Die Ministerin - Dunkle Begierde

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Die Ministerin - Dunkle Begierde
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Anne Hope

Die Ministerin

Dunkle Begierde

Erotikroman

Impressum

Die Ministerin – Dunkle Begierde

© Text: Anne Hope

© Cover: Guido Thomasi – www.fotolia.com

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN 978-3-8442-4385-7

Anne Hope

Die Ministerin

Dunkle Begierde

Erotikroman

Die 42-jährige Marie von Classen hat sich einen fulminanten Aufstieg in der Politik erarbeitet. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist sie nun Verkehrsministerin in der Regierung. Die taffe Blondine hat in ihrem Ministerim alles unter Kontrolle. Doch etwas fehlt…

Die Ehe mit ihrem Mann Michael läuft nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte. Sex gibt es kaum noch, man lebt einander vorbei. Als plötzlich der junge Arzt Hendrik ins Nachbarhaus zieht, ändert sich alles. Der Sohn einer reichen Familie fasziniert sie vom ersten Augenblick an. Seine Dominanz und der jungendliche Charme lösen etwas in Marie aus, was sie sich nicht erklären kann. Bald schon wird sie Opfer seiner Verführungskünste. Nach und nach wird ihr Widerstand gebrochen, bis sie nur noch ein Spielball in den Händen des jungen Arztes ist. Ihre biederen Hosenanzüge müssen kurzen Röcken weichen, im Plenarsaal muss sie das tragen, was er möchte, dabei quält er sie mit Plugs und Vibratoren.

Während Maries dunkelste Wünsche erfüllt werden, hat er auch Hendrik Geheimnis…

Prolog

Alltag

»Mach dir einen schönen Arbeitstag, Marie.«

Mein Mann drückte mir einen Kuss auf die Wange, während ich am frühen Morgen das Outfit für den heutigen Tag überprüfte. Es stand wieder mal eine Kabinettssitzung auf den Plan, weshalb ich einen schwarzen Hosenanzug wählte. Meine blonden Haare waren streng zu einem Dutt zusammengebunden, dazu trug ich ein dezentes Make-Up und dunkle Schuhe. Nicht so auffällig, nicht zu unseriös.

»Danke«, war meine kurze Antwort an meinen Ehemann gerichtet.

Wir waren jetzt 23 Jahre verheiratet und irgendwie war die Luft raus. Sicher … ich durfte eine steile Karriere mein eigen nenne. Hatte mich hochgedient von der Parteisoldatin, bis in den Landtag. Dort waren anscheinend meine Erfolge selbst der Kanzlerin nicht verborgen geblieben, sodass ich bald schon als Bundestagsabgeordnete kandidierte. Mehrere Jahre später wurde ich Verkehrsministerin. Meine Ehe blieb auf der Stecke.

Kurz blickte ich zu meinem Mann, den ich vor 23 Jahren so geliebt hatte. Michael hatte sich bereits wieder in seine Morgenzeitung vertieft. Es war immer das gleiche. Er würde seinen Tee noch trinken, schließlich zum Institut fahren und schließlich bis spät in die Nacht über irgendwelchen chemischen Formeln sitzen.

Meine Leidenschaft galt der Politik, seine der Chemie. Doch das Feuer, welches am Anfang für uns beide gebrannt hatte, war erloschen. Auch unsere beiden Kinder waren erwachsen und hatten eigene Familien. Es gab keinen Grund mehr früher nach Hause zu kommen. Für ihn nicht und für mich ebenfalls nicht. Und so blieb uns die Arbeit und ein Ehebett, welches nur zum schlafen benutzt wurde.

Wie lange hatten wir schon nicht mehr miteinander…?

Ein halbes Jahr? Länger?

Und selbst das war nicht wirklich befriedigend.

Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich öffnete fast automatisch und konnte den Blick nicht vom Michael reißen. Sollte das mein Leben sein?

»Guten Morgen, Frau Ministerin von Classen.«

»Guten Morgen, die Herren«, begrüßte ich die Beamten des BKA.

Wenigstens ein freundliches Lächeln heute.

