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Das Familiengeheimnis

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Ich verließ mein Zuhause, wie ich mich erinnere, mit einer Ladung voller Geschenke und freute mich über die Aussicht, das Meer wiederzusehen und war so sorglos ob der Zukunft und glücklich in der Gegenwart, wie es ein Junge nur sein konnte. Onkel George bat um Urlaub, um mich zur Küste zu bringen, aber die Praxis konnte ihn nicht entbehren. Er tröstete sich selbst und mich, indem er mir versprach, mir ein prächtiges Modellschiff zu bauen.

Ich habe dieses Modell jetzt vor meinen Augen, während ich schreibe. Es ist alt und verstaubt; die Farbe ist rissig; die Seile sind verheddert und die Segel sind mottenzerfressen und gelb. Der Schiffsrumpf steht in keinem Verhältnis zum Rest; und über die Takelage lächelte jeder Seemann, den ich kenne. Und doch, so zerschlissen und mangelhaft es auch ist, so unterlegen es dem billigsten Miniaturschiff in einem Spielzeugladenschaufenster auch ist – ich kenne kaum eines meiner Besitztümer auf dieser Welt, von dem ich mich eher trennen würde als von Onkel Georges Schiff.

Mein Leben an der Küste war ein sehr glückliches. Ich blieb über ein Jahr bei meiner Tante. Meine Mutter kam oft vorbei, um nach mir zu sehen, und brachte zuerst immer meine Schwester mit; aber während der letzten acht Monate meines Aufenthalts erschien Caroline kein einziges Mal. Ich bemerkte auch zur selben Zeit eine Veränderung im Verhalten meiner Mutter. Sie sah mit jedem Besuch blasser und besorgter aus und hatte immer lange geheime Unterredungen mit meiner Tante. Zuletzt hörte sie auf vorbeizukommen und uns zu besuchen und schrieb nur noch, um zu erfahren, wie es um meine Gesundheit stehe. Auch mein Vater, der in den ersten Zeiten meiner Abwesenheit von daheim so oft es ihm seine beruflichen Pflichten erlaubten, an die Küste reiste, um die Entwicklung meiner Genesung zu beobachten, blieb nun ebenso fern wie meine Mutter. Selbst Onkel George, dem nie Urlaub genehmigt worden war, um herzukommen und mich zu besuchen, aber der bisher oft geschrieben und mich gebeten hatte, ihm zu schreiben, brach unsere Korrespondenz ab.

Ich war natürlich verwirrt und erstaunt über diese Veränderungen und bedrängte meine Tante, mir zu erzählen, was der Grund für diese sei. Zuerst versuchte sie, mich mit Entschuldigungen zu vertrösten; dann gab sie zu, dass es Probleme bei uns daheim gab; und endlich gestand sie, dass die Probleme durch die Krankheit meiner Schwester verursacht wurden. Als ich fragte, was das für eine Krankheit sei, sagte meine Tante, es sei nutzlos, zu versuchen, es mir zu erklären. Als nächstes wandte ich mich an die Diener. Einer von ihnen war weniger vorsichtig als meine Tante und beantwortete meine Frage, aber in Worten, die ich nicht verstehen konnte. Nach langer Erklärung wurde mir klargemacht, dass »etwas am Hals meiner Schwester wachsen würde, was ihre Schönheit für immer zerstören und sie vielleicht töten würde, wenn man sie davon nicht befreien könnte« Wie gut erinnere ich mich an den Angstschauder, der mich durchrann bei dem bloßen Gedanken an dieses tödliche »etwas«! Eine bange, von Ehrfurcht ergriffene Neugier mit meinen eigenen Augen zu sehen, was Carolines Krankheit war, trübte meine innerste Seele und ich flehte darum, nach Hause zu gehen und dabei helfen zu dürfen, sie zu pflegen. Es ist fast nutzlos zu erwähnen, dass mir meine Bitte abgeschlagen wurde.

Wochen vergingen und noch immer erfuhr ich nichts, außer dass meine Schwester weiterhin krank war. Eines Tages schrieb ich heimlich einen Brief an Onkel George, in dem ich ihn in meiner kindlichen Art bat, zu kommen und mir alles über Carolines Krankheit zu erzählen.

Ich wusste, wo die Post war, schlich mich morgens unbeobachtet hinaus und warf meinen Brief in den Briefkasten. Ich stahl mich wieder über den Garten ins Haus und kletterte durch das Fenster eines Hinterzimmers im Erdgeschoß hinein. Das Zimmer über mir war das Schlafzimmer meiner Tante und in dem Augenblick, als ich im Haus war, hörte ich ein Stöhnen und lautes krampfhaftes Schluchzen von dort an mein Ohr dringen. Meine Tante war eine bemerkenswert ruhige und gefasste Frau. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das laute Schluchzen und Stöhnen von ihr kam und rannte mit großer Angst in die Küche, um die Diener zu fragen, wer so heftig im Zimmer meiner Tante weinte.

