Baphomet

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Das Geheimnis des Narren



Der Narr steht sowohl für das Nichts an der Schwelle zum Werden wie auch die grenzenlose Leere des Alls, die am Ende jeder Entwicklung das Sein wieder in sich aufnimmt. Er ist ein Bote reiner, ungefilterter Wahrheit aus dem Zwischenreich zwischen Tod und Geburt. Er ist der schöpferische Wille, der noch keine Absicht, Richtung und Struktur kennt. Er stellt die schöpferische Potenz des in sich selbst ruhenden absoluten Nichts dar. Dieses gebiert die Ur-Idee, deren ideelle Atome sich in der nächsten Karte (I Der Magier) zu geistig-materiellen Verdichtungen gruppieren. Doch dazu bedarf es der kosmischen Dimension der Zeit. Sie ist der Geburtskanal, durch den das zum Leben berufene Geschöpf ausgetrieben wird.



Im Narren liegt auch jene Kraft, die poetisch als göttliches Urvermögen, esoterisch als kosmische Strahlung, physikalisch als elektromagnetische Schwingung und psychoanalytisch als Libido umschrieben wird. Auf der Ebene des Bewusstseins entspricht ihr ein Zustand, der die Gegenwart des Nichts in göttlichen Schauern spürbar werden lässt und gleichzeitig die Sehnsucht nach der Verschmelzung mit der Ewigkeit zum Ausdruck bringt. Dieser Zustand wird beispielsweise in erotischen Gipfelerlebnissen und durch die Erfahrung der Kundalini-Energie im Yoga erlebbar. Die darin wirkende Energie entäußert sich im physischen Schöpfungsakt, was symbolhaft in der Karte des Magiers seinen Ausdruck findet.





Die entschlüsselte Karte



In der Frau, die dem Narren ihr Gesäß aufreizend entgegenstreckt, begegnen wir einer frappierenden Variante der Urmutter. Durch sie kehrt die Menschheit, die sich im letzten Großen Arkanum des Tarots (XXI Das Universum) zu Gott erhebt, in einer Art Endlosschleife zur Erde zurück. Auch diese Phase im Werden des Lebens gehört zum universalen Schöpfungsakt. Der Entwicklungsweg des Lebens verläuft spiralförmig: immer im Kreise, aber dabei in die Höhe und deshalb – im übertragenen Sinne – auch „vorwärts“. So ist auch auf der letzten Karte das Raumschiff, das sich von der zerstörten Erde aus in eine bessere Zukunft erhebt, gleichzeitig das Gesicht der Großen Göttin, durch deren Mund der Mensch wieder zu den Ursprüngen (0 Der Narr) zurückgelangt.

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 Wohin er auch flüchtet, er kommt immer nur bei sich selbst an! Deshalb ist die Mutter überall und in allem, sie ist gleichsam das Alpha und Omega des Menschen.



Der Narr erschießt sich selbst, und zwar bezeichnenderweise an der Schwelle zum Ziel seiner Wünsche. Hier bricht für ihn die geheimnisvolle Tiefe der nebelhaften Ursprünge des Lebens auf, die alles Sein in immer neue Kataklysmen von Zerstörung und Neubildung führt. Trotz der Gebundenheit des Narren an die dunklen Aspekte des kosmischen Geschehens trägt aber nicht er allein den kollektiven Schatten der Menschheit, der die zerstörerische, furchtbare Urgewalt des reinen Seins enthält. Vielmehr ist es eher so, dass sein individuelles Bewusstsein und seine persönliche Existenz – um es in den Worten von Alan Watts zu sagen – nichts weiter sind als ein Gesichtspunkt, den sich eine nicht messbare Größe vorübergehend zu eigen macht.



So rät das Ungeborene dem Helden, wenn es ihm auf der Instinktebene der männlichen Triebnatur begegnet: Blick nicht zurück, denn es sind immer dieselben aus Kain gezeugten Bedürfnisse nach Krieg und Streit, und sie nur anzuschauen wäre schon wieder ein alter Anfang eines immer wieder neuen Verderbens: das einer perversen und sich selbst zerstörenden Welt!





