Heilung aus dem Jenseits

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Meine Ankunft in Kalkutta verlief genauso wie in meinem Traum – die kleinen Feuer, das Heraustreten auf die Rollbahn, die heiße, dicke Luft und das kleine beige Terminalgebäude, wo mich Bruder Yesadas und seine Gruppe abholten. »Ihr alle, das ist Tim Braun!« Innerhalb von ein paar Minuten ging es im Zickzack durch die Straßen dieser chaotischen, faszinierenden Stadt. Piep, piep! Autos, Motorräder, Busse, Räder, Ochsenkarren, Straßenbahnwagen, Taxis – alles fuhr durcheinander und umeinander herum, hopsend, winkend und hupend. Ich fühlte keine Sorgen oder Ängste in dieser seltsamen, fremden und exotischen Umgebung, da ich wusste, dass das der Ort war, an dem ich sein sollte. Ich erlaubte allem, um mich her zu fließen. Blumen- und Obststände an jeder Ecke, Gebäude in hellen Farben gegenüber von Basaren und berüchtigten Slums – eine Reihe nach der anderen kleine Katen, die mit Plastik, Lumpen, Matten und Bambusstöcken zusammengehalten wurden, wo riesige Ratten herumliefen –, so viel menschliches Leid überall, Leute, die in den Straßen verhungerten und starben.

Das Haus, in das wir gingen, war ein fünfstöckiges Gebäude mit einer tollen Aussicht über die Stadt und mein kleines Zimmer war leer, abgesehen von einer Schilfmatte auf dem Boden und einem Moskitonetz. Aber ich hatte alles, was ich brauchte. In dieser minimalistischen Umgebung fiel mir bereits jetzt auf, wie reich ich mich fühlte.

Am nächsten Morgen fuhr mich Bruder Yesadas durch die verrückten überfüllten Straßen zum Mutterhaus. Dort liefen wir die lange Schlange von Touristen mit Kameras in der Hand entlang, die ungeduldig darauf warteten, einen Blick auf Mutter Teresa zu erhaschen. Wir gingen in den zweiten Stock, wo eine Gruppe Nonnen auf den Stufen saß; Bruder Yesadas sagte mir, ich solle mich auf einen der Hocker neben sie setzen. Er sagte etwas zu einer der Nonnen – sie schaute mich an, lächelte und ging hinein.

Drei Minuten später erschien dann diese winzige, wunderschöne alte Frau mit ihrem typischen blau-weiß gestreiften Sari und Schleier. Sie hatte das hellste, stärkste Lächeln, das sie wirken ließ, als wäre sie drei Meter groß. Ihre Präsenz war so vertraut – dieselben funkelnden, entschlossenen Augen, die ich in meinem Traum gesehen hatte. Wie soll man die Begegnung mit jemandem beschreiben, der eines Tages ein Heiliger werden wird?

Mutter Teresa kam herüber und setzte sich neben mich. Ihre Energie war intensiv, aber friedvoll. Ich konnte kaum glauben, dass dieser Moment real war. Wir saßen einfach still da. Ich fragte mich, ob ich darauf warten sollte, dass sie zuerst etwas sagte. Dann lächelte ich einfach und folgte ihren Andeutungen, zu überwältigt von Ehrfurcht, um zu sprechen. Auf einmal ging mir auf, dass Worte in einem so machtvollen Moment nicht nötig waren. Ich hätte den ganzen Tag dasitzen, nichts sagen und einfach nur die Liebe fühlen können, die von dieser Ehrfurcht gebietenden Frau ausging.

Sie fing an, über Alltägliches zu plaudern. Sie fragte mich, wie mein Flug war und dankte mir dafür, dass ich gekommen wäre, um im Haus für die Sterbenden zu arbeiten. Dann legte sie den Arm um mich und wir beteten.

Handeln, im Namen der Liebe

Man sagt, dass man das Leben vorwärts erfahren muss, es aber nur in der Rückschau verstehen kann. Ich schaue gern auf meine Lektionen zurück und erkenne, wie sie mich weitergeführt haben, eine nach der anderen. Jede Lektion brachte mir eine neue Ebene des Verstehens. Meine Lektion in diesem Moment mit Mutter Theresa war, dass ich die Liebe verstand.

Die nächsten anderthalb Wochen saß ich jeden Abend neben ihr, während sie eine Stunde lang betete. Mein Herz war voll. Ich wusste, mein Leben würde nie wieder dasselbe sein.

