

»Nein.«

»Kannst du auch nicht, es ist ein Dorf am anderen Ende der Welt.« Jonathan hatte die Hübsche zum Lachen gebracht. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und ließ ihre weiße Zahnreihe blitzen.

Die Zeit verging wie im Flug. Jonathan und Kim saßen zwei Stunden an dem sonnenbeschienenen Tisch und tranken abwechselnd Latte Macchiato und Wasser. Das interessante Thema des frühen Abends waren sogenannte Furrys, die sich heute in der Innenstadt in einem Einkaufscenter getroffen hatten. Als geschlossene Gruppe von zehn kuscheligen Tieren hatten sie die Menschen belustigt und den Kindern Luftballons geschenkt.

»Ich bin eine davon«, sagte Kim schmunzelnd.

»Das muss ein großartiges Hobby sein«, vermutete Jonathan.

»Vor allem ein teures, so ein Tierkostüm kann bis zu dreitausend Euro kosten.«

»Was? Das ist ja unglaublich.«

»Solche Versammlungen gibt es noch nicht so lange und ab und zu fahr ich viele Kilometer, um bei einem Event dabei zu sein.«

»Ist das nicht wie Fasching im Dauerzustand?«

»Nein, das hat damit nichts zu tun. Furry sein heißt, in eine andere Person und in eine andere Welt zu schlüpfen. In dem Kostüm fühle ich mich wohl und unerkannt.«

»Das würde ich gern mal sehen.«

Am Schluss spendierte Jonathan noch ein Glas Sekt. Kim war eine interessante und ausgeflippte Erscheinung. Sie hatte ihn beeindruckt und seinen Ansichten meist zugestimmt. Sie hatte ihm zwischendurch zugezwinkert und mit spitzen Lippen Küsse angedeutet. Mit ihr könnte es etwas werden, oder nicht?

»Heute Abend bin ich eingeladen. Ich hatte zwar abgesagt, weil ich keine Begleitung hatte, aber ich denke, ich kann noch zusagen. Die Zeit reicht noch aus. Hättest du Lust, mich zu begleiten?«, wollte Kim nach einer Weile wissen. Sie zückte ihr Handy, bereit eine SMS zur Anmeldung abzusenden.

»Wohin?« Jonathan war neugierig und gespannt, endlich eröffnete sich ihm ein Abenteuer, das interessant zu werden schien.

»Zu einer Furry-Party hier in München.«

»Was ist eine Furry-Party?« Jonathan hob staunend die Augenbrauen. Er hatte diesen Ausdruck schon mal gehört. Es wurde gemunkelt, Furry-Partys seien versteckte Swinger-Zusammenkünfte. Gab es das im wirklichen Leben? Oder wollte sie ihm einen Bären aufbinden? Es war kein Traum? Erzählte Kim tatsächlich von einer Furry-Party?

»Die Furrys kommen in ihrer Tierverkleidung und daraus macht ein ausgesuchter Veranstalter eine Fete. Manche sagen Kuschelparty oder Pet-Party. Ich war mehrmals auf so einer Feier, aber ich möchte dir nicht zu viel verraten.«

Sie sah Jonathan lasziv an und schlang elegant ihre Beine übereinander. Sie wippte mit ihrem Fuß, als könne sie die Antwort nicht abwarten.

Eine Kuschelparty, aha. Die engen Leggins ließen erahnen, wie sich die Haut an ihren Beinen anfühlen würde. Kim sah sexy aus, wie sie da saß. Geradezu verlockend. Er hatte das Gefühl, sie küssen zu müssen. In seinen Gedanken malte er sich aus, wie er sie an die Wand drängte und ihre vollen Lippen mit seinen liebkoste. Er spürte, wie sich sein Schwanz in seiner Hose regte, und musste sich beherrschen, nicht sofort über sie herzufallen. Das gehörte sich nicht. Er vertiefte das Gespräch, damit es ihn von seiner Erregung ablenken sollte. »Okay. Das will ich sehen. Wo bekomme ich ein Kostüm her?«

»Ich habe noch ein Hundekostüm für einen Mann im Auto. Wie ich schon sagte, meine Begleitung hatte keine Zeit.«

Einen Hund? Mit hängenden Ohren vielleicht? Hauptsache, bei Jonathan würde nichts anderes hängen, wenn er Kim näherkommen würde.

