Beschmutztes Blut

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Z serii: Blutsbundnis #7
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Trevor fuhr nervös mit seinen Fingern durch sein Haar… es gefiel ihm nicht, was er gerade getan hatte, aber er brachte trotzdem ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Als Evy die Fahrertür öffnete, kam er schnell näher. Trevor hielt inne, als er hörte, wie sie beeindruckt pfiff.

Während er an seinem nackten Körper hinuntersah, fragte er sich, was Ren sich nur dabei gedacht hatte, als er Evy so eine menschliche Persönlichkeit gegeben hatte. Es war bloß gut, dass das Auto nicht wusste, was er gerade gemacht hatte… sonst säße er tief in der Scheiße.

„So ein wunderbares Exemplar“, neckte Evys Stimme.

„Sei still“, knurrte Trevor und zog sich schnell an. Er setzte sich hinter das Lenkrad, wusste, dass er nur wenige Stunden haben würde, ehe Devon wieder aufwachte. Er würde sich beeilen müssen, wenn er nicht auffliegen wollte.

Trevor schwieg, während er Evy zu einem abgelegenen Parkplatz fuhr und den Motor abstellte. Er saß ein paar Minuten mit geschlossenen Augen und fragte sich, ob er einen Fehler machte.

„Ist alles in Ordnung, Trevor?“, fragte Evy leise.

„Alles bestens Evy“, sagte Trevor. „Du musst mir einen riesengroßen Gefallen tun. Ich habe einen geheimen Auftrag, den ich noch erledigen muss. Niemand im TEP darf davon erfahren… es ist streng geheim.“ Er zog den Kopf ein bei seiner nächsten Lüge: „Storm will nicht, dass irgendwelche Berichte darüber geschrieben werden, und du darfst niemandem etwas erzählen.“

Evy schwieg einen Moment. „Wie lange wirst du brauchen?“, fragte sie.

„Nur ein, zwei Stunden“, antwortete Trevor. „Es wird nicht lange dauern.“

„Pass auf dich auf!“, sagte Evy, dann schaltete sich die Beleuchtung des Armaturenbretts ab.

Trevor stieg aus dem Auto und ging die Straße entlang. Als er außerhalb von Evys Sichtweite war, verwandelte er sich wieder… dieses Mal in Devon Santos und rannte den restlichen Weg zu Chads Wohnung. Mit dem Reserveschlüssel, von dem Envy vergessen hatte, dass er ihn noch hatte, öffnete er die Tür und bahnte sich seinen Weg durch den stillen Flur.

Er wusste, dass Chad schlafen würde, und ging am Schlafzimmer seines Freundes vorbei zu Envys Schlafzimmertür. Diese schob er leise auf und ging direkt zu Envys schlafender Gestalt. Seine Augenbrauen zogen sich traurig zusammen, als er den Geruch von Salz wahrnahm, der noch in der Luft hing. Es tat ihm leid, dass sie wegen ihm geweint hatte, aber er ging mit seiner Eifersucht um, so gut er nur konnte.

Vorhin am Friedhof… hatte er einen kurzen Augenblick darüber nachgedacht, Devon umzubringen. Wenn Devon weg war, würde Envy sich in ihrer Trauer wieder ihm zuwenden? Er hatte den verführerischen Gedanken verdrängt. Es hatte ihn überrascht, wie schnell ein so böser Gedanke überhaupt aufgetaucht war.

Er könnte Envy nie auf diese Art verletzen und es machte ihm Angst, dass er es auch nur in Erwägung gezogen hatte. Außerdem… zuzusehen, wie sie um einen anderen Mann trauerte, wäre ebenso schlimm, wie zuzusehen, wie sie einen anderen Mann liebte. Und wie sehr es ihm auch das Herz brach, wusste Trevor doch, dass Envy sie beide liebte. Er hatte nicht gelogen, als er vor ein paar Stunden, diese ärgerliche, kleine Sache laut ausgesprochen hatte.

Mit leisen Bewegungen zog Trevor sich aus und krabbelte hinter ihr ins Bett. Wenn es das war, was es kostete, um ein paar Momente mit ihr alleine zu stehlen… dann weigerte er sich, sich darüber Gedanken zu machen, wer sie glaubte, dass er war. Das Konzept, dass im Krieg und in der Liebe alles erlaubt war, hatte seine vollste Zustimmung… und im Augenblick hatte er das Gefühl, dass er mitten in beiden steckte.

