Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien

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Istrien und Rom

Für den Verlauf der weiteren Geschichte Istriens müssen wir aber noch einmal kurz auf die ältere Eisenzeit zurückblicken. Bislang war recht anonym von der Bevölkerung gesprochen worden. Aber seit dem 6. Jh. v. Chr. kann man hier von den Istroi oder Histri sprechen. Die älteste Erwähnung stammt von Hekataios von Milet (ca. 560 – 480 v. Chr.), dessen historische und geografische Werke in zahlreichen Fragmenten erhalten sind.

Begrenzt war das histrische Siedlungsgebiet im Norden durch die Veneti, den Iapodes im Nordosten und den Liburni im Süden und Südwesten. Nach Norden hin waren außerdem Grenzen durch die keltischen Carni gesetzt. Zentren der Histrier waren Nesactium (s. S. 104), Mutila (s. S. 110) und Faveria, ein Ort, der bis heute nicht lokalisiert werden konnte.

Der Name Histrier, wie er heute allgemein gebräuchlich ist, muss aber als Sammelname für eine Reihe von Stämmen verstanden werden, die der ältere Plinius (23/4 – 79 n. Chr.) erwähnt. Lokalisiert werden können etwa die Fecusses im Hinterland von Pula und die Rundictes im Norden.

Die Histrier, die vorzugsweise an der Küste lebten, sahen auch in der Piraterie einen überaus lukrativen Erwerbszweig, der vor allem die römischen Seewege bedrohte. So kam es von römischer Seite schon 221 v. Chr. zu den ersten militärischen Operationen.

Der Zweite Punische Krieg (221 – 201 v. Chr.), der für die Römer nicht immer glücklich verlief, band deren Kräfte im Konflikt mit Hannibal. Wichtige Positionen in Oberitalien gingen in dieser Zeit verloren, sodass Rom sich erneut in den ersten zwei Jahrzehnten des 2. Jhs. v. Chr. auf die oberitalischen Regionen konzentrieren musste.

Ein wichtiger Baustein in der römischen Politik war die Anlage von Kolonien. Besonders die Gründung Aquileias im Jahr 181 v. Chr. darf dahin gehend verstanden werden, dass man von hier aus Einfluss auf das heutige Istrien, das damalige Illyricum, nehmen wollte. Es galt nach wie vor, der Piraterie Einhalt zu gebieten. In den Jahren 178 – 177 v. Chr. kam es zu dem aus römischer Sicht unvermeidbaren Krieg gegen die Histrier, der mit dem Sieg Roms endete. Als Siegesprämie kassierte Rom etwa ein Drittel der Istrischen Halbinsel. Dabei handelte es sich vorzugsweise um die Küstenregion und die fruchtbaren Täler. Die einheimische Bevölkerung wurde in das Hochland abgedrängt.

Nach der Niederschlagung eines histrischen Aufstandes im Jahr 129 v. Chr. setzte eine nachhaltige Romanisierung ein. Die endgültige Befriedung Istriens sollte aber noch bis in die Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) dauern. In der spätrepublikanischen Zeit gehörte Istrien zur Provinz Illyricum, die zusammen mit der Provinz Gallia Cisalpina verwaltet wurde.

Diese Zuordnung sollte für die Provinz unruhige Zeiten bringen. Ab 58 v. Chr. unterstanden Gallia Transalpina, Gallia Cisalpina und Illyricum nämlich C. Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) in seiner Funktion als Prokonsul. Aufgrund der damit verbundenen Amtsgewalt konnte er in Gallien einen Eroberungskrieg führen, der allerdings vom Prokonsul der römischen Öffentlichkeit zunächst als Schutz gegen barbarische Invasionen deklariert wurde. Der Senat fürchtete aber, Caesar könne durch seine militärischen Erfolge innenpolitisch zu mächtig werden. Daher betrieb man eine Politik, die im Jahr 49 v. Chr. zum Bürgerkrieg führte. Die Provinz Illyricum war zwischen den Anhängern Caesars und der Senatspartei, vertreten durch Cn. Pompejus Magnus (106 – 48 v. Chr.), zweigeteilt. Daher wurde auch Istrien zum Schlachtfeld der Bürgerkriegsparteien. Nach dem Ende des Konfliktes, der Caesar als Sieger sah, wurde Istrien noch ein Stück römischer: Eine Reihe der vom Krieg getroffenen Orte wurde zu coloniae, so z. B. Pula (s. S. 84).

