Night Light

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Z serii: Blutsbundnis #2
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Night Light

Blutsbündnis-Serie Buch 2

Amy Blankenship, RK Melton

Translated by Martina Hillbrand

Copyright © 2012 Amy Blankenship

Deutsche Auflage herausgegeben von TekTime

Übersetzt ins Deutsche von Martina Hillbrand

Alle Rechte vorbehalten.

Kapitel 1

Quinn Wilder sah sich in Warrens Büro um, war sich nicht sicher, ob es eine gute Sache war, herauszufinden, wer hinter den Morden steckte, oder nicht. Der Großteil des Schreiduells war vorbei… oder zumindest hoffte er das. Er schielte hinüber zu Kane, jetzt wo der Vampir dem Raum seinen Rücken zugewandt hatte. Kane hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich selbst zu verteidigen… Michael hatte das für ihn in die Hand genommen und gut gemacht.

Er hätte auf den blonden Vampir wütend sein sollen, und gleichzeitig hätte er sich entschuldigen sollen, aber im Moment war alles, was er für Kane empfand eine merkwürdige Angst und, als Raubtier, gefiel ihm das nicht.

Kane grinste als er aus dem Fenster starrte. Er sollte wirklich aufhören, die Gedanken von anderen Leuten zu lesen. Also die Jaguare und Pumas waren wieder zusammen… na und? Was erwarteten sie von ihm, dass er vor Freude tanzte? Nun, dumme Sache, er war dazu nicht in der Stimmung.

„Die seelenlosen Vampire sind mindestens zehnmal so viele wie wir. Wenn ich mich richtig erinnere, war Devon immer ein aggressiver Kämpfer. Vielleicht sollten wir ihn anrufen und ihn bitten, dass er zurückkommt und hilft“, gab Steven seinen Pfeffer dazu. „So schnell, wie die Vampirarmee wächst, sinken unsere Chancen schnell ins Bodenlose. Wenn wir nicht eine eigene Armee aufstellen, dann können wir genauso gut einpacken und uns, verdammt noch mal, von hier verziehen.“

„Wenn die Familien nicht schon seit so langer Zeit zerstritten wären, würdest du wissen, dass Devon im Moment damit beschäftigt ist, seine zögerliche Partnerin um den halben Globus zu verfolgen“, antwortete Kat Steven, aber sie starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf Quinn, als sie es sagte.

„Der Sarkasmus ist angekommen“, grinste Steven. Sein großer Bruder hatte Kat fuchsteufelswild gemacht, indem er sie entführt hatte. Er schielte hinüber zu Quinn als er sich fragte, wieso sein Bruder nichts darüber gesagt hatte, dass Dean ihnen mit den Vampiren beim Club half. Einen der Gefallenen Engel auf ihrer Seite zu haben, gab ihnen das Recht, damit anzugeben… es sollte nicht geheim gehalten werden.

Er hatte von dem anderen Gefallenen Engel gehört, der geholfen hatte, Devons Partnerin und ihre Freundin zurückzuholen, aber jetzt, wo der mit Devon und den beiden Frauen unterwegs war, war Dean der einzige Trumpf, den sie hatten. „Ich bin auch dafür, Devon zurück nach Hause zu rufen, in der Hoffnung, dass der andere Gefallene Engel… wie hieß er auch wieder?“

„Kriss“, informierte ihn Kat.

„Wenn Kriss mit Devon zurückkommt, dann haben wir auch wieder deutlich bessere Chancen, denn wir haben schon einen der Gefallenen Engel, der bereit ist, uns zu helfen“, beendete Steven sein Statement.

„Und wie meinst du, dass wir sie zurückbekommen sollen?“, fragte Quinn und schielte hinüber zu Warren. „Du weißt, wie die Männer unserer Art reagieren, wenn wir eine Partnerin gefunden haben. Die einzige Möglichkeit, wie wir Devon zurückholen können, ist, wenn seine Partnerin mitkommt.“

„Wie wäre es mit dieser Idee… Sag ihm die Wahrheit“, knurrte Kat und hielt Quinns Blick fest, als er sich umdrehte, um sie anzusehen. Sie hob eine Augenbraue und lächelte dann zufrieden, als er seinen Blick von ihrem losriss.

Quinn zuckte innerlich vor ihrem Spott zurück, aber erwiderte nichts darauf.

