HAUSHÄLTERIN ANAL

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Hilfe gesucht



Nach nur wenigen Tagen im neuen Haus, die Schroffensteins waren noch längst nicht komplett eingerichtet, kam Helene zu dem Schluß, dass sie es allein gar nicht putzen kann, weil es viel zu groß ist. Tobias schlug vor, eine Firma zu beauftragen, so wie man auch eine Gartenbaufirma mit der Pflege des Gartens beauftragt hatte.



Gesagt getan. Helene heuerte eine Firma an. Und war nach zwei Wochen unzufrieden und kündigte wieder. Dann kam eine andere Firma. Auch mit der war sie nicht zufrieden.



„Tobias,“ meinte sie eines abends, „wenn so eine Firma kommt, dann sind immer fremde Leute im Haus. Das mag ich nicht. Ich muss immer aufpassen, was diese Person macht.“ „Warum?“ meinte Tobias, „in meiner Firma kommt eine Putzfrau, die hat sogar einen Schlüssel, weil die abends spät oder morgens früh kommt, jedenfalls außerhalb der Bürozeiten. Wir verlassen uns auf die Firma, die das Personal schickt. Die suchen das Personal auch entsprechend aus.“



„Aber im Büro ist es was anderes. Kommt da auch jedes Mal jemand neues?“ „Nein. Das wechselt nicht so oft. Meistens kommt eine mit Kopftuch, aber vor nicht allzu langer Zeit war auch eine jüngere Deutsche da. Die habe ich zufällig getroffen, weil ich noch länger im Büro war für den Jahresabschluss. Ich hatte sie gefragt, seit wann sie bei uns putzt, sie hatte geantwortet, die ganze Woche schon und da habe ich ihr gesagt, dass ich mich beschweren werde, weil die Herrentoilette nicht sauber war.“



„Du meinst die Türkin war zuverlässiger?“



„Ja. Ich hab’s dem Karim gesagt, dem Chef der Putzteufel. Du kennst ihn vielleicht. Der hat sich diese Dienstleistungsfirma aufgebaut, ist ein fleißiger Kerl, fährt seine Putztrupps noch selbst in den Einsatz, wenn es mal eng ist. Der meinte, die Deutsche täte ihm leid, denn sie braucht den Job, weil sie nichts gelernt hat. Sie sei guten Willens, aber zu undiszipliniert. Hat auch zuviel mit dem Handy gespielt, statt zu arbeiten. Bei der Herrentoilette hatte die mir doch tatsächlich geantwortet, sie habe nicht gewusst, dass sie die auch reinigen soll, sie hätte immer nur die Damentoilette gereinigt.“



Helene meinte, wenn sie sich es recht überlege, wäre ihr eine feste Hausangestellte lieber, eine die bei ihnen wohnt und sozusagen zur Familie gehört und die auch immer verfügbar ist. „Die könnte dann auch beim Kochen helfen und die Kinder mal abholen. Was meinst Du?“



Das war für Tobias ein ganz neuer Gedanke. „Eine eigene Haushälterin? Das wird ja immer vornehmer bei uns.“ Aber trotz des leichten Spotts brachte er am nächsten Tag die Visitenkarte der Firma Karims, der Putzteufel, mit. „Wir rufen da jetzt beide an, letzten Endes musst Du ja entscheiden, was Du willst, aber ich kenne den Karim ganz gut.“



So riefen sie an, fragten, ob er auch Haushälterinnen vermittelt. Aber Karim verneinte: „So etwas habe ich nicht. Was meinen Sie denn genau, eine Pflegekraft aus Osteuropa? Da kenn’ ich jemanden, der das vermittelt.“



„Nein, eine richtige Haushaltshilfe, zum Putzen, Kochen, Wäsche machen und so weiter. Die mir einfach zur Hand geht, aber auch eigenständig arbeitet.“ Mehr als die Empfehlung, es im Internet oder über das Arbeitsamt zu versuchen, hatte Karim aber nicht anzubieten.