Der Hintergrund

Der Anfang ist das Ende



Wir können nicht wissen, womit ein Entwicklungsvorgang wirklich beginnt. Wir wissen nur, wann er sich das erste Mal für uns zu erkennen gibt. Da wir nicht wissen, was der Anfang ist, dafür aber wissen, was für uns das erste Mal ist, gilt uns das erste Mal immer als der Anfang. Ebenso können wir davon ausgehen, dass das Ende des ersten Mals immer der Anfang des zweiten Mals ist, da jeder neue Anfang im vorigen seinen Keim und Bezugspunkt hat. Das Ende des einen ist also immer der Anfang des anderen. Was wir in jenem erreicht haben, setzt sich in diesem anders fort, bleibt aber dennoch mit seinem Ausgangspunkt verbunden. So befindet sich der Mensch fortwährend zwischen einem Ende als Anfang und einem Anfang als Ende. Wenn er zurückblickt, kann er erkennen, dass durch jedes Ende ein alter Anfang hindurchreicht und sich spiralförmig auf ein neues Ende hin fortbewegt: Nichts ist mehr, wie es einmal war, und trotzdem ist es immer dasselbe. Der spanische Sufi-Meister Muhyîddîn Ibn Arabî sagte: Alles ist im göttlichen Atem enthalten, wie der Tag im Dunst des frühen Morgens.















Die Deutung



Wir begegnen hier dem sich spiralförmig auf ein neues Ende hin bewegenden alten Anfang, einer neuen Seite im Buch des Lebens, deren Inhalt aber immer noch die Vision des Vergangenen transportiert. Je stärker wir im Alten verhaftet sind, desto schmerzhafter muss die dem Narren beschiedene Umwandlung sein, die durch die Karten XIII Der Tod, XV Der Teufel, XVI Der Turm und XX Das Gericht versinnbildlicht wird. Es kann dann dazu kommen, dass wir die Wandlung gar nicht oder nur unvollkommen vollziehen. Womöglich schlägt sich die schwache Psyche klammheimlich auf die Seite des Narren, ohne dass wir wirklich seine Ebene mit unserem ganzen Sein erreicht haben. In diesem Fall – wenn die überkommenen Gefühlsmuster noch nicht gelöscht sind – wirken sich die trümmerhaften Überreste des Alten auf das Neue aus, das in uns entsteht, und hemmen sein Gedeihen. Dann wird das Magnetfeld unseres Bewusstseins nur solche Erfahrungen anziehen, die das Scheitern schon in sich tragen – zumindest so lange, wie wir nicht die alten Muster im Feuer der neuen Erfahrungen restlos verbrannt haben. Erst dann sind wir im Scheitern gleichzeitig erlöst!





Frau



Wenn sich der Narr in seinem negativen Ausdruck als Selbsttäuschung darüber manifestieren kann, was du real erreichen willst oder als Bestreben, jede Auseinandersetzung zu umgehen, dann kann er in seinen positiven Erscheinungsmöglichkeiten die Kraft anzeigen, nach Dingen zu streben, die jenseits der Grenzen des Erfassbaren liegen. Das führt auf der inneren Ebene dazu, dass du dir durch das Erleben von tiefen, versteckten Gefühlen näher kommst und du dich allmählich von einengenden Zwängen befreien kannst. Du bist fähig, tiefer in dich hineinzuspüren, um deine eigenen Wünsche stärker wahrzunehmen, und hast den Wunsch, einen spirituelleren Umgang mit deinen inneren Bedürfnissen zu pflegen. Oft entsteht zwar ein sich Hinwegheben in den Himmel illuminärer Selbstbetäubung, besonders wenn du durch dein irrationales Verhalten der Welt zu entfliehen trachtest. Deshalb ist es für dich wichtig, deine persönlichen Eingebungen in die Wirklichkeit zu integrieren, Inhalte aus dem Unbewussten ans Tageslicht zu heben und dich in die Bedürfnisse deiner Umwelt einzufühlen, damit du in den eigenen Illusionen nicht ständig vor dir davonzulaufen brauchst. Denn erst, wenn du dich selbst aufgegeben hast, kannst du durch Nicht-Tun das große Spiel kontrollieren, das wir uns selbst erdacht haben.



