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Das Ergebnis zählt
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Anja Gust

Das Ergebnis zählt

Geschichten in Leichter Sprache

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Ergebnis zählt

Impressum

Zuerst

Widmung

Meine erste Banane war eine Ananas

Umarmungen

Spaghetti und Tomatensoße

Das Reifezeugnis

Die Erfindung der Bananenmilch

Als ich eine Million geschenkt bekam

Ganz einfach

Vanilleeis

Manchmal

Käsefondue

Eine Geschichte vom Glück der großen Liebe

Goldrausch

Wahrheit oder Pflicht

Wo Hannes ist, ist ...

Der rechte Weg

Geburtstag

So wie früher

Für meinen Vater

Mary Ann

Buchstabenspiel

Eine Schafsliebe

Ungewisses Abenteuer

Häuslicher Ausflug

Der Wasserweg

Ohne Worte

Die Liste

Meine Tür

Schreiben ist …

Wiedersehen

Der Pfannkuchen

Ein langer Weg

Zwei Freunde

Erwachsenwerden – Erwachsensein

Die Schöpfungsgeschichte

Abhandlung über die Nächstenliebe

Komm, wir gehen

Du hast meine Zeit gefunden

Ein neuer Anfang

Individuelle Unterschiede

Ich bin ein Puzzle

Wir wachsen

Zuletzt

Über die Autorin

Impressum neobooks

Das Ergebnis zählt

Geschichten in Leichter Sprache

Leicht verständliche Bücher öffnen Menschen mit Leseschwierigkeiten neue Perspektiven.

Leichte Sprache – damit jeder dazu gehört

Entdecke die großen Lebenschancen im kleinen Alltag.

„… das Leben ist flüchtig und zerbrechlich, doch auf einer Schaukel werden kleine Kinder sanft und sicher auf die Höhen und Tiefen des Menschseins vorbereitet. Und vielleicht lernen sie auch die wichtigste Regel von allen: Egal wie fest man tritt, egal wie hoch man kommt, ganz herum schafft man es nie.“

Spaß am Lesen – darum geht es

Impressum

Titel: Das Ergebnis zählt © by Anja Gust

GA6820@t-online.de

C/O Becker

Danziger Str. 24

24790 Ortsteil Schacht-Audorf

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich der Übersetzungs-, Aufführungs-, Theater-, Film-, Musical-, Audio-, Aufnahme-, Bild-, Ableitungs- und Adaptionsrechte, elektronische + online Rechte. Kein Teil dieses Buches, einschließlich der Bilder darf ohne schriftliche Genehmigung in irgendeiner Weise verwendet, reproduziert, adaptiert und exzerpiert werden.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

Die Internetseite www.neobooks.com wird betrieben von:

Neopubli GmbH

Köpenicker Str. 154a

10997 Berlin

team@neobooks.com

Zuerst

Hintergrundinformationen

Viele Menschen haben Freude an Geschichten und Büchern.

Egal wie gut oder ob sie lesen können.

Egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht.

Lesen dient der Kultur, Bildung und sozialer Teilhabe von Menschen.

Diese Geschichtensammlung sind bunte Geschichten für alle, egal wie gut man lesen kann.

Es gibt bisher zu wenige leicht verständliche Bücher für Erwachsene. Viele Menschen denken: „Wer nicht gut lesen kann, hat auch kein Interesse an Literatur.“

Es gibt Menschen, die leicht verständliche Literatur brauchen.

Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten, leben in einer zeichenvermittelten Welt, in der ihnen der Zugang zu einer fest verankerten Kulturtechnik, dem Lesen und dem Erleben von Geschichten erschwert ist. Als Kinder wurden sie allenfalls mit Bilderbüchern konfrontiert. Ihre Alltagswelt sieht im Wohnheim oder in der Werkstatt kaum Begegnungen mit Büchern, mit Literatur vor. Ihr Weg in die Welt der Literatur ist mühsam. Erschwerend kommt hinzu, dass es nur wenig geeignete Literatur gibt, die leicht verständlich ist.