Nachdem Caesar im Jahr 44 v. Chr. ermordet worden war, brach erneut ein Bürgerkrieg aus. Dieser Konflikt, der zwischen wechselnden Parteien ausgetragen wurde, endete schließlich im Jahr 30 v. Chr. mit dem Sieg Octavians, des späteren Augustus.

Einige Jahre nach seinem Sieg führte Augustus eine Verwaltungsreform durch, die Italien in zehn Regionen gliederte. Istrien kam dabei zur Regio × Venetia et Histria. Mit dieser Zuweisung boten sich der Region Entwicklungsmöglichkeiten, die in den Provinzen nicht vorhanden waren.

Vor allem die Nachbarschaft zu Aquileia war es, die das Wirtschaftsleben Istriens beeinflusste. Aber es entstanden auch zahlreiche Häfen, die die Region mit dem Handelsnetz des Imperiums verknüpften. Dazu zählen das heute in Italien liegende Triest (s. S. 24), das slowenische Koper (s. S. 33) oder die kroatischen Orte Umag (s. S. 42), Novigrad (s. S. 44) und Rovinj (s. S. 67). Es entwickelte sich einiger Wohlstand, der vor allem auf der Landwirtschaft beruhte. Die wichtigsten Produkte waren dabei Wein und Öl. Deren Rolle wird heute in einer eigenen Ausstellung in den Substruktionen des Amphitheaters von Pula dargestellt.

Die Quellen überliefern für Istrien große Landgüter der römischen Oberschicht bis hin zur kaiserlichen Familie, so etwa die Güter des aus dem illyrisch-dalmatischen Raum stammenden M. Vipsanius Agrippa (64/63 – 12 v. Chr.), der nicht nur Freund, sondern auch Schwiegersohn des Augustus war, und dessen Vertrauten Maecenas (um 70 – 8 v. Chr.). Die Bedeutung Istriens für die Reichen Roms lässt sich besonders an der Zahl der gefundenen villae maritimae verdeutlichen. Allein am kroatischen Teil der Westküste wurden sechs Fundstellen mit teilweise mehreren Villenanlagen ausgegraben (s. S. 98).

Das Ende der Antike

Im Laufe der Kaiserzeit durchlebte Istrien die gleichen kleinen und großen Katastrophen, aber auch die glücklichen Zeiten Italiens. Die veränderte Weltlage hatte schon im 3. Jh. n. Chr. zeitweise dazu geführt, dass das Imperium zugunsten einer besseren militärischen und zivilen Verwaltung geteilt wurde. Auch Kaiser Theodosius I. (reg. 379 – 395 n. Chr.) regierte ein Reich, das sowohl innen- als auch außenpolitisch vor großen Problemen stand. Aus diesem Grund teilte er auf seinem Sterbebett das Imperium unter seinen Söhnen Arcadius und Honorius auf. Die Grenzlinie durchzog das Mittelmeer westlich der Kyrenaika in Afrika und durchschnitt die Balkanprovinzen. Istrien verblieb zunächst unter der Herrschaft des weströmischen Kaisers, beginnend mit Honorius. Später geriet es in den Einflussbereich Ostroms. Damit war das Ende der Antike eingeleitet.

Das 5. Jh. n. Chr. war eine Zeit des Umbruchs. Alte Traditionen mussten aufgegeben werden: Rom verlor seinen Status als Regierungssitz; Ravenna wurde 404 n. Chr. zur Hauptstadt.

Großen Anteil am Umbruch der antiken Welt hatte die „Völkerwanderung“. Unter den „barbarischen Völkern“ fanden sich auch die Ostgoten, die nach 453 n. Chr. in Pannonien, also in unmittelbarer Nachbarschaft zur oströmischen Provinz Dacia, siedelten und so zur unmittelbaren Gefahr für Ostrom werden sollten. Schon bald plünderten sie unter der Führung Theoderichs den Balkan.

Ein ganz anderes Problem hatte sich in Italien entwickelt. Im Jahr 476 n. Chr. hatte Odoaker, ein germanischer Heerführer, den letzten weströmischen Kaiser, Romulus Augustulus, abgesetzt und sich zum Herrn Italiens aufgeschwungen.