Bald darauf erhoben sie sich. Jonathan bot Kim die Jacke, sie schlüpfte mit nach hinten gerichteten Armen hinein.

»Ich muss noch bezahlen. Sandy hat sehr viel zu tun, es ist ganz schön voll geworden«, meinte Jonathan und ging mit Kim an die Theke. Er zückte seine Brieftasche und wartete geduldig, bis Sandy erschien. So lang ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.

Die Eingangstür ging auf und zwei blonde Frauen erschienen im Lokal. Sie kamen auf die Theke zu, um zu bestellen, bevor sie einen Platz ergattern konnten. Eine davon, die nicht solche Designerklamotten trug wie die andere, sah Jonathan in die Augen. Ohne von ihren Augen abzulassen, wollte er seinen Geldbeutel auf den Tresen legen und berührte dabei zufällig ihre Hand.

Plötzlich stand die Welt still.

»Oh, Verzeihung, ich wollte Sie nicht … Entschuldigung«, stotterte er. Jonathan nahm ihr Gesicht wahr. Wie ein sonniges Leuchten kam es ihm vor, als stünde ein Engel vor ihm. Er fühlte sich wie in Trance versetzt und hatte wie durch einen Tunnelblick nur ihr Gesicht vor Augen.

Diese Frau hatte ein bezauberndes Lächeln und lustige Grübchen auf den Wangen. Sie besaß eine rundliche Gestalt, die von einer Normalität war, wie Jonathan es sich wünschte.

Sie stand plötzlich vor ihm, sah ihn in einer nicht enden wollenden Sekunde an, und dann war es vorbei. Der Blickkontakt riss ab, als Kim ihn am Ärmel zog. Die unbekannte Frau sah ihm nach und setzte sich neben die andere Blondine auf die Couch. Die andere hatte einen guten Platz erwischt und flüsterte ihr kichernd etwas ins Ohr. Wenn sich Jonathan nicht ausgiebig mit Kim unterhalten hätte, wäre er sofort zu dieser anziehenden Person gegangen, aber nun war es zu spät. Er konnte Kim jetzt nicht mehr hängen lassen!


Susanna traf es wie ein Blitz. Eine plötzliche Helligkeit umgab das Gesicht des Mannes. Ein fremdartiges, vertrautes Gefühl durchströmte sie warm.

»Oh, Verzeihung … ich wollte Sie nicht … Entschuldigung«, sagte er, als er seine Brieftasche auf die Theke legen wollte und sie dabei aus Versehen berührte.

Diese Stimme! Sie klang markant männlich und zugleich melodisch.

Er ließ den Blick nicht von Susanna und sie sah ihn lächelnd an. Sie war hin und weg. Er war kräftig, gut angezogen, ansprechend und wirkte nett. Sein Lächeln war von einer sympathischen Natürlichkeit und die Stimme war das Tüpfelchen auf dem i, wahnsinnig anziehend. Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle geküsst.

Der Blickkontakt brach ab, als die rothaarige Frau ihn am Ärmel zog. Sie gingen hinaus. Schade, es war ein so schönes Gefühl, das sie am liebsten auf Dauer behalten hätte. Aber Gefühle ließen sich nicht halten, es entglitt ihr, sobald der Typ die Frau hinausbegleitete. Susanna musste sich setzen. Was war das eben? Sie fühlte sich, als hätte etwas sie getroffen. Unfassbar, dass sie solche Gefühle in einem einzigen Augenblick entwickeln konnte.

 

»Hast du seine Stiefel gesehen?«, sagte Marie-Claire mit vorgehaltener Hand und kicherte.

»Stiefel? Wer? Was?«

»Wo siehst du denn hin, du hast ihn doch die ganze Zeit angestarrt.«

»Was?«

»Er trug Cowboystiefel, hast du nicht gesehen?« Marie-Claire lachte.

