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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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LXXV
Die Frauen und die Blumen

Einige Monate nach den von uns erzählten Ereignissen, gegen das Ende des März 1791, machte ein Wagen, der rasch dem Wege von Argenteuil nach Besons folgte, eine Viertelmeile von der Stadt eine Biegung, fuhr auf das Schloß vom Marais zu, dessen Gitter sich vor ihm öffnete, und hielt im Hintergrunde des zweiten Hofes bei der ersten Stufe der Freitreppe an.

Die am Giebel des Gebäudes angebrachte Uhr bezeichnete die achte Stunde des Morgens.

Ein alter Diener, der ungeduldig auf die Ankunft des Wagens zu warten schien, eilte auf den Schlag zu, öffnete ihn, und ein ganz schwarz gekleideter Mann sprang auf die Stufen.

»Ah! Herr Gilbert,« sagte der Kammerdiener, »endlich sind Sie da.«

»Was gibt es denn, mein armer Teisch?« fragte der Doctor.

»Ach! Herr, Sie werden es sehen,« erwiderte der Diener.

Und er ging dem Doctor voran und ließ ihn das Billardzimmer, dessen, ohne Zweifel in einer vorgerückten Stunde der Nacht angezündeten, Lampen noch brannten, und sodann das Speisezimmer durchschreiten, in welchem der mit Blumen, entpfropften Flaschen, Früchten und Backwerk beladene Tisch von einem Abendbrod zeugte, das sich über die gewöhnlichen Stunden ausgedehnt hatte.

Gilbert warf aus diese Scene der Unordnung, welche ihm bewies, wie wenig seine Vorschriften befolgt worden waren, einen schmerzlichen Blick, zuckte die Achseln mit einem Seufzer und ging die Treppe hinauf, welche in das im ersten Stocke liegende Zimmer von Mirabeau führte.

»Herr Graf,« meldete der Diener, der zuerst in dieses Zimmer eintrat, »hier ist der Herr Doctor Gilbert.«

»Wie, der Doctor! versetzte Mirabeau. »Man hat ihn wegen einer solchen Erbärmlichkeit geholt?«

Erbärmlichkeit, murmelte der arme Teisch, »beurtheilen Sie selbst, mein Herr.«

»Oh! Doctor,« sprach Mirabeau, während er sich in seinem Bette erhob, glauben Sie, ich bedaure sehr, daß man Sie, ohne mich zuvor zu befragen, so bemüht hat.«

»Vor Allem, mein lieber Graf, heißt es nie mich bemühen, wenn man mit Gelegenheit gibt, Sie zu sehen; Sie wissen, ich prakticire nur für einige Freunde, und diesen gehöre ich ganz; lassen Sie hören, was ist geschehen? Und haben Sie besonders kein Geheimniß für die Facultät.«

»Teisch, ziehen Sie die Vorhänge zurück und öffnen Sie die Fenster.«

Als dieser Befehl vollzogen war, überströmte die Tageshelle das Zimmer von Mirabeau, und der Doctor konnte sehen, welche Veränderung in der ganzen Person des berühmten Redners seit ungefähr einem Monat, daß er ihn nicht mehr getroffen, vorgegangen war.

»Ah! ah!« machte er unwillkürlich.

»Ja,« sprach Mirabeau, »nicht wahr, ich habe mich verändert?«

Gilbert lächelte traurig; doch da ein verständiger Arzt immer Nutzen aus dem zieht, was ihm sein Kranker sagt, und sollte dieser eine Lüge sagen, so ließ er ihn gewähren.

»Sie wissen,« fuhr Mirabeau fort, »Sie wissen, welche Frage man gestern verhandelte.«

»Ja, die der Bergwerke.«

»Das ist eine noch wenig oder gar nicht ergründete Frage; man hat die Interessen der Eigenthümer und der Regierung noch nicht genug unterschieden; überdies war der Graf von der Mark, mein vertrauter Freund, sehr interessirt bei der Frage: die Hälfte seines Vermögens hing davon ab; seine Börse, lieber Doctor, ist immer die meinige gewesen: man muß dankbar sein. Ich habe gesprochen oder vielmehr fünfmal angegriffen; beim letzten Angriffe habe ich die Feinde in die Flucht geschlagen, doch ich bin beinahe aus dem Platze geblieben. Als ich nach Hause kam, wollte ich indessen meinen Sieg feiern. Ich hatte einige Freunde zum Abendbrod; man lachte, schwatzte bis um drei Uhr Morgens; um drei Uhr ging man zu Bette; um fünf Uhr wurde ich von Schmerzen in den Gedärmen gepackt; ich schrie wie ein Dummkopf, und Teisch bekam als eine Memme Angst und lief Sie holen. Nun wissen Sie so viel als ich. Hier ist der Puls, hier ist die Zunge; ich leide wie ein Verdammter! Ziehen Sie mich da heraus, wenn Sie können; ich, was mich betrifft, ich erkläre Ihnen, daß ich mich nicht darein mische.«

Gilbert war ein zu geschickter Arzt, um nicht ohne d!e Hilfe des Pulses und der Zunge zu sehen, wie ernst die Lage von Mirabeau. Der Kranke war dem Ersticken nahe, hatte ein durch das Stocken des Blutes in der Lunge angeschwollenes Gesicht; er beklagte sich über Kälte an den Extremitäten, und von Zeit zu Zeit entriß ihm nie Heftigkeit des Schmerzes einen Seufzer oder wohl auch einen Schrei.

