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Die drei Musketiere

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Die drei Musketiere
Die drei Musketiere
Audiobook
Czyta Eberhard Krug, Hans Mahlau, Klaus Jepsen, Peter Schiff, Rolf Marmitz, Rolf Marnitz
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V.
Wie Athos, ohne sich die geringste Mühe zu geben, seine Equipirung fand

D'Artagnan war in so gewaltiger Aufregung, daß er, ohne sich im Geringsten darum zu bekümmern, was aus Ketty wurde, in größter Eile die Hälfte von Paris durchlief und nicht eher stille hielt, als bis er sich vor der Thüre von Athos befand. Die Verwirrung seines Geistes, der Schrecken, der ihn spornte. das Geschrei einiger Patrouillen, die ihn verfolgten, bewirkten nur, daß er seinen Lauf noch mehr beschleunigte.

Er flog durch den Hof, stieg die zwei Treppen hinauf, und klopfte an die Thüre, daß sie hätte in Stücke springen sollen.

Grimaud öffnete mit schlaftrunkenen Augen. D'Artagnan stürzte mit solcher Gewalt in das Vorzimmer, daß er ihn beinahe niedergeworfen hätte.

Trotz der gewöhnlichen Stummheit Grimauds kam ihm diesmal das Wort. Beim Anblick des entblößten Degens, den d'Artagnan in der Hand hielt, bildete sich der arme Bursche ein, er habe es mit einem Mörder zu thun, rief:

»Zu Hilfe! zu Hilfe! zu Hilfe!«

»Schweig', Unglücklicher!« sprach der junge Mann, »ich bin d'Artagnan. Erkennst Du mich nicht mehr? wo ist Dein Herr?«

»Ihr Herr d'Artagnan?« rief Grimaud erschrocken, »unmöglich!«

»Grimaud,« sagte Athos, im Schlafrock aus seinem Zimmer tretend, »ich glaube, Du erlaubst Dir zu sprechen!«

»Ach, gnädiger Herr, weil . . .«

»Stille!«

Grimaud begnügte sich mit dem Finger auf d'Artagnan zu deuten.

Athos brach bei all' seinem Phlegma in ein Gelächter aus, das durch die verstörte Miene seines jungen Freundes gar wohl motivirt war.

»Lacht nicht, mein Freund!« rief d'Artagnan, »um des Himmels willen, lacht nicht, denn bei meiner Seele sage ich Euch, es ist kein Grund zum Lachen vorhanden.«

Und er sprach diese Worte mit einer so feierlichen Betonung und mit einem so unzweideutigen Ausdruck des Schreckens, daß Athos ihn bei der Hand nahm und ausrief:

»Solltet Ihr verwundet sein, mein Freund? Ihr seht sehr bleich aus.«

»Nein, aber es ist mir so eben ein furchtbares Abenteuer begegnet. Seid Ihr allein, Athos?«

»Bei Gott, wer soll denn zu dieser Stunde bei mir sein?«

»Gut, gut!»

D'Artagnan stürzte in das Zimmer von Athos.

»Ei, so sprecht doch,« sagte dieser, die Thüre verschließend und die Riegel vorschiebend, um nicht gestört zu werden. »Ist der König todt? Habt Ihr den Herrn Cardinal umgebracht? Ihr seid ganz verwirrt. Sprecht! laßt hören! denn ich sterbe in der That vor Unruhe.«

»Athos,« antwortete d'Artagnan, »seid bereit, eine unglaubliche, unerhörte Geschichte zu hören!«

»Redet doch,« sagte Athos.

»Nun wohl,« fuhr d'Artagnan, sich nach dem Ohr von Athos beugend und die Stimme dämpfend fort, »Mylady ist mit einer Lilie auf der Schulter bezeichnet.«

»Ha!« rief der Musketier, als ob ihn eine Kugel ins Herz getroffen hätte.

»Sagt,« sprach d'Artagnan, »seid Ihr sicher, daß die Andere todt ist?«

»Die Andere?« versetzte Athos mit so dumpfer Stimme, daß es d'Artagnan kaum hörte.

»Ja, die, von welcher Ihr mir eines Tages in Amiens erzählt habt.«

Athos stieß einen Seufzer aus, und ließ den Kopf in seine Hände fallen.

»Diese,« fuhr d'Artagnan fort, »ist eine Frau von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren.«

»Blond?« fragte Athos.