Ich fand die Hausmagd und den Koch vor, wie sie miteinander mit ernsten Mienen sprachen. Sie hörten auf, als sie mich sahen, als wäre ich ein großer Herr gewesen, der sie dabei erwischt hatte, wie sie ihre Arbeit vernachlässigten.

»Er ist zu jung, um es arg zu spüren«, hörte ich die eine zum anderen sagen, »soweit es ihn betrifft, scheint es wie eine Gnade zu sein, dass es nicht später passiert ist.«

In ein paar Minuten hatten sie mir das schlimmste erzählt. Es war tatsächlich meine Tante, die im Schlafzimmer geweint hatte. Caroline war tot.

Ich fühlte den Schicksalsschlag heftiger, als die Diener oder sonst irgendjemand von mir annahm. Noch war ich an Jahren ein Kind, und ich hatte die gesegnete Spannkraft, die in der Natur eines Kindes liegt. Wäre ich älter gewesen, wäre ich möglicherweise zu tief in Kummer versunken gewesen, um meine Tante so genau zu beobachten, wie ich es tat, als sie gefasst genug war, um mich später am Tag zu sehen.

Ich war nicht überrascht über ihre geschwollenen Augen, die Blässe ihrer Wangen oder den erneuten Ausbruch von Tränen, der über sie kam, als sie mich bei unserem Treffen in ihre Arme nahm. Aber ich war ebenso verwirrt wie erstaunt über den fürchterlichen Blick, den ich in ihrem Gesicht entdeckte. Es war völlig normal, dass sie wegen dem Tod meiner Schwester trauern und weinen würde, aber warum sollte sie diesen furchterfüllten Blick haben, als wenn irgendein anderes Unglück passiert wäre?

Ich fragte, ob es noch mehr schreckliche Nachrichten von zu Hause gab außer der Neuigkeit von Carolines Tod.

Meine Tante verneinte mit einer seltsamen, erstickten Stimme und wandte plötzlich ihr Gesicht von mir ab. War mein Vater tot? Nein. Meine Mutter? Nein. Onkel George? Meine Tante zitterte am ganzen Körper, als sie auch dies verneinte, und bat mich, damit aufzuhören, weitere Fragen zu stellen. Sie war noch nicht so weit, sie jetzt schon zu ertragen, sagte sie, und gab dem Diener ein Zeichen, mich aus dem Zimmer zu bringen.

Am nächsten Tag sagte man mir, dass ich nach der Beerdigung wieder nach Hause zurückkehren sollte und ich wurde gegen Abend von der Hausmagd ausgeführt, teils für einen Spaziergang, teils um für meine Trauerkleider masszunehmen. Nachdem wir den Schneider verlassen hatten, überredete ich das Mädchen, unseren Spaziergang ein Stück entlang der Küste auszudehnen, wobei ich ihr im Gehen jede kleine Anekdote erzählte, die mit meiner verlorenen Schwester in Verbindung stand und derer ich mich zärtlich erinnerte in diesen ersten Tagen des Kummers. Sie nahm soviel Anteil daran, mir zuzuhören und ich war so interessiert daran, zu sprechen, dass wir die Sonne untergehen ließen, bevor wir daran dachten, umzukehren.

Der Abend war wolkenverhangen und die Abenddämmerung ging in die Nacht über, als wir die Stadt erreichten. Das Hausmädchen war ziemlich nervös, als sie mit mir alleine am Strand war und schaute sich ein oder zweimal argwöhnisch um, als wir weitergingen. Plötzlich drückte sie fest meine Hand und sagte:

»Lass uns auf die Klippe rennen, so schnell wir können.«

Die Worte waren kaum aus ihrem Mund gekommen, als ich Fußtritte hinter mir hörte – ein Mann kam schnell herum auf meine Seite, entriß mich dem Mädchen und, indem er mich ohne ein Wort in seine Arme nahm, bedeckte mein Gesicht mit Küssen. Ich wußte, dass er weinte, denn meine Wangen waren sofort nass von seinen Tränen; aber es war zu dunkel für mich, als dass ich sehen konnte, wer er war oder sogar, was er anhatte. Er hatte mich, denke ich, keine halbe Minute in seinen Armen. Das Hausmädchen schrie um Hilfe. Ich wurde behutsam auf den Boden gestellt und der fremde Mann verschwand sofort in der Dunkelheit.

Als dieses außergewöhnliche Abenteuer meiner Tante mitgeteilt wurde, schien sie zuerst lediglich verblüfft zu sein; aber einen Augenblick später kam eine Veränderung über ihr Gesicht, als wenn sie sich plötzlich an etwas erinnert hätte oder an etwas gedacht hätte. Sie wurde totenblass und sagte in einer hastigen Art, die sehr ungewöhnlich für sie war:

»Es ist egal; sprich nicht mehr darüber. Vermutlich war es nur ein boshafter Streich, um dich zu erschrecken. Vergiss das alles, mein Liebling – vergiss das alles.«