Der Puls war krampfhaft und ungleich.

»Oh! für diesmal wird es nichts sein, mein lieber Graf, doch es war Zeit,« sagte Gilbert.

Und er zog sein Etui aus der Tasche mit jener Eilfertigkeit und zugleich mit jener Ruhe, welche die unterscheidenden Merkmale des wahren Genies sind.

»Ah! ah!« versetzte Mirabeau, »Sie wollen mir zur Ader lassen?«

»Auf der Stelle.«

»Am rechten oder am linken Arm?«

»Weder an dem einen noch am andern; Ihre Lunge ist schon nur zu sehr verstopft. Ich werde Ihnen am Fuß zur Ader lassen, während Teisch in Argenteuil Senfmehl und spanische Fliegen holt, damit wir Senfpflaster auflegen können. Nehmen Sie meinen Wagen, Teisch.«

»Teufel!« rief Mirabeau, »es scheint, Doctor, daß es, wie Sie sagten, Zeit war.«

Gilbert schritt, ohne ihm zu antworten, sogleich zur Operation, und bald sprang, nachdem es einen Augenblick herauszukommen gezögert hatte, das Blut schwarz und dick aus dem Fuße des Kranken.

Die Erleichterung war augenblicklich.

,, Ah! bei Gott!«« sprach Mirabeau, mit Behagen athmend, »Sie sind entschieden ein großer Mann, Doctor.«

»Und Sie ein großer Narr, Graf, daß Sie so ein Ihren Freunden und Frankreich kostbares Leben für ein paar Stunden falschen Vergnügens auf das Spiel setzen.«

Mirabeau lächelte schwermüthig, beinahe ironisch.

»Bah! mein lieber Doctor, Sie übertreiben den Werth, den meine Freunde und Frankreich auf mich legen.«

»Bei meiner Ehre,« sagte Gilbert lachend, »die großen Männer beklagen sich immer über den Undank der anderen Menschen, und s i e sind in der Wirklichkeit undankbar. Seien Sie morgen krank, und Sie werden ganz Paris unter Ihren Fenstern haben; sterben Sie übermorgen, und Sie werden ganz Frankreich bei Ihrem Leichenbegängnisse sehen.«

»Wissen Sie, daß das, was Sie mir da sagen, sehr tröstlich ist?« erwiderte Mirabeau lachend.

»Gerade weil Sie das Eine sehen können, ohne das Andere zu befahren, sage ich Ihnen das, und wahrhaftig, Sie bedürfen einer großen Demonstration, die Ihnen Ihr Inneres wieder hebt. Gestatten Sie, daß ich Sie in zwei Stunden nach Paris zurückfahre, Graf; lassen Sie mich dem Commissionär der ersten Straßenecke sagen, Sie seien krank, und Sie werden sehen.«

»Glauben Sie, daß ich nach Paris gebracht werden kann?«

»Heute noch, ja. Was empfinden Sie?«

»Ich athme viel freier, mein Kopf erleichtert, löst sich gleichsam, der Nebel, den ich vor den Augen hatte, verschwindet  . . .  ich habe immer noch Schmerzen in den Gedärmen.«

»Oh! das ist die Sache der Senfpflaster, mein lieber Graf. Der Aderlaß hat seine Wirkung gethan, und nun ist die Reihe an den Senfpflastern, die ihrige zu thun. Ei! da kommt gerade Teisch.«

Teisch erschien wirklich in demselben Augenblick mit den verlangten Ingredienzien. Nach einer Viertelstunde trat die vom Doctor vorhergesagte Besserung ein.

»Nun lasse ich Ihnen eine Stunde Ruhe und dann nehme ich Sie mit,« sprach Gilbert.

»Doctor,« versetzte Mirabeau lachend, »wollen Sie mir erlauben, erst heute Abend abzugehen und Ihnen Rendez-vous in meinem Hause in der Chaussée-d’Antin um elf Uhr zu geben?«

Gilbert schaute Mirabeau an.

Der Kranke begriff, daß sein Arzt die Ursache dieser Zögerung errathen hatte.

