Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 2

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Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 2
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Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien 2

Reisen zu geheimnisvollen Stätten unseres Planeten

Impressum

© NIBE Verlag © Walter-Jörg Langbein

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Bilder, soweit nicht gekennzeichnet, Archiv Langbein

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52146 Würselen

Telefon: +49 (0) 2405 4064447

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E-Mail:info@nibe-media.de

Für Heidi und Werner, Luise und Max sowie Birgit, Nadine und Vanessa

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort:

1. Kreaturen aus einer anderen Welt

2. Wenn die Sterne an der richtigen Stelle standen

3. Aufstieg vom himmlischen Riff

4. Nan Madol - das Mirakel der Südsee

5. Eine Apokalypse, zwei Zauberer und fliegende Steine

6. Wo die Reise endet

7. Das himmlische Riff

8. Im Totenbunker

9. Warum versank das Land?

10. Besuch bei einem monströsen Wesen aus Stein

11. Lasst die toten Riesen in den Gräbern!

12. Abschied von der Osterinsel

13. Von Engeln und einem fliegenden Haus

14. Das Leuchten in der Gruft

15. War Maria Magdalena »der« Lieblingsjünger Jesu?

16. Göttinnen – eingemauert und vergraben

17. Hängt eine heidnische Göttin am Münster zu Hameln?

18. Zwei Krypten und das Monster am Fluss

19. Der »Steinerne Riese von Thelitz«

20. Werden wir sein wie die »Götter«?

21. »Nichts wird ihnen unmöglich sein.«

22. Mit künstlicher Intelligenz in die Apokalypse?

23. Hölle, Hölle, Hölle!

24. Höllenschlund und Höllenfeuer

25. Die goldene Füchsin und die Pyramide

26. Wer war zuerst da: Gott oder Göttin?

27. Das Mekka Südamerikas

28. Bleierne Zeit über einer Wüste des Todes

29. Wo liegt der Nabel der Welt?

30. Voodoo-Magie für den Weltfrieden?

31. Putsch auf der Osterinsel?

32. Vogelmannkult und einer, der durch den Himmel stürzte

33. Adam und Eva auf der Osterinsel

34. Bibel, Götter, Monsterwesen

35. Von Luxor zur Osterinsel

Vorwort:

Professor Dr. Peter Schattschneider, Universität Wien, Physiker, stellt nüchtern fest (1): »Ich habe in meinem Fach die Erfahrung gemacht, dass nur wenige Kollegen angesichts von Unverstandenem sagen: ›Das ist phantastisch. Dieser Sache müssen wir nachgehen!‹ In aller Regel wird das Unverstandene bagatellisiert, in notorischen Fällen sogar geleugnet.«

Während das vermeintlich Phantastische vom Gros der Gelehrtenwelt abgelehnt wird, empfindet es der Gelehrte aus Österreich als Chance. Er schreibt weiter: »Zugleich aber bedarf die Naturwissenschaft ständig des Unverstandenen gleichsam als Antrieb: Wäre alles erklärt, hätte sie ausgedient.« Schließlich fordert der Physiker: »Was wir brauchen, ist eine Darlegung unverstandener Fakten ohne Verdrängungspolitik und ohne Lobhudelei des Mysteriums.«

Charles Hoy Fort (*1874; †1932), der Vater heutiger moderner Grenzwissenschaften, misstraute vermeintlich gültigen Lehrmeinungen, haben sie sich später doch oft als falsch erwiesen. Charles Hoy Fort warf den etablierten Wissenschaftlern seiner Zeit vor, nur solche Fakten anzuerkennen, die in ihre Vorstellungswelt von der Wirklichkeit passen. Recht hat er, der Mr. Fort! Es wurden einmal anerkannte Lehrmeinungen immer wieder gern bestätigt, selten – und das häufig von Außenseitern – angezweifelt. Was mit vorgefassten Konzepten nicht im Einklang stand, das war dazu verdammt, der Vergessenheit anheimzufallen. Hat sich da Grundlegendes geändert? Nicht wirklich, meine ich. Aber gerade diese widerspenstigen Tatsachen, die von den Vertretern offizieller Gelehrsamkeit vernachlässigt und verdrängt wurden, gerade sie hatten es Charles Hoy Fort besonders angetan. Folgen wir Forts Spuren auf der Suche nach verbotenem Wissen!