Die nächsten Tage recherchierte Helene im Internet, führte ein paar Telefonate und erkundigte sich beim Arbeitsamt. Mit der Geschäftsführerin einer Vermittlungsagentur für exklusives Hauspersonal führte sie zwei längere Gespräche. Das war, was sie wollte: Eine Dienerin, die perfekt Tische eindecken kann und dekorieren, die Zimmermädchen, Köchin und anderes Personal anleiten kann und die eine Fachausbildung mit Auszeichnung bestanden hat.



Als sie Tobias davon erzählte, lachte er. „Was denn für Personal, was für eine Köchin? Vielleicht willst Du auch noch einen Chauffeur? Vielleicht müssen wir auch darüber reden, wie viel Geld Du für Dein

Personal

 ausgeben willst?“



Helene war etwas irritiert. Es war beinahe so, als hätte Tobias sie ausgelacht. Aber im Grunde hatte er natürlich recht: sie waren trotz allem keine Rockefellers. Nach dem Gehalt einer Dienerin hatte sie überhaupt nicht gefragt. Die Antwort fand sie auf der Homepage: ein Monatslohn „ab 4.500 Euro“ stand da. Das war weit mehr, als sie selbst jemals verdient hatte. Es musste eine andere Lösung her, eine die billiger war.



Also versuchte sie es nochmals über das Arbeitsamt. Der Berater dort gab den Tip, nicht nur nach einer Haushälterin zu suchen, sondern auch die Profile von Reinigungskräften und Ungelernten anzusehen, denn eine Haushälterin, die im Haus wohnen soll, sei eine eher seltene Anfrage, und es komme dabei wohl auch sehr auf persönliche Sympathie an.



Helene beherzigte den Rat. Sie hatte gleich eine Reihe möglicher Bewerber ausgemacht und war entschlossen, nun diese Personen kennenzulernen, um zu sehen, ob sich nicht etwas daraus ergibt.



Ein Profil hatte sie zur Seite gelegt: Das war eine Deutsche, 23 Jahre, ungelernt, Schulabbrecher, zuletzt 4 Monate bei einer Reinigungsfirma beschäftigt. Sie suchte „bundesweit“. Irgendwie hatte sie den Verdacht, dass das genau jene Frau sein könnte, die keine Herrentoilette putzen wollte.



Mit zwei anderen Frauen vereinbarte sie Vorstellungsgespräche. Mit der ersten verabredete sie sich in einem Hotel – irgendwie wollte sie nicht, dass diese Person schon gleich die Villa sieht. Das Gespräch verlief freundlich, aber schon nach kurzer Zeit war Helene klar: Diese Frau kam nicht in Frage. Sie war relativ hübsch, mit viel Busen (darin sah sie eine gewisse Bedrohung), vor allem aber schien sie sehr eigene Vorstellungen von den Aufgaben einer Haushaltshilfe zu haben. Die zweite Person, die sie schon am folgenden Tag traf, war nicht nur weniger anmutig, sondern auch etwas ungepflegt. Das ging nun gar nicht – obwohl sie scheinbar mehr vom Fach verstand.



Das fing ja schon enttäuschend an. Nun hatte sie noch zwei Bewerbungen, die schon von der Beschreibung weniger geeignet erschienen. Und die, die sie zur Seite gelegt hatte. Das machte sie dann doch neugierig, ob ihr Verdacht richtig war, und so rief sie kurzentschlossen Karim an, um sich nach dem Namen dieser Frau zu erkundigen. „Sylvia Schmitt-Buchholz,“ antwortete dieser, „warum fragen Sie?“



„Ich suche noch nach einer Haushaltshilfe und ich glaube, dass ich auf ihr Profil gestoßen bin. Es wäre doch peinlich, wenn ich sie anrufe, wo mein Mann doch dafür gesorgt hat, dass sie nun arbeitslos ist.“



„Oh, ich verstehe. Diese Sylvia tut mir leid, wissen Sie. Die hat einfach keine richtige Erziehung gehabt. Die ist allein bei ihrer Mutter aufgewachsen. Sie hat bestimmt ein gutes Herz, aber sie braucht eine strenge Hand. Wenn man daneben steht, arbeitet sie gut, aber man kann doch nicht immer daneben stehen… Sie wissen, was ich meine.“



