Qualität in Pfarreien

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2.2.1 Ergebniskriterien

Institutionelle Ergebnissse

Zunächst finden sich einige Ergebniskriterien, die für die Institution Kirche eine Bedeutung haben. Es handelt sich Effect-Kriterien, da sie einigermaßen objektiv messbar sind, hier speziell um Wachstum und Anziehungskraft, Eingliederung in die Kirche, Anzahl der Laien-Mitarbeiterlnnen und Teilnahme an der sonntäglichen Liturgie (Kirchgang).

Wachstum ist eine erste Ergebniskategorie, die benannt wird. Schon in LG 3 wird darauf hingewiesen, dass es Ziel ist, dass das Reich Gottes sichtbar in der Welt wächst und alle Menschen zur Einheit mit Christus gerufen sind. Allen ist das Evangelium zu verkünden, um ihnen Anteil am Reich Gottes zu geben - an der Freude, die die Christen aus dem Glauben schöpfen und die daher anziehend wirkt. Das missionarische Hinaustragen kann nicht warten (EG 14-15). Auch in LG 13 wird der Blick auf alle Menschen gerichtet, die zum neuen Volk Gottes gerufen sind:

„Zum neuen Gottesvolk werden alle Menschen gerufen. Darum muß dieses Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin ausbreiten.“ (LG 13)

Eine weitere Kategorie wird durch die Eingliederung in die Kirche benannt. Es geht um die sichtbare Verbindung zu Jesus und daher um die Verbindung mit seiner Institution. Dazu gehört auch, die kirchliche Ordnung anzunehmen und

„dies durch die Bande des Glaubenbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft“ (LG 14)

zu vollziehen. Das muss v. a. mit dem Herzen geschehen.

Apostolicam Actuositatem erwähnt, dass die Zahl der Laien–Mitarbeiter in der Kir – che sehr erfreulich ist. Auch wenn es damit nicht explizit ist, so könnte das doch als Wirkkriterium verstanden werden.

„Es gereicht ihr“ (der Kirche, Anm. d. Autors) „zur großen Freude, daß die Zahl der Laien von Tag zu Tag wächst, die den ihnen eigentümlichen Dienst den apostolischen Vereinbarungen und Werken anbieten“. (AA 22)

Auch die Teilnahme an der sonntäglichen Liturgie wird als ein Kriterium für das Wirken der Pastoral gesetzt. Papst Johannes Paul II. benennt die Pflicht für die Gläubigen, an der Eucharistie am Sonntag teilzunehmen, während die Priester dafür sorgen müssen, dass sie das erfüllen können (EdE 41, NMI 36). Die Sonntagsmesse befördere dann auch die Gemeinschaft der Glaubenden (EdE 40/41, NMI 36).

Mitarbeiterbezogene Ergebnisse

Bezüglich Gemeindearbeit hat der Priester so zu leiten, dass eine gewisse Einmütigkeit erreicht wird und die Eigenverantwortung sowie die Bereitschaft zur Mitarbeit gefördert wird (LG 30, 37).

Die Menschen lernen durch die Priester letztlich, dass sie einander in der Gesellschaft dienen und ihre Aufgabe christlich erfüllen (PO 5).

Auch die Qualität der Leitung und ihr Wirken wird thematisiert. Das Direktorium „Dienst und Leben der Priester“ (1994) spricht vom Ziel eines guten Leiters des Volkes als Aufgabe für den Priester (Art. 56).

Mitglieder- und gesellschaftsbezogene Ergebnisse

Mit Blick auf die Gemeindemitglieder lassen sich einige Ergebniskriterien finden, die eher subjektiver Natur sind („Impact“). Mit dem Aspekt „Kirche als Brunnen“ verbinden sich schließlich auch gesellschaftsbezogene Ergebniskriterien.

Glaubensgemeinschaft als Heimat

Die Gläubigen sollen eine Heimat in der Glaubensgemeinschaft finden und dort in Beziehung zu anderen Gläubigen stehen.

„Ziel des Glaubensweges ist das Hineinwachsen in umfassende personale Beziehungen, grundgelegt im Ja Gottes zum Einzelnen wie zur Gemeinschaft der Glaubenden.“410

Ein Teil der Katechese ist also das Hineinwachsen in eine Gemeinschaft von Glaubenden - eine Gemeinschaft, die zur Heimat wird. Dazu müssten Gläubige, die in den Glauben eingeführt werden (gerade durch den Katechumenat), ein Glaubenswissen aufweisen, eine gewisse spirituelle Lebendigkeit aufweisen, liturgische Handlungen mitvollziehen können und Verantwortung zeigen können.