Envy fühlte, wie die Matratze hinter ihr absank und drehte sich sofort zu Devon um, schlang ihre Arme fest um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Ihr Kopf war die letzte Stunde voller Gedanken über Trevor gewesen, und sie schämte sich dafür.

Jetzt wo sie das TEP in Aktion gesehen hatte, war ihr klar, dass Trevor seine Geheimnisse vor ihr bewahrt hatte, weil er keine Wahl gehabt hatte. Es war herzlos von ihr gewesen, die Beziehung wegen etwas zu beenden, worüber er keine Kontrolle hatte… sie hatte ihn sogar mit der Elektroschockpistole gequält deshalb. Wie hatte sie nur so gemein sein können?

Sein gebrochenes Herz war ihre Schuld und sie würde ihn dafür nicht bestrafen… das einzige, was sie tun konnte, war, zu versuchen, seine Freundschaft zu gewinnen, und vielleicht würde sein Herz dann wieder heilen.

Sie rieb ihren Kopf an Devons Hand, wo er so liebevoll ihr Haar streichelte.

„Du bist zurück“, flüsterte sie, wünschte sich, dass das schwere Gewicht sich von ihrer Brust lösen würde.

„Was ist geschehen, Envy?“, fragte er leise.

„Nichts“, log Envy und löste sich ein kleines Stück von Devon, sodass sie ihn anlächeln konnte.

„Wieso hast du dann geweint?“ Er beobachtete, wie Envy ihn verwirrt ansah. Ehe sie die Zeit hatte, es zu leugnen, erinnerte er sie: „Ich kann das Salz deiner Tränen riechen. Du kannst deine Gefühle nicht vor mir verstecken.“ Er musste wissen, ob sie später Devon erzählen würde, was vorhin geschehen war.

Envys Augen wurden groß. Das war genau dasselbe, was Trevor ihr gesagt hatte. Wussten sie beide besser, was sie fühlte, als sie selbst? Durch das Wissen, dass sie beide sie so gut lesen konnten, fühlte sie sich ein wenig ausgeliefert.

Er fühlte, wie sie sich anspannte, aber ehe er den Ausdruck auf ihrem Gesicht erkennen konnte, drückte sie ihre Wange wieder an seine Brust. „Hat Trevor etwas getan, womit er dich zum Weinen gebracht hat, als er dich nach Hause gefahren hat? Weil wenn er etwas getan hat, dann schwöre ich…“

Envy drückte sich schnell von ihm weg und starrte fast wütend auf Devon. „Nein, du hast mir versprochen, dass du Trevor nie verletzen wirst, egal was geschieht.“ Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, denn sie wollte die beiden wirklich nie wieder kämpfen sehen. Wenn einer von ihnen verletzt würde… würde sie den anderen hassen, egal wer es war. Das wusste sie jetzt.

Trevor vergaß fast zu atmen, als er sie beobachtete, wie sie ihn verteidigte. Sie hatte Devon versprechen lassen, dass er ihn niemals verletzen würde… und Devon hatte es getan, aus demselben Grund, wie er Devon heute Nacht nicht umgebracht hatte.

„Und was die Tränen betrifft…“ Envy senkte ihre Stimme, als sie ihre Emotionen wieder unter Kontrolle bekam. „Ich hatte einen Traum, dass eines dieser Monster im Friedhof dich überwältigte, und ich weinte, als ich aufwachte.“ Nun… das war auch die Wahrheit.

„Es war nur ein Traum“, flüsterte er und drückte sie fest an sich. Trevor schloss seine Augen und fragte sich, ob die Verbindung, die sie mit ihm und Devon hatte, den sehr richtigen Traum hervorgerufen hatte. Nachdem er nicht darüber nachdenken wollte, rollte er Envy auf ihren Rücken und starrte auf sie hinunter, ehe er seine Lippen auf ihre senkte.

Envy stöhnte leise und drückte ihre Brust an seine. Sie streckte ihre Hände nach seinem Nacken aus, aber er packte ihre Handgelenke und drückte sie sanft in die Matratze.