»Nein, ich hab nur sein Gesicht gesehen.«

»Der hat dir gefallen?«, fragte Marie-Claire ungläubig und machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

»Und wie!«

»Was hast du denn für einen Geschmack? Stehst du auf Bärte?«

»Es kommt doch nicht darauf an, ob er einen Bart hat, oder nicht. Der Typ im Ganzen war so perfekt.«

Marie-Claire knuffte sie mit der Faust auf den Oberarm. »Wetten, dass du hier noch mehr geile Typen findest?«

Susanna lächelte enttäuscht und dachte, dass sie nicht viele solcher Typen kennenlernen wollte. Nur diesen einen!

Im Irish Love hatte Marie-Claire auch Ricardo kennengelernt.

»Erzähl, wie hast du das gemacht, dass Ricardo gleich auf dich angesprungen ist?«, fragte Susanna.

Sandy kam und nahm die Bestellung auf. Marie-Claire bestellte einen Pikkolo Sekt rosè und Susanna einen Latte Macchiato.

»Als ich ihn gesehen hatte, fühlte ich einen unheimlichen Sog. Ich musste aufstehen und zu ihm gehen«, erzählte Marie-Claire.

»Ein unheimlicher Sog? Das kenne ich. Als er mir die Karten gelegt hat, hab ich es auch gespürt. Als er mir seine Hand reichte, hat es ganz komisch geknistert, wie elektrisch.« Susanna erinnerte sich an dieses Gefühl, als sei es vorhin passiert und betrachtete ihre Hand.

»Das gleiche Gefühl hatte ich auch. Es hat richtig laut geknistert.«

»Ob der elektrisch geladen ist?« Susanna lachte.

Marie-Claire schmunzelte. »Ich bin zu ihm hin, hab mich dazugestellt und ihn gefragt, wie der Drink heißt, den er bestellt hatte. Er hat mich von oben bis unten angesehen.«

»Und dann?«

»Wir sind spät am Abend zu ihm nach Hause gefahren. Klar hab ich es darauf angelegt, ihn ins Bett zu kriegen.«

Marie-Claire legte es immer darauf an, neue Eroberungen zu vögeln. Sie machte das vorzugsweise unentdeckt, im Geheimen sozusagen, wie sich eine Spinne an ihre Beute macht. Langsam begann Susanna zu zweifeln, ob es richtig war, Marie-Claire nachzueifern. In dieser Beziehung fand sie sie einen kleinen Tick zu bitchy. Susanna musste nicht werden, wie Marie-Claire, aber ein kleines Stückchen von ihrem Lifestyle würde die Ausstrahlung verbessern.

»Ach, Susanna. Versuch nicht, alles zu verstehen, manches wird keinen Sinn ergeben. Ich weiß, dass du anders bist. Trotzdem schäm dich nie, deine Gefühle zu zeigen, das ist sehr wichtig. Du willst gesehen werden in der Männerwelt? Du willst die graue Maus hinter dir lassen?«

Susanna hörte zu und nickte. Sie musste sich sammeln, um vernünftig überlegen zu können. Der Mann von vorhin ging ihr nicht aus Kopf.

»Lass dich nicht von der Zukunft einschüchtern, lebe einen Tag nach dem anderen und halte die Augen auf. Der Richtige wird schon noch kommen. Ricardo hat es gesagt.«

»Ja, stimmt.«

Susanna setzte sich in Pose und beobachtete die Leute. Männer gab es hier genug, aber leider auch Frauen, sodass Susanna nicht erkennen konnte, wer frei und suchend war. Unmerklich zog sie ihr Shirt ein kleines Stückchen tiefer, setzte sich aufrecht und zeigte, was sie zu bieten hatte. Vielleicht würde einer darauf anspringen.

»Prost, Süße!«, sagte Marie-Claire.

Susanna stieß ihr Glas Latte Macchiato vorsichtig an den Rand des schlanken Sektglases.

Marie-Claire hatte großes Glück mit Ricardo. Ob Susanna im selben Lokal auch eine Chance auf einen guten Mann hatte?

