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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

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XXXII.
Der König langweilt sich

Der König, welcher gemäß seiner Ankündigung nach Marly abgegangen war, gab gegen drei Uhr Nachmittags Befehl, ihn nach Luciennes zu führen.


Er mußte voraussetzen, Madame Dubarry würde nach Empfang seines kleinen Billets schleunigst Versailles ebenfalls verlassen, um ihn in dem reizenden Hause zu erwarten, das sie sich hatte bauen lassen, und das der König bereits mehrere Male besucht, ohne jedoch eine Nacht daselbst zuzubringen, unter dem Vorwande, Luciennes sei kein königliches Schloß.

Er war in hohem Maße erstaunt, als er bei seiner Ankunft Zamore sehr wenig stolz und sehr wenig Gouverneur fand, sondern im Gegentheil sah, wie er dem Papagei, der ihn zu beißen suchte, die Federn ausrupfte.

Die zwei Günstlinge rivalisirten wie, Herr von Choiseul und Madame Dubarry.

Der König begab sich in den kleinen Salon und schickte sein Gefolge weg.

Er hatte nicht die Gewohnheit, die Diener zu befragen, obgleich er der neugierigste Edelmann seines Königreiches war; aber Zamore war etwas, das einen Rang zwischen dem kleinen Affen und dem kleinen Papagei einnahm.

Der König befragte also Zamore:

»Ist die Frau Gräfin im Garten?«

»Nein, Meister,« sagte Zamore.

Dieses Wort ersetzte den Titel Majestät, dessen Madame Dubarry in einer ihrer Launen den König in Luciennes beraubt hatte.

»Dann ist sie bei den Karpfen?«

Man hatte mit großen Kosten einen See auf dem Berge gegraben, man hatte ihn mit dem Wasser des Aquäducts gespeist und die schönsten Karpfen von Versailles dahin verpflanzt.

»Nein, Meister,« antwortete Zamore abermals.

»Wo ist sie denn?«

»In Paris, Meister.«

»Wie, in Paris!  . . . Die Gräfin ist nicht nach Luciennes gefahren?  . . .«

»Nein, Meister, aber sie hat Zamore geschickt.«

»Warum dies?«

»Um hier den König zu erwarten.«

»Ah! ah!« rief Ludwig XV., »man überträgt Dir die Sorge, mich zu empfangen? Es ist etwas Reizendes um die Gesellschaft von Zamore! ich danke, Gräfin, ich danke!«

Und der König erhob sich etwas ärgerlich.

»O nein,« sprach der Neger, »der König wird nicht die Gesellschaft von Zamore haben.«

»Und warum?«

»Weil Zamore geht.«

»Wohin gehst Du?«

»Nach Paris.«

»Ah! ich werde also allein bleiben? Immer besser. Aber was machst Du in Paris?«

»Ich kehre zur Meisterin Barry zurück und melde ihr, der König sey in Luciennes.«

»Ah! ah! die Gräfin hat Dich beauftragt, mir das zu sagen?«

»Ja, Meister.«

»Und sie hat nicht gesagt, was ich mittlerweile thun würde?«

»Sie hat gesagt, Du würdest schlafen.«

»Sie wird wohl nicht lange ausbleiben,« dachte der König; »ohne Zweifel bereitet sie mir eine neue Ueberraschung.«

Dann sprach er laut:

»Geh also geschwinde und bringe die Gräfin zurück. Doch wie machst Du den Weg?«

»Auf dem großen Schimmel, mit der rothen Schabracke.«

»Und wie viel Zeit braucht der große Schimmel, um Paris zu erreichen?«

»Ich weiß nicht,« sagte der Neger, »doch er geht geschwinde, geschwinde. Zamore liebt es, schnell zu reiten.«

»Das ist abermals ein Glück, daß es Zamore liebt, schnell zu reiten,« sprach der König und stellte sich an das Fenster, um Zamore abgehen zu sehen.

Ein großer Lackei hob ihn auf das Pferd, und in der glücklichen Unbekanntschaft mit der Gefahr, welche besonders der Kindheit angehört, ritt der Negerknabe, auf seinem riesigen Thiere hockend, im Galopp weg.

Der König, welcher allein geblieben war, fragte einen Bedienten, ob es etwas Neues in Luciennes gebe.

»Herr Boucher ist hier und malt das große Cabinet der Frau Gräfin,« antwortete der Diener.

»Ah! Boucher, der gute, arme Boucher, er ist hier?« sagte der König mit einer gewissen Befriedigung, »und wo dies?’

»Im Cabinet im Pavillon; befiehlt Seine Majestät, daß ich sie zu Herrn Boucher führe?«

»Nein, entgegnete der König, »nein, ich will lieber die Karpfen besuchen. Geben Sie mir ein Messer.«

»Ein Messer, Sire?«

»Ja, und ein großes Brod.«

Der Diener kehrte bald zurück und brachte auf einer Platte von japanesischem Porzellan ein großes, rundes Brod, in welchem ein langes, schneidendes Messer stak.

