Sexy Dieb

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„Und, schmeckt es?“ Brad sah keinen Moment vom Essen auf, nickte jedoch aus Höflichkeit, den Mund voll, einen Käsefaden am Kinn. „Dann verrate mir mal, wie viel dein Boss in der Woche an Umsatz sehen möchte.“ Brad warf ihm einen scharfen Blick zu. „Na los! Ich bin sicher, du kannst mit vollem Mund reden!“ Brad konnte, und als wolle er Brin ärgern so undeutlich, dass der nichts verstand. „Versuchs noch mal“, knurrte er Brad also an, den winzigen Moment zwischen Schlucken und erneutem Abbeißen nutzend. Brad funkelte ihn an.

„Was interessiert dich das.“ Sie maßen einander mit Blicken.

„Ich will deine Straßenwert schätzen“, gab Brin die unverholene Version seiner Gründe preis. Brad blinzelte. Dieser Brin benahm sich, als habe er Ahnung von der Straße. Brad hätte gern gewusst woher, doch keiner, der Ahnung von der Straße hatte und es geschafft hatte, beantwortete einer Ratte Fragen. Besser, er stellte klar, dass er selbst nur ein kleines Fischchen war, bevor er sich noch als Streitobjekt zwischen zwei Bossen wiederfand. Wobei dieser Brin hier eigentlich zu zivilisiert war für einen Boss, zu wenig abartig und zu fair. Er hatte wirklich etwas zu essen bekommen.

„Fünftausend“, lenkte er ein. Brin ließ ihn den Rest vom Pizzastück fast am Stück schlucken. Das hieß, das Sweetheart hier war in erster Linie Dieb. Vielleicht machte er schon mal einen Kunden, doch wenn, dann aus Not, nicht, weil es eigentlich sein Geschäft war. Fünftausend. Ein kleiner Straßenkrimineller. „Iss weiter“, leitete Brin sein Aufstehen ein, „ich muss telefonieren. Das da“, er zeigte auf den Pizzakarton, „reicht nicht für zwei.“ Brads Augen folgten ihm, während er das Schlafzimmer verließ und mit einem Handy zurück kam. Er ließ ihn nicht aus den Augen, während er beim Restaurant im Erdgeschoss des Gebäudes das Beste bestellte, was diese Woche im Angebot war. „Fünfzehn Minuten“, kündigte er an, als er auflegte. „Wobei“, fügte er scherzhaft hinzu, „ein Drittel der Zeit der Aufzug braucht. Wirst du mir sagen, wie du hier hineingekommen bist?“ Brad zögerte, schüttelte den Kopf. „Na gut. Ich fürchte, ich finde es auch so raus“, schmeichelte Brin sich ein wenig selbst und zog die Anzughose wieder an.

Brad hatte eben die Pizza, das Pizzabrot mit Knoblauchbutter, den kleinen Beilagensalat und die halbe Cola vertilgt, als der Nachschub gebracht wurde. „Satt?“, erkundigte sich Brin scheinheilig. Brad schüttelte misstrauisch den Kopf. „Gut. Denn das hier ist zu viel für einen“, grinste Brin, als er die neue Warmhaltebox auf sein Bett stellte. Maria würde über die Flecken schimpfen, ihm war es gleich. Er hatte einen völlig Fremden gebumst und es war gut gewesen. Wenn er nur Aufrisse wie Brad gehabt hätte, dachte Brin, wäre er nicht auf den horrend teuren und umständlichen Service von Jaquos Agentur gekommen. Er seufzte und reichte Brad einen Teller mit Farfalle Deepest Forest – Nudeln mit Pilzrahmsoße. Brad nahm sie kommentarlos und benutzte sogar die mitgelieferte Gabel.

„Merkst du überhaupt, was du isst?“ Brad würdigte ihn eines kurzen Blickes.

„Was teures“, nuschelte er.

„Oh?“ Brin war ehrlich verblüfft. „Wie kommst du zu dem Schluss?“

„Schmeckt nicht“, erwiderte Brad mit erhöhter Aufnahmegeschwindigkeit der Nahrung. Brin lachte und lehnte sich zurück. Nein, er würde nicht patzig werden, weil Braddy Straßenjunge frech war.

