Einer von Hoods Texanern

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Nach meiner Entlassung aus dem Hospital meldete ich mich bei meinem Kommando, das unweit Dumfries lagerte. Yankees und Rebellen standen einander an den beiden Ufern des Potomac River gegenüber. Im Frühjahr des Jahres 1862 verlegten wir unser Feldlager. Die Männer waren zu diesem Zeitpunkt überreichlich mit Kleidung und sogar Bettdecken und Kissen versorgt und fast alle von uns schleppten einen Haufen mehr oder minder unnötiger Ausrüstungsgegenstände mit uns herum. Bereits am ersten Tag des Marsches war der Wegesrand kilometerweit mit fortgeworfenen Kleidungsstücken, Decken und dergleichen mehr bedeckt. Die Jungs warfen alles von sich, was sie nur irgend entbehren konnten, um sich Erleichterung zu verschaffen. Gemüse war im Winterlager stets eine begehrte Rarität und so hielten wir auf dem Marsch die Augen offen, ob sich womöglich irgendwo welches auftreiben ließe. Wir schlugen vor Einbruch der Dunkelheit unser Nachtlager auf und die Zelte meiner Messe standen an einem felsigen Abhang. Während der Rest meiner Messe die notwendigen Arbeiten im Lager verrichtete, machte ich mich auf die Suche, um etwas Abwechslung in unseren Speiseplan zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis ich auf einen Gemüsehändler traf, dem ich zwei Kohlköpfe abkaufte. Bei meiner Rückkehr ins Lager hatten die Jungs bereits ein Feuer angefacht, aber der Abhang war dermaßen steil, dass wir die Holzscheite abstützen mussten, um sie am Hinabrollen zu hindern. Wir hängten unseren Kochkessel über das Feuer, warfen den Kohl hinein und gaben schließlich noch unsere Speckrationen hinzu. Während unsere Mahlzeit zu köcheln begann und dem Kessel ein betörender Duft entströmte, saßen wir um das Feuer herum und schwärmten von dem bevorstehenden Schmaus. Die Flammen hatten unbemerkt eine der Stützstangen angebrannt und als diese plötzlich brach, fiel der Kessel auf die Erde und rollte den Abhang hinab. Einige der Jungs versuchten ihn einzufangen, aber sie erreichten ihn erst, als er eine beträchtliche Strecke hangabwärts zum Liegen gekommen war. Ich starrte dem Kessel nach und sah, wie große Stücke Kohl und Speck aus ihm herausgeschleudert wurden, sooft er dröhnend gegen einen Stein prallte. Der Anblick war so bizarr, dass ich laut lachen musste, während alle um mich herum schimpften und je schallender ich lachte, desto wüster verfluchten sie unser Unglück. Als sie mich fragten, wie ich über dieses Missgeschick nur lachen könne, antwortete ich: "Es ist nun mal nicht mehr zu ändern, also versuche ich, das Beste daraus zu machen. Außerdem soll Lachen ja gesund sein." Einer von ihnen erwiderte nur brummend: "Aber mit Sicherheit nicht so gesund wie Kohl mit Speck."



Wir schlugen unweit Fredericksburg unser Lager auf und verbrachten einige Zeit dort. In diesem Lager zog ich mir einen schweren Fall von Gelbsucht zu und als unser Kommando die Zelte abbrach, erhielt ich einen Krankenschein, der es mir erlaubte, mich in Fredericksburg in einem Hotel einzumieten. Im Lager hatte ich aufgrund meiner Erkrankung kaum Nahrung zu mir genommen, doch bereits am ersten Abend meines Aufenthalts im Hotel verspürte ich ein gewisses Hungergefühl und so suchte ich ein Restaurant auf und aß eine Portion Austerneintopf. Ich hatte mich nach meiner Rückkehr ins Hotel kaum zu Bett begeben, als ich unter argen Leibschmerzen zu leiden begann, da mir die Austern auf die Verdauung schlugen. Ich litt ganz erbärmlich unter einer überwältigenden Übelkeit und konnte weder auf Hilfe noch auf Linderung hoffen. In den frühen Nachtstunden wurde plötzlich meine Tür geöffnet und ein kleiner Trupp der Militärpolizei betrat das Zimmer, um meine Papiere zu überprüfen. Ich blieb regungslos im Bett liegen. Der leitende Offizier des Trupps richtete den Schein seiner Laterne auf mein Gesicht und raunte: "Männer, hier sind wir falsch. Der hier ist eher ein Fall fürs Beerdigungskommando." Sie wandten sich prompt um und gingen hinaus. Ich kam zu dem Schluss, dass ich wahrhaft erbärmlich aussehen musste. Der Offizier musste geglaubt haben, ich wäre tot oder läge im Sterben, denn andernfalls hätte er mir zweifellos zumindest einige Fragen gestellt.



