Mythos, Pathos und Ethos

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Wochen später kam alles raus und in der Presse gab es einen großen Aufschrei, von wegen Spitzel-Affäre und so. Die CSU-Spitze versuchte vergeblich, alles herunterzuspielen, doch das gelang nicht. Der Unmut an der Basis wuchs beträchtlich, ja beinahe stündlich. Sträuber hatte Blackschein, Öder und Kehrmann zu sich zitiert, um ihnen den Kopf zu waschen. "Was ist denn da los bei Euch in Franken? Wieso habt Ihr Vollidioten Euren Laden dort nicht im Griff?" fragte er verärgert. "Ach, das sind nur die Stimmen von ein paar Außenseitern in der Partei", wiegelte Öder ab. "Ganz genau. Ein paar Wichtigtuer wollen bekannt werden und deshalb fordern sie so einen Schwachsinn", fügte Blackschein hinzu. Man brauchte nicht extra zu erwähnen, daß die Herren ein wenig zitterten, denn der Zorn des Sträuber konnte jeden treffen und war gewaltig. "Und was ist das dann für ein Forum im Internet, auf dem sich angeblich alle meine Gegner tummeln und sich über mich und meine Zukunft auslassen?" forschte Egmont. "Ach, das sind doch alles Spinner, vielleicht sollten wir die vom Verfassungsschutz beobachten lassen", schlug Kehrmann vor. "Jochen, ich weiß Deine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen, aber ich habe bereits eine Spitzel-Affäre am Hals. So was Blödes, jetzt mußte ich meinen lieben Nick Dröhnberger versetzen und das nur, weil da so ein Franke seinen Mund nicht halten hat können und der Mauli alles weiter erzählt hat. Was ist diese Partei bloß für ein Sauhaufen!" tobte Sträuber. Die Herren fühlten sich nicht sonderlich wohl und wollten gehen, doch da fiel Sträuber noch etwas ein. "Und was bildet sich dieser Nürnberger Bürgermeister Geselle eigentlich ein, der vor einer nochmaligen Kandidatur von mir warnt und ein Mitgliedervotum fordert?" Betreten schauten sich die drei Männer an, bevor Öder erklärte: "Das sind doch alles Einzelmeinungen, die sollte man nicht überbewerten." "Ja, aber es steht in der Süddeutschen, das lesen jetzt alle in ganz Deutschland und denken sich, was ist denn nun in Bayern schon wieder los." Sträuber holte die Zeitung hervor und las: "Der sagt doch auf Veranstaltungen tatsächlich: "Bislang haben wir mit Sträuber eine Zweidrittelmehrheit erreicht, künftig müssen wir versuchen, trotz Sträuber eine Mehrheit zu erringen" und behauptet auch noch, daß dieser Satz überall auf große Zustimmung stoßen würde. Ja spinnt Ihr in Franken jetzt komplett?" Die Männer schauten verlegen auf den Boden, Sträuber las weiter, regte sich noch mehr auf und meinte dann: "Also gut, wenn das so ist, dann müssen wir uns Anfang Januar in Wildbad Kreuth zusammensetzen und Fakten schaffen." Die Drei nickten.