Ich traf die Entscheidung, auf das zu hören, was das Kind mir über viele Jahre hinweg nicht hatte sagen können. Ich begriff meine eigene, spezielle religiöse Erziehung plötzlich ganz klar, als ich lernte, ganz zu lieben, mit grenzenlosem, offenen Herzen und die anderen nicht länger auf Grundlage ihrer Glaubenssätze und Lebensformen in Schubladen zu stecken.

Auf den Straßen

Ich begann am nächsten Tag damit, im Hospiz zu arbeiten. Jeden Tag ging eine Gruppe von uns zum Bahnhof und suchte die Straßen nach Leuten ab, denen nur noch Tage oder sogar Stunden vor ihrem Tod blieben. Wir brachten sie in das Hospiz und kümmerten uns um sie. Dort konzentrierten wir uns größtenteils darauf, ihnen ihre letzten Tage zu erleichtern. Ich erinnere mich, dass ich ihnen in die Augen schaute und oft Freude und Angst gleichzeitig darin sah.

Ich schaute den Kindern zu, wie sie auf den Müllhaufen spielten. Sie lachten und lächelten mich an, und ich fragte mich, wie sie in solcher Armut so glücklich sein konnten. Ich dachte an meine Freundschaft mit Joey zurück und wie ich mich einst nach der Akzeptanz von Kindern in meinem Alter gesehnt hatte.

Eines Tages fanden wir am Bahnhof einen alten Mann, der sich in einer Ecke zusammengekauert hatte und kaum noch atmete. Seine Haut war wie in der Sonne getrocknetes Pergament, das sich über seine Knochen spannte. Wir hoben ihn sanft hoch, wie ein zerbrechliches Stück Glas, und brachten ihn ins Hospiz, damit er dort in Würde sterben konnte.

Jeder Tag verlief so, eine lebensverändernde Erfahrung nach der anderen, und Schritt für Schritt begann ich mich zu verändern. Als ich dort war, um den Einwohnern von Kalkutta zu helfen, halfen auch sie mir; ich lernte wahres Mitgefühl und wahre Liebe. Eines Abends rannte ein Missionar herein und brüllte – ein Baby in den Slums war von Öl verbrannt worden. Wir rasten durch die dunklen Straßen und erreichten es gerade noch rechtzeitig. Mit dem Licht meiner Videokamera als einziger Lichtquelle behandelten wir den kleinen, verbrannten Körper. Wir rieben ihn überall mit Salbe ein, sodass der kleine Mann zu weinen aufhörte und schließlich einschlief. Plötzlich erkannte ich, wie all die Armut, der Schmerz und das Leid um uns herum verpufften, als wir begannen, diesem kleinen, bedürftigen Menschlein zu helfen. Das Einzige, was zurückblieb, war die reine Liebe.

Annahme

Ich erkannte schnell, dass es Mutter Teresa und ihren Missionaren darum ging, alle anzunehmen. Es spielte keine Rolle, ob du Hindu, Muslim, Christ oder sogar Atheist warst – alles, was zählt, ist, dass wir durch unsere Menschlichkeit verbunden sind, Punkt.

Jede Religion auf der Welt interpretiert Spiritualität anders, je nach der Grundlage ihres kulturellen Inputs und menschlicher Beobachtungen. »Im Hier und Jetzt sein« ist als buddhistische Eigenschaft bekannt. »Liebe deinen Nächsten« ist ein christlicher Charakterzug. »Dem Pfad der Rechtschaffenheit folgen« ist ein muslimisches Prinzip, »Hingabe an Gott« ein Grundzug des Judentums. Aber Mutter Teresa handelte einfach im Namen der Liebe und gleichzeitig hakte sie alle religiösen Kästchen ab, ohne überhaupt zu versuchen, religiös zu sein! Das war der Schlüssel – sie machte einfach weiter!

Ich fühlte, wie sich die Jahre meiner strikten religiösen Erziehung auflösten, weil mich diese weltberühmte katholische Nonne in echter Spiritualität und wahrer, bedingungsloser Liebe unterrichtete. Alle meine »Regeln« wurden weggewaschen und ich konzentrierte mich nur noch auf das, was wirklich wichtig war.