»Was wollen Sie!« rief Mirabeau, »ich muß einen Besuch empfangen.«

»Mein lieber Graf,« erwiderte Gilbert, »ich habe viele Blumen auf dem Tische des Speisezimmers gesehen. Es war nicht allein ein Abendbrod von Freunden, was Sie gestern gegeben?«

Sie wissen, daß ich die Blumen nicht zu entbehren vermöchte; das ist meine Tollheit.«

»Ja, doch die Blumen gehen nicht allein, Graf.«

Ei! wenn mir die Blumen nothwendig sind, so muß ich mich wohl den Consequenzen dieser Nothwendigkeit unterziehen.«

»Graf! Graf! Sie werden sich tödten.«

»Gestehen Sie, Doctor, daß dies wenigstens ein reizender Selbstmord sein wird.«

»Graf, ich verlasse Sie den ganzen Tag nicht.«

»Doctor, ich habe mein Wort gegeben, Sie werden nicht machen wollen, daß ich es breche.«

»Werden Sie heute Abend in Paris sein?«

»Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Sie um elf Uhr in meinem kleinen Hotel in der Rue de la Chaussée-d’Antin erwarte, . . Haben Sie es schon gesehen?«

»Noch nicht.«

»Ich habe es Julie, der Frau von Talma, abgekauft  . . .  Wahrhaftig, ich fühle mich ganz wohl, Doctor.«

»Das heißt, Sie jagen mich fort.«

»Oh! wie sollte ich das!«

»Sie thun übrigens wohl daran  . . .  Ich habe den Dienst in den Tuilerien.«

»Ah! ah! Sie werden die Königin sehen,« sprach Mirabeau, der sich verdüsterte.

»Wahrscheinlich. Haben Sie einen Austrag an sie?«

Mirabeau lächelte bitter.

»Ich würde mir nicht eine solche Freiheit nehmen, Doctor; sagen Sie ihr nicht einmal, daß Sie mich gesehen.«

»Warum nicht?«

»Weil sie Sie fragen würde, ob ich die Monarchie gerettet habe, wie ich es ihr zu thun versprochen, und Sie wären genöthigt, ihr nein zu antworten; übrigens,« fügte Mirabeau mit einem nervösen Lachen bei, »übrigens ist das ebenso wohl ihre Schuld als die meinige.«

»Sie wollen nicht, daß ich ihr sage, Ihre übermäßige Arbeit, Ihr Kampf auf der Tribune tödten Sie?«

Mirabeau dachte einen Augenblick nach.

»Ja,« antwortete er, »sagen Sie ihr das, machen Sie mich sogar, wenn Sie wollen, kränker, als ich bin.«

 

»Warum?«

»Wegen nichts . . .  aus Neugierde  . . .  um mir Aufklärung über Etwas zu geben  . . . «

»Gut.«

»Sie versprechen es mir, Doctor?«

»Ich verspreche es Ihnen.«

»Und Sie weiden mir das, was sie sagt, wiederholen?«

»Ihre eigenen Worte.«

»So wünsche ich Ihnen einen guten Tag, Doctor, und danke Ihnen tausendmal,« sprach Mirabeau.

Und er reichte Gilbert die Hand.

Gilbert schaute starr Mirabeau an, den dieser Blick in Verlegenheit zu setzen schien.

»Ei!« sagte der Kranke, »was werden Sie mir vorschreiben, ehe Sie gehen?«

»Oh! warme und rein verdünnende Getränke, Cichorie und Borragen, völlige Diät und besonders  . . . «

»Besonders?«

»Keine Krankenwärterin, welche weniger als fünfzig Jahre alt ist . . .  Sie verstehen, Graf?«

»Doctor,« erwiderte Mirabeau lachend, »eher als daß ich mich gegen Ihre Verordnung verfehlte, würde ich zwei von fünfundzwanzig nehmen.«

An der Thüre begegnete Gilbert Teisch.

Der arme Bursche hatte Thränen in den Augen.

»Ob! Herr, warum gehen Sie?« fragte er.

»Ich gehe weil man mich fortjagt, mein lieber Teisch,« erwiderte Gilbert lachend.

»Und Alles dies wegen einer Frau,« murmelte der Greis, »und Alles, weil diese Frau der Königin gleicht! Ein Mann, der so viel Genie hat, wie man sagt! Mein Gott, wie dumm muß er sein!«

Und nach diesem Schlusse öffnete er Gilbert den Wagenschlag; der Doctor stieg ganz in Gedanken versunken ein und fragte sich leise:

»Was will er mit der Frau, die der Königin gleicht, sagen?«

Einen Augenblick hielt er den Arm von Teisch zurück, als wollte er ihn befragen, doch abermals ganz leise sprach er zu sich selbst:

Nun! was wollte ich thun? Das ist das Geheimniß von Herrn von Mirabeau, und nicht das meinige. Kutscher, nach Paris!«

LXXVI
Was der König gesagt hatte; was die Königin gesagt hatte

Gilbert entledigte sich gewissenhaft des Mirabeau geleisteten doppelten Versprechens.

