Geschichte der USA

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

5 Die FederalistsFederalists an der Macht, 1789–1800
HamiltonsHamilton, Alexander Finanz- und WirtschaftsprogrammFinanzwesenRevolutionsepocheWirtschaft

Das Ergebnis der ersten Bundeswahlen versetzte die FederalistsFederalists in die Lage, ein gutes Jahrzehnt lang die VerfassungVerfassung nach ihren Vorstellungen auszudeuten und mit Leben zu erfüllen. Den ruhenden Pol in dieser Zeit, die von den Revolutionen und Kriegen in Europa überschattet war, bildete George WashingtonWashington, George, der wie sein römisches Vorbild CincinnatusCincinnatus noch einmal Mount VernonMount Vernon verlassen hatte, um zur Festigung der amerikanischen Union beizutragen. Am meisten Tatkraft und Kreativität bewies Alexander HamiltonHamilton, Alexander, einer der homines novi der Revolution, der sich stets eng an WashingtonWashington, George gehalten hatte und nun als Finanzminister (Secretary of the Treasury) die rechte Hand des Präsidenten im Kabinett wurde. Kernstück seines am englischenGroßbritannienJunge RepublikGroßbritannien Beispiel orientierten Programms, das er in den Kongress einbrachte, war die sichere Fundierung der StaatsschuldenFinanzwesenJunge Republik, die aus dem Krieg resultierten und in den 1780er Jahren noch angewachsen waren. Zusätzlich zur auswärtigen und inneren Schuld der Union (11,7 Millionen bzw. 42 Millionen Dollar) übernahm die Bundesregierung bis 1792 auch die Schulden der Einzelstaaten von insgesamt 18,2 Millionen Dollar. Dabei garantierte sie den Gläubigern (unter ihnen etliche Spekulanten, die Schuldverschreibungen zu niedrigen Marktpreisen aufgekauft hatten) die Annahme sämtlicher Zertifikate zum Nennwert und die Zinszahlung in Hartgeld. Das unabhängige Einkommen, das der Bund hierfür benötigte, verschaffte er sich durch nationale Einfuhrzölle, mit denen auch wirtschaftlicherWirtschaft Druck auf EnglandGroßbritannienJunge Republik ausgeübt werden konnte. Wegen der hohen Zolleinnahmen brauchten vorerst keine direkten Steuern erhoben zu werden. Um die finanziellen Transaktionen zu koordinieren und die Währung zu vereinheitlichen, schuf der Kongress auf Vorschlag HamiltonsHamilton, Alexander 1791 die Bank of the United StatesFinanzwesenJunge RepublikBank of the United States in PhiladelphiaPhiladelphia (seit 1790 vorläufiger Sitz des Kongresses und der Regierung) in Form einer teils privaten, teils staatlichen Aktiengesellschaft. Der wirtschaftlicheWirtschaft Aufschwung trug das Seine dazu bei, dass die Union binnen kurzem über ein solides Finanz- und Währungssystem verfügte, das ihre Kreditwürdigkeit wiederherstellte und genügend Investitionskapital im Land freisetzte bzw. aus Europa anzog. Politisch wirkte die konsolidierte Staatsschuld, wie HamiltonHamilton, Alexander es beabsichtigt hatte, als „Zement der UnionFinanzwesenJunge Republik“, weil sie die Interessen der einflussreichen Gläubiger fest mit dem Schicksal der Bundesregierung verband.

An inneren Widerständen gegen HamiltonsHamilton, Alexander Kurs fehlte es allerdings nicht, zumal im SüdenSüden, wo die Pflanzer und Farmer das Gefühl hatten, ihre Belange würden zu Gunsten der Handels- und Kapitalinteressen des Nordens vernachlässigt. Dieser Stimmung fiel HamiltonsHamilton, Alexander letzter großer Plan, das Manufakturwesen der Union systematisch zu fördern, bereits zum Opfer. Auch das FinanzprogrammFinanzwesenJunge Republik konnte nur durch Zugeständnisse an die Südstaaten-Abgeordneten im Kongress vollendet werden. Das wichtigste dieser Zugeständnisse war das Versprechen, die in der VerfassungVerfassung vorgesehene neue permanente Hauptstadt weiter nach Süden an den PotomacPotomac zu verlegen. Auf die Planung dieses District of ColumbiaDistrict of Columbia nahm George WashingtonWashington, George, der im Grenzgebiet von VirginiaVirginia und MarylandMaryland Land besaß, persönlich großen Einfluss. Erste Entwürfe für die Stadt, die noch zu Lebzeiten des ersten Präsidenten „WashingtonWashington, D.C.“ genannt wurde, lieferte der französische Architekt Pierre L’EnfantL’Enfant, Pierre. Die praktische Umsetzung dieser Vision einer nationalen Hauptstadt, die sich mit LondonLondon und ParisParis messen konnte, fiel wesentlich bescheidener aus, aber sie erlaubte im November 1800, ein Jahr nach WashingtonsWashington, George Tod, den Umzug der Bundesregierung von PhiladelphiaPhiladelphia an den PotomacPotomac.