Mein bestimmender Moment kam, als ein acht Jahre alter Junge namens Jai hereingebracht wurde, der hysterisch schrie. Sein Bein war zerfetzt und in ein blutbedecktes altes Hemd gewickelt. Es war von einem Wagen am Knie abgetrennt worden, als er auf der Straße spielte. Mein Herz schrie: »Warum muss hier so enormes Leiden herrschen?«

Aber Mutter Teresa stellte diese Frage nicht. Sie fragte tatsächlich nie nach dem Warum – sie konzentrierte sich einfach auf das Was und das Wie.

Nach nur zwei Tagen konnte sich Jai im Bett aufsetzen. Er quietschte vor Aufregung, als ich ihm ein Spielzeugauto gab. Er ließ das Leiden bereits hinter sich – wie Mutter Teresa konzentrierte er sich auf das Was und das Wie. Und wenn es darum geht, wirklich zu helfen, dann, so sah ich jetzt, war das der Fokus und nicht das schreckliche: Warum?

Ein paar Tage später war ich im Kinderheim und ging durch den Korridor, als mich jemand rief: »Mister Tim!« Es war Jai. Sie hatten ihn verlegt. Er öffnete seine Arme und ich rannte zu ihm und umarmte ihn. Ich wusste. Ich verstand.

Klarheit

Ganz plötzlich hatte ich es. Durch den Reichtum der Erfahrung in Indien ergab sich ein sinnvolleres Leben. Bald würde ich in mein eigenes Land zurückkehren, ein enormer Kontrast bezüglich dessen, was »reich und erfolgreich« bedeutete – protzige Autos, teure Kleidung, perfekte, ausgestanzte Villen auf baumgesäumten Straßen, all das verblasste im Vergleich mit dieser unglaublichen, wahrhaft reichen Erfahrung.

Los Angeles, Kalifornien

»Ich suche nach der Mandelmilch. Sie haben nur Sojamilch, wo ist die Mandelmilch?«

Die Reihe sieben im Vons-Supermarkt bei meiner Arbeit könnte nicht weiter von den Straßen von Kalkutta entfernt sein. Meine Perspektive hatte sich so radikal verändert und ich kämpfte mit den Forderungen der Welt in Los Angeles. Nur ein paar Stunden zuvor war ich von verarmten und bedürftigen Menschen umgeben gewesen. Obwohl sie jetzt Tausende von Meilen entfernt waren, trug ich sie wie eine Familie in meinem Herzen.

Indien hatte mir einen Grund geliefert, morgens aufzustehen. Ich wusste exakt, wo ich hingehörte, von der Minute an, da ich aus dem Flieger stieg. Jetzt war ich umgeben von fünfzig Sorten Brot, zehn Sorten von Milch, reihenweise Klatschmagazinen aus Hollywood, und ich fühlte mich, als hätten mich Außerirdische auf einem klimatisierten Planeten nichtssagender Gesichtsausdrücke und doppelter Lattes abgeworfen. »Haben Sie ungesüßte Mandelmilch? Ich will nicht die normale, ich suche ungesüßte.«

 

Mein Kompass rotierte noch ein paar Tage, während derer ich mich bemühte, mich wieder einzugewöhnen. Aber dann erinnerte ich mich, dass mein Traum mich aus einem bestimmten Grund nach Indien geführt hatte. Jetzt war ich zurück und mein Leben konnte endlich beginnen. Es war an der Zeit, den Gang zu wechseln. Ich hörte auf meine Berufung und benutzte die bedingungslose Liebe, die ich gefunden hatte, als meinen Fixpunkt. Ich war sicher, dass die Sterne richtig standen und sich jeden Moment eine Gelegenheit auftun würde. Und natürlich ereignete sich ein weiterer Meilenstein auf meinem Weg, ein paar Tage später, als meine Gabe mich zurück auf meinen Pfad brachte.

KAPITEL 2

Die geistige Welt – eine neue Perspektive

»Ich tat damals, was ich konnte.Jetzt, da ich es besser weiß, mache ich es besser.«

MAYA ANGELOU

Wissen

Unsere Erfahrung verändert unsere Perspektive; es verändert, was wir »wissen«. Sie haben gesehen, wie sehr meine Kindheitserfahrung mit der geistigen Welt meine Perspektive auf das Leben verändert hat und wie sehr wiederum meine Erfahrungen in Indien meine Perspektive auf die Liebe verändert haben. Wie steht es mit unserer Perspektive zu Leben und Tod? Was wissen wir auf dieser Grundlage? Gibt es eine »andere Seite«, eine geistige Welt?