»Ja.«

»Blaue, helle Augen, von seltener Klarheit, mit schwarzen Wimpern und Brauen?«

»Ja.«

»Groß, gut gewachsen? es fehlt ihr ein Zahn neben dem Augenzahn auf der linken Seite?«

»Ja.«

»Die Lilie ist klein und roth, etwas verwischt durch Pflaster, welche man aufgelegt hat?«

»Ihr sagt jedoch, diese Frau sei eine Engländerin?«

»Ja.«

»Man nennt sie Mylady, aber sie kann dessenungeachtet eine Französin sein. Lord Winter ist nur ihr Schwager.«

»Ich will sie sehen, d'Artagnan!«

»Nehmt Euch in Acht, Athos, nehmt Euch in Acht. Ihr wolltet sie tödten? Sie ist die Frau, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten und Euer nicht zu fehlen.«

»Sie wird es nicht wagen, etwas zu sagen, denn sie würde sich dadurch selbst verrathen.«

»Sie ist zu Allem fähig! Habt Ihr sie je wüthend gesehen?«

»Nein,« sprach Athos.

»Eine Tigerin, ein Pantherthier! ach, mein lieber Athos, ich fürchte sehr, eine gräßliche Rache auf uns herabbeschworen zu haben!«

D'Artagnan erzählte nun Alles, den wahnsinnigen Zorn Mylady's und ihre Todesdrohungen.

»Ihr habt Recht, und ich würde mein Leben für ein Haar geben,« sprach Athos. »Zum Glück verlassen wir Paris übermorgen, wir ziehen höchst wahrscheinlich nach La Rochelle, und wenn wir einmal fort sind . . .«

»Wird sie Euch verfolgen bis an's Ende der Welt, Athos, wenn sie Euch wieder erkennt. Laßt also ihren Haß sich gegen mich allein wenden.«

»Ei, mein Lieber, was ist daran gelegen, daß sie mich tödtet!« sagte Athos. »Glaubt Ihr etwa, ich hänge am Leben?«

»Unter Allem dem ist ein furchtbares Geheimniß verborgen. Die Frau ist die Spionin des Cardinals. Das bin ich fest überzeugt.«

»In diesem Fall seid auf Eurer Hut. Wenn der Cardinal nicht wegen der Londoner Angelegenheit eine hohe Bewunderung für Euch hegt, so hegt er einen gewaltigen Haß. Aber da er Euch am Ende nichts offen vorwerfen kann und der Haß befriedigt werden muß, besonders wenn es ein Cardinalshaß ist, so hütet Euch wohl! Wenn Ihr ausgeht, geht nicht allein aus, wenn Ihr eßt, nehmet Eure Vorsichtsmaßregeln; mißtraut Allem, selbst Eurem Schatten.«

»Zum Glück handelt es sich nur darum,« sprach d'Artagnan, »bis übermorgen in Bangigkeit umherzugehen. Denn sind wir einmal bei der Armee, so haben wir es hoffentlich nur noch mit Männern zu thun.«

»Indessen,« sagte Athos, »verzichte ich auf meine Einsperrungspläne und gehe überall hin mit Euch. Ihr müßt nach der Rue des Fossoyeurs zurückkehren; ich werde Euch begleiten.«

»Es sei, mein lieber Athos; aber laßt mich Euch zuerst den Ring zustellen, den ich von dieser Frau empfangen habe. Der Saphir gehört Euch. Habt Ihr mir nicht gesagt, es sei ein Familienjuwel?«

»Ja, mein Vater kaufte ihn um zweitausend Thaler, wie er mir einst sagte. Er bildete einen Theil der Hochzeitsgeschenke, die er meiner Mutter machte. Es ist ein prächtiger Stein. Meine Mutter gab ihn mir, und ich in meiner damaligen Narrheit schenkte ihn, statt ihn wie eine heilige Reliquie zu bewahren, meinerseits dieser Elenden.«

»Gut, nehmt den Ring zurück, an dem Ihr begreiflich hängen müßt.«

»Ich den Ring zurücknehmen, nachdem er durch die Hände dieser Schändlichen gegangen ist? Nie, dieser Ring ist beschmutzt, d'Artagnan.«

»Dann verkauft oder verpfändet ihn; man wird Euch wohl tausend Thaler darauf leihen. Mit dieser Summe macht Ihr Eure Angelegenheiten bequem ab. Mit dem ersten Geld, das Ihr einnehmt, löst Ihr ihn sodann wieder und nehmt ihn von seinen alten Flecken gereinigt zurück, denn er ist durch die Hände von Wucherern gegangen.«

Athos lächelte.

»Ihr seid ein entzückender Junge, mein lieber d'Artagnan,« sprach er. »Ihr richtet durch Eure ewige Heiterkeit die armen Geister in ihrem Kummer auf. Nun denn, ja, verpfänden wir diesen Ring, der mir gehört, aber unter einer Bedingung.«

»Unter welcher?«

»Daß fünfhundert Thaler für Euch und fünfhundert für mich sind.«

»Was denkt Ihr, Athos? Ich bedarf nicht des vierten Theils dieser Summe, da ich bei den Garden stehe und wenn ich meinen Sattel verkaufe, so verschaffe ich mir den Betrag. Was brauche ich? ein Pferd für Planchet, das ist Alles. Dann vergeßt Ihr, daß ich auch einen Ring besitze.«