Kane nahm eine Zigarette aus seiner Schachtel und zündete sie an. „Ich muss zugeben, die junge Frau unter uns hat recht. Wenn du willst, dass die Kätzchen zurückkommen, musst du sie ködern.“

„Klar“, sagte Michael, versuchte, die Stimmung im Raum aufzuheitern. „Ich stelle einfach eine Schale mit Milch vor die Hintertür und warte dort mit einem Schmetterlingsnetz.“

Kane und Kat grinsten beide, als sie sich bildlich vorstellten, wie Michael im Dunklen mit einem Schmetterlingsnetz dasaß und darauf wartete, dass ein ahnungsloses Kätzchen kam und an der Milchschale schlabberte.

„Kriss muss zurückkommen“, gestand Kat schließlich. „Ich habe ihn kämpfen gesehen, und er geht ab wie eine Rakete. Aber wenn mich meine Menschenkenntnis nicht trügt, dann wird er nicht ohne Tabby zurückkommen.“

„Wie bringst du einen Gefallenen Engel dazu, seinen Schützling alleine zu lassen, und sich einer Kriegspartei anzuschließen?“, fragte Steven.

„Gar nicht“, behauptete Michael. „Die Gefallenen Engel sind dünn gesät. Die einzigen beiden, die ich je getroffen habe, sind Dean und Kriss, und du willst dich mit keinem von beiden anlegen.“ Er schielte hinüber zu Quinn. „Gibt es eine Chance, Dean dazu zu bringen, Kriss zu sagen, dass er seinen Urlaub abbrechen soll?“

Noch weitere Fragen wurden von der Jaguar-Seite des Raums aus gefragt, aber Kane fühlte kalte Schauer auf seiner Haut, als er nicht mehr zuhörte. Er wusste genau, von wem sie sprachen. Wenn Kriss zurückkommen würde… würde Tabatha ihm folgen.

Alle außer Michael zuckten zusammen, als Kane sich plötzlich umdrehte und ihnen sein Gesicht zuwandte.

„Der Krieg hat schon begonnen, also wenn ihr endlich fertig seid, euch zu küssen und zu versöhnen, könnt ihr euch vielleicht der Jagd anschließen.“ Er drückte das Fenster auf und sprang hinaus, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass es im zweiten Stock war. Sein langer, schwarzer Mantel flatterte hinter ihm und sah beinahe aus wie dunkle Flügel, ehe er außer Sichtweite absackte.

Als Kane verschwunden war, verdrehte Michael seine Augen über den dramatischen Abgang seines Freundes und streckte die Hand aus, um das Fenster zu schließen. Alle anderen dachten, dass Kane am Boden gelandet war, aber er konnte ihn über ihnen fühlen, am Dach. Das Treffen war tatsächlich besser verlaufen, als Michael erwartet hatte.

Michael fragte sich, ob Kane überhaupt klar geworden war, was er getan hatte, als er diesen Blutstein tief in Kanes Fleisch hineingedrückt hatte. Als er sein eigenes Handgelenk gebissen und Blut in Kanes Wunde tropfen hatte lassen, hatte er das mit zwei sehr guten Gründen getan. Einmal um die Stichwunde schneller heilen zu lassen, aber der zweite Grund war rein egoistisch gewesen: Mit seinem Blut, das nun in Kanes Adern schwamm, konnte er jede Bewegung seines Freundes verfolgen.

Es ging ihm immer noch auf die Nerven, dass Kane eine ganze Weile in der Stadt gewesen war, und er nichts davon gewusst hatte. Er hatte nicht einmal nach ihm gesucht, weil er gedacht hatte, dass Kane tot war. Wenn er Kane ein wenig früher gefunden hätte… hätte er vielleicht dieses Chaos aufhalten können, ehe es aus Kanes Kontrolle herauswuchs. Aber jetzt, wo er Kane sein Blut gegeben hatte, war es besser als ein Sender. Wenn Kane sich entschied, wegzulaufen… würde er nicht weit kommen.

„Ich verstehe nicht, wieso Kane sich darüber so aufregt, wenn er doch derjenige war, der die ganze Vampir-Explosion erst verursacht hat“, sagte Nick von der Tür her, an die er sich lehnte. Es war ihm egal, dass Michael dabei war, aber sich auf Kane zu verlassen, war eine schlechte Idee. Der Mann schien nicht wirklich stabil zu sein.