Das Weihnachtsfest 2006 konnte Sträuber nicht wirklich genießen, denn immerzu beschäftigten ihn die Zeitungsberichte, in denen alle möglichen CSU-Hanseln ein Mitgliedervotum forderten, bei dem entschieden werden sollte, wer die CSU 2008 als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führt. "Die schreiben das schon ganz richtig in der Süddeutschen: Der Blackschein hat seinen Laden nicht mehr im Griff", konstatierte Sträuber am Mittagstisch. "Ach Egmont, können wir nicht mal über was Anderes als über Deine CSU reden?" erkundigte sich seine Frau leicht gelangweilt. "Es geht hier um meine Zukunft und um die Zukunft der Partei. Jeden Tag meldet sich ein weiterer unwichtiger CSU-Hanswurst zu Wort und behauptet, so könne es nicht mehr weitergehen. Und diese Mauli ist ohnehin von allen guten Geistern verlassen." "Wie kommst Du denn jetzt darauf?" "Das ist doch alles kein Zufall, sondern eine geschickt gesponnene Intrige. Der Blackschein hat der bestimmt einen Posten als Staatssekretärin oder vielleicht sogar als Ministerin versprochen, wenn sie für ihn die Drecksarbeit erledigt und mich aus dem Weg räumt." "Also Egmont, jetzt wirst Du wirklich langsam paranoid." "Du hast einfach überhaupt keine Ahnung von Politik, Kathrin. Sobald das Alphatier, in dem Fall bin ich das, ein bißchen schwächelt, kommen die anderen Parteiviecher aus ihren Löchern gekrochen und greifen an. Nicht umsonst lautet die Steigerung: Freund, Feind, Parteifreund." "Jetzt beruhige Dich doch erst mal. Vielleicht solltest Du einfach nur mal mit der Mauli reden." "Mit der gibt es nichts zu reden." "Aber die kommt doch auch zum Neujahrsempfang." "Na und? Da wird ihr kurz die Hand geschüttelt, ein Sprücherl aufgesagt und das war es dann. Was bildet sich diese Frau eigentlich ein? Ich habe für solche Kindereien keine Zeit, ich habe Wichtigeres zu tun. Scheiß Franken! Man hätte es doch vom restlichen Bayern abspalten sollen, die sind doch ohnehin alle evangelisch dort, diese ewigen Revoluzzer!" schimpfte Sträuber in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. Kathrin schmunzelte ein wenig und aß danach weiter.

"Warum sind wir nicht Weltmeister geworden? Weil unsere Spieler schon die Hosen voll hatten, als sie gegen die Italiener den Platz betraten. Und mit einer voll geschissenen Hose spielt es sich bekanntlich schwer", verkündete Sträuber am Silvesterabend im Kreise seiner Familie. Seine Kinder verdrehten die Augen, ihre Partner grinsten verlegen und Sträuber fuhr fort: "2002 hatten wir Pech, weil unser Titan im entscheidenden Moment schwächelte. Aber nun hatten wir eine WM daheim, also quasi andauernd Heimspiele und dann werden wir nur Dritter. Dabei haben wir im Viertelfinale Argentinien ausgeschaltet. Und wer wird Weltmeister? Die Italiener! Ausgerechnet die Italiener, die den mit Abstand unattraktivsten Fußball gespielt haben und sich gegen Australien mit einer Schwalbe um die Verlängerung in Unterzahl gemogelt haben. Das kann doch einfach nicht sein! In Berlin wurschtelt die Große Koalition vor sich hin, in Bayern geht es seit Wochen drunter und drüber und das alles nur, weil diese blöden Fußballer gegen Italien kein Tor geschossen haben." "Also ich sehe jetzt nicht, was da das Eine mit dem Anderen zu tun hat", gestand einer seiner Schwiegersöhne. "Aber das ist doch ganz klar: Der Sport ist das Wichtigste überhaupt. Gleich danach kommt die Wirtschaft und darauf folgt dann mit weitem Abstand die Politik. Jetzt weiß ich auch, warum der Schräder nicht die WM noch abwarten wollte, sondern schon vorher wählen hat lassen. Zum Einen natürlich, um mich als Bundeskanzler zu verhindern und weil ihm schon klar war, daß die Deutschen nicht Fußballweltmeister werden würden." "Also das ist doch jetzt wirklich an den Haaren herbeigezogen", glaubte sein anderer Schwiegersohn. "Aber ganz und gar nicht. Der Fohl wurde 1998 abgewählt, weil Deutschland schon gegen Kroatien rausgeflogen ist, 1990 wurde er wiedergewählt, weil wir Weltmeister geworden waren." "Und was war dann 1986 und 1994?" wollte sein Sohn Dennis wissen. "1986 kamen wir bis ins Finale und dort hatten wir ein Torwartproblem, damit konnten die Leute leben, außerdem fand die Wahl erst 1987 statt, da hatten sie das Ganze schon wieder vergessen. Außerdem wird ein Kanzler nach seiner ersten Amtsperiode fast immer noch einmal gewählt, das ist in Amerika ja auch so. 1994 wäre der Fohl schon fällig gewesen, aber da hat ihn der Paarping gerettet. Wenn wir jetzt Weltmeister geworden wären, dann hätte die Euphorie im Land vier Jahre lang angehalten und die Leute wären alle viel besser drauf." Na ja, dem konnte man nicht widersprechen, deshalb nickten alle und Egi war zufrieden.