»An dem Ihr noch mehr zu hängen scheint, als ich an dem meinigen. Wenigstens glaubte ich dies zu bemerken.«

»Ja, denn in einem äußersten Fall kann er uns nicht nur aus einer großen Verlegenheit, sondern auch aus einer großen Gefahr ziehen. Das ist kein einfacher Diamant, es ist zugleich ein Talisman.«

»Ich verstehe Euch nicht, aber ich glaube, was Ihr sagt. Um wieder auf meinen Ring, oder vielmehr auf den Eurigen zurückzukommen, so müßt Ihr die Hälfte der Summe, die man Euch darauf leihen wird, annehmen, oder ich werfe ihn in die Seine, und ich zweifle, ob, wie bei Polykrates, ein Fisch so gefällig ist, ihn uns wieder zu bringen.«

»Gut, ich nehme es an,« sagte d'Artagnan.

In diesem Augenblick trat Grimaud in Begleitung von Planchet ein. Dieser war unruhig über seinen Herrn und neugierig zu erfahren, was ihm begegnet sein möchte.

Athos kleidete sich an, und als er auszugehen bereit war, machte er Grimaud ein bedeutsames Zeichen, der Diener nahm seine Muskete von der Wand, und schickte sich an, seinen Herrn zu begleiten.

D'Artagnan und Athos gelangten ohne irgend einen Unfall in die Rue des Fossoyeurs. Herr Bonacieux stand an seiner Thüre und schaute d'Artagnan auf eine pöbelhaft spottende Weise an.

»Eh! mein lieber Miethsmann,« sagte er, »beeilt Euch, es wartet ein hübsches Mädchen in Eurem Zimmer, und Ihr wißt, die Frauen lieben es nicht, daß man sie warten läßt.«

»Es ist Ketty« rief d'Artagnan und lief in den Gang.

Auf dem nach seinem Zimmer führenden Boden fand er das arme Kind, das sich ganz zitternd an die Thüre lehnte. Sobald sie ihn erblickte, sagte sie:

»Ihr habt mir Euren Schutz versprochen, Ihr habt mir gelobt, mich vor ihrem Zorne zu retten. Erinnert Euch, daß Ihr es seid, der mich zu Grunde gerichtet hat.«

»Ja, allerdings,« erwiderte d'Artagnan; »sei ruhig, Ketty. Aber was ist denn nach meinem Abgang vorgefallen?«

»Weiß ich es?« sagte Ketty, »Auf ihr Geschrei liefen alle Lakaien herbei; sie war furchtbar aufgebracht und spie alle Verwünschungen der Welt gegen Euch aus. Dann dachte ich, sie würde sich erinnern, daß Ihr durch mein Zimmer in das ihrige eingedrungen wäret, und sie müßte in mir Eure Mitschuldige erkennen. Ich nahm das wenige Geld, das ich besaß, sowie meine kostbarsten Kleidungsstücke, und flüchtete mich.«

 

»Armes Kind, aber was soll ich mit Dir machen? Ich reise übermorgen ab.«

»Alles was Ihr wollt, Herr Chevalier. Macht, daß ich Paris, daß ich Frankreich verlasse.«

»Ich kann Dich doch nicht mit zur Belagerung von La Rochelle führen,« sprach d'Artagnan.

»Nein, aber Ihr könnt mich in der Provinz unterbringen, bei irgend einer Dame von Eurer Bekanntschaft; in Eurer Heimath zum Beispiel.«

»Oh, meine liebe Freundin, in meiner Heimath haben die Damen keine Kammerfrauen. Doch halt! ich weiß, was zu thun ist. Planchet, hole mir Aramis. Er möge sogleich kommen. Wir haben etwas sehr Wichtiges mit ihm zu sprechen.«

»Ich begreife,« sagte Athos; »aber warum nicht Porthos? Es scheint mir, seine Marquise . . .«

»Die Marquise von Porthos ließe sich eher von den Schreibern ihres Mannes ankleiden, als daß sie eine Kammerfrau hielte,« sprach d'Artagnan lachend. »Ueberdies dürfte Ketty nicht gerne in der Rue aux Ours wohnen, nicht wahr, Ketty?«

»Ich werde wohnen, wo man will,« sagte Ketty, »vorausgesetzt, daß ich gut verborgen bin und man nicht weiß, wo ich mich aufhalte.«

»Jetzt, Ketty, da wir uns zu trennen im Begriffe sind, und Du folglich nicht mehr auf mich eifersüchtig bist . . .«

»Herr Chevalier,« sprach Ketty, »nah oder fern, ich werde Euch beständig lieben.«

»Wo Teufels nistet sich die Beständigkeit ein!« murmelte Athos.