Der König machte dem Diener ein Zeichen, ihn zu begleiten, und wandte sich zufrieden nach dem Teiche.

Es war eine Familienüberlieferung, den Karpfen zu fressen zu geben. Der große König verfehlte keinen Tag dies zu thun.

Ludwig XV. setzte sich auf eine Moosbank, von der man eine reizende Aussicht genoß.

Sie umfaßte zuerst den kleinen See mit seinen von Rasen bedeckten Ufern; jenseits das Dorf zwischen zwei Hügel gestellt, von denen sich der eine senkrecht erhebt, wie der moosige Felsen des Virgil, so daß die strohbedeckten Häuser, die er trägt, Kinderspielzeuge in eine Schachtel voll Farnkraut gepackt zu sein scheinen; ferner die Giebel von Saint-Germain, seine riesigen Treppen und die zahllosen Büschel seiner Terrassen; noch ferner die blauen Bergabhänge von Saunois und Cormeilles; endlich einen Himmel von rosiger und grauer Färbung, der Alles dies einschloß, wie es eine herrliche Kuppel von Kupfer gethan hätte.

Das Wetter war stürmisch, das Blätterwerk hob sich schwarz von den zartgrünen Wiesen ab; unbeweglich und glatt, wie eine weite Oberfläche von Oel, öffnete sich zuweilen das Wasser plötzlich, wenn ans fernen grünen Tiefen ein Fisch einem silbernen Blitze ähnlich sich emporschwang, um eine Teichfliege zu haschen, welche ihre langen Füße über das Wasser schleppte.

Dann erweiterten sich große, zitternde Kreise auf der Oberfläche des Sees, und ließen überall hin kleinere schwarze Kreise, vermischt mit weißen Kreisen, spielen.

Man sah auch an den Ufern die ungeheuren Schnauzen der schweigsamen Fische sich erheben, welche, sicher nie Netz oder Angel zu finden, an dem herabhängenden Klee saugten, und mit ihren großen, starren Augen, welche nicht zu sehen scheinen, die kleinen, grauen Eidechsen und die grünen Frösche, die sich unter den Binsen umhertrieben, betrachteten.

Nachdem der König als ein Mann, welcher weiß, wie man seine Zeit verliert, die Landschaft in allen Winkeln beschaut, die Häuser des Dorfes und die Dörfer der Perspektiven gezählt hatte, nahm er das Brod von dem nebenstehenden Teller und schnitt große Stücke ab.

Die Karpfen hörten das Eisen ans der Kruste knarren und kamen, vertraut mit diesem Geräusch, das ihnen ihr Mittagsmahl ankündigte, so nahe als möglich herbei, um sich Seiner Majestät zu zeigen, damit sie ihnen die tägliche Speise zu reichen geruhe. Die Fische thaten dies ebensowohl für den ersten Bedienten, aber der König glaubte natürlich, es geschehe ihm zu Ehren.

Der König warf eines nach dem andern die Brodstücke in das Wasser; sie tauchten zuerst unter, kamen dann wieder an die Oberfläche, wurden einige Zeit streitig gemacht, zerbröckelten plötzlich, durch das Wasser aufgelöst, und verschwanden in einem Augenblick.

Sie boten in der That ein ziemlich belustigendes Schauspiel, alle diese Brodkrusten, wie sie, von unsichtbaren Schnauzen fortgestoßen, sich bis zu dem Augenblick, wo sie für immer untersanken, auf dem Wasser umhertrieben.

Seine Majestät, welche die Geduld gehabt hatte, hundert Stücke Brod abzuschneiden, genoß nach einer halben Stunde die Befriedigung, kein einziges mehr obenauf schwimmen zu sehen.

Der König langweilte sich nun auch und erinnerte sich, daß ihm Herr Boucher eine secundäre Zerstreuung bieten konnte: diese Zerstreuung war allerdings minder anziehend, als die der Karpfen, doch ans dem Lande nimmt man, was man findet.

Ludwig XV. wandte sich also, nach dem Pavillon. Boucher war schon benachrichtigt. Während er malte, oder sich stellte, als malte er, folgte er dem König mit den Augen: er sah ihn nach dem Pavillon gehen, richtete ganz freudig seinen Jabot zurecht, zog seine Manchetten vor, und stieg auf seine Leiter, denn man hatte ihm empfohlen, sich das Ansehen zu geben, als wüßte er nicht, daß der König in Luciennes sei. Er hörte den Boden unter den Tritten des Herrn krachen, und begann an einem baußbäcken Amor zu arbeiten, der einer jungen Schäferin, welch’ in ein Leibchen von blauem Atlaß gekleidet war und einen Strohhut auf dem Kopfe trug, eine Rose raubte. Die Hand zitterte ihm, das Herz schlug ihm.

Ludwig XV. blieb auf der Schwelle stehen.

