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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

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XVI.
Der Baron von Taverney erlaubt endlich eine kleine Ecke der Zukunft im Helldunkel zu erblicken

Der Erste, der die Ohnmacht der Frau Dauphine bemerkte, war, wie gesagt, der Baron von Taverney; er stand auf der Lauer, unruhiger, als irgend Jemand, übe r das, was zwischen ihr und dem Zauberer Vorgehen würde. Er hatte den Schrei gehört, den Ihre Königliche Hoheit ausgestoßen, er hatte gesehen, wie Balsamo aus dem Gebüsche stürzte, und war herbeigelaufen.

Mit dem ersten Worte hieß die Prinzessin ihr die Caraffe zeigen, mit dem zweiten hieß sie dem Zauberer nichts Böses zufügen. Es war Zeit, dieses Gebot ergehen zu lassen: Philipp von Taverney stürzte schon wie ein gereizter Löwe auf seiner Spur fort, als die Stimme der Dauphine ihn zurückhielt.

Da näherte sich ihre Ehrendame ebenfalls und befragte sie deutsch; auf alle ihre Fragen antwortete sie jedoch nichts, wenn nicht, daß sich Balsamo durchaus nicht gegen die Achtung verfehlt habe; aber, ohne Zweifel angestrengt durch den langen Weg und den Sturm am vorhergehenden Tage, sei sie von einem nervösen Fieber befallen worden.

Diese Antworten wurden Herrn von Rohan übersetzt, der Erläuterungen erwartete, aber keine Frage zu machen wagte.

Bei Hofe begnügt man sich mit einer halben Antwort; die der Dauphine befriedigte nicht, schien aber Jedermann zu befriedigen. Hienach näherte sich Philipp und sprach:

»Madame, um den Befehlen Eurer Königlichen Hoheit zu gehorchen, komme ich zu meinem großen Bedauern und erinnere sie daran, daß die halbe Stunde, die sie sich hier aufzuhalten gedachte, abgelaufen ist und daß die Pferde bereit stehen.«

»Gut, mein Herr,« sagte sie mit einer reizenden Geberde kränklicher Nachlässigkeit, »doch ich gehe von meinem ersten Plane ab. Ich bin unfähig, in diesem Augenblick abzureisen  . . . Es scheint mir, ein paar Stunden Schlaf und Ruhe würden mich wiederherstellen.«

Der Baron erbleichte. Andrée schaute ihren Vater ängstlich an.

»Eure Hoheit weiß, wie sehr ein Lager in diesem Hause ihrer unwürdig ist,« stammelte der Baron von Taverney.

»Oh! ich bitte Sie, mein Herr,« antwortete die Dauphine mit dem Tone einer Frau, welche einer Ohnmacht nahe ist, »Alles wird gut sein, wenn ich nur ruhe.«

Andrée verschwand sogleich, um ihr Zimmer bereit halten zu lassen. Es war nicht das größte, es war vielleicht auch nicht das geschmückteste, aber in dem Zimmer eines aristokratischen Mädchens, wie Andrée, und sollte es auch arm sein, wie es Andrée war, findet sich immer etwas Zierliches, das den Blick einer andern Frau erfreut.

Jeder beeiferte sich nun um die Dauphine, doch sie machte ein Zeichen mit der Hand, als hätte sie nicht die Kraft zu sprechen, als wünschte sie allein zu sein.

Da entfernte sich Jedermann zum zweiten Male.

Marie Antoinette folgte Allen mit den Augen, bis der letzte Flügel eines Frackes und die letzte Schleppe eines Frauenkleides verschwunden waren; dann ließ sie träumerisch ihr bleiches Haupt auf ihre Hand fallen.

Waren es nicht in der That gräßliche Weissagungen, die sie in Frankreich begleiteten? Das Zimmer, wo sie in Straßburg angehalten, das erste, in welches sie den Fuß auf den Boden setzte, wo sie Königin sein sollte, dieses Zimmer, dessen Tapete die Niedermetzelung der unschuldigen Kinder darstellte; der Sturm, der am Abend zuvor einen Baum in der Nahe ihres Wagens zerschmettert hatte, und endlich die Weissagungen eines so außerordentlichen Mannes, worauf die mystische Erscheinung folgte, deren Geheimniß Niemand zu enthüllen die Dauphine entschlossen schien!

Nach Verlauf von zehn Minuten kehrte Andrée zurück. Sie beabsichtigte, zu melden, das Zimmer sei bereit. Man dachte nicht, das Verbot der Prinzessin erstrecke sich auch auf sie, und sie konnte unter die Laube dringen.

Sie blieb einige Augenblicke vor der Prinzessin stehen und wagte es nicht, zu sprechen, so sehr schien Ihre Königliche Hoheit in eine tiefe Träumerei versunken.

Endlich erhob Marie Antoinette das Haupt und machte mit der Hand Andrée ein Zeichen.