Marc Tuscher und Andreas Schmitz wirkten wie Personenschützer, wie aus dem Lehrbuch. Ihre Schultern waren breit, die Augen immer aufmerksam und sie besaßen die Aura des »immer alles unter Kontrolle haben«, die diese spezielle Gruppe des Bundeskriminalamts so auszeichnete. Dabei wirkte Marcs Gesichts eher sanft, er hatte ein ruhige Stimme und blonde Haare. Andreas war der ruhige von den beiden. Er sprach fast nie, nickte nur höflich und schien immer und jederzeit zu Allem bereit. Dem Mann mit den rapselkurzen, schwarzen Haaren und dem grimmigen Blick mochte man nachts nicht alleine begegnen.

»Können wir, Frau Ministerin?«

Ich nickte ihnen zu.

»Natürlich.«

Und schon stieg ich in die gepanzerte Dienst-Limousine. Es war jeden Tag dasselbe. Wie ein Uhrwerk, welches sich unaufhörlich drehte. Im Bundestag galt es tagsüber Kämpfe auszufechten. Entweder mit der Opposition, der eigenen Partei, dem Kabinett oder der Presse. Danach fiel ich abends spät ins Bett, wo mein Mann bereits tief und fest schlief.

Es war jeden Tag dasselbe und in irgendeine Form ermüdete mich der Kampf. Wo war meine Leidenschaft geblieben? Mein unbändiger Kampf dem Land zu dienen? Ich hatte doch noch Ideen und Lust. Verdammt, ich wollte doch noch etwas verändern.

Aber nicht unter diesen Voraussetzungen. Vielleichte sollte ich es mal mit Tennisspielen versuchen? Unser Außenminister hatte letztes erst damit begonnen und beteuerte, wie wohl und ausgeglichen er sich dabei fühlte.

Irgendeine Ablenkung aus dem grauen Politikalltag, die mich auf andere Gedanken bringt. Ich brauchte dringend ein Netzteil, welches meinen müden Akku auflud.

»Machen Sie Sport?«, wollte ich an meinen jungen Personenschützer gewandt wissen, während die Berliner Innenstadt an uns vorbeiflog.

»Ja, Frau Ministerin. Beim BKA haben wir mehrere Sportgruppen, bei denen wir regelmäßig Leistungsüberprüfungen durchführen.«

Marc blickte mich tief mit seinen blauen Augen an. Für eine Sekunde dachte ich daran, wie er wohl unter dem dunklen Anzug gebaut war. Dann drängte ich den Gedanken mit aller Macht beiseite. So etwas gehörte sich nicht!

»Des Weiteren werden uns immer wieder die neuesten Kampftechniken aus verschiedensten Bereichen beigebracht, welche wir fortwährend zu trainieren haben.«

Natürlich – mit was für einer Antwort hätte ich den gerechnet?

Die Abteilung »Sicherheitsgruppe« des BKA bestand aus Top trainierten Personenschützern und umfasste circa 550 Frauen und Männer. Alle bestens ausgebildet und bereit sich eine Kugel zu fangen, wenn es nötig war.

Ich lächelte den jungen Mann an. »Ich meinte eher, was sie privat als Ausgleich machen? Sport, vielleicht Pokern oder Videospiele? So etwas in der Richtung?«

So eine Frage hatte ich ihm noch nie gestellt. Er hielt meinem Blick stand. Etwas, dass die meisten Männer nicht zustande gebracht hatten. Man sagte mir nach, dass ich mit meinem Blick töten könnte. Die Presste nannte mich einst »Die Eisprinzessin«, wegen der sehr blonden Haare und den durchdringenden, blauen Augen. Nun, mittlerweile war die ein oder andere graue Strähne hinzugekommen, mit meinen 42 Jahren. Ich war wohl eher »Die Eiskönigin«, die sich in ihrem Schloss schrecklich langweilte.

Dabei hatte ich alle Widerstände aus dem Weg geräumt, um hier hinzukommen. Und nun war ich am Ziel und wusste nicht mehr wohin…

»Wir sind da, Frau Ministerin.«

»Danke, Marc.«

»Einen schönen Arbeitstag wünsche ich Ihnen.«

Ich seufzte auf.