Thomas JeffersonJefferson, Thomas war 1789 aus ParisParis zurückgekehrt, wo er als Gesandter der Vereinigten Staaten die Anfänge der Französischen Revolution miterlebt hatte. In WashingtonsWashington, George Kabinett bekleidete er das Amt des Außenministers (Secretary of State) und gehörte damit zum engsten Beraterkreis des Präsidenten. Im Streit um den Hauptstadtsitz unterstützte er den von HamiltonHamilton, Alexander und MadisonMadison, James ausgehandelten Kompromiss, doch in der BankfrageFinanzwesenJunge Republik, die den Kern des Verfassungsverständnisses berührte, bezog er eindeutig Stellung gegen HamiltonHamilton, Alexander. Wenn der Kongress unter Berufung auf die Generalklauseln der VerfassungVerfassung eine im Text nicht vorgesehene Zentralbank einrichten dürfe, so argumentierte er, dann kenne die Macht der Bundesregierung praktisch keine Grenzen mehr. Mit seinem Rat, der Kongress solle sich auf die Ausübung der explizit in der Verfassung genannten Befugnisse beschränken, drang er allerdings bei WashingtonWashington, George nicht durch. Mehr Verständnis für diesen Grundsatz der strikten, buchstabengetreuen Auslegung der Verfassung fand er dagegen bei MadisonMadison, James, dessen Vorbehalte gegen das „HamiltonHamilton, Alexander’sche System“, das eine permanente Staatsschuld voraussetzte und angeblich Spekulation und Korruption begünstigte, kontinuierlich wuchsen. Trotz ihrer Verehrung für den Präsidenten fiel es JeffersonJefferson, Thomas und MadisonMadison, James auch immer schwerer, den – gemessen an europäischen Verhältnissen bescheidenen – zeremoniellen Glanz zu akzeptieren, den WashingtonWashington, George und die FederalistsFederalists entfalteten, um das Präsidentenamt für die nationale Integration zu nutzen. Im Ideal eines bescheidenen RepublikanismusRepublikanismus, der die Bedürfnisse des einfachen Mannes und die Rechte der Einzelstaaten stärker berücksichtigte, fanden JeffersonJefferson, ThomasFrankreichFranzösische Revolution und MadisonMadison, James den gemeinsamen Grund, von dem aus sie Front gegen HamiltonHamilton, Alexander und damit letzten Endes auch gegen WashingtonWashington, George zu machen begannen. Sie traten damit an die Spitze einer noch diffusen Oppositionsbewegung von Republicans, zu der sich unversöhnliche AntifederalistsAntifederalists und enttäuschte südstaatliche Pflanzer und Farmer zusammenfanden. In den 1790er Jahren erhielten sie vermehrt Zulauf von Angehörigen der städtischen Mittel- und Unterschichten, die sich für die Ideen der Französischen Revolution begeisterten. Auf die Stellung WashingtonsWashington, George, der Anfang 1793 einstimmig im Präsidentenamt bestätigt wurde, hatte das noch kaum Auswirkungen. Im weiteren Verlauf des Jahrzehnts polarisierte das dramatische Geschehen in Europa jedoch die Innenpolitik der Vereinigten Staaten und stellte Regierung und Kongress auch außenpolitisch vor schwierige Entscheidungen.FrankreichFranzösische Revolution