„Ja ich verstehe,“ antwortete Helene. Nachdem sie aufgelegt hatte, kamen ihr plötzlich ganz andere Gedanken. Vielleicht war es das Wort „strenge Hand“, was bei ihr einen ganz neuen Gedanken auslöste. Könnte sie

dieses

 Mädchen zu der Haushälterin

erziehen

, die sie sich vorstellt? Ihre eigenen Kinder hatte sie soweit gut erzogen, war sie überzeugt. Ihre Kinder hatten nicht nur gute Schulnoten und ein gutes Benehmen, sondern waren auch bei ihren Mitschülern beliebt und hatte alle auch einen adäquaten Freundeskreis. Sie war davon überzeugt, dass sie auch eine fremde Person erziehen könnte, wenn diese sich darauf einließe. Das wäre dann die perfekte Hausangestellte; geschult oder geformt nach ihren eigenen Vorstellungen.



Sie dachte darüber nach, aber nicht so gründlich, sondern eher intuitiv. Und als sie zu einem Entschluss gekommen war, nahm sie das Telefon und wählte die Handy-Nummer dieser Sylvia Schmitt-Bucholz. Die ging auch gleich dran.



„Sie haben eine Job für mich? Um was handelt es sich denn?… Aha. Aha. Und das ist eine Vollzeitstelle… Was sagen Sie?… Ja. Da muss ich drüber nachdenken… Nein, kündigen müsste ich nicht, ich wohne bei meinem Freund… Ja gerne. Morgen Vormittag um 10 Uhr… Ja gerne. Bis dann.“



Reinhardt, der Freund von Sylvia, hatte das Gespräch mitgehört, ohne sein Playstation-Spiel zu unterbrechen. „Was sind das denn für Typen, die Abends um Neun anrufen, wegen ‘nem Job?“



„Ja komisch, so spät. Die suchen eine Haushälterin. Ich werde mich auf jeden Fall vorstellen, denn ich brauch egal was.“



„Klar. Du musst Geld verdienen. Du kannst mir nicht länger auf meiner Tasche liegen – sonst muss ich Dich noch an meine Kumpels verleihen, hehe.“



Sylvia hatte es nicht leicht. Damals, vor etwas über einem Jahr, als sie den Reinhardt kennengelernt hatte, war sie praktisch wohnungslos. Sie zog von einer Freundin zur anderen, auch einmal zu ihrer Tante aber alles waren nur Lösungen auf Zeit, aus der Not heraus geboren. Den Reinhardt mochte sie am Anfang und war sogar ein bisschen verliebt. Ihr Zuneigung hat er aber nie wirklich erwidert. Für ihn war es einfach ein praktischer Deal. Sie durfte bei ihm einziehen, half seinen Chaos-Haushalt etwas in Ordnung zu halten und machte dafür die Beine breit. Erst gefiel ihr das noch, aber dann merkte sie, dass er sie nur ausnutzt.



Eines Tages dachte sie: wenn es sich jetzt schon anfühlt, wie nach 20 Jahren langweiliger Ehe, dann kann daraus keine gute Beziehung mehr werden. Als dann im gleichen Maße, in dem Reinhardts sexuelles Interesse an ihr abnahm, seine Forderungen an sie, sich finanziell an dieser Wohngemeinschaft zu beteiligen, zunahm, war irgendwann der Punkt für sie erreicht, an dem sie unbedingt ausziehen und eine eigene Bleibe suchen wollte.



Aber so sehr sich Sylvia mühte, von ihrem bescheidenen Einkommen in wechselnden Jobs, konnte sie kein Maklergebühren, Kaution und erste Monatsmiete aufbringen, ganz zu schweigen von der Anschaffung eigener Möbel, die sie dann benötigen würde. So harrte sie bei Reinhardt weiter aus.

 



Dieser ahnte nicht, dass genau dieser neue Job Sylvia dazu in die Lage versetzte, ihn nun endlich zu verlassen. Aber Frau Schroffenstein hatte genau das in Aussicht gestellt: Wenn Sie sich gut verstehen, sollte sie

in-house

 arbeiten, also direkt bei der Familie wohnen, wo sie arbeiten würde.