»Danke.«

Meine Worte klangen beinahe müde.

Kapitel 1

Der neue Nachbarn

Verdammt harter Tag heute.

Das kleine Licht in der Limousine brannte, während ich meine Brille aufgesetzt hatte und die Protokolle der heutigen Sitzungen überflog. Die Nacht hatte Berlin bereits in ihrer dunklen Umarmung eingeschlossen, als wir uns auf den Rückweg machten. Ich blickte auf die Uhr. Wir hatten kurz nach 23 Uhr. Ich würde vielleicht noch einen Tee trinken, die Spätnachrichten gucken und mich schließlich zu ihm legen. Nichts besonders, ein ganz normaler Tag.

Schwer atmend zog ich meine Brille ab und blickte hinaus auf die Stadt. Beinahe automatisch legte ich meinen Kopf an die Scheibe. An diesem regnerischen Mittwochabend waren nur noch wenige Leute auf den Straßen zugegen. Doch die, die da waren, flachsten und scherzten. Gutaussehende junge Leute, die Spaß hatten und vielleicht in dieser Nacht noch Sex. Wieder fiel mein Blick erst auf Marc, dann auf Andreas, der den Wagen steuerte.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Frau Ministerin?«

Kurz schüttelte ich den Kopf, um mich dieser melancholischen Gedanken zu entledigen.

»Ja, natürlich. Es war ein harter Tag.«

Ein Tag, wie jeder andere…

Als der Wagen hielt, setzte ein leichter Regen ein. Von den Personenschützern wurden meine Unterlagen sogar ins Haus getragen.

»Wir verabschieden uns für heute, Frau Ministerin«, entgegnete Marc. »Die Polizei steht draußen zu Ihrer Verfügung, falls etwas sein sollte.«

Auch das … wie immer. Dachte ich zumindest.

Denn irgendetwas war heute anders. Ich lauschte einen Moment. Durch die offene Tür drang wummernder Bass an meine Ohren. Erst leise, doch dann immer lauter. Was war denn jetzt los, verdammt?

Die Stirn in Falten gezogen schritt ich wieder vor die Tür. Erst dann konnte ich den Ursprung dieser Geräusche ausmachen. Während unser Haus schon in Dunkelheit lag, wirkte das neben uns hell erleuchtet. Etliche Autos und Fahrräder parkten in der Einfahrt, einige Leute standen rauchend vor der Tür und immer, wenn diese geöffnet wurde, erreichte die laute Musik meine Ohren.

 

Wie sollte ich denn so schlafen können?

Natürlich war auch den Personenschützern das nicht entgangen.

»Wir erledigen das für Sie«, sagte Marc sofort und wollte losgehen.

Noch gerade so konnte ich meine Hand auf seinen muskulösen Oberarm legen.

»Lassen Sie mal. Können Sie sich die Presse vorstellen? Die Eiskönigin sprengt Party durch die Polizei! Nein, danke. Das mache ich ganz allein. Außerdem ist es eine nette Gelegenheit die neuen Nachbarn kennenzulernen.«

Jetzt erinnerte ich mich. Michael hatte erzählt, dass es in diesem Vorort von Berlin einige Veränderungen gab und die Umzugswagen tagsüber ein und aus fuhren. Nur leider bekam man davon nicht allzu viel mit, wenn man sich von 7-23 täglich in die Arbeit stürzte und alles allein machen wollte. Obwohl mein Stab und eigentlich das gesamte Verkehrsministerium aus guten Leuten bestand, die ich selbst ausgewählt hatte, fiel es mir immer noch schwer Sachen aus der Hand zu legen.

»Wie Sie meinen«, antwortete Marc und ging einen Schritt zur Seite.

Langsam gingt ich durch den Vorgarten und beobachtete die ein-und ausgehenden Menschen. Einige hielten eine Flasche Bier in der Hand, andere Sektgläser. Wenige Meter bevor ich die Eingangstür erreichte, schien meine Anwesenheit bemerkt zu werden. Es wurde getuschelt, hinter vorgehaltener Hand auf mich gezeigt. NichtsNneues für mich und bestimmt nicht für diese Gegend hier.