»Ah! Herr Boucher,« sagte er, »wie riechen Sie nach Terpentin.«

Und er ging weiter.

Der arme Boucher hatte, so wenig der König auch Künstler war, ein anderes Compliment erwartet, und wäre beinahe von seiner Leiter gefallen.

Er stieg herab und entfernte sich mit Thränen in den Augen, ohne seine Palette abzukratzen und ohne seine Pinsel auszuwaschen, was er sonst jeden Abend zu thun pflegte.

Seine Majestät zog ihre Uhr. Es war sieben Uhr.

Ludwig XV. kehrte in das Schloß zurück, neckte den Affen, ließ den Papagei sprechen und nahm aus den Schränken, eine nach der andern, alle die chinesischen Spielereien, die sie enthielten. Es wurde Nacht.

Seine Majestät liebte die dunkeln Gemächer nicht; man zündete Kerzen an.

Aber sie liebte die Einsamkeit ebenso wenig.

»Meine Pferde in einer Viertelstunde,« sprach der König. »Meiner Treue,« fügte er bei, »ich gebe ihr noch eine Viertelstunde, keine Minute mehr.«

Hienach legte sich Ludwig XV. auf den Sopha dem Kamin gegenüber und machte es sich zur Aufgabe, zu warten, bis die fünfzehn Minuten, das heißt neunhundert Secunden, abgelaufen wären.

Bei der vierhundertsten Schwingung der Unruhe der Pendeluhr, die einen blauen Elephanten vorstellte, auf dem eine rosenfarbige Sultanin ritt, schlief der König.

Der Lackei, welcher nun kam, um zu melden, der Wagen sei bereit, hütete sich, wie man denken kann, wohl, den König zu wecken, als er sah, daß er schlief.

 

Die Folge dieser Aufmerksamkeit für den erhabenen Schlummer war, daß der König, als er allein aufwachte, sich gegenüber Madame Dubarry erblickte, welche, wie es schien, sehr wenig geschlafen hatte, und ihn mit großen Augen anschaute. Zamore wartete an der Thüre auf den ersten Befehl.

»Ah! Sie sind hier, Gräfin,« sagte der König, der zwar sitzen blieb, aber eine verticale Stellung nahm.

»Ja, Sire, ich bin hier, und zwar seit sehr langer Zeit,« antwortete die Gräfin.

»Oh! das heißt seit langer Zeit . . .«

»Bei Gott, wenigstens seit einer Stunde. Oh! wie Eure Majestät schläft!«

»Meiner Treue, hören Sie doch, Gräfin, Sie waren nicht hier, und ich langweilte mich ungemein  . . . dann schlafe ich so schlecht in der Nacht. Wissen Sie, daß ich wegfahren wollte?«

»Ja, ich habe die Pferde Euerer Majestät angespannt Der König schaute auf die Uhr und rief:

Oh! es ist schon halb eilf Uhr, ich habe beinahe drei Stunden geschlafen.«

»Wenigstens so viel, Sire; sagen Sie, man schlafe nicht gut in Luciennes.«

»Meiner Treue, sehr gut! Doch was Teufels sehe ich hier?« rief der König, als er Zamore erblickte.

»Sie sehen den Gouverneur von Luciennes, Sire.«

»Noch nicht, noch nicht,« versetzte der König lachend; »wie! dieser Bursche trägt die Uniform, ehe er ernannt ist? er rechnet also sehr auf mein Wort?«

»Sire, Ihr Wort ist heilig, und wir sind Alle befugt, darauf zu rechnen. Doch Zamore bat mehr als Ihr Wort, oder vielmehr weniger als Ihr Wort, Sire, er hat sein Patent.«

»Wie?«

»Der Herr Kanzler hat es mir geschickt: hier ist es. Der Eid. ist noch die einzige Förmlichkeit, welche seiner Bestallung fehlt. Lassen Sie ihn rasch schwören, und er mag uns bewachen.«

»Nähern Sie sich, Herr Gouverneur,« sprach der König.

Zamore näherte sich; er hatte einen Uniformsfrack mit gesticktem Kragen trug die Epauletten eines Kapitäns, eine kurze Hose seidene Strümpfe und einen bratspießförmigen Degen. Der Neger schritt steif und abgemessen, einen ungeheuren dreieckigen Hut unter dem Arm, einher.

»Wird er allein schwören können?« sagte der König.

»O ja; versuchen Sie es, Sire.«

»Treten Sie vor,« sprach der König, indem er neugierig die schwarze Puppe anschaute.

»Auf die Kniee,« sagte die Gräfin.

»Leisten Sie den Eid,« fügte Ludwig XV. bei.