Beide Probleme konnte man in Konstantinopel nicht tolerieren und suchte nach einer Lösung. Kaiser Zenon (reg. 474 – 475, 476 – 491 n. Chr.) ging nach der Devise vor, den Feind seines Feindes zum Freund zu machen: Theoderich wurde 488 n. Chr. zum magister militium und patricius Italiae ernannt. In dieser Funktion konnte er kaum noch im Reichsgebiet plündern und zum anderen musste er das lästige Problem mit Odoaker beseitigen.

Konstantinopel hatte sich allerdings gründlich geirrt, was die Pläne Theoderichs anging. Dieser schuf das Ostgotenreich und nahm den Königstitel an (reg. 493 – 526 n. Chr.). Das Reich umfasste ganz Italien, das heutige Kroatien und weite Teile des Balkans. Für Istrien bedeutete dies eine enge Verbindung zu den oberitalischen Zentren wie Ravenna und Aquileia.

Frühmittelalter – Byzantiner, Franken und Slawen

Den Ostgoten gelang es, bis ins Jahr 553 ihre Herrschaft zu behalten. Die Ursachen für den Untergang des Ostgotenreiches in Italien waren vielfältig und überwiegend auf die Ostgoten selbst zurückzuführen. Die Nachfolge Theoderichs stand auf schwachen Füßen, weil sein Enkel Athalarich unmündig war und seine Mutter Amalsuntha die Regentschaft ausübte. Als dieser 534 starb, setzte Amalsuntha Theodad als Mitregenten ein, der nichts Eiligeres zu tun hatte, als sie ermorden zu lassen. Er leitete damit eine Phase der Instabilität ein.

Ein anderes Problem bestand darin, dass die Ostgoten nur einen kleinen Teil der Bevölkerung Italiens ausmachten und auch wenig Interesse daran zeigten, auf die einheimische (römische) Bevölkerung zuzugehen. So hatte Theoderich etwa ein Heiratsverbot zwischen dem eigenen Volk der Goten und den Römern erlassen. Trennend war aber auch die Konfession. Auf der einen Seite standen die Goten als Arianer, auf der anderen die Römer mit ihrem katholischen Bekenntnis.

 

Konstantinopel hatte diese Situation längst erkannt und ein Kaiser mit der Tatkraft Justinians (reg. 527 – 565), der von einer Wiederherstellung des Römischen Reiches in seinen alten Grenzen träumte, nutzte die Lage aus. In langen, heftigen Kriegen (535 – 553) konnte Ostrom weite Teile Italiens zurückgewinnen, so auch Istrien.

Die byzantinische Renaissance – wenn man zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon von einem Byzantinischen Reich sprechen darf – fand ihren deutlichsten Ausdruck in zahlreichen Kirchenbauten in Istrien. Ein bedeutendes Beispiel ist etwa die Euphrasius-Basilika zu Poreč (s. S. 50).

Die Macht des Byzantinischen Reiches war gegen Ende des 6. Jhs. aber so geschwächt, dass die Langobarden 568 nach Istrien eindringen konnten. Weitaus problematischer war jedoch das Vordringen der Slawen und Awaren in das Byzantinische Reich. Dies zeigt die Belagerung Konstantinopels im Jahr 626, auch wenn diese nicht erfolgreich war.

Der byzantinische Kaiser Mauricus (reg. 582 – 602) erkannte, dass sein Reich einer grundlegenden Reform bedurfte. Für seine Territorien in Nordafrika und Italien, die er wohl als besonders gefährdet ansah, führte er eine neue Verwaltungsstruktur ein: das Exarchat. Der Amtsinhaber, der den Titel exarchos oder patricius et exarchus trug, war der direkte Vertreter des Kaisers und verfügte daher über umfassende Vollmachten. Dazu gehörten die Verwaltung, die Verteidigung, aber auch der Einfluss auf die Kirchenpolitik.

Die früheste Erwähnung des Exarchats von Ravenna, das in unserem Kontext eine wichtige Rolle spielt, fällt in das Jahr 584. Sowohl die ständigen Auseinandersetzungen mit den Langobarden als auch die Fokussierung auf eigene Interessen schwächten im 7. und 8. Jh. die Macht des Exarchen. Außerdem verlagerten sich die Interessen des byzantinischen Kaisers nach Süditalien. Im Jahr 751 eroberten die Langobarden schließlich Ravenna, was gleichbedeutend war mit dem Ende des Exarchats. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf Istrien, das ebenfalls langobardisch wurde.

