Geschichte der USA

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

John AdamsAdams, John und der Quasi-Krieg mit Frankreich

Die Nachfolge Washingtons wurde in der Wahl von 1796 exakt entlang der Linien entschieden, die FederalistsFederalists von Republicans trennten. Im Wahlmännerkollegium erhielt John AdamsAdams, John nur drei Stimmen mehr als JeffersonJefferson, Thomas, dem damit laut VerfassungVerfassung die Vizepräsidentschaft zufiel. Er nahm jedoch keinen Anteil an der Administration, sondern führte von MonticelloMonticello aus den Kampf gegen „Antirepublikaner“ und „Monokraten“, wie er die regierenden Federalists zu nennen pflegte. Inzwischen war das innenpolitische Klima aber zu Ungunsten des französischen Direktoriums umgeschlagen, das 1797 von sich aus die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten abbrach. Schon zuvor hatte sich die ursprünglich pro-französische amerikanische Geistlichkeit von der RevolutionFrankreichFranzösische Revolution distanziert. Durch Deisten und andere Verfechter einer „natürlichen ReligionReligion“ im eigenen Land herausgefordert, gewannen die meisten Pfarrer den Eindruck, der Atheismus greife von Europa auf Amerika über und bedrohe die Fundamente der Gesellschaft. Um die Jahrhundertwende löste diese Reaktion in weiten Teilen der Vereinigten Staaten eine religiöse Erweckungsbewegung aus, die in ihrer emotionalen Intensität dem Great AwakeningGreat Awakening nahekam. Die neuen revivals waren keineswegs nur rückwärts gewandt: Besonders an der Siedlungsgrenze, wo die MethodistenMethodisten jetzt die größten Bekehrungserfolge erzielten, atmete die wiederbelebte Volksfrömmigkeit einen dezidiert demokratisch-egalitären Geist.

Trotz der wachsenden antifranzösischen Stimmung entsandte Präsident AdamsAdams, John eine Verhandlungsdelegation nach ParisParis, die den Konflikt über Neutralität und Bündnisverpflichtungen beilegen sollte. Der aus dem Asyl in den USA zurückgekehrte und zum französischen Außenminister aufgestiegene TalleyrandTalleyrand, Charles Maurice de verlangte allerdings über Agenten (die in den amerikanischen Dokumenten als X, Y und Z auftauchten) die Zahlung einer stattlichen Summe, bevor er überhaupt in Verhandlungen eintreten wollte. Als diese Demütigung in Amerika bekannt wurde, breitete sich eine regelrechte Kriegshysterie aus, zu der John AdamsAdams, John durch provokative Äußerungen nicht unwesentlich beitrug. Der Kongress traf militärische Vorbereitungen, die ersten leistungsfähigen Kriegsschiffe der Union wurden in Dienst gestellt, und George WashingtonWashington, George erklärte sich noch einmal bereit, den Posten des Oberbefehlshabers zu übernehmen. AdamsAdams, John war aber klug genug, eine Kriegserklärung an Frankreich wegen dieser „XYZ-AffäreXYZ-Affäre“ zu vermeiden, obwohl die Flotten beider Länder seit Frühjahr 1798 einen „Quasi-Krieg“ in Form von Kaperungen und kleineren Seegefechten führten. Der Präsident nahm heftige Proteste aus den Reihen der FederalistsFederalists und den offenen Bruch mit Alexander HamiltonHamilton, Alexander in Kauf, als er 1799 eine neue Delegation nach Paris schickte. Den Abgesandten gelang es bis Oktober 1800, das umstrittene Bündnis im gegenseitigen Einvernehmen zu lösen und das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu FrankreichFrankreichFranzösische Revolution, das nun von Napoleon regiert wurde, fürs Erste zu bereinigen.