Der Bärtige kam ihr erneut in den Sinn. Sie wünschte sich sehr, ihn wieder zu sehen, aber er war vorerst verschwunden und sie wusste nichts von ihm. Ob er morgen wieder hier sein würde?

Still und in sehnsüchtigen Gedanken versunken, nippte sie am Latte Macchiatto. Oder würde der Unbekannte gar nicht kommen?

Hatte er das Gefühl, das sie befallen hatte, in dem winzigen Moment wahrgenommen oder nicht? Vielleicht würde ihr Wunsch in Erfüllung gehen und er würde morgen zur gleichen Uhrzeit herkommen. Sie beschloss spontan, nach dem Sport nachzusehen. Das Irish Love könnte ihr Glückslokal sein!


Kim bog rasant in die Einfahrt eines privaten Einfamilienhauses, das im Stil einer italienischen Villa erbaut war. Verzierte klassizistische Säulen standen links und rechts des Eingangs.

Die großen Fenster waren von innen mit schweren, dunklen Vorhängen verhängt. Jonathan ließ seinen Blick über die Fassade gleiten und war beeindruckt von so viel Stil und Wohlstand.

Er stand neben Kim am Kofferraum. Als sie ihn öffnete, sah Jonathan einen Karton mit herausquellendem, weißem und braunem Plüschstoff.

»Schau, ich habe ein Häschen-Kostüm und du bekommst das Hundekostüm. Damit gehen wir jetzt rein.«

Jonathan lachte. War das wahrhaftig der Beginn einer abenteuerlichen Furry-Party? Das dürfte lustig werden.

Er packte den großen Karton mit beiden Händen und überließ Kim den Vortritt. Sie führte ihn in das Haus und zeigte ihre Einladung dem steif dastehenden, älteren Herrn, der ein silbernes Tablett mit zwei Gläsern Sekt zum Empfang in den Händen hielt. Er sah in seinem französischen Frack wie ein Diener aus vergangenen Zeiten aus.

In einem der Nebenzimmer konnten sie sich umziehen.

Jonathan sah zu, wie Kim zuerst das knappe T-Shirt auszog, sich dann aus den Leggings schälte und in das Häschenkostüm zwängte. Kim zeigte keine Scham, sich vor Jonathan auszuziehen und es gefiel ihm, wie sich ihr Körper drehte und wendete.

Zwischendurch erhaschte er einen Blick zwischen ihre Beine, als sie sich bückte und in das Kostüm stieg. Bestimmt hatte sie ein kleines, enges … Erregung erfasste Jonathan.

Kims Kostüm bestand aus einer weißen Hülle aus feinem Plüsch. Die großen, innen rosa ausgelegten Hasenohren konnte Kim durch ein Drahtgestell im Inneren hoch oder herunterhängend einstellen.

»Meine Antennen lasse ich aufgestellt, das wird von den anderen als Aufforderung verstanden«, sagte sie.

»Aufforderung zu was?«, fragte Jonathan. Er konnte sich denken, dass hier die Post abgehen würde, nur in welcher Art und Weise wusste er noch nicht. Drogen? Sex? Beides?

»Wir fassen uns an, eigentlich ist es mehr ein Streicheln.«

Kims Stimme klang unter der Hasenmaske gedämpft. Sie war komplett angezogen und wartete darauf, dass Jonathan in sein Kostüm stieg. Sie hatte die Pfoten verschränkt und tappte mit einem ihrer übergroßen Hasenfüße auf den Boden.

»Und meine Ohren? Kann ich die auch aufrecht stellen?«

Noch hielt Jonathan sein Kostüm in der Hand und dachte an seinen eigenen Schwanz, den er ebenfalls bald aufrecht stellen würde.

»Kannst du, das funktioniert mit Draht. Also, was ist? Steig ein.« Kim nickte auffordernd mit ihrem großen weißen Hasenkopf und tapste auf Jonathan zu.

»Soll ich dir helfen?«, klang es dumpf unter ihrer Maskerade hervor.