Viktor Farkas (*1945; †2011), Journalist und Buchautor, beklagte, dass die Schulwissenschaft zum Mysteriösen gern »Nein!« sagt. Er glaubte aber optimistisch an die Kraft des Rätselhaften (2): »Wozu auch verneinen? Das phantastische einundzwanzigste Jahrhundert wird uns dazu nötigen, zu vielem ›ja‹ zu sagen, das … unglaublich ist.«

Oscar Wilde (*1854; †1900) lässt Lord Henry in Kapitel 2 von »Das Bildnis des Dorian Gray« sagen (3): »Das wahre Geheimnis der Welt ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare.« In der Tat: Wer unvoreingenommen die Welt betrachtet, entdeckt überall das Geheimnisvolle. Folgen wir Forts Spuren auf der Suche nach verbotenem Wissen! Suchen wir gemeinsam das Fantastische im Sichtbaren! Haben wir keine Angst vor mutigen Fragen und kühn anmutenden Antworten.

Sir Arthur C. Clarke (*1917; †2008) macht uns Mut, das scheinbar Unmögliche in unsere Überlegungen einzubeziehen (4): »Wenn ein angesehener, aber alter Wissenschaftler behauptet, dass eine Sache möglich ist, hat er höchstwahrscheinlich recht. Wenn er aber sagt, eine Sache sei unmöglich, hat er sehr wahrscheinlich unrecht.«

Bereisen wir gemeinsam die Welt! Suchen wir nach dem Geheimnisvollen – in heimischen Kirchen, in den Monstermauern von Nan Madol, in Krypten und Mythen! Wir werden fündig werden! Uns werden Mumien, fliegende Schiffe, Göttinnen und ein Monster am Fluss begegnen! Wir werden an einem mysteriösen »Voodoo-Ritual« auf der Osterinsel teilnehmen und im Frankenland einem steinernen Riesen begegnen.

Nach wie vor gilt: Es gibt so viel Geheimnisvolles und Rätselhaftes auf unserem Planeten! Übersehen wir nicht das Unverstandene, versuchen wir nach Antworten zu suchen. Keine Angst vor kühnen Gedanken! Nur Mut!

Fußnoten:

(1) Farkas, Viktor: »Unerklärliche Phänomene jenseits des Begreifens«, Frankfurt 1988, S. 11

(2) Farkas, Viktor: »Rätselhafte Wirklichkeiten/ Aus den Archiven des Unerklärlichen«, München 1998, Seite 11

(3) Wilde, Oscar: »Das Bildnis des Dorian Gray«, Hamburg 2017, eBook-Ausgabe, Pos. 384 (Originalzitat: »The true mystery of the world is the visible, not the invisible.«

(4) Clarke, Arthur C.: »Profiles of the Future/ An Inquiry into the Limits of the Possible«, Gateway 2013, eBook, Pos. 350/ Seite 350

Originalzitat: »When a distinguished but elderly scientist states that something is possible, he is almost certainly right. When he states that something is impossible, he is very probably wrong.«

 

1. Kreaturen aus einer anderen Welt

»Pohnpei«, auch als »Ponape« bekannt, gehört zur Inselgruppe der Karolinen. Touristen verirren sich nur selten in diese weit abgelegene Region der Südsee. Manche kommen, um im glasklaren Wasser zu tauchen. Erstaunt stellen sie dann fest, dass es eine echte archäologische Sensation gibt. Freilich haben sie ihre Tage in Pohnpei schon längst verplant, so dass für die mysteriösen Geheimnisse keine Zeit bleibt.