Das Kind legte eine Hand auf sein Herz, die andere in die Hände des Königs und sprach:

»Ich schwöre Treue und Gehorsam meinem Gebieter und meiner Gebieterin; ich schwöre bis zum Tod das Schloß zu vertheidigen, dessen Bewachung man mir anvertraut, und das Zuckerwerk bis auf den letzten Topf zu essen, ehe ich mich im Falle eines Angriffs übergebe.«

Der König brach in ein Gelächter aus, sowohl über die Formel des Schwurs, als über den Ernst, mit welchem ihn Zamore sprach.

»Gegen diesen Schwur,« erwiederte der König, indem er sich in den geziemenden Ernst zu versetzen suchte, »übertrage ich Ihnen, Herr Gouverneur, das oberste Recht, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über alle diejenigen, welche die Luft, die Erde, das Feuer und das Wasser dieses Palastes bewohnen.«

»Ich danke,« sprach Zamore aufstehend.

»Und nun,« sagte der König, »spaziere mit Deinem schönen Kleid in den Küchen umher, und laß uns in Ruhe. Gehe.«

Zamore entfernte sich.

Als Zamore zu einer Thüre hinausging, trat Chon durch die andere ein.

»Ah! Sie hier, kleine Chon. Guten Morgen, Chon.«

Der König zog sie auf seinen Schooß und küßte sie.

»Höre, meine kleine Chon,« fuhr er fort, »Du wirst mir die Wahrheit sagen.«

»Ah! nehmen Sie sich in Acht, Sire,« erwiederte Chon, »Sie kommen schlecht an; die Wahrheit! ich glaube, es wäre das erste Mal in meinem Leben. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, wenden Sie sich an Jeanne; sie ist nicht im Stand zu lügen.«

»Ist es so Gräfin?«

»Sire, Chon hat eine zu gute Meinung von mir. Das Beispiel hat mich verdorben, und seit diesem Abend besonders bin ich entschlossen, zu lügen wie eine ächte Gräfin, wenn es nicht gut ist, die Wahrheit zu sagen.«

»Ah!« rief der König, »es scheint, Chon hat mir etwas zu verbergen.«

»Meiner Treue! nein.«

»Irgend einen kleinen Herzog, einen kleinen Marquis, einen kleinen Vicomte, den man besucht haben wird.«

»Ich glaube nicht,« versetzte die Gräfin.

»Was sagt Chon dazu?«

»Wir glauben nicht, Sire.«

»Ich muß mir wohl darüber einen Bericht von der Polizei machen lassen.«

»Von der von Herrn von Sartines oder von der meinigen?«’

»Von der von Herrn von Sartines.«

»Wie viel bezahlen Sie ihm dafür?«

»Wenn er mir interessante Dinge sagt, feilsche ich nicht.«

»Dann geben Sie meiner Polizei den Vorzug, und nehmen Sie meinen Bericht. Ich werde Sie  . . . königlich bedienen.«

»Sie verkaufen sich selbst?«

»Warum nicht, wenn die Summe das Geheimniß werth ist.«

»Wohl es sei! Lassen Sie den Bericht hören. Doch vor Allem keine Lügen.

»Sire, Sie beleidigen mich.«

Ich will sagen keine Umwege.«

»Nun, Sire, halten Sie die Gelder bereit, hier ist der Bericht.«

»Ich thue es,« sprach der König, und ließ einige Goldstücke im Grunde seiner Tasche klingen.

»Erstens wurde die Gräfin, Madame Dubarry, gegen zwei Uhr Nachmittags in Paris gesehen.

»Weiter, weiter, ich weiß das.«

»In der Rue de Valois.«

»Ich leugne es nicht.«

»Gegen sechs Uhr kam Zamore zu ihr.«

»Das ist abermals möglich; doch was machte Madame Dubarry in der Rue de Valois?«

»Sie ging in ihr Hotel.«

»Ich begreife wohl; aber warum ging sie in ihr Hotel?«

»Um ihre Pathin zu erwarten.«

»Ihre Pathin!« versetzte der König mit einer Grimasse, die er nicht ganz zu verbergen vermochte, »sie will sich also taufen lassen?«

»Ja, Sire, auf dem großen Taufstein von Versailles.«

»Meiner Treue, sie hat Unrecht; das Heidenthum stand ihr so gut.«

»Ah! Sire, Sie kennen das Sprüchwort: man will das haben, was man nicht hat.«

»Somit wollen wir eine Pathin haben?«

»Und wir haben sie, Sire.«

Der König schauerte und zuckte die Achseln.