Unsere Wahrnehmung von Leben und Tod variiert auf der ganzen Welt immens, je nach Kultur, Religion und individueller Erfahrung. Aber ich habe alle vorgefertigten Vorstellungen über den Tod und den Himmel verschwinden sehen, wenn eine trauernde Seele Verbindung mit einem geliebten Menschen aufnimmt – in diesem Moment fühlen sie einfach nur Liebe.

Der Tod konfrontiert uns mit vielen Fragen und bringt viele Gefühle zum Vorschein, denen wir uns im nächsten Kapitel, »Trauer überwinden«, zuwenden werden. Durch meine Arbeit kann ich denen, die einen geliebten Menschen verloren haben, versichern, dass die betreffende Person nicht »verloren« ist, dass das nicht »das Ende« bedeutet. Und ich kann hoffentlich dabei helfen, ein neues Licht auf das Wort »Tod« zu werfen.

Veränderungen

Im kalten Licht des Tages scheint unsere geschäftige Welt der Kommunikationstechnologie über wenig spirituelle Verbindungen zu verfügen. Aber es entwickelt sich zunehmend eine Veränderung hin zu einer signifikanten Zunahme an spiritueller Verbundenheit und Achtsamkeit. Immer mehr Menschen begreifen, dass wir tatsächlich durch mehr als nur durch Smartphones und das Internet verbunden sind. Die geistige Welt fängt nicht erst am »Ende« des Lebens an – sie durchwebt uns von einer Minute zur nächsten. Verstehen kommt durch Erfahrung. Unser Verständnis jeden Fachgebiets verändert sich langsam, während sich unsere Lebenserfahrung entfaltet und unsere Meinungen nach und nach verändert.

Manchmal macht Verstehen einen Quantensprung erforderlich und jemand, der vielleicht noch nicht einmal an eine Dimension jenseits unseres materiellen Körpers geglaubt hat, erreicht ein Niveau des Verstehens, das alles verändert.

In meinem Job mache ich diese Erfahrung jeden Tag in den Sitzungen – ich sehe zu, wie sich der Vorhang hebt und wie die Leute begreifen, dass ihre Verstorbenen »weitermachen« und glücklich sind. Es klingt wirklich unglaublich.

Diese rapide Veränderung der Perspektive kann einen für den Augenblick ziemlich durchrütteln, wenn unsere Gehirne versuchen, etwas zu verarbeiten, was außerhalb ihres Erfahrungsbereiches liegt. Sobald die Person aufhört, nach dem Wie und dem Warum zu fragen und pure, bedingungslose Liebe und Wahrheit erlebt, wandelt sich die Verwirrung rapide in massive Erleichterung.

Samen

Kürzlich hat mich jemand gefragt, ob ich an die geistige Welt glauben würde, wenn ich sie nicht schon als Kind erlebt hätte. Ich habe wirklich keine Ahnung. Was ich jetzt weiß, ist, dass es die geistige Welt gibt und unsere Seelen jenseits dieser physischen Existenz in allen Richtungen weiterexistieren.

»Aber Tim, du sagst es so leicht – du redest mit den Toten. Ich kann das nicht und ich kapiere es einfach nicht.«

Ich würde niemals erwarten, dass jemand sofort ein Verständnis für die geistige Welt entwickelt oder auch nur glaubt, dass es eine gibt, nur weil derjenige ein paar Seiten in einem Buch gelesen hat. Es hat bei mir immerhin mein ganzes bisheriges Leben gedauert, bis ich sie kennenlernte – und ich entdecke immer noch Neues!

Warum lesen Sie also nicht die Berichte jener Leute, denen ich begegnet bin, statt zu »versuchen«, es zu verstehen, und erlauben diesen Geschichten, ihren Samen in Sie zu säen.

Wissen beginnt oft auf diese Weise – klein, wie ein Samen. Oder wie ein Spalt in der Tür, wir spähen hindurch und schieben die Tür dann ein klein wenig weiter auf, um sogar noch etwas mehr von der Wahrheit zu enthüllen. Aber manchmal öffnet sich die Tür schnell und das Wissen schießt nur so herein. Das geschah mit Jack.

»Wohin schauen Sie?«, fragte Jack.

»Nirgendwohin.« Ich versuchte, mich normal zu verhalten. Ich wollte meinen Partner Robbie nicht vor seinem besten Freund aus der Kindheit und dessen Frau und Kindern blamieren. Wir waren für ein paar Tage auf Hawaii, aßen mit Jack und seiner Familie in einem besseren Restaurant vor Ort und plötzlich kehrten meine Bilder verstärkt zurück.