Schlimmer konnte das neue Jahr für Egmont Sträuber nicht beginnen. "Sacklzefix! Jetzt muß ich auch noch mit der blöden Schnepfe reden!" entfuhr es ihm. "Ach, hast wieder einen Termin bei der Gerkel, Chef?" fiel Zuber dazu ein. "Nein, mit der blöden Mauli muß ich am 22.Januar reden. Ich weiß gar nicht, was ich zu der sagen soll." "Ach, sag ihr doch einfach, daß sie eine blöde Kuh ist und daß sie von jetzt an es Maul halten soll." "Das würd ich ja gerne, aber das geht leider nicht. Wenigstens ist mir jetzt der Torsten Feehoffer beigesprungen, nachdem der Samrauer meine Posten voneinander trennen wollte, der alte Verräter." "Ja, Hans-Peter reimt sich nicht umsonst auf Verräter. Aber dem Torsten solltest Du lieber auch nicht trauen, Chef, weil der will ja auch nur Deine Posten." "Du etwa nicht, Merlin?" "Ich, nein, aber natürlich auf gar keinen Fall, wo denkst Du hin Chef. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege." "Weiche von mir, Brutus!" "Aber Chef, ich bin doch Dein bester Mann." "Pah, das glaubst Du doch wohl selber nicht!" "Doch." "Merlin, geh jetzt! Ich muß mir Gedanken über meine und Deine Zukunft machen." "Da wär ich aber schon lieber dabei, wenn’s auch um mich geht." "Schleich Di!" So trottete Zuber von dannen.

Mitte Januar fühlte sich der große Sträubär wieder etwas besser und stärker, er hatte in Friedberg eine Rede gehalten und dafür Applaus bekommen. Klar, es waren keine Jubelstürme mehr wie früher, die Begeisterung im Parteivolk über ihn hatte schon lange nachgelassen, aber er hatte noch einen Trumpf im Ärmel. "Wer soll es denn machen außer mir? Ich bin doch der Einzige in dem Laden hier mit Kompetenz", stellte er klar. "Jawohl", bestätigte ihm der örtliche Landtagsabgeordnete. "Ich würde ja zurücktreten, wenn sich meine Nachfolger einigen könnten. Aber die haben ja schon 2005 eindrucksvoll bewiesen, daß sie es nicht hinbekommen." "Nein, die können es nicht. Außerdem stehen Sie, wie ich ja in meiner Rede bereits erwähnt habe, eigentlich voll im Saft." "Absolut richtig. Und als Sie sagten, daß die Mehrheit des Landkreises zu meiner Kandidatur steht, da gab es auch Applaus." "Sehr richtig, Herr Ministerpräsident und genau auf solche Zeichen kommt es doch an." Sträuber atmete hörbar auf und tief durch. Vielleicht gab es ja doch noch eine Möglichkeit für ihn, in seinen Ämtern zu bleiben. Jetzt mußte er nur noch die Klausur in Wildbad Kreuth unbeschadet überstehen, dann hatte er es wieder mal geschafft.