Einige Zeit später stieß ich bei Yorktown zu meinem Kommando. Wir waren General Magruder unterstellt und hier war es, dass mein Dienst an der Front seinen Anfang nahm. Magruder hatte einen Abschnitt seiner Linie befestigt, indem er entlang einer bewaldeten, sumpfigen Ebene einen Damm hatte errichten lassen. Das Gelände dahinter wurde bis zu einer gewissen Höhe geflutet und bildete somit einen Frontabschnitt, der ausgesprochen leicht zu bewachen war. Einige Kanonen aus einer Geschützbatterie waren dort postiert, um zusätzlichen Schutz zu bieten. Hier erhaschte ich meinen ersten Blick auf den Feind, als ich gemeinsam mit einem großen Trupp Soldaten den Damm überwand, um in einiger Entfernung davor eine Vorpostenkette zu bilden. Mein Kamerad Toups und ich waren von Kompanie F zu diesem Dienst abgestellt worden und nachdem wir unsere Positionen unweit der Mitte der Postenlinie bezogen hatten, standen wir etwa 150 Meter voneinander entfernt. Unsere Linie ruhte, soweit ich dies erkennen konnte, mit ihrer linken und rechten Flanke an je einem Sumpf und verlief halbkreisförmig. Wir standen inmitten eines Waldes und nirgends um mich herum sah ich auch nur die kleinste Lichtung, die mir einen gewissen Ausblick ermöglicht hätte. Nach einiger Zeit wurde ich unruhig, denn ich war mir sicher, dass ich von meiner gegenwärtigen Position aus niemals einen Yankee zu Gesicht bekommen würde. Nach allem, was man mir seit Kriegsbeginn über die Yankees erzählt hatte, war ich überzeugt, dass sie Herausforderungen zu einer fairen Auseinandersetzung gerne aus dem Wege gingen und tatsächlich schien dies auch hier der Fall zu sein: Wir standen nahezu direkt in ihren Linien und waren zu jedem Kampf bereit, aber obgleich sie die Invasoren waren und folglich auf jede Möglichkeit versessen sein mussten, uns zum Gefecht zu stellen, taten sie es nicht, also mussten sie wohl Feiglinge sein. Derartiger Unsinn spukte zu jener Zeit in den Köpfen etlicher junger Burschen herum. Am späten Abend, als meine Geduld bereits gründlich erschöpft war, hörte ich plötzlich zu meiner Rechten einen Schuss. Ihm folgten in rascher Folge weitere Schüsse, die sich zudem meiner Position zu nähern schienen. Ich starrte angestrengt in den Wald vor mir und bevor ich so recht begriff, was um mich herum geschah, befand sich unsere Linie zu meiner Rechten und meiner Linken bereits auf der Flucht. Ich gab meinen ersten Schuss ab, worauf als Antwort prompt einige feindliche Kugeln in die Bäume um mich herum einschlugen. Ich begriff, dass mir jeden Augenblick der Rückzugsweg abgeschnitten werden konnte und so machte ich kehrt und rannte auf den Damm zu, so schnell mich die Füße trugen. Hin und wieder wurde ich ein wenig langsamer und versuchte, im Laufen nachzuladen, doch stets pfiff eine Yankeekugel an meinem Kopf vorbei und schien mir ins Ohr zu flüstern: "Lauf schneller!" Einige der Blauröcke schienen ausgesprochen gut zu Fuß zu sein, denn obgleich ich nur wenige dieser Ladepausen einlegte, schlossen sie rasch zu mir auf. Als meine Muskete schließlich schussbereit war, ließ ich mich hinter einen Baumstamm fallen und feuerte erneut. Die feindlichen Kugeln pfiffen nun schon von vorne und von beiden Seiten über mich hinweg und mir wurde vollends klar, dass ich mich nur retten konnte, indem ich um mein Leben rannte, denn selbst, falls die Yankees mich nicht treffen würden, so würden sie mich doch schon sehr bald entweder einholen oder umzingeln. Ich musste den Damm erreichen, koste es, was es wolle und so brach ich in wilder Flucht durch das Gehölz und sprang über gestürzte Baumstämme, wobei ich einen derartigen Lärm machte, dass ich die umherschwirrenden Geschosse kaum noch hören konnte. Als ich den Damm erreichte, sah ich etliche unserer Jungs, die versuchten, ihn zu überklettern. Niemand schien irgendeine Art von Kontrolle über die Männer auszuüben und offensichtlich trieb jeden von ihnen die nackte Panik vorwärts. Im Eifer des Augenblicks brüllte ich nahezu unbewusst: "Halt! Verteidigt den Damm!" und tatsächlich machten die Soldaten in meiner Nähe kehrt und eröffneten das Feuer auf den Feind. Als die Männer auf der Dammkrone den vermeintlichen Haltebefehl hörten und zudem sahen, dass vom Fuße des Damms aus geschossen wurde, bezogen auch sie (und zwar, wenn ich mich recht entsinne, ausnahmslos jeder von ihnen) Verteidigungsstellungen. Wir Soldaten am Fuße des Damms fanden wirksamen Schutz hinter dicken Bäumen und nach einem etwa viertelstündigen hitzigen Feuergefecht begann der Feind zurückzuweichen. Die vordersten Yankees waren bis auf weniger als 100 Meter an uns herangekommen. Wir waren damals überzeugt, sie hätten mit "Explosivgeschossen" auf uns gefeuert, da uns das Geräusch der in die Bäume einschlagenden Kugeln noch nicht vertraut war und wir es für außergewöhnlich hielten. Ich gab mehrere gezielte Schüsse ab, welche aber augenscheinlich nicht trafen. Die Art, wie sich die Yankees zwischen den Bäumen bewegten, verriet mir, dass sie wussten, was sie taten und dass wir es hier mit erfahrenen Burschen zu tun hatten. Ich machte Toups auf diesen Umstand aufmerksam und merkte an, dass mich ihre Bewegungen an wilde Truthähne erinnerten. Ich glaube nicht, dass wir einen von ihnen getötet oder auch nur verwundet hatten und auch wir selbst hatten keine Verluste zu beklagen, obgleich einige Kugeln beunruhigend nahe an uns vorübergepfiffen waren.