Die Gemeinschaft untereinander, die brüderlich gelebt werden soll, bildet letztlich die Gemeinschaft mit Christus ab. Diese Gemeinschaft soll auch positiv nach außen strahlen. Positiv wirkende, innerkichliche Communio macht die Liebe Christi erfahrbar. Sie akzeptiert die Verschiedenheit der Mitglieder und wertschätzt, dass sich Berufungen, Dienste usw. gegenseitig ergänzen und die Kirche bereichern (CL 18, 20).

„Aus der Gemeinschaft der Christen mit Christus ergibt sich ihre Gemeinschaft untereinander: Alle sind Reben des einen Weinstocks, der Christus ist. Der Herr Jesus deutet uns diese brüderliche Gemeinschaft als leuchtenden Widerschein des Lebens und der Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, an dem alle Getauften auf geheimnisvolle Weise teilnehmen. Um diese Gemeinschaft betet Jesus: ‘Alle sollen eins sein, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast’ (Joh 17,21).“ (CL 18)

Stärkende Quelle und geistliche Vertiefung, die zu religiöser Praxis führt

Mit Blick auf die Liturgie formuliert das Konzil, dass die Liturgie Quelle und Höhepunkt des Tuns der Kirche ist, was sich in der Teilnahme am Gottesdienst zeigen müsse:

„Denn die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, daß alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen.“ (SC 10)

„Es ist darauf hinzuarbeiten, daß der Sinn für die Pfarrgemeinschaft vor allem in der gemeinsamen Feier der Sonntagsmesse wachse.“ (SC 42)

Die Liturgie führe dann dazu, dass die Gläubigen von der Liebe Christi „angezogen und entzündet“ werden und die Liebe in ihrem Alltagsleben umsetzen (SC 10). Den Gläubigen gehen ähnlich wie den Emmausjüngern die Augen auf, sie begegnen Christus (EdE 6, NMI 32). Sie ist „geistliche Nahrung“ (EdE 9). Dabei bleibt festzuhalten:

„Diese Feier ist aber nur dann aufrichtig und vollständig, wenn sie sowohl zu den verschiedenen Werken der Nächstenliebe und zu gegenseitiger Hilfe wie auch zu missionarischer Tat und zu den vielfältigen Formen christlichen Zeugnisses führt.“ (PO 6)

Alle sind letztlich zur Heiligkeit (LG 39) und zur vollkommenen Liebe berufen (LG 40, CL 17). Die Führung durch die Priester führt zur Erfüllung von Standespflichten und zur Beachtung der evangelischen Räte (PO 5).

Insgesamt gilt für die Kirche, dass sie an der Liebe erkannt wird (AA 8). Arme sollten sich in den christlichen Gemeinden zuhause fühlen können, sonst wird das Zeugnis nicht verstanden (NMI SO).

Dazu ist es auch wichtig, dass

„die Gläubigen die sakramentalen Zeichen leicht verstehen und immer wieder zu jenen Sakramenten voll Hingabe hinzutreten, die eingesetzt sind, um das christliche Leben zu nähren.“ (SC 59)

Es ist also nicht zu vernachlässigen, dass die Verwendung der Zeichen Resonanz bei den Gläubigen finden können wie es ein Kriterium darstellt, dass Menschen die Sakramente als tatsächliche Stärkung empfinden.

Wenn der Seelsorger vor Ort seine Gläubigen erfolgreich liturgisch gebildet und zur tätigen Teilnahme gemäß ihrer individuellen Voraussetzungen angeleitet hat (SC 19), muss sich das schließlich auch in Form der aktiven Teilnahme an den liturgischen Form zeigen (z. B. durch Gesang). Sie müssten „zu einem echten Gebet kommen“, zu einem „vollkommeneren Gebetsgeist“, der sich im Leben der Menschen auswirkt (PO 5). Verstummt das Gebet vollständig, so ist danach zu fragen, ob der Glaube leer geworden ist, denn der Glaube bedinge das Gebet (auch wenn Krisen nicht ausgeschlossen sind).411