Jonathan suchte die Öffnung und stieg in das Kostüm. Mit den Füßen zuerst fand er durch das Loch im Rückenteil den Eingang zu den Armen. Den Hundekopf musste er separat am Schluss aufsetzen. Als er es fertiggebracht hatte, im Hundeoutfit vor Kim zu stehen, musterten sie sich gegenseitig. Jonathan lachte unter der Maske, etwas annähernd Albernes hatte er noch nicht erlebt. Es war etwas völlig anderes als das, was er bis dahin in Sachen Sexspielchen erfahren hatte. Es machte ihn neugierig. Wie weit es wohl führen würde? Das würde mit Sicherheit ein außergewöhnliches Erlebnis werden. Er genoss die eigenartige Idee des besonderen Vorspiels und malte sich aus, wie ein Rammler sich auf Kim, die niedliche Häsin stürzen würde. Er betrachtete Kims süßes Stummelschwänzchen.

»Kannst du das bewegen?«

»Nein, dazu muss ich …« Sie streckte ihren Plüsch-Po heraus und schaukelte mit den Hüften.

»Mit dem Hintern wackeln«, fügte Jonathan hinzu. Und wie sah sein Hundeschwanz aus? Er fühlte hinter sich. Am unteren Rücken ertastete er einen langen Schwanz, der ihm bis über die Kniekehlen hing. Zum Glück hatte er diesen nicht vorn. Seine Maskierung sah aus, wie ein Bluthund mit langen, mattenartigen Ohren, großen Comic-Augen und langer Schnauze. Die Augen lagen in Falten versunken und glänzten. Die Lefzen waren zu einem Lächeln verzogen.

»Komm, wir müssen nach oben, in die Halle. Da sind die anderen versammelt.«

Kim nahm ihn an der Hand und sie verließen den Umkleideraum.

Sie führte ihn nach oben. Mindestens zwanzig Leute in Tiergestalt hatte Jonathan gezählt. Viele hatten vorteilhaft aussehende, verführerische Verkleidungen an. Heiße Kätzchen und süße Mäuse waren bei den Damen in der Überzahl. Einige hatten nur einen Hasenkopf auf und ihr weiteres Kostüm bestand aus einer Netzstrumpfhose und einem Plüschschwanz.

Oben herum waren sie ohne, oder mit einem knappen, feinplüschigen Bikinioberteil bedeckt. Heiß. Sie sahen nach Playboy-Häschen aus. Gern hätte Jonathan sie angefasst. Und da hinten, wie geil war das denn?

Dort hatte ein Mann in einem schwarzen Hengstkostüm klappernde Hufe an, die aussahen wie Plateau-Highheels ohne Absätze. Ein großer, edler Pferdekopf überragte seine Partnerin, die sich in ein glitzerndes Fischkostüm geworfen hatte und sich wegen des Fischschwanzes nur trippelnd fortbewegen konnte. Sie hatte viel Glamour zu bieten und erschien aufreizend und elegant. Er fragte sich, wo die alle herkamen und beschloss, später auf dem Parkplatz nach Autokennzeichen zu sehen. Es war schließlich ein außergewöhnliches Treffen, das nicht jedes Wochenende stattfand und es interessierte ihn, welche Strecken die Teilnehmer in Kauf nahmen.

Furrys in der Stadt zu sehen, war schon aufsehenerregend genug und jetzt stand er hier und beobachtete, wie viele verkleidete Menschen sich in der Halle tummelten. Jonathan kam sich vor, wie im Zoo. Zum Glück machten diese Menschen nicht die tierischen Laute nach, die zu ihrer Verkleidung passten.

Jonathan grinste und amüsierte sich köstlich, was niemand unter dem Hundekopf bemerken konnte.

Die Halle war groß und zur Hälfte mit weichen, silbergrauen Trainingsmatten ausgelegt. An der Längsseite des Saales standen Stühle und andere Sitzgelegenheiten. Ein langer Tisch, der einem Buffet ähnelte, stand daneben. Auf ihm befanden sich Snacks. Weintrauben auf Käsehäppchen, Eier in Salatschalen und Kräcker mit verschiedenen Dip-Soßen machten Appetit.