Keine Frage: Dem Taucher erschließt sich eine atemberaubend schöne Unterwasserwelt in faszinierenden, fast schon grellbunten Farben. Es gibt aber auch über den Wellen der Südsee wirklich Phantastisches zu entdecken, nämlich so etwas wie das »achte Weltwunder«. Auf künstlichen Inseln wurden gigantische Bauten errichtet, aus gewaltigen Steinsäulen, mit meterdicken Mauern. Warum wurde in der fernen Südsee so gigantisch gebaut? Warum setzte man unvorstellbare Mengen an massivem Stein ein und nicht Holz, das so üppig wächst? Warum schichtete man kolossale Steinsäulen im »Blockhüttenstil« aufeinander. Warum machte man sich unendliche Mühen mit tonnenschwerem Stein, statt das viel einfacher zu bearbeitende, leichter zu transportierende und im Übermaß vorhandene Holz zu nutzen? Es mussten offensichtlich die tonnenschweren »Steinsäulen« sein! Warum? Welchem Zweck dienten einst die Monstermauern von Nan Madol im idyllischen Südseeparadies?

Das »Weltwunder Nan Madol« findet sich nicht auf dem geheimnisvollen Eiland »Pohnpei«, sondern im Pazifik, im Osten von der noch lange nicht erforschten Hauptinsel. Der mysteriöse Komplex im Meer, »Temwen« (frühere Schreibweise: »Temuen«) genannt, besteht aus 82 künstlich angelegten Inseln. Auf diesen kleinen und kleinsten Eilanden finden sich Ruinen. Von den meisten sind nur noch Fundamente zu erkennen, andere wurden fast vollständig abgetragen, um wieder andere Gebäude zu errichten. Einst soll es eine stolze Stadt gegeben haben. Wie sie einst hieß, wir wissen es nicht mehr. »Nan Madol« wird sie heute genannt.


Zyklopenbau Nan Madol

Die 82 Inseln in der Südsee bei »Pohnpei« sind eindeutig künstlich geschaffen worden. Warum? Warum holzte man nicht auf Pohnpei selbst ein Areal ab, um Bauten auf sicherem Boden zu errichten? Es kann nicht bestritten werden, Forscher haben das tatsächlich herausgefunden: dass »Temwen« kein Produkt von »Mutter Natur« ist. »Temwen« ist, ich muss mich wiederholen, ein Komplex von 82 künstlich angelegten Inseln. Und zum Meer hin wurde eine wahre Monstermauer errichtet, deren Ausmaße auch heute noch beeindrucken. Wie lang und wie hoch das einst stolze Bauwerk war, konnte bis heute nicht eindeutig festgestellt werden.

Vor wem oder vor was sollte dieser mächtige Wall einst schützen? Sehr viel einfacher wäre es gewesen, die steinerne Stadt auf der Hauptinsel zu bauen. Da wäre auch die Schutzmauer leichter zu bauen gewesen. Aber: Es mussten künstliche Inseln geschaffen werden, um darauf steinerne Gebäude zu errichten. Vom »Schutzwall« ist nur noch ein Teil erhalten. Und der ist aus der Luft nur noch als »Grünstreifen« zu erkennen. Das einst mächtige Mauerwerk ist weitestgehend von schnell wachsenden Pflanzen überwuchert. Man wundert sich: Woher beziehen sie wohl ihr Wasser? Die steinerne Wand steht im Meer, umtost von Salzwasser. Salzwasser freilich kommt als Kost für das üppige Gestrüpp nicht infrage.


Einige der künstlichen Inseln aus der Luft

Als ich meine erste Reise nach »Pohnpei« vorbereitete, hatte ich noch völlig falsche Vorstellungen. Ich erwartete ein Südseeeiland mit spärlich bekleideten Südseeschönheiten und bunten Blumen in wallendem Haar. Ich stellte mir endlose Sandstrände mit Palmen vor. Ich dachte an liebliche Musik und herrliche Aussichten über endlose Meeresweiten auf fernen Horizont. Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass gerade »Pohnpei« krasseste Kontraste bieten würde: Eine Welt des strahlenden Sonnenscheins auf der einen Seite und beängstigende Unwetter auf der anderen Seite. Immer wieder wichen bei meinen Fahrten per Motorboot zu den Monstermauern von Nan Madol babyblauer Himmel mit intensivem Sonnen einer düsteren Welt. Die Wirklichkeit schien dann dem Hirn von H.P. Lovecraft entsprungen zu sein.