Sie lesen daher im Erwachsenenalter meist Kinderbücher, die für sie inhaltlich wenig ansprechend sind oder greifen auf Fernsehzeitschriften und Boulevardzeitungen zurück, da diese viele Bilder enthalten.

Öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken oder Buchhandlungen sind auf die Bedürfnisse von Lesern mit Behinderungen nur unzureichend eingestellt.

Diese Tatsachen führen oft dazu, dass das Lesen nach Verlassen der Schule verlernt wird.

Kulturelle Teilhabe ist allen Menschen möglich, wenn man Zugänge zu kulturellem Material in zugänglichen Formaten entwickelt, wie es in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Artikel 30 verzeichnet ist. Der Gebrauch von Leichter Sprache ist seit längerer Zeit eine Forderung verschiedener Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen, Vereinen und Verbänden der Behindertenhilfe. Immer häufiger werden Informationsmaterialen in leicht verständlicher Sprache angeboten. Literatur in leicht verständlicher Sprache wird bisher nur von wenigen Verlagen herausgebracht und ist immer noch eine Ausnahmeerscheinung.

Mit der Kunst der Einfachheit wurden Geschichten in leicht verständlicher Sprache geschaffen, die für alle Menschen lesbar und erfahrbar sind und einen hochwertigen Lesegenuss bescheren. Jeder Mensch kann Texte in Leichter Sprache besser verstehen. Die Geschichten bestehen aus kurzen Sätzen, beinhalten keine Fremdwörter und besitzen eine klare Aussage. Verschiedene Themen werden angesprochen.

Auch Menschen, die nicht lesen können haben Freude an Geschichten und Büchern. Gemeinsam wird die Freude am Lesen geteilt. Leicht verständliche Bücher öffnen Menschen mit Leseschwierigkeiten neue Perspektiven.

Widmung

Dieses Buch ist allen Menschen gewidmet, die mich auf meinem Weg durchs Leben begleitet haben, ohne Euch wäre es nicht entstanden.

 

Meine erste Banane war eine Ananas

Meine erste Banane war eine Ananas.

Da stand ich nun.

Gestrandet in der Obstabteilung des Supermarktes.

Nur zehn Kilometer von zu Hause -

und doch eine Weltreise.

Im Brustbeutel mein Begrüßungsgeld.

Ich, ein Kind der DDR.

Dreizehn Jahre alt.

Und vom Gefühl geplagt,

gerade gründlich zu versagen.

Ich war nicht nur überglücklich,

sondern auch überfordert.

Total überfordert.

Welche Südfrucht passte denn zu mir?

Die Wende.

„Bitte keine übereilten Entschlüsse treffen.

Die Politik wird der Situation angepasst.“

Ich musste meine Situation dringend dem Supermarkt anpassen.

Es war verrückt.

Dabei hatte der Tag so gut begonnen.

Ich schob mein Fahrrad aus dem Stall.

Nur zehn Kilometer bis zur Grenze.

Mit dem Rad ein Katzensprung -

und doch eine Weltreise.

12.November 1989.

Über mir ungetrübter Herbsthimmel.

Unter mir löchriger Beton.

Vor mir der aufregendste Tag meines ganzen Lebens.

Ich wohnte in der schönsten Einöde.

Bahnhof Endstation: Sehnsucht.

Alles weit weg.

Sehr weit weg.

Aber die Grenze nicht.

Ich, Jörg.

Das Kind vom Zonenrandgebiet.

Der Grenzer kontrollierte.

Wortlos.

Mein Pass trug jetzt einen Stempel.

Und meine Kindheit war verschwunden.

Verschwunden mit dem Land,

das von „blühenden Landschaften“ ersetzt werden sollte.

Auf einem Campingplatz gaben sie mir einen Joghurt.

Und 100 D-Mark Begrüßungsgeld.

Ich durfte damit machen,

was ich wollte – unerklärlich.

„Das Gras war hier viel grüner.“

So ging ich in den Supermarkt.

Mich erwarteten:

Viele Preise, die auf Komma 99 endeten.