Im Laufe des 8. Jhs. trat jedoch eine gänzlich neue Situation ein: Karl der Große (reg. 768 – 814) hatte 773/4 das Reich der Langobarden in Italien und den angrenzenden Gebieten erobert, nachdem er vom Papst um Hilfe gebeten worden war. Damit ergab sich ein Konfliktpotential zu den Awaren, die nun fränkisches Reichsgebiet bedrohten. In mehreren Feldzügen zwischen 791 und 796 konnte Karl die Awaren schlagen. Große Teile der von ihnen besiedelten Gebiete, so Istrien, gerieten unter fränkische Herrschaft. Organisatorisch gehörte Istrien ab 803 zur fränkischen Mark Friaul. Bedeutend für die weitere Geschichte Istriens sollten die Jahre 827 bis 829 sein, weil zunächst das Patriarchat von Aquileia die kirchliche Gewalt über Istrien erhielt und zum anderen die alte Mark Friaul aufgelöst wurde. Ersetzt wurde sie durch die Mark Aquileia.

Die Kaiserkrönung Karls zu Weihnachten 800 provozierte einen Konflikt mit Byzanz, das seinen Herrschaftsanspruch gefährdet sah. Erst im Vertrag von Aachen, der 812 geschlossen wurde, erkannte der byzantinische Kaiser Michael I. (reg. 811 – 813) Karl als Kaiser an. Dies kostete den Franken allerdings Venetien, Istrien und Dalmatien.

An der Zugehörigkeit Istriens zur Mark Aquileia sollte sich bis zur Schwelle vom Frühmittalter bis zum Hochmittelalter nichts ändern. Otto I. (ab 936 König und von 962 – 973 Kaiser) vergab die Mark im Jahr 952 an das durch seinen jüngeren Bruder Heinrich I. von 948 bis 955 regierte Herzogtum Baiern. Die heutige Schreibweise Bayerns wurde erst im 19. Jh. eingeführt. Dies war ein großer Vertrauensbeweis Ottos, hatte doch sein Bruder mehrfach versucht, die Macht im Reich an sich zu reißen und ihn zuletzt 941 sogar zu ermorden.

Auch der Nachfolger Heinrichs I., Heinrich II. – der Zänker (nomen est omen) – (reg. 955 – 976; 985 – 995) suchte den Konflikt mit dem Kaiser. Als Resultat seiner Bestrebungen wurde sein Herzogtum Baiern zerschlagen; u. a. entstand nun das Herzogtum Kärnten, das im Spätmittelalter für die istrische Geschichte eine wichtige Rolle spielen sollte.

Vom Hochmittelalter bis zu Neuzeit

Unter Heinrich III. (König 1039 – 1056, Römisch-Deutscher Kaiser 1046 – 1056) wurden die Marken neu geordnet. Dabei kam es zur Abtrennung Istriens von Friaul. Diese neue Mark bestand bis 1208 und wurde durch verschiedene deutsche Adelsgeschlechter regiert, die aber teilweise kaum ihre Macht ausübten. In diesem Jahr kassierte Otto IV. (1198 – 1218) die Mark und vergab sie an Herzog Ludwig von Baiern, der sie an das Patriarchat von Aquileia übertrug.

In unserem historischen Überblick fehlt bisher eine der bedeutendsten Mächte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die auch in Istrien eine überaus wichtige Rolle spielte: Venedig. Um diese Macht zu verstehen, bedarf es eines kurzen Rückblicks in die Geschichte des frühen Mittelalters.

In der ersten Hälfte des 7. Jhs. hatten die Langobarden ihr Herrschaftsgebiet auf die noch zum Byzantinischen Reich gehörenden Küstenregionen der nördlichen Adria ausgedehnt. Kirchliche und weltliche Eliten sowie ein großer Teil der Bevölkerung aus den eroberten Gebieten zogen sich auf die Inseln der Lagune zurück und gründeten neue Siedlungen, die weiterhin unter byzantinischer Herrschaft standen. Insofern waren diese Siedlungen, aus denen Venedig entstehen sollte, auch nicht von den Auseinandersetzungen des 8. und 9. Jhs. abgekoppelt. Anders als viele andere Städte sollte Venedig aber davon profitieren. Spätestens im frühen 10. Jh. hatte die Stadt ihre Unabhängigkeit von Byzanz erreicht und richtete nun auch ihre Politik neu aus: Man wandte sich dem Seehandel zu und verstand sich dabei als Mittler zwischen Abend- und Morgenland.