„Das sind Trüffel. Deepest Forest bedeutet...Pilzspezialitäten. In diesem Fall aus Frankreich importiert...“ Brad zuckte die Schultern.

„Was vom Italiener hätte es auch getan.“ Brin überlegte, was er sagte. Der billige Italiener um die Ecke war lange Zeit auch seine Idealvorstellung vom Paradies gewesen. Hatte er mit seinem Ziehvater ähnliche Gespräche geführt? Sicherlich.

„So so. Und die Pizza vorhin? Schmeckte?“ Brad überlegte einen Augenblick, in dem sein Kauen innehielt. Vielleicht war er doch mehr als durchschnittlich hübsch.

„Nein, auch nicht wie es sich gehört. Zu dünner Boden. Zu wenig drauf.“ Brin lachte schon wieder.

„Macht nicht satt, hm?“

„Nein.“ Brin nickte nur. Wann war man als Junge schon mal satt, wenn man auf der Straße aufwuchs? Er aß langsamer, viel langsamer als Brad, während er seine Erinnerungen sichtete, die an die hungrigen Tage und die an die Tage, an denen es reichlich Essen gegeben hatte.

„Meinen Lieblingsitaliener gibt es schon lange nicht mehr“, seufzte er und Brad sah ihn irritiert und verständnislos an. Brin kam zu sich. „Macht nichts, oder? Man gewöhnt sich um.“ Brad zuckte die Schultern, hatte dies wohl nicht vor. Schweigend aß er auf und seufzte dann. „Noch einmal Dusche?“, erkundigte sich Brin freundlich. Brad schüttelte langsam den Kopf und sah sich nach seinen Sachen um. Brin blieb auf dem Bett sitzen und sah ihm zu, wie er sich scheinbar ekelfrei seine muffigen Klamotten wieder überzog. Als er die Jeans zuknöpfte, stand Brin ebenfalls auf und hob das zerknitterte Bündel Banknoten auf, das Brad hatte klauen wollen.

„Hier. Hast den Rest der Woche frei, Brad. Das befriedigt deinen Boss ne Weile.“ Brad sah ihn an wie ein Mondkalb, widersprach aber nicht. Wer würde schon widersprechen, wenn er

knapp fünftausend Dollar zugesteckt bekam?

Brin wartete, nachdem Brad gegangen war, bis er bis dreißig gezählt hatte, dann verließ er ebenfalls das Apartment, um seinem Concierge Anweisungen zu geben.

„Wenn dieser Junge sich wieder anschleicht, Jeffrey, lassen Sie ihn durch. Drehen sie sich notfalls mit dem Gesicht zur Wand.“ Er lachte und ließ es wie einen Scherz klingen. „Aber rufen Sie mich danach sofort an. Die rote Nummer.“ Er zwinkerte Jeffrey zu und wandte sich von der Concierge-Loge ab. Mit seinem Handy rief er einen guten Freund an, der ebenfalls im Haus über all den Büros und Geschäften eine Wohnung hatte. „Peng, du musst mir aus der Klemme helfen. So ein filziger kleiner Dieb hat mir eben meine Uhr geklaut. Die mit dem Diamantgangwerk.“ Er lachte dabei. „Setz einen deiner Jungs oder Mädels auf seine Spur, sei so freundlich. Er oder sie soll die Uhr beim Pfandleiher auslösen, ohne großes Aufsehen. Die Spur ist noch heiß.“