Die Rückwirkungen der Französischen RevolutionFrankreichFranzösische Revolution

In den Vereinigten Staaten wurde die Erhebung des französischen Volkes zunächst fast einhellig begrüßt, denn mit ihr schien die Selbstbefreiung der Menschheit aus politischer und religiöser Unmündigkeit, der sich die Amerikaner verpflichtet fühlten, ihre Fortsetzung zu finden. Auch auf französischer Seite betonte man im kosmopolitischen Geist der AufklärungAufklärung die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Revolutionen: Die amerikanischen Verfassungen und Grundrechteerklärungen erschienen in französischen Übersetzungen, und LafayetteLafayette, Marie-Joseph Motier, Marquis de, der die Nationalgarde befehligte, verehrte seinem Freund WashingtonWashington, George in einer symbolischen Geste den Schlüssel der Bastille. Warnende Stimmen wie diejenigen von Vizepräsident John AdamsAdams, John und dessen Sohn John Quincy AdamsAdams, John Quincy, die den Revolutionären 1790/91 in anonymen Schriften vorwarfen, sie verwechselten Freiheit mit Zügellosigkeit und opferten organisch gewachsene Ordnungen einer abstrakten politischen Doktrin, blieben vereinzelt und fanden zunächst kaum Widerhall. Als 1792 die Republik erklärt wurde und der Krieg gegen die Interventionsmächte begann, schwoll die Sympathie für die französischen PatriotenPatrioten in den USA zu einer Welle der Begeisterung an. Jeder Sieg der Revolutionsarmeen wurde in den größeren Städten, insbesondere in PhiladelphiaPhiladelphia, mit Massenkundgebungen, Paraden, Festbanketten und Feuerwerken gefeiert. Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI.Ludwig XVI. im Januar 1793 und der französischen Kriegserklärung an EnglandGroßbritannienJunge Republik und SpanienSpanien begannen sich die Geister jedoch zu scheiden. Nun heizte die Debatte über das Wesen der Französischen Revolution den Streit zwischen FederalistsFederalists und Republicans gefährlich an und verlieh ihm einen unerbittlich ideologischen Charakter. Wenn diese „Parteien“ auch noch keine feste Organisation besaßen, so knüpften ihre Führer doch schon unionsweite Kontakte und bemühten sich mit Hilfe von extrem einseitigen, kämpferischen Presseorganen um die Mobilisierung einer Massenbasis. Beide Seiten argwöhnten, dass diejenigen Kräfte, die um das Schicksal Frankreichs rangen, auch in den Vereinigten Staaten am Werke seien. Die Republicans deuteten jede Maßnahme und Äußerung HamiltonsHamilton, Alexander als Anzeichen für eine geheime Absicht, die republikanische VerfassungVerfassung umzustürzen und eine Aristokratie oder Monarchie einzuführen. WashingtonsWashington, George Person wurde zumeist von diesen scharfen Attacken ausgenommen, aber der Präsident galt bald als naives Werkzeug in den Händen eine Clique von volksfeindlichen „Monokraten“. Die Democratic-Republican Societies, die sich ab 1792 in den Städten nach dem Vorbild der Jakobinerklubs bildeten, erklärten Kritik an der Französischen Revolution schlicht für unvereinbar mit freiheitlicher Gesinnung.FrankreichFranzösische Revolution

 

Die FederalistsFederalists hingegen prangerten die Befürworter der Revolution als „Jakobiner“ und „Sansculotten“ an und bezichtigten sie, sich von „gleichmacherischen“ Prinzipien leiten zu lassen, die „im höchsten Maße subversiv für jede Gesellschaftsordnung“ seien. Das Wirken dieses anarchischen, gottlosen Geistes, der in Frankreich zum blutigen Terror führte, glaubten sie u.a. in einer Protestbewegung zu erkennen, mit der sich Farmer in den Westgebieten 1794 gegen die erste direkte Bundessteuer wehrten, die der Kongress auf Whiskey erhoben hatte. Nach einigen ergebnislosen Vermittlungsversuchen schlug die Bundesregierung diese Whiskey RebellionWhiskey Rebellion unter demonstrativem Einsatz militärischer Macht nieder. Als eigentliche Urheber des Aufstands prangerte WashingtonWashington, George Ende 1794 öffentlich die Democratic-Republican Societies an, die er für subversiv und illegal erachtete.FrankreichFranzösische Revolution