Ihre Münder trennten sich und Envy legte ihren Kopf in den Nacken, als Devons Lippen eine lange, quälende Spur hinunter zu ihrem Hals und ihrer Schulter zog. Sie lächelte über die Gefühle, die er hervorrief, und schlang ihre Beine um seine Hüfte, um ihn an sich zu drücken, bis sie Devons Erektion in sie drücken fühlte.

Trevor hielt inne und starrte auf sie hinunter, ehe er nach vorne stieß. Es war ihm egal, wie er aussah… dies war sein Körper und dies war genau, wo er sein wollte. Auf seinen Ellbogen über sie gestützt liebte er sie wie ein besessener Mann, der in seinem eigenen Wahnsinn verloren gegangen war.

Envy biss auf ihre Unterlippe, um zu verhindern, dass sie laut schrie und ihren Bruder weckte. Sie packte Devon und versuchte, mit seinem Rhythmus mitzuhalten, aber fand schnell heraus, dass sie es heute Nacht einfach nicht schaffte. Sie konnte sich nur an ihm festklammern, als sie so oft kam, dass sie sich wie im Rausch fühlte.

Trevor fiel schnell über ihre Lippen her, als sie vergaß, dass sie nicht alleine im Haus waren, aber er konnte noch nicht zulassen, dass sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bekam. Er hielt sich selbst fest unter Kontrolle und gab demselben Hochgefühl nicht nach, ehe über eine Stunde vergangen war.

Er gönnte sich ein paar Minuten, in denen er sie im Schlaf beobachtete, ehe er einen weichen Kuss auf ihren Lippen hinterließ und aus dem Bett stieg.

*****

Warren wurde langsam echt unruhig. Er hatte den Friedhof eine Stunde lang nach Devons Geruch abgesucht. Als er vorhin seinen Bruder alleine gelassen hatte, war er davon ausgegangen, dass Devon direkt hinter ihm kommen würde, um ihm im Kampf zu helfen. Warren hatte drei weitere Krabbler aus dem Weg geräumt, ehe ihm richtig klar geworden war, dass Devon nirgendwo zu sehen war.

Er hatte sogar einen durchdringenden Katzenschrei hören lassen, die Art, wie Jaguare einander über ihren Standort verständigten. Es hatte keinen Antwortschrei gegeben. Als er zu dem letzten Ort ging, wo er Devon gesehen hatte, fand Warren Spuren eines Kampfes, aber keinen Krabbler und keine Spur von Devon. Es dauerte noch eine Weile, aber als er endlich Devons Geruch fand, folgte er ihm bis zu einer alten Gruft.

Er näherte sich dem Gebäude vorsichtig, schnüffelte noch in der Umgebung, ehe er an der verschlossenen Tür kratzte. Er knurrte über das Schloss und zwei Möglichkeiten erschienen in seinem Kopf. Entweder war Devon dort eingesperrt worden, oder die Tür hatte sich im Kampf irgendwie von selbst geschlossen und verriegelt.

 

Nachdem er sich wieder in seine menschliche Gestalt verwandelt hatte, brach Warren die Tür auf und riss sie mit einem markerschütternden Quietschen aus den Angeln. Seine Augen wurden groß, als er Devon mitten am Boden liegen sah, zwei Krabbler übereinander gestapelt neben ihm.

Devons Augen öffneten sich langsam, als die Tür aufgeschlagen wurde, aber er schloss sie schnell wieder, als das Morgenlicht eintrat und seine Netzhaut verbrannte. Er fühlte sich, als hätte er Kats gesamten Vorrat an Heat ausgetrunken und wäre dazu noch ordentlich verprügelt worden.

„Was, zur Hölle, ist hier passiert?“, fragte Warren leise.

Devon knurrte tief in seiner Brust und verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt. Mit einer Hand an seinem Kopf setzte er sich mit Warrens Hilfe langsam auf und sah sich um.

„Das Letzte, woran ich mich erinnere, war, dass ein weiterer Krabbler mich angegriffen hat, nachdem du weggegangen bist“, antwortete Devon. „Ich muss ihn hier eingeschlossen und umgebracht haben…“ Er schielte hinüber zu den aufgestapelten Krabblern und runzelte die Stirn. „… sie umgebracht haben. Einer muss mich ziemlich gut am Kopf getroffen haben, ehe er selbst eingenickt ist.“

„Ich glaube, du hast für heute genug gekämpft“, sagte Warren schließlich. „Wir beide brauchen ein wenig Schlaf.“

Devon nickte und ließ sich von Warren auf die Beine helfen. „Großartig, wir sind nackt“, murmelte er.