Jonathan war angespannt, er wusste immer noch nicht, was ihn erwartete. Es wurde schnell warm unter der Hundemaske. Er war es nicht gewöhnt, einen Plastikkopf zu tragen und bald hatte er den Eindruck, dass ihm gleich die Luft ausging.

»Gibt’s auch was zu trinken? Ich habe einen trockenen Hals«, fragte er Kim.

»Ich werde dem Butler Bescheid geben, was hättest du gern?« Sie hob die Hand und gab dem Butler ein Zeichen.

»Cola.«

»Sehr wohl der Herr, ganz wie Sie wünschen.«

Er verneigte sich und ging zwei Schritte rückwärts, bevor er sich entfernte.

»Wie geht es jetzt weiter, Kim? Das ist Neuland für mich.

Setzen wir uns und du erzählst mir mehr darüber?« Jonathan wusste nichts vom Ablauf einer solchen Furry-Party. Das erregte ihn. Nicht zu wissen, was da kommt und trotzdem zu ahnen, dass es geil werden würde, war eine Erwartung, die seine innerliche Spannung steigerte.

»Na klar, komm.«

Sie nahm ihn wie ein kleines Kind an der Hand und führte ihn zu einem breiten Sessel. Wie das aussehen musste! Er setzte sich und Kim nahm auf seinem Schoß Platz. Jonathan war verwundert über ihre plötzliche Aktion und freute sich über das geile Häschen auf seinen Oberschenkeln. Ihre Ohren wackelten und der Gesichtsausdruck der Maske sah sexy aus, oder kam es ihm nur so vor? Vielleicht weil die großen, schwarzen Plastikaugen leicht schräg gestellt waren. Als Kim sich auf seinem Schoß hin und her bewegte, konnte Jonathan seine Erregung nicht mehr verbergen. Was sollte das Ganze werden? Ein Rudelbums am Ende der Party? Seine Erregung stieg noch weiter, als sein Kopf-Kino begann, einen fantasievollen Porno zu entwickeln. Jedes Tier würde sich einen Partner suchen und sich ‚kreuzen‘. Jonathan konnte sich vorstellen, dass dieses Wort eine Art Geheimzeichen zum Ficken wäre. Wenn das Pony den schwarzen Panther bespringen würde, oder der Habicht sich auf den bunten Schmetterling da hinten stürzen wollte. Es würde ein Plüschgerammel entstehen. Sein Schwanz zuckte bei dem Gedanken.

 

»Was ist das eigentlich genau, eine Pet-Party?«

»Zuerst muss ich dir sagen, dass Pets und Furrys nichts mit den Promotionstypen zu tun haben, die in billigen Kostümen auf der Straße stehen und irgendwas verkaufen müssen. Unsere Kostüme sind weitaus wertvoller und detailgenauer und auch das Material ist besser. Sie sind atmungsaktiv. In geschlossenen Räumen zählt das nicht, aber auf Outdoor-Events ist das wichtig. Soviel ich weiß, ist das hier eine organisierte Veranstaltung.

Ursprünglich war das eine Erfindung aus New York.«

»Aha. Wann wurde es erfunden?«

»Ich glaube es war 2004. Da hat ein Sexualtherapeut diese Kuschelpartys als Therapie entdeckt und ausgebaut. Allerdings ohne die Verkleidung, wie wir sie heute tragen. Er wollte neuen Schwung in die eingefahrenen Beziehungen seiner lang miteinander verheirateten Paare bringen, indem er den körperlichen Kontakt erklärte und ihn stundenlang vollziehen ließ. Mit dieser ersten Kuschelparty wurde eine regelrechte Fangemeinde gebildet. Jeder wollte zu diesen Feten. Später kamen die Furrys aus Amerika dazu, sie hatten das gleiche Ziel. Kuscheln, Streicheln und mehr.«

»Ursprünglich meinte der Kuschelerfinder also eine Pettingparty? Und ihr habt eine Pet-Party daraus gemacht? Zur Verschleierung des Wortsinns?«