Als er nach Paris zurückkam, begegnete er Camille Desmoulins, der lebendigen Zeitung, dem eingefleischten Tagblatt.

Er theilte ihm die Krankheit von Mirabeau mit, die er absichtlich schwerer machte, nicht als sie werden konnte, wenn Mirabeau eine neue Unvorsichtigkeit beging, sondern als sie in diesem Augenblicke war.

Dann ging er in die Tuilerien und benachrichtigte den König von derselben Krankheit.

Der König sagte nur:

»Ab! ah! der arme Graf! Und er hat den Appetit verloren?«

»Ja,« antwortete Gilbert.

»Dann ist die Sache ernst,« versetzte der König, und er sprach von etwas Anderem.

Gilbert, als er vom König wegging, trat bei der Königin ein und wiederholte ihr das, was er dem König mitgetheilt hatte.

Die hoffärtige Stirne der Tochter von Maria Theresia fallete sich.

»Warum,« sagte sie, »warum hat ihn diese Krankheit nicht am Morgen des Tages gepackt, wo er seine schöne Rede über die dreifarbige Fahne hielt?«

Dann, als bereute sie, daß sie sich vor Gilbert den Ausdruck ihres Hasses gegen das Zeichen der französischen Nationalität hatte entschlüpfen lassen, sprach Marie Antoinette:

»Gleichviel, es wäre ein Unglück für Frankreich und für uns, wenn diese Unpäßlichkeit Fortschritte machte.«

»Ich glaubte die Ehre gehabt zu haben, der Königin zu sagen, daß es nicht eine Unpäßlichkeit, sondern eine Krankheit sei.«

»Ueber die Sie Meister werden.«

»Ich werde mein Mögliches thun, Madame, doch ich stehe nicht dafür.«

»Doctor,« sagte die Königin, »hören Sie wohl? ich zähle auf Sie, daß Sie mir Nachricht von Herrn von Mirabeau geben.«

Und sie sprach von etwas Anderem.

Am Abend, zur genannten Stunde, stieg Gilbert die Treppe des kleinen Hotels von Mirabeau hinauf.

Mirabeau erwartete ihn aus einem Canapé liegend; da man aber Gilbert unter dem Vorwand, dem Grafen seine Gegenwart zu melden, einen Augenblick im Salon hatte verweilen lassen, so schaute er bei seinem Eintritt umher, und seine Augen hefteten sich aus eine Echarpe von Kaschemir, welche auf einem Lehnstuhe liegen geblieben war.

Doch, wollte er nun die Aufmerksamkeit von Gilbert ablenken, oder legte er ein großes Gewicht auf die Frage, die auf die ersten zwischen ihm und dem Doctor gewechselten Worte folgen sollte, Mirabeau sagte:

»Ah! Sie sind es! Es ist mir zu Ohren gekommen, daß Sie schon einen Theil Ihres Versprechens gehalten haben. Paris weiß, daß ich krank bin, und es sind für den armen Teisch seit zwei Stunden keine zehn Minuten vergangen, ohne daß er meinen Freunden, welche kommen zu sehen, ob es mir besser geht, und vielleicht meinen Feinden, welche kommen, um zusehen, ob es mir schlechter geht, Auskunft geben muß. Dies, was den ersten Theil betrifft. Sind Sie nun dem zweiten treu gewesen?«

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Sie wissen es wohl.«

Gilbert zuckte, eine Verneinung bezeichnend, die Achseln.

»Waren Sie in den Tuilerien?«

»Haben Sie den König gesehen?«

»Ja.«

»Haben Sie die Königin gesehen?«

»Ja.«

»Und Sie haben ihnen gemeldet, Sie werden bald von mir befreit sein?«

»Ich habe ihnen wenigstens gemeldet, Sie seien trank.«

»Und was sagten sie?«

»Der König fragte, ob Sie den Appetit verloren haben.«

»Und auf Ihre bejahende Antwort?«

»Hat er Sie sehr aufrichtig bedauert.«

»Guter König! Am Tage seines Todes wird er zu seinen Freunden sagen wie Leonidas: »»Ich speise heute Abend bei Pluto,«« Doch die Königin?«

»Die Königin hat Sie beklagt und sich mit Theilnahme nach Ihnen erkundigt.«

»In welchen Ausdrücken, Doctor?« fragte Mirabeau, der offenbar einen großen Werth auf die Antwort legte, die ihm Gilbert geben würde.