»Das Zimmer Ihrer Hoheit ist bereit,« sagte diese; »nur bitten wir sie  . . .«

Die Dauphine ließ das Mädchen nicht vollenden.

»Großen Dank, mein Fräulein,« sprach sie. »Ich bitte, rufen Sie die Gräfin Langershausen und dienen Sie uns als Führerin.«

Andrée gehorchte; die alte Ehrendame kam eilig herbei.

»Geben Sie mir den Arm, meine gute Brigitte, denn in der That, ich fühle mich nicht kräftig genug, um allein zu gehen,« sagte die Dauphine deutsch.

Die Gräfin gehorchte. Andrée machte eine Bewegung, sie zu unterstützen.

»Verstehen Sie denn Deutsch, mein Fräulein?« fragte Marie Antoinette.

»Ja, Madame, und ich spreche sogar ein wenig,« antwortete Andrée deutsch.

»Vortrefflich« rief die Dauphine voll Freude. »Oh! wie das gut mit meinen Plänen übereinstimmt.«

Andrée wagte es nicht, ihren Gast nach diesen Plänen zu fragen, trotz ihres Verlangens, dieselben kennen zu lernen.

Die Dauphine stützte sich auf den Arm von Frau von Langershausen und ging mit kleinen Schritten vorwärts. Ihre Kniee schienen unter ihr zu weichen.

Als sie aus dem Gebüsche hervorkam, hörte sie die Stimme von Herrn von Rohan, welcher sagte:

»Wie, Herr von Stainville, trotz des Verbotes dringen Sie darauf, mit Ihrer Königlichen Hoheit zu sprechen?«

»Es muß sein,« antwortete mit festem Tone der Gouverneur, »und ich bin überzeugt, sie wird mir vergeben.«

»In der That, mein Herr, ich weiß nicht, ob ich soll  . . .«

»Laßen Sie unsern Gouverneur vor, Herr von Rohan,« sagte die Dauphine, mitten in der Oeffnung des Gebüsches wie unter einem grünen Bogen erscheinend; »kommen Sie, Herr von Stainville.«

Jedermann verbeugte sich vor dem Befehle von Marie Antoinette, und man trat bei Seite, um den Schwager des allmächtigen Ministers, der damals ganz Frankreich regierte, vorbeizulassen.

Herr von Stainville schaute umher, als forderte er eine geheime Unterredung. Marie Antoinette begriff, daß der Gouverneur ihr etwas allein zu sagen hatte; doch ehe sie nur den Wunsch geäußert, mit ihm unter vier Augen zu sein, hatte sich Jeder entfernt.

»Depeche von Versailles, Madame,« sagte mit halber Stimme Herr von Stainville und überreichte der Dauphine einen Brief, den er bis jetzt unter seinem gestickten Hute verborgen gehalten hatte.

Die Dauphine nahm ihn und las auf dem Umschlag:

»An den Herrn Baron von Stainville, Gouverneur von Straßburg.«

»Der Brief ist nicht für mich, sondern für Sie, mein Herr,« sagte sie, »entsiegeln Sie ihn und lesen Sie ihn mir vor, wenn er überhaupt etwas enthält, was mich interessirt.«

»Der Brief ist allerdings an meine Adresse, Madame, doch sehen Sie, hier auf dieser Ecke steht das zwischen mir und meinem Schwager, Herrn von Choiseul, verabredete Zeichen, welches andeutet, daß der Brief für Eure Hoheit allein bestimmt ist.«

»Oh!. das ist wahr, ein Kreuz; ich sah es nicht; geben Sie.«

Die Prinzessin öffnete den Brief und las folgende Zeilen:

Die Vorstellung von Madame Dubarry ist entschieden, wenn Sie eine Pathin9 findet. Wir hoffen noch, daß sie keine finden wird. Das sicherste Mittel, diese Vorstellung kurz abzuschneiden, wäre, wenn Ihre Königliche Hoheit die Frau Dauphine sich beeilen würde. Ist Ihre Königliche Hoheit die Frau Dauphine einmal in Versailles, so wird es Niemand wagen, eine solche Ungeheuerlichkeit vorzuschlagen.«

»Sehr gut!« sagte die Dauphine, nicht nur ohne die geringste Aufregung zu zeigen, sondern auch ohne daß es schien, als hätte ihr dieser Brief das mindeste Interesse eingeflößt.

»Wird sich Eure Königliche Hoheit zu Ruhe begeben?« fragte schüchtern Andrée.

»Nein, ich danke, mein Fräulein,« erwiederte die Erzherzogin; »die frische Luft hat mich wieder belebt; sehen Sie, wie stark und heiter gestimmt ich nun bin.«

Sie schob den Arm der Gräfin zurück und machte ein paar Schritte mit derselben Geschwindigkeit und derselben Kraft, als ob nichts vorgefallen wäre.