Musik,

Menschenmassen,

Hektik,

Glitzerlicht und

volle Einkaufswagen.

So hatte ich in die überschäumende Wahl,

und binnen Sekunden wurde aus mir ein

konsumschwacher,

hilfloser,

zielloser,

orientierungsloser,

fremdgesteuerter

Verbraucher.

Schnell begriff ich,

die 100 D-Mark würden nicht für alle Wünsche reichen.

Ich ignorierte tapfer

die Überraschungseier,

die Spielzeugabteilung und

die Süßigkeiten.

Dann sah ich sie,

und musste sie kaufen.

Die ganze Ananas.

Am Lenker flatterte die Plastiktüte.

In ihr meine Ananas.

Dann stand ich wieder in der Küche.

War zu Hause.

Was nun?

Ich stach das Messer in die Ananas hinein.

Drehte und wendete sie hin und her.

Sichelte mit mehreren Messern herum.

Mühsam schnitt ich die Schale von der Frucht.

Da wurde mir gleich klar,

der Westen würde kein Spaziergang sein.

Es wurde ein hartes, aber lehrreiches Stück Arbeit.

In den nächsten Jahren tat ich viele Dinge zum ersten Mal:

Leistungskurse belegen,

BAföG beantragen,

Beziehungen mit Westfrauen führen.

Manches ging schief.

Und es erforderte ein zweites Mal.

Manchmal schämte ich mich für mein Verhalten.

Manchmal musste ich lange warten.

Manchmal drehte sich das merkwürdige Gemisch aus zu viel auch um.

Manches war jetzt

zu bunt,

zu naiv und

zu extrem.

Manchmal wurde die neue Freiheit nicht nur in Maßen ausprobiert.

Manchmal wurde sie missbraucht,

und das in vollen Zügen.

Dreizehn Jahre Sozialismus,

25 Jahre Kapitalismus,

zwei Kinder aus der gesamtdeutschen Produktion,

und ein Leben, das ich nicht mehr tauschen will.

Ein gutes Leben.

Denn,

wenn die DDR die Ostsee war,

war alles, was dann kam, der Ozean.

Und ich bin froh,

ihn jetzt zu kennen.

Die erste Ananas war nur der Vorgeschmack.

Umarmungen

Umarmungen

Fühl auch du dich umarmt.

Umarmungen sind lebensnotwendig!

Denn:

Umarmen ist gesund.

Es unterstützt das Immunsystem des Körpers,

es erhält dich gesünder,

es heilt Depressionen,

es vermindert Stress,

es fördert den Schlaf,

es ist belebend,

es ist verjüngend,

es hat keine unangenehmen Nebenwirkungen, und

Umarmen ist nichts Geringeres als eine Wunderdroge.

Umarmen ist ganz natürlich.

Es ist organisch,

natürlich süß,

keine Pestizide,

keine Konservierungsstoffe,

keine künstlichen Inhaltsstoffe und

zu hundert Prozent vollwertig.

Umarmen ist praktisch perfekt.

Es gibt keine beweglichen Teile,

keine Batterien, die nachlassen,

keine wiederkehrende Überprüfung,

geringer Energieverbrauch,

hoher Energiegewinn,

inflationssicher,

macht nicht dick,

keine monatlichen Raten,

keine Versicherungsansprüche,

diebstahlsicher,

steuerfrei,

umweltfreundlich, und

natürlich wiederverwertbar.

Spaghetti und Tomatensoße

Spaghetti und Tomatensoße

Mein Name ist Claudia Schmidt.

Ich wohne in der Stadt.

In einer Wohneinrichtung.

Dort wird mir viel geholfen.

Dort ist der Alltag einfach.

Ich mag gerne essen.

Am Wochenende bin ich immer zu Hause.

Ich bin nicht beliebt bei den Jungs.

Ich bin nicht beliebt bei den Mädchen.

Ich bin eigentlich ganz clever.

Ich bin eigentlich gar nicht clever.

Ich habe dickes, blondes Haar.

Nicht besonders lang, aber immer unordentlich.

