Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V...

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In Freiheit kam und augenblicks hieher

Zu Eurer Hoheit lief. Nun fleh' ich Euch,

Mir völlige Vergeltung zu gewähren

Für diese Kränkung und unwürd'ge Schmach.

ANGELO.

Mein Fürst, fürwahr, so weit bezeug' ich's ihm,

Er speiste nicht zu Haus, man sperrt' ihn aus.

HERZOG.

Doch, gabst du ihm die Kette, oder nicht?

ANGELO.

Ich gab sie ihm; und als er hier hinein lief,

Sah'n alle noch die Kett' an seinem Hals.

KAUFMANN.

Zudem versichr' ich: hier mit eignen Ohren

Hört' ich Euch eingestehn der Kett' Empfang,

Nachdem Ihr's auf dem Markt erst abgeleugnet,

Und deshalb zog ich gegen Euch den Degen.

Darauf verbargt Ihr Euch in der Abtei,

Aus der Ihr, scheint mir's, durch ein Wunder kamt.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Niemals betrat ich diesen Klosterhof,

Noch zogst du je den Degen gegen mich.

Die Kette sah ich nie, so helf' mir Gott!

Und falsch ist alles, des ihr mich beschuldigt.

HERZOG.

Ei, was ist dies für ein verwirrter Handel!

Ich glaub', ihr alle trankt aus Circes Becher.

Verschloßt ihr ihn im Kloster, wär' er drin;

Wär' er verrückt, er spräche nicht so ruhig;

Ihr sagt, er aß daheim; der Goldschmied hier

Spricht dem entgegen: – Bursche, was sagst du?

DROMIO VON EPHESUS.

Mein Fürst, er aß mit der im Stachelschwein.

KURTISANE.

Er tat's und riß vom Finger mir den Ring.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

's ist wahr, mein Fürst, ich hab' den Ring von ihr.

HERZOG.

Sahst du's mit an, wie er ins Kloster ging?

KURTISANE.

Ja, Herr, so wahr ich Eure Hoheit sehe.

HERZOG.

Nun, das ist seltsam! Ruft mir die Äbtissin;

Ihr alle seid verwirrt, wo nicht verrückt.

Einer von des Herzogs Gefolge geht in die Abtei.

ÄGEON.

Erhabner Herzog, gönnt mir jetzt ein Wort!

Ich fand zum Glück den Freund, der mich erlöst

Und zahlt die Summe, die mir Freiheit schafft.

HERZOG.

Sprich offen, Syrakuser, was du willst.

ÄGEON.

Herr, ist Eu'r Name nicht Antipholus?

Heißt dieser Sklav', an Euern Dienst gebunden,

Nicht Dromio?

DROMIO VON EPHESUS.

Ja, gewiß, ich war gebunden:

Allein Gott Lob! er biß das Band entzwei;

Nun bin ich Dromio, sein entbundner Diener.

ÄGEON.

Ich weiß, ihr beid' erinnert euch noch mein!

DROMIO VON EPHESUS.

An uns sind wir durch Euch erinnert, Herr,

Denn jüngst noch waren wir gleich Euch gebunden.

Hat Zwick Euch in der Kur? Ich will nicht hoffen.

ÄGEON.

Was tut Ihr denn so fremd? Ihr kennt mich wohl!

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Ich sah Euch nie im Leben, Herr, bis jetzt.

ÄGEON.

Oh! Gram hat mich gewelkt, seit Ihr mich saht,

Und Sorg' und die entstell'nde Hand der Zeit

Schrieb fremde Furchen in mein Angesicht.

Doch sag mir, kennst du meine Stimme nicht?

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Auch diese nicht.

ÄGEON.

Du auch nicht, Dromio?

DROMIO VON EPHESUS.

Nein, in der Tat nicht, Herr.

ÄGEON.

Ich weiß, du kennst sie.

DROMIO VON EPHESUS.