„Du bist nur sauer, weil Kane beschlossen hat, nicht der Feind zu sein“, stellte Warren fest, obwohl auch er nicht wirklich glücklich mit Kane war. Aber er würde die Tatsache nicht zur Sprache bringen, dass Kane Quinn auch noch geholfen hatte, seine Schwester zu entführen… nicht bevor er besser wusste, wie es um die mentale Gesundheit des wiederauferstandenen Vampirs tatsächlich stand.

Michael begann, Kane zu verteidigen, aber es gab zu viele Zehen, auf die er treten könnte, und genug Schuldgefühle, die sie umgaben. Er wusste, dass Kane noch immer etwas vor ihm versteckte, und er wollte unbedingt herausfinden, was es war, bevor es seinen Freund innerlich auffraß. Er wünschte sich, dass Kane sich beeilen und endlich erkennen würde, dass er nicht mehr alleine war.

Auf der anderen Seite wusste Michael, dass Kane eine Erfahrung gemacht hatte, deren Schrecken er nie völlig verstehen können würde. Wenn er in derselben Situation landen würde, wusste Michael nicht, ob er seinen Verstand behalten könnte. Kane war von einem seiner besten Freunde betrogen und zu einer ewigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, fast ohne Hoffnung auf ein Entkommen.

Seine Augen richteten sich auf das Fenster, als ihm klar wurde, dass er völlig vergessen hatte, zu fragen: Wie, zum Teufel, war Kane aus dem Grab entkommen?

*****

Kane ging am Dach des Moon Dance auf und ab, seine Hände an seinen Seiten ballten sich abwechselnd zu Fäusten und entspannten sich wieder. Er konnte noch immer den Ausdruck auf Kriss' Gesicht sehen, als er ihn wie einen Müllsack durch die Lagerhalle geschleudert hatte. Er konnte die Gefallenen Engel nicht bekämpfen… niemand hatte eine Chance gegen die Macht, die sie besaßen.

Selbst wenn sie Kriss zur Verstärkung riefen, und Tabatha mit ihm zurückkommen würde, wusste Kane, dass Kriss nicht vorhatte, sie zu teilen. Es geschah nicht oft, aber Kane würde den Blutstein, der in seinem Körper begraben war, darauf verwetten, dass der Gefallene Engel in Tabatha verliebt war. Und wenn das stimmte, dann hatte Kane keine Chance, auch nur in die Nähe seiner Seelenfreundin zu gelangen.

 

Er hatte seine Chance verspielt, und das schmerzte ihn höllisch. Selbst wenn sie keinen Gefallenen Engel auf ihrer Schulter sitzen hätte, würde Tabatha nun nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Was die anderen betraf: ihm war es egal, ob die Formwandler ihn mochten oder nicht. Es ging hier nicht um Beliebtheit.

„Vielleicht ist es besser, wenn sie mich nicht mögen“, flüsterte er, während sein Blick über die Stadt wanderte.

Kane nickte energisch mit dem Kopf und vergrub seine Hände in seinen Taschen. Er würde lange genug bleiben, um die Stadt von dem Vampir-Chaos zu befreien, das er unabsichtlich ausgelöst hatte. Aber wenn das einmal erledigt war, würde er wieder alleine weiterziehen. Auf diese Weise, würde niemand da sein, der sich genug um ihn sorgte, um ihm zu folgen, wenn er sich entschied, abzuhauen.

Der Gedanke machte ihn zappelig.

*****

Trevor bog in Envys Einfahrt und schaltete den Motor ab. Er wollte dringend mit ihr reden und sehen, wie es ihr ging. Vielleicht hatte sie Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was er ihr gesagt hatte… schließlich war es die Wahrheit gewesen.

Als er auf den Gegenstand auf dem Beifahrersitz seines Autos sah, grinste er, bevor er ihn ergriff. Er hatte mit den Jeans, die er Anfang der Woche von Chad 'geborgt' hatte, eine ganze Menge angestellt, und jetzt wollte er sie zurückgeben. Das war seine gute Tat für heute. Hoffentlich war noch niemand wegen seines Sinns für Humor in der Hölle gelandet.