Es war wie eine Wiederholung des Bildes meines Vaters im Krankenhaus, nur dass ich diesmal eine alte Frau über Jacks Kopf sah, die darauf bestand, dass ich ihm etwas mitteilte. Da er Feuerwehrmann war, ging ich davon aus, dass er nicht unbedingt offen für Ereignisse in der geistigen Welt war. Er rettete Leben, hatte es mit Situationen auf Leben und Tod zu tun; er redete nicht mit Leuten, nachdem sie gestorben waren. Ich versuchte, so gut es ging, sie zu ignorieren. Aber sie redete einfach immer weiter. Jetzt begann Jack, sich zu ärgern. »Was zur Hölle starrst du da an, Tim?« Ich begriff, dass ich mich der Situation stellen musste. Was, wenn ich ihm niemals ihre Botschaft überbrachte? Wie sollte ich mit mir weiterleben? »Er wird denken, ich bin verrückt – zumindest ich weiß, dass ich es nicht bin – aber das war’s jetzt, ich sag’s ihm. Atme tief durch.«

»Ich muss dir etwas sagen, Jack. Ich sehe Dinge, die man nicht erklären kann. Und manchmal bekomme ich Botschaften.« Jack starrte mich nur an.

»Der einzige Grund, warum ich dir das sage, ist, dass die Stimme dieser Frau in meinem Ohr lauter und lauter wird. Sie will Verbindung mit dir aufnehmen. Je mehr ich sie ignoriere, desto stärker insistiert sie.« Ich dachte schnell nach. »Oh Gott, der wählt gleich den Notruf oder lässt mich in die Irrenanstalt einweisen«, und wartete auf seine Reaktion.

Aber Jack sah mich nur an und sagte: »Okay.«

Ich war schockiert. Der große Feuerwehrmann war offen für das Leben nach dem Tod. »Es ist deine Mutter. Sie will, dass du mit deinem Trauerprozess anfängst.« Ich konnte spüren, wie mein Herz raste, während ich überprüfte, ob er dafür offen war. Er schaute mich einfach nur weiter an und hörte zu. »Sie will, dass du wieder anfängst, mit ihr Witze zu reißen.« Da sah ich, wie diesem Macho von Feuerwehrmann Tränen die Wangen hinunterliefen. Er wandte sich mir zu und flüsterte beinah: »Woher hast du das gewusst?«

»Weil ich sie höre. Wann ist sie gestorben?«

»Erst vor ein paar Wochen. Ich bin das jüngste von vier Kindern einer portugiesischen Familie.« Jetzt schluchzte er. »Ich war der Einzige, der mit ihr Witze gerissen hat. Bei der Beerdigung haben alle geweint, nur ich konnte nicht, ich hielt die ganzen Tränen drinnen. Heute ist das erste Mal, dass ich weine, seit Mutter gestorben ist.«

Dann hörte er auf zu weinen und lächelte. Ich konnte sehen, dass er Frieden gefunden hatte. Er dankte mir für die Botschaft seiner Mutter.

Von der Trauer zur Befreiung

Jack brauchte keine Erklärung. Er musste nichts über Verstorbene oder Energieebenen hören oder eine ausgedehnte Diskussion über spirituelle Theorien führen.

Er hörte einfach nur, dass seine Mutter wollte, dass er wieder zusammen mit ihr Witze riss und – bumm, das war es. Jack war aus der Trauer in die Befreiung gekommen.

So funktionieren die Fenster zur geistigen Welt. Und einfach nur, indem man es wahrnimmt und fühlt, befreit einen das aufs Erstaunlichste, wenn man wegen eines Verlustes trauert. Normalerweise braucht ein Trauerprozess Zeit – darum heißt es ja auch »Prozess«. Und jeder geht damit anders um. Jack hätte schon seine ersten Schritte damit gemacht. Aber als ich sah, wie er buchstäblich direkt in die Befreiung sprang, war das ein Meilenstein für mich. Es gab mir das Gefühl, dass es genau das war, was ich mit meinem Leben machen sollte.

Moment der Erkenntnis:Konzentration auf das Wesentliche

Natürlich hatte ich damals keine Ideen, wie ich diese Fähigkeit in mein Leben integrieren könnte. Wie könnte ich in Vollzeit trauernden Menschen helfen?