»Meine Pferde,« sagte sie, »ich reise ab.«

Herr von Rohan schaute ganz erstaunt Herrn von Stainville an und schien ihn mit dem Blicke um eine Erläuterung dieser plötzlichen Veränderung zu fragen.

»Der Herr Dauphin wird ungeduldig,« sagte der Gouverneur dem Cardinal in das Ohr.

Die Lüge wurde mit so viel Geschicklichkeit an den Mann gebracht, daß sie Herr von Rohan für eine Indiscretion hielt und sich damit begnügte.

Was Andrée betrifft, so hatte sie ihr Vater daran gewöhnt, jede Laune eines gekrönten Hauptes zu ehren; sie war also nicht erstaunt über diesen Widerspruch von Marie Antoinette; als diese sich gegen sie umwandte und auf ihrem Antlitz nur den Ausdruck einer unaussprechlichen Sanftmuth wahrnahm, sagte sie auch zu ihr:

»Ich danke, mein Fräulein, Ihre Gastfreundschaft hat mich innig gerührt.«

Dann sich an den Baron wendend sprach die Dauphine:

»Mein Herr, Sie mögen erfahren, daß ich, als ich Wien verließ, das Gelübde that, das Glück des ersten Franzosen zu machen, den, ich, die Grenze von Frankreich berührend, begegnen würde. Dieser Franzose ist Ihr Sohn  . . . Doch damit ist nicht gesagt, daß ich hiebei stehen bleibe und daß das Fräulein  . . . wie heißt doch Ihre Tochter, mein Herr?«

»Andrée, Euere Hoheit.«

»Und daß Fräulein Andrée vergessen sein soll.«

»Oh! Eure Hoheit,« sagte das Mädchen.

»Ja, ich will ein Ehrenfräulein aus ihr machen; nicht wahr, mein Herr, wir sind im Stande, unsere Proben abzulegen?« fuhr die Dauphine, sich an Herrn von Taverney wendend, fort.

 

»Oh! Eure Hoheit,« rief der Baron, denn dieses Wort verwirklichte alle seine Träume; »von dieser Seite sind wir nicht unruhig: wir haben mehr Adel, als Reichthum. Doch ein so hohes Glück  . . .«

»Gebührt Ihnen  . . . der Bruder wird den König im Heere vertheidigen, die Schwester wird der Dauphine zu Hause dienen; der Vater gibt dem Sohne Rathschläge der Loyalität, der Tochter Rathschläge der Tugend  . . . und so werde ich würdige Diener haben, nicht wahr, mein Herr?« fuhr Marie Antoinette fort, indem sie sich an den jungen Mann wandte, der nur niederknieen konnte, indeß die Aufregung seine Stimme auf den Lippen erstickte.

»Aber  . . .« murmelte der Baron, dem zuerst die Fähigkeit der Ueberlegung kam.

»Ja, ich begreife,« erwiederte die Dauphine, »nicht wahr, Sie haben Vorbereitungen zu treffen?«

»Allerdings, Madame,« sprach Taverney.

»Ich gebe dies zu, doch diese Vorbereitungen können nicht lange dauern.«

Ein trauriges Lächeln, das über die Lippen von Andrée und Philipp schwebte und bitter auf denen des Barons sich abzeichnete, hielt sie auf diesem Wege zurück, der für die Eitelkeit der Taverney grausam wurde.

»Nein, gewiß nicht, wenn ich nach Ihrem Verlangen, mir zu gefallen, urtheile,« fügte die Dauphine bei. »Uebrigens warten Sie, ich lasse Ihnen eine von meinen Carrossen hier, sie wird Sie in meinem Gefolge führen  . . . Herr Gouverneur kommen Sie mir zu Hülfe.«

Der Gouverneur näherte sich.

»Ich lasse Herrn von Taverney, den ich mit Fräulein Andrée nach Paris nehme, eine Carrosse zurück,« sagte die Dauphine. »Ernennen Sie Jemand, der diese Carrosse begleiten und als zu den meinigen gehörend anerkennen lassen soll.«

»Auf der Stelle, Madame,« antwortete der Baron von Staiville; »treten Sie vor, Herr von Beausire.«

»Ein junger Mann von vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren mit sicherem Gang, lebhaften und gescheiten Augen trat aus den Reihen der Escorte hervor und näherte sich den Hut in der Hand.

»Sie werden eine Carrosse für Herrn von Taverney zurückbehalten und dieselbe sodann begleiten,« sagte der Gouverneur.

»Seien Sie dafür besorgt, daß sie uns bald einholt,« sprach die Dauphine; »ich bevollmächtige Sie, wenn es sein muß, die Relais zu verdoppeln.«

Der Baron und seine Kinder verwirrten sich in Ausdrücken des Dankes.