Die FederalistsFederalists, die als Sieger aus den Wahlen von 1796 hervorgegangen waren, versäumten innenpolitisch durch Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Opposition und personelle Querelen die Gunst der Stunde. Erbittert über die Pressepolemiken der Republicans, verabschiedete die Kongressmehrheit im Sommer 1798 vier Gesetze, mit denen der Widerstand in einigen Südstaaten gegen die Aufrüstung gebrochen werden sollte. Diese Alien and Sedition ActsAlien and Sedition Acts (1798) verbanden die Beschneidung der Rechte von NeueinwanderernEinwanderungJunge Republik – das betraf vor allem Flüchtlinge aus Frankreich, die sich auf Seiten der Republicans als Journalisten engagierten – mit verschärften Beleidigungs- und Verleumdungsbestimmungen für die Presse. Geld- und sogar Haftstrafen drohten einem jeden, der „falsche, skandalöse oder böswillige“ Nachrichten über die Regierung in Umlauf brachte. Auf Initiative JeffersonsJefferson, Thomas und MadisonsMadison, James formulierten die mehrheitlich republikanischen Parlamente von VirginiaVirginia und KentuckyKentucky Ende 1798 Protestresolutionen, die das Vorgehen des Kongresses für verfassungswidrig erklärten und den Einzelstaaten das „natürliche Recht“ zusprachen, sich der Durchführung der Gesetze in den Weg zu stellen. Obwohl die Resolutionen in den anderen Parlamenten wenig Resonanz fanden, kündigte diese doctrine of interposition ein Wiedererstarken der Staaten an, die radikale Republikaner stets für die einzig wirksamen Bollwerke gegen die Allmacht der Bundesregierung gehalten hatten. Verfassungsrechtlich waren die Virginia and Kentucky Resolutions kaum weniger problematisch als die Gesetzgebung der Federalists, weil sie zur Rechtfertigung einer SezessionSezession (s.a. Bürgerkrieg) dienen konnten; sie entsprangen aber der verständlichen Sorge, mit der Presse- und Meinungsfreiheit solle einer der Grundpfeiler der republikanischen Ordnung beseitigt werden.

Die „Revolution von 1800“

Die Erregung über die Einschränkung der Grundrechte allein hätte nicht ausgereicht, um die Machtposition der FederalistsFederalists zu erschüttern. Hinzu kam die selbstzerstörerische Wirkung des Konflikts zwischen Präsident John AdamsAdams, John und Alexander HamiltonHamilton, Alexander, der seit seinem Ausscheiden aus der Regierung 1795 hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen suchte. Durch seine öffentliche Kritik an der „schwächlichen“ Politik des Präsidenten gegenüber Frankreich und den „Feinden im Innern“ spaltete er die Anhängerschaft der Federalists. Adams wehrte sich mit dem Hinauswurf zweier Kabinettsmitglieder, die nicht ihm, sondern HamiltonHamilton, Alexander die Treue hielten. Im Unterschied zu diesen Auflösungserscheinungen gelang es den Republicans durch geschicktes Taktieren, eine Achse zwischen den Südstaaten und New YorkNew York zu schmieden, die den Erfolg bei den Kongress- und Präsidentschaftswahlen von 1800 verbürgte. JeffersonJefferson, Thomas setzte sich gegen Adams durch, erhielt aber im Wahlmännerkolleg genauso viele Stimmen wie sein New Yorker Vizepräsidentschaftskandidat Aaron BurrBurr, Aaron. Laut VerfassungVerfassung lag die Entscheidung nun beim RepräsentantenhausRegierungssystemRepräsentantenhaus, das nach Staaten abzustimmen hatte. Da BurrBurr, Aaron nicht freiwillig verzichtete, konnte JeffersonJefferson, Thomas erst im 36. Wahlgang die notwendigen zehn Staaten hinter sich vereinen. In letzter Instanz verdankte er diesen Ausgang HamiltonHamilton, Alexander, dessen Abneigung gegen den Virginier nicht ganz so intensiv war wie die Rivalität mit seinem New Yorker Landsmann BurrBurr, Aaron. Sie steigerte sich nun zur offenen Feindschaft, die 1804 im Duell der beiden Politiker endete, bei dem HamiltonHamilton, Alexander ums Leben kam.

Am 4. März 1801 wurde Thomas JeffersonJefferson, Thomas als erster Präsident in der neuen Hauptstadt WashingtonWashington, D.C. in sein Amt eingeführt. Entgegen allen Befürchtungen, die der harte Wahlkampf mit den gegenseitigen Verdächtigungen und Verleumdungen geweckt hatte, vollzog sich die Übertragung der Macht von der Regierungspartei auf die Opposition in geordneten Bahnen. JeffersonJefferson, Thomas setzte die von WashingtonWashington, George begonnene Tradition fort, in der Inaugurationsrede die gemeinsamen Überzeugungen und Prinzipien zu betonen: „We are all Republicans, we are all FederalistsFederalists.“ Mit diesem friedlichen Machtwechsel hatte die republikanische Verfassungsordnung eine weitere wichtige Bewährungsprobe bestanden.