»Auch ich,« sagte d'Artagnan, »auch ich werde Dich stets lieben, glaube mir. Aber höre, antworte mir. Ich lege ein großes Gewicht auf die Frage, die ich an dich richte. Solltest Du nie von einer jungen Frau gehört haben, die man in einer Nacht wegführte?«

»Halt . . . Oh! mein Gott, Herr Chevalier, liebt Ihr diese Frau noch?«

»Nein, einer meiner Freunde liebt sie – Athos, den Du hier siehst.«

»Ich!« rief Athos mit dem Ausdruck eines Menschen, der gewahr wird, daß er auf eine Natter getreten.

»Allerdings Ihr,« erwiderte d'Artagnan, Athos die Hand drückend. »Ihr wißt wohl, wie sehr wir an dem Schicksal der guten Frau Bonacieux Theil nehmen. Ueberdies wird Ketty nicht plaudern. Nicht wahr, Ketty? Du begreifst, mein Kind,« fuhr d'Artagnan fort, »es ist die Frau des abscheulichen Affen, den Du bei Deinem Eintritt unten an der Thüre gesehen hast.«

»Oh! mein Gott!« rief Ketty, »Ihr erinnert mich an meine Angst; wenn er mich nur nicht erkannt hat! . . .«

»Wie, erkannt? Du hast also diesen Menschen schon gesehen?«

»Er ist zweimal zu Mylady gekommen.«

»Um welche Zeit?«

»Vor etwa vierzehn oder achtzehn Tagen.«

»Ganz richtig.«

»Und gestern Abend ist er wieder erschienen.«

»Gestern Abend?«

»Ja, einen Augenblick, ehe Ihr selbst eingetroffen seid.«

»Mein lieber Athos, wir sind von einem Netz von Spionen umgeben! Und Du glaubst, er habe Dich erkannt, Ketty?«

»Ich senkte meine Haube, als ich ihn erblickte, aber vielleicht war es zu spät.«

»Geht hinab, Athos, man mißtraut Euch weniger, als mir, und seht, ob er immer noch vor der Thüre steht.«

Athos ging hinab und kam sogleich wieder zurück.

»Der Krämer ist fort,« sprach er, »und das Haus ist geschlossen.«

»Er wird sich ohne Zweifel entfernt haben, um zu melden, daß alle Tauben im Schlage sind.«

»Gut! aber wir wollen ausfliegen,« sagte Athos, »und nur Planchet hier lassen, um uns Nachricht zu bringen.«

»Noch eine Minute! Aramis, nach dem wir geschickt haben?«

»Das ist richtig, erwarten wir Aramis.«

In demselben Augenblicke trat Aramis ein.

Man setzte ihm die ganze Angelegenheit auseinander und sagte ihm, daß er nothwendig unter allen seinen hohen Bekannten einen Platz für Ketty suchen müsse.

Aramis dachte einen Augenblick nach und erwiderte dann erröthend:

»Wird Euch wirklich ein großer Dienst dadurch erwiesen?«

»Ich werde Euch mein ganzes Leben dafür dankbar sein.«

»Nun wohl. Frau von Bois-Tracy hat mich für eine ihrer Freundinnen, welche, glaube ich, in der Provinz wohnt, um eine sichere Kammerfrau gebeten, und wenn Ihr mir für dieses Mädchen stehen könnt, d'Artagnan . . .«

»Oh! gnädiger Herr,« rief Ketty, »ich werde gewiß der Person, die mich in den Stand setzt, Paris zu verlassen, mit Leib und Seele ergeben sein.«

»Dann geht die Sache vortrefflich,« sprach Aramis.

Er setzte sich an einen Tisch, schrieb ein paar Worte, versiegelte sie mit einem Ringe und händigte das Billet Ketty ein.

»Du weißt nun, mein Kind,« sagte d'Artagnan, »daß es hier nicht besser für uns ist, als für Dich. Wir müssen uns jetzt trennen, werden uns aber in schöneren Tagen wiederfinden.«

»Und an welchem Ort und zu welcher Zeit wir uns wieder sehen werden,« sprach Ketty, »so werde ich Euch so innig lieben, wie ich Euch heute liebe.«

Einen Augenblick nachher trennten sich die drei jungen Männer und ließen nur Planchet zurück, um das Haus zu bewachen.

Aramis kehrte in seine Wohnung zurück, während Athos und d'Artagnan für Unterbringung des Saphirs sorgten.

Man fand, wie unser Gascogner vorhergesehen hatte, leicht dreihundert Pistolen auf den Ring. Ueberdies bemerkte der Jude, wenn man denselben an ihn verkaufen wollte, so würde er sogar fünfhundert Pistolen dafür geben, da er ein prachtvolles Ohrgehänge daraus machen lassen könnte.