»Diese plötzliche Abreise ist Ihnen nicht zu unangenehm, nicht wahr, mein Herr?« fragte die Dauphine.

»Wir sind zu den Befehlen Eurer Hoheit,« antwortete der Baron.

»Gott befohlen!« sprach die Dauphine mit einem Lächeln. »In den Wagen, meine Herren!  . . . Herr Philipp, zu Pferde!«

Philipp küßte seinem Vater die Hand, umarmte seine Schwester und schwang sich in den Sattel.

Eine Viertelstunde nachher blieb von dieser ganzen, wie die Wolke am vorhergehenden Tage wirbelnden, Cavalcade in der Allee von Taverney nichts mehr übrig, wenn nicht ein junger Mann, der auf dem Weichsteine am Thor saß und bleich und traurig mit gierigem Auge die letzten Staubmassen verfolgte, welche in der Ferne auf der Landstraße die raschen Füße der Pferde aufjagten.

Dieser junge Mann war Gilbert.

Der Baron, der mit Andrée allein geblieben, hatte mittlerweile das Wort noch nicht finden können.

Es war ein sonderbares Schauspiel, das der Salon von Taverney bot.

Die Hände gefaltet, dachte Andrée an die Menge seltsamer, unerwarteter, unerhörter Ereignisse, welche plötzlich ihr so ruhiges Leben durchzogen hatten, und glaubte zu träumen.

Der Baron riß an seinen grauen Augbrauen, aus deren Mitte lange, gekrümmte Haare hervorsprangen, und zerknitterte seinen Jabot.

Nicole schaute, an die Thüre gelehnt, ihre Gebieter an.

La Brie ließ die Arme hängen, sperrte den Mund auf und schaute Nicole an.

Der Baron erwachte zuerst.

»Verruchter!« rief er La Brie zu, »Du bleibst hier wie eine Bildsäule, und dieser Edelmann, dieser Gefreite vom Hause des Königs wartet außen.«

La Brie machte einen Seitensprung, verwickelte sein linkes Bein mit dem rechten, und verschwand stolpernd.

Einen Augenblick nachher kam er zurück.

»Gnädiger Herr,« sagte er, »der Edelmann ist unten.«

»Was macht er?«

»Er läßt sein Pferd Pimpinellen fressen.«

»Laß ihn machen. Und die Carrosse?«

»Die Carrosse ist in der Allee.«

»Angespannt?«

»Mit vier Pferden. Oh! die schönen Thiere, gnädiger Herr! Sie fressen die Granatbäume im Blumengarten ab.«

»Die Pferde des Königs haben das Recht, zu fressen, was sie wollen. Doch wie steht es mit dem Zauberer?« »Der Zauberer ist verschwunden, gnädiger Herr.«

»Und hat die Tafel gedeckt zurückgelassen? Das ist nicht glaublich, er wird wiederkommen, oder irgend Jemand für ihn.«

»Ich glaube es nicht,« sagte La Brie, »Gilbert hat ihn mit seinem Fourgon wegfahren sehen.«

»Gilbert hat ihn mit seinem Fourgon wegfahren sehen?« wiederholte der Baron nachdenkend.

»Ja, gnädiger Herr.«

»Dieser Taugenichts von einem Gilbert sieht Alles. Geh’ und packe.«

»Es ist bereits geschehen.«

»Wie, es ist bereits geschehen?«

»Ja; sobald ich den Befehl der Frau Dauphine hörte, ging ich in das Schlafzimmer des Herrn Baron und packte seine Kleider und seine Wäsche ein.«

»In was mischst Du Dich, Bursche?«

»Bei Gott! gnädiger Herr, ich glaubte wohl zu thun, wenn ich Ihren Wünschen zuvorkommen würde.«

»Dummkopf! geh’, hilf meiner Tochter.«

»Ich danke, mein Vater, ich habe Nicole.«

Der Baron dachte abermals nach.

»Dreifacher Schuft,« sagte er zu La Brie, »Eines ist unmöglich!«

»Was, gnädiger Herr?«

»Und woran Du nicht gedacht hast, denn Du denkst an nichts.«

»Sagen Sie es, gnädiger Herr.«

»Daß Ihre Hoheit abgereist ist, ohne Herrn von Beausire etwas zurückzulassen, oder daß der Zauberer verschwunden, ohne Gilbert mit einem Worte zu beauftragen.«

In diesem Augenblick hörte man etwas wie ein kurzes Pfeifen im Hofe.

»Gnädiger Herr,« sagte La Brie.

»Nun?«

»Man ruft.«

»Wer dies?«

»Der Herr.«

»Der Gefreite des Königs?10«

»Ja, und dort ist auch Gilbert; er geht umher, als ob er etwas zu sagen hätte.«

»Also vorwärts, Thier.«

La Brie gehorchte mit seiner gewöhnlichen Eile.