6 JeffersonsJefferson, Thomas RepublikanismusRepublikanismus als Alternative zum nationalen Machtstaat, 1801–1814
Der Niedergang der FederalistsFederalists und das Ideal der agrarischen Republik

Der antirevolutionäre Impuls, den die französischen Geschehnisse in EnglandGroßbritannienJunge Republik und auf dem europäischen Kontinent hervorriefen, wirkte sich auch in den USA aus. Allerdings war er hier nicht stark genug, um den RepublikanismusRepublikanismus und das Prinzip der VolkssouveränitätVolkssouveränität selbst in Misskredit zu bringen. Die Wahl JeffersonsJefferson, Thomas und der Aufstieg der Republicans gewährleistete die Fortsetzung politischer Reformen auf Staatenebene, von denen die schrittweise Beseitigung der Besitzqualifikationen und die Ausweitung des Wahlrechts die wichtigste war. Als nationale Partei konnten sich die FederalistsFederalists von der Niederlage bei den Wahlen von 1800 nicht mehr erholen. Das aufwühlende Erlebnis der FranzösischenFrankreichFranzösische Revolution Revolution hatte ihre Führer, die sich als Angehörige der „natürlichen Aristokratie“ verstanden, immer konservativer und ängstlicher werden lassen. Ideologisch und organisatorisch hielten sie an veralteten, patriarchalischen Strukturen fest, und geographisch ließen sie sich in ihre neuenglischen Hochburgen zurückdrängen. Auf Bundesebene fiel ihre Stimme nur noch im Supreme CourtSupreme CourtVerfassung ins Gewicht, dessen Vorsitzender John MarshallMarshall, John von AdamsAdams, John ernannt worden war. Der überzeugte Federalist MarshallMarshall, John scheute sich nicht, Kongress und Präsident die Grenzen ihrer Macht aufzuzeigen. 1803 nahm er die Klage eines von AdamsAdams, John kurz vor dem Machtwechsel berufenen, von JeffersonJefferson, Thomas aber nicht mehr bestätigten Friedensrichters zum Anlass, einen Teil des Judiciary ActJudiciary Act (1789) von 1789 für verfassungswidrig zu erklären. Mit diesem Urteilsspruch im Fall Marbury v.MadisonMarbury v.Madison (1803) wendete Marshall das richterliche Überprüfungsrecht (judicial reviewJudicial Review), das in den Einzelstaaten bereits hin und wieder praktiziert worden war, erstmals auf die Gesetzgebung des Kongresses an. Dadurch verschaffte er einem Prinzip Anerkennung, das fortan den Lauf der amerikanischen Geschichte erheblich beeinflussen sollte. Unter Chief Justice MarshallMarshall, John fungierte das Oberste Gericht bis 1835 als Regulativ gegen einen zuweilen übermäßigen Partikularismus, der die Rechte der Staaten (states’ rights) ohne Rücksicht auf den Bundesstaat stärken wollte.

 

Ansonsten war der Weg frei für die Republicans, die nützlichere Lehren aus den revolutionären Umwälzungen in Amerika und Europa gezogen hatten. JeffersonJefferson, Thomas und MadisonMadison, James verleugneten keineswegs ihre Herkunft aus VirginiasVirginia Pflanzerelite, aber sie propagierten einen egalitären RepublikanismusRepublikanismus, der die städtische Bevölkerung ebenso ansprach wie die Farmer und die religiösen Enthusiasten an der FrontierFrontier. Sie betonten zentrale Werte der Revolution, die unter WashingtonWashington, George und AdamsAdams, John aus Sorge um den Bestand und die Sicherheit des Bundesstaates vernachlässigt worden waren: das Mitspracherecht des einfachen Bürgers; die Fähigkeit der Einzelstaaten, Verantwortung für die eigenen Belange zu übernehmen; das Misstrauen gegen konzentrierte Regierungsmacht, BürokratieRegierungssystemBürokratie und wirtschaftlicheWirtschaft Monopole; die Garantie der Grundrechte; und die Hochschätzung von öffentlicher Moral und Gemeinsinn als Lebenselixier von Republiken. Die Republicans bauten auf den konstitutionellen und wirtschaftlichen Grundlagen auf, die von den FederalistsFederalists geschaffen worden waren. Sie sorgten nun dafür, dass der Weg des amerikanischen Bundesstaates in das 19. Jahrhundert freiheitlicher und weniger zentralistisch verlief als fast überall sonst auf der Welt. Thomas JeffersonsJefferson, Thomas Leben und Werk waren nicht frei von Widersprüchen. Der Autor der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung, der sich als Gegner der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) ausgab, hielt bis zu seinem Tode Sklaven – mit seiner Haussklavin Sally HemmingsHemmings, Sally zeugte er sogar, wie eine DNA-Analyse inzwischen mit Sicherheit feststellen konnte, vier Kinder. Der Politiker, der in der Opposition so energisch auf einer strikten Interpretation der VerfassungVerfassung bestanden hatte, legte seine Befugnisse als Präsident gelegentlich recht weit aus. Er war allerdings weder der doktrinäre Aufklärer, als den ihn manche seiner Schriften auszuweisen scheinen, noch war er – was HamiltonHamilton, Alexander als Erster behauptete – ein prinzipienloser, scheinheiliger Pragmatiker.