Auf dem Rückweg zum Lager unterhielten wir uns und ich musste eingestehen, dass sich meine Ansichten bezüglich der Yankees gewandelt hatten. Ich sagte: "Jungs, wenn wir uns nach dieser Aktion eben weiterhin vormachen, die Yankees wären verweichlichte Großstadtbübchen und lausige Schützen, so wird uns das früher oder später übel bekommen. Ich wage zu behaupten, in dieser Angelegenheit mit einiger Autorität sprechen zu können, denn ich bin seit meiner frühen Kindheit ein überaus geübter Angler und Jäger. Sowohl der weiße als auch der rote Mann haben mich das Überleben in der Wildnis gelehrt und die Art und Weise, wie sich diese Yankees zwischen den Bäumen umher bewegten, zeugt davon, dass auch sie geübte Naturburschen sind. Sie durchstreiften das Gehölz mit der Gewandtheit wilder Truthähne und ich befürchte, wenn jeder von uns im Laufe des Krieges auch nur einen von ihnen erwischt, so können wir uns das schon hoch anrechnen. Ich wüsste zu gerne, woher diese Yankees stammen und ob wir es mit vielen ihres Schlages zu tun haben. Jungs, wenn euch diesbezüglich etwas zu Ohren kommt, lasst es mich bitte wissen." Diese mysteriösen Yankees schienen das Interesse unserer Jungs geweckt zu haben, denn bereits wenige Tage später informierte mich einer meiner Kameraden, dass es sich um "Jäger und Fallensteller aus dem Westen" handele. Ich entgegnete mit einiger Erleichterung: "Gott sei Dank! Wir haben es zwar mit einer Übermacht zu tun, aber sie werden nur wenige dieser zähen Burschen in ihren Reihen haben."

 



Toups war ein alter Bekannter (und womöglich gar ein entfernter Verwandter) von Captain Bryan und hatte sich in der Messe des Captains einquartiert. Unser Captain war ein Musterbeispiel eines edlen Menschen: Er war ausgesprochen tapfer, gerecht, gütig, hatte ein offenes Ohr für die Gedanken und Sorgen seiner Soldaten und behandelte einen jeden Mann so, wie dieser es verdiente. Fand er in seiner Kompanie eine Gruppe von Männern, in denen er eben jene Qualitäten erkannte, so rief er gerne deren Namen aus und verkündete, dass er mit einem Regiment derartiger Burschen auf dem Schlachtfelde alles vollbringen könnte, was einem Menschen nur möglich sei. Er bevorzugte unter seinen Soldaten die wilden, waghalsigen Kerle, die im Feldlager nichts als Unruhe stifteten und die man selbst in der Arrestzelle noch im Auge behalten musste. Bryan zählte auch mich zu dieser Sorte und war überzeugt, dass wir im Gefecht stets die Nähe des Feindes suchen würden, anstatt die Köpfe einzuziehen. Wir waren kaum von der peinlichen Angelegenheit am Damm in unser Lager zurückgekehrt, als einer der Jungs zu mir sagte: "Bill, ich habe gehört, wie Toups zum Captain gesagt hat, er hätte ihn bisher stets für einen ausgemachten Menschenkenner gehalten, der einen guten Soldaten auf den ersten Blick zu erkennen vermochte, aber nun sei er sich da nicht mehr so sicher und er glaube, bald würde auch Bryan selbst diesbezüglich an sich zu zweifeln beginnen."