Schon eine Woche später ging es los. Zunächst kam sie täglich für acht Stunden und fuhr dann wieder heim in Reinhardts verlotterte Bude. Helene Schroffenstein forderte sie sehr und gab ihr klare Anweisungen und Vorgaben. Sie war sich dabei auch nicht zu Schade, ihrer neuen Haushaltshilfe praktischen Anschauungsunterricht zu geben, wie sie richtig zu putzen hat. Denn Helene war entschlossen, diese Sylvia zu genau der Haushälterin zu erziehen, die sie sich wünschte.



Sylvia zeigte sich lernbereit, denn diesmal war fest entschlossen, ihren Job gut zu machen. Eine weiter Pleite konnte sie sich nicht leisten. Und ausserdem: Es war hundert mal besser, nur als Putzfrau in einer Villa zu leben, als in einer Art Notgemeinschaft in einer kleinen Dreizimmerwohnung mit einem Kerl, der sie zwar nicht schlecht behandelte aber auch kaum beachtete, weil ihm seine Computerspiele und seine Kumpel offenbar wichtiger waren.



In der Villa gefiel es ihr. Das war zwar viel Arbeit, denn selbst in den Räumen, die kaum genutzt wurden, musste hin und wieder sauber gemacht werden. Ihre Chefin war streng, aber gerecht. Auch die drei Kinder mussten im Haushalt mithelfen und ihre Zimmer selbst in Ordnung halten. Sylvia musste die Zimmer der Kinder nur dann aufräumen, wenn Frau Schroffenstein ihr OK dazu gab, z.B. weil Freunde zu Besuch erwartet wurden.



Klar, Sylvia war ziemlich geschockt, als sie das erste Mal Tobias Schroffenstein in der Villa traf, und auch er war überrascht. „Wenn Sie sich mehr Mühe geben, als in der Firma und lieber einmal mehr fragen, was zu machen ist, dann wird das vielleicht ja noch was mit Ihnen,“ meinte Tobias. Und fügte noch hin zu: „Am besten machen sie alles, was meine Frau anordnet und

gehorchen

 ihr bedingungslos. Ich jedenfalls

vertraue

 meiner Frau auch bedingungslos. Ach übrigens: Jeder hat eine zweite Chance verdient; also machen sie das beste daraus.“



Das klang schon fast nach einer Drohung. Jedenfalls war es eine klare Ansage. Sie konnte jederzeit wieder rausfliegen. Umso wichtiger schien es ihr, ihre neue Chefin in allem zufrieden zu stellen. Denn es gab ja keine andere Möglichkeit für sie.



Wenigstens kam sie mit den Kinder sehr gut zurecht. Sylvias zwar etwas schüchterne aber auch sehr offene Art kam bei allen drei Kinder gut an. Sie war stets hilfsbereit und half auch mal auf unkonventionelle Art. Vielleicht wähnte sich Sylvia auch halbwegs auf der gleichen Stufe wie die Minderjährigen. Helene Schroffenstein war übergeordnete Autorität, als Mutter ebenso wie als Chefin.



Helene hielt Sylvia zwar für etwas ungeschickt und einfältig, ihr gefiel aber durchaus, wie sich ihre neue Haushaltshilfe in allem bemühte und auch nicht auf die Uhr sah, sondern immer darauf bedacht war, ihre Arbeit zu Ende zu bringen. Helene ahnte nicht, wieviel Überwindung und innere Kämpfe Sylvia genau dies kostete.



Eigentlich sollte sie nur putzen, aber schon nach ein paar Wochen hatte sich Helene so sehr daran gewöhnt, Sylivia herumzukommandieren, dass sie

überall

 helfen sollte. Helene gefiel sich in der Rolle der Gastgeberin und war auf ihre Koch-und Backkünste stolz. So war Sylvia bald auch als Küchenhilfe engagiert. Bevor sie das erste Mal den Gästen servieren durfte, machte Helene eine regelrechte Schulung mit ihr – die beiden Töchter des Hauses wurden gleich mit eingespannt.