JeffersonsJefferson, Thomas achtjährige Amtsführung bewirkte keine grundlegende Umgestaltung der amerikanischen Gesellschaft, aber doch eine spürbare Akzentverschiebung und Neuorientierung. Das betraf allerdings eher die Innen- und Finanzpolitik als die Außenpolitik. Hier knüpfte der Präsident an WashingtonsWashington, George Neutralitätskurs an und profitierte zudem von AdamsAdams, John’ diplomatischem Arrangement mit Frankreich. Aus JeffersonsJefferson, Thomas erster Inaugurationsrede stammt die häufig WashingtonWashington, George zugeschriebene Warnung vor „entangling alliancesAußenpolitikEntangling AlliancesEntangling Alliances“, in Streitigkeiten der Europäer hineinziehenden Bündnissen. Andererseits wünschte sich JeffersonJefferson, Thomas „Friede, Handel und ehrliche Freundschaft mit allen Nationen“, was durchaus den materiellen Interessen der USA entgegenkam. Auf Grund des großen Bedarfs an amerikanischen Agrarprodukten, den die napoleonischen Kriege erzeugten, stieg der Wert der jährlichen Ausfuhren nach Europa und in die KaribikKaribik zwischen 1793 und 1807 von 26 Millionen auf 108 Millionen Dollar. Exportüberschüsse und Zolleinnahmen ließen die amerikanische WirtschaftWirtschaft prosperieren und erhöhten das Pro-Kopf-Einkommen trotz des raschen BevölkerungswachstumsBevölkerungsentwicklung (1800 hatten die USA 5,3 Millionen, 1815 schon 8,4 Millionen Einwohner). Die JeffersonJefferson, Thomas-Administration nutzte die reichlichen Zolleinkünfte jedoch nicht zur gezielten Förderung des Manufakturwesens, wie HamiltonHamilton, Alexander dies wohl mit Blick auf die beginnende „industrielle Revolution“ in EnglandGroßbritannienJunge Republik getan hätte. Stattdessen bemühte sich der aus der SchweizSchweiz stammende FinanzministerFinanzwesenJunge Republik Albert GallatinGallatin, Albert, durch Sparmaßnahmen und Landverkäufe im WestenWesten (von denen große Gesellschaften und Spekulanten am meisten profitierten) den Bundeshaushalt auszugleichen und die StaatsverschuldungFinanzwesenJunge Republik zu reduzieren. Tatsächlich gelang es GallatinGallatin, Albert, Überschüsse zu erzielen und die federal debt bis 1808 um annähernd die Hälfte auf 45 Millionen Dollar abzubauen. JeffersonJefferson, Thomas und GallatinGallatin, Albert fanden sich zwar mit der Existenz der Bank of the United StatesBank of the United States ab, deren Gründung sie 1791 als verfassungswidrig bezeichnet hatten. Im Einklang mit der republikanischen Ideologie schaffte der Kongress jedoch sämtliche internen Steuern ab, darunter die kontroverse Whiskeysteuer. Um zu sparen und der Maxime „No standing army!“ Genüge zu tun, wurde außerdem die Friedensstärke der ohnehin schon kleinen Armee auf ca. 3300 Offiziere und Mannschaften verringert. In West PointWest Point am HudsonHudson River entstand eine Militärakademie, die den künftigen Offizieren republikanischen Geist einflößen sollte. Die meisten Kriegsschiffe ließ JeffersonJefferson, Thomas außer Dienst stellen.