„Nenn uns einfach Flitzer“, grinste Warren. „Wollen wir langsam nach Hause spazieren und sehen, wie viele Frauen uns hinterher pfeifen, oder sollen wir ein Wettrennen zum Auto machen?“

„Auf drei“, antwortete Devon und hob eine Augenbraue.

Als sie beim Wagen ankamen, zogen sie beide die Reserveklamotten an, die sie dort immer für den Fall der Fälle lagerten.

„Bring mich einfach zu Chads Wohnung. Envy ist dort, ich werde mich einfach zu ihr ins Bett legen“, sagte Devon, als er sich im Beifahrersitz zurücklehnte. „Und tu mir einen Gefallen.“

Warren schielte zu ihm hinüber, während er fuhr. „Ich werde niemandem davon erzählen, damit Envy nichts davon erfährt.“

Devon lächelte über die verblüffende Fähigkeit seines Bruders, immer zu wissen, was andere dachten. Manchmal wurden Dinge dadurch weniger peinlich.

„Danke“, sagte Devon. „Ich will wirklich nicht, dass sie sich Sorgen macht.“

Wenige Minuten später hielt Warren vor Chads Wohnung und blickte hinüber zu Devon. „Geh und schlaf dich aus, ruf mich einfach an, wenn ihr bereit seid, nach Hause zu kommen.“

Devon schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Gedanken, entweder Chad fährt uns, oder ich rufe uns ein Taxi.“

Warren wartete, bis Devon die Eingangstür des Hauses hinter sich geschlossen hatte, ehe er wegfuhr. Er wollte Devon nichts davon erzählen, aber seinen Bruder so zu finden hatte die Warnlampen in seinem Kopf aufleuchten lassen. So wie die Tür von außen verriegelt gewesen war, wirkte es viel zu sehr geplant, sodass er sich fragte, ob nicht etwas oder jemand ihn dort absichtlich eingesperrt hatte.

Kopfschüttelnd entschied Warren, dass er im Moment nicht weiter darüber nachdenken wollte… er war völlig übermüdet.

Devon bewegte sich leise durch die Wohnung und öffnete die Tür zu Envys Schlafzimmer. Er lächelte über den Anblick ihres engelhaften Gesichts, das im Schlaf so entspannt war. Nachdem er seine Kleider ausgezogen hatte, stieg er hinter ihr ins Bett und rollte sich um sie zusammen, einen Arm um ihre Hüfte geschlungen.

Sie kuschelte sich an ihn, ehe sie sich an seiner Brust wieder entspannte und ihr Kopf zurückfiel. Ihr Atem ging wieder langsam und tief, was Devon zeigte, dass sie tief schlief und er entspannte sich. Er beschloss, dass er sie diesmal schlafen lassen würde, anstatt sie aufzuwecken, um ihr zu sagen, dass er zurück war… er würde in Zukunft besser auf ihre Schlafgewohnheiten Rücksicht nehmen müssen.

*****

Der siebte Stock des Krankenhauses war friedlich und still. Es war eine lange und langweilige Schicht gewesen, und die Krankenschwestern drehten eine weitere Runde, um nach den verschiedenen Patienten zu sehen. Die leisen Rhythmen der Lebenserhaltungsmaschinen piepten gleichmäßig, wodurch eine gespenstische Hintergrundmusik in den dunklen Gängen entstand.

„Lange zehn Stunden, was?“, fragte der Wachmann eine der Schwestern auf der Station.

„Und noch zwei“, meinte die Krankenschwester mit einem Lächeln. „Gehst du wieder zum Laden um Mittagessen zu holen?“

„Ja“, antwortete der Wachmann. „Soll ich dir etwas mitnehmen?“

Die Schwester nickte. „Wir haben vorhin darüber gesprochen. Ich werde alle fragen und dir eine Liste geben, bevor du gehst.“

Die Systeme, die die Patienten überwachten, begannen plötzlich zu blinken, und die Krankenschwester sprang auf. Blaue Lichter blinkten hier und dort, sodass die Frau nach dem Telefon am Schreibtisch griff.

„Doktor Gordon und Doktor Harris zur Station im siebten Stock“, rief sie, ehe sie wieder auflegte und hinter ihrem Schreibtisch hervorstürmte.