Brad

Brad tauchte zügig im Gewimmel der Straße unter. Hatte er sich gerade wirklich freiwillig prostituiert? Für ein Stück Pizza? Oder für seine Freiheit? Oder für was...? Er ging eilig und ohne nach rechts oder links zu sehen. War das ein Zukunftsmodell? Reiche, gelangweite Säcke ein wenig mit seinem Körper spielen lassen? Er schüttelte sich. Nein, entschied er, das würde nicht immer so glimpflich enden wie heute. Er hatte nicht mal dämliche Sachen machen müssen wie irgendwelchen Mist reden. Wenn die Huren, die er kannte von ihrer Freiern erzählten, lachten sie immer über ihre Antörnsätze. Und wer wusste überhaupt, wo so was endete, wenn man es erst anfing! Brad schüttelte sich. Wenn sein Boss Bereitschaft zu so etwas mitbekam, würde er bald für den schmierigsten Abschaum die Beine breit machen – Hauptsache, sein Boss bekam die Scheine. Das war kein Weg, Geld zu verdienen, schloss Brad.

Er warf einen Blick auf die gestohlene fremde Uhr und fühlte einen geringen Stich des Bedauerns. Der Typ war doch eigentlich ganz korrekt gewesen. Aber das hatte er ja nicht wissen können, als er die Uhr nahm. Nun, er würde nie wieder dort auftauchen und damit konnte er es vergessen, dachte er. Schon seltsam, dieser Brin. Er ertappte sich dabei, wie er es eben doch nicht ruhen lassen konnte. Woher konnte ein reicher Sack nach den Regeln seines Viertels spielen? Wieso war er nicht ausgetickt, wieso hatte er ihn davonkommen lassen, wieso war er fairer gewesen als einer, der sich im Viertel auskannte? Brad bog zur U-Bahn ab und fluchte, als seine Linie abfuhr. Nun kam er zu spät zu seinen Freunden. Er ließ sich auf eine Wartebank fallen. Zweimal in der Woche Normalität heucheln. Zweimal die Woche hoffen, dass Lizzard Boy sich doch noch eines Besseren besann und ihn endlich auch mal wahrnahm. Zweimal die Woche Gus vergessen... Er schmunzelte, als er einstieg. Die Uhr zu verticken musste warten. Wenn seine Freunde wüssten, was er trieb! Aber sie wussten es nicht.

„He, Brad. Ich habe auf dich gewartet.“ Brad betrat die alte Fabrikhalle mit beschwingten Schritten, die Sporttasche über der Schulter.

„Jeanie, hi. Ich habe fast damit gerechnet.“ Jeanie lächelte.

„Du lässt uns nie hängen.“

„Nein“, erwiderte Brad lächelnd. Die anderen waren offensichtlich schon draußen. „Was läuft heute Abend?“

„Slackline im Park, hat Lizzard Boy durchgesetzt. Da du nicht da warst.“ Brad verzog den Mund.

„Wird der faul? Slackline ist doch kein Parcours...!“ Jeanie lachte, während er sich hastig auszog. Um die Slackline saßen die Yamakasi und sahen immer dem einen zu, der versuchte, sich oben zu halten.

„Und das sagt der Junge mit der Eidechse auf der Schulter...“, stichelte Jeanie. Brad wurde ein bisschen rot.

„Ist trotzdem kein Parcours“, grummelte er und zog aus der Sporttasche ein frisches Shirt und frische Wäsche. Jeannie schnüffelte.

„Der Waschsalon in der hundertsten“, riet sie.

„Ja.“ Brad lachte. Ordentliche Trainingskleidung war eine der selbst auferlegten Regeln der Gruppe. Keine Diebstähle eine der anderen. Schon gar keine Einbrüche. Brad seufzte, während er sich nackt auszog und nur ein bisschen abwandte. Jeanie kannte seinen Körper, er ihren. Sie waren zusammen im Mondlicht geschwommen, sie erzählten einander von ihrem Liebeskummer.

„Und du? Neues Aftershave...?“ Brad zuckte zusammen.

„Ja“, log er.

„Sexy!“ Nun hatte er ein echt schlechtes Gewissen. Immerhin, er hatte es gemanagt, nicht schon wieder stinkend zum Training zu kommen, indem er bei seinem...bei diesem Brin geduscht hatte und indem er in einem Schließfach immer frische Sportklamotten bereit hielt, auch wenn das Zeit und Organisationsaufwand und sogar Geld kostete. Waschsalons waren schließlich nicht umsonst! Aber wenn das hieß, er passte dann besser zu den Yamakasi, war es das wert.