Da wir in einiger Entfernung zur Front lagerten, bekamen wir nur wenig von den dortigen Vorgängen mit. Wir verbrachten unsere Zeit mit Drillübungen und den üblichen Lagerarbeiten. Unsere Rationen waren üppig, aber Gemüse war ausgesprochen rar, mit Ausnahme des wildwachsenden sogenannten "Indianerknoblauchs". Dieser wuchs in Hülle und Fülle und seine Zwiebeln waren die dicksten, die ich jemals gesehen habe. Bereits eine herzhafte Mahlzeit aus gekochtem Speck und Indianerknoblauch reichte aus, um den Appetit eines Mannes auf Gemüse für einige Zeit zu stillen.



Nach einiger Zeit begannen Magruders Truppen sich in Bewegung zu setzen, aber wir einfachen Soldaten wurden über den Grund natürlich nicht in Kenntnis gesetzt. Es dauerte nicht lange, ehe wir unser erstes größeres Gefecht mit dem Feind hatten. Beide Seiten erhielten ein lebhaftes Musketenfeuer aufrecht, richteten aber nur geringen Schaden an. Die Yankees beschossen die Wälder mit den großen Mörsern ihrer Kanonenboote; die Granaten waren riesig und machten beängstigende Geräusche, wenn sie über uns hinwegsausten und hinter uns explodierten. In einer der Kompanien der 1st Texas Infantry dienten einige Indianer und diese beschwerten sich angeblich, dass sie mit dieser Art der Kriegsführung nicht einverstanden seien, da sie jene Soldaten, welche die schweren Geschütze abfeuerten, mit ihren Gewehren nicht erreichen konnten und es somit kein ehrenhafter Kampf sei. Dies schien das Ende ihrer Zeit als Soldaten zu bedeuten, denn soweit ich weiß, wurden sie zurück nach Texas geschickt.



Ich hatte gemeinsam mit einigen anderen Jungs zu dieser Zeit ein recht amüsantes Erlebnis, das zudem ein glückliches Ende nahm: Wir litten unter jenem Gebrechen, das damals als "Lagerdiarrhoe" bezeichnet wurde und es ließ sich einfach kein wirksames Heilmittelchen für uns finden. Als wir also ins Gefecht zogen, war ich in größter Sorge, dass sich ein überaus peinliches Missgeschick ereignen könnte. Dieser Gedanke bereitete mir größere Sorgen als das Gefecht selbst und umso erstaunter war ich, dass die Aufregung und sonstigen Emotionen des Kampfes eine nahezu sofortige Genesung bewirkten. Ich erkundigte mich später bei einigen der anderen Betroffenen und auch sie konnten von einer wundersamen Heilung berichten.