Weitere Krankenschwestern kamen von den kleineren Stationen an den anderen Seiten der geräumigen Etage und jede versuchte, ein paar Zimmer abzudecken, sodass sie in kürzerer Zeit nach mehr Patienten sehen konnten. Der Wachmann zog sein Funkgerät hervor und rief die Hauptsicherheitswache. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Chefärzte mit einer kleinen Armee aus zehn weiteren Krankenpflegern ankamen, um zu helfen.

Panik und Chaos wuchsen bei den Angestellten, als die Patienten wie die Fliegen starben. Sie blieben bei den Leuten so lange es nur ging, ehe sie zum nächsten weitergingen und sich gerade noch die Zeit nahmen, den Todeszeitpunkt für jeden aufzuschreiben.

Während das Personal sich von Zimmer zu Zimmer den Gang entlang arbeitete, erkannten sie, dass, was auch immer dafür verantwortlich war, dass die Patienten starben, sich der Intensivstation näherte, die sich ebenfalls in diesem Stockwerk befand. Obwohl sie alle genau dasselbe dachten, sprach niemand den Gedanken laut aus… schließlich war es nur Zufall.

Der Wachmann wartete am Lift, als die Polizei eintraf. Er war enttäuscht, als er nur zwei Polizisten sah, die auf seinen Notruf hin erschienen waren, aber es war besser als nichts. Nach dem Erdbeben vor einer knappen Woche und dazu noch all die Leute, die tot und zerstückelt auftauchten, konnte er verstehen, dass nicht so viele Polizeibeamte zur Verfügung standen.

Schreie ertönten weiter unten am Gang und die Polizisten zogen ihre Waffen und rannten los. Zwei Krankenschwestern segelten durch die Luft und trafen so fest auf der Wand auf, dass man die Knochen brechen hören konnte. Sie stürzten zu Boden, wobei sie lange Blutspuren an der vorhin unbefleckten, weißen Wand hinterließen.

„Was zum Teufel?“, flüsterte der Wachmann.

Die Polizisten umklammerten ihre Schusswaffen fest und näherten sich langsam den Körpern. Weitere Krankenpfleger begannen aus den Türen zu fliegen, während andere versuchten, wegzurennen.

Der Wachmann starrte mit großen Augen auf die dunkle Gestalt, die aus dem letzten Zimmer vor dem Eingang zur Intensivstation erschien. Sie schien zu flimmern, war manchmal zu sehen und dann wieder nicht. Ihr Gesicht war unter dem zerrissenen, schwarzen Mantel nicht zu sehen, aber eine lange, scharfe Sense war deutlich in einer ihrer absurd langfingrigen Hände zu erkennen.

Sie bewegte sich durch den Flur auf sie zu, packte Krankenschwestern und schleuderte sie durch die Luft wie Stoffpuppen. Die Polizisten eröffneten das Feuer, während sie sich rückwärts von dem Schreckensgespenst entfernten. Die Sense schwang in einem langen Bogen durch die Luft und schnitt einen der Polizisten entzwei. Blut spritzte durch den Gang, als der tote Polizist zu Boden sackte, aber die Kreatur näherte sich seinem Kameraden, der noch immer auf die Erscheinung schoss.

Wieder spritzte Blut, diesmal in das Gesicht des Wachmanns, als der zweite Polizeibeamte zerteilt wurde. Am Rande registrierte er das Bling des Lifts, das anzeigte, dass jemand nach oben gekommen war, aber er war vor Angst erstarrt und konnte sich nicht bewegen.

Ein Mann erschien am Rande seines Sichtfeldes… jung, mit langem Mantel und dunklem Haar in Punk-Frisur. Er hob eine Hand in die Richtung der Kreatur und sie wurde durch den Gang zurückgeschleudert. Sie schrie, während sie mit ihrer Sense ihren Fall abstoppte und schien dem Neuankömmling einen bitterbösen Blick zuzuwerfen, ehe sie im Boden verschwand.

„Sind Sie verletzt?“, fragte Ren den traumatisierten Mann.

Der Wachmann stürzte plötzlich bewusstlos zu Boden. Ren seufzte schwer und zog sein Handy heraus. Es war nur gut, dass dieses Krankenhaus in der Nähe von einigen der Paranormalen der Stadt gelegen war, sonst hätte er nicht die Macht gehabt, das Ding so zu verängstigen, dass es ihn nicht angriff.