Als er die Jeans auseinander faltete, betrachtete er den Schmutz und das schwarze Motoröl, das überall darauf verschmiert war. Er lachte innerlich, als er wieder seine Handarbeit am Schritt sah. Trevor hatte eine spezielle Ausnahme gemacht und sich in seine Hundegestalt verwandelt, um den Schritt aufzureißen.

Hanna, die alte Katze von Frau Tully, die beschlossen hatte, bei ihm einzuziehen, war tatsächlich näher gekommen und hatte an den Jeans geschnuppert, bevor sie sich umgedreht hatte, ihren Schwanz hochgehoben und die Hosen besprüht hatte, um den Hundegeruch, der daran hing, loszuwerden. Trevor dachte, dass er in seinem ganzen Leben noch nicht so sehr gelacht hatte.

„Perfekt“, flüsterte er.

Er stieg aus dem Auto und näherte sich der Eingangstür, schleuderte die Jeans ins Gebüsch und musste schon wieder beinahe lachen, als sie von den Zweigen rutschten und in einem riesigen Ameisenhaufen landeten. Dies war unbezahlbar.

Nachdem er auf den Klingelknopf gedrückt hatte, schob er seine Hände in seine Hosentaschen und wartete darauf, dass die Tür geöffnet wurde. Als sie endlich nach innen schwang, setzte Trevor eine schuldbewusste Miene auf.

„Hi“, sagte er leise.

Chad seufzte und lehnte sich an den Türrahmen. „Selbst hi, Fremder.“

„Sieh her, ich weiß, ich habe Mist gebaut und ich möchte mit Envy sprechen… oder es zumindest versuchen, wenn du versprichst, die Elektroschockpistole aus ihrer Reichweite zu halten“, erklärte Trevor mit einem leisen Lächeln.

„Das würde ich, aber Envy ist nicht hier“, antwortete Chad als er sich vom Türrahmen weg drückte und sich aufrichtete. Jason hatte Trevors Namen in demselben Satz erwähnt, wie das Wort Stalker, und er hoffte, dass Jason unrecht hatte. „Sie hat sich ein wenig frei genommen und ist mit Tabatha und Kriss unterwegs. Ich weiß nicht genau, wann sie zurückkommen wird.“

Trevor atmete tief ein und nickte, als er erkannte, dass Envys Geruch nicht frisch im Haus war. Wenigstens log Chad nicht, als er sagte, dass sie nicht zu Hause war. „Dann muss ich dich bitten, ihr einige Informationen zu geben.“

„Wie zum Beispiel?“, fragte Chad und sah sehr ernst aus.

„Sie muss sich von Devon Santos fernhalten. Er ist gefährlich und wird sie verletzen“, erklärte er in der Hoffnung, dass er Chad auf seine Seite holen konnte, wenn er auf seine brüderlichen Schutzinstinkte anspielte.

Chad runzelte die Stirn über Trevors Warnung und verschränkte die Arme vor seiner nackten Brust. „So wie du, meinst du?“

Trevors selbstgefällige Einstellung machte einen Sturzflug. „He, was ich gemacht habe, war Teil meiner Arbeit. Ich wollte Envy nicht mit der Gefahr meines Jobs verletzen. Darum habe ich ihr nie gesagt, was ich beruflich mache.“

Er schaute weg und bohrte seine Hände tiefer in seine Taschen, wissend, dass Chad keine Ahnung hatte. Er hoffte dringend, dass Envy nicht alles, was er ihr gesagt hatte, Chad erzählt hatte. Zivilisten brauchten nichts darüber zu wissen, was nachts durch die Straßen geisterte… besonders keine Polizisten.

„Ich habe ihr in jener Nacht, wo ihr mich im Club gefunden habt, gesagt, dass ich als verdeckter Ermittler arbeite, aber ich glaube, sie glaubt mir nicht“, fügte er hinzu und beobachtete Chads Reaktion genau um einen Hinweis darauf zu bekommen, ob er mehr wusste, als er wissen sollte.

Chad seufzte: „Schau, ich weiß, du mochtest meine Schwester, aber sie ist über dich hinweg. Und ich glaube, du solltest das auch probieren. Ich sage es dir nicht nur als Arbeitskollege oder als Freund, ich sage es dir als jemand, der es selbst mitgemacht hat. Lass sie in Ruhe und lass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Deiner guten Absichten zum Trotz glaube ich, dass sie jetzt mit Devon zusammen ist.“

Trevor hob seinen Blick zu Chads Gesicht. „Was?“, fragte er drohend.