Dies ist ein konstruktiver Ansatz, bei dem sich die schöpferische Potenz des absoluten Nichts in dir zu manifestieren sucht. Die Welt zeigt sich wie durch das Fenster eines Traums, und in diesen Träumen kannst du dich als Teil eines Größeren erfahren, und dieses Größere ist der Traum des Lebens selbst. Dadurch fällt es dir nicht schwer, das Ewige in dir zu spüren, da du dein Ego sowieso nicht rücksichtslos auslebst, sondern den unsichtbaren Schwingungen deiner inneren Stimme nachstellst. Während du mit deiner Sehnsucht verschmilzt, die du auf deine Umwelt projizierst, spiegelt sie dir alles, was deine Gefühle reflektiert, und wenn du akzeptierst, dass diese Bilder nicht die Wirklichkeit spiegeln, sondern nur die Illusionen all deiner traumhaften Erscheinungsbilder, dann bist du in harmonischem Einklang mit ihnen. Unter diesem Einfluss wird es dir vortrefflich gelingen, deinen unbewussten Zielen in den Mitmenschen kreativ zu begegnen.





Umgekehrt



Hier bist du ständig auf der Suche nach dem Unerreichbaren, das du gar nicht wirklich finden willst, weil du ständig in den Tümpeln gründelst, wo sich dir alles Fassbare immer wieder zu entziehen vermag. Dadurch lässt du dich von deinem inneren Sehnen vereinnahmen, die emotionalen Bedürfnisse nur noch auf der höheren Ebene zu leben, weil du mit der Transzendierung der materiellen Wünsche jede Ausrichtung nach weltlichen Zielen aufgibst. Wenn du erkennst, dass du das verzweifelt gesuchte Bild nie erreichen wirst, stehst du mit leeren Händen da. Und weil du nicht gelernt hast, deine Wünsche zu formulieren, sondern deine Ziele immer nur um das herum projizierst, was dich immer weiter von der Realität wegführt, ist das Ende der Geschichte das unerreichbare Bild deines inneren Verlangens, das dir deine Wünsche schon deshalb nicht erfüllen will, damit sie weiterhin Ziel deiner Träume bleiben können.



Der Austausch mit der Umwelt ist von sehr träumerischer Natur, so dass es meist zu Irritationen kommt. Oft scheinst du unter ihrem Einfluss unfähig zu klaren Gedanken zu sein, denn sie lockt aus dir stets irrationale Wünsche und verschwommene Ziele hervor. Andererseits könnte dieses Verhalten aber auch zur Entwicklung deiner höheren Intuition beitragen, falls es dir gelingt, in der „Gedankensuppe“ deiner nebelhaften Sehnsüchte deinen Verdrängungen mystischer und okkult-utopischer Fiktionen zu begegnen, in denen weniger das Detail als vielmehr das Gespür fürs Ganze herausgehoben werden will.

 





Mann



Der Narr steht nicht für ein festes Ziel, auf das du dich hinbewegst. Vielmehr erschafft er sich einen geistigen Raum durch bestimmte Assoziationsfelder, innerhalb derer dein Bewusstsein kreist, denn keiner wird erwarten, dass eine so zart besaitete, unschuldige Seele wie die des Narren in dieser schnöden Welt Erlösung finden will. Es ist der noch ungeoffenbarte Zustand, die ursprüngliche Ganzheit oder der Zustand vor Anbeginn und zeigt an, dass du einen neuen Lebensbereich staunend und ohne feste Erwartungen und oft auch ohne Vorkenntnisse betrittst. Da der Narr aber nicht nur für den Anfang steht, der werden muss, sondern auch für das eingepreiste Ende, das vergehen muss, um neu zu werden, damit es wieder werden kann, um aufs neue zu vergehen, liegt die Zielvorgabe außerhalb der verstandesmäßigen Dualität: Es ist die Antwort auf die Frage nach dem letzten Sinn. Nur die Überschreitung der ihm von der menschlichen Natur gesetzten Grenzen, das Eintauchen in die abgründige Tiefe der mystischen Versenkung kann ihm enthüllen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“.