 

„Willst du in den Park?“, fragte er, während er seine ausgetretenen Turnschuh schnürte. Jeanie zwinkerte.

„Erst Parcours, dann slacken und labern“, grinste sie zwinkernd. „Wie wäre es mit einem Run gegen die U-Bahn?“

„Ach deswegen hast du gewartet!“, lachte Brad. Das machte zu zweit einfach erst Spaß. „Gerne. Machen wir!“

Ausspioniert

„Ihre Uhr, Sir.“ Pengs Schülerin übergab Brin die Golduhr mit der Rechnung vom Pfandhaus.

„Dieser Stümper“, seufzte Brin beim Anblick des Betrages. „Er weiß nicht mal, was die Dinge wert sind.“ Sie zückte ihr Notebook.

„Das Ziel nahm seinen Heimweg über die U- Bahn und einen Sportverein für Jugendliche. Ich habe ein wenig recherchiert, das ist die Homepage“, sie reichte Brin den aufgeklappten Computer. „Und er ist ziemlich gut, dieser Brad“, fügte sie hinzu und spielte ihm ein paar verwackelte Videos vor, auf denen Brad und eine junge Frau in den Straßen der Stadt Parcours machten. Brin pfiff durch die Zähne. „Den Abend hat er im Park verbracht. Diese jungen Leute nennen sich Yamakasi...“ Sie zeigte ihm Fotos von einer Gruppe junger Leute im Park, einer gespannten doch verwaisten Slackline und dem herrlichen sternenklaren Nachthimmel über ihnen. „Weil das Ziel erst in der Nacht zur Pfandleihe ging, bin ich erst heute früh zu Ihnen gekommen, Sir“, fuhr Pengs Spionin fort. „Ich dachte, ich dehne meinen Auftrag mal ein wenig aus. Ich habe ein paar Fotos dort gemacht, wo er herkommt. Eine verdammt miese Gegend. Vor allem Mitten in der Nacht. Aber ich habe die Adresse!“ Brin ließ sich die Bilder zeigen.

„Das haben Sie sehr gut gemacht, junge Dame“, lobte er, „das ist gewiss einen Bonus wert. Cash oder aufs Konto?“ Sie zögerte und Brin lächelte. Zögern hieß immer cash. „Einen Moment bitte“, sagte er und erhob sich, um das Geld zu holen. Als er zurückkam, grinste sie ihn an, als habe sie dieselbe Idee wie er, als er die Scheine in den Umschlag geschoben hatte.

„Soll ich bei diesem Verein mal reinschnuppern, Sir? Parcours hat mich schon immer interessiert.“

„Ja. Die Idee ist gut. Aber nehmen Sie sich Zeit. Vertrauen erschleicht man sich selten in einer Blitzattacke.“

Brad saß mit Jeanie Rücken an Rücken während sie den anderen beim Slacklinen zu sahen.

„Das gibt´s nicht, oder?“, seufzte Brad. Er spürte Jeanies Seufzen an seinem Rücken.

„Ein neues Huhn im Korb und alle Hähne balzen.“ Ein warmer Wind wehte von den Bäumen her herüber, zwischen deren Stämme die Line gespannt war. „Aber selbst Lizzard Boy, ey...!“ Jeanie schnaufte voll Verachtung. Genau, selbst der schwule Lizzard Boy drängte sich um ihren blonden Neuzugang.

„Ich glaube, da geht es um Bewunderung. All eyes on me, mehr nicht“, meinte Brad abgeklärt. „Hm. Manchmal glaube ich”, murmelte Jeanie und senkte dabei die Stimme zu einem Flüstern, das nicht weit trug, „Lizzard Boy ist ein ziemliches Arsch. Ein Narzisst.”