„Wir brauchen einen großen Aufräumtrupp und den besten Dämonenaustreiber, der verfügbar ist.“

Kapitel 4

Angelica schritt in Rens Büro nervös auf und ab, wobei sie versuchte, den Schutzschild im Auge zu behalten, während sie allen anderen, die in dem großen Raum zu tun hatten, aus dem Weg ging. Sie hätte Storm schon fast den Kopf abgerissen, als dieser ihr erklärt hatte, dass Zachary nicht schneller aufwachen würde, je länger sie ihn anstarrte.

Sie schielte hinüber zu Syn, der noch immer an der Wand lehnte, und hob eine Augenbraue. Sie begann langsam zu denken, dass der Mann sich in eine Statue verwandeln könnte, wenn er es nur genug wollte. Er hatte sich schon seit Stunden nicht bewegt.

Vielleicht hatte Storm recht, denn die Decke fiel ihr langsam auf den Kopf und Zachary hatte noch nicht einmal gezuckt. Ihr Handy läutete und das Geräusch riss sie unsanft aus ihren Gedanken.

Nachdem sie am Display sah, wer anrief, und dachte, dass Storm nur wissen wollte, wie es Zachary ging, nahm sie ab und sagte: „Nein, Storm, er ist noch nicht aufgewacht.“

„Ren braucht dich im Krankenhaus“, sagte Storm ernst. „Er hat etwas ziemlich Scheußliches getroffen und es irgendwo in dem Gebäude verloren.“

„Und er braucht mich, um es zu suchen“, schlussfolgerte Angelica, während sie noch ein letztes Mal hinüber zu Zachary schielte, ehe sie sich umdrehte. „Ich komme.“

Sie legte auf und schielte hinüber zu Syn. „Ich muss ins Krankenhaus.“ Syn kam so schnell auf sie zu, dass sie die Bewegung fast nicht sah.

Syn schlang einen Arm um ihre Taille und lächelte auf sie hinunter, ehe er sie fest an sich zog. Es war auch Zeit, dass sie das Krankenbett ihres Freundes verließ.

Angelica blinzelte und plötzlich standen sie vor dem Haupteingang des Krankenhauses. TEP-Mitglieder, die als Polizisten verkleidet waren, waren schon dabei, Besucher und Patienten aus dem Gebäude zu bringen. Es war bei weitem nicht so geordnet, wie es laut Protokoll sein sollte, aber wenn das Ding wirklich so scheußlich war, wie Storm sagte, dann konnte sie ihnen dafür nicht wirklich einen Vorwurf machen.

„Wo ist es?“, fragte Angelica jemanden aus dem TEP-Team.

„Ich weiß es nicht, aber Ren ist im siebten Stock und versucht es zu finden“, sagte der Mann, der sie erkannte.

Angelica und Syn traten in den Lift und fuhren in den siebten Stock. Als die Türen sich öffneten, bemerkte Angelica als erstes den Geruch von Blut. Ihre Augen wurden groß, als sie das Ausmaß des Gemetzels sah.

Ren hatte die gesamte Umgebung abgesperrt und ein paar TEP-Leute gingen herum, um zu sehen, ob noch irgendjemand am Leben war. Das einzige, was sonst noch ungewöhnlich war, war der Wachmann, der zusammengekauert in einer Ecke hinter der Krankenschwesternstation saß. Er wiegte sich vor und zurück und murmelte etwas vom Sensenmann.

„Was ist geschehen?“, fragte Angelica.

Ren seufzte. „Es sah aus wie der Sensenmann, mit Sense und allem.“

„Ein Todesdämon“, meinte Angelica nachdenklich. „Ich habe noch nie einen getroffen, aber ich habe gehört, dass sie richtig brutal sein können.“

 

„Er versank im Boden und verschwand“, erklärte Ren. „Wir haben ihn seither nicht mehr auftreiben können.“

„Er ist noch hier“, informierte sie Syn.

„Ich weiß… ich kann seine bösartige Energie fühlen, die wie eine verdammte Krankheit über meine Haut krabbelt“, sagte Ren frustriert.