Die Instruktion „Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde“ nimmt die Art der Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie in den Blick. Demnach muss es darum gehen, dass die Gläubigen „authentisch und bewusst“ teilnehmen können.412

Wachstum wird in der Folge in einem weiteren Sinne verstanden, nämlich im Sinne eines geistlichen Wachstums des Leibes Christi (PO 6). Evangelii Nuntiandi frägt, inwieweit die Kirche heute mehr in der Lage ist, das Evangelium den Menschen wirksam nahe zu bringen (EN 4). Die Gläubigen sollten in die Lage versetzt werden, vermehrt die Zuwendung Gottes zu spüren und auf die Liebe Gottes zu antworten (EG 14). Katechese soll in ein lebendiges Glaubensleben einführen, mit den Zielen:

„• Stärkung einer Haltung glaubenden Vertrauens zu Gott,

• Förderung der Kenntnis des Glaubens (Heilige Schrift, Überlieferung, Glaubensbekenntnis) sowie die Befähigung zum Zeugnis des Glaubens,

• Einübung in das Beten und in die Grundgebete der Kirche,

• Liturgische Bildung (Mitvollzug der liturgischen Handlungen),

• Befähigung und Stärkung, aus der Haltung des Christseins verantwortlich handeln zu können.“413

Die katholische Bildung soll dazu führen, dass diejenigen, die die religiöse Praxis aufgegeben haben oder nicht mehr den Glauben bekennen, wieder zur Umkehr gelangen können.414 Diese Bildung soll auch verdeutlichen, dass der häufige Kommunionempfang und die häufige Beichte wichtig sind.415

Der Brunnen „Kirche“ zum Heil der Menschen und zur Linderung der Nöte

Kirche soll der „Brunnen im Dorf“ (CL 27) sein, an dem die Menschen ihren Durst stillen können - ein Haus, das allen offen steht und einen Dienst am Nächsten ausübt, um somit Zeichen und Werkzeug des Heils und damit einer besseren Gesellschaft zu sein (CL 27). Sie ist dann nah am Menschen und ihren Bedürfnissen und kann sie so zur Gemeinschaft mit Gott und untereinander führen (CL 28). Die zwei zuletzt benannten Dinge stellen gesellschaftsbezogene Ergebnisse dar.

 

Die Begleitung der Priester soll dazu führen, dass die Armen und Geringen, die Jugend, Eheleute, Eltern ihr Leben besser meistern können, sie also Hilfe erfahren (PO 6). Die Priester sollen die Ordensangehörigen zu einem geistlichen Fortschritt verhelfen, Kranke und Sterbende aufrichten (PO 6).

Zugleich erinnert das Konzil aber daran, dass das persönliche Heil letztlich Gnade ist. Insofern können auch diejenigen, die das Evangelium und die Kirche nicht kennen, Gott aber ehrlich suchen, das Heil erlangen (LG 16). Das Heil des Menschen steht im Vordergrund (EN 5). Dabei muss es um das ganzheitliche Wohl des Menschen und damit auch um die Linderung der Nöte gehen. Denn alles Handeln der Kirche ist Ausdruck der Liebe Gottes (DCE 19).

2.2.2 Handlungskriterien

Es finden sich neben den Ergebnis- auch eine Vielzahl an Handlungsorientierungen.

2.2.2.1 Leitung

Der Priester bekommt vom Bischof den Auftrag

„zum Hirtendienst an den Gläubigen und zur Feier des Gottesdienstes (…). Am meisten üben sie ihr heiliges Amt in der eucharistischen Feier oder Versammlung aus, wobei sie in der Person Christi handeln.“ (LG 28)

Hirte: in Kontakt und zugewandt

Vom Priester wird gefordert, einerseits in gutem Kontakt zu den Menschen zu leben, gerade auch zu denen, die weiter entfernt stehen. Zugleich muss der Priester Zeuge eines anderen Lebens sein:

„Ihr Dienst verlangt in ganz besonderer Weise, daß sie sich dieser Welt nicht gleichförmig machen (…); er erfordert aber zugleich, daß sie in dieser Welt mitten unter den Menschen leben, daß sie wie gute Hirten ihre Herde kennen und auch die heimzuholen suchen, die außerhalb stehen, damit sie Christi Stimme hören und eine Herde und ein Hirt sei (…).“ (PO 3)

Das setzt aus Sicht des Konzils bestimmte Verhaltensweisen voraus:

„Dabei helfen ihnen gerade jene Eigenschaften viel, die zu Recht in der menschlichen Gesellschaft sehr geschätzt sind: Herzensgüte, Aufrichtigkeit, Charakterfestigkeit und Ausdauer, unbestechlicher Gerechtigkeitssinn, gute Umgangsformen und Ähnliches (…).“ (PO 3)

Sie sind Vorbilder im Glauben, die darin fest verwurzelt sind. Dazu gehört auch eine Askese,

„wie sie einem Seelenhirten entspricht: sie verzichten auf eigene Vorteile und suchen nicht ihren Nutzen, sondern den der vielen, damit sie das Heil erlangen (…); sie gehen den Weg der immer vollkommeneren Erfüllung ihres seelsorglichen Auftrags, bereit, wenn nötig, auch neue Wege der Seelsorge zu gehen (…).“ (PO 13)

Damit sind sie auch dazu aufgefordert, immer wieder neu die Wege der Seelsorge zu bedenken und die Erfüllung des Auftrags zu verbessern (PO 13).

Im Sinne einer gelungenen Verkündigung muss der Priester auch mit den modernen Kommunikationsmitteln umgehen können, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben.416

Als Instrument der Evangelisierung wird der Katechismus benannt, der den Priestern nicht nur für die Predigt dienlich sein kann.417

Aufgabe in der Gemeinde: Sammeln, verkünden, dienen, befähigen

Die Hirten haben sich um die Menschen zu bemühen: Die Nöte und Bitten der Gläubigen wahrnehmen und auch zu Gott tragen. Zugleich sammeln sie die Gemeinde und sorgen sich um die Verkündigung der Botschaft. Dabei sollen sie gerade denen nachgehen, die sich entfernt haben. (LG 28)

Die Hirten üben einen Dienst am Volk Gottes aus (CL 22). In echter Menschlichkeit sollen sie den Menschen begegnen, sie belehren und mahnen (PO 6). Es ist ihre Aufgabe, die Berufung der Menschen entfalten zu helfen und die Menschen zu „christlicher Reife“ zu führen (PO 6). Die Charismen sollen von ihnen dankbar angenommen werden, da sie einen besonderen Reichtum für die Kirche darstellen (CL 24). Voraussetzung ist, dass der Einzelne im Alltag den Willen Gottes erkennen lernt, damit die Christen ihre Aufgabe in der Gesellschaft „christlich erfüllen“ (PO 6). Die Priester wenden sich insbesondere an die Armen, Kranken und Sterbenden wie auch an die Jugend, die Eheleute und Eltern (die sie in Freundeskreisen sammeln), aber auch an die Ordensleute (PO 6). Katechumenen und Neugetaufte sind zu einem christlichen Leben anzuleiten (PO 6). Ein weiterer besonderer Blick soll auf die gerichtet werden, die

„die Sakramente nicht mehr empfangen, ja vielleicht sogar vom Glauben abgefallen sind; sie werden es nicht unterlassen, als gute Hirten gerade auch ihnen nachzugehen.“ (PO 9)

Die Wege zur Lehre können variieren, aber nicht die Lehre. So sind auch die verschiedenen Gruppen und Verbände gehalten, miteinander den Auftrag zu erfüllen.418

Grundsätzlich gilt für jegliche pastorale Tätigkeit: Die Spiritualität hat eindeutig Vorrang.

„Die pastorale Arbeit von herausragender Bedeutung ist mit Sicherheit die Spiritualität. Jeder Pastoralplan, jedes Missionsprojekt, jeder Dynamismus in der Evangelisierung, der vom Vorrang der Spiritualität und des Gottesdienstes absähe, wäre zum Untergang bestimmt.“419

Mit Bezug auf das Schreiben Novo Millennio Ineunte werden sieben pastorale Prioritäten benannt:

„die Heiligkeit, das Gebet, die sonntägliche Eucharistiefeier, das Sakrament der Versöhnung, der Vorrang der Gnade, das Hören des Wortes und die Verkündigung des Wortes (…).“420

Dazu gehört auch eine Spiritualität der Gemeinschaft. Aber auch die Ökumene oder andere Religionen sind nicht aus dem Blick zu verlieren (PO 9).