Wir wichen langsam in Richtung Richmond zurück und währenddessen ereignete sich nur wenig Nennenswertes, mit Ausnahme einer spürbaren Verschlechterung unserer Versorgungslage, welche sich durch gelegentlichen Nahrungsmangel und daraus folgende Hungergefühle bemerkbar machte. Gelegentlich war es dermaßen schlimm, dass uns einige geröstete Maiskörner bereits als befriedigende Mahlzeit erschienen und ich erinnere mich noch, dass einmal unerwartet je 500 Gramm grobes Maismehl an uns ausgeben wurden. Ich rührte sogleich mit Wasser einen pappigen Brei daraus an und hatte nicht einmal Salz, um ihn ein wenig zu würzen. Während der Brei aufkochte, duftete er so köstlich, dass ich ihn am liebsten unverzüglich lauwarm verschlungen hätte. Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor oder danach eine Mahlzeit dermaßen genossen habe. Unser Rückmarsch endete schließlich unweit Richmond am Chickahominy-Sumpf. Hier mussten wir harten Arbeitsdienst verrichten, wurden aber immerhin wieder reichlich verpflegt. Hier war es auch, wo ich zum ersten Mal einen Beobachtungsballon aufsteigen sah. Der Feind sandte täglich an irgendeinem Teil seiner Front eines dieser Dinger in die Höhe, wo es wohl allerlei Beobachtungen machte, aber sie wurden stets hastig wieder eingeholt, sobald unsere Artilleriegeschütze einige Schüsse auf sie abgaben. Das Gelände, das wir besetzt hielten, war recht eben, stellenweise sumpfig und stand hie und da gänzlich unter Wasser. Ich erinnere mich noch gut an ein Erlebnis, während wir auf unserer Vorpostenlinie in einer Stellung standen, die eine in Richtung Richmond verlaufende Bahnlinie kreuzte. Die Wachmannschaft, der ich zugeteilt war, versah ihren Postendienst in einem Abschnitt, der von den Gleisen aus eine kurze Strecke nach links verlief. Das dortige Gelände war ausgesprochen unwirtlich, da es überschwemmt war. Wir mussten die durchnässte Erde mit Holzbohlen abdecken, um halbwegs trocken schlafen zu können. Wir breiteten eine Decke über den Bohlen aus, aber es blieb eine außerordentlich ungemütliche Bettstatt. Aus Unwissenheit oder womöglich Absicht (ich habe niemals erfahren, welches von beiden) hatte man uns zum Wachtdienst mit Intervallen von je zwei Stunden Posten und zwei Stunden Ruhe eingeteilt. Die kurzen Ruhezeiten machten uns die Zubereitung einer ordentlichen Mahlzeit sowie erholsamen Schlaf unmöglich und die ganze Angelegenheit ermüdete uns sehr. Es mochte dieses Ungemach jedoch durchaus auch sein Gutes gehabt haben, da wir notwendigerweise einigermaßen durchnässt waren und uns bei mehrstündiger, regungsloser Untätigkeit womöglich diverse Krankheiten zugezogen hätten. Der Feind betrieb auf dieser Bahnlinie eine Lokomotive, auf deren Schlepptender eine kleine Kanone installiert und einige Scharfschützen postiert waren. Die Yankees machten uns auf unserer Postenlinie das Leben schwer, indem sie diese Lokomotive rückwärts an unsere Vorposten heranfuhren und aus sicherer Entfernung Schrapnellgeschosse, Granaten sowie einige wohlgezielte Schüsse der Scharfschützen auf uns abfeuerten. Unser Postendienst in diesen Stellungen dauerte lediglich 24 Stunden, aber bei unserer Rückkehr ins Lager waren wir gänzlich erschöpft. Auf einer unserer Erkundungsmissionen in dieser Gegend drangen wir weit vor unsere vordersten Stellungen vor und mussten durch recht tiefes Wasser waten, während uns die Yankeekugeln nur so um die Ohren pfiffen. Es war dies das erste Mal, dass unser Captain seine "Schoßtierchen" (wie wir einfachen Burschen seine Günstlinge nannten) in Aktion beobachten konnte und die verzweifeltsten Einschmeichler unter seinen "Schoßtierchen" boten den erbärmlichsten Anblick. Besonders einer von ihnen war dermaßen verängstigt und schier von Sinnen in seiner Panik, dass er unser Mitleid verdient gehabt hätte, aber wir sagten einem jeden, der in dieser Lage "die weiße Feder zeigte", sich also als Feigling erwies, sogleich unsere Meinung und zwar in so lauten und deutlichen Worten, dass sie dem Captain nicht entgehen konnten. Kurze Zeit später gestand der Captain mir, er habe sich stets für einen profunden Menschenkenner gehalten, doch nun sei sein Selbstvertrauen diesbezüglich erschüttert, da das bisherige Verhalten der Männer unter Feuer einige beträchtliche Fehleinschätzungen seinerseits offenbart habe.



Wir verblieben eine Zeit lang an diesem Ort, der Seven Pines genannt wurde, und die häufigen Schusswechsel zwischen den feindlichen Postenlinien erreichten zeitweise eine beängstigende Heftigkeit. Hier war es, dass ich erstmals mit eigenen Augen Präsident Davis sah, obgleich stets die Gefahr eines Treffers durch verirrte Kugeln bestand. Der Präsident wurde von dem ehrenwerten Richter Reagan und einigen weiteren Würdenträgern begleitet.

[Anm. d. Übers.: Der Anwalt und Politiker John Henninger Reagan vertrat Texas im US-Repräsentantenhaus, bis er im Zuge der Sezession des Staates sein Mandat niederlegte, um als Postm