Ich, Herr? Ich weiß gewiß, ich kenne

Euch nicht. Und was jemand auch immer leugnen mag,

Ihr seid jetzt verbunden, ihm zu glauben.

ÄGEON.

Auch nicht die Stimm'? O Allgewalt der Zeit!

Lähmst und entnervst du so die arme Zunge

In sieben kurzen Jahren, daß mein Sohn

Nicht meines Grams verstimmten Laut mehr kennt?

Ward gleich mein runzlig Angesicht umhüllt

Vom flock'gen Schnee des saftverzehr'nden Winters;

Erstarrten gleich die Adern meines Bluts,

Doch hat die Nacht des Lebens noch Gedächtnis,

Mein fast erloschnes Licht noch matten Schein,

Mein halbbetäubtes Ohr vernimmt noch Töne,

Und all die alten Zeugen trügen nicht

Und nennen dich mein Kind Antipholus!

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Nie sah ich meinen Vater, seit ich lebe!

ÄGEON.

Du weißt doch, Sohn, es sind jetzt sieben Jahr

Seit du wegzogst von Syrakus; vielleicht

Schämst du dich, mich im Elend zu erkennen?

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Der Herzog, und wer in der Stadt mich kennt,

Kann mir bestät'gen, daß es so nicht ist;

Nie sah ich Syrakus in meinem Leben.

HERZOG.

Ich sag' dir, Syrakuser, zwanzig Jahr

Lebt' unter meinem Schutz Antipholus

Und war seitdem noch nie in Syrakus;

Dich macht Gefahr und Alter, scheint mir, kindisch.

Die Äbtissin kommt mit Antipholus von Syrakus und Dromio von Syrakus.

ÄBTISSIN.

Mein Fürst, viel Unrecht tat man diesem Mann.

Alle drängen sich, ihn zu sehen.

ADRIANA.

Zwei Gatten seh' ich, täuscht mich nicht mein Auge!

HERZOG.

Der eine ist des andern Genius;

Doch nun, wer ist von beiden echter Mensch

Und wer Erscheinung? Wer entziffert sie?

DROMIO VON SYRAKUS.

Ich, Herr, bin Dromio; heißt mir diesen gehn!

DROMIO VON EPHESUS.

Ich, Herr, bin Dromio; bitt' Euch, laßt mich stehn!

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Seh' ich Ägeon? oder seinen Geist?

DROMIO VON SYRAKUS.

Mein alter Herr? Wer hat Euch hier gebunden?

ÄBTISSIN.

Wer ihn auch band, die Bande lös' ich jetzt,

Und seine Freiheit schafft mir einen Gatten.

Sprich, Greis Ägeon, wenn du's selber bist,

War nicht Ämilie deine Gattin einst,

Die dir ein schönes Zwillingspaar geschenkt?

Oh, wenn du der Ägeon bist, so sprich,

Und sprich zu ihr, der nämlichen Ämilia!

ÄGEON.

Wenn alles dies kein Traum, bist du Ämilia;

Und wenn du's bist, so sprich: wo ist der Sohn,

Der mit dir schwamm auf jenem leid'gen Floß?

ÄBTISSIN.

Von Epidamnern wurden er und ich

Mit samt dem Zwilling Dromio aufgefangen;

Dann kamen rohe Fischer aus Korinth,

Die meinen Sohn und Dromio mir entführt

Und mich den Epidamner Schiffern ließen. –

Was drauf aus ihnen wurde, weiß ich nicht;

Mir fiel das Los, in dem Ihr jetzt mich seht.

HERZOG.

Das paßt ja zu der Mär von heute morgen!

Die zwei Antipholus, so täuschend gleich,

Und die zwei Dromio, eins dem Ansehn nach;

Dazu der Schiffbruch, dessen sie gedenkt! –

Dies sind die Eltern dieser beiden Söhne,

Die sich durch Zufall endlich wiederfinden.

Antipholus', du kamst ja von Korinth?

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Nein, Herr, ich nicht; ich kam von Syrakus.