Mehrere Häuser weiter wohnten Stars und Sternchen aus irgendwelchen Soaps, einige Künstler, viele Politiker, noch mehr Größen aus der Wirtschaft. Dazu hatte sogar der ein oder andere Hollywoodstar einen Zweit-oder Drittwohnsitz. Mit anderen Worten – wenn man morgens zum Bäcker ging, war die Chance recht hoch, dass man jemanden traf, dessen Gesicht schon einmal die Titelseite der großen Boulevardmagazine geschmückt hatte.

Ich ließ mich von dem Getuschel nicht beirren und schritt durch die offene Tür. Ein Blick zurück verriet mir, dass meine beiden Personenschützer sich vor dem Haus postierten.

Hier war es laut und stickig. Die Menschen drängten sich im Wohnungsflur, einige Umzugskartons stapelten sich noch in den Ecken. In der anliegenden Küche waren mehrere Fässer Bier aufgestellt, zusätzlich warteten Sektflaschen in eisgekühlten Wannen darauf geköpft zu werden. Eine richtig nette Party von scheinbar gut situierten jungen Menschen.

Ich erkannte Feiernde mit Stethoskopen, welche sie sich um den Kopf befunden hatten, einige der Partygäste kamen mir mit Ärztekittel entgegen. Nach ein paar aufgeschnappten Wortfetzen wurde mir klar, dass die meisten der jungen Leute gerade ihren Arzttitel erworben haben mussten. Das musste natürlich ausgiebig gefeiert werden.

»Wo finde ich den Gastgeber?«

Das Mädchen, welches ich ansprach, blickte mich von oben bis unten an. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich fehl am Platz. Wie ein Mutter, die ihren Kindern verbat so laut zu feiern. Bei dem Gedanken huschte mir ein schmunzeln über die Lippen. Gott, bin ich alt geworden…

Das Mädchen nickte in Richtung Wohnzimmer und leerte ihr Sektglas in einem Zug. Als ich das Epizentrum der Party erreichte, wurde gerade die Musik leiser gedreht.

Ein junger, recht stark alkoholisierter Mann stieg auf einen Tisch, erhob eine Flasche Champagner und räusperte mich mehrmals theatralisch.

»Freunde, seid mal ruhig!« Seine Kumpels applaudierten, einer riss einen schweinischen Wirtz, schließlich schwiegen die meisten Gäste.

»Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid, zu unserer kleinen, internen Abschlussfeier«, schrie der junge Mann seinen Gästen entgegen, woraufhin sie ihre Gläser erhoben. »Das scheiß Studium war hart, wir haben alle viel gelernt und dürfen und jetzt endlich Ärzte nennen!«

Jubel brandete auf. Der junge Mann nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Dabei tropfte die Flüssigkeit sein Kinn herab.

»Und jetzt lassen die uns auch wirklich auf die Patienten los!«, fuhr er fort. »Also ihr Aufschneider und Pfuscher, ihr Möchtegern-Heiler und Teilzeitärzte – lasst und die Patienten aufschneiden!«

Wieder Jubel und Geschrei. Der junge Mann besaß Charisma und konnte die Massen in seinen Bann ziehen. Seine dunklen Haare hatte er mit Gel in Form gebracht, dazu trug er einen Drei-Tage-Bart, der sich wundervoll in sein schmal geschnittenes Gesicht fügte. Der dunkle Anzug mit dem offenen Hemd ließ seine schlanke, aber durchtrainierter Statur erahnen. Bestimmt war er auf der Uni ein richtiger Aufreißer gewesen.

Ich hatte viele solche jungen Leute erlebt, die bei sich im kleinen Dorf die Helden waren und in Berliner Politikbetrieb schließlich gescheitert waren. Zu viele.

Sie alle waren schließlich mit eingezogenem Schwanz wieder in ihre Provinz zurückgekrochen. Nur ich war geblieben. Ich hatte sie alle überlebt.

»Eine nette Rede«, sagte ich zu dem jungen Mann, als er vom Tisch heruntergestiegen war.

Die Musik wurde wieder aufgedreht, doch diesmal auf ein erträgliches Maß. Er musterte mich von oben bis unten.