»Mein Vater,« sagte Andrée, sich dem Baron nähernd, »ich begreife, was Sie zu dieser Stunde peinigt. Sie wissen, ich habe etwa dreißig Louis d’or und die schöne mit Diamanten besetzte Uhr, welche Maria Leczinska meiner Mutter geschenkt hat.«

»Ja, mein Kind, ja, es ist gut,« erwiederte der Baron, »doch behalte es, Du brauchst ein schönes Kleid für Deine Vorstellung; einstweilen ist es meine Sache, Mittel aufzusuchen. Stille, hier kommt La Brie.«

»Gnädiger Herr,« rief er eintretend und in einer Hand einen Brief, in der andern zehn Goldstücke haltend, »gnädiger Herr, hier ist das, was die Dauphine für mich zurückgelassen hat, zehn Louis d’or!«

»Und dieser Brief, Halunke?«

»Ah! dieser Brief ist für Sie; er kommt vom Zauberer.

»Vom Zauberer, und wer hat ihn Dir übergeben?«

»Gilbert.«

»Ich sagte es Dir, doppeltes Vieh; gib, gib geschwinde.«

Der Baron entriß den Brief La Brie, öffnete ihn hastig und las leise:

»Herr Baron, seit eine so erhabene Hand dieses Geschirr in Ihrem Hause berührt hat, gehört es Ihnen; behalten Sie es als eine Reliquie und denken Sie zuweilen an Ihren dankbaren Gast.«

»Joseph Balsamo.«

»La Brie!« rief der Baron, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte.

»Gnädiger Herr?«

»Gibt es keinen guten Goldschmied in Bar-le-Duc?«

»Oh ja, denjenigen, welcher den silbernen Becher von Fräulein Andrée wieder gelöthet hat.«

»Es ist gut. Andrée stelle den Becher, aus dem Ihre Hoheit getrunken, bei Seite, und laß den übrigen Service in den Wagen bringen. Und Du, Schafskopf, lauf’ in den Keller und setze dem Edelmann vor, was noch von gutem Wein übrig ist.«

»Eine Flasche, gnädiger Herr,« sagte La Brie mit tiefer Schwermuth.

»Mehr braucht man nicht.«

La Brie entfernte sich.

»Auf, Andrée,« fuhr der Baron, seine Tochter bei beiden Händen fassend, fort; »auf, Muth, mein Kind. Wir gehen an den Hof; es gibt dort viele erledigte Titel, viele Abteien zu vergeben, nicht wenig Regimenter ohne einen Obersten und eine gute Anzahl brachliegende Pensionen. Der Hof ist ein schönes, trefflich durch die Sonne erleuchtetes Land. Stelle Dich immer auf die Seite, wo sie scheinen wird, meine Tochter, denn Du bist hübsch anzuschauen. Gehe, mein Kind, gehe.«

Andrée entfernte sich ebenfalls, nachdem sie ihrem Vater die Stirne geboten hatte.

Nicole folgte ihr.

»Hollah! Ungeheuer von einem La Brie,« rief Taverney, der zuletzt hinausging, »sorge gut für den Herrn Gefreiten, hörst Du?«

»Ja, gnädiger Herr,« antwortete La Brie aus der Tiefe des Kellers.

»Ich,« fuhr der Baron fort, während er in sein Zimmer eilte, »ich will meine Papiere ordnen  . . . In einer Stunde müssen wir aus diesem Loche sein, Andrée, hörst Du wohl! Endlich werde ich Taverney also verlassen und zwar durch die gute Thüre. Was für ein braver Mann ist doch dieser Zauberer! Wahrhaftig ich werde abergläubisch wie ein Teufel! Beeile Dich doch, elender La Brie.«

»Gnädiger Herr, ich mußte im Finstern herumtappen. Es fand sich kein Licht mehr im Schlosse.«

»Es war, wie es scheint, Zeit,« sagte der Baron.

XVII.
Die fünf und zwanzig Louis d’or von Nicole

In ihr Zimmer zurückgekehrt betrieb Andrée auf das Thätigste die Vorbereitungen zu ihrer Abreise. Nicole unterstützte diese Vorbereitungen mit einem Eifer, der bald die Wolke zerstreute, die sich zwischen ihr und ihrer Gebieterin auf die Scene am Morgen erhoben hatte.

Andrée schaute ihr aus einem Winkel des Auges zu und lächelte, als sie sah, daß sie ihr nicht einmal zu verzeihen haben würde.

»Sie ist ein gutes, ergebenes, dankbares Mädchen,« sagte sie leise zu sich selbst; »sie hat ihre Schwächen wie jedes Geschöpf hienieden. Wir wollen vergessen.«

Nicole ihrerseits war nicht das Mädchen, das die Physiognomie ihrer Gebieterin aus dem Gesichte verloren hätte, und sie bemerkte das wachsende Wohlwollen, das sich auf ihrem schönen, ruhigen Antlitz ausprägte.