Egal wie sehr ich mich auch bemühe, es glatt zu bürsten.

Ich habe zwei Familien.

Eine in der Wohneinrichtung.

Eine am Wochenende.

Wir alle lieben Spaghetti.

Ich helfe in der Küche.

Rühre die Tomatensoße.

Stimmt genau.

Wir sind eine große Familie,

die ohne Spaghetti und Tomatensoße

nicht funktionieren würde.

Das Reifezeugnis

Das Reifezeugnis

Teo hat sein Abitur bestanden.

Das ist der höchste Schulabschluss.

Jetzt kann er studieren.

Und eigenes Geld verdienen.

Teo ist schlau. Aber schwer war es trotzdem.

Er sitzt im Rolli.

Mit seinen Händen kann er nicht schreiben.

Deshalb hatte er einen Helfer in der Schule.

Eigentlich waren es viele Helfer.

Ständig kamen Neue.

Die schoben seinen Rolli.

Und haben für ihn geschrieben. Das Wichtigste.

Immer saßen sie neben ihm.

Deshalb konnte er nie neben seinem Freund sitzen.

Bei Prüfungen hat Teo selbst auf die Tastatur des Computers getippt.

Es hat lange gedauert. Unendlich lange.

Die Schule hat viel zu viele Treppen.

Endlich wurde ein Aufzug gebaut.

Damit alle dabei sein können.

Inklusion heißt das.

In der Aula ist eine Bühne.

Mit Treppen. Ohne Aufzug.

Die Lehrerin hat zu Teo gesagt:

„Wenn du dein Abitur bestehst, bauen wir dir eine Rampe an die Bühne.“

Damit alle dabei sein können. Nicht wahr.“

Dann hat sie ihm auf die Schulter geklopft.

Ein Jahr später hat er alle Prüfungen bestanden.

Seine Schulzeit ist beendet.

Alle sind zur Feier eingeladen.

Auch Mama und Papa.

Und seine Schwester.

Und Oma und Opa.

Und Onkel und Tante.

Erst spricht die Lehrerin.

Sie steht auf der Bühne.

Dann der Direktor.

Es ist jetzt ein neuer Direktor.

Feierlich werden die Zeugnisse überreicht.

Alle, die bestanden haben, dürfen auf die Bühne.

Alle?

Nein.

Teo sitzt unten in seinem Rollstuhl vor der Bühne. Ganz allein.

Später sagt er: „Es war mir egal.“

Dabei schaut er auf den Boden.

Die Eltern sagen: „Das hat uns weh getan.“

Seine Schwester streichelt ihm später beim Kaffeetrinken die Hand.

Glaubst du, das war Inklusion?

Die Erfindung der Bananenmilch

Die Erfindung der Bananenmilch

Heute geht alles schief.

Es gibt solche Tage.

Kennst du die auch?

Setzt sich auf die Banane.

Kippt das Milchglas um.

Strohhalm –

lecker.

Als ich eine Million geschenkt bekam

Als ich eine Million geschenkt bekam

Mama sagt „mein Großer“,

Papa sagt „Kumpel“ und

Oma sagt „Herzchen“ zu mir.

In der Klasse rufen mich einige „Mäxchen“.

Dann raste ich aus.

Doch von meinem Opa will ich erzählen.

Die Geschichte begann mit einer Urkunde.

Diese hatte ich in der Schule bekommen:

„Der Lesebär gratuliert Max-Tarde

zum erfolgreichen Bücherausleihen von zehn Büchern

aus der Klassenbücherei“

Mit dieser Urkunde ging ich stolz zu meinen Großeltern.

Sie wohnen nebenan.

Oma und Opa wollten gerade Koffer packen.

Urlaub an der Nordsee.

Mit dem Fahrrad.

Den Gummistiefeln.

Der Sonnencreme und

Opas Stock.

Oma suchte in der Küche den Dosenöffner.

Opa freute sich für mich.

„Toll, Max-Tarde“, sagte er.