»Danke. Und du möchtest deine Tochter von der Party abholen?« Er lachte auf, nahm ein leeres Glas und schüttete Champagner für mich ein.

Was für eine Frechheit! Ich aß so kleine Jünglinge wie ihn zum Frühstück!

Schließlich reichte er mir mit einem Lächeln das Glas und meine Miene wurde zu Eis. Am liebsten hätte ich ihn jetzt vor versammelter Mannschaft runtergezogen. Meine Spezialität.

Ich hatte keine Ahnung, warum ich das Glas auch noch annahm.

»War ein Spaß«, flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Ich weiß, dass Frauen so ein Problem mit ihrem Alter haben. Aber du musst dich doch nicht verstecken –du siehst großartig aus!«

Eigentlich war jetzt der Zeitpunkt, wo ich hätte explodieren sollen. Ein Kuss auf die Wange zur Begrüßung? Im ersten Satz schon eine Beleidigung, gefolgt von einem vergifteten Kompliment? Es kam nicht oft vor, dass ich verwirrt war.

Anscheinend bemerkte er genau diese Unsicherheit.

»Sorry, ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen. Wir haben heute unsere Urkunden bekommen und wollten ein wenig feiern. Ich hab zu viel getrunken und die Glückshormone strömen nur so durch meinen Körper.«

Plötzlich besaß er dieses spitzbübische Grinsen, was Jungen drauf haben, wenn sie etwas angestellt hatten. Noch immer sagte ich nichts, durchbohrte in mit meinem Eisblick. Doch er schien in mühelos standzuhalten. Nicht so wie die Männer in der Fraktion, welche Reihenweise einknickten. Ohne weiter zu zögern stieß er mit der Champagnerflasche an mein Sektglas.

»Ich bin Hendrik. Hendrik Schönborn.«

»Sie meinen wohl Dr. Hendrik Schönborn?«

Er nickte schüchtern und nahm noch einen großen Schluck.

»Noch nicht ganz…«

Als ich den Namen aussprach, schien in meinem Verstand die Alarmglocken zu schrillen. Irgendwo hatte ich den Namen schon einmal gehört. Noch einmal sah ich mir sein Gesicht genauer an. Ich konnte meinen Blick nicht von seinen Augen nehmen. Sie waren fast schwarz, genau wie…

Ich ließ mir nichts anmerken, als der Groschen endlich fiel.

Er musste der einzige Sohn von Professor Dr. Dr. Erich Schönborn sein. Dem Chef der Bergklinik, bei dem sich die Schönen und Reichen hier in Berlin ihre Nase machen ließen. Er war eine Koryphäe auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie, mittlerweile selbst Multimillionär und hatte Papas Liebling hier anscheinend als Dankeschön für den Arzttotel eine kleine Villa gegönnt.

»Nettes Haus hier«, sagte ich und blickte mich um. »Gerade erst eingezogen, oder?«

Hendrik nickte und deutete auf die vielen Kartons. »Eigentlich noch nicht einmal richtig.«

»Muss schön sein, von Papa so ein Geschenk zu erhalten.«

Wieder ein Lächeln, doch diesmal wissend, interessiert – fast als wäre die Fassade abgefallen. Als wäre er froh dieses Mimenspiel nicht noch weiter aufrecht erhalten zu müssen. Auch seine Stimme schien eine Nuance tiefer zu werden.

»Tja, was soll ich sagen. Ich kann nichts dafür, dass mein Vater vor stolz platzt, wenn sein einziger Sohn in seine Fußstapfen tritt. Ist ihm das deshalb zu verübeln? Soll er sein Geld horten auf irgendwelchen Konten oder ins Ausland schaffen? Sieh es mal so: Es ist gut für die deutsche Konjunktur. Das dürfte dir doch gefallen, oder Frau Ministerin?«

Aha. Er wusste die ganze Zeit wer ich war. Schön, bestimmt kein dummer Mann, der hier vor mir stand. Das Spiel konnte ich auch … und sogar besser.