Aber am 18.Januar 2007 war dann plötzlich alles vorbei. Sträuber erklärte vor der Presse seinen Rückzug von allen Ämtern zum 30.09.2007 und sorgte damit sowohl für Erleichterung als auch für Entsetzen im Bayernland. Mit seinem Liebling Magnus Öder analysierte er das Geschehen hinter verschlossenen Türen. "Die haben mich reingelegt, alle miteinander. Erst rede ich in zwei Tagen sage und schreibe 20 Stunden lang mit diesen Fraktionsdeppen und dann erlegen die mich heimlich, still und leise. Das war ein abgekartetes Spiel vom Blackschein und vom Zuber, aber das werde ich denen noch heimzahlen!" giftete Don Egmonto. "Das sehe ich ganz genauso, Chef. Der Blackschein und der Zuber, die haben sich einfach Deine Posten aufgeteilt und tun jetzt so, als wären sie die Retter der CSU." "So ist es. Aber das wird sich der Torsten Feehoffer ja wohl hoffentlich nicht einfach so gefallen lassen. Der hat bei der ganzen Angelegenheit schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden." "Der hat doch momentan ganz andere Probleme, Chef. Seine Freundin in Berlin bekommt nämlich ein Kind von ihm." "Sauber, das haben der Blackschein und der Zuber also auch noch hingekriegt. Setzen die also einfach ein junges Ding auf den Torsten an, weil sie genau wissen, daß der da nicht widerstehen kann." Sträuber erhob sich wütend und schritt erregt hin und her. "Nein, Chef, damit haben die beiden Kurzen nichts zu tun. Wenn überhaupt, dann wäre dafür höchstens der Wenzel Reyer von der CDU verantwortlich, denn den seine Mitarbeiterin ist die Freundin vom Torsten." "Das wird ja immer schlimmer! Ich hätte es mir wirklich denken können, daß da die Gerkel dahintersteckt! Was für ein hinterhältiges Kompott, äh, Komplott! Die blöde Trulla kann den Feehoffer nicht leiden und damit der nicht CSU-Chef werden kann, was sie unbedingt verhindern will, weil er dann fast so mächtig wäre wie sie, beauftragt sie ihren ehemaligen Generalsekretär Reyer, der ja schon immer die Drecksarbeit für sie erledigt hat, den Feehoffer mit Hilfe seiner Mitarbeiterin durch schlechten, äh, Geschlechtsverkehr aus dem Verkehr zu ziehen." "Also, ich weiß nicht, Chef", wandte Öder ein. "Ruhe, Magnus, jetzt red i! Diese Hexe, die hat das alles mit dem Zuber und dem Blackschein ausbaldowert, aber das wird sie noch genauso büßen wie die beiden Polit-Zwerge. Magnus, schreib mit! Die Rache wird unser sein." "Jawohl, Chef! Aber was wird jetzt dann eigentlich aus mir?" "Da mach Dir mal keine Sorgen! Ich habe Dir einen Ministerposten gesichert, diese Kröte mußten die beiden Verräter schlucken, sonst wäre ich nicht freiwillig zurückgetreten." "Danke Chef, das werde ich Ihnen nie vergessen." "Keine Ursache, große Wirkung. Aber ich verlange dafür natürlich eine Gegenleistung. Du wirst Dich mit dem Torsten Feehoffer zusammentun und zu dritt werden wir die Kurzen aus dem Amt jagen, sobald sich die Gelegenheit dafür bietet." "Einverstanden. Aber muß es denn wirklich der Feehoffer sein, Chef?" "Wir haben keinen Anderen. Ich weiß selber, daß der Mann anstrengend und unzuverlässig ist, aber er ist der Einzige, der die Statur hat, um es den Zwergen zu zeigen. Also gut, jetzt aber hinfort mit Dir, ich habe nachzudenken und zu trauern." Öder nickte und ging, Sträuber flennte los.