»Gut kombiniert, Hund! Es hat nicht lange gedauert, bis die Welle der Pets in München landete und bald kamen die Kostüme hinzu, damit der anstößige Name Petting nicht auffällt und die echten, fanatischen Furrys, die Aktivisten in Einkaufscentern sind, gesellten sich zu uns.«

»Wird es beim Petting bleiben?« Kim antwortete nicht, sondern blickte in den Pulk der bunten Gesellschaft. Jonathan erinnerte es an den Karneval in Venedig oder Rio de Janeiro. Die Leute hatten sich große Mühe mit ihren Kostümierungen gegeben und er erkannte, dass einige Plüschverkleidungen sehr gepflegt und sicher teuer waren. Er sah eine Maus mit einem süßen, spitzen Maskengesicht. Sie hatte kugelige Knopfaugen. Weiter hinten stand ein Paar im Hamsterkostüm mit goldbraunem Fell und einem Hamsterkopf mit dicken Backen. Es wurde ihm bewusst, warum diese Verkleidung nötig war. Wenn es zum Sex kam, war niemand zu erkennen. Alle waren maskiert und diese Veranstaltung war wie ein Massen-One-Night-Stand.

Man konnte ficken und unerkannt auseinandergehen. Ob es so ablief? Oder ging seine Fantasie mit ihm durch?

Kim rutschte auf seinem Schoß auf und ab. Wenn sie sich bewegte, steigerte das seine Neugier und seine Geilheit. Er hatte sofort das Bild ihres nackten Hinterns im Kopf. Wie gern wäre er jetzt unbekleidet und würde in Kims heiße Spalte einfahren.

Er konnte sich gut vorstellen, warum die vielen Matten und Matratzen auf dem Boden lagen. Seine Erregung stieg enorm, deutlich spürte er, wie sein Schwanz weiter anschwoll.

Ob Kim das bemerkte? Oder war es hier nicht erwünscht? Wie peinlich. Er spürte, wie ihm Schamesröte ins Gesicht schoss, zum Glück konnte es niemand sehen.

Der Butler kam, neigte seinen Kopf. »Bitteschön, der Herr.«

Er stellte das Glas Cola auf den Beistelltisch neben dem Sessel und blieb stehen. Die Abkühlung kam genau richtig. Wie sollte Jonathan trinken? Mit einem Häschen auf dem Schoß und Plüschpranken?

Der Butler zog einen langen Trinkhalm aus seiner Gürteltasche und löste das Problem. »Wenn es genehm ist, bedient euch dieses Hilfsmittels.«

Er steckte ihn in das Glas, verbeugte sich und ging zurück an seinen Platz. Jonathan nahm den Halm mit seinen Plüschpfoten, was sich als schwierig herausstellte. Doch es gelang, einen Schluck Cola zu schlürfen.

»Komm, wir gehen kuscheln«, forderte Kim ihn auf.

Er stellte sein Getränk beiseite und folgte ihr. Er verdeckte mit den Pfoten seinen aufrecht stehenden Schwanz, was wäre, wenn die anderen es bemerkten? Schnell landeten sie auf den Matten. Es waren mehrere Paare bereit, es sich auf den Matratzen gemütlich zu machen. Im Grunde genommen war es keine schlechte Idee, Kuscheln und Nähe mit der Möglichkeit zu verbinden, Gefühle und Erfahrungen zu teilen. Dazu noch anonym. Diese gesellige Runde hatte einen besonderen Touch.

Es gefiel Jonathan, nicht zu wissen, welche Personen in den Kostümen steckten. Das Ganze war spannungsgeladen und hatte etwas Voyeuristisches. Jonathan hatte sich hingelegt und Kim ging auf die Knie.

»Du musst dich wie ein Hase hinhocken, Kim.«

Sie wusste genau, dass sie sich auf die Unterschenkel und die Unterarme legen sollte. Dabei streckte sie ihren Po in die Luft und wackelte verführerisch mit dem Schwänzchen. Sie drehte ihren großen Hasenkopf in Jonathans Richtung und bog ihren Körper. Es sah sexy aus, wie ihre Maskerade ihn anstarrte.