»Da nimmt man so ein Geschenk aber gerne an.« Ich nippte am Champagner. »Muss schwierig sein, seinen Vater stolz zu machen. Was war der geheime Wunsch des kleinen Hendrik, obwohl Daddy immer sagte, dass er Arzt werden muss? Lokomotivführer? Rennfahrer, Astronaut?«

Mir war klar, damit hatte ich ihn. Ich war nicht so lange im Tollhaus des Bundestags unterwegs, weil ich so nett zu den Männern war. Er verzog keine Miene, nahm noch einen Schluck und kam dann schließlich ganz nah an mich heran. Unsere Wangen berührten sich beinahe und ich konnte sein herbes Parfüm einatmen.

»Ich wollte immer Arzt werden«, hauchte er mir ins Ohr. Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Sorry, Hübsche. Kein Fußballspieler, kein Feuerwehrmann. Nur Arzt. Ich liebe es die Menschen zu heilen.« Als wäre ich ein kleines Mädchen strich er mir langsam mit dem Finger über die Wange. »Ich liebe das Mysterium des Körpers, die Geheimnisse der Menschen, einfach alles.« Ich hielt den Atem an, als er sich zurücklehnte. »Ich weiß, dass du diese Karte spielen willst. Aber leider zieht die bei mir nicht. Um die Wahrheit zu sagen: Ich hab schon als kleiner Junge Papas Anatomiebücher verschlungen.«

Hendrik lehnte sich nach vorne und gab mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Es war, als würde Strom durch meinen Körper fahren. Wieso schrie ich ihn nicht an? Wieso zuckte ich nicht zusammen und ließ das einfach so mit mir machen? Ich erkannte mich selbst nicht wieder.

»Du bist meine neue Nachbarin, also sollten wir vielleicht lernen miteinander auszukommen.« Schließlich ging er zur Anlage und drehte sie leiser. »Deshalb bist du doch hier, oder?«

Ich nickte mit einem eisigen Lächeln. Dann dreht er sich weg und war in der Menschenmasse verschwunden.

Innerlich brannte ich vor Wut! So hatte noch nie jemand mit mir geredet! Als wäre ihm meine Stellung völlig egal. Vielleicht hatte er auch einfach zu viel getrunken, doch der Zorn kochte in mir. Ich hasste es, wenn ich nicht das letzte Wort hatte.

Was bildete sich dieser Halbstarke eigentlich ein? Ich war Ministerin, verdammt! So konnte, nein durfte er nicht mit mir reden.

Sollte ich ihn jetzt zur Rede stellen? Die Gedanken schossen wie Billardkugeln durch meinen Verstand. Ihm hier eine Szene zu machen wäre nicht so klug. Zu viel Aufmerksamkeit.

Wutentbrannt rauschte ich ab und warf die Haustür des Gebäudes zu. Sofort kamen Marc und Andreas auf mich zu. Sie hatten die ganze Zeit gewartet.

»Alles in Ordnung. Ich musste nur etwas klären.«

Mir war nicht mehr nach Unterhaltung und ging ohne ein weiteres Wort von mir zu geben in mein Haus. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich immer noch das Champagnerglas in der Hand hielt.

Unglaublich – ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so wütend gewesen war. Schnell trank ich den letzten Schluck und warf das Glas einfach in den Mülleimer. Gegen meine üblichen Gewohnheiten nahm ich noch eine lange Dusche. Ich musste mich irgendwie auf andere Gedanken bringen. Es gelang mir nicht. Besonders, als die Stille sich herabsenkte und ich neben meinen schlafenden Mann noch lange wach lag, gingen mir seine Sätze nicht aus dem Kopf.

Sicher, er war charmant und klug, aber auch egoistisch, arrogant und selbstverliebt. Dazu war er ein guter Schauspieler und hatte dieses spitzbübische Grinsen, worauf bestimmt eine ganze Menge Mädels abfahren, perfektioniert. Ich würde diesem Burschen noch eine Lektion erteilen müssen. Vielleicht sollte ich mal ein paar Kontakte spielen lassen … oder ihn einfach mal morgen aufsuchen, wenn er einen richtig schönen Kater hat.

Wollen wir mal sehen, ob er dann immer noch so redselig war.

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