»In sehr guten Ausdrücken,« erwiderte der Doctor »Sie haben mir versprochen, mir wortgetreu das, was sie Ihnen gesagt haben werde, zu wiederholen.«

»Oh! ich wüßte mich nicht Wort für Wort zu erinnern«

»Doctor, Sie haben nicht eine Sylbe vergessen.«

»Ich schwöre Ihnen  . . . «

»Doctor, ich habe Ihr Wort: soll ich Sie als einen Treulosen behandeln?«

»Sie sind anspruchsvoll, Graf.«

»So bin ich.«

»Muß ich Ihnen durchaus wiederholen, was die Königin gesagt hat?«

»Wort für Wort.«

»Nun wohl, sie hat gesagt, diese Krankheit hätte Sie am Morgen des Tages, wo Sie aus der Tribune die dreifarbige Fahne vertheidigten, packen müssen.«

Gilbert wollte beurtheilen, welchen Einfluß die Königin aus Mirabeau habe.

Dieser fuhr auf seinem Canapé aus, als wäre er mit einer voltaischen Säule in Berührung gebracht worden.

»Undank der Könige!« murmelte er, »diese Rede war hinreichend, um sie die Civilliste des Königs von vierundzwanzig Millionen und ihr Witthum von vier Millionen vergessen zu lassen. Sie weiß also nicht, diese Frau, sie sieht also nicht ein, diese Königin, daß es sich darum gehandelt, mit einem Schlage meine durch sie verlorene Popularität wiederzuerobern! sie erinnert sich also nicht, daß ich die Vertagung der Wiedervereinigung von Avignon mit Frankreich beantragt habe, um die religiösen Bedenken des Königs zu unterstützen! Fehler! Sie erinnert sich also nicht mehr, daß ich während meiner dreimonatlichen Präsidentschaft, die mir zehn Jahre von meinem Leben genommen, das auf die activen Bürger beschränkte Nationalgarde-Gesetz vertheidigt habe! Fehler! Sie erinnert sich also nicht mehr, daß ich bei der Discussion über den Priestereid verlangt habe, daß man den Eid auf die Beicht-Priester beschränke! Fehler! Oh! tiefe Fehler! diese Fehler! ich habe sie theuer bezahlt! und doch sind es diese Fehler nicht, die mich fallen gemacht haben! denn es gibt seltsame, wunderliche, anormale Epochen, wo man nicht durch die Fehler, die man begeht, fällt. Eines Tags habe ich noch für sie eine Frage der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit vertheidigt: man griff die Flucht der Tanten des Königs an; man beantragte ein Gesetz gegen die Emigration. »»Wenn Ihr ein Gesetz gegen die Emigranten macht, so schwöre ich, daß ich demselben nie gehorchen werde,«« rief ich. Und der Gesetzesentwurf wurde einstimmig verworfen. Nun, was meine Niederlagen nicht hatten thun können, hat mein Sieg gethan. Man hat mich Dictator genannt, man hat mich auf die Tribune getrieben auf dem Wege des Zorns, dem schlimmsten von allen Wegen, den ein Redner nehmen kann. Ich siegte abermals, doch indem ich die Jacobiner angriff. Dann schworen mir die Jacobiner den Tod, die Dummköpfe! Duport, Lameth, Barnave, sie sehen nicht, daß sie, wenn sie mich umbringen, die Dictatur ihres Spielhauses Robespierre geben! Mich, den sie hätten hüten müssen wie den Stern ihrer Augen, haben sie erdrückt unter ihrer albernen Majorität; sie haben den Blutschweiß von meiner Stirne triefen gemacht; sie haben mich den Kelch der Bitterkeit bis auf die Hefe leeren lassen; sie haben mich mit Dornen gekrönt, mir das Rohr in meine Hände gegeben und mich endlich gekreuzigt! und ich war noch glücklich, daß ich dieses Leiden erduldet, wie Christus, wegen einer Frage der Menschlichkeit! Die dreifarbige Fahne! sie sehen also nicht, daß dies ihre einzige Zuflucht ist; daß, wenn sie sich redlich, öffentlich unter ihren Schatten setzen wollten, dieser Schatten sie vielleicht noch einmal retten würde? Doch die Königin, sie will nicht gerettet sein, sie will gerächt sein; sie hat keinen Gefallen an einer vernünftigen Idee. Das Mittel, das ich als das wirksamste vorschlage, ist das, welches sie am meisten verwirft: gemäßigt, gerecht sein und, so viel als möglich, immer Recht haben. Ich wollte zwei Dinge zugleich retten, das Königthum und die Freiheit: undankbarer Streit, in welchem ich allein, verlassen kämpfe, gegen was? wäre es noch gegen Menschen, dann wäre es nichts; gegen Tiger, das wäre nichts; gegen Löwen, das wäre nichts; doch es ist gegen ein Element, gegen das Meer, gegen die Welle, welche steigt, gegen die Fluth, welche wächst. Gestern ging es mir bis an den Knöchel; heute geht es mir bis an das Knie; morgen wird es mir bis an den Gürtel gehen, übermorgen über den Kopf, Doctor, ich muß gegen Sie offenherzig sein. Zuerst hat mich der Kummer erfaßt, dann der Ekel. Ich hatte von der Rolle des Schiedsrichters zwischen der Monarchie und der Revolution geträumt. Ich glaubte Macht über die Königin als Mensch zu bekommen, und als Mensch an einem schönen Tage, wenn sie sich unvorsichtig in den Fluß gewagt und den Boden verloren hätte, mich ins Wasser zu stürzen und sie zu retten. Doch nein; man wollte nie ernstlich von meiner Hilfe Gebrauch machen: Doctor, man wollte mich compromittiren, mich der Volksgunst berauben, mich zu Grunde richten, mich vernichten, mich zum Guten, wie zum Bösen unvermögend machen. Das Beste, was ich nun thun kann, ist, – ich will es Ihnen sagen, Doctor: zu rechter Zeit zu sterben; es ist besonders, mich künstlerisch niederzulegen wie der Athlet des Alterthums; mit Grazie den Hals darzubieten; auf eine anständige Art den letzten Seufzer auszuhauchen,« schloß Mirabeau.