Aber manchmal müssen wir über das Wie gar nicht Bescheid wissen. Oft reicht es, sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dann müssen wir sensibel genug sein, um die Führung zu hören und die Zeichen zu sehen. Wenn die Bilder stark genug sind, werden sich die Leute und Gelegenheiten ergeben. Aber Sie müssen sich wirklich im Klaren darüber sein, was Sie wollen oder Sie werden die Zeichen übersehen – selbst wenn es ein Wink mit dem Zaunpfahl ist. Ich war mir todsicher – bitte um Entschuldigung für den Kalauer –, was ich wollte: »Ich möchte meine Gabe nutzen, um anderen zu helfen.«

Bald hatte ich einen Job in der Produktion bei der Leeza Gibbons Talk Show bei den Paramount Studios in Hollywood, Kalifornien. Damit bekam ich mehr Gelegenheiten, anderen zu helfen, als ich mir je hätte vorstellen können.

Eine Person nach der anderen kreuzte meinen Pfad und brachte das Bedürfnis nach Befreiung von ihrem Schmerz mit. Einer nach dem anderen führten sie mich wie ein Weg aus Brotkrumen zu einem unglaublichen Lehrer. Die Talkshow-Moderatorin Leeza Gibbons war großartig, sehr empathisch, mit einer Gabe dafür, Diskussionen über jedes nur mögliche Thema herbeizuführen und zu managen. Natürlich war sie von einem tollen Team professioneller Leute umgeben und eine davon war meine Kollegin Linda.

Linda

Eines Tages in einer kurzen Pause sah ich einen schwachen Umriss hinter Linda, das Bild eines älteren Mannes. Er sah mich an, dann sie, dann wieder mich. Ich wusste, dass er verzweifelt versuchte, ihr etwas zu sagen und ich dazu auserkoren war, die Botschaft zu überbringen. Gleichzeitig bekam ich entsetzliche Kopfschmerzen, als hätte ich einen Baseballschläger auf den Kopf bekommen. Ich spürte, dass es diesem Mann verzweifelt darum ging, seine Botschaft zu übermitteln. Obwohl wir nur noch drei Minuten Pause hatten, zog ich Linda zur Seite und sagte: »Erstens: Du musst wissen, dass ich diese ungewöhnliche Fähigkeit habe, mit Leuten zu reden, die verstorben sind.« Ich sah sie an, wartete auf ein Zeichen dafür, dass sie offen war.

Linda sah mich an: »Okay.«

Dann sagte ich: »Ich habe hier jemanden, der eine Botschaft für dich hat. Wäre es okay für dich, wenn ich sie dir erzähle?« Lindas Augen weiteten sich. »Ja, bitte erzähle sie mir!«

»Ist dein Vater gestorben?«

Linda nickte und sagte mit wackliger Stimme Ja. Der Schmerz in meinem Kopf wurde stärker. »Bist du okay?« Linda sah besorgt aus.

»Ich habe das Gefühl, dass etwas mit seinem Kopf war. Ergibt das einen Sinn?«

Sie sagte: »Oh mein Gott! Woher hast du das gewusst? Was sagt er?«

Ich wusste, dass sie die Botschaft brauchte, also machte ich weiter. »Er steht hier hinter dir und sagt, dass er sich Sorgen um dich macht. Er sagt, dass alles gut werden wird. Er sagt mir, dass er sich schlecht fühlt wegen dem, was passiert ist.« Linda flüsterte: »Niemand wusste, dass mein Vater Selbstmord begangen hat. Er hat sich in den Kopf geschossen.« Sie umarmte mich und sagte: »Danke.« Dann brach sie in Tränen aus und rannte vom Set.

Der Regieassistent brüllte, alle sollten zurück an die Arbeit Geben – »wir müssen hier eine Show drehen!« – aber ich sah im ganzen Studio Lichter und Visionen, über den Arbeitern und den Gästen, hörte Botschaften, ich hörte sogar, wie eine weibliche Stimme sagte: »Ich muss mit ihm reden.« Ich versuchte, sie mit meinen Gedanken zu verscheuchen, aber sie war eine penetrante Verstorbene. Ich sagte ruhig: »Nicht jetzt, er ist bei der Arbeit.« Gott sei Dank verschwand sie, aber ich wusste, sie würde zurückkommen.