Am deutlichsten unterschied sich JeffersonJefferson, Thomas von seinen Vorgängern WashingtonWashington, George und AdamsAdams, John durch den Wunsch, die Autonomie der Einzelstaaten zu stärken und die demokratische Basis des RegierungssystemsRegierungssystem zu verbreitern. Als die Alien and Sedition ActsEinwanderungsgesetzeAlien and Sedition Acts (1798) 1801 ausliefen, lehnte der Kongress eine Verlängerung ab und erleichterte gleichzeitig die Einbürgerung von ImmigrantenEinwanderungJunge Republik, die nun nach fünf Jahren Aufenthalt in den USA die Staatsbürgerschaft erwerben konnten. In den Staatenparlamenten drängten die Republicans darauf, die Wahlbestimmungen in Richtung auf das allgemeine WahlrechtWahlrecht für weiße Männer auszudehnen. Dieser demokratisch-republikanische Geist kehrte den Trend zum Zentralismus um, der von HamiltonsHamilton, Alexander Finanzprogramm ausgegangen war. Handel und Gewerbe entwickelten sich in den Mittelstaaten und NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) zwar günstig, aber der generelle Charakter der amerikanischen Gesellschaft blieb doch agrarisch. Das war ganz im Sinne JeffersonsJefferson, Thomas, der den Vereinigten Staaten das Schicksal Europas mit seinen eng zusammengepressten städtischen Massen und dem demoralisierenden Nebeneinander von Luxus und Elend so lange wie möglich ersparen wollte. Die Realität der nationalen Hauptstadt WashingtonWashington, D.C. mit ihren wenigen fertig gestellten Regierungsgebäuden, den weit verstreuten, oft noch primitiven Tavernen und Wohnhäusern und den bei schlechtem Wetter kaum passierbaren Straßen war weit entfernt von den kühnen Träumen Pierre L’EnfantsL’Enfant, Pierre und selbst von den bescheidenen Hoffnungen WashingtonsWashington, George. Der neue Präsident hing dem Ideal des Empire of Liberty an, eines Amerika der unabhängigen, freiheitsliebenden Pflanzer, Farmer und Handwerker. Der Verwirklichung dieser Vision dienten vor allem die Erschließung und Besiedlung des WestensWestenErschließung, die nun – gewissermaßen als Gegengewicht zur Kommerzialisierung – zügig vorangetrieben wurden. KentuckyKentucky und TennesseeTennessee, denen der Kongress 1792 bzw. 1796 den Status gleichberechtigter Einzelstaaten verliehen hatte, erlebten einen Zustrom von Siedlern, der ihre BevölkerungBevölkerungsentwicklung bis 1820 zusammen auf etwa eine Million anwachsen ließ. Aus dem Norden und der Mitte wanderten viele Familien nach OhioOhio ab, das 1803 als erster Staat aus dem Nordwest-TerritoriumNordwest-Territorium in die Union aufgenommen wurde.

Der Louisiana PurchaseFrankreichKolonienFrankreichLouisiana PurchaseLouisiana Purchase