Dann legte sie sich seitlich und streichelte Jonathans weiches Fell. Das Gefühl ging durch den Stoff. Es prickelte auf seiner Haut und fühlte sich erregend an. Wenn sie weitermachte, müsste er sie in einem Hinterzimmer packen und vögeln, es war kaum auszuhalten.

»Wusstest du, dass das gegenseitige Berühren das Immunsystem stärkt und die Ausschüttung des Stresshormons verhindert?«, fragte Kim.

»Wusstest du, dass es mich ordentlich geil macht?«, entgegnete Jonathan. Seine Stimme klang hohl unter der Maske. Er musste laut sprechen, damit Kim ihn verstand.

»Ja, ich kann deine Erregung spüren, die ganze Zeit schon.«

»Was glaubst du, wie lange ich das aushalten kann? Sollen wir nicht nach hinten gehen?« Jonathan deutete mit dem Kopf auf die Treppe, die nach unten führte, in den Raum, in dem sie sich umgezogen hatten.

»Wir dürfen den Saal nicht verlassen, es gibt Regeln.«

»Probieren wir es, bitte.« Bemerkte sie nicht seinen flehenden Blick? Nein, das konnte sie nicht. Es war ein Nachteil an den Tiermasken, Gesichtsausdrücke waren nicht mehr erkennbar.

Sie machte es ihm ganz schön schwer. Oder gehörte das zum Spielplan? Machte sie ihn mit diesen Regeln extra heiß?

»Wenn du da durchgehst, darfst du nicht mehr zurück. Du bist dann raus aus dem Spiel.« Sie zeigte mit ihrer Hasenpfote auf eine Absperrung, die mit einem dicken Seil gezogen war.

Jonathan fand, dass es hier streng zuging und überhaupt … Der Butler, die Regeln und die Absperrung. War er womöglich in ein verdecktes SM-Milieu mit strengen Spielen geraten, aus dem er später nicht mehr herauskam?

Gehen wollte er auf keinen Fall, er würde vielleicht Einiges verpassen. Er musste es abwarten. Er sah die süße Kim an und grinste unter seiner Maske.

Du geiles Rammel-Häschen, dich krieg ich heute! Während er das dachte, stemmte sich sein Schwanz gegen den Stoff des Kostüms und seine Eichel begann zu glühen, wie ein Tauchsieder in einem Wassertopf. Bald würde er sie bespringen.

Der Gedanke ließ seine Schwellkörper auf Hochtouren arbeiten.

»Wenn es ausartet, kann es niemand mehr verhindern und glaube mir, es wird ausarten!«, wusste Kim zu bestätigen.

Sie wackelte mit dem Hasenkopf.

Jonathan lachte, weil es lustig aussah.

Kim lüftete ihre Maske. »Es ist heiß hier.«

»Stimmt, es ist heiß. Dürfen wir die große Tür öffnen?«

»Ja, die Raucher gehen auch vor die Tür.«

Jonathan hob seine Maske ebenfalls an, um Luft hineinzulassen. »Lass uns an die frische Luft gehen, sonst platze ich vor Geilheit.«

Kim ging vor und wackelte kokett mit dem Hasenschwänzchen. Von hinten sah sie heiß aus. Jonathan ging hinter ihr her, auf den Balkon. Er lüftete den Hundekopf, setzte ihn für einen Moment ab und sog die frische Luft ein. Er versuchte, an etwas anderes zu denken, um sich von seiner Geilheit abzulenken.

Sein Schwanz war immer noch kurz davor, das Kostüm zu sprengen. Nur eine Berührung mit Kims Hasenpfote und er könnte für nichts mehr garantieren.

Kim setzte ihren Hasenkopf ab. Sie begannen, sich ausgiebig zu küssen. Sie ließ ihn ihre Leidenschaft spüren, doch etwas fehlte. Etwas, das Jonathan nicht beschreiben konnte. Er küsste sie, war geil auf sie, aber der Funke zu wahrer Leidenschaft wollte nicht überspringen. Eigenartig, wenn er bloß wüsste, woran es lag.

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