Angelica atmete tief ein und begann, sich einen mentalen Weg durch das Krankenhaus zu bahnen. Manchmal konnte sie der unsichtbaren Spur eines mächtigen Dämons folgen, aber dieser Dämon war hier überall gewesen, seine Spuren verliefen kreuz und quer durch das ganze Gebäude, sodass es schwierig wurde.

Rens Augenbrauen schossen hoch bis zu seinem Haaransatz, als er fühlte, wie ihre Macht ihn berührte. „Interessant“, sagte er, denn er hatte sie noch nie zuvor gefühlt. Er konnte nur annehmen, dass ihre Macht immer schlief, wenn sie im Schloss waren, wo sie sie nicht brauchte. Ren schüttelte seine Schultern kurz aus, denn er wusste, es war gerade nicht der richtige Augenblick, um neue Mächte auszuprobieren, und so machte er sich wieder an seine Arbeit.

Angelica entfernte sich von dem Massaker und ging zum Treppenhaus. Syn war direkt hinter ihr, als sie den hohen, schmalen Schacht betrat, und beobachtete sie einen Moment lang, wie sie sich umsah. Er fühlte, wie das Blut in seinen Adern sich erhitzte, als seine sensiblen Ohren die Geräusche von weinenden Kindern wahrnahmen… sie flehten um Hilfe. Syns violette Augen richteten sich nach oben, als er die Laute mit seinem Blick verfolgte.

Angelica atmete scharf ein und begann in Höchstgeschwindigkeit die Treppen nach oben zu rennen. Sie hasteten drei Stockwerke hoch und stürmten durch die Tür im zehnten Stock. Angelica blieb ruckartig stehen und drückte eine Hand auf ihren Mund, als sie das Blutbad sah.

Als sie auf ihre Füße hinunter starrte, fühlte sie, wie Tränen in ihre Augen traten, als sie erkannte, dass sie in einer Blutlache stand. Ein kleines Kind, nicht älter als fünf Jahre, lag nur einen Meter vor ihr, sein Leben blutete langsam aus ihm heraus. Kleine Körper lagen überall verstreut und auf einigen der engelhaften Gesichter war der Ausdruck von furchtbarer Angst noch eingraviert.

„Nein“, flüsterte Angelica. Sie konnte mit fast allem umgehen, was sie in ihrem Beruf verdauen musste… Blut, Leichenteile, Dämonen, aber diese Kinder waren unschuldig.

Ein gespenstischer, unmenschlicher Schrei ertönte weiter unten am Gang und Angelica und Syn sahen hoch. Der Todesdämon stand blutverschmiert in dem Hauptzimmer des Kindertrakts. Er stieß den Griff seiner Sense wild in den Boden, sodass eine Fliese zerbrach, ehe er auf sie zukam.

Syn trat langsam an Angelica vorbei und ging dem Dämon entgegen, als dieser sich schnell näherte. Er schwang seine Sense nach Syn, aber Syns Hand hob sich und ergriff die Waffe, gerade, als die Klinge noch wenige Zentimeter von seiner Haut entfernt war.

„Darf ich mich vorstellen“, zischte Syn und stieß seine Handfläche hart in die Brust des Dämons, durchdrang seinen Umhang und ergriff etwas in dessen Inneren. Der Dämon kreischte und machte zwei Schritte zurück, sodass Syn mit der Sense in der einen Hand und etwas Schwarzem, Schlagendem in der anderen zurückblieb.

„Kinder zu töten ist nicht erlaubt“, sagte Syn mit gefährlich ruhiger Stimme, als er die Sense mit einer geübten Bewegung schwang. „Du wirst den Schmerz erfahren, den du erzeugst.“

Syn ließ das schwarze Herz fallen und nahm die Sense in seine rechte Hand, dann wirbelte die Waffe durch die Luft, ehe sie den Dämon zerschnitt. Er schnitt den Dämon nicht vollständig entzwei, weil er ihn leiden sehen wollte, wusste, dass es mehr brauchte, um ihn zu töten.

„Du bist nicht der wahre Tod… er zeigt Gnade, wo du es nicht tust“, knurrte Syn und schlitzte mit der Sense die Brust des Dämons auf. „Er wird dich bald willkommen heißen und dich in einen Käfig sperren, wo andere dich in Stücke reißen werden, so wie du es mit diesen Kindern getan hast.“

Syns letzter Sensenschwung traf direkt in die dunkle Kapuze und durchbohrte den Kopf des Dämons. Die Spitze der Sense blieb in der Wand stecken, sodass der Dämon dort festgenagelt wurde. Angelica sah zu, als Syn die dunkle Gestalt noch einige Sekunden lang wütend anstarrte, ehe diese plötzlich in weiße Flammen aufging.