„Dafür schenke ich dir …“,

er machte eine spannende Pause,

„ … eine Million.“

„Opa, eine Million?“

Ich klatschte in die Hände.

„Eine Million Euro?“, wiederholte ich gespannt.

„Das ist mein Geheimnis“, sagte er nach einer Weile.

Doch ich zappelte weiter.

Er verdrehte die Augen.

Oma rief.

Und Opa flüsterte: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Ich komme wieder.

Dann schenke ich dir mein Geheimnis.

Versprochen.“

Sieben Tage später.

Mama, Papa und ich essen Abendbrot.

Das Telefon klingelt.

Wie immer nimmt Mama ab.

Ihre Augen werden ängstlich.

Sie wirkt so unheimlich.

Langsam legt sie das Telefon wieder auf den Tisch.

Papa drängelt.

Mama holt Luft:

„Opa liegt im Krankenhaus.

Das Herz. Und verwirrt ist er auch.“

Ich blicke Mama verwundert an.

Was denn nun, Herz oder verwirrt?

Opa war schon manchmal vergesslich:

„Wo ist meine Brille?

Was wollte ich gerade sagen?

Ich hatte keinen Termin“. Ja, so war Opa schon manchmal.

Aber deshalb gleich ins Krankenhaus?

Und das Herz?

Und was wird aus meiner Million?

Ich frage lieber nicht.

Mama und Papa sind plötzlich so komisch.

Manchmal ist schimpfen doch besser.

Freiwillig decke ich den Tisch ab.

Wir fahren in das Krankenhaus.

„Opa liegt im Koma!“

Ich wollte lachen.

Nennen die hier das Bett Koma?

 

Aber Oma weint.

Opa schläft.

„Er muss doch etwas essen und trinken. Bald wird er aufwachen.“

Ich warte.

„Es kann lange dauern.

Tage.

Wochen.

Vielleicht noch länger“, sagt Mama und hält Omas Hand.

Das kann ich nicht glauben. Mama ist kein Arzt.

Opa liegt einfach da.

Mama weint.

Oma weint.

Papa guckt aus dem Fenster.

Die Sonne scheint.

Der Himmel ist blau.

Die Blumen blühen.

Die Vögel zwitschern.

Die Autos fahren.

Die Flugzeuge fliegen.

Die Kinder schreien.

Alles wie immer, nur Opa liegt im Koma.

Auch am nächsten Tag noch.

Und am übernächsten.

Und noch später.

Oma sagt, es gibt dumme Fragen.

Das hätte Opa niemals gesagt.

Ich singe.

Und bete.

Aber es hilft nicht gegen die Angst.

Nach einer Woche fahren Papa und ich wieder nach Hause.

Opa bleibt im Krankenhaus.

Mama bleibt bei Oma.

Vierzehn Tage lang.

Das klingt länger als zwei Wochen.

Vierzehn Tage lang ohne Mama,

Pfannkuchen,

Gute-Nacht-Geschichten,

Gute-Nacht-Kuss,

begrüßen,

verabschieden,

Pflaster kleben,

trösten und lachen.

Papa hat keine Zeit dazu.

Er macht den Haushalt.

Und geht zur Arbeit.

Er bezahlt die Rechnungen.

Und passt auf mich auf.

Endlich hat Opa ausgeschlafen.

„Opa hat kein Koma mehr“, rufe ich.

Mama verkündet gute Neuigkeiten:

Es ist ein Wunder.

Opa kann sitzen.

Er kann gehen.

Er spricht.

Und er lächelt.

Ich habe viele Fragen:

„Was sagt er?

Welcher Tag ist heute?

Warum lacht er?

Weil er gut und lange geschlafen hat?

Ob er noch weiß, dass er mir sein Geheimnis schenken will?“

Dann kommt Opa endlich nach Hause.

Mit dem Krankenwagen.

Ich erschrecke.

Der lange Schlaf hat ihm nicht gutgetan.

Er presst die Lippen zusammen.

Und schließt die Augen.

Eine Träne rollt über seine Wange.

Ich halte seine Hand.

Eine Amsel fliegt auf das Dach.