Der »Strand« von »Pohnpei« verwandelte sich in ein fast schwarzes undurchdringbares Etwas. Pechschwarze Steinriesen tauchten auf, ein Etwas wie ein Berg wurde sichtbar. Das Szenario hätte von einer Werkstatt von Hollywood ersonnen und gebaut worden sein können. Oder es ist das Werk von Spezialisten, mit modernster Computertechnik erschaffen. Geeignet wäre das freilich reale Szenario für eine Verfilmung eines Werks von Lovecraft, vielleicht für einen Horrorschocker im Geiste von Lovecraft (*1890; †1937).

Es kam mir so vor, als würde eine riesige Maschinerie extrem schnelle Wechsel herbeiführen. Oder: Die einander schnell abwechselnden Extreme sind so radikal, als seien sie per Computer künstlich kreiert. Sie waren aber real: Der eben noch stechende Sonnenschein und die bedrückende Düsterkeit im Regenschauer, der die Grenze zwischen Meer und Luft verschwimmen ließ. Eben noch brannte die Sonne vom Firmament und schon wollten anscheinend sintflutartige Wasserströme vom Himmel alles Leben austilgen, so wie einst als Noah seine Arche baute.

Für Augenblicke sah es so aus, als ob im Urwalddickicht von »Pohnpei« fahle Lichtpunkte auf bösartige Beobachter schließen lassen, die mit Abscheu und Aggression verfolgten, wie unser Motorboot an ihnen vorüberzog. Mehr als skurril wirkt mein Foto. Man könnte meinen, es sei aus dutzenden von Einzelaufnahmen zusammengesetzt. Man könnte vermuten, dass Straßenlaternen und beleuchtete Fenster im Dunkeln zum merkwürdigen Foto geführt hätten. Aber da war nur Urwaldgestrüpp, da gab es keine Laternen und schon keine Gebäude mit elektrischem Licht.


Mysteriöse Lichter am Ufer

Die rapiden Wechsel hielten mehr als einen Vormittag an und wurden krasser, als wir uns dem Ruinenkomplex von Nan Madol näherten. Da schienen eben erst gigantische Mauern aus steinernen Säulen noch gestanden zu haben. Aber jetzt lagen sie zerbrochen und zerborsten am Boden, bildeten Haufen aus Steingewirr. Und im Regen wurden die Steine dunkel, ja schwarz, getränkt von den Himmelsfluten. Bizarre Landschaften signalisierten Bilder von Tod, nicht von Leben. Es war, als sei die Natur hier schon vor Ewigkeiten abgestorben, als habe ein Pesthauch alles abgetötet. Wie skelettöse Finger ragten dürre Baumleichen in den pechschwarzen Himmel. Abgestorbene Bäume trotzen noch den Naturgewalten. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie stürzen und im Meer des »Pazifik« verschwinden würden.

So manch‘ schauriges Szenario habe ich gesehen, das höchst real war und doch viel mehr zu düsteren Gedanken Lovecrafts passte als zu den Vorstellungen friedlich idyllischer Südseestrände. Menschenfressende Monster passten hier viel besser ins Bild als üppige Südseeschönheiten. Opfer gab es freilich zum Glück keine zu beklagen, wenn man einmal von meinen beiden Kameras absieht. Eine hatte ich stets mit analogem Negativfilm geladen, die andere mit Dia-Film. Kurz nach dem ersten Wolkenbruch setzten beide Kameras aus, sie konnten wohl die Feuchtigkeit nicht vertragen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder für kurze Momente ihren Dienst taten, um dann wieder zu »streiken«.