Wie die Liebe manchmal frei darin ist, das Objekt ihrer Begierde ihrem inneren Bild nachzubilden, so bist auch du frei darin, die Welt im Spiegel deines Willens und deiner Vorstellung neu zu sehen. Du hast die Chance, noch einmal zu beginnen, und diese Chance kann sich in allen Lebensbereichen erfüllen. Psychologisch repräsentiert der Narr den inneren Impuls, in das Unbekannte aufzubrechen; damit folgt er der Sehnsucht seiner Seele, die das Unfassbare als Ausgangslage und zugleich als Zielrichtung in einen neuen Lebenszyklus trägt. Du katapultierst dich in jene Dimension der Freiheit, wo aus dem Chaos ein Kosmos entsteht und infolgedessen du die einzig richtige Strategie der Bewusstwerdung erahnst: Du brauchst dich nicht länger festzuhalten! Du kannst auf dem Weg deines Tuns alles zulassen, denn deine Absicht ist kontrolliertes Nicht-Handeln. Erst wenn du dein Ego nicht mehr wichtig nimmst, kannst du durch Nicht-Tun das große Spiel kontrollieren, das du dir selbst ausgedacht hast. Die Unbeschwertheit des Narren entspricht dem Vertrauen der kindlichen Seele, die sich noch an kosmische Gesetze erinnert und die rationalen Erklärungsmodelle der Welt nicht kennt.





Umgekehrt



Die umgedrehte Karte bedeutet, dass du den neuen Erfahrungsbereich bekämpfst, der dich ins Unbekannte führt. Du stehst am Beginn einer neuen Reise; doch dein gesamtes Wesen ist noch von den alten materiellen Erfahrungen mit ihren funktionalen Handlungsabläufen durchdrungen und das Festhalten an den alten Bildern und den damit verbundenen, vertrauten Lebensumständen kann sich gegen dich wenden. Die tiefere Bedeutung dieser Karte liegt in der Einsicht, dass die gängigen Vorstellungen von Sicherheit und Erfolg und das verkrampfte Festhalten an alten Bildern zum abgestandenen Glanz geworden sind, die dir nicht länger den Schlüssel zu wahrer Erfüllung und Zufriedenheit geben können.



Solange dein kalkulierender, berechnender und vernünftiger Verstand deine nächsten Schritte (scheinbar) kontrolliert, solange kann dir der Narr seine irrationale Seite nicht offen zeigen. Da das Irrationale aber nicht verschwunden ist, nur weil du es nicht zulassen willst, schleicht es sich über äußere Kontakte ein und untergräbt dir damit die längst abgestandene, kontrollierende Sicht. Damit erlebst du die Qualität des Narren nicht im spontanen Fließen der Gefühle und im Öffnen des Herzens, was die Räume deines inneren Erlebens erweitern würde, sondern in einer ängstlichen, lebensvermeidenden Weltflucht, die unterschwellig den ausgrenzenden, die Enge der Sicherheit überwindenden Rausch anzieht und dich in der krampfhaften Verhinderung des Loslassens der Kontrolle in eine trügerische, bewusst aber unerkannte Scheinwelt manövriert. Merke: Über Gott, den du jetzt suchst, brauchst du nicht länger nachzudenken, weil du, statt ihn zu finden, nur dein inneres Finden suchst, das sich im äußeren Suchen findet. Dann leuchten im Universum alle Narren auf, Gott zerbricht und jedes Atom begreift: „Buddha ist Licht, doch sein Name ist Mensch!“





Ausdruck



„Ich werde“





Prinzip



Metamorphose

 Verdrängt Chaos (Alles fließt!)

 Kompensiert Göttliche Führung, universeller Geist





Archetypen



Der über den Wassern schwebende Geist Gottes; Adam vor dem Sündenfall; Parzival, der „Reine Thor“, der im Narrengewand auszog und am Ende seiner langen Suche zum Gralskönig wurde; der stigmatisierte und den Vögeln predigende heilige Franziskus; der Urbuddha (Adi-Buddha); die für ihre hintergründigen Streiche berühmten taoistischen Meister; die sufischen Derwische sowie Thyl Ulenspiegel oder Hans im Glück