Sie zwitschert ein Lied.

Alles ist so anders.

Mama hat einen Kuchen gebacken.

Es will nicht richtig schmecken.

Ich pflücke für den Opa ein paar Gänseblümchen.

Er lächelt mich an.

Leise spricht er: „Morgen kommt der Frühling. Weil der Kaufmann schließt.“

„Komm, Kumpel. Wir gehen nach Hause“, sagt Papa zu mir und steht auf.

Jeder Tag von mir ist anders.

Logo.

Bei Opa nicht.

Alles ist gleich:

Krankengymnastik.

Schlafen.

Arztbesuche.

Schlafen.

Übungen.

Schlafen

Tabletten.

Schlafen.

Ich muss mir die Tränen verkneifen.

Scheißmillion, denke ich.

Oma ist die beste Köchin der Welt.

Das hat Opa immer behauptet.

Diese Erbsensuppe.

Und erst der Apfelkuchen.

Opa lobt Oma nicht mehr.

„Was soll ich das nächste Mal kochen?“ fragt mich Oma und guckt verzweifelt.

„Nudeln mit Tomatensoße“, sage ich, wie jedes Mal.

Dann kommt Frau Sommer.

Frau Sommer ist eine Meisterin.

Sie hilft Opa.

Beim Turnen.

Beim Laufen.

Vielleicht sollte ich mal mit Frau Sommer reden.

Vielleicht turnt sie auch mit Opas Kopf.

Und holt die Million wieder hervor.

Heute sitzt Opa mit einer Decke im Garten.

Ich setzte mich dazu.

Wir blicken den Schmetterlingen nach.

„Nun, mein Sohn. Wie geht es deiner Frau?“

„Ich bin nicht Papa. Du verwechselst mich. Ich bin Max-Tarde.“

„Siehst du auch die fremden Menschen in unserem Teich?“ Opa runzelt die Stirn.

„Ich muss noch Hausaufgaben machen“, sage ich und will aufstehen.

„Oh, ja. Schule ist wichtig.“

Plötzlich flüstert er in mein Ohr: „Ich habe eine Million.“

Mein Herz klopft ganz laut.

Endlich, denke ich.

Opa lacht.

Dann friert er und will ins Haus.

Nachdenklich gehe ich nach Hause.

Eine Million, wenn ich eine Million Meter bis nach Hause laufen müsste.

Wie viele Kilometer sind das?

Und wie viele Schritte?

Ob die Schule alles ist im Leben?

Abends liege ich lange wach.

Mir geht noch mal Opas Million durch den Kopf.

Etwas muss ja dran sein.

Er fing ganz von selbst davon an.

Nach all dem langen und vielen Schlafen.

Seit gestern habe ich auch ein Geheimnis.

Ein ganz dickes!

Opa könnte ich es eigentlich erzählen.

Wir sollten tauschen.

Geheimnis gegen Geheimnis.

Wie Paninistickerbilder.

Oder Briefmarken.

Übermorgen frage ich ihn.

Übermorgen kommt ganz schnell.

Ich bin bei Oma und Opa.

Oma ist einkaufen.

Ich lese Opa vor.

„Wie heißt das Mädchen im Buch?“, fragt er mich nun schon zum dritten Mal.

„Tanja, heißt das Mädchen im Buch“, sage ich und esse einen Keks.

„Mein Geheimnis nehme ich mit!“, sagt er plötzlich.

„Die Million“, frage ich, „wohin nimmst du sie mit …?“

Er flüstert: „Mit in den Keller.“

„Du kannst alleine gar nicht in den Keller“, sage ich.

„Gib sie lieber mir!

Du hast es mir versprochen.“

Opa schweigt.

„Wie heißt das Mädchen im Buch?“ Opa sieht mich fragend an.

Da muss ich auf die Toilette.

Und schalte auf stur.

Opa scheint auch auf stur zu stellen.

Er fragt nicht mehr und ich lese still.

Mein Geheimnis konnte ich nicht tauschen.

Es lüftete sich ganz von selbst.

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