Und er sank aus sein Canapé zurück und biß in seinem Grimme in das Kopfkissen.

Gilbert wußte, was er wissen wollte, er wußte, wo das Leben und der Tod von Mirabeau waren.

»Graf,« fragte er, »was würden Sie thun, wenn der König sich morgen nach Ihnen erkundigen ließe?«

Der Kranke machte eine Bewegung mit den Achseln, welche besagen wollte: »Das wäre mir sehr gleichgültig!«

»Der König ., . oder die Königin?« fügte Gilbert bei.

»Wie?« versetzte Mirabeau, während er sich aufrichtete.

»Ich sage, der König oder die Königin,« wiederholte Gilbert, Mirabeau stützte sich auf seine zwei Fäuste wie ein aufrecht sitzender Löwe und suchte in der Tiefe des Herzens von Gilbert zu lesen.

»Sie wird es nicht thun,« erwiderte er.

»Doch wenn sie es thäte?«

»Sie glauben, die Königin würde so tief herabsteigen?«

»Ich glaube nichts, ich nehme an.«

»Wohl, ich werde bis morgen Abend warten,« sprach Mirabeau.

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Nehmen Sie diese Worte in dem Sinne, den sie haben, Doctor, und sehen Sie in ihnen nicht etwas Anderes, als was sie sagen wollen. Ich werde bis morgen Abend warten.«

»Und morgen Abend?«

»Nun, morgen Abend, wenn sie geschickt hat, Doctor, wenn, zum Beispiel, Herr Weber gekommen ist, so haben Sie Recht, und ich habe Unrecht. Wenn er dagegen nicht gekommen ist, oh! dann habe ich Recht.«

»Gut, morgen Abend also Bis dahin, mein lieber Demosthenes, Ruhe, Ruhe, Ruhe!«

»Ich werde mein Canapé nicht verlassen!«

»Und diese Echarpe?«

Gilbert deutete mit dem Finger aus den Gegenstand, der ihm zuerst bei seinem Eintritt in das Zimmer in die Augen gefallen war.

Lächelnd erwiderte Mirabeau:

 

»Bei meinem Ehrenwort!«

»Wohl,« sagte Gilbert, »suchen Sie Ihre Nacht in ungestörtem Frieden hinzubringen, und ich stehe für Sie.«

Hiernach entfernte sich der Doctor.

Vor der Thüre erwartete ihn Teisch.

»Nun, mein wackerer Teisch,« sagte Gilbert, »es geht besser bei Deinem Herrn.«

Der alte Diener schüttelte traurig den Kopf.

»Wie?« fragte Gilbert, »Du zweifelst an meinem Worte?«

»Ich zweifle an Allem, Herr Doctor, so lange sein böser Genius bei ihm sein wird.«

Und er stieß einen Seufzer aus und ließ Gilbert auf der schmalen Treppe.

An der Ecke von einem der Ruheplätze sah Gilbert etwas wie einen verschleierten Schatten.

Dieser Schatten, als er ihn erblickte, gab einen leichten Schrei von sich und verschwand hinter einer Thüre, welche ein wenig geöffnet war, um ihm diesen Rückzug zu erleichtern, der einer Flucht glich.

»Wer ist diese Frau?« fragte Gilbert.

»Sie ist es,« antwortete Teisch.

»Wer, sie?«

»Die Frau, die der Königin gleicht.«

Gilbert war zum zweiten Male betroffen von demselben Gedanken, als er dieselben Worte hörte; er machte zwei Schritte vorwärts, als hätte er das Gespenst verfolgen wollen, hielt aber wieder an und murmelte:

»Unmöglich!«

Und er ging seines Weges und ließ den alten Diener in Verzweiflung darüber zurück, daß ein so gelehrter Mann, wie der Doctor war, es nicht unternahm, den Dämon zu beschwören, den er, in seiner innersten Ueberzeugung, für einen Abgesandten der Hölle hielt.