„Soweit ich weiß, ist sie mit Devon zusammen“, wiederholte Chad emotionslos.

Trevor fühlte, wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief, drehte sich um und stampfte ohne ein weiteres Wort weg von der Tür. Chad runzelte die Stirn, als er eine Katze durch die Windschutzscheibe von Trevors Auto sah, die sich auf das Armaturenbrett lehnte. Der andere Mann stieg eilig in sein Auto, ließ den Motor aufheulen und fuhr dann rückwärts aus der Einfahrt.

„Jason“, verkündete Chad der Luft, „du hast dich hoffentlich geirrt, als du meintest, dass er ein Stalker ist.“

Chad wusste, dass Envy gemeinsam mit Devon die Stadt verlassen hatte, um mit Kriss und Tabatha auf einen kurzen Urlaub zu fahren. Nachdem Envy ihn schwören hatte lassen, es geheim zu halten, würde er Trevor das nicht sagen. Aber es war sowieso egal, denn es ging Trevor nichts mehr an, was Envy machte.

Chad schüttelte seinen Kopf und drehte sich wieder um, um zurück ins Haus zu gehen, als er etwas Blaues aus dem Augenwinkel sah. Sein Gesicht leuchtete auf, als er seine Jeans sah, die dort am Boden lagen, und er lief hinüber, um sie aufzuheben, und zog eine Grimasse über die Ameisen, die darauf herumkrabbelten.

Seine Freude verflog, als er die vielen Risse sah und seine Augen wurden so groß, dass sie fast aus seinem Gesicht fielen, als er sah, dass der Schritt vollständig herausgerissen worden war.

Chad senkte die Jeans und starrte böse die Straße hinunter. „Hund, ich kriege dich.“

Kapitel 2

Kat war zum Fenster gegangen. Sie wollte so weit wie möglich von Quinn entfernt sein. Sie verdrehte fast die Augen, als sie erkannte, dass ihre Positionsänderung ihn mitten in ihr Sichtfeld gebracht hatte. Sie wünschte sich, dass Envy hier wäre. Sie musste wirklich mit der anderen Frau reden… oder einfach irgendeiner anderen Frau. Es wäre schön gewesen, ein wenig Verstärkung zu haben, in dieser Testosteron-geladenen Unterhaltung.

Als sie sich im Zimmer umsah, erkannte sie, dass nicht alle der wichtigsten Mitglieder der Puma-Familie anwesend waren.

„Wo sind Micah und Alicia?“, fragte Kat, denn sie meinte, dass sie auch dabei sein sollten… bei was immer dies hier war.

Quinn sah Warren mit einem Gesichtsausdruck an, von dem er hoffte, dass der Jaguar ihn lesen konnte, und hinter ihm stehen würde, als er sagte: „Alicia ist im Internat und wir wollen sie nicht in diesen Krieg hineinziehen. Es ist zu gefährlich für Mädchen.“

Kats Gesichtsausdruck wurde noch finsterer und sie sah aus, als wäre sie bereit, den Kopf der Puma-Familie in Stücke zu reißen.

„Und Micah?“, fragte Warren, ehe Kat Zeit hatte, einen Streit über diese letzte Bemerkung vom Zaun zu brechen.

„Nicht erreichbar.“ Der Zorn in Quinns Stimme zog alle Augen neugierig auf ihn. „Wir haben es mehrfach versucht, aber er nimmt sein Handy einfach nicht ab.“

Steven seufzte über Quinns Dickköpfigkeit und unterbrach: „Micah ist seit zwei Wochen verschwunden.“

„Was?“, fragte Warren plötzlich wütend. „Wieso habt ihr uns nicht um Hilfe gebeten?“

„Wegen dem dummen Tagebuch“, spottete Kat. „Offensichtlich hatte er Angst, dass wir nicht damit umgehen können, was darin steht, weil wir so sensibel sind.“

Michael schüttelte seinen Kopf, wissend, dass er wohl den Schiedsrichter spielen würde müssen, bis die beiden Familien ihre Streitigkeiten beigelegt hatten. „Gut, also während wir uns um das Vampir-Problem kümmern, werden wir auch die Augen nach Hinweisen auf Micahs Verschwinden offen halten.“

„Die Logik spricht dafür, dass Micah irgendwann von selbst zurückkommt, wie immer“, meinte Quinn schulterzuckend.