Der Seehandel war es aber auch, der Venedig dazu zwang, seine Handelsrouten zu sichern, indem man entlang der Küsten Stützpunkte anlegte. Oft genug gelang dies nur mit Gewalt. Sichere Häfen waren nötig, weil die mittelalterliche Seefahrt küstengebunden war und die Schiffe der Venezianer überwiegend Galeeren waren, welche für die vielen Menschen an Bord weder ausreichend Proviant noch Wasser mit sich führen konnten.

Spätestens nach der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die Kreuzritter war Venedig zur dominierenden Macht des Mittelmeers geworden, der nur noch durch die Republik Genua Konkurrenz erwuchs. Für Istrien bedeutete der Aufstieg Venedigs eine sukzessive Eroberung der Städte entlang der Küste.

Venedigs Versuche, auch Inneristrien vollständig zu erobern, scheiterten, weil um die Mitte des 14. Jhs. das Haus Habsburg langsam mit dem Territorialerwerb in Istrien begann. Ein wichtiger Baustein war dabei die Übernahme Pazins von den Grafen von Görtz und der Einrichtung der Grafschaft Mitterburg (s. S. 136). Die habsburgische Macht wuchs, als im Jahr 1527 das kroatische Parlament – ein Königreich Kroatien war im 9. Jh. im dalmatinischen Raum entstanden – dem Haus Habsburg die kroatische Königskrone anbot. Als Grund dafür darf man sicher annehmen, dass die Kroaten sich durch ihren neuen Herrscher Schutz vor den immer wieder angreifenden Türken erhofften, die seit der Eroberung Konstantinopels versuchten, das christliche Abendland ihrem Reich zuzufügen.

Natürlich waren die Habsburger bestrebt, ihren Besitz auf die venezianischen Küstenregionen auszudehnen. Dies gelang aber nicht. Im späten 18. Jh. sollte für Istrien zunächst eine wechselvolle Geschichtsphase beginnen, die ihren Ausgangspunkt in der Französischen Revolution nahm. Die europäischen Großmächte – allen voran Österreich – sahen in der Republik eine Gefährdung des eigenen Status und hatten Frankreich den Krieg erklärt. Im „Ersten Koalitionskrieg“ (1792 – 1797) gelang es General Bonaparte mit seinem Italienfeldzug die Österreicher schwer zu treffen, weil er Oberitalien erobern konnte. Im Frieden von Campo Formio, einem Ort in Venezien, musste Österreich seine Besitzungen am linken Rheinufer an Frankreich abtreten, erhielt aber dafür Territorien in Italien, u. a. auch das Gebiet der Republik Venedig, die damit 1797 unterging. So kam ganz Istrien an das Haus Habsburg. Diese Situation war aber keineswegs stabil. Nach dem „Dritten Koalitionskrieg“ verlor Österreich im Frieden von Preßburg (1805) alle italienischen Besitzungen. Diese wurden dem inzwischen entstandenen Königreich Italien zugeschlagen und man schuf ganz nach französischem Muster ein Département Istrien mit der Hauptstadt Koper. Bald darauf – im Jahr 1809 – entstand die Illyrische Provinz, die aus Teilen Kärntens und Sloweniens, Triest, Istrien und Dalmatien zusammengefügt wurde.

Nach Napoleons katastrophaler Niederlage in Russland (1812) setzte auf breiter Front der Widerstand gegen Frankreich ein. In den Befreiungskriegen (1813 – 1815) gelang es Österreich, die ehemaligen Gebiete in Italien, so auch Istrien, zurückzuerobern. Dieser Status wurde durch den Wiener Kongress (1815) bestätigt.