»Ich Einfältige!« dachte sie, »ich hätte mich beinahe wegen dieses kleinen Schuftes von einem Gilbert mit dem Fräulein entzweit, das mich nach Paris mitnimmt, wo man beinahe immer sein Glück macht.«

Es war schwierig, daß auf diesem jähen Abhange zwei gegen einander rollende Sympathien sich nicht begegnen und beim Begegnen sich nicht in Berührung setzen sollten.

Andrée gab die erste Rede.

»Lege meine Spitzen in einen Carton,« sagte sie.

»In welchen Carton, mein Fräulein?« fragte die Zofe.

»Was weiß ich;  . . . haben wir keinen?«

»Doch, ich habe denjenigen, welchen mir das Fräulein geschenkt hat; er ist in meinem Zimmer.«

Und Nicole holte den Carton mit einer Zuvorkommenheit, welche Andrée vollends bestimmte, gänzlich zu vergessen.

»Aber dieser Carton gehört Dir, und Du bedarfst desselben vielleicht, mein armes Kind,« sagte sie, als sie Nicole wieder erscheinen sah.

»Da das Fräulein desselben mehr bedarf, als ich, und da der Carton im Ganzen ihm gehört  . . .«

»Wenn man eine Haushaltung anfangen will, so hat man nie genug Geräthschaften,« erwiederte Andrée, »Du bedarfst daher desselben in diesem Augenblick mehr als ich.«

Nicole erröthete.

»Du brauchst Cartons, um Deinen Hochzeitstaat hineinzulegen,« fuhr Andrée fort.

»Oh! mein Fräulein,« entgegnete Nicole, heiter den Kopf schüttelnd, »mein Hochzeitstaat wird leicht unterzubringen sein und keinen großen Raum einnehmen.«

»Warum? wenn Du heirathest, Nicole, sollst Du glücklich, reich werden.«

»Reich!«

»Ja, reich, natürlich verhältnißmäßig.«

»Das Fräulein hat mir also einen Generalpächter ausgesucht?«

»Nein; aber ich habe Dir eine Mitgift gefunden.«

»In der That, mein Fräulein?«

»Du weißt, was in meiner Börse ist?«

»Ja, mein Fräulein, fünf und zwanzig schöne Louis d’or.«

»Nun! Diese fünf und zwanzig Louis d’or gehören Dir, Nicole.«

»Fünf und zwanzig Louis d’or! Das ist ein wahres Vermögen,« rief Nicole entzückt.

 

»Desto besser, wenn Du das im Ernste sagst, mein armes Mädchen.«

»Und das Fräulein schenkt mir diese fünf und zwanzig Louis d’or?«

»Ich schenke sie Dir.«

Nicole war zuerst erstaunt, dann erschüttert, dann traten ihr die Thränen in die Augen, und sie stürzte auf die Hand von Andrée und küßte sie.

»Dein Mann wird nun zufrieden sein, nicht wahr?« sagte Fräulein von Taverney.

»Gewiß, sehr zufrieden,« sprach Nicole, »wenigstens hoffe ich es.«

Und sie bedachte, daß das, was die Weigerung von Gilbert veranlaßt, ohne Zweifel die Furcht vor Armuth gewesen sei, und daß sie nun, da sie reich geworden, dem ehrgeizigen jungen Manne vielleicht wünschenswerther erscheinen würde, Sie gelobte sich sogleich, Gilbert seinen Antheil an dem kleinen Vermögen zu geben, das sie der Großmuth von Andrée zu verdanken hatte, und wollte ihn durch die Dankbarkeit fesseln und abhalten in sein Verderben zu rennen. So viel lag wirklich Edles in dem Plane von Nicole. Ein böswilliger Ausleger ihrer Träumerei hätte vielleicht in dieser ganzen Großmuth einen kleinen Keim von Stolz, ein unwillkührliches Bedürfniß, denjenigen zu demüthigen, welcher sie gedemüthigt, entdeckt.

Doch um solchen Pessimisten zu antworten, fügen wir rasch bei, daß wir in diesem Augenblick beinahe mit Gewißheit behaupten können, es habe die Stimme der guten Absichten bei Nicole ein großes Uebergewicht über die der schlimmen gehabt.

Andrée sah sie nachdenken. »Armes Kind!« seufzte sie, »sie, die Sorglose, könnte so glücklich sein.«

Nicole hörte ihre Worte und bebte. Diese Worte ließen in der That das leichtfertige Mädchen ein Eldorado von Seide, Diamanten, Spitzen, Liebe erschauen, an das Andrée, für welche das ruhige Leben das Glück war noch nicht einmal gedacht hatte.

Und dennoch wandte Nicole die Augen von der Wolke von Gold und Purpur ab, die an ihrem Horizont vorüberzog.