 

Es klingt verrückt, aber für mich war es die neue Normalität. Tatsächlich wird es wirklich recht normal, wenn man ein Verständnis für die innere Stimme und die geistige Welt entwickelt. Es ist so, als hätten manche Leute eine andere Perspektive, als wären sie auf einer anderen Radiofrequenz; wenn alle anderen 105,1 FM eingestellt haben, hören sie 97,1 FM. Obwohl ich anfangs nur zusah und zuhörte, kamen die Verstorbenen immer wieder mit ihren Botschaften.

Alicia

Die nächste Botschaft war wieder für eine Kollegin von mir, Alicia. Eines Tages redeten wir über eine bevorstehende Episode der Show, als ich plötzlich drei Babys bei ihr sah, die alle »Mama!« riefen. Es war wie ein Echo von Babystimmen. Ich versuchte, sie zu ignorieren, aber sie waren ziemlich penetrant und wurden lauter. Es war so seltsam, dass mir Babys eine Botschaft überbrachten. Wie konnten all diese Babys ihre sein? Sie sahen sich gar nicht ähnlich, eines war ein Latino, eines weiß und eines afroamerikanisch.

Ich kannte Alicia kaum und hatte das Gefühl, dass ich in ihre Privatsphäre eindrang. Ich wollte sie nicht beunruhigen und dafür sorgen, dass sie wie Linda am Set in Tränen ausbrach. Ich wusste daher nicht, was ich tun sollte. Die geistige Präsenz war so vehement. Schließlich sagte ich: »Alicia, ich muss dir etwas sagen. Können wir irgendwohin geben und reden?«

»Klar.«

Also gingen wir nach der Arbeit über die Straße in den Park. Ich erklärte ihr meine Fähigkeit, mit Verstorbenen zu reden. Ich atmete tief durch und sprach weiter: »Ist das für dich in Ordnung?« Sie sagte Ja. Ich war erleichtert, dass sie offen dafür war, eine Botschaft zu bekommen. Dann fragte ich: »Hattest du jemals Kinder?«

»Nein.«

»Ich sehe drei Babys in deiner Nähe. Tatsächlich sitzen sie gerade auf deinem Schoß. Eines ist afroamerikanisch, eines Latino, eines weiß. Sie nennen dich Mama. Ergibt das irgendeinen Sinn?«

Alicia sah aus wie betäubt. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich konnte spüren, wie sie damit rang, ob sie mir etwas erzählen sollte. Dann sagte sie mit bebender Stimme. »Ich weiß, wer sie sind. Ich hatte drei Abtreibungen.«

Ich sagte: »Sie sagen, sie verstehen dich und sie vergeben dir.« Alicia sah mich mit Tränen in den Augen an und sagte: »Das hängt schon seit Jahren über mir.« Ich konnte ihre Erleichterung spüren.

Von da an sah Alicia aus wie ein neuer Mensch. Sie war sprühender, lebendiger. Diese Botschaft erlaubte es ihr, mit ihrem Leben weiterzumachen und befreite sie, weil sie sich nicht länger mit ihren Schuldgefühlen quälte.

Ertrinken in dunkler Energie

Ich bekam nach und nach immer mehr Botschaften für die Mitarbeiter. Bald wurde ich zur »Show in der Show« – sie fingen an zu weinen, überwältigt von Emotionen, und unterbrachen die Aufnahme.

Es passierte mir nicht nur bei meinen Kollegen, auch die Gäste von Leezas Show hatten ihre Auswirkungen auf mich. Bei einer dieser Shows mit Müttern ermordeter Jugendlicher fühlte ich eine überwältigende Beklemmung im Brustkorb und wollte einer der Frauen etwas zurufen. Als ich mit ihr redete, hatte ich das Gefühl, ich würde das Verbrechen noch einmal erleben. Ich hatte mich bisher noch nie so einer Erfahrung stellen müssen und mir wurde klar, dass man einen körperlichen Preis zahlen musste, wenn man Opfern half. Wenn der Tod besonders gewaltsam war, würde ich das gesamte körperliche und emotionale Trauma erleben, das sich während ihres Übergangs in die geistige Welt ereignet hatte.

Während der Show begann die Mutter eines ermordeten Jugendlichen zu sprechen und mein Körper fühlte sich krank und beengt an. Es war, als hätte ich eine Panikattacke. Trauer, Wut und alle anderen Emotionen brachen über mich herein, als wäre ich der ermordete Sohn. Ich konnte sein Gesicht sehen. Dann kam die Mutter des Teenagers, der verurteilt worden war, an die Reihe und das Gefühl wurde schlimmer. Ich wollte hinausrennen, aber wir waren mitten in der Aufnahme. Und als die Show weiterging, ertrank ich förmlich in dunkler Energie, hatte das Gefühl, als würde ich durch einen Tunnel ohne Ausweg Geben.