Dabei merkten sowohl Sylvia als auch Helene, dass sie viel einfacher lernen konnte, wenn alles ein bisschen spielerisch ablief. Mit den Töchtern, die das ohnehin nicht so ernst nahmen, lachten sie viel und Sylvia zeigte durchaus ein gewisses Talent sich Abläufe und feste Vorgaben zu merken und anzuwenden. Ihr gefiel diese Rolle als Dienstmädchen, die dafür Sorge tragen musste, dass die Herrschaften und ihre Gäste sich wohlfühlten. Und Helene war von den Lernfortschritten, die ihre neue „Auszubildende“ zeigte, durchaus zufrieden.



Dennoch gab es eine kleine Peinlichkeit beim ersten Mal, wo Sylvia servieren durfte. Das war nur ein kleines Kaffeekränzchen mit drei Freundinnen von Helene Schroffenstein, quasi als erster Test. Eine, die älteste, merkte an, wenn die Schroffensteins nun so vornehm seien, dass sie eigenes Personal beschäftigten, dann sollte das Personal auch ordentlich angezogen sein. Tatsächlich kam Sylvia immer – wirklich jeden Tag – in Jeans und T-Shirt. Helene hatte sich nie Gedanken darüber gemacht. Für die Hausarbeit hatte sie selbst ebenfalls meist Jeans und T-Shirt getragen, weil es einfach praktisch war.



Am Abend sprach sie darüber mit Tobias. Der verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. „Die Sylvia ist ganz fleißig und macht, was man ihr sagt. Ich denke wir können es dauerhaft mit ihr versuchen. Aber wenn sie hier im Haus wohnt, dann musst Du sie auch akzeptieren, einerseits; andererseits sollte jedem sofort klar sein, dass sie nur Haushälterin ist und nicht zur Familie gehört.“



„Ja, ich kenne sie kaum. Aber am Wochenende, wenn sie frei hat, werde ich wohl auch nicht viel mit ihr zu schaffen haben.“



„Ich denke nicht. Nur: sie wird nicht jedes Wochenende frei haben, manchmal werde ich sie grade am Wochenende brauchen. Ich dachte, wenn wir einen festen Arbeitsvertrag mit ihr machen – da musst Du mich noch beraten – dann sollte von vorn herein eine Sechstage-Woche vereinbart werden, mit 48 Stunden Arbeitszeit. Ich glaube Sylvia kann man davon überzeugen, wenn das Gehalt stimmt. Außerdem sollte sie bei ihrer Arbeit ein Kleid tragen und keine Jeans. Es muss ja nicht eine Haushälterinnen-Uniform sein, aber so ein Kleid mit Schürze vielleicht, so dass Außenstehende erkennen, das sie nur Personal ist und kein Familienmitglied.“



„Ach so, ich verstehe. Du, das musst Du alles selbst mit ihr ausmachen. Ich halte mich da raus. Das ist ganz Dein Verantwortungsbereich.“



„Aber wenn ich das Gespräch mit ihr führe, musst Du hinter mir stehen, egal was ich von ihr fordere.“



„Na schön, das mache ich. Du bist die Herrin im Haus.“



Das hatte Tobias noch nie zu seiner Helene gesagt. Helene aber merkte sich dieses Wort, das sie augenblicklich fasziniert hatte. Könnte es dafür geeignet sein, wie Sylvia sie ansprechen soll? Bisher hatte sie zu ihr Sylvia gesagt und diese sie immer mit Frau Schroffenstein angesprochen.

Herrin

 würde ihr besser gefallen, aber das hatte womöglich auch etwas Anzügliches, und die Kinder würden darüber lachen.



Später würde sie darüber mit Sylvia sprechen. Sie dachte sich, Herrin würde sie unter vier Augen genannt werden wollen oder wenn sonst nur noch ihr Mann dabei ist. Ansonsten sollte Sylvia sie mit „die Dame“ ansprechen. „Wünscht die Dame noch etwas Kaffee?“ - in der Art. Tatsächlich dauerte es noch einige Tage, bis Helene die geeignete Gelegenheit fand, ihre speziellen Wunsch zu äußern. Sylvia merkte die leichte Verlegenheit von Helene, als sie mit diesen Wunsch an sie herantrat.