»Ich liebe diese Bewegung ungemein, Sire; sie beweist. mir, daß Eure Majestät in Verzweiflung wäre, wenn Sie die Grammont, die Guémenée und alle die Maulaffen des Hofes unterliegen sehen würde.«

»Wie beliebt?«

»Allerdings, Sie verbünden sich mit diesen Leuten.«

»Ich verbünde mich?  . . . Gräfin, erfahren Sie, daß ein König sich nur mit Königen verbündet.«

»Das ist wahr; doch alle Ihre Könige sind die Freunde des Herrn von Choiseul.«

»Kehren wir zu Ihrer Pathin zurück, Gräfin.«

»Mit Vergnügen, Sire.«

»Es ist Ihnen also gelungen, eine zu fabriziren?«

»Ich habe sie ganz und gar gefunden, und zwar von guter Art; eine Gräfin von Béarn von einer Familie von Fürsten, welche regiert haben. Diese wird hoffentlich die Verbündete der Verbündeten der Stuarts nicht entehren.«

»Die Gräfin von Béarn?« entgegnete der König erstaunt; »ich kenne nur eine, welche in der Gegend von Verdun wohnen muß.«

»Es ist dieselbe; sie hat die Reise ganz vorsätzlich gemacht.«

»Und sie wird Ihnen die Hand geben?«

»Beide Hände.«

»Wann dies?«

»Morgen Vormittag um eilf Uhr wird sie die Ehre haben, in geheimer Audienz von mir empfangen zu werden, und zu gleicher Zeit, wenn die Frage nicht indiscret ist, wird sie den König bitten, ihren Tag zu bestimmen, und Sie werden ihn sobald als möglich bestimmen, nicht wahr, Sire?«

Der König lachte, aber nicht sehr offenherzig.

»Allerdings, allerdings,« sagte er, und küßte der Gräfin die Hand.

Doch plötzlich rief er:

»Morgen um eilf Uhr!«

»Ja, zur Stunde des Frühstücks.«

»Unmöglich, liebe Freundin.«

»Wie, unmöglich!«

»Ich frühstücke nicht hier, ich kehre diesen Abend zurück.«

»Was ist das wieder?« sagte Madame Dubarry, welche die Kälte bis in ihr Herz’ dringen fühlte. »Sie fahren weg, Sire?«

»Es muß sein, liebe Gräfin, ich habe Sartines wegen einer wichtigen Arbeit beschieden.«

»Wie Sie wollen, Sire; doch ich hoffe, Sie werden wenigstens zu Nacht speisen?«

»Oh! ja, ich werde vielleicht zu Nacht speisen  . . . ja, ich habe ziemlich Hunger, ich werde zu Nacht speisen.«

»Laß auftragen, Chon,« sagte die Gräfin zu ihrer Schwester, indem sie ihr ein besonderes Zeichen machte, das ohne Zweifel auf eine zum Voraus getroffene Uebereinkunft Bezug hatte.

Chon entfernte sich.

Der König hatte das Zeichen in einem Spiegel gesehen, und obgleich er es nicht begreifen konnte, vermuthete er doch eine Falle.

»Doch nein, nein,« rief er; »es ist mir unmöglich, zu Nacht zu speisen  . . . ich muß auf der Stelle aufbrechen. Ich habe die Unterschriften; es ist heute Sonnabend.«

»Gut, es sei, ich will vorfahren lassen.«

»Ja, liebe Schöne.«

»Chon!«

Chon trat wieder ein.

»Die Pferde des Königs!« sagte die Gräfin.

»Gut,« versetzte Chon mit einem Lächeln. Und sie entfernte sich abermals. Einen Augenblick nachher hörte man ihre Stimme im Vorzimmer rufen:

»Die Pferde des Königs!«

XXXIII.
Der König belustigt sich

Entzückt über seinen Autoritätsstreich, der die Gräfin dafür bestrafte, daß sie ihn hatte warten lassen, und ihn zugleich von der Unannehmlichkeit der Vorstellung befreite, ging der König auf die Thüre des Salon zu.

Chon kehrte zurück.

»Nun! sehen Sie meine Bedienung?«

»Nein, Sire, es ist Niemand von Eurer Majestät in den Vorzimmern.«

Der König ging ebenfalls an die Thüre und rief:

»Meine Bedienung!«

Niemand antwortete: es war, als hätte das stumme Schloß nicht einmal ein Echo.

»Wer Teufels sollte glauben,« sprach der König in das Zimmer zurückkehrend, »wer sollte glauben, ich sei der Enkel von demjenigen, welcher einst sagte: ‚Ich habe warten müsset!’ «

Und er ging auf das Fenster zu und öffnete es.

Doch die Esplanade war ebenso leer als die Vorzimmer: man sah weder Pferde, noch Piqueurs, noch Wachen. Die Nacht allein bot sich den Augen und der Seele in ihrer ganzen Ruhe und in ihrer ganzen Majestät, erleuchtet von einem bewundernswürdigen Monde, der zitternd wie bewegte Wellen die Gipfel der Bäume des Waldes von Chateou zeigte und Millionen von leuchtenden Flittern der Seine entriß, dieser riesigen, trägen Schlange, deren Windungen man von Bougival bis Maisons, das heißt auf fünf bis sechs Stunden, verfolgen konnte.

Inmitten von Allem dem improvisirte eine Nachtigall einen von den wunderbaren Gesängen, wie man sie nur im Monat Mai hört, als könnten ihre freudigen Noten eine ihrer würdige Natur einzig und allein während dieser ersten Frühlingstage finden, welche man, wenn sie kaum gekommen sind, entfliehen fühlt.