Mirabeau hatte eine ziemlich gute Nacht. Am andern Tag rief er frühzeitig Teisch und ließ seine Fenster öffnen, um die Morgenluft einzuathmen.

Das Einzige, was den alten Diener beunruhigte, war die fieberhafte Ungeduld, der der Kranke preisgegeben schien.

Als er, von seinem Herrn befragt, antwortete, es sei kaum acht Uhr, wollte es Mirabeau nicht glauben, und er ließ sich seine Uhr bringen, um sich zu versichern.

Diese Uhr legte er aus den Tisch neben seinem Bette.

»Teisch,« sagte er zu dem alten Diener, »Du wirst unten den Platz von Jean einnehmen, der heute den Dienst bei mir thun soll.«

»Oh! mein Gott!« versetzte Teisch, »sollte ich das Unglück gehabt haben, den Herrn Grafen mit mir unzufrieden zu machen?«

»Im Gegentheil, mein guter Teisch,« erwiderte Mirabeau gerührt; »ich stelle Dich heute an die Thüre. Jeder Person, welche kommt, um sich nach mir zu erkundigen, sagst Du, es gehe besser bei mir, doch ich empfange Niemand; nur, kommt man von Seiten der,  . . . « Mirabeau hielt inne und besann sich; »nur kommt man von Hofe, schickt man von den Tuilerien, so wirst Du den Boten unter irgend einem Vorwande heraufführen, hörst Du? Du lässest ihn nicht gehen, ohne daß ich mit ihm spreche. Du siehst, mein lieber Teisch, daß ich Dich, indem ich Dich von mir entferne, zum Posten eines Vertrauten erhebe.«

Teisch nahm die Hand von Mirabeau und küßte sie.

»Oh! Herr Graf,« sagte er, »wenn Sie nur leben wollten!«

Und er ging ab.

»Bei Gott!« sprach Mirabeau, der ihm nachschaute, »das ist gerade das Schwierige!«

Um zehn Uhr stand Mirabeau auf und kleidete sich mit einer Art von Coquetterie an. Jean frisirte und rasirte ihn und rückte ihm dann einen Lehnstuhl ans Fenster.

Bei jedem Schlage des Klopfers, bei jedem Vibriren der Klingel hätte man können vom Hause gegenüber sein ängstliches Gesicht hinter dem aufgehobenen Vorhange erscheinen, seinen durchdringenden Blick in die Straße tauchen und dann den Vorhang wieder herabfallen sehen, um beim nächsten Vibriren der Klingel, beim nächsten Schlage des Klopfers, abermals aufgehoben zu werden.

Um zwei Uhr kam Teisch gefolgt von einem Lackei herauf. Das Herz von Mirabeau schlug heftig, der Lackei war ohne Livree.

Der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, war, dieser Bediente komme im Auftrage der Königin und sei so gekleidet, um diejenige, welche ihn schickte, nicht zu gefährden.

Mirabeau täuschte sich.

»Vom Herrn Doctor Gilbert,« sagte Teisch.

»Oh!« machte Mirabeau erbleichend, als wäre er erst fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, und als hätte er, während er einen Boten von Frau von Monnier erwartete, einen Läufer von seinem Oheim dem Bailly kommen sehen.

»Herr Graf,« sagte Teisch, »da dieser Mensch vom Herrn Doctor Gilbert kommt und einen Brief für Sie bringt, so glaubte ich zu seinen Gunsten eine Ausnahme von dem Verbote machen zu müssen.«

»Und Du hast wohl gethan,« versetzte der Graf.

Dann fragte er den Lackei:

»Der Brief?«

Dieser hielt ihn in der Hand und reichte ihn dem Grafen.

Mirabeau öffnete den Brief; er enthielt nur die Mr Worte:

»Geben Sie mir Nachricht von sich. Um elf Uhr heute Abend werde ich bei Ihnen sein. Ich hoffe, das erste Wort, das Sie mir sagen, ist, daß ich Recht hatte, und daß Sie Unrecht hatten.«

»Du wirst Deinem Herrn melden, Du habest mich aufgefunden, und ich erwarte ihn heute Abend,« sprach Mirabeau.

Dann sagte er zu Teisch:

»Dieser Bursche soll zufrieden weggehen.«

Teisch bedeutete durch ein Zeichen, daß er versteht, und führte den Bedienten hinaus.

Die Stunden folgten sich. Die Klingel hörte nicht aus, zu vibriren, der Klopfer nicht, zu schallen. Ganz Paris schrieb sich bei Mirabeau ein. Auf der Straße waren Gruppen von Menschen aus dem Volke, welche, da sie die Kunde vernommen, nicht so, wie sie war, sondern so, wie sie die Journale gegeben, nicht an die beruhigenden Bulletius von Teisch glauben wollten und die Wagen nöthigten, rechts und links von der Straße abzufahren, damit das Geräusch der Räder den erhabenen Kranken nicht ermüde.