„Ja,“ meinte die Haushälterin, „ich werde Sie ,Herrin’ nennen, wann immer Sie das wünschen.“



„Du wirst lernen, wann der richtige Augenblick dafür ist, denke ich,“ entgegnete Helene, und war zufrieden.





Der Vertrag, erste Version



Zwischendurch war es zum Gespräch gekommen, ob Sylvia als Hausmädchen fest eingestellt werden sollte. Als das Gespräch stattfand, da war diese bereits so entschlossen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und in die Villa zu ziehen, dass sie jeden Vertrag unterschrieben hätte. Sylvia hat zwar etwas gestutzt, als Helene ihr offenbarte, der neue Job beinhalte eine Sechstage-Woche. Aber Tobias hatte dazu eine Idee, die allen gut gefiel: Wenn Sylvia vier Jahre als Haushälterin durchhält – vier Jahre, weil dann der Sohnemann volljährig würde – dann erhält sie einen Bonus von 30.000 Euro; und es wird dann neu verhandelt, ob sie weiterhin im Dienst bleibt, oder andere Wege gehen will. Dabei dachte er auch daran, dass Sylvia in vier Jahren viel gelernt haben würde, was Helene wichtig zu sein schien, gleichzeitig aber noch jung genug wäre, um selbst eine Familie zu gründen.



Denn das war ein anderer Punkt: Helene und Tobias Schroffenstein waren sich darin einig, dass Sylvia Besucher nur nach vorherigen Anmeldung empfangen dürfe (anders als die Kinder des Hauses, die selbstverständlich spontan ihre Freunde mitbringen konnten). Der Grund dafür war schlicht folgender: Die Wohnung, in die Sylvia einziehen würde, war zwar komplett separat mit Wohn-Schlafraum, Bad und Küche, verfügte aber über keinen eigenen Eingang. Und der Zugang zu der Villa sollte unbedingt von der Familie kontrolliert werden. Einfach aus Sicherheitsgründen.



Tobias war fast erstaunt, als Sylvia ohne geringste Einwände auch diesem Punkt zustimmte. Freunde nach Hause zu bringen, oder womöglich einen neuen Lover – daran dachte sie in diesem Moment am wenigsten. Das würde sich finden. Im schlimmsten Fall müsste sie drei Jahre als Nonne leben. Ohnehin war sie nicht der Typ, der gerne in die Disko geht und sich abschleppen lässt. Das klappte zwar, wann immer sie es darauf anlegte, aber im Ergebnis haben ihr diese Bekanntschaften in ihrem Leben nichts gebracht. Höchsten noch mehr Probleme.



Sowohl für Sylvia als auch für Helene Schroffenstein war es ein Abenteuer, auf das sie sich einließen. Man einigte sich jedoch nur mündlich, ein schriftlicher Vertrag wurde noch nicht geschlossen. Der sollte später folgen.



Sylvia war entschlossen, alles zu lernen, was die Dame des Hauses ihr beibrachte. Sie bewunderte Helene. So wäre sie auch gern: Schlank, reich, nette Kinder, einen guten Mann, Freunde und nicht zuletzt klug. Helene hatte nicht nur Abitur – während Sylvia nicht einmal ihre Hauptschule zu Ende gebracht hatte – sondern sie wußte auch so viele andere Dinge, von denen Sylvia buchstäblich keine Ahnung hatte.



Das mit der Hauptschule muss ich aber kurz erklären: Es lag nicht an ihrer mangelnden Intelligenz. Ihr Vater hatte die Familie schon kurz nach ihrer Geburt verlassen. Ihre Mutter betonte jedes Mal, wenn das Gespräch darauf kam, und das geschah nicht oft, er sei ohnehin ein Taugenichts gewesen. Nun, Sylvia hätte ihn trotzdem gern einmal kennengelernt, aber stattdessen lernte sie die wechselnden Liebhaber der Mutter kennen, die ausnahmslos auch keine Superhelden waren. Und ihre Mutter selbst – nun, was ist das weibliche Pendant zum Taugenichts? Ein Schlampe? Das trifft es nicht ganz.