Diese oft maßlosen gegenseitigen Anklagen und Polemiken waren Ausfluss eines „paranoiden“ politischen Stils, der schon die Auseinandersetzung mit den BritenGroßbritannienJunge Republik und LoyalistenLoyalisten gekennzeichnet hatte. Mit ihrem Grundgedanken, dass die Freiheit der Bürger stets gefährdet sei und eifersüchtig verteidigt werden müsse, erwies sich die Country-IdeologieCountry-Ideologie als günstiger Nährboden für Korruptionsängste und Verschwörungstheorien. Aus der Sicht der FederalistsFederalists drohte die größte Gefahr für die VerfassungVerfassung von „Demagogen“, die das Volk gegen die Regierung und die „natürliche Elite“ aufhetzten. Die Republicans dagegen misstrauten gerade „den wenigen“, vor allem den Bankiers und Spekulanten, die sich auf Kosten des Volkes bereicherten und ungebührlichen politischen Einfluss ausübten. Dieser Streit, der in mancher Hinsicht an die Verfassungsdebatte anknüpfte, brachte zwei unterschiedliche RepublikanismusRepublikanismus-Versionen hervor: die sozial konservative, aber ökonomisch progressive der Federalists, die hauptsächlich in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) Anklang fand; und die egalitär-agrarische, mit der die Republicans den SüdenSüden, zunehmend aber auch die Mittelstaaten eroberten.

Der europäische Krieg heizte diese Konfrontation noch an, weil die Republicans ohne Zögern für die französische „Schwesterrepublik“ Partei ergriffen, während die FederalistsFederalists unbedingt eine militärische Konfrontation mit der beherrschenden Seemacht EnglandGroßbritannienJunge Republik vermeiden wollten. WashingtonWashington, George empfing zwar gegen HamiltonsHamilton, Alexander Rat den französischen Gesandten Edmond Charles GenêtGenêt, Edmond Charles und erkannte damit die Revolutionsregierung implizit an. Er verschloss sich aber den Wünschen der Franzosen und dem Drängen vieler seiner Landsleute, das Bündnis von 1778 durch einen Kriegseintritt an der Seite Frankreichs zu honorieren. Vielmehr veröffentlichte er im April 1793 eine Neutralitätserklärung, die „freundliches und unparteiisches“ Verhalten gegenüber allen Krieg führenden Staaten in Aussicht stellte und den amerikanischen Bürgern verbot, sich in die Feindseligkeiten einzumischen. Obwohl dieser Kurs die Vereinigten Staaten wirtschaftlichWirtschaft begünstigte – die Exporte nach Europa und in die KaribikKaribik stiegen rasch an und beschleunigten den allgemeinen Aufschwung –, löste er innenpolitische Turbulenzen aus. JeffersonJefferson, Thomas befürwortete zwar ebenfalls die Neutralität, hielt das Streben nach „Unparteilichkeit“ zwischen den revolutionären und den gegenrevolutionären Kräften in Europa aber für verhängnisvoll. Nach seinem Ausscheiden aus dem Kabinett Ende 1793 kritisierte er offen die pro-britischeGroßbritannienJunge Republik Tendenz der amerikanischen Politik, während er den Terror in Frankreich als notwendiges Übel auf dem Weg zu einer gerechten Gesellschaftsordnung verteidigte.FrankreichFranzösische Revolution

Der JayJay, John Treaty mit EnglandGroßbritannienJunge Republik

Die innenpolitischen Spannungen kulminierten in der Debatte über den Vertrag mit EnglandGroßbritannienJunge Republik, den John JayJay, John als Sonderbotschafter WashingtonsWashington, George Ende 1794 in LondonLondon aushandelte und der im Juni 1795 im Senat nur ganz knapp die notwendige Zweidrittelmehrheit fand. Es war JayJay, John gelungen, einige seit dem Friedensschluss von 1783 ungelöste Fragen zu klären und die Gefahr einer militärischen Konfrontation abzuwenden, die das Vorgehen der Royal Navy gegen den amerikanischen Handel mit Frankreich heraufbeschworen hatte. Dafür musste JayJay, John aber, etwa bei der Definition von Konterbande und in der Frage einer Entschädigung für die während des Krieges von den BritenGroßbritannienJunge Republik „entwendeten“ Sklaven, schmerzliche Zugeständnisse an den englischenGroßbritannienJunge Republik Rechtsstandpunkt machen. Die Republicans klagten die Regierung daraufhin an, sich der Londoner Regierung unterworfen und die befreundeten Franzosen verraten zu haben. Selbst WashingtonWashington, George begann zu schwanken, rang sich aber schließlich zur Unterzeichnung des Vertrags durch. Gerechtfertigt fühlte er sich nicht zuletzt durch das provozierende Verhalten GenêtsGenêt, Edmond Charles, der auf amerikanischem Boden eine Kampagne entfesselte, um die Öffentlichkeit für militärische Unternehmungen gegen KanadaKanadaJunge Republik und Spanisch-LouisianaLouisiana zu gewinnen. Die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus weigerte sich noch bis Sommer 1796, die erforderlichen Gelder zur Implementierung des Vertrags zu bewilligen. Als der Jay TreatyJay Treaty endgültig in Kraft trat, bekundete das Pariser Direktorium sein Missfallen, indem es die Allianz von 1778 offiziell kündigte. Dieser negative Schritt wurde vorerst dadurch aufgewogen, dass ein weiterer Sonderbotschafter Washingtons, Thomas PinckneyPinckney, Thomas, im Oktober 1795 einen günstigen Vertrag mit der spanischenSpanien Regierung ausgehandelt hatte, der den Amerikanern freie Schifffahrt auf dem MississippiMississippi (Fluss) und zollfreie Ausfuhr ihrer Waren über New OrleansNew Orleans zusicherte.