Mit der Thätigkeit zweier Soldaten und der Wissenschaft zweier Kenner brauchten Athos und d'Artagnan kaum drei Stunden, um die ganze Equipirung des Musketiers einzukaufen. Athos war vornehmer Herr bis an die Nagelspitzen. Sobald ihm etwas anstand, bezahlte er den verlangten Preis, ohne daß er nur den geringsten Versuch machte, etwas herunterzumarkten. D'Artagnan wollte ihm hierüber Bemerkungen machen, aber Athos legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter, und d'Artagnan begriff, daß für ihn, den kleinen gascognischen Edelmann, das Handeln gut war, aber nicht für einen Mann von fürstlichem Aussehen.

Der Musketier fand ein herrliches andalusisches Roß, schwarz wie Gagath, mit Feuer schnaubenden Nüstern, eleganten, zarten Beinen und sechs Jahre alt. Er untersuchte das Pferd und erkannte es als tadellos. Man bot es für tausend Franken. Vielleicht hätte er es für weniger bekommen, aber während sich d'Artagnan mit dem Pferdehändler über den Preis besprach, zählte Athos die hundert Pistolen auf den Tisch.

Grimaud erhielt ein picardisches Pferd, untersetzt und stark, das dreihundert Livres kostete.

Nachdem der Sattel für letzteres Pferd und die Waffen für Grimaud gekauft waren, blieb kein Sou mehr von den hundert und fünfzig Pistolen von Athos übrig. D'Artagnan bot seinem Freunde etwas von dem ihm zukommenden Theil an. Aber Athos beschränkte sich statt jeder Antwort darauf, die Achseln zu zucken.

»Wie viel würde der Jude für den Ring geben, wenn man ihm denselben als volles Eigenthum überließe?« fragte er.

»Fünfhundert Pistolen.«

»Das heißt zweihundert Pistolen mehr: hundert Pistolen für Euch, hundert Pistolen für mich. Das ist ein wahres Glück, mein lieber Freund, kehrt zu dem Juden zurück.«

»Wie? Ihr wollt . . .«

»Dieser Ring würde offenbar zu traurige Erinnerungen in mir zurückrufen; dann haben wir ihm auch die dreihundert Pistolen nicht heimzubezahlen, so daß wir bei diesem Handel zweitausend Livres gewinnen. Sagt ihm, der Ring gehöre ihm, d'Artagnan, und kommt mit zweihundert Pistolen zurück.

»Ueberlegt, Athos.«

»Das baare Geld ist in diesen Zeitläuften theuer, und man muß Opfer zu bringen wissen. Geht, d'Artagnan, geht. Grimaud wird Euch mit seinem Mousqueton begleiten.«

Nach einer halben Stunde kam d'Artagnan mit den zweihundert Pistolen und ohne daß ihm ein Unfall zugestoßen war, zurück.

So fand Athos in seiner Wirtschaft Mittel, auf die er nicht gerechnet hatte.

VI.
Eine süße Erscheinung

Zur bestimmten Stunde waren die vier Freunde bei Athos versammelt. Ihre Unruhe, ihre Bangigkeit in Betreff der Equipirung war völlig verschwunden, und jedes Gesicht behielt nur noch den Ausdruck seiner eigenen und geheimen Unruhe, denn hinter jedem gegenwärtigen Glück ist eine Furcht vor der Zukunft verborgen.

Plötzlich trat Planchet ein und brachte zwei Briefe mit der Adresse d'Artagnan's.

Der eine war ein zierlich zusammengefaltetes Billet von länglicher Form, mit einem hübschen Siegel von grünem Wachs, auf dem sich eine Taube mit einem grünen Zweig im Schnabel eingedrückt fand.

Der andere war ein großer viereckiger Brief, auf dem das furchtbare Wappen von Seiner Eminenz, dem Cardinal Herzog glänzte.

Bei dem Anblick des kleinen Briefes hüpfte d'Artagnan's Herz vor Freude, denn er glaubte die Handschrift zu erkennen, und obgleich er dieselbe nur einmal gesehen, so hatte sich doch die Erinnerung tief in seinem Innern eingegraben.

Er nahm also den kleinen Brief und entsiegelte ihn eilig.

»Geht nächsten Mittwoch,« schrieb man ihm, »von sechs bis sieben Uhr auf der Straße von Chaillot spazieren, und schaut sorgfältig in jeden Wagen, der an Euch vorüber kommt. Aber wenn Euch an Eurem eigenen Leben und am Leben der Euch liebenden Personen etwas liegt, so sprecht kein Wort. Macht keine Bewegung, woraus man ersehen könnte, daß Ihr diejenige erkannt habt, welche Alles wagt, um Euch einen Augenblick zu sehen.«

Keine Unterschrift.

»Das ist eine Falle,« sprach Athos, »geht nicht hin, d'Artagnan.«

»Ich glaube aber die Handschrift ganz wohl zu erkennen,« sagte d'Artagnan.