„Du meinst”, gab Brad ebenso leise zurück, „wenn nicht mal mein Geschleime ihm reicht...“ Jeanie schwieg eine Weile und biss sich auf den Lippen herum. „Ich finde auch, dass er mich eigentlich gar nicht verdient“, flüsterte Brad schließlich. „Und übrigens ist die Eidechse nicht nur wegen ihm da auf meiner Schulter, klar? Ich bin auch eine Eidechse. Und eine verdammt gute.“

„Weiß ich“, Jeanie lachte. „Wollen wir was anderes unternehmen, bis die zu sich kommen?“

„Kino, Burger, Fritten?“, schlug Brad vor.

„Ja, so lange es nicht so spät wird...“

„Weil Lorenzo von der Schicht kommt.“

„Ja.“ Bei der Erwähnung ihres Liebsten huschte ein Lächeln über Jeanies Gesicht. „Kommst du auch mit, wenn ich ein wenig Gebäudeklettern geh? Jetzt?“ Brad schätzte die Tageszeit ab.

„Jetzt? Das ist riskant, alle Leute sind Zuhause!“ Jeanie lächelte. Genau das wusste sie wohl auch.

„Und hocken vor der Glotze.“ Brad brummte. „Komm schon!“, ermunterte sie ihn.

„Ja.“ Brad erhob sich und begann, sich von den anderen zu entfernen. Es war sicher besser, Spaß zu haben wenn sich die Gelegenheit bot. „Lass die anderen um diese blonde Bitch balzen.“

„Ich sag dir, wenn sie bleibt, wickelt sie alle um den Finger“, unkte Jeanie.

„Na, das wird sie schon nicht. Hoffentlich“, murmelte Brad. Doch leider, das wusste er, hatte Jeanie meistens Recht mit ihren Einschätzungen.

Wiederholung

Brad bemühte sich nicht, leise zu sein. Er hatte Brins Limousine wegfahren sehen und den letzten Diebstahl vor fast zwei Wochen – nur Bargeld – hatte dieser reiche Hurensohn offenbar nicht bemerkt. Nicht einmal den Code am Türschloss hatte er geändert. Mit einer guten Taschenlampe und ein wenig Geschick hatte Brad diesen anhand der Fettspuren von den Tasten ablesen können. Es war noch derselbe vom letzen Mal, keine Herausforderung. Die meisten Menschen begannen mit dem Tippen eben doch links oben und arbeiteten sich im Uhrzeigersinn nach unten. Brad wettete, dass der Concierge vielleicht in der ersten Woche nach seinem Einbruch sehr aufmerksam gewesen war, aber jetzt lief Sport und niemand kümmerte mehr, als er auf leisen Turnschuhsohlen vorbei schlich.

Es wird das letzte Mal, sagte sich Brad und sah sich genauer um. Er steckte alles Bargeld ein, den Schmuck, die Herrenuhren. Für die Stereoanlage hatte er extra eine Sporttasche dabei...

„Oh Brad, bitte steck da nichts aus.“ Brad zuckte, über die Stereoanlage gebeugt, fürchterlich zusammen, als er die Stimme hörte und erkannte. „Bis ich die Kabel alle richtig drin hatte...und das Feintuning der Bässe erst...am besten, du kommst da weg. Jetzt. Sofort!“ Brad gehorchte dem zuletzt recht scharfen Ton. Wie hatte dieser Brin sich in das Apartment gezaubert, fragte er sich aufgebracht.

„Du solltest nicht hier sein“, beschwerte er sich. Brin lachte auf.

„Wir haben uns doch letztes Mal schon verfehlt. Wäre doch blöd gewesen...“ Er musterte Brads ausgebeulte Taschen, während Brad schwer schluckte. Es war doch bemerkt worden? „Also das wäre mir aber aufgefallen“, rügte Brin mit Blick auf die Stereoanlage. „Also, was soll das?“ Brad bewegte sich Richtung Tür und Brin bewegte sich mit. „Leer die Taschen“, befahl er. Brad biss sich auf die Lippen und tat, als tue er das. „Alles. Auch die Scheine.“ Mit einem Fluch warf Brad auch noch die Scheine auf das Empfangssofa im Wohnzimmer. Manschettenknöpfe, Uhren und Goldkettchen lagen schon dort. „Brad, Brad“, seufze Brin und schüttelte den Kopf. „Und was, denkst du, tust du jetzt?“, erkundigte er sich. Dies klang für Brad relativ rethorisch.