Die äußere Bedrohung und die Feindbilder, die FederalistsFederalists und Republicans in ihrer Propaganda jeweils von EnglandGroßbritannienJunge Republik und Frankreich malten, trugen zur Ausbildung einer amerikanischen Identität und nationalistischer Gefühle bei. In dieser Zeit wurden die Vereinigten Staaten auch erstmals zu einem Hort politischer Flüchtlinge, unter denen sich so illustre Persönlichkeiten wie der spätere französische Außenminister TalleyrandTalleyrand, Charles Maurice de und der Herzog von Orléans, der künftige König Louis PhilippeLouis Philippe, sowie der englische Naturwissenschaftler, Geistliche und Philosoph Joseph PriestleyPriestley, Joseph befanden. Gleichzeitig begann eine erste Generation von amerikanischen Historikern, Schriftstellern und Künstlern, das „kulturelle Gedächtnis“ der Gesellschaft im nationalen Sinne zu prägen. In den Geschichtswerken von David RamsayRamsay, David, Jeremy BelknapBelknap, Jeremy und Mercy Otis WarrenWarren, Mercy Otis, in den Dichtungen Francis HopkinsonsHopkinson, Francis und der ConnecticutConnecticut Wits Joel BarlowBarlow, Joel, Timothy DwightDwight, Timothy und David HumphreysHumphrey, David sowie in den Historienbildern und Porträts von Charles Willson PealePeale, Charles Willson, Gilbert StuartStuart, Gilbert und John TrumbullTrumbull, John erschienen die amerikanische Revolution und Nationalstaatsgründung als logische Folge eines Freiheitskampfes, der mit der Entdeckung Amerikas durch KolumbusKolumbus, Christoph begonnen hatte. Andererseits wirkten die ideologischen Gegensätze und die nach wie vor starken regionalen Identitäten einer Übersteigerung und Homogenisierung des amerikanischen Nationalbewusstseins entgegen.

WashingtonsWashington, George Farewell Address

Am Ende von WashingtonsWashington, George zweiter Amtsperiode schien sich eine unüberbrückbare Kluft zwischen Republicans und FederalistsFederalists aufzutun, die noch dazu NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) immer mehr dem Rest der Union entfremdete. Ungeachtet aller Bitten lehnte der PräsidentWashington, George, der des Dauerstreits müde war und dessen Kräfte nachließen, eine erneute Kandidatur ab. In seiner Abschiedsbotschaft vom September 1796 warnte er die Landsleute eindringlich vor dem „Parteiengeist“, der, geschürt durch ausländische Mächte, das Überleben der Nation gefährde. Bei dieser Verurteilung des Parteienwesens kam eine intellektuelle Begrenzung zum Vorschein, die der Präsident mit den meisten Zeitgenossen teilte: Er nahm für sich und seine Freunde in Anspruch, nur dem Gemeinwohl zu dienen, und reservierte das Etikett „Partei“ für den politischen Gegner. In der Praxis hatte sich während seiner Administration schon das erste amerikanische Zweiparteiensystem herausgebildet. Dennoch verhallte die Farewell Address nicht ungehört: WashingtonsWashington, George Ratschlag, mit Europa so viel Handel wie möglich zu treiben, sich aber nicht in europäische Streitigkeiten hineinziehen zu lassen und Bündnisse nur im Notfall, keineswegs aber auf Dauer zu schließen, blieb bis weit ins 20. Jahrhundert hinein außenpolitische Richtschnur aller amerikanischen Regierungen.