 

Einige Tage später hatte er sich wieder im Griff, weshalb er die Gunst der Stunde nutzte und sich mit Bundesagrar- und Verbraucherschutzminister Torsten Feehoffer traf. "Das ist ja alles eine unschöne Bescherung", jammerte Sträuber. "Allerdings. Ich hätte es wissen müssen, aber der Blackschein, der hat mich so richtig übers Ohr gehauen", beschwerte sich Feehoffer. "Wie meinst Du denn das, Torsten?" "Eigentlich hatte ich mit dem vereinbart gehabt, daß er Ministerpräsident wird und ich Parteivorsitzender." "Was! Und das sagst Du mir erst jetzt?" "Aber selbstverständlich. Es ging ja bei dieser Abmachung ohnehin erst um die Zeit nach Dir." "Ach so. Aber daß jetzt schon der Geißler in der Süddeutschen unserer CSU gute Ratschläge erteilt, das ist wirklich der absolute Gipfel der Unverschämtheit." Sträuber erhob sich, zerknüllte einige Papiere und schaute Feehoffer eindringlich an. "Wir müssen uns rächen, Torsten." "Natürlich müssen wir das und das werden wir auch. Jedoch steht zu befürchten, daß Zuber die Wahl zum Parteichef gegen mich gewinnen wird." "Verdammt, warum mußtest Du mit dieser Reyermuschi anbandeln?" "Die arbeitet für den Wenzel Reyer, die ist nicht mit dem zusammen." "Das weiß ich doch auch. Aber das paßt mir jetzt halt alles gerade überhaupt nicht ins Konzept." "Das weiß ich auch, trotzdem werden wir unsere Rache bekommen. Paß auf, Egmont: Die zwei Kurzen werden als Tandem in die nächste Landtagswahl gehen und nachdem Du mit Deinen über 60 Prozent die Meßlatte so hoch gelegt hast, werden sie grandios scheitern und dann kommt wieder unsere Zeit." "Da könntest Du Recht haben. Der Blackschein läßt sich ja mittlerweile in Nürnberg schon feiern und tritt so großspurig auf, daß einem ganz schlecht wird. Es waren übrigens 60,7 % bei der Wahl." "Besserwisser", murmelte Torsten. "Wie war das?" "Besser ist das, wenn sich die zwei Kurzen sicher fühlen, denn dann werden sie am Wahlabend ein böses Erwachen erleben." "Oh ja, darauf freue ich mich jetzt schon. Aber nach außen hin müssen wir natürlich so tun, als würden wir für die CSU kämpfen, sonst fliegt alles auf und wir bekommen mächtig Ärger." "Kein Problem, das kriegen wir hin." "Gut, Torsten, jetzt geht es mir schon wieder gleich viel besser. So machen wir das. Und in Zukunft wendest Du Dich bitte an den Magnus Öder, wenn es was zu besprechen gibt." "Muß das denn wirklich sein? Der immer mit seinen Charakterschwächen, seinem krankhaften Ehrgeiz und seinen vielen Schmutzeleien." "Ich weiß, aber ich war als Generalsekretär genauso." "Das mag sein, aber der wird immer so bleiben." "Das ist allerdings zu befürchten. Wie auch immer, er steht jedenfalls auf unserer Seite, deshalb müssen wir mit ihm zusammenarbeiten." "Na gut, was soll’s? Ministerpräsident werde ja eh ich." "Außer wenn ich es mir noch mal überlege." Beide lachten kurz auf, doch Feehoffer war gewarnt. Der Alte hatte gesprochen.