„Dir in die Eier treten und rennen!“, schnappte er frustriert. Gus wollte Geld und er hatte eben seine Chance vergeigt! Brin lachte auf.

„Dafür stehst du zu weit weg“, erklärte er milde lächelnd. Brad knurrte. Aber er tat nichts, um sich anzunähern, bemerkte Brin sofort. Brad hatte auch diesmal nicht vor, Gewalt anzuwenden.

„Lass mich gehen. Ändere den Code und ich komme nie wieder“, begann er zu handeln. Brin lachte herzlich.

„Danke für deinen Rat! Aber wir machen es anders, ok? Immerhin warst du schon mal da und...ich nicht. Ich habe so zu sagen noch was gut. Die Lederjacke steht dir, sexy.“ Brad biss die Zähne zusammen. Brin kam auf ihn zu und er wich zurück. Brin fühlte, wie sein Herz lebendig schlug. Diese kleinen Spielchen, darauf stand er. „Keine Lust auf eine Dusche? Was zu Essen, ein wenig chillen?“ Brad gab innerlich auf. Der kranke Typ machte ihm wenigstens keine Szene mit Polizei und Aufregung. Er seufzte. Brin musste seinen Stimmungswandel auch gesehen haben, denn sein Lächeln vertiefte sich. Er half Brad sogar wie ein Gentleman zuvorkommend aus der Jacke. „Du hast bei H&M was mitgehen lassen“, schmunzelte er beim Anblick von Jeans und T-Shirt. „Hast du gedacht, falls ich diesmal da bin bietest du mir was Hübsches?“ Brad presste nur besiegt die Lippen zusammen und schmollte – schweigend. „Geh ins Bad“, befahl Brin geradezu liebevoll. „Ich bestell was zu essen.“

Unter der Dusche fragte sich Brad, warum er überhaupt wiedergekommen war. Er war so ein Trottel! Wie lange wäre das wohl gut gegangen? Und wie lange wollte der reiche Kerl lieber ficken als ausrasten? Er seifte sich ein und stand dann reglos unter der Brause. Überhaupt, was sollte das bezwecken, dieser Reinlichkeitsfimmel davor? Jedenfalls gab es Brad die Chance, herumzutrödeln und sich langsam damit anzufreunden, dass er sich hatte ertappen lassen. Er, sich etwas Besonderes angezogen für diesen Spinner! Er schnaubte. Er hatte gedacht, Brin hätte in seinem Auto gesessen, das aus der Garage gefahren war. Da hatte er ja Glück gehabt, dieser Brin.

Brad trat nur mit dem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer, wie schon einmal. Ein bisschen nach Déjà-Vu fühlte sich das schon an, dachte er. Brin, der sich bereits bis auf die Anzugshose entkleidet hatte, erhob sich von der Bettkante und kam ihm lächelnd entgegen. Seine Haut war recht blass und eine flächige Narbe entstellte seine Brust, fiel Brad auf. Er war definitiv nicht viel draußen, schloss er. Nun deutete Brin mit einem lässigen Wink auf das breite Bett. Brad seufzte und ließ sich auf das dort ausgebreitete Badetuch fallen. Er hoffte, dass er sich nicht verschätzte und nun das dicke Ende kam und dieser Brin doch ein Perverser war. Brin kroch ihm nach.