Diese ganze Harmonie ging verloren für Ludwig XV., der sehr wenig Träumer, wenig Dichter, wenig Künstler, aber sehr materiell war.

»Hören Sie, Gräfin,« sagte er ärgerlich, »ich bitte, befehlen Sie. Was Teufels! dieser Scherz muß einmal ein Ende haben.«

»Sire,« erwiederte die Gräfin mit dem reizenden Schmollen, das ihr beinahe immer gelang, »ich habe hier nicht zu befehlen.«

»In jedem Fall ich auch nicht,« versetzt Ludwig XV., »denn sehen Sie, wie man mir gehorcht!«

»Ebenso wenig Sie, als ich, Sire.«

»Wer denn? Sie etwa, Chon?«

»Ich,« erwiederte die junge Frau, welche auf der andern Seite des Zimmers auf einem Fauteuil saß und das Gegenstück zu der Gräfin bildete, »ich habe Mühe genug, »zu gehorchen, und will nicht die des Befehlens übernehmen.«

»Aber wer ist denn Gebieter hier?«

»Bei Gott! Sire, der Herr Gouverneur.«

»Herr Zamore?«

»Ja.«

»Es ist richtig, man läute irgend Jemand.«

Die Gräfin streckte mit einer bewundernswürdigen Nachläßigkeit den Arm nach einer seidenen Schnur aus, welche in einer Eichel von Perlen endigte, und läutete.

Ein Lackei, den man aller Wahrscheinlichkeit nach zum Voraus unterrichtet hatte, fand sich im Vorzimmer und erschien.

»Der Gouverneur!« sagte der König.

»Der Gouverneur wacht über dem kostbaren Leben Eurer Majestät,« antwortete ehrfurchtsvoll der Diener.

»Wo ist er?«

»Auf der Runde.«

»Aus der Runde?« wiederholte der König.

»Mit vier Officieren,« erwiederte der Lackei.

»Gerade wie Herr Malbrouck!« rief die Gräfin.

Der König konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.

»Ja, das ist drollig,« sagte er, »doch man kann dessen ungeachtet einspannen.«

»Sire, der Herr Gouverneur hat die Ställe schließen lassen, aus Furcht, sie konnten irgend einem Bösewicht als Versteck dienen.«

 

»Wo sind meine Piqueurs?«

»In den Gesindestuben, Sire.«

»Was machen sie?«

»Sie schlafen.«

»Wie! sie schlafen?«

»Auf Befehl.«

»Ans wessen Befehl?«’

»Auf Befehl des Gouverneur.«

»Doch die Thore?« versetzte der König.

»Was für Thore, Sire?«

»Die Thore des Schlosses.«

»Sie sind geschlossen.«

»Sehr gut. Aber man kann sich die Schlüssel verschaffen?«

»Sire, die Schlüssel sind an dem Gürtel des Gouverneur.«

»Das ist ein gutgehaltenes Schloß,« sprach der König. »Teufel, welche Ordnung!«

Der Lackei entfernte sich, als er sah, daß der König keine Fragen mehr an ihn richtete.

Auf einem Lehnstuhle ausgestreckt, zerbiß die Gräfin eine schöne Rose, bei der ihre Lippen von Korallen zu sein schienen.

»Sire,« sagte sie mit dem schmachtenden Lächeln, das nur ihr gehörte, »ich habe Mitleid mit Eurer Majestät, nehmen Sie meinen Arm, und wir wollen nachsuchen. Chon, leuchte.«

Chon ging voran und bildete die Vorhut, bereit, die Gefahren zu bezeichnen, wenn sich solche bieten sollten.

Bei der Wendung des ersten Corridor fing ein Wohlgeruch, der den Appetit des ersten Feinschmeckers erregt hätte, an, die Nase des Königs zu kitzeln.

»Ah! ab!« sagte er stillstehend, »was bedeutet dieser Geruch, Gräfin?«

»Sire, es ist der des Abendbrods. Ich glaubte, der König würde mir die Ehre erweisen, mit mir in Luciennes zu Nacht zu speisen, und ich richtete mich darnach ein.«

Ludwig XV. athmete wiederholt den gastronomischen Wohlgeruch ein, während er sich überlegte, daß sein Magen bereits seit einiger Zeit Zeichen seines Daseins von sich gab; daß er, wenn man auch großen Lärmen machte, eine halbe Stunde brauchen wurde, um seine Piqueurs zu wecken, eine Viertelstunde, um die Pferde anspannen zu lassen, und zehn Minuten, um nach Marly zu fahren, und daß er in Marly, wo er nicht erwartet wurde, nur ein en cas finden könnte; er athmete abermals den verführerischen Geruch ein, und blieb mit der Gräfin vor der Thüre des Speisesaals stehen.21

Zwei Gedecke lagen auf einer glänzend erleuchteten und kostbar bestellten Tafel.