Der Pfarrer hat dafür zu sorgen, dass die Gläubigen, insbesondere Kinder und Jugendliche eine ausführliche katholische Bildung erhalten. Werden Laien beauftragt, benötigen diese eine Ausbildung, aber auch die Voraussetzung eines vorbildlichen Lebens. Der Kontakt zum Pfarrer wird vorausgesetzt. Der Pfarrer muss seine Mitarbeiterinnen im Blick behalten und ermutigen.421

Damit die Gläubigen möglichst häufig an Kommunion und Beichte teilnehmen können, hat der Pfarrer die günstigsten Zeiten für die Mehrheit festzulegen. Die Einzelbeichte ist zu fördern, ebenso die Anbetung des Allerheiligsten. Der Priester, der würdig anbetet, ist ein Vorbild, das zur Nachahmung mahnt.422

Der Priester ist kein Funktionär, sondern füllt ein eigenständiges Amt aus. Er sucht die Gläubigen, besucht die Familien, korrigiert mit Klugheit, kümmert sich um die Bedürftigen, auch um die Sterbenden, bemüht sich um Bekehrung und hilft, dass die Menschen ihre Pflicht erfüllen.423

Das Verkünden des Evangeliums ist die erste Aufgabe des Pfarrers. Zugleich ist er verantwortlich für die Liturgie und die Sakramente, aber auch für das diakonische Engagement einer Gemeinde. Zur Diakonie gehört es, Mitarbeitende zu finden, die sich das Karitative zu eigen machen. Er leitet den Kreis der Mitarbeitenden und kümmert sich mit dem Pfarrgemeinderat um die verschiedenen Gruppierungen in der Pfarrei.424

In einem gesellschaftlichen Umfeld

„des drückenden Klimas des Säkularismus und Konsumismus, das den christlichen Sinn im Bewußtsein vieler Gläubigen verflacht (…).“425

muss der Blick auf die Kraft des Glaubens zurückgelenkt werden. Der Priester ist beauftragt, die Gemeinschaft durch ein „vorbildliches Zeugnis“ zu sammeln.426 Der Priester macht den Gläubigen ihr eigenes Priestertum bewusst und befähigt sie. Er ist Teil der Hierarchie, er hat zugleich ein Dienst-Amt427 inne, das von Christus ausgehend das Volk formt und leitet. Priester müssen für Einheit und brüderliche Hingabe sorgen.428

Das Amt des Priesters verbindet sich in einer Pfarrgemeinde hauptsächlich mit der Verkündigung, Sakramentenspendung und pastoraler Leitung.429

Liturgie: zentral und lebensnah

Die Rolle der Eucharistie ist zentral, um das Herz einer Pfarrei zu orientieren:

„Ohne die Verehrung der Eucharistie als eigenes pulsierendes Herz verhärtet sich die Pfarrei. (…) ‘Unter den zahlreichen Aktivitäten, die eine Pfarrei ausübt, ist keine so lebensnotwendig oder gemeinschaftsbildend wie die sonntägliche Feier des Tages des Herrn und seiner Eucharistie’ (…).“430

Der Hirte bildet eine echte christliche Gemeinschaft (mit Wurzel in der Eucharistie), die aber die Gesamtkirche im Blick behält und letztlich auf alle Menschen gerichtet ist. (PO 6) Parteilichkeit oder Ideologie ist dabei zu vermeiden. Das Tun ist gerichtet auf das „geistliche Wachstum des Leibes Christi“ (PO 6). Der Priester teilt das geistliche Leben aus, er ist Werkzeug der Heilsvermittlung.431 Das Bußsakrament soll immer dann gewährt werden, wenn Gläubige darum bitten (PO 13).

Die Frohe Botschaft soll allen verkündet werden, um das Volk Gottes zu mehren (PO 4). Dabei sollen die Priester stets Gottes Wort lehren, nicht eigene Gedanken, und die Menschen zur Heiligung bewegen. Dabei muss die Verkündigung auf die Lebensverhältnisse der Menschen übertragen werden. Die individuellen Voraussetzungen sind zu beachten (PO 4).