Kat starrte böse aus dem Fenster, immer noch kochend vor Wut. Wie konnte Quinn es wagen, zu sagen, dass Mädchen nicht dabei sein sollten? Sie konnten Alicia aus der Sache heraushalten, wenn sie wollten, und sollten das vielleicht auch tun, denn sie war jünger als alle anderen. Aber wenn sie es wagen sollten, zu versuchen, sie aufzuhalten, dann würden sie ihr blaues Wunder erleben. Das Problem war, dass sie sich jetzt auch noch Sorgen um Micah machte.

Quinn hätte einfach alles andere ignorieren und sie anrufen sollen. Er wusste, dass sie geholfen hätten, ungeachtet aller Streitigkeiten. Na und, dann hatten ihre Väter einander umgebracht… die Sünden der Väter sollten nicht auf die Schultern der Kinder fallen.

Obwohl sie es nicht wusste, stimmte Warren Kat insgeheim zu. Quinn hätte sie anrufen sollen, sobald Micah vermisst wurde. Er war sich der explosiven Streits, die die Brüder miteinander haben konnten, bewusst. Die Meinungsverschiedenheiten endeten normalerweise damit, dass Micah aus dem Zimmer stürmte und mehrere Tage nicht mehr auftauchte… aber nicht Wochen.

Steven und Nick waren über die Jahre miteinander in Kontakt geblieben und Nick hatte ihn über die Puma-Familie auf dem Laufenden gehalten. Wenn Micah und Quinn sich stritten, sagte Micah normalerweise immer Steven Bescheid, wohin er ging, wenn er länger als einen Tag weg war. Dieses Mal hatte Micah keinem von ihnen eine Nachricht hinterlassen, was bedeutete, dass er nicht lange weg sein hatte wollen.

„Nach dem gefährlichen Vampirnest, das Steven und ich in der Kirche gefunden haben, darf niemand heute Nacht alleine weggehen. Wir müssen Zweier-Teams bilden“, sagte Quinn, um vom Thema abzulenken.

Steven hatte ein merkwürdiges Gefühl, als das Bild des Mädchens, das er in jener Nacht gefunden und wieder verloren hatte, in seinem Kopf aufblitzte. „Ich glaube, ich werde heute Nacht dorthin zurückgehen, um sicherzustellen, dass die Kirche noch sauber ist. Es kann sein, dass wir etwas übersehen haben.“

„Ich gehe mit Steven“, bot Nick an, der gerne Zeit mit seinem alten, Streiche spielenden Partner verbringen wollte.

Panik wollte Kat einen Augenblick lang überkommen, als sie im Stillen abzählte. Michael würde zweifellos mit Kane gehen, und außerdem wollte sie sowieso nicht Kane als Partner, denn er war sehr instabil. Damit blieben Warren und Quinn.

„Ich gehe mit Warren“, stellte Kat fest.

„Nein“, korrigierte Warren. „Wir brauchen jemanden, der im Club die Stellung hält.“

„Nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch kämpfen kann“, warnte Kat und spazierte dann ruhig aus dem Zimmer.

Alle Männer im Raum zogen ihre Köpfe zwischen die Schultern, als sie die Tür leise hinter sich schloss.

„Verdammt“, flüsterte Nick. „Ich wünschte mir fast, sie hätte die Tür zugeworfen.“

Steven und Quinn hatten Kat seit ein paar Jahren nicht gesehen, aber sie konnten sich gut an ihr Temperament erinnern. Eine Tür, die sich leise hinter einer wütenden Kat schloss, war zehnmal schlimmer, als wenn sie sie krachend ins Schloss fallen ließ. Sie war wütend… nein, sie war schon weit über das Wütend-Level hinaus. Sie war richtig sauer.

 

„Ich werde Devon anrufen, und ihm erzählen, was passiert“, erklärte Warren und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. Er wollte seinem Bruder das wirklich nicht antun, aber wenn er nicht schleunigst nach Hause kam, dann würde möglicherweise nicht mehr viel von einem Zuhause übrig sein. Während er eine eingespeicherte Nummer wählte, ging er zu einer anderen Tür, die in ein angrenzendes Schlafzimmer führte.