Ihre Mutter war jedenfalls nicht besonders lebenstüchtig. Die längste Zeit lebte sie von Sozialhilfe oder Hartz IV. Aber grade als Sylvia noch klein war, schlug sie sich als Verkäuferin durch, so dass ihr Kind oftmals allein war. Niemand kümmerte sich darum, ob die kleine Sylvia etwas Vernünftiges zu essen bekam, ob sie die Hausaufgaben machte, und zu selten konnte sie ihren Kummer oder ihre Sorgen ihrer Mutter mitteilen. Die hatte auf ihre eigenen Probleme schon keine Antworten. Kurzum, Sylvia wurde zumeist vernachlässigt.



Sie selbst sagte einmal, die schönste Zeit in ihrer Kindheit seien die zwei Jahre gewesen, die sie mit ihrer Mutter bei ihrer Tante, also der Schwester der Mutter und deren Mann unterkamen. Die beiden waren ungewollt kinderlos, und obwohl sie beide voll berufstätig waren, fanden sie immer etwas Zeit für die kleine Sylvia. Sie war damals acht. Hier bekam sie erstmals ein regelmäßiges Frühstück serviert, bevor ihr Onkel sie auf seinem morgendlichen Arbeitsweg ein Stück mitnahm und vor ihrer Schule absetzte. Nach der Schule allerdings musste sie allein nach Hause, also zum Haus der Tante. Das war ein langer Fußmarsch, aber sie hatte Zeit, denn es wartete dort niemand auf sie.



Mit ihrer Mutter bewohnte sie zwei Zimmer im Obergeschoß. Wie sie erst viel später erfuhr, war es nicht nur reine Nächstenliebe, warum die Schwester sie aufgenommen hatte: Das Haus, ein Siedlerhaus am Rande der Stadt, war an beide Schwestern vererbt worden. Nur die Tante hatte schon immer hier gewohnt, und auch die alten Eltern bis zu ihrem Ende gepflegt. Sylvias Mutter konnte sie aber zunächst nicht auszahlen.



Später erhielt Sylvias Mutter ein kleines Vermögen, aber es dauerte nicht lange, bis es aufgebraucht war. Die einzig positive Erinnerung, die Sylvia damit verband, war der erste – und einzige – Urlaub auf Mallorca, den ihre Mutter den beiden davon gönnte. Das war das erste Mal, dass sie überhaupt im Ausland war. Und dort in Spanien, da war sie grade mal 12 Jahre alt, erlebte sie ihren ersten Flirt, mit einem Jungen aus Duisburg, an den sie immer gerne zurückdachte – um sich auch immer wieder darüber zu ärgern, dass sie damals nicht die Telefonnummern oder Adressen getauscht hatten. So blieb er immer ihr unerreichbarer Schwarm.

 



Das war’s auch schon an „Normalität“ in Sylvias Jugend. Mit 14 stellte sie fest, dass ihre Mutter schwere Alkoholikerin war, die mutig mit Tabletten gegen ihre zerstörerische Sucht ankämpfte. Mit 15 war sie über mehrere Wochen allein zu Hause, als ihre Mutter die erste Entziehungskur machte. Mit 16 kam sie dann vorübergehend in ein Kinderheim – vorübergehend deshalb, weil sie nach drei Wochen beschloss, dass das nicht der richtige Ort für sie sei. Und das war auch der Grund, weshalb sie die Hauptschule nicht beendeten konnte. Wäre sie wieder zur Schule hingegangen – davon war sie überzeugt – hätte man sie wieder ins Heim gebracht.