Der Priester hat sich in der Liturgie an die Vorgaben des Lehramtes zu halten und eigenwillige Veränderungen zu vermeiden. Wichtig ist, dass der Priester dafür sorgt, dass die Gläubigen echt und bewusst an der Liturgie teilnehmen können. Gewisse Funktionen können im Rahmen der Liturgie von den Gläubigen übernommen werden.432

Unterstützende Zusammenarbeit mit anderen Priestern

Die Priester stehen sich gegenseitig bei. (LG 28)

„In dem einen kommen sie alle überein: in der Auferbauung des Leibes Christi, die besonders in unserer Zeit vielerlei Dienstleistungen und neue Anpassungen erfordert. Deshalb ist es von großer Bedeutung, daß alle, Welt- und Ordenspriester, einander helfen, damit sie stets Mitarbeiter der Wahrheit sind (…).“ (PO 8)

Die Priester sollen Zusammenarbeiten und sich gegenseitig in ihrem geistlichen und alltäglichen Leben unterstützen, damit ihr Dienst sich positiv fortentwickeln kann.433 Ein Priester sollte in brüderlichem Kontakt zu anderen Priestern stehen, im Gebet vereint und in der Seelsorge zusammenarbeitend.434

Leitungsaufgabe: stellvertretend, integrativ, stärkend, geschwisterlich

Die Priester stehen der Gemeinde vor und

„üben entsprechend ihrem Anteils an der Vollmacht das Amt Christi aus.“ (PO 6)

Durch sie soll in Stellvertretung des Bischofs auch die Gesamtkirche vor Ort sichtbar werden (LG 28). Sie versammeln die Gemeinde und führen sie mit ihrer Vollmacht (PO 6).

„Als Vorbilder der Herde aus Überzeugung (1 Petr 5,3) sollen sie ihrer Ortsgemeinde so vorstehen und dienen, daß diese zu Recht mit jenem Namen benannt werden kann, der die Auszeichnung des einen und ganzen Gottesvolkes ist: Kirche Gottes (…).“ (LG 28)

Die Hirten müssen Ihre Gemeinden so führen, dass eine einmütige Zusammenarbeit ermöglicht wird (LG 30) und jegliche Spaltung überwunden werden kann (GS 43). Niemand soll sich von der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlen. Zugleich müssen sie auf die Glaubenslehre und ihre Wahrheit achten:

 

„Ihre Aufgabe ist es darum, die verschiedenen Meinungen so in Einklang zu bringen, daß niemand sich in der Gemeinschaft der Gläubigen fremd fühlt. Sie sind die Verfechter des gemeinsamen Wohls, für das sie im Namen des Bischofs Sorge tragen, und zugleich die entschiedenen Verteidiger der Wahrheit, damit die Gläubigen nicht von jedem Wind der Lehre hin und her getrieben werden (…).“ (PO 9)

Die Pfarrgemeinde ist eine Zelle der Ortskirche (der Priester vertritt den Bischof). Sie ist eine eucharistische Gemeinschaft, die von einem Pfarrer geleitet und gemeinsam von Priester und Getauften gestaltet wird. Autoritäres Vorgehen oder demokratische Missverständnisse sind zu vermeiden.435

Den Laien haben sie dabei „Licht“ und „geistliche Kraft“ zu sein (GS 43). Der Priester hat die Bedeutung der Rolle der Laien ernstzunehmen und die Übernahme von Verantwortung durch Laien zu fördern. Dies ist auch für den Priester von Nutzen:

„Der Priester dient der Gemeinde, wird aber auch von seiner Gemeinde getragen. (…) Es besteht eine Art Osmose zwischen dem Glauben des Priesters und dem Glauben der anderen Gläubigen. Die christlichen Familien und die eifrigen Gemeinden haben den Priestern in Momenten der Krise oft geholfen.“436

Aufgrund der grundlegenden Gleichheit aller Gläubigen muss der Priester sein Amt in Kooperation mit den Laien brüderlich ausüben. Sie haben hier eine besondere Vorbild- und Dienstfunktion, was auch die Anerkennung der Sendung der Laien betrifft (PO 9; AA 25):

„Die Priester müssen also ihr Leitungsamt so ausüben, daß sie nicht das ihre, sondern die Sache Jesu Christi suchen (53). Sie müssen mit den gläubigen Laien Zusammenarbeiten und in deren Mitte dem Beispiel des Meisters nachleben, der zu den Menschen ‘nicht kam, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele’ (Mt 20,28). Die Priester sollen die Würde der Laien und die bestimmte Funktion, die den Laien für die Sendung der Kirche zukommt, wahrhaft anerkennen und fördern.“ (PO 9)

Das bedeutet, die Freiheit der Menschen heute zu achten, auf die Laien zu hören, ihre Erfahrungen und Wünsche ernst zu nehmen. Der Priester soll die vielfältigen Charismen aufspüren und pflegen. Es gilt, den Laien Ämter anzuvertrauen und Freiraum zum Handeln zu geben. Dabei sind die Geister zu unterscheiden (PO 9). Gut ausgebildete Priester sollen das Laienapostolat unterstützen und ein gutes Verhältnis zwischen Laien und Hierarchie fördern (AA 25), sowie die Bildung der Laien im Blick behalten (AA 30).