Aspekte



Aufhebung der Dualität (die Folge der Ursache ist die Ursache der Folge!), Autismus, Destillation, kosmisches Sein, Metaphysik, Mikrokosmos, mystisches Selbst, Seelenwanderung, Telepathie, Urchaos (die schöpferische Leere, aus der jede Form hervorgeht), das Ur-Ei (Wer war zuerst – das Ei oder die Henne? Bei der Karte 0 Der Narr ist es das Ei, bei das Karte XXI Das Universum die Eier legende Henne!), vor dem Weltanfang, vor der Geburt, vor Sonnenaufgang, Wiedergeburt





Symbole



Bakterien, DNA, Einzeller, LSD, Lymphsystem, Neptunium, Null, Odem des Lebens (Einatmung und Ausatmung), Opium, Regenbogen, Sangraal, Sintflut, Spirale, Taube, Wasser der Lethe (Strom des Vergessens)





Kurzformel



Trieb - Selbstbetäubung, Auflösung, Transparenz (Heimkehr ins Leben und eine neue Dimension auf der Spirale des Ewigen)



Motivation - Selbsterlösung, Einswerden mit Gott (Vereinigungssehnsucht mit dem Ganzen)



Licht - „Verschmelzung mit dem Dharmaleib des Buddha“ (Unschuld und Torheit, idealisierte Wirklichkeit)



Schatten - Auflösung der Wahrnehmung, Rückzug aus der Welt (Apathie, Unentschlossenheit, Unklarheit)



Wer sich immer nach mir sehnt, soll aufbrechen, um mich zu suchen; er wird mich finden

 und mir in die Augen blicken – dort wird er keinen anderen entdecken als sich selbst!



Gott



1

 vgl.

XXI Das Universum: Die entschlüsselte Karte



2

 vgl.

XXI Das Universum: Die Karte



Back to Mother

, Steinlithographie, einfarbig, von H. R. Giger (1986).



Aus: H. R. Giger ARh+. Taschen: Berlin 1991, S. 67.



Die Zeichnung zeigt in der linken oberen Ecke ein Neugeborenes, das aus dem Schoß seiner Mutter schlüpft. Es wird abgenabelt und in das Spannungsfeld der menschlichen Gesellschaft – symbolisiert durch den Tischfußballkasten – gestellt. Dort lernt es, die verlorene Geborgenheit durch Kampf und Härte zu kompensieren. Die Abspaltung aus der ganzen Fülle des Seins – die Geburt – ist der Beginn des Lebensweges als Individuum. Dieses ist gezwungen, sich mit anderen Teilen des Ganzen zu verbinden, um im kurzen Augenblick der Verschmelzung ekstatisch die verlorene eigene Ganzheit wieder zu erfahren. Wir sehen dies bildhaft dargestellt, indem jeder Schuss ins Tor gleichzeitig ein Schwängern der Frau ist. Die Sexualität ist nicht nur ein Mittel der Zeugung und der Lust, sondern in ihr verbirgt sich die metaphysische Absicht, die Spannung unerlöster Sehnsucht weiterzugeben und dadurch die Welt in ewiger Bewegung zu halten.














I DER MAGIER



Der Mensch kann zwar tun, was er will;

 Aber er kann nicht wollen, was er will.



Arthur Schopenhauer





Die Karte



Auf dem Bild ist es die Guillotine, die den Magier mit seiner Zukunft – dem Tod – verbindet, denn in der Personifizierung des Urprinzips männlicher, zeugender Kraft begegnet er, sozusagen Auge in Auge mit dem Leben, unweigerlich auch dem Tod. Das Stirb ist die Grundlage des Werde, eine Dialektik, die durch die chthonischen Ungeheuer in der Kopfaura des Magiers bildhaft dargestellt wird. Sie werden aus der Auflösung des Ichs im Tode geboren. Doch ist er unfähig, dies zu erkennen, weil er die Augen nach oben verdreht. Er verdrängt, dass er die Welt immer nur so sieht, wie er sie sehen will. Damit schützt er sein Ego vor dem Anblick der Wahrheit. Würde er sich selbst ins Auge blicken, müsste er erkennen, dass er nur immer vor sich selbst davonläuft: ist der Tod doch nur das gespiegelte Bild im Spiegel des Bewusstseins, der Gespiegelte aber ist er selbst.

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Kehrt man das Bild um, sieht man im Messer der Guillotine den Tod widerscheinen. Der Tod ist nicht nur das Ende, sond