Sterbende Bäume, tote Bäume

Meine dramatische Schilderung der stürmischen Fahrt zu den Ruinen mag übertrieben wirken. Freilich bitte ich zu bedenken: Von einer Nussschale von Motorboot aus wirkten die rapiden Wetterwechsel wirklich höchst dramatisch. Noch furchteinflößender war freilich der sorglose Umgang unseres »Kapitäns« mit seinem Feuerzeug. Dann und wann goss er aus einem rostigen Kanister Benzin in den altersschwachen Motor. Seine Hauptsorge galt dabei offenbar seiner Zigarette, die immer wieder vom Regen gelöscht wurde. Während das Benzin in den Tank gluckerte, entflammte das Sturmfeuerzug den Glimmstängel zu neuem Leben. Eine Explosion konnte aber vermieden werden.

»Wenn es so stürmt, glauben manche der alten Menschen an das Wirken von bösartigen Geistern!«, erklärte mir der wackere Lenker des Motorboots. »Auch vielen Jungen sind die uralten Ruinen unheimlich. Bei Nacht möchte sich hier niemand aufhalten!«

Während wir, am Ufer scheinbar von mysteriösen Lichtern begleitet, der Ruinenstadt zustrebten, schrie der »Kapitän« gegen Motor und Unwetter an. Die gespenstischen »Laternen« blitzten auf, wurden heller, wieder dunkler, sprangen weiter. Mag sein, dass es für dieses seltsame Phänomen eine natürliche Erklärung gibt, unheimlich war’s aber allemal!

»Mancher lacht über die Erzählungen der Alten. Die Alten sterben nach und nach, mit ihnen geraten die Überlieferungen in Vergessenheit. Viele der Alten mögen auch nicht mehr erzählen, was sie ihrerseits von den Großeltern erfahren haben.« Erst auf wiederholtes Nachfragen bekam ich einiges zu hören: Etwa von dem geheimnisvollen »Leuchten«. Nur wenige sollen es gesehen haben, wie für Bruchteile von Sekunden Steine und Bäume, Palmen und Wellen wie von innen heraus geglüht haben. Da habe es für kurze Momente einen Kontakt zwischen unserer Welt und einer anderen, bösen Welt gegeben. »In solchen Momenten können Kreaturen aus einer anderen Welt in unsere Welt eindringen.«

So ganz fremd war mir diese Geschichte allerdings nicht. So gab es bei den Kelten ein Fest zum Ende des Sommers. In dieser Zeit soll es nach keltischer Mythologie den Geistern Verstorbener möglich sein, aus dem Jenseits ins Diesseits zu wechseln. Meine Erklärung für das Aufstellen der Kürbisköpfe: Sie sollten die heimkehrenden Seelen daran hindern, wieder in die einstmals von ihnen bewohnten Häuser einzudringen. Tatsächlich gibt es Überlegungen, ob das Halloweenfest nicht vielleicht auf ein sehr viel älteres Totenfest zurückgeht.


Kürbisköpfe zum Abschrecken der Totengeister

2. Wenn die Sterne an der richtigen Stelle standen

Mein großes Vorbild war in jungen Jahren neben Erich von Däniken der Schriftsteller Abraham Merritt (1). Merritt brach früh die Schule ab und reiste mit 17 nach Zentralamerika, um an Ausgrabungen in Yucatán teilzunehmen. Er dürfte einer der ersten Weißen überhaupt gewesen sein, die die Maya-Ruinen von Tulum besuchten. Merritt gelang eine geradezu kometenhafte Karriere als Journalist. Mit 18 war er festangestellter Reporter für den »Philadelphia Inquirer«, acht Jahre später hatte er es zum Mitherausgeber des Blattes gebracht.

Vor 100 Jahren, anno 1918, erschien Abraham Merritts Novelle »The Moon-Pool«, und zwar in Fortsetzungen im Magazin »All-Story-Weekly«. Die Leserschaft war begeistert. Merritt schob bereits 1919 »Conquest of the Moonpool« nach. Beide Novellen wiederum arbeitete Abraham Merritt in den Roman »The Moonpool« um. Vor 40 Jahren brachte der Heyne-Verlag Merritts »The Moonpool« als »Der Mondsee« in deutscher Übersetzung heraus, vor 30 Jahren folgte eine weitere deutsche Ausgabe des Romans, jetzt aber unter dem neuen Titel »Der Mondteich« (2).