Ein pfarrlicher Pastoralrat kann als beratendes Organ eingesetzt werden, um die Mitarbeit der Laien in der Pastoral zu fördern. Er ist auf der Ebene der Beziehung zwischen Pfarrer und Gläubigen zu sehen.437

Einerseits ist das Pastoralprogramm einer Pfarrei immer das gleiche, nämlich Christus nachzufolgen. Und doch hat es eine Notwendigkeit, Arbeitsziele und -methoden festzulegen und nötige Mittel zu suchen. In Pastoralplänen muss wieder mehr entdeckt werden,

„daß das Gebet, das sakramentale Leben, die Meditation, die stille Anbetung, das vertraute Gespräch mit unserem Herrn, die tägliche Übung der Tugenden, die uns ihm gleichgestalten, viel produktiver sind als jede Diskussion (…).“438

Pastorale Planung muss die „Universalität der christlichen Berufung zur Heiligkeit“439 entdecken, die die Christen zur Nachfolge Christi aufruft, die jeden persönlich anspricht und die Begleitung der Kirche benötigt. Ein Pastoralplan kann also nicht auf soziale Thematiken reduziert werden.440 Priester sollen an der Erstellung von Pastoralplänen mitarbeiten, diese aber auch in den Gemeinden zur Umsetzung bringen.441

Der Leiter des Volkes muss auf die Zeichen der Zeit achten und die Lebenssituation der Menschen in der Gemeinde vor Ort wahrnehmen. Dazu wird er zu einer gewissenhaften Reflexion aufgefordert.

„Um ein guter »Leiter« seines Volkes zu sein, wird der Priester darauf achten, die Zeichen der Zeit zu erkennen: jene mehr weitreichenden und tiefgründigen, welche die Gesamtkirche und ihren Weg in der Menschheitsgeschichte betreffen, sowie jene eher naheliegenden, welche die konkrete Situation der einzelnen Gemeinde betreffen. Diese Unterscheidung erfordert die ständige und korrekte Offenheit beim Studium theologischer und pastoraler Probleme, sowie die Durchführung einer gewissenhaften Reflexion der sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Daten, die unsere Zeit kennzeichnen.“442

Person: spirituell verankert und tugendhaft

Nicht zu unterschätzen ist, dass die Hirten in Lebensführung und Berufseifer

„der Welt ein solches Antlitz der Kirche zu zeigen, daß die Menschen sich daran ein Urteil über die Kraft und Wahrheit der christlichen Botschaft bilden können.

In Leben und Wort sollen sie zusammen mit den Ordensleuten und ihren Gläubigen beweisen, daß die Kirche mit all ihren Gütern schon durch ihre bloße Gegenwart eine unerschöpfliche Quelle jener sittlichen Kräfte ist, deren die heutige Welt so sehr bedarf.“ (GS 43)

Der Priester ist dazu verpflichtet, nach Vollkommenheit zu streben, da sie Werkzeuge Christi sein sollen. Diese Heiligkeit trägt zur positiven Wirkung des pries- terlichen Dienstes bei (PO 12).

„Denn obwohl die Gnade Gottes auch durch unwürdige Diener das Heilswerk durchführen kann, so will Gott doch seine Heilswunder für gewöhnlich lieber durch diejenigen kundtun, die sich dem Antrieb und der Führung des Heiligen Geistes mehr geöffnet haben und darum wegen ihrer innigen Verbundenheit mit Christus und wegen eines heiligmäßigen Lebens mit dem Apostel sprechen können: ‘Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir’ (Gal 2,20).“ (PO 12)

Den jeweiligen Fähigkeiten des Einzelnen entsprechend sollen auch angemessene und geeignete Aufgaben gefunden werden (PO 10).