»Pest!« sprach Ludwig XV., »Sie haben einen guten Koch, Gräfin.«

»Sire, er legte heute seine Probe ab, und der arme Teufel that Wunder, um den Beifall Eurer Majestät zu verdienen. Er ist fähig, sich die Gurgel abzuschneiden, wie der arme Vatel.«

»Wirklich! Sie glauben?« versetzte Ludwig XV.

»Er hatte besonders eine Omelette von Fasaneneiern, Sire, auf welche er rechnete.«

»Eine Omelette von Fasaneneiern! gerade diese Omelettes von Fasaneneiern bete ich an.«

»Sehen Sie, welch ein Unglück.«

»Nun, Gräfin, wir wollen Ihren! Koch keinen Kummer bereiten,« sprach der König lachend, »und während wir zu Nacht speisen, kehrt vielleicht Herr Zamore von seiner Runde zurück.«

»Ah! Sire, das ist ein siegreicher Gedanke,« sprach die Gräfin, welche ihre Freude darüber, daß sie die erste Partie gewonnen, nicht verbergen konnte. »Kommen Sie, Sire, kommen Sie.«

»Doch wer wird uns bedienen?« fragte der König, der vergebens irgend einen Lackei suchte.

»Ah! Sire,« versetzte Madame Dubarry, »kommt Ihnen Ihr Kaffee schlechter vor, wenn ich ihn reiche?«

»Nein, Gräfin, ich sage sogar, wenn Sie ihn mir machen.«

»Nun, so kommen Sie, Sire.«

»Nur zwei Gedecke!« sagte der König, »Chon hat also bereits zu Nacht gespeist?«

»Sire, man hätte es ohne ausdrücklichen Befehl Eurer Majestät nicht gewagt  . . .«

»Vorwärts,« rief der König, und nahm selbst einen Teller und ein Gedeck von einer Etagère. »Komm, kleine Chon, hier, uns gegenüber.«

»Oh! Sire  . . .« flüsterte Chon.

»Oh! ja, spiele die unterthänigste, demuthsvollste Dienerin, Du Heuchlerin! Setzen Sie sich hierher, Gräfin, neben mich. Was für ein reizendes Profil haben Sie!«

»Sie bemerken das heute erst, Sire!«

»Was wollen Sie! ich bin gewohnt, Sie von vorne anzuschauen, Gräfin. Ihr Koch ist offenbar ein großer Meister; was für eine vortreffliche Kraftsuppe!«

»Ich habe also Recht gehabt, den andern wegzuschicken?«

»Vollkommen Recht.«

»So befolgen Sie mein Beispiel, Sire, Sie sehen, daß man nur dabei gewinnen kann.«

»Ich verstehe Sie nicht.«

»Ich habe meinen Choiseul weggeschickt, schicken Sie den Ihrigen weg.«

»Keine Politik, Gräfin; geben Sie mir von diesem Madeira.«

Der König reichte ihr sein Glas; die Gräfin nahm eine Flasche mit engem Hals und bediente den König.

Der Druck machte die Finger weiß und röthete die Nägel des anmuthigen Mundschenks.

»Gießen Sie lange und sachte ein, Gräfin,« sagte der König.

»Um den Trank nicht zu trüben, Sire?«

»Nein, um mir Zeit zu gönnen, Ihre Hand zu sehen.«

»Ah! Sire,« erwiederte die Gräfin lachend, »Eure Majestät ist offenbar im Zuge, Entdeckungen zu machen.«

»Meiner Treue, ja,« versetzte der König, der allmählig seine schöne Laune wieder erlangte; »und ich glaube, ich bin ganz bereit, zu entdecken  . . .«

»Eine Welt?« fragte die Gräfin.

»Nein, nein, eine Welt, das ist zu ehrgeizig. ich habe schon genug an einem Königreich. Aber eine Insel, einen kleinen Winkel der Erde, einen bezauberten Berg, einen Palast, dessen Armida eine mir befreundete, schöne Dame sein wird, während alle Arten von Ungeheuern den Eingang bewachen, wenn es mir zu vergessen beliebt.«

»Sire,« sagte die Gräfin, indem sie dem König eine Caraffe gefrorenen Champagnerwein, eine in jener Zeit ganz neue Erfindung, reichte, »hier ist gerade aus dem Lethestrom geschöpftes Wasser.«

»Aus dem Lethestrom, Gräfin, sind Sie dessen gewiß?«

»Ja, Sire; der arme Jean hat es aus der Hölle mitgebracht, in die er zu drei Vierteln hinabgestiegen ist.«

»Gräfin,« sagte der König, indem er sein Glas in die Höhe hob, »auf seine glückliche Auferstehung; doch ich bitte, keine Politik.«

»Dann weiß ich nicht mehr, von was ich sprechen soll, Sire, und wenn Eure Majestät, die so gut erzählt, uns eine Geschichte erzählen wollte  . . .«

»Nein. aber ich will Ihnen Verse sagen.«

»Verse!« rief Madame Dubarry.