HERZOG.

Tritt auf die Seit', ich unterscheid' euch nicht.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Ich war's, der von Korinth kam, gnäd'ger Herr.

DROMIO VON EPHESUS.

Und ich mit ihm.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Hieher geführt vom Herzog Menaphon,

Dem tapfern Helden, Euerm würd'gen Ohm.

ADRIANA.

Wer von euch beiden speiste heut bei mir?

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Ich, werte Frau.

ADRIANA.

Und seid Ihr nicht mein Mann?

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Nicht doch! Da tu' ich Einspruch.

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Das tu' ich auch, obgleich Ihr so mich nanntet,

Und dieses schöne Fräulein, Eure Schwester,

Mich Bruder hieß. Was ich Euch da gesagt,

Das hoff' ich alles bald noch gut zu machen,

Wenn nur kein Traum ist, was ich jetzt erlebt.

ANGELO.

Das ist die Kette, Herr, die ich Euch gab!

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Ich will's Euch glauben, Herr, ich leugn' es nicht.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Und Ihr, Herr, nahmt mich fest um diese Kette.

ANGELO.

Ich glaub', ich tat es, Herr, ich leugn' es nicht.

ADRIANA.

Ich hatt' Euch Gold geschickt, Euch loszukaufen,

Durch Dromio; doch ich glaub', er bracht' es nicht.

DROMIO VON EPHESUS.

Nein, nichts durch mich.

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Die Börse mit Dukaten kam an mich,

Und Dromio, mein Diener, gab sie mir;

Ich seh', wir trafen stets des andern Diener,

Und mich hielt man für ihn, wie ihn für mich;

Daraus entstanden diese Irrungen.

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Mit diesem Gold erlös' ich meinen Vater.

HERZOG.

Es tut nicht not; dein Vater bleibt am Leben.

KURTISANE.

Herr, meinen Diamant gebt mir zurück!

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Nehmt ihn, und vielen Dank für Eure Mahlzeit!

ÄBTISSIN.

Erhabner Fürst, geruht Euch zu bemühn,

Mit uns in die Abtei hineinzugehn

Und unser ganzes Schicksal zu vernehmen.

Und alle, die ihr hier versammelt seid

Und littet durch die vielverschlungne Irrung

Des einen Tags, Gesellschaft leistet uns,

Und wir versprechen, euch genug zu tun.

Ja, fünfundzwanzig Jahr lag ich in Weh'n

 

Mit euch, ihr Söhn', und erst in dieser Stunde

Genas ich froh von meiner schweren Bürde. –

Der Fürst, mein Gatte, meine beiden Kinder,

Ihr, die Kalender ihrem Wiegenfeste,

Kommt mit hinein, wir feiern's heut aufs beste;

So eilt nach langem Gram zum Wiegenfeste!

HERZOG.

Gern will ich als Gevatter euch begleiten.

Alle gehn ab; es bleiben die beiden Antipholus und die beiden Dromio.

DROMIO VON SYRAKUS.

Herr, hol' ich Eure Waren aus dem Schiff?

ANTIPHOLUS VON EPHESUS.

Ei, Dromio, was für Waren hab' ich dort?

DROMIO VON SYRAKUS.

Das Gut, das im Zentauren war gelagert!

ANTIPHOLUS VON SYRAKUS.

Er spricht zu mir; ich, Dromio, bin dein Herr.

Komm, geh mit uns, das wird hernach besorgt;

Umarm' den Bruder jetzt und freu' dich sein!

Die beiden Antipholus gehn ab.

DROMIO VON SYRAKUS.

Die dicke Schönheit dort bei deinem Herrn,

Die heute mich am Küchentisch verpflegt,

Wird meine Schwester nun, nicht meine Frau? –

DROMIO VON EPHESUS.

Mich dünkt, du bist mein Spiegel, nicht mein Bruder.

Ich seh' an dir, ich bin ein hübscher Bursch.

Sag, kommst du mit hinein zum Patenschmaus?