Die evangelischen Räte sind Grundtugenden des Priesters. Er tut seine Arbeit demütig und prüft, was Gott entspricht. Er steht dazu im Dienst der Kirche und richtet sein Handeln daran aus (PO 15). Auch der Zölibat (PO 16) und der rechte Umgang mit Besitz (PO 17) gehört zum Priester. Gerade bezüglich der Kirchengüter hat der Priester eine besondere Verantwortung, es darf ihm nicht um die Vermehrung des eigenen Vermögens gehen. Überhaupt ist alles zu vermeiden,

„was den Armen irgendwie Anstoß geben könnte (…).“ (PO 17)

Er soll sich um seine spirituelle Basis bemühen. Die Priester sind zur Feier des Stundengebets angehalten (SC 96, PO 5)443 wie auch zur täglichen Reflexion und zur regelmäßigen Buße (PO 18). Die Eucharistie soll dem Priester geistliche Quelle sein, die ihn wieder positiv ausrichtet (EdE 31). Die Hirtenliebe hat ihre stärkste Quelle in der Eucharistie.444

Wichtig ist es für den Priester den Bezug zur eigenen Spiritualität nicht zu verlieren und hier seine eigene Lebensquelle zu finden. Die Anbetung und das innere Gespräch vor dem Herrn durch den Priester muss also pastorale Priorität haben.

„In Anbetung und innerem Gespräch vor dem Guten Hirten zu verweilen, der im allerheiligsten Sakrament des Altares gegenwärtig ist, bildet eine pastorale Priorität, die weit größer ist als jedwede andere. Der Priester, Leiter einer Gemeinde, muß diese Priorität verwirklichen, um nicht innerlich auszutrocknen und um sich nicht in einen trockenen Kanal zu verwandeln, der niemanden mehr etwas geben könnte.“445

Das Engagement für den Nächsten im Sinne der Diakonie darf nicht nur eine fromme Idee sein, sondern muss sich ins konkrete Leben der Priester übersetzen:

„Den Anregungen des Lehramtes folgend ist es erforderlich, daß das Interesse jedes Priesters - und, durch sie, das Interesse aller Gläubigen - zugunsten der Bedürftigen nicht auf der Ebene eines frommen Wunsches bleibt, sondern sich in eine konkrete Verpflichtung des Lebens übersetzt. ‘Heute mehr denn je ist sich die Kirche bewußt, daß ihre soziale Botschaft in erster Linie im Zeugnis der Werke Glaubwürdigkeit erlangt, eher noch als in ihrer Kohärenz und inneren Logik’.“446

Aus- und Weiterbildung: Verhalten überprüfen, Wissen erweitern

Als sehr wichtig wird die ständige Weiterbildung des Priesters erachtet. Der Priester soll fortwährend an sich arbeiten, um heutzutage seine Berufung erfüllen zu können. Sie soll daher bedarfs- und situationsgerecht angeboten werden. Der wissenschaftliche Fortschritt, z. B. der Technik, und die Einflüsse auf die Menschen heute brauchen ein ausreichendes Verständnis. Der Priester selbst steht in der Verantwortung sich fortzubilden. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit geeigneter Lektüre.447

Dabei ist auch das eigene Verhalten zu überprüfen (z. B. gute Umgangsformen).448

„Besonders wird er Herzensgüte praktizieren müssen, Geduld, Liebenswürdigkeit, Charakterfestigkeit, Gerechtigkeitssinn, Ausgeglichenheit, Treue zum gegebenen Wort, Kohärenz mit freiwillig übernommenen Aufgaben, usw.“449

Dazu müssen sie sich durch ein „beharrliches Studium“ zum Dialog mit den Menschen bereiten (CS 43). Die Kleriker sollen auch ein Grundwissen über sakrale Kunst in der Ausbildung erhalten, um mit Künstlern in kompetenten Kontakt treten zu können, die selbst durch ihre Kompetenz zur Verkündigung beitragen (SC 129).

Ebenso ist die eigene liturgische Bildung wichtig (SC 14), auch um z. B. das eigene spirituelle Leben als Quelle erlebbar zu machen (SC 88). Die Priester sind dazu angehalten,

„die Wissenschaft und die Praxis der Liturgie in rechter Weise zu pflegen.“ (PO 5)

Ganz grundsätzlich gilt, dass der Priester sein religiöses wie Allgemein-Wissen stets aktuell halten sollte, um fähig zu sein, auf Augenhöhe mit den Zeitgenossen im Gespräch bleiben zu können (PO 19).

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