Gegen fünf Uhr Abends hielt es Teisch für geeignet, abermals im Zimmer von Mirabeau zu erscheinen»um ihn von dem, was wir so eben erzählt, zu benachrichtigen.

»Oh!« sagte Mirabeau, »mein armer Teisch, als ich Dich sah, glaubte ich, Du habest mir etwas Besseres zu bringen.«

»Etwas Besseres?« versetzte Teisch ganz erstaunt.«Ich glaubte nicht, daß ich dem Herrn Grafen etwas Besseres melden konnte, als einen solchen Beweis von Liebe.«

»Du hast Recht, Teisch, und ich bin ein Undankbarer,« sprach Mirabeau.

Als Teisch die Thüre wieder zugemacht hatte, öffnete Mirabeau auch das Fenster.

Er trat aus den Balcon und machte mit der Hand ein Zeichen des Dankes den wackeren Leuten, die sich als Hüter seiner Ruhe ausgepflanzt hatten.

Diese erkannten Ihn, und der Ruf: »Es lebe Mirabeau!« erscholl von einem Ende der Rue de la Chaussée-d’Antin zum andern.

Woran dachte Mirabeau, während man ihm diese unerwartete Huldigung darbrachte?

Er dachte an jene hoffärtige Frau, die sich nicht um ihn bekümmerte, und sein Auge suchte jenseits der in der Umgebung seines Hauses gedrängten Gruppen, ob er nicht einen Lackei in blauer Livree erblicke, der von der Seite der Boulevards komme.

Er kehrte mit gepreßtem Herzen in sein Zimmer zurück. Es fing an dunkel zu werden, und er hatte nichts gesehen.

Der Abend verging wie der Tag. Die Ungeduld von Mirabeau hatte sich in eine finstere Bitterkeit verwandelt. Ohne Hoffnung, ging sein Herz der Klingel oder dem Klopfer nicht mehr entgegen. Nein; er wartete, das Gepräge tiefen Verdrusses im Gesichte, auf den Beweis von Theilnahme, der ihm versprochen war und nicht kam.

Um elf Uhr öffnete sich die Thüre, und Teisch meldete den Doctor Gilbert.

Dieser trat lächelnd ein; er erschrak über den Ausdruck des Gesichtes von Mirabeau.

Sein Gesicht war der treue Spiegel der zerstörenden Stürme seines Herzens.

Gilbert ahnete Alles.

»Ist man nicht gekommen?« fragte er.

»Von wo?«

»Sie wissen wohl, was ich sagen will?«

»Ich? nein, bei meiner Ehre!«

»Vom Schlosse  . . .  in ihrem Austrage,«

»Ganz und gar nicht; es ist Niemand gekommen, mein lieber Doctor.«

»Unmöglich!« rief Gilbert.

Mirabeau zuckte die Achseln.

»Naiver, ehrlicher Mann!« sagte er.

Dann ergriff er die Hand von Gilbert mit einer krampfhaften Bewegung und sprach:

»Doctor, soll ich Ihnen sagen, was Sie heute gethan haben?«

»Ich,« versetzte Gilbert, »ich habe ungefähr das gethan, was ich alle Tage thue.«

»Nein, denn Sie gehen nicht alle Tage ins Schloß, und heute sind Sie dort gewesen; nein, denn Sie sehen nicht alle Tage die Königin, und heute haben Sie sie gesehen; nein, denn nicht alle Tage erlauben Sie sich, ihr Rathschläge zu geben, und heute haben Sie ihr einen Rath gegeben.«

»Ah! Bah!«

»Mein lieber Doctor, ich sehe, was vorgegangen, und ich höre, was gesagt worden ist, als ob ich dabei gewesen wäre.«

»Nun denn, mein Herr mit dem zweiten Gesichte, was ist vorgegangen? was ist gesagt worden?«

»Sie sind heute um ein Uhr in die Tuilerien gekommen; Sie haben die Königin zu sprechen verlangt; Sie haben sie gesprochen; Sie haben ihr gesagt, mein Zustand verschlimmere sich; es wäre gut von ihr als Königin, wohl gethan von ihr als Frau, ließe sie sich, wenn nicht aus Theilnahme, doch wenigstens aus Berechnung, nach meiner Gesundheit erkundigen. Sie stritt mit Ihnen; sie schien überzeugt, Sie haben Recht; sie hat Sie entlassen, nachdem sie Ihnen gesagt, sie werde zu mir schicken; Sie sind, aus das königliche Wort bauend, glücklich und zufrieden weggegangen, und sie ist hoffartig und bitter zurückgeblieben und hat gelacht über Ihre Leichtgläubigkeit, welche nicht weiß, daß ein königliches Wort zu nichts verbindet.«