DROMIO VON SYRAKUS.

Ich nicht; du bist der Ältste.

DROMIO VON EPHESUS.

Das fragt sich noch; wie führst du den Beweis?

DROMIO VON SYRAKUS.

Wir wollen Halme ziehn ums Seniorat;

Bis dahin geh voran!

DROMIO VON EPHESUS.

Nein; sei's denn so:

Als Bruder und Bruder sah man uns ein in das Leben wandern,

Drum laß uns Hand in Hand auch gehn, nicht einer nach dem andern.

Sie gehn ab.

Ein Sommernachtstraum

Erster Aufzug
Erste Szene

Ein Saal im Palaste des Theseus.

Theseus, Hippolyta, Philostrat und Gefolge treten auf.

THESEUS.

Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitstunde

Mit Eil' heran; vier frohe Tage bringen

Den neuen Mond: doch, o wie langsam nimmt

Der alte ab! Er hält mein Sehnen hin,

Gleich einer Witwe, deren dürres Alter

Von ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.

HIPPOLYTA.

Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte:

Vier Nächte träumen schnell die Zeit hinweg:

Dann soll der Mond, gleich einem Silberbogen

Am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun

Von unserm Fest.

THESEUS.

Geh, Philostrat, berufe

Die junge Welt Athens zu Lustbarkeiten!

Erweck' den raschen leichten Geist der Lust!

Den Gram verweise hin zu Leichenzügen:

Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp.

Philostrat ab.

Hippolyta! Ich habe mit dem Schwert

Um dich gebuhlt, durch angetanes Leid

Dein Herz gewonnen; doch ich stimme nun

Aus einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,

Bankett und Spielen die Vermählung an.

Egeus, Hermia, Lysander und Demetrius treten auf.

EGEUS.

Dem großen Theseus, unserm Herzog, Heil!

THESEUS.

Mein guter Egeus, Dank! Was bringst du Neues?

EGEUS.

Verdrusses voll erschein' ich und verklage

Mein Kind hier, meine Tochter Hermia. –

Tritt her, Demetrius! – Erlauchter Herr,

Dem da verhieß mein Wort zum Weibe sie.

Tritt her, Lysander! – Und, mein gnäd'ger Fürst,

Der da betörte meines Kindes Herz.

Ja! Du, Lysander, du hast Liebespfänder

Mit ihr getauscht: du stecktest Reim' ihr zu;

Du sangst im Mondlicht unter ihrem Fenster

Mit falscher Stimme Lieder falscher Liebe!

Du stahlst den Abdruck ihrer Phantasie

Mit Flechten deines Haares, buntem Tand,

Mit Ringen, Sträußen, Näschereien (Boten

Von viel Gewicht bei unbefangner Jugend);

Entwandtest meiner Tochter Herz mit List,

Verkehrtest ihren kindlichen Gehorsam

In eigensinn'gen Trotz. – Und nun, mein Fürst,

Verspricht sie hier vor Eurer Hoheit nicht

Sich dem Demetrius zur Eh', so fodr' ich

Das alte Bürgervorrecht von Athen,

Mit ihr, wie sie mein eigen ist, zu schalten.

Dann übergeb' ich diesem Manne sie,

Wo nicht, dem Tode, welchen unverzüglich

In diesem Falle das Gesetz verhängt.

THESEUS.

Was sagt Ihr, Hermia? Laßt Euch raten, Kind!

Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,

Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,

Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg', in Wachs

Von seiner Hand gedrückt, wie's ihm gefällt,

Es stehn zu lassen oder auszulöschen.

Demetrius ist ja ein wackrer Mann.

HERMIA.

Lysander auch.

THESEUS.

An sich betrachtet wohl.

So aber, da des Vaters Stimm' ihm fehlt,

Müßt Ihr für wackrer doch den andern achten.

HERMIA.

O säh' mein Vater nur mit meinen Augen!

THESEUS.

Eu'r Auge muß nach seinem Urteil sehn.