»Sie kann nachgemacht sein,« entgegnete Athos. »Von sechs bis sieben Uhr ist um diese Zeit die Straße von Chaillot ganz verlassen. Ihr könntet eben sowohl im Walde von Bondy spazieren gehen.«

»Doch wenn wir Alle gingen?« sagte d'Artagnan. »Was Teufels, man wird nicht alle vier, nebst vier Lakaien, vier Pferden und den Waffen verschlingen; das müßte eine schöne Unverdaulichkeit zur Folge haben.«

»Dann wäre es auch eine schöne Gelegenheit, unsere Rosse zu zeigen,« sprach Porthos.

»Aber wenn es eine Frau ist, die Euch schreibt,« sagte Aramis, »und wenn diese Frau nicht gesehen zu werden wünscht, so bedenkt, daß Ihr sie compromittirt, d'Artagnan, was einem Edelmann gar übel steht.«

»Wir bleiben etwas zurück,« rief Porthos, »und er allein reitet voraus.«

»Ja, aber eine Pistole ist bald aus einem Wagen abgefeuert, der im Galopp dahinfährt.«

»Bah!« erwiderte d'Artagnan, »man wird mich nicht treffen.«

»Wir holen dann den Wagen ein, und bringen Alle um, die darin sitzen. Dadurch haben wir immerhin eben so viele Feinde weniger.«

»Er hat Recht,« sagte Porthos, »eine Schlacht kann nichts schaden, wir müssen ohnehin unsere Waffen versuchen.«

»Meiner Treu! Wir wollen uns dieses Vergnügen gönnen,« versetzte Aramis mit seiner sanften, gleichgültigen Miene.

»Wie Ihr wollt,« sprach Athos.

»Meine Herren,« sagte d'Artagnan, »es ist halb fünf Uhr, und wir haben kaum Zeit, uns auf den Weg nach Chaillot zu machen.«

»Wenn wir zu spät ritten,« sagte Porthos, »so würde man uns nicht mehr sehen, und das wäre sehr schade. Vorwärts also, meine Herren.«

»Aber Ihr vergeßt den zweiten Brief,« rief Athos. »Das Sigel scheint mir anzudeuten, daß er geöffnet zu werden verdient. Ich meines Theils muß Euch erklären, daß ich mich viel mehr um diesen bekümmere, als um den kleinen Wisch, den Ihr ganz zart in Euren Busen gesteckt habt.«

D'Artagnan erröthete.

»Nun wohl,« sprach der junge Mann, »sehen wir, meine Herren, was Seine Eminenz von mir will.«

D'Artagnan entsiegelte und las:

»Herr d'Artagnan, Garde des Königs, Kompagnie des Essarts, wird diesen Abend um acht Uhr im Palais-Cardinal erwartet.

La Houdinière, Kapitän der Leibwache.«

»Teufel!« rief Athos, »das ist ein Rendezvous, welches viel mehr beunruhigen muß, als das andere.«

»Ich gehe zu dem zweiten, wenn ich von dem ersten zurückkomme,« sprach d'Artagnan. »Das eine soll um sieben, das andere um acht Uhr stattfinden. Ich habe Zeit zu Allem.«

»Hm! ich ginge nicht,« entgegnete Aramis. »Ein galanter Ritter darf bei einem Rendezvous nicht fehlen, das ihm eine Dame gibt. Aber ein kluger Edelmann kann sich entschuldigen und nicht zu seiner Eminenz gehen, besonders wenn er einige Gründe hat, zu glauben, daß man ihn nicht rufe, um ihm Komplimente zu machen.«

»Ich bin der Meinung von Aramis,« fügte Porthos bei.

»Meine Herren,« antwortete d'Artagnan, »ich habe bereits durch Herrn von Cavois eine ähnliche Einladung zu Seiner Eminenz erhalten. Ich vernachläßigte sie, und am andern Tage begegnete mir ein großes Unglück. Constance verschwand. Was auch daraus werden mag, ich gehe in jedem Falle hin.«

 

»Wenn dies Euer fester Entschluß ist, so führt ihn aus,« sprach Athos.

»Aber die Bastille?« sagte Aramis.

»Bah! Ihr werdet mich herausziehen,« erwiderte d'Artagnan.

»Allerdings,« versetzten Aramis und Porthos mit bewundernswürdiger Bestimmtheit, und als ob dies eine ganz einfache Sache wäre. »Allerdings werden wir Dich herausziehen, aber mittlerweile würdet Ihr, da wir übermorgen abreisen, besser daran thun, Euch der Gefahr der Bastille nicht auszusetzen.«

»Thun wir, was in unsern Kräften liegt,« sprach Athos, »verlassen wir ihn diesen Abend nicht. Erwarten wir ihn jeder an einer Thüre des Palastes, je mit drei Musketieren hinter uns. Bemerken wir, daß ein Wagen mit geschlossenem Schlag und von verdächtigem Aussehen herauskommt, so fallen wir darüber her. Es ist schon sehr lange, daß wir keinen Strauß mehr mit den Leibwachen des Herrn Cardinals ausgefochten haben, und Herr von Treville muß uns für todt halten.«

»Ihr seid offenbar zum Heerführer geboren, Athos,« sprach Aramis. »Was sagt Ihr zu diesem Plane, meine Herren?«

»Vortrefflich!« wiederholten die jungen Leute im Chor.