Warren wartete, während das Telefon am anderen Ende der Leitung lange klingelte. Schließlich hörte er, wie jemand den Anruf annahm und einen leisen Fluch, der gleich darauf folgte.

„Was zum Teufel willst du?“, fragte Devon, der verschlafen, aber glücklich klang.

Warren erzählte schnell, was seit der Abreise von Devon und Envy vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden passiert war.

Devon seufzte. „Verdammt, ich verlasse die Stadt und alles geht den Bach hinunter.“

„Ich gebe dir zwei Tage, dann musst du nach Hause kommen“, sagte Warren. „Du musst uns in diesen zwei Tagen auch noch einen Gefallen tun.“

„Was noch?“, fragte Devon, und klang gleich viel wacher.

„Du musst Kriss fragen, ob er uns helfen wird. Sag ihm, dass Dean schon mit an Bord ist, aber wir werden ihn wohl auch brauchen. Wenn es sein muss, bringe Envy dazu, Tabatha zu überzeugen, dass wir Kriss hier brauchen, denn soweit ich das verstanden habe, wird der Gefallene Engel mitkommen, wenn sie zurückkommt.“

„Ich werde sehen, was ich tun kann“, sagte Devon. „Kriss ist komisch. Er hat so seine eigenen Gewohnheiten, wie du weißt.“

Warren nickte. „Erinnert mich an jemand anders, den ich kenne.“

Devon kicherte. „Gut, großer Bruder, aber ich kann nichts versprechen.“

„Wir sehen uns in zwei Tagen“, sagte Warren und legte auf.

*****

Quinn bemerkte Kat in einem der Überwachungsbildschirme an der Wand. Nachdem alle anderen darauf warteten, dass Warren sein Telefongespräch beendete, trat er näher zu dem Monitor, so als langweilte er sich. Langeweile war bestimmt nicht das, was er fühlte, wenn er Kat betrachtete.

Er hatte schon vor Jahren gedacht, dass sie schön war, aber er hatte unterschätzt, wozu sie werden würde. Über die Jahre hatte er Kat aus der Ferne beobachtet. Er hatte sogar Spione angestellt, um hier im Moon Dance zu arbeiten und ihm Bericht zu erstatten… obwohl die letzte Spionin zu einem der Mordopfer geworden war.

Er spannte sich an, als ein Mann geradewegs dorthin ging, wo Kat hinter der Bar stand, und nach ihrem Arm griff. Mit dem perfekten Winkel der Kamera, erkannte Quinn sofort, dass der Typ nicht besonders guter Laune war.

*****

Trevor ging schnellen Schrittes ins Moon Dance, konnte sich nicht wirklich entscheiden, ob er das Lokal in seine Einzelteile zerlegen wollte, oder seine Wut in ein paar Hektoliter Alkohol ertränken. Er hatte versucht, Envy zu kontaktieren, aber sie versteckte sich offensichtlich vor ihm. Tabatha und Kriss schienen ihre Anrufe ebenso wählerisch zu beantworten wie sie. Als er den alles-wissenden Bruder gefragt hatte, wo, zum Teufel, Envy war, hätte er am liebsten Chads Kopf abgerissen, dafür, dass er so vage blieb, was ihren Aufenthaltsort betraf.

Trevor erblickte Kat, die hinter derselben Bar ausschenkte, wo sie immer arbeitete. Er streckte die Hand aus und ergriff ihren Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, aber der Blick, den sie ihm zuschoss, als sie ihren Kopf ruckartig herumdrehte, veranlasste ihn dazu, einen Schritt zurückzumachen und sich zu setzen.

„Der Sonderrabatt bei Elektroschockpistolen ist abgelaufen. Kann ich dir sonst etwas anbieten? Etwa eine lebenslange Mitgliedschaft in einem der anderen Clubs?“ Kat zwinkerte unschuldig mit ihren Wimpern. Als sie ihm endlich in die Augen sah und die Qualen erkannte, die dort herumschwammen, zuckte sie die Schultern. „Tut mir leid, mein eigentliches Ziel ist nicht erreichbar. Was darf's sein?“

Trevor rieb mit den Fingerspitzen seine Schläfen. Er würde verflucht sein, wenn er je das andere Geschlecht verstehen lernen würde. Es war ja nicht so, als würden sie es einem einfach machen. „Ein paar Antworten, wären schön.“

„Wie zum Beispiel?“, fragte Kat.