Sie widerstand.

»Ah! mein Fräulein,« sagte sie, »ich werde vielleicht hier glücklich sein  . . . durch ein kleines Glück.«

»Bedenke wohl, mein Kind.«

»Ja, mein Fräulein, ich werde bedenken.«

»Du wirst klug daran thun,. mache Dich glücklich auf Deine Weise, aber sei nicht mehr thöricht.«

»Es ist wahr, mein Fräulein, und da sich die Gelegenheit bietet, so freut es mich, dem Fräulein zu sagen, daß ich toll, und besonders, daß ich schuldig war; doch das Fräulein wolle wir verzeihen, wenn man liebt.«

»Du liebst also Gilbert ernstlich?«

»Ja, mein Fräulein; ich  . . . ich liebte ihn,« sagte Nicole.

»Das ist unglaublich!« entgegnete Andrée lächelnd; »was konnte Dir denn an diesem Jungen gefallen? Sobald ich ihn sehe, muß ich ihn anschauen, diesen Herrn Gilbert, der die Herzen verwüstet.«

Nicole betrachtete Andrée mit einem letzten Zweifel. Bediente sich Andrée, indem sie so sprach, einer tiefen Heuchelei, oder überließ sie sich ihrer vollkommenen Unschuld?

Andrée hatte vielleicht Gilbert nicht angeschaut, das sagte sich Nicole; aber sicherlich, sagte sie sich ebenfalls, hatte Gilbert Andrée angeschaut.

Sie wollte in jeder Hinsicht besser unterrichtet sein, ehe sie die Frage, die sie im Sinne hatte, versuchen würde.

»Kommt Gilbert nicht mit uns nach Paris, mein Fräulein?« fragte Nicole.

»Warum?« versetzte Andrée.

»Weil  . . .«

»Gilbert ist kein Diener; Gilbert kann nicht der Intendant eines Pariser Hauses sein. Die, Müßiggänger von Taverney, mein lieber Nicole, sind wie die Vögel, die in den Zweigen meines Gärtchens und in den Hecken der Alleen zwitschern. Die Sonne, so ärmlich sie auch sein, mag, ernährt sie. Doch ein Müßiggänger in Paris kostet zu viel, und wir vermöchten den Nichtsthuer dort nicht zu dulden!«

»Wenn ich ihn jedoch heirathe?« stammelte Nicole.

»Nun, Nicole, wenn Du ihn heirathest, so bleibst Du mit ihm in Taverney,« sagte Andrée mit festem Tone, »und Ihr werdet das Haus hüten, das meine Mutter so sehr liebte.«

Nicole war ganz betäubt von dem Schlage; es ließ sich unmöglich das geringste Geheimniß in den Worten von Andrée finden. Andrée verzichtete auf Gilbert ohne einen Hintergedanken, ohne einen Schatten von einem Bedauern; sie überließ einer Andern denjenigen, welchen sie am Tage zuvor noch mit ihrer Bevorzugung beehrt hatte; das war unbegreiflich.

»Ohne Zweifel sind die Fräulein von Stand so gemacht,« sagte Nicole zu sich selbst; »deshalb habe ich so wenig tiefen Kummer in dem Kloster der Annonciaden gesehen, und was für Intriguen gab es doch!«

Andrée errieth wahrscheinlich das Zögern von Nicole; wahrscheinlich sah sie auch ihren Geist zwischen dem Trachten nach den Pariser Vergnügungen und der ruhigen, sanften Mittelmäßigkeit von Taverney schweben, denn sie sprach mit mildem, aber festem Tone:

»Nicole, der Entschluß, den Du zu fassen im Begriff bist, entscheidet vielleicht über Dein ganzes Leben; überlege, mein Kind; es bleibt Dir nur noch eine Stunde zu Deinem Entschluß. Ich weiß, eine Stunde ist sehr wenig, doch ich halte Dich für rasch in Deinen Entschließungen: wähle zwischen Deinem Dienst und Deinem Gatten, zwischen mir und Gilbert, Ich will nicht von einer verheiratheten Frau bedient werden, denn ich hasse die Geheimnisse des Ehestands.«

»Eine Stunde mein Fräulein!« wiederholte Nicole; »eine Stunde!«

»Eine Stunde.«

»Nun, das Fräulein hat Recht, so viel brauche ich wohl.«

»Vorwärts, lege alle meine Kleider zusammen, füge die meiner Mutter bei, die ich, wie Du weißt, als Reliquien verehre, und komm’ dann zurück und sage mir Deinen Entschluß. Wie er auch lauten mag,’ hier sind Deine fünfundzwanzig Louis d’or. Wenn Du ihn heirathest, so ist es Deine Mitgift; wenn Du mir folgst, so ist es der Lohn von Deinen zwei ersten Jahren.«

Nicole nahm die Börse aus den Händen von Andrée und küßte sie.