»Ja, Verse  . . . Was ist hierüber zu staunen?«

»Eure Majestät haßt sie.«

»Parbleu! von hunderttausend, welche fabrizirt werden, sind neunzigtausend gegen mich.«

»Und diejenigen, welche mir Eure Majestät sagen wird, gehören zu den zehntausend, die sie keine Gnade für die neunzigtausend andern finden lassen können?«

»Nein, Gräfin, diejenigen, welche ich Ihnen sagen will, sind an Sie gerichtet.«

»An mich?«

»An Sie.«

»Und von wem?«

»Von Herrn von Voltaire.«

»Und er beauftragte Eure Majestät?«

»Keines Wegs, er richtete dieselben unmittelbar an Eure Hoheit.«

»Wie so, ohne Brief?«

»Im Gegentheil, in einem reizenden Brief.«

»Ah! ich begreife: Eure Majestät hat diesen Morgen mit ihrem Director der Posten gearbeitet.«

»Ganz richtig.«

»Lesen Sie, Sire, lesen Sie die Verse von Herrn von Voltaire.«

Ludwig XV. entfaltete ein kleines Papier und las:

 
Göttin der Freuden, zarte Mutter der Grazien,
warum willst du mir den Festen von Paphos
den schwarzen Verdacht, die schmähliche Ungnade verwischen?
 
 
Warum sinnst du auf den Untergang eines Helden?
Ulysses ist dem Vaterland theuer.
Er ist die Stütze von Agamemnon.
 
 
Seine thätige Staatskunst und sein umfassender Geist
schließen die Tapferkeit der stolzen Ilion in Fesseln.
Unterwirf die Götter deiner Herrschaft.
 
 
Venus, herrsche durch deine Schönheit über alle Herzen,
pflücke in einem lachenden Wahnsinn
die Rosen der Wollust,
aber lächle freundlich unsern Wünschen zu
und gib dem erschütterten Neptun die Ruhe wieder.
 
 
Ulysses, dieser den Trojanern schreckliche Sterbliche,
den du in reinem Zorne verfolgst,
ist für die Schönheit nur furchtbar,
wenn er auf seinen Knieen seufzt.22
 

»Offenbar, Sire,« sprach die Gräfin, mehr gereizt, als dankbar für die poetische Sendung, »offenbar will sich Herr von Voltaire mit Ihnen aussöhnen.«

»Oh! was das betrifft, das ist verlorne Mühe,« erwiederte Ludwig XV.; »es ist ein Zänker, der Alles in den Sack stecken würde, wenn er nach Paris käme. Er mag zu seinem Freunde, meinem Vetter Friedrich II., gehen. Es ist schon genug, daß wir Herrn Rousseau haben. Aber nehmen Sie doch diese Verse, Gräfin, und überlegen Sie dieselben.«

Die Gräfin nahm das Papier, rollte es in Form eines Anzünders zusammen und legte es neben ihren Teller.

Der König schaute ihr zu.

»Sire,« sagte Chon, »ein wenig von diesem Tokayer.«

»Er kommt unmittelbar aus den Kellern Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich,« sprach die Gräfin, »fassen Sie Vertrauen, Sire.«

»Oh! aus den Kellern des Kaisers?« versetzte der König; »nur ich besitze davon.«

»Ich habe ihn auch von Ihrem Kellermeister erhalten.«

»Wie! Sie haben verführt?«

»Nein, ich habe befohlen.«

»Gut geantwortet, Gräfin. Der König ist ein Thor.«

»O ja, doch Herr Frankreich  . . .«

»Herr Frankreich ist wenigstens so gescheit, Sie von ganzem Herzen zu lieben.«

»Ah! Sire, warum sind Sie nicht wirklich Herr Frankreich kurzweg?«

»Gräfin, keine Politik.«

»Wird der König Kaffee trinken?« sagte Chon.

21Das en cas des Königs war ein kalter Imbiß, der im Schlafzimmer bereit stand, falls Seine Majestät in der Nacht Hunger bekäme.
22Déesse des plaisirs, tendre mère des Grâces, Pourquoi veux-tu mêler aux fêtes de Paphos Les noirs soupçons, les honteuses disgrâces ? Pourquoi médites-tu la perte d’un héros ? Ulysse est cher à la patrie, Il est l’appui d’Agamemnon ; Sa politique active et son vaste génie, Enchaînent la valeur de la fière Ilion. Soumets les dieux à ton empire, Vénus, sur tous les cœurs, règne par la beauté ; Cueille, dans un riant délire, Les roses de la volupté, Mais à nos yeux daigne sourire, Et rends le calme à Neptune agité. Ulysse, ce mortel aux Troyens formidable, Que-tu poursuis de ton courroux, Pour la beauté n’est redoutable Qu’en soupirant à ses genoux.