Merritts »Moonpool« beeinflusste eindeutig H.P. Lovecraft (*1890; †1937). Völlig korrekt verweist Deutschlands führender Lovecraft-Experte Marco Frenschkowski darauf hin (3), dass Merritt und später Lovecraft die Ruinen von Nan Madol quasi als Kulisse eines fantastischen Theaters genutzt haben. Lovecaft weiß von (4) »einer scheußlichen Legende«, die von uralten Zeiten berichtet (4) »während derer andere Wesen die Welt beherrschten«, die »in großen Städten gehaust« haben sollen, (4) »deren Überreste … könne man noch als zyklopische Steine auf Inseln im Pazifik finden. Sie seien viele Zeitalter vor der Ankunft des Menschen gestorben.«

Zyklopenhafte Bauten gab es einst bei Pohnpei und auf dem Eiland Kosrae. Ihre Ruinen sind auch heute noch teilweise sehr beachtlich und unbedingt eine Reise wert. H.P. Lovecraft geht immer wieder in seinem Werk auf Nan Madol ein. Zu den wichtigsten Texten Lovecrafts gehört meiner Meinung nach »Der Ruf des Cthulhu« (5). Lovecraft notierte sich zentrale Ideen bereits am 12. oder 13. August 1925, aber erst im Sommer des Jahres 1926 machte er daraus eine Kurzgeschichte. Lovecraft, der eigene Träume gern als Quellen für seine Texte verwendete, lässt seine »Helden« immer wieder Entsetzliches und Fantastisches im Traum erleben. Seit meinen Besuchen in den Ruinen von Nan Madol erkenne ich bei Lovecraft da und dort Anspielungen auf die einst gewaltigen Bauten.

 


In »Der Ruf des Cthulhu« lesen wir (6), dass einem gewissen Wilcox »ein noch nie geträumter Traum von zyklopisch-großen Städten aus titanischen Blöcken und vom Himmel gefallenen Monolithen« überkam. Weiter heißt es da: »Wände und Säulen seien mit Hieroglyphen bedeckt gewesen«.

Blöcke von beachtlicher Größe und Säulen wurden in Nan Madol einst zu titanischen »Tempeln« aufgetürmt. Hieroglyphen oder Schriftzeichen freilich wird man vergeblich suchen. Schriftliche Urkunden aus der Zeit der Erbauung von Nan Madol hat man bis heute nicht gefunden. Dabei muss es aber eine sorgsame Planung der gewaltigen Mauern gegeben haben, bevor man sich daranmachte, die beeindruckenden Bauwerke zu realisieren.

Wer heilige Bücher, Mythen, Sagen und apokryphe Schriften nach Hinweisen auf »Astronautengötter« durchforstet, der wird auch bei Lovecraft immer wieder fündig (7): »Sie verehrten, so sagten sie, die Großen Alten, die schon lange vor den Menschen gelebt hätten und die vom Himmel auf die junge Welt gekommen seien.« Und diese Wesen stammen bei Lovecraft aus dem All. Er beschreibt sie als interstellar reisende Astronautengötter, und das in einer Zeit, als der Flug zum Mond bestenfalls fantastische Utopie einzelner »Spinner« wie Oberth und Sänger war (8).

»Wenn die Sterne an der richtigen Stelle standen, konnten sie durch das All von Welt zu Welt tauchen. … Und sie konnten nur wach in der Finsternis liegen und sinnen, während unzählige Jahrmillionen vorbeizogen. Sie wussten auch weiterhin, was im Weltall vor sich ging.«