George WashingtonWashington, George hatte es in seiner achtjährigen Präsidentschaft verstanden, Maßstäbe zu setzen und Präzedenzfälle zu schaffen, die das Amt dauerhaft prägten. Alle seine Schritte – die Zusammenstellung eines Kabinetts, der Gebrauch der „PatronagePatronage“ bei der Postenvergabe, das Verhalten gegenüber dem Kongress und dem Supreme CourtSupreme Court, die Anwendung des Vetos, die Reisen durch alle Staaten der Union, die Empfänge und Teekränzchen, die er und seine Frau Martha in PhiladelphiaPhiladelphia gaben, und vieles mehr – wurden mit höchstem Interesse verfolgt und kommentiert. Besondere Prärogativen beanspruchte WashingtonWashington, George für die Planung und Durchführung der Außenpolitik sowie in militärischen Angelegenheiten. Das zeigte sich etwa bei der Neutralitätserklärung 1793, beim Vorgehen gegen die Whiskey RebellionWhiskey Rebellion und bei der Entsendung von Sonderbotschaftern nach LondonLondon und MadridMadrid. Auch die Beziehungen zu den IndianernNative AmericansKriege regelte er nahezu in eigener Regie, teils auf diplomatischem Wege, teils durch militärischen Druck. Einige Stämme erkannten WashingtonWashington, George als „Großen Vater“ an und schickten Abgesandte zu Verhandlungen in die Hauptstadt; andere widersetzten sich dem Vordringen weißer Siedler und suchten Rückhalt bei den BritenGroßbritannienJunge Republik in KanadaKanadaJunge Republik. Nach einigen demütigenden Niederlagen amerikanischer Truppen befahl Washington 1794 General „Mad Anthony“ WayneWayne, Anthony, mit einer besser gerüsteten Armee den Souveränitätsanspruch der Union im Nordwest-TerritoriumNordwest-Territorium durchzusetzen. In der Schlacht von Fallen Timbers errang WayneWayne, Anthony einen entscheidenden Sieg über die Stämme des OhioOhio-Tals und zwang sie 1795 im Frieden von GreenvilleFrieden von Greenville (1795), weiteres Territorium zur Siedlung freizugeben. Als Gegenleistung sagten die Vereinigten Staaten jährliche Geldzahlungen zu und verzichteten auf den Anspruch, Land durch Eroberung erwerben zu können. Das Problem der AfroamerikanerAfroamerikaner sprach WashingtonWashington, George als Präsident nie öffentlich an; nur sehr vorsichtig ließ er privat durchblicken, dass er sich auch für den SüdenSüden eine von den Einzelstaaten per Gesetz beschlossene graduelle Emanzipation der Sklaven erhoffe. Im Testament, das er kurz vor seinem Tode 1799 niederschrieb, verfügte er die Freilassung aller auf Mount VernonMount Vernon lebenden Sklaven beim Tod seiner Frau Martha. So konnte er wenigstens das eigene Gewissen von einer moralischen Last befreien, die er selbst wie die meisten seiner Landsleute nach der Revolution aus dem politischen Bewusstsein verdrängt hatte.

 

Für die weißen Amerikaner und ihren noch ungefestigten Staat war es von größtem Wert, dass WashingtonsWashington, George persönliche Integrität und seine Verfassungstreue außer Frage standen und dass er den Bürgern die Möglichkeit bot, sich nicht nur interesse-, sondern auch gefühlsmäßig mit der Bundesregierung zu identifizieren. Die Verehrung als pater patriae und der beginnende WashingtonWashington, George-Kult, der bald Realität und Fiktion vermischte, waren ihm eher lästig, aber er nahm sie in Kauf, um die Präsidentschaft zu einem Symbol der nationalen Einheit zu machen. Wie sehr ihm das gelungen war, wurde bei seinem Tod 1799 offenbar, der die Menschen überall im Land ungeachtet ihrer parteipolitischen Orientierung zu Trauerfeiern vereinte. Dauerhaft eingeprägt hat sich Henry LeesLee, Henry Nachruf, WashingtonWashington, George sei „der Erste im Krieg, der Erste im Frieden und der Erste im Herzen seiner Landsleute“ gewesen.