„Du schuldest mir was“, erinnerte er ihm, kniete sich zwischen seine Beine und nahm ein Ölfläschchen. „Diesmal wird das kein so Rein-Raus-Job...“ Brad sah ihn über die Schulter an, als könne er ihn mal. Brin lächelte. „Sehr schön. Ich mag Öl. Ich fass dich gern an. Du brauchst nur rumliegen.“ Brad schnaufte. Gut, schien es zu bedeuten. Brin goss sich voll Vorfreude warmes Öl in die Handfläche, schön viel. Er verteilte es großzügig auf Brads Rücken, dann begann er, die schlanken Muskeln unter der gebräunten Haut zu massieren. Er griff wollüstig zu und lockerte gierig das Badehandtuch um Brads Hüften, als der Rücken schon ölig schimmerte. Für Brads Hintern nahm er eine noch größere Handvoll Massageöl. Brad atmete verräterisch ein, als die Doppelhandvoll auf seinem Hintern verteilte, auf seinen Oberschenkeln und bis zu den Kniekehlen. Er protestierte nicht, als Brins ölige Hände seine Hinterbacken teilten, kneteten und massierten. Auch an den Innenseiten seiner Schenkel entlocke ihm das kräftige Zufassen auf glitschiger Spur ein gedämpftes Stöhnen. Als dieser Anblick Brin vollkommen scharf gemacht hatte, öffnete er sich die Hose und stieg heraus, ohne auf Ölflecken zu achten, riss ein Kondom auf und streifte es sich über seine Ständer. Bevor er sich über Brad beugte, wischte er den Tropfen Öl, den er extra dafür in dem Grübchen zwischen Brads Pobacken aufgespart hatte, über seinen Anus und ein Stück hinein. Brad ächzte nun hörbar. Brin beugte sich schwer über ihn, drückte sein Glied gegen seinen Hintern und genoss das Gefühl, tief und immer weiter einzudringen während Brad stöhnte und den Kopf zurückwarf. Brin zählte, er brauchte nur sieben Stöße, bis er keuchend kam. Brad, da wettete er, war unbefriedigt.

„Bleib so liegen“, befahl er ihm, als er sich zurückzog und Gummi Nummer eins entfernte. Brad starrte ihn ungläubig an. „Denk dran, du schuldest mir was. Mehr als ein Mal“, erinnerte ihn Brin und Brad biss sich auf die Lippen, was ziemlich willig aussah und blieb tatsächlich liegen. Brin kniete sich gemütlich wieder zwischen Brads Beine. Jetzt hatte er viel mehr Muße, Brads muskulösen Körper zu streicheln, Öl nachzugießen, wo er es brauchte und Brads leisem, unbefriedigtem aber würdevoll unterdrücktem Stöhnen zu lauschen. Brins Hände glitten über Brads Körper, bis sie auf seinem Hintern verharrten. Brad schien ungeduldig darauf zu warten, dass er endlich fortfuhr. Also bewegte Brin die Daumen in kleinen Kreisen, bis einer davon Brads Loch erreichte. Er umspielte es, drückte dagegen, dann riss die Lust Brin weg. Er brauchte schleunigst ein neues Kondom, um diesen Körper ganz zu seinem Eigen zu machen! Brad keuchte verhalten, während er sich vorbereitete. Er bewegte seine Hüfte ungeduldig, als er spürte, dass Brin sich über ihn beugte. Brin sah genau, wie sich seine Lippen lustvoll teilten, als er eindrang. Er gab Brad gleich einen harten Rhythmus vor, der ihn forderte. Brad krallte sich ins Bettlaken und sein Gesicht verzog sich vor Wollust zu einer Grimasse. Brin genoss es, kurz vorher inne zu halten und er wieder zu beginnen, wenn Brads Puls langsamer ging. Als er ihn schließlich zum Kommen brachte, waren sie beide schweißüberströmt und keuchten.

 

„Wird ja immer besser“, meinte Brin und Brad fragte sich, warum er in diesen Worten keinen Spott fand. Nicht, so wie Brin sie sagte. In Brads Überlegung hinein war dieser schon aufgestanden. „Geh duschen. Setz dich ins Yacuzzi. Das haben wir uns verdient – ich hole das Essen ins Bad“, wies er Brad an. Der erhob sich langsam. Sein Körper ächzte, Brad wusste nicht, ob er sich gut fühlen sollte oder schlecht. Er war scharf auf Lizzard Boy, oder nicht? Und das hier war ein Deal, nichts, was einem gefallen sollte – oder? Brad presste die Lippen zusammen. Sein Magen knurrte. Offenbar wusste sein Körper, was er brauchte: Essen. Kein unnötiges Gegrübel. Also ging Brad gehorchen, während ihm das Wasser im Mund zusammen lief.