„Wie, wo sich meine Freundin versteckt.“ Eine Augenbraue hob sich leicht an, als er wartete.

„Deine Freundin? Hast du Envy so schnell ersetzt?“ Kat grinste, als sein Blick tödlich wurde. „Ach, du meinst Envy.“

„Meinst du?“, entgegnete Trevor sarkastisch.

„Alles, was ich weiß, ist, dass deine Ex-Freundin und mein Bruder zu einer Art Hochzeitsreise aufgebrochen sind.“ Kat zuckte die Schultern, wusste, dass dies der Wahrheit näher kam, als Envy dachte.

„Ich dachte, dass sie mit Tabatha und Kriss auf Urlaub ist?“ Trevor fühlte, wie sein Blutdruck gefährlich anstieg, als er sich fragte, ob Chad diesbezüglich gelogen hatte.

Kat schenkte ihm schnell einen Shot Heat ein, hoffte, dass der die Wut zähmen konnte, die in seinen Augen flackerte. „Das ist sie auch. Tabby und Kriss sind mit ihnen gefahren.“ Sie schob das Glas über die Theke und fügte hinzu: „Der geht aufs Haus.“

Als sie zusah, wie er seinen Shot leerte, öffneten sich ihre Lippen leicht, als sie bemerkte, wie das Licht über der Bar die unvergossenen Tränen zeigte, die sich in seinen Augen sammeln wollten.

Verdammt! Sie bereute es sofort, sich so unfreundlich benommen zu haben. Sie wünschte sich, dass Quinn dieselben Gefühle für sie gehabt hätte. Es wäre schön, wenn er irgendeine Emotion für sie zeigen könnte, oder darüber, was er für sie gefühlt hatte. Ja, sie würde sogar damit leben können, wenn Quinn sie einfach abservierte, wenn er wenigstens den Mut hätte, es ihr ins Gesicht zu sagen.

Sie hob ihren Arm und legte sanft eine Hand auf Trevors Schulter, dann fiel ihr eine Möglichkeit ein, ihn abzulenken und gleichzeitig einen Jagdpartner zu bekommen.

Kat lächelte, als die Idee in ihrem Kopf Form annahm. Er hatte sie in jener Nacht gerade heraus einen Jaguar genannt, also hatte er offensichtlich nicht darüber gelogen, dass er ein Agent war, der Paranormales untersuchte. Wenn die Jungs eine Armee wollten, dann war es das Mindeste, was sie tun konnte, zu helfen, einen Rekruten zu finden… nicht wahr?

„Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich werde mich zu einem guten Ziel für die Vampire machen, die die Leichen vor unserer Tür liegen gelassen haben.“ Sie drehte sich um, um auf die andere Seite der Bar zu gehen, aber Trevor ergriff ihr Handgelenk so schnell, dass sie nicht sah, wie er sich bewegte. Sie hob nur eine Augenbraue und schaute auf die sie fesselnde Hand hinunter. „Du solltest mich vielleicht loslassen, es sei denn, du möchtest mir helfen.“

„Meinst du es ernst?“, fragte Trevor.

Er hatte auch schon daran gedacht, dass es vielleicht Vampire waren, aus dem einfachen Grund, dass es dort scheinbar im Moment einen Baby Boom gab… oh, und die kleine Tatsache der halb zerstörten Abdrücke von Fangzähnen. Der Nachteil dabei war, dass er noch nie mit Vampiren zu tun gehabt hatte… nur im Training. Er brauchte einen Grund, so lange hierzubleiben, bis Envy wieder auftauchte, also wieso sollte er nicht mit der Schwester seines Mitbewerbers gemeinsame Sache machen?

Als Kat nickte und ihre Hand langsam wegzog, schüttelte Trevor seinen Kopf, wusste, dass er dies bereuen würde. „Kommen deine Brüder nicht mit dir?“

„Sie gehen auch, aber in andere Richtungen.“ Sie machte einen Schmollmund. „Es scheint, dass niemand mit einem Mädchen zusammenarbeiten wollte.“