In der komplexen Welt des H.P. Lovecraft kamen einst in grauer Vorzeit »Götter« aus dem All zur Erde. Sie teilten sich auserwählten Menschen mit, so wie die Elohim / Jahwe bestimmte Menschen über ihre Absichten informierten. Häufig kontaktiere der biblische Gott einzelne Menschen im Traum, so wie der mächtige Gott der Osterinsel Make Make »seinen« Menschen Botschaften im Traum übermittelte. Der fliegende »Obergott« der Osterinsel war Make Make. Und der soll – so überliefert es die Mythologie – Priester Hau Maka im Traum gezeigt haben, wie er sein Volk von der in den Fluten versinkenden Heimat zur Osterinsel geleiten konnte. So wurde dann das Volk Hau Makas in Schiffen evakuiert, vom »Atlantis der Südsee« zur Osterinsel. Übrigens: Auch in Lovecrafts Mythologie versinken Inseln im Pazifik und tauchen wieder auf. Ganz ähnlich gibt es bei den Hopi Mythen über Versinken von besiedelten Gebieten im Pazifik und Auftauchen von neuen Landmassen. Auf der Osterinsel hörte ich anno 1982 einen spannenden Mythos von einem mächtigen Gott, der mit einem riesigen Hebel Land im Pazifik nach unten drücke, wodurch die Osterinsel entstanden sein soll, die im Gegenzug aus den Fluten emporstieg.


Make-Make, der Osterinselgott

Bei Lovecraft sind es die »Großen Alten«, die sich herabließen, mit Menschen zu kommunizieren, mit den (9) »Empfänglichen unter ihnen, indem sie ihre Träume formten; denn nur auf diese Weise konnte ihre Sprache den fleischlichen Verstand eines Säugetiers erreichen. Dann … bildeten jene ersten Menschen den Kult um kleine Götzenbilder, welche die Großen Alten ihnen gezeigt hatten, Götzenbilder, die in finstrer Zeit von den dunklen Sternen gekommen seien.«

Vor vielen Jahren hörte ich staunend im nordöstlichen Arizona, wie ein altehrwürdiger Greis das Geheimnis der kleinen »Kachina«-Puppen erklärte. NASA-Ingenieur Josef Blumrich (10) bestätigte mir im Interview: Die geheimnisvollen »Kachina« wurden einst von den »Himmlischen« in Auftrag gegeben. Sie sollten immer wieder angefertigt werden, bis zur Rückkehr der »Himmlischen«. Dann würden die Menschen auch in ferner Zukunft die kosmischen Besucher wiedererkennen. Wen wundert es da noch, dass auch die mächtigen »Götter« bei Lovecraft irgendwann wieder zu erwarten sind. Und muss man nicht an Erich von Dänikens »Erinnerungen an die Zukunft« denken, wenn Lovecraft fabuliert, einst würden die Menschen wie die Götter werden?


Abbild der Himmlischen

Nach präastronautischem Weltbild kamen einst »Astronautengötter« aus den Tiefen des Alls, so wie der Mensch einst in die Tiefen des Alls vordringen wird. Lovecraft: »Dann sei die Menschheit wie die Großen Alten geworden; frei und ungezähmt.«

Fußnoten:

(1) *1884 in Beverly, New Jersey, USA, †1943 in Indian Trocks Beach, Florida, USA

(2) Fischer-Verlag

(3) Lovecraft, H.P.: »Chronik des Cthulu-Mythos I«, Leipzig 2011, S. 82 Mitte. Anmerkung: Marco Frenschkowskis Erläuterungen zu den Texten von Lovecraft sind für das bessere Verständnis von Lovecraft unverzichtbar. Der Fest-Verlag ist sein vielen Jahren der führende Lovecraft-Verlag.

(4) Ebenda, S. 105

(5) Im Original: »The Call of Cthulhu«

(6) Lovecraft, H.P.: »Chronik des Cthulu-Mythos I«, Leipzig 2011, Seite 91 unten. In der eBook-Version: Seite 91, Position 1240

(7) Ebenda, S. 104 oben. eBook-Version S. 104, Position 1451

(8) Ebenda, S. 105. eBook-Version S. 105, Position 1475 und Position 1479

(9) Ebenda, S. 106. eBook-Version Seite 105, Positionen 1482 und 1483

(10) Blumrich, Josef F.: »Kasskara und die sieben Welten/ Weißer Bär erzählt den Erdmythos der Hopi-Indianer«, Düsseldorf Wien 1979

(11) Lovecraft, H.P.: »Chronik des Cthulu-Mythos I«, Leipzig 2011, Seite 106. eBook-Version S. 106, Position 1487