HERMIA.

Ich bitt' Euch, gnäd'ger Fürst, mir zu verzeihn.

Ich weiß nicht, welche Macht mir Kühnheit gibt,

Noch wie es meiner Sittsamkeit geziemt,

In solcher Gegenwart das Wort zu führen;

Doch dürft' ich mich zu fragen unterstehn:

Was ist das Härtste, das mich treffen kann,

Verweigr' ich dem Demetrius die Hand?

THESEUS.

Den Tod zu sterben, oder immerdar

Den Umgang aller Männer abzuschwören.

Drum fraget Eure Wünsche, schönes Kind,

Bedenkt die Jugend, prüfet Euer Blut,

Ob Ihr die Nonnentracht ertragen könnt,

Wenn Ihr der Wahl des Vaters widerstrebt,

Im dumpfen Kloster, ewig eingesperrt,

Als unfruchtbare Schwester zu verharren,

Den keuschen Mond mit matten Hymnen feiernd.

O dreimal selig, die, des Bluts Beherrscher,

So jungfräuliche Pilgerschaft bestehn!

Doch die gepflückte Ros' ist irdischer beglückt,

Als die, am unberührten Dorne welkend,

Wächst, lebt und stirbt in heil'ger Einsamkeit.

HERMIA.

So will ich leben, gnäd'ger Herr, so sterben,

Eh' ich den Freiheitsbrief des Mädchentums

Der Herrschaft dessen überliefern will,

Des unwillkommnem Joche mein Gemüt

Die Huldigung versagt.

THESEUS.

Nehmt Euch Bedenkzeit; auf den nächsten Neumond,

Den Tag, der zwischen mir und meiner Lieben

Den ew'gen Bund der Treu' besiegeln wird,

Auf diesen Tag bereitet Euch, zu sterben

Für Euren Ungehorsam, oder nehmt

Demetrius zum Gatten, oder schwört

Auf ewig an Dianens Weihaltar

Eh'losen Stand und Abgeschiedenheit.

DEMETRIUS.

Gebt, Holde, nach; gib gegen meine Rechte,

Lysander, deinen kahlen Anspruch auf!

LYSANDER.

Demetrius, Ihr habt des Vaters Liebe:

Nehmt ihn zum Weibe; laßt mir Hermia!

EGEUS.

Ganz recht, du Spötter! Meine Liebe hat er;

Was mein ist, wird ihm meine Liebe geben;

Und sie ist mein; und alle meine Rechte

An sie verschreib' ich dem Demetrius.

LYSANDER.

Ich bin, mein Fürst, so edlen Stamms wie er;

So reich an Gut; ich bin an Liebe reicher;

Mein Glücksstand hält die Waag' auf alle Weise

Dem seinigen, wo er nicht überwiegt;

Und (dies gilt mehr als jeder andre Ruhm)

Ich bin es, den die schöne Hermia liebt.

Wie sollt' ich nicht bestehn auf meinem Recht?

Demetrius (ich will's auf seinen Kopf

Beteuern) buhlte sonst um Helena,

Die Tochter Nedars, und gewann ihr Herz;

Und sie, das holde Kind, schwärmt nun für ihn,

Schwärmt andachtsvoll, ja mit Abgötterei,

Für diesen schuld'gen, flatterhaften Mann.

THESEUS.

Ich muß gestehn, daß ich dies auch gehört,

Und mit Demetrius davon zu sprechen

Mir vorgesetzt; nur, da ich überhäuft

Mit eignen Sorgen bin, entfiel es mir.

Doch ihr, Demetrius und Egeus, kommt!

Ihr müßt jetzt mit mir gehn, weil ich mit euch

Verschiednes insgeheim verhandeln will.

Ihr, schöne Hermia, rüstet Euch, dem Sinn

Des Vaters Eure Grillen anzupassen:

Denn sonst bescheidet Euch Athens Gesetz,

Das wir auf keine Weise schmälern können,

Tod, oder ein Gelübd' des led'gen Standes.