„Was gibts?“, fragte Brad, nur um auch mal wieder etwas zu sagen auf dem Weg in das weitläufige Badezimmer.

„Döner. Pizza. Pide. Womit du anfangen willst“, rief Brin zurück. Er grinste, als er nach Brad das Badezimmer betrat. Brad aalte sich noch unter der Dusche. Also stellte Brin die Warmhaltebox neben das Yacuzzi. Das bedeutete wohl, er solle schneller machen, schloss Brad und duschte eilig. Brins Dusche war sowieso eher eine Spa-Oase als eine Dusche. Das Licht konnte wechseln, fünf Brausen konnten gleichzeitig laufen und die Temperatur war auch sofort so, wie er sie eingestellt hatte. Der Naturfliesenboden strahlte eine angenehme samtiger Wärme aus, und erst, als Brin sich räusperte, bemerkt Brad, dass er schon wieder trödelte. Brin grinste wissend, als er das Wasser abstellte und hinaustrat. Die Yacuzziwanne stand auf einer kleinen Empore, umgeben von Farnen und Zimmerpalmen. Echten Pflanzen. „Setzt dich ruhig schon mal“, schlug Brin vor und Brad kam es vor, als habe er gerade einmal Platz genommen, als Brin auch schon aus der Dusche trat und pudelnass zu ihm in die Wanne stieg. Er stellte die Bläschen moderat ein und verteilte das Essen. Beiläufig stellte er eine Cola-Flasche in einen Sektkübel neben der Wanne. Als er Brads Blick sah, lachte er laut auf. „Zum kalten Fastfood lieber zimmerwarme Cola?“ Brad schüttelte den Kopf, mit dem Döner davor, die Zähne bereits tief im Hammelfleisch vergraben. Brin betrachtete ihn wohlgefällig, während sich Knoblauch, Zwiebel- und Fettaromen auf Brads Zunge ausbreiteten und er genießerisch tief Luft holte. Er selbst hatte auch mal so viel gebraucht, erinnerte Brin sich. Das Leben auf der Straße war also immer noch anstrengend. Brad sah nicht sehr viel jünger aus als er selbst alt war. Die Frage nach Brads Alter lag ihm auf der Zunge, dann schluckte er sie. Das verriet ihm seine taffe Ratte nie im Smalltalk. Nach dem Döner wischte sich sein Gast mit den Fingerknöcheln die Soße aus den Mundwinkeln und leckte sie ab.

„Endlich mal richtiges Essen“, murmelte er.

„Ich sag ja...es wird jedes Mal besser.“ Brad sah ihn misstrauisch an. Brin atmete tief durch und startete aus Instinkt ein besonderes Manöver: „Brad, ich werde die nächsten Tage wirklich nicht da sein. Geschäftlich. Aber der Concierge passt auf und ich sags dir, Finger weg von der Stereoanlage!“

„Hmm“, machte Brad und Brin hätte darauf gewettet, dass er die Stereoanlage nicht mehr wiedersah, wenn er heimkam. Gut. Dann hatte der Junge wenigstens ein harmloses Ziel, das Brin nichts bedeutete. Und er würde wiederkommen. Das war noch besser!

„Gut. Und nun Pide für dich? Oder den zweiten Döner?“ Brad zögerte.

„Pizza?“

„Pizza. Na klar. Schinken-Käse?“ Brad nickte eifrig. Lächelnd reichte Brin ihm den Karton. Sie würden futtern bis sie halb platzen würden, wie in den alten, guten Zeiten. Und danach? Nun, sein Bett war bequemer wie alles, was selbst die alten guten Zeiten ehemals bereit gehalten hatten. Vielleicht ein bisschen fernsehen, bis Brad einschlief. Und dann endlich mal wieder eine Nacht lang Gesellschaft haben.

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