„Syn“, flüsterte Angelica, nachdem er sich nicht bewegte, und näherte sich langsam.

Syn atmete schwer, seine Hände an seinen Seiten zu Fäusten geballt. „Krieg ist nichts für Kinder“, brachte er gepresst hervor, als er versuchte, seine Wut zurückzuhalten, um das Krankenhaus nicht gleich dem Erdboden gleich zu machen. „Dies muss aus der Geschichte gelöscht werden.“

Angelica streckte ihre Hand aus, um ihn zu berühren, aber er entfernte sich von ihr. Sie fühlte, wie Tränen wieder in ihre Augen traten, als Syn zu dem nächsten Kind ging, einem kleinen Jungen, und es sehr vorsichtig aufhob. Nachdem er den leblosen Körper in ein Bett gelegt hatte, setzte er sich auf die Bettkante und strich sanft das Haar aus dem Kindergesicht.

Er legte seine Hand über das Herz des kleinen Jungen. Angelica fiel vor Staunen die Kinnlade herunter, als sie ein sanftes, weißes Licht dort scheinen sah, wo Syns Hand die Brust des Kindes berührte. Die Wunden auf seinem Körper verschwanden langsam, ebenso wie jede Spur von Blut.

Angelica drückte beide Hände auf ihren Mund, konnte das tränenreiche Lachen nicht unterdrücken, als das Kind plötzlich tief Luft holte und dann normal weiteratmete.

Syn beugte sich hinunter, um etwas in sein Ohr zu flüstern, ehe er aufstand und ein weiteres Kind aus einer Lache seines eigenen Blutes holte. Er begann denselben Prozess von vorne und endete wieder, indem er Worte neben dem Ohr des Kindes flüsterte.

Als er zum dritten Kind ging, erkannte Angelica, dass Syns Bewegungen unrunder wurden und sich um seine Augen dunkle Ringe bildeten. Sie starrte auf die Kinder, die noch am Boden verstreut lagen. Sie hob das Kind, das ihr am nächsten lag, auf und legte das kleine Mädchen auf ein leeres Bett.

Syn stolperte von dem dritten Kind weg und erkannte, dass das nächste Bett schon von einer Leiche belegt war. Er wankte auf das Bett zu und fühlte, wie sich Schweiß auf seiner Haut bildete… ihn davor warnte, dass er zu viel Macht benutzte. Er ignorierte die Warnung.

Die beiden arbeiteten als Team zusammen… sie hob die Kinder auf, während er sie heilte und ihnen Worte zuflüsterte. Als Angelica das letzte Kind auf ein Bett gelegt hatte, drehte sie sich um, um Syn zuzusehen, aber schrie leise auf, als der mächtige Mann eine Hand ausstreckte, um sich an einem der Lebenserhaltungsapparate abzustützen, wobei er stolperte und die Maschine umwarf.

Sie lief mit ausgestrecktem Arm auf ihn zu, um ihm zu helfen, aber Syn schob ihre Hand aus dem Weg und ging zum nächsten Kind. Tränen flossen langsam über seine Wangen, aber er achtete nicht darauf.

Als er mit dem Kind fertig war, drehte sich Syn um und wollte zum nächsten Bett gehen, aber sank auf halbem Weg auf seine Knie. Indem er aus seinem Zorn Kraft holte, drückte er sich vom Boden hoch und richtete sich wieder auf, wobei er sich an einem Bettpfosten abstützte.

Als Angelica sah, wie weiß sein Gesicht geworden war, wollte sie ihm sagen, dass er aufhören sollte… dass er sich selbst zugrunde richtete, aber sie biss die Zähne zusammen, denn sie wusste, dass es sinnlos war, ihn jetzt abzulenken. Er war so darauf versessen, all diese Kinder zu retten, und sie wünschte sich so sehr, dass sie ihm helfen könnte, aber diese Fähigkeit überstieg ihre Mächte. Sie würde kein Drama machen, weil er sich fast selbst umbrachte. Wie sollte sie das tun, nach dem, was er hier machte?

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