»Pause« drücken

Manchmal im Leben muss man auf den »Pause«-Knopf drücken. Ich konnte nicht weiter für die Show arbeiten, wenn diese Erfahrungen durch mich hindurchströmten.

Also kündigte ich und dachte dann lange und gründlich darüber nach, was mit mir geschah, wenn ich diese Botschaften bekam. Das war mein eigener persönlicher Lernprozess über die geistige Welt und meinem Platz mit ihr. Wieder einmal war mein Kopf voller Fragen. Ich brauchte die Meinung eines Experten und Antworten, denen ich vertrauen konnte.

Diese »Pause« bei meiner Berufung gab mir die Chance, auf meine Führung zu hören und die Zeichen zu sehen. Ich konnte mich anschließend wieder auf das konzentrieren, was ich wollte: »Ich will meine Gabe benutzen, um anderen zu helfen.«

James Van Praagh und das Handwerkszeugeines Mediums

Ein guter Freund erzählte mir von James Van Praagh. James ist ein bekanntes Medium – okay, er ist eine Legende – und als mein Freund anbot, mich ihm vorzustellen, ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf.

Wir trafen uns zum Mittagessen. Ich fühlte mich geehrt, mit einer derart herausragenden Persönlichkeit eine Mahlzeit zu teilen. James war liebenswert, normal und extrem hilfreich. Er konnte meine Situation vollkommen verstehen und lud mich ein, zwei Tage später zu einer seiner Darbietungen zu kommen.

James Van Praaghs Live-Demonstration

Seine Demonstration war eine unglaubliche Erfahrung. Es gab zwei Schlüsselelemente, die ich mit nach Hause nahm. Zum einen war es für mich die erste klare Demonstration, wie sich ein Medium mit der geistigen Welt verband. Ein Verstorbener nach dem anderen erschien und schickte Botschaften durch James. Er sagte: »Medien haben die Fähigkeit, die energetische Schwingung zu erhöhen, während die, die hinübergegangen sind, ihre senken müssen, um uns auf halbem Weg zu treffen.« Das ist etwas, was ich täglich in meiner Arbeit erlebe: Ich muss die Energie der Verstorbenen verlangsamen, wenn sie »herumrennen«. Gleichzeitig muss ich denen, die versuchen, Verbindung aufzunehmen, helfen, ihre Schwingung zu erhöhen. Kapitel 5 und 6 sind der Erhöhung der eigenen Schwingung gewidmet; Sie können das ebenfalls und es wird jeden Aspekt Ihres Lebens verändern!

Zum anderen nahm ich aus James’ Demonstration mit, wie ich meine eigene Gabe einsetzen konnte. James hatte einen ganz klaren Prozess. Erst führte er das Publikum durch eine meditative »Reinigung«, um die Energie im Raum zu erhöhen. Dann konnte er sich »auf der Stelle« mit den Verstorbenen verbinden, so wie ich es bei meinen Kollegen bei der Leeza Gibbons Show gemacht hatte.

Als James gerade seine Anfangsmeditation abgeschlossen hatte, sah ich ein blondes Mädchen, etwa zehn Jahre alt, durch den Raum laufen. Gleichzeitig verkündete James: »Es läuft ein junges Mädchen durch den Raum, sie ist ungefähr zehn Jahre alt. Langes blondes Haar, sie lächelt und singt.«

James rief jemandem im Publikum zu: »Der Herr da drüben, in der Ecke. Mit dem hübschen rosa Schal. Ja, Sie. Hat der Name Jessica eine Bedeutung für sie?«

»Ja.«

»Sie steht direkt hinter Ihnen. Sie hat langes blondes Haar. Sie ist etwa zehn Jahre alt.« Der Mann weinte jetzt und nickte. Er hatte das kleine Mädchen aus Versehen überfahren, als sie die Straße überquerte.

»Jessica sagt mir, es geht ihr gut, sie weiß, dass ihr Hinscheiden ein Unfall war, und es ist in Ordnung. Sie ist immer um Sie. Sie weiß, dass Sie heute Morgen mit ihr geredet und sie gebeten haben, heute zu kommen.«

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