Stattdessen fand sie einen jungen Mann, bei dem sie zunächst bleiben konnte. Der wollte natürlich eine gewisse Gegenleistung, aber Sylvia nahm’s sportlich. Das fand sie nicht weiter schlimm, im Gegenteil, etwas Zuwendung tat ihr ganz gut. Leider musste sie bei dieser, wie auch bei anderen Gelegenheiten nach einer Weile feststellen, dass der Typ, der sie aufgegabelt hatte, „ein Arschloch ist“, um ihre Worte zu benutzen. Die meisten Männer schienen Arschlöcher zu sein, aber ihre Hoffnung, einmal auf einen Netten zu treffen, wie den Jungen aus Duisburg, gab sie nie auf.



Ihrer Mutter sah sie das letzte Mal, als sie 19 war. Da hatte sie einen Anruf aus Köln von der Bahnhofsmission erhalten. Sie fuhr hin, und was sie vorfand war ein zahnloses Wrack, das nur noch entfernt an ihre Mutter erinnerte. Sie war eine obdachlose Pennerin geworden. Es zerriss ihr Herz, denn schließlich war es noch immer ihre Mutter; aber beim besten Willen, sie konnte ihr nicht helfen. Sie hatte selbst kein festes Einkommen und keine eigene Wohnung.



Diese Begegnung war für sie dennoch sehr wichtig. War es nicht gut möglich, dachte sie manches Mal, wenn sie an dieses Treffen zurückdachte, dass das, was sie sah, nicht nur einfach ihre Mutter war, sondern ein Blick in die eigene Zukunft? Standen die Chancen nicht gut dafür, ihrer Mutter auf diesem Weg ins Verderben zu folgen? War sie nicht im Begriff, die gleichen Fehler zu machen, wie ihre Mutter?



Damals entschied sie, ihr Leben zu ändern. So, wie ihre Mutter, wollte sie nie und nimmer enden. Niemals würde sie zu einer wohnungslosen Pennerin verkommen. Aber wie sie das anstellen sollte, wußte sie noch nicht. Ein paar Grundsätze aber fasste sie schon. Sie wollte von nun an immer wenigstens halbwegs gepflegt sein und vernünftige Kleidung tragen. Jogginghosen eben nur zu Joggen. Alkohol wollte sie auch nur noch in Maßen trinken. Ganz verzichten wollte sie darauf nicht, damit würde sie sich zur Außenseiterin machen, aber sie würde immer darauf achten, nicht zu viel zu trinken. Und möglichst keine harten Sachen. Dann wollte sie gern eine eigene Wohnung, aber dazu braucht man ein festes Einkommen. Ohne jede Ausbildung ist das eine große Herausforderung. Sie musste sich irgendwie bilden und offen sein für Neues. Das hatte sie schon verstanden.



Auf dem Arbeitsamt konnte oder wollte man ihr nicht richtig helfen. Niemand bot ihr an, den Schulabschluss nachzumachen, um dann eine Lehre zu beginnen. Vielleicht hatte sie einfach nur Pech mit den Beratern. Alles was man ihr anbot – und zwar jedes Mal, wenn sie den Weg ins Arbeitsamt gefunden hatte – waren Putz-Jobs. „Versuchen Sie’s mit putzen.“ Dabei ist auch das inzwischen ein Lehrberuf.



Eine Ausnahme gab es: Vier Wochen lang hat sie als Erntehelferin gearbeitet. Der Bauer, auf dessen Feldern sie Gemüse geerntet hatte, fand sogar ein paar lobende Worte für sie, war sie doch die einzige Deutsche, die sich in den vier Wochen nicht krank gemeldet hatte oder aus sonstigen Gründen der Arbeit fern geblieben war. Sylvia hatte genau das am zweiten Tag vor. Aber sie riss sich zusammen, da sie dringend das Geld brauchte. Das sie dann durchgehalten hatte, stärkte ihr Selbstwertgefühl ungemein, und das war am Ende noch viel wichtiger, als das Geld.



Auch hier hatte sie ihre Mutter vor Augen. Wenn die Polen, Rumänen und Türken das können, warum sollte sie das nicht auch können? Sagte sie sich. Muskelkater, Rückenschmerzen – egal. Einer der Polen bemerkte mit Humor: „Du musst das sehen wie Sport“,