Um die Mitte des 19. Jhs. entwickelte sich Istrien nachhaltig. Militärgarnisonen wurden angelegt, die Industrialisierung setzte ein und viele Orte dienten der besseren Gesellschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie als Sommerdomizil. Ein besonderes Beispiel dafür ist Opatija, an der Ostküste der Istrischen Halbinsel gelegen. Noch heute prägen Bauwerke des Historismus und des Jugendstils sowie prächtige Parkanlagen das Bild der Stadt. Auch den Status eines „touristischen Hotspots“ in Istrien konnte der Ort bewahren; in den Sommermonaten wird es schwierig, ohne Reservierung ein Hotelzimmer zu bekommen.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden auch für Istrien die Karten neu gemischt. Während des ersten Kriegsjahres hatte keine der Konfliktparteien – vor allem im Westen – wirklich Erfolge erzielen können. Daher versuchte man von Seiten der Alliierten, also im Wesentlichen Großbritannien und Frankreich, neue Bündnispartner zu gewinnen. Im Frühjahr 1915 überredeten sie das Königreich Italien zum Kriegseintritt und versprachen dafür die österreichischen Gebiete, u. a. auch Triest und Istrien.

Über einzelne Kriegsaktionen zu berichten, wäre fehl am Platze. Wichtiger sind vielmehr die Ergebnisse des Krieges. Wie 1915 versprochen, erhielt Italien im Vertrag von Saint Germain-en-Laye (1919) die uns hier interessierenden Gebiete. Abgesichert wurde dies noch im Vertrag von Rapallo (1920), der die Grenzziehung zwischen Italien und dem 1918 gegründeten Königreich Jugoslawien regelte.

Als im Jahr 1922 Mussolini und damit der Faschismus in Italien an die Macht kam, sollten für die territorialen Neuerwerbungen große Probleme auftauchen. Mussolini wollte einen durch und durch italienischen Staat; dazu dienten Zwangsmaßnahmen. In Istrien und auch in Dalmatien – Gleiches gilt ebenso für das deutschsprachige Südtirol – wurden massiv Italiener angesiedelt und gegenüber der ansässigen Bevölkerung repressiv vorgegangen.

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurde der Balkan erneut zum Kriegsschauplatz. Das Dritte Reich wurde in die Interessen des faschistischen Italiens hineingezogen, musste schließlich in Jugoslawien und anderen Balkanstaaten eingreifen. Mit dem Sturz Mussolinis und der Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich 1943 wurde Italien plötzlich zu Feindesland, so auch das italienische Istrien.

Ohnehin schon durch alliierte Luftangriffe an vielen Orten schwer getroffen, verschlechterte sich die Situation. Der Krieg forderte Opfer.

Nach der deutschen Kapitulation 1945 entstand die Sozialistische Republik Jugoslawien. Im Friedensvertrag von Paris im Jahr 1947 fiel Istrien an Jugoslawien, das in Teilrepubliken organisiert war. Das Gebiet um Koper und Portorož, heute ein Ortsteil von Piran, ging an Slowenien, während der südliche Teil Istriens zur Teilrepublik Kroatien kam. Ein Sonderfall stellte die Region um Triest dar. Hier hatte man 1947 das Territorium in zwei Zonen aufgeteilt: Die Zone A umfasste die Stadt und den Hafen Triest, die unter Verwaltung eines UN-Hochkommissars standen. Italien und Jugoslawien konnten sich aber erst 1954 über die Aufteilung einigen und es sollte noch bis 1975 dauern, bis alle Probleme geklärt waren. Im Vertrag von Osimo, einer Kleinstadt in der italienischen Provinz Ancona, wurde die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien endgültig festgelegt.

Die Gewaltausbrüche der faschistischen Zeit führten dazu, dass nach der Gründung der Sozialistischen Republik Jugoslawien in großem Umfang Istrianer italienischen Ursprungs vertrieben wurden. Diese Auswirkungen kann man noch heute in einigen Ortschaften Istriens beobachten. Leere Fenster geben Zeugnis davon (s. S. 129).

 

Die vergleichsweise liberale Politik Marschall Titos, der von 1945 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 den Staat lenkte, vermochte es nur, die Gegensätze und Probleme im Vielvölkerstaat Jugoslawien zu überdecken, nicht aber zu lösen. Nationalistische Bestrebungen führten zum Zerfall der Republik und schließlich 1990/1991 zum Entstehen der Staaten Kroatien und Slowenien, die in diesem Kontext relevant sind. Mit den Grausamkeiten dieses Krieges werden wir noch heute konfrontiert. Zwar sind die meisten Kriegsschäden längst ausgebessert, doch in den Köpfen der Menschen haben sich die Erinnerungen gehalten und verblassen nur langsam.