Wie geht's, Hippolyta? Kommt, meine Traute!

Ihr, Egeus und Demetrius, geht mit!

Ich hab' euch noch Geschäfte aufzutragen

Für unser Fest; auch muß ich noch mit euch

Von etwas reden, das euch nah betrifft.

EGEUS.

Dienstwillig und mit Freuden folgen wir.

Theseus, Hippolyta, Egeus, Demetrius und Gefolge ab.

LYSANDER.

Nun, liebes Herz? Warum so blaß die Wange?

Wie sind die Rosen dort so schnell verwelkt?

HERMIA.

Vielleicht, weil Regen fehlt, womit gar wohl

Sie mein umwölktes Auge netzen könnte.

LYSANDER.

Weh mir! Nach allem, was ich jemals las

Und jemals hört' in Sagen und Geschichten,

Rann nie der Strom der treuen Liebe sanft;

Denn bald war sie verschieden an Geburt –

HERMIA.

O Qual! zu hoch, vor Niedrigem zu knien!

LYSANDER.

Bald war sie in den Jahren mißgepaart –

HERMIA.

O Schmach! zu alt, mit jung vereint zu sein!

LYSANDER.

Bald hing sie ab von der Verwandten Wahl –

HERMIA.

O Tod! mit fremdem Aug' den Liebsten wählen!

LYSANDER.

Und war auch Sympathie in ihrer Wahl,

So stürmte Krieg, Tod, Krankheit auf sie ein

Und macht' ihr Glück gleich einem Schalle flüchtig,

Wie Schatten wandelbar, wie Träume kurz,

Schnell wie der Blitz, der in geschwärzter Nacht

In einem Winke Himmel und Erd' entfaltet;

Doch eh' ein Mensch vermag zu sagen: »Schaut!«,

Schlingt gierig ihn die Finsternis hinab:

So schnell verdunkelt sich des Glückes Schein.

HERMIA.

Wenn Leid denn immer treue Liebe traf,

So steht es fest im Rate des Geschicks.

Drum laß Geduld uns durch die Prüfung lernen,

Weil Leid der Liebe so geeignet ist

Wie Träume, Seufzer, stille Wünsche, Tränen,

Der armen kranken Leidenschaft Gefolge.

LYSANDER.

Ein guter Glaube! Hör' denn, Hermia!

Es liegt nur sieben Meilen von Athen

Das Haus 'ner alten Witwe, meiner Muhme;

Sie lebt von großen Renten, hat kein Kind,

Und achtet mich wie ihren einz'gen Sohn.

Dort, Holde, darf ich mich mit dir vermählen,

Dorthin verfolgt das grausame Gesetz

Athens uns nicht: liebst du mich denn, so schleiche

Aus deines Vaters Hause morgen nacht,

Und in dem Wald, 'ne Meile von der Stadt,

Wo ich einmal mit Helena dich traf,

Um einen Maienmorgen zu begehn,

Da will ich deiner warten.

HERMIA.

Mein Lysander!

Ich schwör' es dir bei Amors stärkstem Bogen,

Bei seinem besten goldgespitzten Pfeil,

Und bei der Unschuld von Cytherens Tauben;

Bei dem, was Seelen knüpft, in Lieb' und Glauben;

Bei jenem Feu'r, wo Dido einst verbrannt,

Als der Trojaner falsch sich ihr entwandt;

Bei jedem Schwur, den Männer je gebrochen,

 

Mehr an der Zahl, als Frauen je gesprochen:

Du findest sicher morgen mitternacht

Mich an dem Platz, wo wir es ausgemacht.

LYSANDER.

Halt', Liebe, Wort! Sieh, da kommt Helena.

Helena tritt auf.

HERMIA.

Gott grüß' Euch, schönes Kind! Wohin soll's gehn?

HELENA.

Schön nennt Ihr mich? – Nein, widerruft dies Schön!