Ohne Zweifel wollte sie keine Secunde von der Stunde verlieren, die ihr von ihrer Gebieterin bewilligt worden war, denn sie eilte aus dem Zimmer, stieg rasch die Treppe hinab, durchschritt den Hof und verlor sich in der Allee.

Andrée schaute ihr nach und murmelte:

»Arme Närrin, die so glücklich sein könnte! Ist denn die Liebe so süß?«

Ohne Zweifel immer um keine Zeit zu verlieren, klopfte Nicole fünf Minuten nachher an die Scheiben des Erdgeschosses, das Gilbert bewohnte, der so großmüthig von Andrée mit dem Namen eines Müßiggängers und von dem Baron mit dem eines Taugenichts geschmückt worden war.

Gilbert wandte diesem Fenster, das nach der Allee ging, den Rücken zu und beschäftigte sich im Hintergrunde des Zimmers mit Gott weiß was.

Bei dem Geräusch der auf die Scheiben trommelnden Finger von Nicole, verließ er, wie ein auf der Thal ertappter Dieb, das Werk, das ihn in Anspruch nahm, und wandte sich rasch um, als wenn ihn eine Stahlfeder in Bewegung gesetzt hätte.

»Ah!« machte er, »Sie sind es, Nicole?«

»Ja, ich bin es abermals,« antwortete das junge Mädchen durch die Scheiben mit einer entschlossenen Miene, doch dabei lächelnd.

»So seien Sie mir willkommen, Nicole,« sagte Gilbert, während er das Fenster öffnete.

Empfänglich für diese erste Kundgebung von Gilbert reichte ihm Nicole die Hand; Gilbert drückte sie.

»Das geht gut,« dachte Nicole, »Adieu Reise nach Paris!«

Und wir müssen hier Nicole aufrichtig loben, denn sie begleitete diese Betrachtung nur mit einem einzigen Seufzer.

»Sie wissen,« sprach das junge Mädchen, sich mit dem Ellenbogen auf das Fenster stützend, »Sie wissen, Gilbert, daß man Taverney verläßt.«

»Ich weiß es,« antwortete Gilbert.

»Sie wissen, wohin man geht?«

»Man geht nach Paris.«

»Sie wissen auch, daß ich mitreise?«

»Nein, das wußte ich nicht.«

»Nun?«

»Nun, ich wünsche Ihnen Glück, wenn Ihnen die Sache gefällt.«

»Wie haben Sie gesagt?« fragte Nicole.

»Ich habe gesagt: »«wenn Ihnen die Sache gefällt,’ « das ist klar, wie mir scheint.«

»Sie gefällt mir  . . . je nachdem,« versetzte Nicole.

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich will damit sagen, es hinge von Ihnen ab, daß mir die Sache nicht gefiele.«

»Ich verstehe nicht,« sprach Gilbert und setzte sich so auf das Fenster, daß seine Kniee die Arme von Nicole streiften, und daß Beide ihr Gespräch halb verborgen durch Verschlingungen von Winden und Kapucinern, die sich um ihre Köpfe rollten, fortsetzen konnten.

Nicole schaute Gilbert zärtlich an.

Aber Gilbert machte ein Zeichen mit dem Halse und dem Kopfe, welches bedeuten wollte, er verstehe den Blick ebenso wenig als die Worte.

»Es ist gut  . . . da ich Ihnen Alles sagen muß, so hören Sie,« sprach Nicole.

»Ich höre,« versetzte Gilbert mit kaltem Tone.

»Fräulein Andrée machte mir das Anerbieten, ihr nach Paris zu folgen.«

»Gut,« sagte Gilbert.

»Wenn ich nicht  . . .«

»Wenn nicht?  . . .« wiederholte der junge Mann.

»Wenn ich nicht Gelegenheit zum Heirathen finde.«

»Es liegt Ihnen also immer noch daran, zu heirathen?« erwiederte Gilbert unempfindlich.

»Ja, besonders seitdem ich reich bin,« antwortete Nicole.

»Ah! Sie sind reich?« fragte Gilbert mit einem Phlegma, das den Verdacht von Nicole aus dem Geleise brachte.

»Sehr reich, Gilbert.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Und wie ist dieses Wunder geschehen?«

»Das Fräulein hat mich ausgestattet.«

»Das ist ein großes Glück und ich gratulire Ihnen dazu, Nicole.«

»Sehen Sie,« sagte Nicole und ließ die fünfundzwanzig Louis d’or durch ihre Hand laufen.

Und dabei schaute sie Gilbert an, um in seinen Augen einen Strahl der Freude oder wenigstens der Gierde zu erhaschen. Gilbert aber veränderte keine Miene:

9Eine Dame von hinreichend vornehmem Stande, um vorstellen zu können.
10In Frankreich hatte ein solcher Rittmeisterrang.