"Mensch, Egmont, so fröhlich und ausgelassen kenne ich Dich ja überhaupt nicht", gab Kathrin Sträuber am letzten Februarwochenende 2007 zu. "Ach Muschi, es war einfach herrlich beim Politischen Aschermittwoch in Passau. Die Leute haben mich stundenlang gefeiert, ich durfte drei Stunden lang reden und alle haben zugehört, weil sie geglaubt haben, das wäre meine letzte Rede beim Politischen Aschermittwoch und dann haben sie "Mauli raus!" gerufen und ich habe sie gewähren lassen, denn es hat tatsächlich funktioniert, die Sicherheitsleute haben die blöde Mauli rausgeschafft, es war phantastisch!" schwärmte Meister Ege. "Die arme Frau, die hat es aber auch nicht leicht in Eurem Männerverein", entfuhr es seiner Gattin. "Die hat uns doch diese ganze Chose eingebrockt mit ihrer Selbstdarstellung in den Medien. Mit der brauchst Du wirklich kein Mitleid haben, das hat die wahrlich nicht verdient, dieses durchtriebene Weibstück." "Wie Du über die redest, dabei kennst Du die doch gar nicht. Oder war das etwa Deine frühere Geliebte, die jetzt aus Enttäuschung darüber, daß Du sie verlassen hast, Deinen Rücktritt gefordert hat?" "Sehr witzig, Kathrin, wirklich sehr witzig. Am Schluß habe ich dem Blackschein und dem Zuber noch Angst gemacht, indem ich erklärte: "Auf ein Neues! Ich hab ja gesagt: Ich bin nicht weg!" Da haben die zwei Kurzen einen ganz schönen Schrecken bekommen, diese Verräter." "Jetzt zieh doch nicht dauernd so über den Gunnar und den Merlin her! Früher hast Du die immer ganz laut und ständig gelobt." "Ja, als sie noch schön brav das gemacht haben, was ich ihnen aufgetragen hatte. Aber etwas Gutes hat diese Rücktrittsgeschichte dann doch." "Was denn? Daß Du mehr Zeit mit mir und unseren Enkelkindern verbringen kannst?" "Ach was, so ein Quatsch! Die und Dich sehe ich ohnehin oft genug. Nein, dadurch daß es jetzt vorbei ist, habe ich mich am 22.Januar nicht mit der blöden Mauli treffen müssen, wenigstens das ist mir erspart geblieben." Egmont grinste und Kathrin ging weg. Plötzlich kehrte sie noch einmal zurück und sprach: "Ich war übrigens mit dabei gewesen in Passau, Du brauchst nicht immer so zu tun und zu erzählen, als ob ich das alles nicht auch miterlebt hätte." "Ja, schon, das weiß ich doch, aber ich freue mich halt immer noch so darüber und außer Dir hört mir inzwischen fast niemand mehr zu." Er schaute sie betrübt an und sie grinste.

Öder, Feehoffer und Sträuber saßen zusammen im Zwirberlstüberl des Ministerpräsidenten. "Also heuer tun mir die Drehbuchschreiber für das Singspiel auf dem Nockherberg richtig Leid. Die können das, was wir in den letzten Monaten veranstaltet haben, mit ihrer Satire auf keinen Fall topen", behauptete Feehoffer. "Das ist wohl wahr. Aber ich freue mich trotzdem darauf, zum letzten Mal dort als Ministerpräsident auftreten zu dürfen. Schade finde ich es nur für mein Double, den Berchenlerg. Der muß jetzt auch aufhören, obwohl der ja gar nicht gestürzt worden ist", erwähnte Sträuber. "Na ja, vielleicht finden die für den ja auch eine andere Aufgabe. Jedenfalls bin ich froh darüber, daß ich dieses Mal nicht so arg derbleckt werden dürfte wie sonst", gestand Öder. Die beiden Anderen schauten ihn fragend an und warfen sich dann wissende Blicke zu. "Magnus, gibt es da etwas, das Du uns beichten möchtest? Hast Du Dich etwa bei den Drehbuchschreibern und beim Bruder Barnabas eingeschleimt?" "Nein, das nicht, außerdem ist der Django Asül ja ein Niederbayer, der mag leider keine Franken und der wird mich garantiert nicht verschonen. Aber im Singspiel, da habt ja Ihr Beide und der Blackschein sowie der Zuber die tragenden Rollen dieses Mal." "Ich habe immer die tragende Rolle, aber was die Anderen betrifft, da dürftest Du wohl Recht haben. Gut, genug Small-Talk für heute, kümmern wir uns jetzt lieber um unsere Verschwörung gegen die beiden Verräter." Danach wurde ein Plan aufgestellt, wie man Blackschein und Zuber stürzen würde können, ohne dabei Bayern in das Unglück einer Regierung unter SPD-Führung zu stürzen. Sie beratschlagten viele Stunden lang, das Gespräch war selbstverständlich geheim, doch als sie nach getaner Arbeit auseinandergingen, hatte jeder von ihnen ein zufriedenes Grinsen auf dem eigenen Gesicht. Ente.