Euch liebt Demetrius, beglückte Schöne! –

Ein Angelstern ist Euer Aug'; die Töne

Der Lippe süßer, als der Lerche Lied

Dem Hirten scheint, wenn alles grünt und blüht.

Krankheit steckt an; o tät's Gestalt und Wesen!

Nie wollt' ich, angesteckt von Euch, genesen!

Mein Aug' lieh' Euren Blick, die Zunge lieh'

Von Eurer Zunge Wort und Melodie.

Wär' mein die Welt, ich ließ' damit Euch schalten,

Nur diesen Mann wollt' ich mir vorbehalten.

O lehrt mich, wie Ihr blickt! Durch welche Kunst

Hängt so Demetrius an Eurer Gunst?

HERMIA.

Er liebt mich stets, trotz meinen finstern Mienen.

HELENA.

O lernte das mein Lächeln doch von ihnen!

HERMIA.

Ich fluch' ihm, doch das nährt sein Feuer nur.

HELENA.

Ach, hegte solche Kraft mein Liebesschwur!

HERMIA.

Je mehr gehaßt, je mehr verfolgt er mich.

HELENA.

Je mehr geliebt, je ärger haßt er mich.

HERMIA.

Soll ich denn schuld an seiner Torheit sein?

HELENA.

Nur Eure Schönheit: wär' die Schuld doch mein!

HERMIA.

Getrost! Ich werd' ihm mein Gesicht entziehen.

Lysander wird mit mir von hinnen fliehen.

Von jener Zeit, als ich Lysandern sah,

Wie schien Athen ein Paradies mir da!

Nun denn, wofür sind Reize wohl zu achten,

Die einen Himmel mir zur Hölle machten?

LYSANDER.

Laß, Helena, dir unsern Schluß vertrauen:

Wann morgen Phöbe die begrünten Auen

Mit ihrer Perlen feuchtem Schmuck betaut

Und ihre Stirn im Wellenspiegel schaut,

Wann Still' und Nacht verliebten Raub verhehlen,

Dann wollen wir zum Tor hinaus uns stehlen.

HERMIA.

Und in dem Wald, wo oftmals ich und du

Auf Veilchenbetten pflogen sanfter Ruh',

Wo unsre Herzen schwesterlich einander

Sich öffneten, da trifft mich mein Lysander.

Wir suchen, von Athen hinweggewandt,

Uns neue Freunde dann in fremdem Land.

Leb wohl, Gespielin, bete für uns beide!

Demetrius sei deines Herzens Freude!

Lysander, halte Wort! – Was Lieb' erquickt,

Wird unserm Blick bis morgen nacht entrückt.

Ab.

LYSANDER.

Das will ich! – Lebet wohl nun, Helena!

Der Liebe Lohn sei Eurer Liebe nah!

Ab.

HELENA.

Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!

Ich werde für so schön wie sie gehalten.

Was hilft es mir, solang' Demetrius

Nicht wissen will, was jeder wissen muß?

Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen,

Vergöttr' ich ihn, von gleichem Wahn befangen.

Dem schlechtsten Ding an Art und an Gehalt

Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.

Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,

Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.

Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.

Auch malt man ihn geflügelt und als Kind,

Weil er, von Spiel zu Spielen fortgezogen,

In seiner Wahl so häufig wird betrogen.

Wie Buben oft im Scherze lügen, so

Ist auch Cupido falscher Schwüre froh.

Eh' Hermia meinen Liebsten mußt' entführen,

Ergoß er mir sein Herz in tausend Schwüren;

Doch, kaum erwärmt von jener neuen Glut,

Verrann, versiegte diese wilde Flut.

Jetzt geh' ich, Hermias Flucht ihm mitzuteilen!

Er wird ihr nach zum Walde morgen eilen.

Zwar, wenn er Dank für den Bericht mir weiß,

So kauf' ich ihn um einen teuren Preis.

Doch will ich, mich für meine Müh' zu laben,

Hin und zurück des Holden Anblick haben.

Ab.

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