Kurz nach JeffersonsJefferson, Thomas Amtsantritt zeichnete sich die beunruhigende Möglichkeit ab, dass SpanienSpanienKolonien die Kolonie LouisianaLouisiana an FrankreichFrankreichKolonien zurückgab und dass Napoleon, in dem JeffersonJefferson, Thomas mittlerweile den „Verräter der Revolution“ sah, von der KaribikKaribik aus ein neues Empire auf dem amerikanischen Kontinent errichtete. Um einer solchen Entwicklung zuvorzukommen, die den amerikanischen Drang nach WestenWesten hemmen musste, fasste JeffersonJefferson, Thomas einen Handstreich auf New OrleansNew Orleans und sogar ein Bündnis mit dem ideologischen Widersacher EnglandGroßbritannien ins Auge. Nach der Dezimierung einer französischenFrankreichKolonien Armee auf der Zuckerinsel Santo DomingoSanto DomingoHaiti durch aufständische Schwarze und vor dem Hintergrund des wiederaufflammenden Krieges in Europa bot Napoleon aber im April 1803 den überraschten amerikanischen Unterhändlern James MonroeMonroe, James und Robert R. LivingstonLivingston, Robert R. nicht nur New Orleans, sondern ganz Louisiana, das bis zu den Rocky MountainsRocky Mountains und an die kanadischeKanadaJunge Republik Grenze reichte, zum Kauf an. Napoleon benötigte das Geld für seine Rüstungen, und er kalkulierte wohl zu Recht, FrankreichFrankreichKolonien werde Louisiana im Ernstfall doch nicht gegen die Vereinigten Staaten und EnglandGroßbritannien halten können. JeffersonJefferson, Thomas griff sofort zu, obwohl er an seiner verfassungsmäßigen Befugnis zweifelte, eigenmächtig zusätzliche Gebiete mit fremder Bevölkerung in die Union zu inkorporieren. Da eine Verfassungsänderung zu lange gedauert hätte, entschied der Präsident, die Verantwortung für den Kauf zu übernehmen und sich anschließend dem Urteil des Kongresses und des Volkes zu stellen. So wechselte Louisiana noch 1803 für 15 Millionen Dollar (nach heutigem Wert etwa 180 Millionen Dollar) den Besitzer, und der Senat hieß den Kauf, der das Staatsgebiet der USA auf einen Schlag verdoppelte, nachträglich mit großer Mehrheit gut. Bestätigt wurde JeffersonsJefferson, Thomas Vorgehen auch durch die unangefochtene Wiederwahl zum Präsidenten im November 1804. Nur die FederalistsFederalists in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen), die ihren Einfluss weiter schwinden sahen, übten heftige Kritik bis hin zu Drohungen, sie würden ihre Staaten aus der Union herauslösen. Für die Südstaatler war die Integration von New Orleans und Umgebung nicht zuletzt deshalb so bedeutsam, weil auf diese Weise das System der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) gefestigt und ausgebaut werden konnte. Das MississippideltaMississippi (Fluss), in dem schon seit der französischen Kolonisation im 17. Jahrhundert viele Schwarze und andere people of color lebten, eignete sich besonders gut für den Baumwollanbau, und der Export der Baumwolle nach Europa erfolgte hauptsächlich über den Hafen von New Orleans. Bald stand die Stadt auch in dem zweifelhaften Ruf, über den größten Sklavenmarkt der USA zu verfügen. Viele Neuengländer glaubten deshalb im Erwerb zusätzlichen Sklaventerritoriums das eigentliche Motiv des Louisiana PurchaseFrankreichLouisiana PurchaseLouisiana Purchase zu erkennen. Die von den Republicans betriebene und von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragene Politik der Westexpansion gab also den sektionalen SpannungenSektionale Konflikte und dem Parteienkonflikt neue Nahrung.


Karte 3: Die 13 Gründerstaaten und die territoriale Expansion bis 1803

Als Staatsmann und Wissenschaftler hatte JeffersonJefferson, Thomas großes Interesse an den Westgebieten, aber er selbst war nie über die AppalachenAppalachen hinausgelangt. Dafür veranlasste er den Kongress, seinen Sekretär Meriwether LewisLewis, Meriwether und den Offizier William ClarkLewis u. Clark-ExpeditionClark, William 1804 auf Erkundungsreise in die neu erworbenen Gebiete zu schicken. Mit Hilfe indianischer Scouts drang die ExpeditionLewis u. Clark-Expedition von St. LouisSt. Louis, Missouri entlang des MissouriMissouri (Fluss) und dann – auf der vergeblichen Suche nach einer schiffbaren Route – über die Rocky MountainsRocky Mountains bis nach OregonOregon und an den Pazifik vor. LewisLewis, Meriwether und ClarkClark, William sammelten Informationen, aber auch kuriose Gerüchte über die Ureinwohner, die Geographie, die Bodenschätze und die Pflanzen des WestensWesten. Nach ihrer Rückkehr 1806 konnten sie die ersten verlässlichen Karten für den Raum zwischen MississippiMississippi (Fluss) und Pazifischem Ozean vorlegen. Das war der Auftakt zu einer Vielzahl amerikanischer Forschungsaktivitäten und Handelsunternehmungen, die von den Spaniern in Neu-MexikoMexiko und KalifornienKalifornien misstrauisch beobachtet und gelegentlich auch behindert wurden.