»Gut!« sprach Porthos, »ich laufe nach dem Hotel und benachrichtige unsere Kameraden, damit sie sich auf dem Platze des Palais-Cardinal bereit halten; Ihr laßt mittlerweile die Pferde durch die Bedienten satteln.«

»Ich, was mich betrifft, habe kein Pferd,« entgegnete d'Artagnan, aber ich will eines von Herrn von Treville nehmen.«

»Das ist unnöthig,« versetzte Aramis. »Ihr nehmt eines von den meinigen.«

»Wie viel habt Ihr denn?« fragte d'Artagnan.

»Drei,« antwortete Aramis lächelnd.

»Mein Lieber,« sagte Athos, »Ihr seid sicherlich der bestbezahlte Dichter von Frankreich und Navarra.«

»Hört, mein lieber Aramis, Ihr werdet nicht wissen, was Ihr mit drei Pferden thun sollt? nicht wahr? Ich begreife sogar nicht, warum Ihr drei Pferde gekauft habt.«

»Ich habe auch nur zwei gekauft,« erwiderte Aramis.

»Das dritte ist Euch also vom Himmel zugefallen?«

»Nein, das dritte ist mir diesen Morgen von einem Bedienten ohne Livree zugeführt worden, der mir nicht sagen wollte, wem er gehörte, und mir die Versicherung gab, er habe den Befehl von seinem Gebieter erhalten . . .«

»Oder von seiner Gebieterin,« unterbrach ihn d'Artagnan.

»Das macht nichts zur Sache,« fuhr Aramis erröthend fort, »und der mir die Versicherung gab, sage ich, er habe Befehl von seinem Gebieter oder seiner Gebieterin erhalten, dieses Pferd in meinen Stall zu bringen, ohne zu sagen, woher es käme.«

»Dergleichen begegnet nur einem Dichter,« sprach Athos ernst.

»Nun, wir wollen dieß benützen,« sagte d'Artagnan. »Welches von den zwei Pferden werdet Ihr reiten? Das, welches Ihr gekauft habt oder das, welches man Euch geschenkt hat?«

»Offenbar das, welches man mir geschenkt hat. Ihr begreift, daß ich eine solche Beleidigung . . .«

»Dem unbekannten Geber nicht anthun kann,« versetzte d'Artagnan.

»Oder der geheimnißvollen Geberin,« sprach Athos.

»Das gekaufte ist Euch also unnütz.«

»Beinahe.«

»Ihr habt es selbst ausgewählt?«

»Ja, und zwar mit der größten Sorgfalt. Die Sicherheit des Reiters hängt, wie Ihr wißt, beinahe immer von seinem Pferde ab.«

»Nun wohl, überlaßt es mir um den Preis, den es Euch kostet.«

»Ich wollte es Euch anbieten, mein lieber d'Artagnan, und dabei Euch jede Zeit gönnen, die Ihr nöthig haben könntet, um mir diese Bagatelle zurückzubezahlen.«

»Und wie viel kostet Euch das Pferd?«

»Achthundert Livres.«

»Hier sind vierzig Doppelpistolen, mein Freund,« sprach d'Artagnan und zog diese Summe aus seiner Tasche. »Ich weiß, daß dies die Münze ist, in der man Euch Eure Gedichte bezahlt.«

»Ihr seid also bei Kasse?«

»Reich, sehr reich, mein Lieber!«

Und d'Artagnan ließ in seiner Tasche den Rest seiner Pistolen klingen.

»Schickt Euren Sattel in das Hotel der Musketiere, und man wird Euch Euer Pferd mit den unsrigen hierher führen.«

»Sehr gut, aber es ist bald fünf Uhr, eilen wir!«

Eine Viertelstunde nachher erschien Porthos am Ende der Rue Ferou auf einem prächtigen Rosse. Mousqueton folgte ihm auf einem Auvergner Pferde, das kleiner, aber stark war. Porthos glänzte vor Stolz und Freude.

Zu gleicher Zeit sah man Aramis von dem andern Ende der Straße her auf einem herrlichen englischen Renner; Bazin folgte ihm auf einem Rothschimmel und führte ein kräftiges Mecklenburger Roß am Zügel, das für d'Artagnan bestimmt war.

Die zwei Musketiere begegneten sich vor der Thüre. Athos und d'Artagnan betrachteten dieselben durch das Fenster.

»Teufel!« sagte Aramis, »Ihr habt da ein herrliches Pferd, mein Lieber.«

»Ja,« antwortete Porthos, »es ist das, welches man mir gleich am Anfang schicken sollte. Ein schlechter Spaß des Gemahls hatte es durch ein anderes ersetzt; aber er ist schön dafür bestraft worden, und ich habe vollständige Genugthuung erhalten.«

Grimaud zeigte sich ebenfalls, das Pferd seines Herrn an der Hand haltend; d'Artagnan und Athos kamen herab, schwangen sich neben ihren Gefährten in den Sattel, und nun ritten alle vier nach dem Quai, Athos auf dem Pferde, das er seiner Gattin, Porthos auf dem Pferd, das er der Procuratorin, Aramis auf dem Pferd, das er seiner Geliebten, und d'Artagnan auf dem Pferd, das er seinem guten Glück, der schönsten Geliebten der Welt, zu verdanken hatte. Die Bedienten folgten ihnen. Die Kavalcade brachte, wie dies Porthos vorher gedacht hatte, eine gute Wirkung hervor, und wenn sich Madame Coquenard auf dem Wege von Porthos eingefunden und gesehen hätte, wie vornehm er auf seinem spanischen Rosse aussah, so würde sie den Aderlaß nicht bedauert haben, den sie an der Geldkasse ihres Mannes vorgenommen hatte.

In der Nähe des Louvre begegneten die vier Freunde Herrn von Treville, der von Saint-Germain zurückkam. Er hieß sie stille halten, um ihnen sein Kompliment über ihre Equipirung zu machen, was im Augenblick einige hundert Müßiggänger um sie versammelte.

D'Artagnan benützte diesen Umstand, um mit Herrn von Treville von dem Brief mit dem großen rothen Siegel und dem herzoglichen Wappen zu sprechen. Es versteht sich, daß er von dem andern keine Silbe verlauten ließ.

Herr von Treville billigte seinen Entschluß und versicherte ihn, daß, wenn er am andern Morgen nicht wieder erschienen wäre, er ihn zu finden wissen würde, wo er auch sein möchte.

In diesem Augenblick schlug die Glocke der Samaritaine sechs Uhr. Die vier Freunde entschuldigten sich mit einer Zusammenkunft und nahmen von Herrn von Treville Abschied.

Ein kurzer Galopp brachte sie auf die Straße von Chaillot. Der Tag fing an sich zu neigen. Wagen fuhren hin und her. In einiger Entfernung von seinen Freunden bewacht, senkte d'Artagnan seine Blicke in die Tiefe jedes Wagens. Er gewahrte jedoch kein ihm bekanntes Gesicht.

Endlich, nachdem er eine Viertelstunde gewartet hatte und die Abenddämmerung völlig eingebrochen war, fuhr ein Wagen in starkem Galopp auf der Straße von Sevres herbei. Eine Ahnung sagte d'Artagnan zum Voraus, dieser Wagen müsse die Person enthalten, welche ihn bisher beschieden hatte. Der junge Mann war selbst ganz erstaunt, als er fühlte, wie heftig sein Herz pochte. Beinahe in derselben Sekunde schlüpfte ein Frauenkopf aus dem Kutschenschlage hervor, zwei Finger auf dem Mund, als wollte man Stillschweigen empfehlen oder einen Kuß zusenden. D'Artagnan stieß einen leichten Schrei der Freude aus. Diese Frau oder vielmehr diese Erscheinung – denn der Wagen war mit der Geschwindigkeit einer Vision vorüber gezogen – war Madame Bonacieux.

In unwillkürlichem Drang und trotz der Empfehlung, die an ihn ergangen war, setzte d'Artagnan sein Pferd in Galopp und holte den Wagen mit einigen Sprüngen wieder ein, aber die Scheibe des Kutschenschlages war hermetisch verschlossen und die Erscheinung verschwunden.

D'Artagnan erinnerte sich nun der Worte, die man ihm in dem Billet eingeschärft hatte: »wenn Euch an Eurem eigenen Leben und am Leben der Euch liebenden Personen Etwas liegt, so bleibt unbeweglich, als ob Ihr nichts gesehen hättet.«

Er hielt also stille und zitterte, nicht für sich, sondern für die arme Frau, die sich offenbar einer großen Gefahr ausgesetzt hatte, indem sie ihn hierher beschieden.

Die Kutsche setzte ihren Weg in größter Eile fort, fuhr nach Paris hinein und verschwand.

D'Artagnan war ganz verblüfft auf demselben Platze geblieben und wußte nicht, was er denken sollte. War es Madame Bonacieux und kehrte sie nach Paris zurück, warum dieses flüchtige Rendezvous? warum dieser einfache Austausch eines Blickes? warum dieser zugeworfene Kuß? War sie es dagegen nicht, was immer noch sein konnte, denn das geringe Tageslicht machte einen Irrthum ganz leicht möglich; war sie es nicht, sollte dies dann nicht der Anfang eines Ueberfalls sein, den man gegen ihn mit dem Köder dieser Frau beabsichtigte, da man seine Liebe für dieselbe gar wohl kannte?